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Zwielichttochter - Prolog Teil 1

Jagar
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Zwielichttochter - Prolog Teil 1

Beitragvon Jagar » Mi 13 Feb, 2013 15:30

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"Und am dritten Vollmond des Jahres, 500 Generationen nach der Großen Flut, wird ein Kind aus Licht und Dunkelheit gezeugt werden, ein Produkt von großer Liebe, die über alle Konflikte hinausgeht. Und am Tag ihres 16. Geburtstags wird sich die Zwielichttochter auf eine Reise begeben, um die Alte Maschine zu erreichen und das Gleichgewicht der Welt wiederherzustellen."
Auszug aus der Prophezeiung des Kindes von Licht und Dunkelheit

Ich habe mich dazu entschieden, auch den Fantaxy-Usern mein erstes großes Romanprojekt zugänglich zu machen. Hoffentlich gefällt es euch. Kritik ist immer gern gesehen, vorausgesetzt sie ist konstruktiv und fair.


Inhalt:

Prolog Teil 1
Zuletzt geändert von Jagar am Mi 13 Feb, 2013 15:32, insgesamt 1-mal geändert.

Jagar
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Beitragvon Jagar » Mi 13 Feb, 2013 15:31

Prolog Teil 1

Schwerelos, einem Staubkorn gleich, schwebte sie über der seltsamen Szenerie, die sich zu ihren Füßen bot. Sie war nicht in ihrem Körper, sondern nahm alles aus einer anderen Perspektive wahr. Es waren allerdings nicht ihre Empfindungen, nicht ihre Gedanken und auch nicht ihre Gefühle. Sie war in jenem Moment nicht Zara, sondern jemand anderes, doch sie fand sich auf seltsame Weise mit diesem Jemand eng verbunden, als wäre es eine langjährige Freundin.
Und diese Freundin war voller tiefster Traurigkeit, Angst und Verwirrung. Sie hatte den schweren Geruch von Blut und Schießpulver in der Nase. Sie wusste, was das hieß. Doch es war nicht Zara, die dieses Massaker wahrnahm, sondern die Fremde. Und diese hatte solche Eindrücke noch nie erlebt. Sie kannte den Tod nicht, wusste nicht, was Feuerwaffen waren und wie die Schmerzensschreie ihrer Kinder klangen. All diese Eindrücke brachen nun auch über Zara herein.
Eine Hand voll seltsamer Wesen eilte einen Gang entlang. Zara schwebte über ihnen. Sie hatten einen länglichen Kopf, der keine erkennbare Nase aufwies und an dessen Seiten die Augen saßen. Solche Geschöpfe hätten Zara eigentlich völlig fremd sein sollen, doch sie kamen ihr seltsam vertraut vor. Muttergefühle überfluteten den Geist des Mädchens, gepaart mit großer Sorge. Denn der Feind war den Kindern auf den Fersen.
Zara spürte sie, lange bevor sie sie sah. Sie konnte ihren Schweiß riechen, nahm ihren Hass und Blutdurst wahr. Es waren Menschen, jene Rasse, die auf diesem Planeten heimisch war. Eines ihrer Kinder hatte seine Geschwister verraten und sich auf die Seite der Menschen gestellt, ihnen von den Plänen der Mutter erzählt und die gesamte Rasse gegen sie aufgewiegelt. Verzweifelte Wut ergriff Zaras Herz. Sie wusste, sie konnte nichts unternehmen, um ihren Kindern zu helfen. Sie hatte keine Erfahrung im Kampf, denn sie hatten es nie nötig zu kämpfen. Die Existenz ihrer Kinder blieb allen Zivilisationen bisher unbemerkt, bis es zu spät und sie von der Macht der Mutter absorbiert wurden.
Doch das Blatt hatte sich gewendet. Alle Technologie und intellektuelle Überlegenheit konnte nichts gegen die Maschinengewehre und Granaten der Menschen anrichten. Durch Waffen, schiere Überlegenheit und dem Wissen eines ihrer Kinder, war es den Soldaten der Menschen gelungen, was noch keine Rasse oder Zivilisation vor ihnen vollbringen konnte: die Erbauer aufzuspüren und zu töten.
Die letzten Überlebenden erreichten nun die Herzkammer. Unter ihnen war auch die Herztochter, das einzige von Zaras Kindern, das den Zugang zu ihrer Mutter öffnen konnte. Hoffnung keimte in ihr auf. Vielleicht gäbe es doch noch eine Zukunft für ihre Kinder. Zara sah zu, wie die Tochter ihre langen Finger in die Schlüssellöcher einführte. Schneller, raste es durch ihren Verstand, denn die Menschen waren nahe. Sie konnte ihren letzten Kindern allerdings nicht direkt beistehen, das lag nicht in ihrer Macht.
Telepathisch nahm Zara nun Kontakt mit der Herztochter auf. „Mein Kind“, sprach sie in Gedanken, „Ich verspreche euch, die Rash Nor werden fortbestehen. Die Menschen werden nicht unser Ende sein.“ Diese Worte sollten Hoffnung geben, doch Zara konnte den Zweifel nicht verbergen. Die Tochter biss tapfer die Zähne zusammen und nickte, um sich dann wieder an das Öffnen der Türe machen.
Klickend schoben sich die letzten Bolzen zurück und gaben den Weg zur Herzkammer frei. Erleichterung ergriff Zara, doch dieses Gefühl währte nur kurz, denn die Menschen waren direkt hinter ihren Kindern. „Lauft!“, rief sie ihnen in Gedanken, „Lauft und bringt euch in Sicherheit!“ Panik stieg in ihr und den Überlebenden auf, dann machte sich bittere Erkenntnis breit. Die Worte, die Zara zuvor an ihre Tochter gerichtet hatte, wurden zu leere Hülsen, als die Maschinengewehre der Menschen die Körper der letzten Erbauer zerfetzten.

