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Die Krone der Macht [Elder Scrolls-FF]

Jagar
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Die Krone der Macht [Elder Scrolls-FF]

Beitragvon Jagar » Fr 25 Jan, 2013 09:05

Hallo liebes Forum!

Ich möchte euch heute mal eine FanFiction zum Lesen geben, die ich vor 1,5 Jahren angefangen habe und irgendwann im Laufe des letzten Jahres fertiggestellt habe. Das Setting ist die Videospiel-Reihe The Elder Scrolls, die Handlung ist frei von mir erfunden. Ich hoffe ihr habt Spaß!

Bezüglich der Rassen, die in der FF genannt werden, eine kleine Erklärung:
Dunmer - Dunkelelfen
Altmer - Hochelfen
Bosmer - Waldelfen
Argonier - Echsenmenschen
Bretonen - Menschen
Kaiserliche - Menschen
Rothwardonen - dunkelhäutige Menschen
Orks - Orks
Khajiit - Katzenmenschen
Nord - Menschen



Kapitel 1: Süßes Studentenleben


"Wo ist er?!" Der Dekan ging vor Wut schäumend vor den drei Studenten auf und ab. Auf der Stirn des Altmer hatte sich eine dicke pulsierende Zornesader gebildet, die fast zu platzen drohte. Die drei Studenten – der Altmer Falandril, der Bretone Jules und der Argonier Pol-Tan – blickten sich nervös an. "Ich frage Euch noch einmal: Wo ist er?!" Jules ergriff die Initiative: "Wir wissen es nicht, ehrwürdiger Dekan. Wir haben Ralen zuletzt gestern Abend in der Speisehalle gesehen. Nach dem Essen ist er verschwunden." "Ihr wisst es nicht", wiederholte der alte Altmer leise, der der Universität schon seit Jahrzehnten als Dekan diente.
Pol zischelte nervös vor sich hin und auch Falandril begann zu schwitzen. Immer wenn der Dekan zu flüstern begann, stand der Ausbruch kurz bevor. Und auch jetzt sollte sich diese alte Weisheit bewahrheiten. Mit hochrotem Kopf schrie der Altmer die Studenten an: "IHR WISST ES NICHT?! DANN FINDET IHN!!! WENN RETHAN NICHT BIS SONNENUNTERGANG WIEDER HIER IST, FLIEGT IHR ALLE VON DER UNIVERSITÄT!!!! HAB ICH MICH KLAR AUSGEDRÜCKT???!!!" Die drei Zimmergenossen nickten. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren rauschte der Dekan aus dem Raum.
"Was jetzt?" Der Argonier Pol rieb die Hände aneinander. Ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben. "Ja", stimmte Falandril ein, "wo sollen wir Ralen suchen, Jules?" Die Beiden blickten den Bretonen erwartungsvoll an. Dieser blieb seelenruhig. "Ganz einfach", sagte er, "wir drei wissen ganz genau, wo sich Ralen aufhält, wenn er nicht in der Universität ist, nicht wahr?" Der Argonier und der Altmer tauschten rasche Blicke, dann begriffen auch sie. "Die Blühende Rose", stieß Pol hervor. Jules lächelte. "Genau. Wir sollten Ralen aufsammeln, bevor wir noch alle rausgeschmissen werden." Die Studenten machten sich auf, den verlorenen Dunmer zu holen.

Die Blühende Rose war das beste Bordell von Erstburg. Es lag direkt im Adelsviertel der Stadt und war stets gut besucht. Geführt wurde es von Alenia, einer wunderschönen Altmer. Mit einem Lächeln begrüßte sie Jules, Falandril und Pol: "Ah, wenn das nicht die werten Freunde meines besten Kunden sind. Willkommen. Was darf es denn heute sein? Wir haben gerade neue Mädchen aus Valenwald bekommen. Sie sind..." Jules brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen. "Heute nicht, Madame Alenia. Eigentlich wollen wir nur eines: Ralen."
Alenia blickte erst ein wenig überrascht, dann begann sie zu kichern. "Der Dekan?", fragte sie. Mit einem Lächeln nickte Jules. "Schön. Ralen ist oben." Die drei bedankten sich und stiegen dann die verzierte Wendeltreppe nach oben.
Es war nicht schwer, den Dunmer zu finden: Aus einem der Zimmer drangen sanfte Lautentöne. Ohne zu Klopfen trat das Studenten-Trio ein. Die Szenerie, die sich ihnen bot, war äußerst bizarr: In einem Sessel saß Ralen, der die Laute zupfte. Vor seinen Füßen räkelten sich drei Elfinnen – eine Dunmer, eine Bosmer und eine Altmer – und küssten sich gegenseitig.
Ihr Kommilitone bemerkte sie erst gar nicht. Erst als sich Jules räusperte, blickte der Dunmer auf. "Meine Freunde!" Ralen legte die Laute zur Seite und stand auf. Mit einer Geste scheuchte er die Dirnen nach draußen. Als sich die Tür schloss, wand sich Ralen den Studenten zu: "Was sucht ihr denn Ihr?"

