Hallo liebes Forum!
Ich möchte euch heute mal eine FanFiction zum Lesen geben, die ich vor 1,5 Jahren angefangen habe und irgendwann im Laufe des letzten Jahres fertiggestellt habe. Das Setting ist die Videospiel-Reihe The Elder Scrolls, die Handlung ist frei von mir erfunden. Ich hoffe ihr habt Spaß!
Bezüglich der Rassen, die in der FF genannt werden, eine kleine Erklärung:
Dunmer - Dunkelelfen
Altmer - Hochelfen
Bosmer - Waldelfen
Argonier - Echsenmenschen
Bretonen - Menschen
Kaiserliche - Menschen
Rothwardonen - dunkelhäutige Menschen
Orks - Orks
Khajiit - Katzenmenschen
Nord - Menschen
Kapitel 1: Süßes Studentenleben
"Wo ist er?!" Der Dekan ging vor Wut schäumend vor den drei Studenten auf und ab. Auf der Stirn des Altmer hatte sich eine dicke pulsierende Zornesader gebildet, die fast zu platzen drohte. Die drei Studenten – der Altmer Falandril, der Bretone Jules und der Argonier Pol-Tan – blickten sich nervös an. "Ich frage Euch noch einmal: Wo ist er?!" Jules ergriff die Initiative: "Wir wissen es nicht, ehrwürdiger Dekan. Wir haben Ralen zuletzt gestern Abend in der Speisehalle gesehen. Nach dem Essen ist er verschwunden." "Ihr wisst es nicht", wiederholte der alte Altmer leise, der der Universität schon seit Jahrzehnten als Dekan diente.
Pol zischelte nervös vor sich hin und auch Falandril begann zu schwitzen. Immer wenn der Dekan zu flüstern begann, stand der Ausbruch kurz bevor. Und auch jetzt sollte sich diese alte Weisheit bewahrheiten. Mit hochrotem Kopf schrie der Altmer die Studenten an: "IHR WISST ES NICHT?! DANN FINDET IHN!!! WENN RETHAN NICHT BIS SONNENUNTERGANG WIEDER HIER IST, FLIEGT IHR ALLE VON DER UNIVERSITÄT!!!! HAB ICH MICH KLAR AUSGEDRÜCKT???!!!" Die drei Zimmergenossen nickten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren rauschte der Dekan aus dem Raum.
"Was jetzt?" Der Argonier Pol rieb die Hände aneinander. Ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben. "Ja", stimmte Falandril ein, "wo sollen wir Ralen suchen, Jules?" Die Beiden blickten den Bretonen erwartungsvoll an. Dieser blieb seelenruhig. "Ganz einfach", sagte er, "wir drei wissen ganz genau, wo sich Ralen aufhält, wenn er nicht in der Universität ist, nicht wahr?" Der Argonier und der Altmer tauschten rasche Blicke, dann begriffen auch sie. "Die Blühende Rose", stieß Pol hervor. Jules lächelte. "Genau. Wir sollten Ralen aufsammeln, bevor wir noch alle rausgeschmissen werden." Die Studenten machten sich auf, den verlorenen Dunmer zu holen.
Die Blühende Rose war das beste Bordell von Erstburg. Es lag direkt im Adelsviertel der Stadt und war stets gut besucht. Geführt wurde es von Alenia, einer wunderschönen Altmer. Mit einem Lächeln begrüßte sie Jules, Falandril und Pol: "Ah, wenn das nicht die werten Freunde meines besten Kunden sind. Willkommen. Was darf es denn heute sein? Wir haben gerade neue Mädchen aus Valenwald bekommen. Sie sind..." Jules brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen. "Heute nicht, Madame Alenia. Eigentlich wollen wir nur eines: Ralen."
Alenia blickte erst ein wenig überrascht, dann begann sie zu kichern. "Der Dekan?", fragte sie. Mit einem Lächeln nickte Jules. "Schön. Ralen ist oben." Die drei bedankten sich und stiegen dann die verzierte Wendeltreppe nach oben.
Es war nicht schwer, den Dunmer zu finden: Aus einem der Zimmer drangen sanfte Lautentöne. Ohne zu Klopfen trat das Studenten-Trio ein. Die Szenerie, die sich ihnen bot, war äußerst bizarr: In einem Sessel saß Ralen, der die Laute zupfte. Vor seinen Füßen räkelten sich drei Elfinnen – eine Dunmer, eine Bosmer und eine Altmer – und küssten sich gegenseitig.