Schweißgebadet wachte Zara auf. Nicht schon wieder, dachte sich das Mädchen, nicht schon wieder dieser Albtraum. Das war bereits die dritte Nacht hintereinander, in der sie diesen Traum hatte. Und immer wieder wachte Zara an dieser Stelle auf, schweißgebadet und völlig fertig. Der Traum fühlte sich so real an, fast, als hätte sich das alles genau so zugetragen und sie wäre wirklich dabei gewesen.
Aber das war natürlich völlig absurd. An solch eine Begebenheit konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. Und diese Wesen hatte Zara auch noch nie gesehen. Weder leibhaftig noch in irgendwelchen Aufzeichnungen in einer Bibliothek oder im Kom-Net. Es war also unmöglich, dass dieser Traum mehr als eine Ausgeburt der Fantasie des Mädchens war.
Mit einem Seufzer setzte sich Zara auf und fuhr sich durch das schulterlange rote Haar. „So etwas sollte kein Mädchen träumen“, flüsterte sie, während sie auf den Holo-Wecker blickte. 5 Uhr morgens. Ein weiterer Seufzer entwich Zaras Kehle. In einer Stunde musste sie aufstehen, um ihren Onkel bei der Führung der Kantine helfen, die er betrieb.
Zara ließ sich zurück in die weichen Laken ihres Bettes fallen. Der Traum ging ihr einfach nicht aus dem Kopf. Doch so sehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich aus den Ereignissen der Traumwelt keinen Reim machen. Während sie so da lag und nachdachte, dämmerte Zara doch noch einmal kurz weg.

Das scharfe Klingeln des Weckers eine Stunde später, riss Zara unsanft aus ihrem unruhigen Schlaf. Da war der Albtraum ja noch angenehmer, dachte sich das Mädchen, bevor es auf den Ausschalter schlug. Sie fühlte sich, als wäre sie durch die Mangel gedreht worden. Am liebsten würde Zara den Rest des Tages im Bett verbringen. Doch das war natürlich unmöglich. Ihr Onkel brauchte dringend ihre Hilfe.
Zara konnte ein langgezogenes Gähnen gerade noch unterdrücken, während sie sich aus ihrer Schlafstatt quälte. Der Ernst des Lebens hatte gerufen und ihr blieb nichts anders übrig, als diesem Ruf zu folgen. Andere Kinder in ihrem Alter konnten an einem Sonntag ausschlafen und sich erholen, um fit für die Schule zu sein, die am nächsten Tag wieder begann. Doch nicht Zara. Eine Schule hatte das Mädchen noch nie von innen gesehen, alles was sie wusste, hatte ihr ihr Onkel Glen beigebracht. Er war ein liebenswerter und anständiger Mann, dem das Leben übel mitgespielt hatte.