Pol ergriff als erster das Wort: "Na dich! Der Dekan wäre uns beinahe an die Gurgel gegangen! Er will uns alle von der Uni werfen!" Der Argonier war außer sich. Seine Zunge zischte immer und immer wieder aus seinem Maul. Seine kleine Rede brachte Ralen zum Lachen. "Der Dekan? Ach kommt schon. Er würde niemals seinen besten Schüler rauswerfen."
Nun grinste auch Jules. "Wie machst du das nur, Ralen?", wollte der Bretone wissen, "Wie kannst du so gute Arbeiten schreiben, obwohl du nie etwas lernst?" Mit einem Lächeln tippte sich Ralen gegen die Stirn. "Durch eine überlegenen Geist, meine Herren. Ich bin ein Genie", erklärte der Dunmer, wobei man deutlich den Stolz in seiner Stimme vernehmen konnte. Jules und Falandril musste lachen, einzig Pol war nicht nach Späßen zu mute. Er war der erste Argonier seit Jahrhunderten, der an der Universität von Erstburg aufgenommen wurde. Dieses Privileg wollte er nicht wegen eines faulen Dunmers verlieren.
Ralen schnappte sich seine Laute und wandte sich zum Gehen. An der Tür blieb er stehen: "Eine Frage noch: Wieso ist der Dekan so sauer?" Pol zischte sofort los: "Du hast eine seiner Vorlesungen verpasst. Mal wieder." Ralen schaute ein wenig verdutzt drein. Die Reaktion des Argoniers überraschte ihn. War er etwa wütend? Der Dunmer konnte sich nicht vorstellen, wieso. Nach einer kurzen Zeit der bedrückenden Stille ergriff Ralen wieder das Wort: "Das ist alles? Nun wenn ich zwischen der Hypnose, die unser verehrter Dekan in seinen Vorlesungen an den Tag legt, und einem Nachmittag im Bordell wählen könnte, würde das Bordell gewinnen." Jules und Falandril mussten über seine Bemerkung lachen, Pol dagegen sah weiterhin finster drein.
Ralen blickte aus dem Fenster. Die Sonne senkte sich langsam über die Dächer von Erstburg. "Wir sollten gehen." Seine Kommilitonen nickten bestätigend und zu viert verließen sie das Freudenhaus.

Auf dem Weg in die Universität mussten sie das gesamte Adelsviertel durchqueren. Zufällig kamen die Studenten hierbei an der Villa der Rethans vorbei. Ralen blieb natürlich am Eingang stehen, der von zwei Wachen flankiert wurde. "Ich muss kurz hinein", sagte er zu seinen Freunden. "Gut. Aber wir kommen mit." Jules sah dem Dunmer direkt in die Augen. Mit einem Seufzen nickte dieser. Er wusste genau, wieso sie mit hinein wollten.
Ralens Vater war vor Jahrzehnten aus Morrowind ausgewandert. Er hatte sich mit seinem Bruder wegen des Familiengeschäfts gestritten und dann beschlossen, dass es besser wäre, getrennte Wege zu gehen. Die beiden Brüder pflegten aber trotzdem einen regen Kontakt und auch eine enge Geschäftsbeziehung. Ralens Vater war der größte Importeur von Kolonialwaren in Summerset. Dieser enorme Reichtum hatte der Rethan-Familie letztendlich auch einen Adelstitel eingebracht. Eines Tage würde Ralen das Geschäft übernehmen.
"Hallo. Ich bin es." Ralen rief in das Gewölbe der Eingangshalle hinein. Niemand war zusehen. Zunächst. Doch dann hörte er von der Treppe eine wohlbekannte Stimme: "Du! Ich hab gehört, du hast dich wieder bei diesen Huren herumgetrieben. Stimmt das, Bruder?"
Am oberen Ende der Treppe erschien eine bildhübsche Dunmer. Ihr rotes Haar fiel ihr in Locken auf die Schultern, sie trug ein ziemlich kurzes und tief ausgeschnittenes Kleid. Der harte Blick ihrer roten Augen ruhte auf Ralen. "Tara!", rief dieser erfreut und musste breit grinsen, "Wie ich sehe, gehst du aus, Schwesterherz. Zu einem deiner vielen Verehrer?" Ralens Zwillingsschwester Tara überging die Bemerkung: "Du solltest dir lieber mehr Sorgen um dein Studium und den Ruf unserer Familie machen. Der Dekan ist gerade bei Vater. Er sah nicht sehr begeistert aus."

Jules konnte eine Feine Prise von Genugtuung in Taras Stimme vernehmen. Sie schien sich über Ralens missliche Lage zu amüsieren. Das war wohl Geschwister-Rivalität. "Guten Abend, Lady Tara", grüßte der Bretone höflich und verbeugte sich. Falandril und Pol taten es ihm gleich. Tara ignorierte die drei Besucher vollkommen. Sie war ganz und gar auf Ralen fixiert. "Was denkst du dir?", fauchte sie ihn an, "Willst du unbedingt deine Karriere aufs Spiel setzen für ein paar Nutten?!"
Ralen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Du bist wahrlich eine Dunmer wie aus dem Bilderbuch. Keine Angst. Der Dekan würde mich nie im Leben der Universität verweisen. Ich bin einfach zu gut." Tara schien nicht überzeugt. Herausfordernd stemmte sie eine Hand in die Hüfte. "Wie du meinst Bruder", sagte sie schließlich, "Aber heul dich dann bloß nicht bei mir aus." Tara schwebte die Treppe hinab und verschwand dann in der lauen Sommernacht.
Pols Blick verweilten noch einige Sekunden auf der Tür, durch die Tara verschwunden war. Sie war wirklich unglaublich hübsch. Der Argonier hatte sich sofort verliebt, als er Ralens Schwester vor knapp einem halben Jahr das erste Mal kennenlernte.