Ihr Kommilitone bemerkte sie erst gar nicht. Erst als sich Jules räusperte, blickte der Dunmer auf. "Meine Freunde!" Ralen legte die Laute zur Seite und stand auf. Mit einer Geste scheuchte er die Dirnen nach draußen. Als sich die Tür schloss, wand sich Ralen den Studenten zu: "Was sucht ihr denn Ihr?"
Pol ergriff als erster das Wort: "Na dich! Der Dekan wäre uns beinahe an die Gurgel gegangen! Er will uns alle von der Uni werfen!" Der Argonier war außer sich. Seine Zunge zischte immer und immer wieder aus seinem Maul. Seine kleine Rede brachte Ralen zum Lachen. "Der Dekan? Ach kommt schon. Er würde niemals seinen besten Schüler rauswerfen."
Nun grinste auch Jules. "Wie machst du das nur, Ralen?", wollte der Bretone wissen, "Wie kannst du so gute Arbeiten schreiben, obwohl du nie etwas lernst?" Mit einem Lächeln tippte sich Ralen gegen die Stirn. "Durch eine überlegenen Geist, meine Herren. Ich bin ein Genie", erklärte der Dunmer, wobei man deutlich den Stolz in seiner Stimme vernehmen konnte. Jules und Falandril musste lachen, einzig Pol war nicht nach Späßen zu mute. Er war der erste Argonier seit Jahrhunderten, der an der Universität von Erstburg aufgenommen wurde. Dieses Privileg wollte er nicht wegen eines faulen Dunmers verlieren.
Ralen schnappte sich seine Laute und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er stehen: "Eine Frage noch: Wieso ist der Dekan so sauer?" Pol zischte sofort los: "Du hast eine seiner Vorlesungen verpasst. Mal wieder." Ralen schaute ein wenig verdutzt drein. Die Reaktion des Argoniers überraschte ihn. War er etwa wütend? Der Dunmer konnte sich nicht vorstellen, wieso. Nach einer kurzen Zeit der bedrückenden Stille ergriff Ralen wieder das Wort: "Das ist alles? Nun wenn ich zwischen der Hypnose, die unser verehrter Dekan in seinen Vorlesungen an den Tag legt, und einem Nachmittag im Bordell wählen könnte, würde das Bordell gewinnen." Jules und Falandril mussten über seine Bemerkung lachen, Pol dagegen sah weiterhin finster drein.
Ralen blickte aus dem Fenster. Die Sonne senkte sich langsam über die Dächer von Erstburg. "Wir sollten gehen." Seine Kommilitonen nickten bestätigend und zu viert verließen sie das Freudenhaus.
Auf dem Weg in die Universität mussten sie das gesamte Adelsviertel durchqueren. Zufällig kamen die Studenten hierbei an der Villa der Rethans vorbei. Ralen blieb natürlich am Eingang stehen, der von zwei Wachen flankiert wurde. "Ich muss kurz hinein", sagte er zu seinen Freunden. "Gut. Aber wir kommen mit." Jules sah dem Dunmer direkt in die Augen. Mit einem Seufzen nickte dieser. Er wusste genau, wieso sie mit hinein wollten.
Ralens Vater war vor Jahrzehnten aus Morrowind ausgewandert. Er hatte sich mit seinem Bruder wegen des Familiengeschäfts gestritten und dann beschlossen, dass es besser wäre, getrennte Wege zu gehen. Die beiden Brüder pflegten aber trotzdem einen regen Kontakt und auch eine enge Geschäftsbeziehung. Ralens Vater war der größte Importeur von Kolonialwaren in Summerset. Dieser enorme Reichtum hatte der Rethan-Familie letztendlich auch einen Adelstitel eingebracht. Eines Tage würde Ralen das Geschäft übernehmen.
"Hallo. Ich bin es." Ralen rief in das Gewölbe der Eingangshalle hinein. Niemand war zusehen. Zunächst. Doch dann hörte er von der Treppe eine wohlbekannte Stimme: "Du! Ich hab gehört, du hast dich wieder bei diesen Huren herumgetrieben. Stimmt das, Bruder?"
Am oberen Ende der Treppe erschien eine bildhübsche Dunmer. Ihr rotes Haar fiel ihr in Locken auf die Schultern, sie trug ein ziemlich kurzes und tief ausgeschnittenes Kleid. Der harte Blick ihrer roten Augen ruhte auf Ralen. "Tara!", rief dieser erfreut und musste breit grinsen, "Wie ich sehe, gehst du aus, Schwesterherz. Zu einem deiner vielen Verehrer?" Ralens Zwillingsschwester Tara überging die Bemerkung: "Du solltest dir lieber mehr Sorgen um dein Studium und den Ruf unserer Familie machen. Der Dekan ist gerade bei Vater. Er sah nicht sehr begeistert aus."