Glen begann seine Karriere bei einer großen Bank des Freien Staatenbundes. Das waren seine besten Jahre. Er hatte einen gesicherten Beruf mit einem üppigen Einkommen. Im Laufe der Zeit lernte Glen die Liebe seines Lebens kennen, Eirin. Das glückliche Paar heiratete und Eirin brachte einen gesunden Junge zur Welt. Doch ab da begannen die Probleme.
Das Kind verursachte bei Glens Frau Depressionen. Sie kam einfach nicht mit der Verantwortung klar, eine Mutter zu sein und sich um ein junges Leben kümmern zu müssen. Eirin begann zu trinken und sich mit Deproxin vollzupumpen, einer chemischen Droge, die dem Nutzer Glücksgefühle vorgaukelt. Kurzum gesagt: Eirin wurde zu einem physischen sowie psychischen Wrack. Sie vernachlässigte sogar ihr eigenes Kind.
Doch Glen schien von alldem nichts zu merken. Er ging weiter zur Arbeit und machte hunderte Überstunden, als wäre alles völlig normal. Selbst als seine Frau zum dritten Mal wegen einer Überdosis ins Krankenhaus kam und beinahe starb, änderte Zaras Onkel nichts an seinem Verhalten. War dies vielleicht sein natürlicher Verteidigungsmechanismus? Ging er den offensichtlichen Problemen, die es in seinem Leben gab, mit Arbeit und noch mehr Arbeit aus dem Weg? War Glen am Ende nur ein verängstigter Mann, völlig überfordert mit dem selbstzerstörerischen Verhalten seiner Frau? Zara würde es nie herausfinden, denn immer, wenn sie ihren Onkel darauf ansprach, wich er mit Humor aus.

Am Ende zerstörten die Drogen und der Alkohol nicht nur Eirins Leben, sondern auch das von Glen.
Es war ein stürmischer Herbsttag. Glen machte mal wieder Überstunden in der Firma, als sein Holokommunikator einen Anruf anzeigte. Ohne etwas Böses zu ahnen, nahm er den Anruf an. Am anderen Ende der Holo-Leitung erwartete ihn aber kein Kunde, sondern die Polizei. Mit betroffener Miene teilte der Offizier Glen mit, dass seine Frau und sein Kind heute tot aufgefunden wurden. Eirin hatte das Baby in der Badewanne ertränkt und sich selbst dann die Pulsadern aufgeschlitzt.
Für Glen brach eine Welt zusammen. Durch seine eigene Blindheit waren ihm die beiden wichtigsten Dinge in seinem Leben genommen worden. Nun war es Glenn, der depressiv und alkoholabhängig wurde. Als er dann mehrmals betrunken auf der Arbeit auftauchte, wurde er entlassen. Das Geld, das ihm bisher einen ordentlichen Lebensstil beschert hatte, blieb nun aus und er war gezwungen, in ein schäbigeres Viertel von Libertas zu ziehen. Er hielt sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser, doch keinen hatte er länger als ein halbes Jahr.

So ging das eine ganze Weile, bis Zara in Glens Leben trat. Besser gesagt, sie wurde ihm zu Anfang aufgedrängt.
Zu jener Zeit vor fast 16 Jahren arbeitete ihr Onkel in einer kleinen schäbigen Kantine unter dem Fulcrum-Highway. Er verdiente gerade genug Geld, um seine Existenz zu sichern. Der Eigentümer der Kantine war ein grausamer dunkelhäutiger Kerl, der Glen gerne leiden ließ und ihm für jeden Fehler, den er machte, etwas vom Gehalt abzog.
Es war keine einfache Zeit, doch Glen mochte die Arbeit in der Kantine. Überraschenderweise hatte er wirklich Spaß daran, die Kunden zu bedienen und zu kochen. Seit dem Tod seiner Frau hatte sich Glen nicht mehr so lebendig gefühlt. Er entwickelte sogar den Traum, eines Tages selbst eine Kantine zu eröffnen. Doch zunächst kam alles anders…