"Mein Sohn." Eine tiefe Stimme erregte die Aufmerksamkeit der Studenten. Sie drehten die Köpfe nach rechts. Neben der Treppe hatte sich eine Tür geöffnet und ein älterer Dunmer und der Dekan waren in die Eingangshalle getreten. Nun war es Ralen der sich verbeugte. "Ehrwürdiger Vater. Verehrter Dekan." Ein leises Lächeln legte sich auf die Lippen von Ralens Vater. "Wie ich sehe", sprach er durch seinen Bart hindurch, "hast du wenigstens nicht den Respekt vor deinem Vater verloren. Der Herr Dekan hat mir von deinen Verfehlungen berichtet." Nun wurde der Blick des Dunmers anklagend. "Du hast wieder einen seiner Vorlesungen verpasst. Wie oft habe ich dir gesagt, selbst wenn du klüger als deine Kommilitonen und die Dozenten bist: Du musst die Vorlesungen besuchen!" Beschämt blickte Ralen zu Boden. "Es tut mir leid", presste er hervor, "Ich schwöre bei meiner Ehre, es kommt nicht mehr vor, Vater."
Nun lächelte Ralens Vater wieder. "Ich nehme dich beim Wort, Sohn. Nun ist die Sache für mich erledigt." Der Dunmer wandte sich zum Gehen. Doch weit kam er nicht. Der Dekan packte ihm am Arm. Mit hochrotem Kopf redete er auf den Adligen ein: "Sera Rethan! Das ist alles?! Ich dachte, Ihr würdet den Lümmeln und sein übergroßes Ego zurechtstutzen!" Ralens Vater schlug die Hand des Altmers weg. "Dieser Lümmel", wiederholte er bedrohlich, "ist zufällig mein Sohn! Und Ihr Dekan, solltet Eure Stellung nicht vergessen! Mischt Euch nicht in meine Angelegenheiten ein!" Der Dunmer ließ den verdutzten Dekan stehen und zog sich zurück.

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Dekan wieder ein Wort herausbrachte. "Rethan", zischte er Ralen an, "In die Universität! Sofort!" Dann zog der Altmer ebenfalls von dannen. Als sich die Tür hinter ihm schloss, konnte sich Ralen nicht mehr zurückhalten. Er brach in schallendes Gelächter aus. "Hahaha! Habt ihr sein Gesicht gesehen? Wie der gekuckt hat!" Jules und Falandril konnte sich ein Grinsen ebenfalls nicht verkneifen. Nur Pol fand das ganze wieder einmal gar nicht lustig. "Kommt endlich, ihr Spaßvögel! Wir sollten zurück in die Universität!" "Schon gut", sagte Ralen, als er sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
Die Vier verließen die Rethan-Villa und steuerten auf die Universität zu. Sie ahnten noch nicht, wie aufregend die nächsten Tage werden würden.

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Kapitel 2: Mythologie für Anfänger

Beitragvon Jagar » Sa 02 Feb, 2013 20:03

Nur mit Mühe konnte Ralen ein Gähnen unterdrücken. Er hatte seinen Kopf auf den Händen abgestützt und verfolgte gelangweilt die Vorlesung des Dekans. Gerade einmal eine Viertelstunde war vergangen und schon war dem Studenten danach, sich an Ort und Stelle aufzuhängen. Von seinen Mitbewohnern war auch niemand anwesend. Die vier Freunde studierten alle unterschiedliche Richtungen: Ralen studierte Recht, Falandril Altertumskunde, Jules Dwemer-Mechanik und der Argonier Pol hatte sich für den Kurs Philosophie eingeschrieben. Sie besuchten nur selten gemeinsam eine Vorlesung, meist in Nebenfächern. Heute stand wieder einmal eine Vorlesung des Dekans über die Rechtsgeschichte des Kaiserreichs auf dem Plan. An und für sich konnte das Ganze eine recht interessante Sache sein, aber der Altmer hatte die Fähigkeit, selbst das spannendste Thema durch seinen Vortrag einschläfernd wirkend zu lassen. Er blickte während der gesamten zwei Stunden nicht einmal von seinen Notizen auf. Diese las er mit immer gleichbleibender Stimme vor.
Verzweifelt ließ Ralen den Kopf auf den Tisch sinken. Er hatte einen guten Grund, wieso er nicht in die Vorlesungen kam. Schon wenn er den Hörsaal betrat, verfiel der Dunmer in eine Lethargie, die für mindestens zwei Stunden anhielt.