Jules konnte eine Feine Prise von Genugtuung in Taras Stimme vernehmen. Sie schien sich über Ralens missliche Lage zu amüsieren. Das war wohl Geschwister-Rivalität. "Guten Abend, Lady Tara", grüßte der Bretone höflich und verbeugte sich. Falandril und Pol taten es ihm gleich. Tara ignorierte die drei Besucher vollkommen. Sie war ganz und gar auf Ralen fixiert. "Was denkst du dir?", fauchte sie ihn an, "Willst du unbedingt deine Karriere aufs Spiel setzen für ein paar Nutten?!"
Ralen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Du bist wahrlich eine Dunmer wie aus dem Bilderbuch. Keine Angst. Der Dekan würde mich nie im Leben der Universität verweisen. Ich bin einfach zu gut." Tara schien nicht überzeugt. Herausfordernd stemmte sie eine Hand in die Hüfte. "Wie du meinst Bruder", sagte sie schließlich, "Aber heul dich dann bloß nicht bei mir aus." Tara schwebte die Treppe hinab und verschwand dann in der lauen Sommernacht.
Pols Blick verweilten noch einige Sekunden auf der Tür, durch die Tara verschwunden war. Sie war wirklich unglaublich hübsch. Der Argonier hatte sich sofort verliebt, als er Ralens Schwester vor knapp einem halben Jahr das erste Mal kennenlernte.
"Mein Sohn." Eine tiefe Stimme erregte die Aufmerksamkeit der Studenten. Sie drehten die Köpfe nach rechts. Neben der Treppe hatte sich eine Tür geöffnet und ein älterer Dunmer und der Dekan waren in die Eingangshalle getreten. Nun war es Ralen der sich verbeugte. "Ehrwürdiger Vater. Verehrter Dekan." Ein leises Lächeln legte sich auf die Lippen von Ralens Vater. "Wie ich sehe", sprach er durch seinen Bart hindurch, "hast du wenigstens nicht den Respekt vor deinem Vater verloren. Der Herr Dekan hat mir von deinen Verfehlungen berichtet." Nun wurde der Blick des Dunmers anklagend. "Du hast wieder einen seiner Vorlesungen verpasst. Wie oft habe ich dir gesagt, selbst wenn du klüger als deine Kommilitonen und die Dozenten bist: Du musst die Vorlesungen besuchen!" Beschämt blickte Ralen zu Boden. "Es tut mir leid", presste er hervor, "Ich schwöre bei meiner Ehre, es kommt nicht mehr vor, Vater."
Nun lächelte Ralens Vater wieder. "Ich nehme dich beim Wort, Sohn. Nun ist die Sache für mich erledigt." Der Dunmer wandte sich zum Gehen. Doch weit kam er nicht. Der Dekan packte ihm am Arm. Mit hochrotem Kopf redete er auf den Adligen ein: "Sera Rethan! Das ist alles?! Ich dachte, Ihr würdet den Lümmeln und sein übergroßes Ego zurechtstutzen!" Ralens Vater schlug die Hand des Altmers weg. "Dieser Lümmel", wiederholte er bedrohlich, "ist zufällig mein Sohn! Und Ihr Dekan, solltet Eure Stellung nicht vergessen! Mischt Euch nicht in meine Angelegenheiten ein!" Der Dunmer ließ den verdutzten Dekan stehen und zog sich zurück.
Es dauerte eine ganze Weile, bis der Dekan wieder ein Wort herausbrachte. "Rethan", zischte er Ralen an, "In die Universität! Sofort!" Dann zog der Altmer ebenfalls von dannen. Als sich die Tür hinter ihm schloss, konnte sich Ralen nicht mehr zurückhalten. Er brach in schallendes Gelächter aus. "Hahaha! Habt ihr sein Gesicht gesehen? Wie der gekuckt hat!" Jules und Falandril konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. Nur Pol fand das ganze wieder einmal gar nicht lustig. "Kommt endlich, ihr Spaßvögel! Wir sollten zurück in die Universität!" "Schon gut", sagte Ralen, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
Die Vier verließen die Rethan-Villa und steuerten auf die Universität zu. Sie ahnten noch nicht, wie aufregend die nächsten Tage werden würden.