Hi, hier mal ne kurze Geschichte. Möchte sie in meiner Schreibwerkstatt vorstellen und woolte mal wissen was ihr davon haltet. Danke in Voraus.
Der Bote des Kommandanten
Ein junger Mann rannte durch einen unterirdischen Tunnel. Sein Gesicht war angstverzerrt und schmutzig, denn von Zeit zu zeit fiel er hin. Es war dunkel nur eine Fackel konnte ihm spärliches Licht geben und ihm den Weg durch den Tunnel leuchten. Der Name des jungen Mannes war Pierre Chevalier und er war der Bote des letzten Kommandanten der Bastille.
Es war der 14. Juli 1789. Die Situation in Paris spitzte sich immer mehr zu. Das Wetter war schwülwarm und gewittrig, die Menschen von Paris litten Hunger. Auch Pierre hatte an diesem Tag noch nicht viel zu sich genommen, denn die Essensrationen auf der Bastille wurden wieder verkleinert. Es herrschte das Chaos. Aufgebrachte Menschen, bewaffnet und bereit zu sterben, belagerten das am schwersten einzunehmende Gefängnis. Sie forderten die Freilassung der Gefangenen, die Kapitulation und die Herausgabe des Schießpulvers, das Tags zuvor reingeschafft wurde. Pierre hielt sich im Innenhof der Bastille auf, als er den Befehl des Kommandanten Marquis de Launay vernahm. Es sollte auf die Menschen geschossen werden, die sich vor der Zugbrücke zusammenrotteten. Nach Minuten des Feuergefechts, Rauch, Feuer, dem Schreien der Menschen und Verlusten auf beiden Seiten, trat wieder halbwegs Ruhe ein. Einer der Wachleute lag auf dem Boden und schrie, sein blauer Waffenrock färbte sich rot vom Blut und er streckte seine Arme aus als der Kommandant vorbei lief. Pierre konnte erkennen, das dem Marquis das Entsetzten ins Gesicht geschrieben stand. Wie konnte es so weit kommen?
Bernard-Rene Jourdan de Launay winkte Pierre zu, er solle ihm folgen. In der Waffenkammer setzte sich de Launay an den Tisch, nahm Pergament, Tinte und Feder und schrieb eine Botschaft, die er mit Wachs und seinem Siegel versah. Er sah Pierre an.
„Wie ist dein Name Bote?“
„Pierre Chevalier, Monsieur.“
„Bring diese Botschaft zu meiner Frau Corinne de Launay, nach Faurbour St. Michel.“
Pierre nahm die Botschaft entgegen, verstaute sie in seiner ledernen Tasche. Dann verbeugte er sich und wandte sich zum gehen.
Er nahm sich eine Fackel von der Wand und ging nach unten zu den Zellen. Die Gänge waren verwinkelt, aber Pierre kannte sich aus, denn er betrat und verließ sehr oft die Bastille auf diesem Weg. Durch einem Geheimgang, den nur sehr wenige kannten. Der Tunnel war rutschig, nicht befestigt und Pierre konnte sich schwer auf den Beinen halten. Zum einen weil er kaum noch Kraft hatte durch die Lebensmittelkürzung und zum anderen hatte er Angst. Er musste sich bücken damit er mit seinem halbmondförmigen Hut nicht ständig an die niedrige decke stieß. Der Tunnel endete am Ufer der Seine. Er drückte sich an die Mauer und folgte ihr bis zur nächsten Brücke, da überquerte er die Seine und machte sich auf den Weg nach Faurbour St. Michel.
Die Luft in Paris war zum schneiden dick. Überall kamen Menschen zusammen. Sie schrien Parolen und marschierten zur Bastille. Niemand achtete auf ihn, er war nur ein Bote. Kein Adliger, kein Soldat, das verriet seine Kleidung. Sein Rock war mit Staub bedeckt und man konnte die dunkelblaue Farbe nur noch erahnen. Seine weiße Hose war mit matsch beschmiert und an seinen schwarzen Stiefeletten trocknete dieser bereits. Pierre senkte den Blick, als er sich an der Menge vorbei schob Richtung Stadtrand. Auf dem Weg zum Haus des Kommandanten, kam er an umgestürzten Kutschen Adliger vorbei. Manche von ihnen hatten kein Glück und die Bürger hatten sie erschlagen und liegen gelassen. Manche brannten sogar und von eineigen hatte man die Köpfe aufgespießt und trug sie durch die Straßen von Paris.
Er wandte sich ab und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht. Er wollte nicht das man sah wie er weinte. Denn nicht nur Adliges Blut floss die Straßen entlang, sondern auch das der Bürger. Er sah Alte, Frauen, die noch ihr Kind im Arm hielten, ein Junge der neben seinem toten Vater kauerte. Endlich fand er das Haus. Es sah aus als wäre es verlassen, doch dann sah er eine Bewegung am oberen Fenster. Bevor er sich näherte schaute es sich um. Als er sich vergewissert hatte, das er allein war, ging er zur Tür und klopfte an. Wieder sah er sich um, denn es dauerte eine Weile bis er eine leise Stimme hörte.
„Wer seid Ihr?“
„Ich bin der Bote des Kommandanten de Launay. Er hat eine Botschaft für sie, Madamme.“
Die Tür öffnete sich ein Spalt breit. Eine zierliche Frau sah ihn an, dann spähte sie auf die Straße und ließ ihn ein.
Pierre schlüpfte durch den Spalt der Tür. Nun konnte er die Frau besser sehen. Sie hatte hochgesteckte, braune Haare. Ihr Gesicht war schmal und an den Wangen etwas eingefallen, als sie lächelte sah er kleine zarte Fältchen an den Augen. Ihr Kleid war an einigen Stellen verschlissen und hier und da auch schon geflickt, doch ihr auftreten hatte würde, trotz der grausamen Zeiten.
„Was habt ihr für eine Botschaft?“
Pierre nahm das Pergament aus seiner Tasche und gab es ihr. Sie sah die Rolle an und rieb sich nervös die Hände.
„Bitte lest sie mir vor.“
Chevallier brach das Siegel auf und entrollte das Pergament. Er sah sie noch einmal an und begann zu lesen.
„Meine liebste Corinne. Ich befürchte ich habe einen Fehler gemacht. Schon seit geraumer Zeit habe ich keine Nachricht aus Versaille. Die Bastille wird belagert und ich habe befohlen auf die Menschen dort zu schießen. Was ist aus uns geworden? Ich bitte dich, nimm die Kinder und verlasse so schnell es geht Paris. Ihr seid hier nicht mehr sicher. Die Monarchie gibt es nicht mehr und die Bastille wird fallen. Ich weiß nicht ob wir uns wieder sehen, aber ich hoffe auf eine bessere Zukunft für Frankreich. Lang lebe die Königin.
Bernard-Rene Jourdan de Launay“
Pierre ließ das Pergament sinken und sah Corinne an. Sie hatte Tränen in den Augen, aber gab sich nicht die Blöße zusammenzubrechen.
„Ich danke euch. Mein Mann schrieb, die Bastille wird fallen. Was werdet ihr jetzt tun?“
„Ich werde euch begleiten und euch helfen einen sichern Platz zu finden und dann werde ich zu meiner Familie zurückkehren.“