Aus purer Langeweile ließ Ralen den Blick durch die spärlich gefüllten Reihen wandern. Irgendwie musste er sich wach halten. Zwei Reihen vor ihm erregte eine Rothwardone seine Aufmerksamkeit. Sie hatte ein Buch aufgeschlagen, das allerdings nicht mit dem Kurs zu tun hat. Ralen legte den Kopf schief, um einen Blick zu erhaschen. Auf einer der aufgeschlagenen Seite konnte er die Zeichnung einer schwarzen, achtzackigen Krone erkennen. Das Buch hatte Ralens Aufmerksamkeit erregt.
"Pssst! He!" Verwundert hob die Rothwardone den Kopf. Was war das? Als sie nichts mehr hörte, vertiefte sie sich wieder in den Schmöker, mit dem sie sich wachhielt. "He!" Wieder eine Stimme. Sie sah sich um. Ein paar Reihen hinter ihr, winkte ein junger Dunmer unauffällig mit der Hand. Sie wusste wer er war. Jeder am Campus kannte den Unruhestifter Ralen Rethan. "Was ist?", zischte sie nach hinten, dabei immer den Dekan im Blick. Sie wollte nicht dem Sog von Rethans Unbeliebtheit bei der Universitätsleitung anheimfallen.
"Das Buch", wisperte Ralen, "Um was geht es?" Die Frau schaute den Dunmer an, als würde er von einem anderen Stern kommen. "Das Buch!", wiederholte er. Mit ausgestrecktem Finger deutete er auf das in schwarzes Leder eingeschlagene Werk. Jetzt begriff die Rothwardone: "Oh! Das ist eine Abhandlung über die Mythologie von Summerset. Geschrieben wurde es von..." Ralen fuhr ihr ins Wort: "Die Kurzfassung bitte. Was ist auf dieser Seite abgebildet?" Die Rothwardone warf einen raschen Blick auf den Dekan, der immer noch auf seinem Blatt klebte, dann lehnte sie sich gänzlich nach hinten: "Diese Illustration zeigte die Schwarze Krone der Macht, ein uraltes Artefakt, das angeblich von den Göttern selbst geschmiedet wurde. Vor vielen Tausenden Jahren gab der Gott des Geheimen Wissens, Xarxes, die Krone an einen sterblichen Altmer-König, Galaril. Dieser..."
Auffordernd streckte Ralen die Hand aus. "Gebt mir einfach das Buch." Die Rothwardone war ein wenig verblüfft. "Vergesst es!" Ein verschlagenes Grinsen huschte über das Gesicht des Dunmers. Sie wollte nicht? Da musste er wohl etwas tiefer in die Trickkiste greifen. Ralen räusperte sich, bevor er ein wenig lauter in den Saal sprach: "Natürlich können wir diese Stellungen ausprobieren, meine Liebe. Dieses Buch ist sehr unterhaltsam. Aber wir sollten doch warten, bis die Vorlesung vorbei ist. Außer Ihr wollt unter dem Tisch schon einmal beginnen..."

Alle Augen im Hörsaal ruhten plötzlich auf Ralen und der Rothwardone. Die Frau blickte den Dunmer geschockt an. Dieser grinste breit und zufrieden. Am Rednerpult hob nun auch der Dekan den Blick. "Was geht da vor sich?" Schnellen Schrittes war der Altmer bei den beiden Studenten angelangt. "Was hab Ihr nun schon wieder angestellt, Rethan?", fragte er zornig. Ralen zuckte mit den Schultern: "Es tut mir leid, Herr Dekan, aber Ihr wisst ja, welche Wirkung ich auf die Damenwelt habe. Ich hab meiner sehr verehrten Kommilitonin gerade ein Buch mit exotischen Liebesspielpraktiken geliehen und sie war so begeistert davon, dass sie sofort beginnen wollte."
Der wütende Blick des Dekans richtete sich nun auf die arme Rothwardone. "Ich....er....wir....", stotterte sie, zu überrascht um einen anständigen Satz zu formen. Ohne ein weiteres Wort zog der Dekan ihr den Schinken über die Summerset-Mythologie aus den Händen und warf ihn Ralen zu. "Packt diesen Schund weg", sagte er mit bebender Stimme. "Und Ihr!" Wieder sah er die Studentin an. "Setzt Euch an das andere Ende des Saales! Und wehe, Ihr stört noch mal meine Vorlesung!" Dann hob der Dekan drohend den Finger gen Ralen: "Ihr! Das ist meine letzte Warnung! Nächstes Mal wird Euch Euer Vater nicht in Schutz nehmen!" Ralen stand auf und verbeugte sich tief: "Meine untertänigste Entschuldigung, Herr Dekan." Grummelnd drehte sich der Altmer um, um seine Vorlesung fort zu setzten.
Ralen war mehr als zufrieden: er hatte den Dekan erneut provoziert, hatte seinen Spaß, die Vorlesung aufgelockert und das Buch. Die restliche Zeit vertiefte er sich in die Seiten...

Als die zwei Stunden endlich vorbei waren, verließ Ralen als erster den Hörsaal. Er wollte es unbedingt vermeiden, der Rothwardone zu begegnen. Er war immer noch im Besitz ihres Buches und jetzt war die Dame sicherlich nicht besonders gut auf ihn zu sprechen. Das Artefakt hatte Ralens Interesse geweckt. Die Schwarze Krone der Macht war von den Göttern erschaffen worden. Xarxes gab sie dann an den Altmer-König Galaril. Zu Anfang war die Krone noch nicht schwarz, sondern golden wie die Sonne.
In ihr waren Unmengen magischer Energie gespeichert. Mit ihr konnte der König die Kräfte der Elemente entfesseln: Erdbeben, Vulkanausbrüche, Flutwellen. Galaril wusste, dass diese gewaltige Macht eine zu große Bürde für einen einzelnen Mann war. Er gründete deshalb einen Zirkel von acht mächtigen Magiern, die sich es zur Aufgabe gemacht hatten, die Krone zu schützen. Notfalls auch mit ihrem Leben.
Die Macht der Krone zog natürlich Neid auf Galaril. Sein eigener Sohn ermordete ihn hinterrücks, um die Krone an sich zu reißen. Der korrumpierte Geist des Sohnes ging auf die Krone über. Sie färbte sich schwarz, als Galarils Sohn sie an sich nahm. Glücklicherweise konnten in die Magier aufhalten, bevor er die Krone nutzen konnte. Die Acht Zacken der Krone – so der Name des Zirkels – und die Krone der Macht verschwanden nach diesem Vorfall spurlos. Soweit die Mythologie.

Ralen war sich allerdings sicher, dass hinter dieser Geschichte ein Körnchen Wahrheit steckte. Und dieses Körnchen wollte er finden. Dabei würde er aber die Hilfe seiner Freunde brauchen. Vor allem die von Falandril. Er studierte Altertumskunde, er musste sich einfach mit so etwas auskennen. Rasch kehrte Ralen in das Wohnheim zurück.
Seine drei besten Freunde warteten bereits dort. "Ralen", grüßte Jules ihn mit ein wenig Vorwurf in der Stimme. "Was?" Der Bretone schüttelte den Kopf: "Eine Mitstudentin hat uns gerade erzählt, was in deiner Vorlesung vorgefallen ist." Ralen grinste: "Ach das. Ja, witzig oder? Außerdem hatte ich einen Grund. Hier." Er warf den dicken Wälzer auf den Tisch. Der Altmer Falandril hatte das Buch zuerst in den Händen. "Mythologie der Summerset-Inseln." Er blickte Ralen kritisch an. "Du hast gelogen, um ein Märchenbuch zu bekommen?"
"Märchenbuch?" Ralen warf die Hände in die Luft. "Wie kannst du nur so ignorant sein? Jedermann weiß, dass hinter den Sagen immer auch ein wenig Wahrheit steckt." Seine Kommilitonen schauten sich verwundert an. "Meinst du etwas, du willst die Krone finden?", vermutete Falandril. In seiner Stimme schwang Besorgnis mit. Anscheinend dachte er, sein Freund wäre wahnsinnig geworden. Ralen zuckte mit den Schultern. "Ein Versuch ist es wert. Was glaubt ihr, was man mit so einem mächtigen Artefakt alles anstellen könnte?" In den Augen des Dunmers lag ein unheimlicher Glanz. Erneut war es Falandril, der antwortete: "Ralen, denk doch nach! Selbst wenn die Krone existiert, sie ist seit den Tagen Galarils verschollen. Wie willst du etwas finden, dass sich ohne Spuren in Luft aufgelöst hat?" "Da kommst du ins Spiel", war die knappe Antwort des Dunmers.
"Ich?" Ralen nickte. "Ja, du. Du studierst doch Altertumskunde. Du musst etwas über die Krone wissen." Sofort schüttelte der Alter energisch den Kopf. "Da verstehst du was falsch", erklärte er, "Ich befass mich mit Kultur, Sprache und der Lebensweise antiker Kulturen. Nicht mit magischen, von Göttern geschaffenen Artefakten. Da musst du mit jemanden aus der Magiergilde sprechen."
Magiergilde! Natürlich! Wieso hatte Ralen nicht schon vorher daran gedacht! Der Dunmer sprang auf, schnappte sich das Buch und rannte aus dem Zimmer. "Ralen!", rief Jules ihm hinterher, "Wo gehst du hin?" "Zur Magischen Akademie", rief Ralen zurück.

"Was willst du hier?" Verärgert sah Tara ihren Bruder an. Heute trug sie kein freizügiges Kleid, sondern eine schlichte blau-grüne Robe. Ihr rotes Haar hatte sie züchtig hochgesteckt. Vor der Brust hielt sie ein Buch umklammert, dessen Titel Ralen nicht lesen konnte. "Darf ich mein Schwesterherz denn nicht einmal besuchen?" Als Antwort schlug Tara mit dem Buch nach Ralen. Gerade noch konnte er ausweichen. "Immer", antworte Tara leise, aber mit bebender Stimme, "wenn du hier auftauchst, hast du was angestellt und ich soll dir aus der Patsche helfen. Aber nicht dieses Mal, Bruderherz!" Die Magierin wandte sich zum Gehen.
"Warte!" Ralen packte Tara bei den Schultern und wirbelte sie herum. Die beiden Geschwister standen Gesicht an Gesicht, nur wenige Zentimeter trennten sie. "Ich hab nichts angestellt. Ich brauche aber trotzdem deine Hilfe." Verärgert stieß Tara ihren Bruder von sich. "Bei was?" Ralen hielt ihr das Mythologie-Buch mit der aufgeschlagenen Seite der Krone der Macht vor die Nase. "Weißt du etwas darüber?" Tara schaute über den Rand des Wälzers und blickte dabei Ralen in die Augen. Zorn loderte in ihrem Blick. "Kannst du nicht lesen? Da steht doch alles!" Ralen schlug das Buch zu. "Du verstehst nicht. Ich will nichts über die Sage wissen, sondern über die Realität."
Tara stieß einen verächtlichen Laut aus: "Hmpf! Bist du wahnsinnig? Das ist doch nur ein Ammenmärchen! Es gab nie eine solche Krone!"
"Ich dachte du bist eine Magierin? Und beschäftigen sich Magier nicht mit allerlei ungewöhnlichen Dingen? Wieso kannst du dir dann nicht vorstellen, dass es die Krone gab und noch immer gibt?" Ralen schien von der Idee wirklich überzeugt, das Artefakt wiederzuentdecken. "Ich bitte dich nur um eins", fuhr er fort, "Wenn du mir nicht aktiv mit deinem Wissen helfen willst, gib mir wenigstens Zugang zur Bibliothek der Akademie. Dort werde ich mit Sicherheit etwas finden."

Taras Augen verengten sich zu Schlitzen. Sie schien über die Bitte ihres Bruders nachzudenken. "Wirst du wegen deinem wahnwitzigen Vorhaben weitere Vorlesungen verpassen?", fragte sie. Ralen schüttelte den Kopf: "Ich werde nur in meiner Freizeit Nachforschungen anstellen, Schwesterchen." Seine Zwillingsschwester seufzte resignierend. "Das du aber auch immer so hartnäckig bis. Gut. Folge mir."
Die Geschwister gingen zusammen die Korridore aus weißem Marmor entlang, bis sie vor einer schweren Holztür anhielt. "Hier ist es." Tara lehnte sich gegen die Tür, die knarrend aufschwang. "Bei den Göttern!", entfuhr es Ralen, als er die Ausmaße der Bibliothek erblickte. In einem kuppelförmigen Saal standen aberhunderte Regale mit abertausenden Büchern. Tara schritt zielstrebig zu einem Regal und zog einen ziemlich dicken Wälzer heraus. "Hier." Ralen nahm das Buch. "Was ist das?", fragte der Dunmer verwirrt. "Das ist das Register", antwortete seine Schwester ungeduldig, "Alle Bücher der Bibliothek sind hier aufgelistet. Die aus dem Hauptsaal. Und aus dem Lager." "Lager?" Tara deutete quer durch den Saal auf eine kleine Tür. "Im Kuppelsaal werden nur die wichtigsten und bedeutensten Werke ausgestellt. Die andern Bücher sind im Lager."
Ralen schlug probeweise eine Seite aus dem Register auf. "Was zum...?" Auf jeder Seite befanden sich zehn Spalten, in denen mit winziger Schrift die Titel und Autoren der Bücher aufgelistet waren. Zufrieden mit der Überraschung auf dem Gesicht ihres Bruders, schritt Tara durch die Tür. "Viel Spaß, Ralen", meinte sie sarkastisch, "Wenn du mich brauchst, ich bin im Observatorium." Tara verschwand und ließ ihren verdatterten Zwillingsbruder zurück.
"Na toll." Ralen seufzte. "Was hab ich mir dabei gedacht? Naja, wenn ich schon mal hier bin...Ich sollte mir erst das Lager ansehen." Der Dunmer ging zu der kleinen Holztür und öffnete sie. "Oh, Götter!" Was er sah, ließ seine Laune noch weiter sinken. In einem schier endlosen Gang reihten sich rechts und links auf zwei Etagen Tausende Regal auf. "Das wird eine lange Nacht...." Seufzend ging Ralen zurück in den Kuppelsaal und begann, das Register zu durchforsten....
Zuletzt geändert von Jagar am Mi 17 Apr, 2013 13:51, insgesamt 1-mal geändert.

Lilith
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Beitragvon Lilith » Mi 06 Feb, 2013 13:36

So, ich hab' jetzt beide Kapitel gelesen und hinterlasse dir wie versprochen ein Kommentar. :D
Zunächst muss ich feststellen, dass ich immer noch mit den vielen Rassen durcheinander komme, aber das ergibt sich bestimmt noch im Lauf der Geschichte. Ansonsten hat es mir gut gefallen, auch, wenn es eigentlich gar nicht mein Genre ist, hast du mich überzeugt ;) Ich mag deinen Schreibstil, liest sich echt gut und auch deine witzigen Ideen. Hier und da fehlte mal ein Buchstabe oder war einer zu viel, aber gestört hat's kaum. Ich bin mal gespannt, wie's weitergeht und ob Ralen noch von seiner Kommilitonin einen auf den Deckel kriegt :lol: So richtig leiden kann ich den Kerl ja noch nicht, obwohl er mich teilweise ein wenig an James Potter erinnert.. hm xD Seinen Enthusiasmus bezüglich der Krone der Macht bringst du übrigens gut rüber, kann ich mir wirklich so vorstellen. Na ja, mehr fällt mir gerade nicht ein :D Einen Fan hast du schon :mrgreen:
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Beitragvon Jagar » Mi 06 Feb, 2013 13:48

Danke für die netten Worte, Lilith!
Achja, so ein übler Kerl ist Ralen gar nicht. Du solltest mal seinen Cousin Shedoran kennenlernen, der ist ein sadistischer und soziopathischer Psychopath. Dagegen ist der gute Ralen ja ein Schosshündchen.
Freut mich, dass es dir so gefällt. Ich werde dann mal das dritte Kapitel hochladen :D

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Kapitel 3: Ein Schwerenöter in schweren Nöten

Beitragvon Jagar » Mi 06 Feb, 2013 13:57

Mit einem resignierenden Seufzer schlug Ralen das Register der Bibliothek zu. Seit mehreren Stunden saß er bereits über dem Buch und war noch nicht einmal fünfzig Seiten weit gekommen. Die engbeschriebenen Seiten sorgten weiterhin dafür, dass ihm die Augen schmerzten. Er konnte schon kaum mehr die winzigen Buchstaben in den engen Spalten erkennen. Ein Vergrößerungsglas wäre jetzt nicht schlecht gewesen.
Nachdenklich blickte Ralen zur gläsernen Kuppel der Bibliothek. Das Abendrot hatte sich bereits über Erstburg gesenkt, bald würde es dunkel werden. Er dachte nach. Der morgige Tag war glücklicherweise vorlesungsfrei, weshalb er getrost die Nacht durchmachen konnte. Ralen sah auf das Blatt Pergament, das neben dem Register lag. Dort hielt er die Bücher fest, die eventuell die Schwarze Krone als Thema hatten. Bisher waren es allerdings noch nicht besonders viele.
Ralen schenkte sich etwas von dem Wasser, das er organisiert hatte, in seinen Kelch, den er mit einem Schluck leerte. Dann widmete er sich wieder voll konzentriert dem Register. Er wollte unbedingt etwas Relevantes finden, das ihm mehr über das Artefakt verraten könnte.

Doch nach kurzer Zeit war es wieder mit Ralens Konzentration dahin. Frustriert ließ der Dunmer den Kopf auf das Register sinken. Ihm war nach schlafen zu mute. Ralen war so abwesend, dass er nicht einmal bemerkte, wie sich die schwere Holztür zur Bibliothek öffnete und wieder schloss. Erst als er den Duft erfasste, blickte er auf. Es roch nach einer Mischung aus Flieder und Stachelbeere. Ein äußerst exquisites Parfüm.
Es war schon etwas düster, deshalb dauerte es ein paar Momente, bis Ralen die Quelle des wohlwollenden Geruches ausmachen konnte: eine hübsche Altmer. Ihr honigfarbenes Haar war zu einem Pferdschwanz gebunden und sie trug eine purpurne Robe. Sie hatte Ralen anscheinend ebenfalls nicht bemerkt, denn sie ging gedankenverloren am Tisch des Dunmers vorbei und schnurstracks auf eines der Regale zu.
Sie weiß wohl, wo sie suchen muss, dachte sich Ralen, die Glückliche. Der Dunmer stand auf und näherte sich der Altmer vorsichtig, die vor dem Regal stand und nach oben sah. "Guten Abend, die Dame", grüßte Ralen ihr von hinten. Die Frau stieß einen spitzen Schrei aus. Mit einem Buch in der Hand wirbelte sie herum. Der verdutze Ralen konnte nicht mehr ausweichen und bekam den Wälzer ungebremst gegen den Kopf geschlagen.

"Uff!" Der Dunmer fiel taumelnd zu Boden. Der Schlag war nicht sonderlich hart, doch das Gewicht des Buches tat sein Übriges. Ralen versuchte aufzustehen, doch alles drehte sich und er sah doppelt. "Bei den Göttern", hörte er die Altmer sagen, allerdings drang ihre Stimme nur gedämpft an sein Ohr. "J...ja." Die Altmer nahm seinen Arm und half ihm zurück auf die Beine. Vorsichtig und langsam führte sie Ralen zurück zu seinem Stuhl.
Der Dunmer ließ sich hineinfallen. Es dauerte einige Minuten, bis Ralens Sinne wieder wie zuvor funktionierten. Die Frau hatte derweil einen Zauber gesprochen, der ein magisches Irrlicht zwischen den beiden Elfen erscheinen ließ. "Ihr habt mich erschreckt." In der Stimme der Magierin schwang sowohl Tadel als auch Sorge mit. Ralen setzte sein charmanteste Lächeln auf und gab zurück: "Das tut mir außerordentlich leid, edle Dame. Wenn ich mich vorstellen darf..." Ralen stand von seinem Stuhl auf, ergriff die Hand der Altmer und hauchte einen Kuss darauf, bevor er fortfuhr: "Ralen Rethan. Student des Rechtswesens. Erbe der Rethan-Dynastie." Aus Bescheidenheit erwähnte der Dunmer seinen Titel an zweiter Stelle.

Die Altmer-Magierin kicherte. "Eure Bescheidenheit ist wahrlich einzigartig, Ser Rethan. Mein Name ist Ellafila. Meine Freunde nennen mich aber meist Ella. Sagt, Ser Rethan, kann ich Euch zu meinen Freunden zählen?" Der Dunmer lächelte: "Gewiss doch, Ella. Und Ihr könnt mich Ralen nennen. Es ist mir eine große Ehre, eine so außerordentlich hübsche Dame wie Euch kennen zu lernen." Wieder kicherte die Frau. "Hört auf, Ihr Schmeichler", wehrte sie ab, "Ihr macht mich noch ganz verlegen."
"Das wollen wir doch um jeden Preis vermeiden", gab Ralen zurück. Ella blickte über Ralens Schulter hinweg auf das Register. "Ich nehme an, Ihr sucht ein Buch, Ralen. Etwas Spezielles? Vielleicht kann ich Euch behilflich sein." Die Laune des Rechtsstudenten steigerte sich von Minute zu Minute. "Das wäre wirklich äußerst nett und hilfreich von Euch. Ich bin auf der Such nach Werken, die die legendäre Schwarze Krone von König Galaril behandeln." Ella zog die Brauen hoch. "Die Schwarze Krone? Das ist nur eine Legende, Ralen."
Ralen hob die Hände. Wieder musste er seine Überzeugung darlegen und verteidigen. "Versteht mich nicht falsch, aber ich muss Euch wiedersprechen. Ich bin überzeugt, dass die Krone existierte und noch immer existiert. Und ich bin gewillt, sie zu finden." Die Magierin sah das Funkeln in Ralens Augen, als dieser von dem Artefakt sprach. Er war wirklich davon überzeugt, die Krone ausfindig zu machen. Sie hatte ihm ihre Hilfe angeboten und dieses Angebot wollte sie nicht zurückziehen. "Wie Ihr meint", sagte sie, "Ich werde Euch helfen, etwas über das Artefakt herauszufinden. Ihr müsst wissen, dass die Bibliothek in verschiedene Fachbereiche aufgeteilt ist. So lässt es sich einfacher suchen." Ralen verfluchte innerlich seine Schwester, die ihm davon natürlich nichts erzählt hatte.

Ella setze sich Ralen gegenüber und drehte das Register zu sich. Sie schlug die letzten hundertfünfzig Seiten auf. Was dort zum Vorschein kam, versetzte Ralen in eine Art Schockstarre. Ein Stichwortverzeichnis! Wieso hatte er nicht daran gedacht? Scham stieg in ihm auf. Ella musste ihn jetzt für einen kompletten Idioten halten. Doch die Altmer ließ sich nichts anmerken. Seelenruhig überflog sie das Stichwortverzeichnis, dass nicht alphabetisch zu seien schien. Wie im gesamten Register wurden die Werke einfach nach zeitlicher Reihenfolge eingetragen. Ziemlich uneffektiv, wie Ralen meinte.
Nach geraumer Zeit hatte Ella anscheinend etwas gefunden. Stumm drehte sie das Register zurück zu Ralen und deutete mit dem Finger auf einen Begriff. Dort stand "Seite 1452, Spalte 3, Buch 85". Schnell schlug Ralen die angegebene Seite auf und suchte das fünfundachtzigste Buch in der dritten Spalte. Der Titel des Buch lautete: "Die Schwarze Krone, eine Abhandlung von Hessaldor, fünfter Zacken der Krone". Ralen traute seinen Augen nicht. Ein Buch, das von einem der Magier verfasst wurde, die die Krone beschützten.
"Aber woher...?" Ella grinste breit. "Nun ja, mein Fachbereich sind magische Artefakte." Ungläubig sah Ralen die Magierin an: "Und dann glaubt Ihr, dass die Krone nur eine Legende ist?" Sie nickte. "Ja. Ich habe mich natürlich auch mit der Schwarzen Krone befasst. Aber wie schon meine Kollegen, bin ich zu demselben Ergebnis gekommen: Sie existiert nicht. Und wenn sie einmal existiert hat, dann ist sie nun unauffindbar." "Und das Buch?" Ralens Interesse war geweckt. Ella zuckte mit den Schultern. "Das meiste darin ist Kauderwelsch, dass man nicht entziffern kann. Die Passagen, die lesbar sind, geben einige Hinweise auf die Krone. Unter Experten wird aber die Echtheit dieses Werkes angezweifelt. Aber wenn Ihr mehr über das Artefakt erfahren wollt, ist das das Referenzwerk."
Ralen nickte verstehend. "Gut. Ich werde mir es mir einmal ansehen und mir selbst ein Bild davon machen." "Wie Ihr meint", erwiderte Ella und ging los, um das Buch zu holen. Nach einigen Minuten kam sie wieder zurück. Hessaldors Abhandlung war nicht besonders dick, vielleicht dreihundert Seiten. "Hier." Dankbar nahm Ralen das Werk entgegen. Er spürte, dass es ihn einen Schritt näher an die Krone bringen würde.

Nachdem Ella mit ihrer guten Tat für den Studenten Ralen fertig war, wollte sie die Bibliothek wieder verlassen. Doch Ralen hielt sie zurück. "Wartet, Ella. Ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr mir geholfen habt. Wie würde es Euch gefallen, wenn ich Euch zum Dank heute zum Essen einlade?" Lächelnd wartete der Dunmer auf eine Antwort.
Ella schien sich zu zieren. Ralens Lächeln überzeugte sie letztendlich. "Einverstanden", stimmte sie zu. Erfreut sprang Ralen von seinem Stuhl auf. "Großartig! Wir treffen uns in einer Stunde im Gasthof Goldenes Vlies." Ella schluckte. "Das ist der teuerste Gasthof der Stadt!" Ralen nickte grinsend. "Bis in einer Stunde", verabschiedete sich der Dunmer und ließ Ella alleine zurück.

Genau eine Stunde später saßen Ralen und Ella an einem Tisch im Goldenen Vlies. Ralen trug seine beste Garderobe und auch Ella hatte sich herausgeputzt. "Es ist wundervoll", seufzte die Altmer. Sie schien nicht besonders oft in solchen Etablissements zu speisen. "Das ist es", bestätigte Ralen, "Ich komme hier öfters mit meinen...Geschäftspartnern her." Er hielt es nicht für angebracht, Ella von seinen diversen weiblichen Bekanntschaften zu erzählen. "Verstehe." Ihr Gespräch wurde von dem Kellner unterbrochen, der ihnen die Hauptspeise servierte. Während des Essens schwiegen die beiden Elfen.
Als die leeren Teller abgeräumt waren, wurde ein Digestiv serviert. Ralen stürzte den Inhalt des Glases mit einem Schluck hinab. Ella tat es dem Dunmer gleich. Sie bereute es sofort. Die Altmer bekam einen Hustenanfall, da der Alkohol ihr in der Kehle brannte. Ralen musste über das Missgeschick seiner Begleitung lachen. "Hört auf!", beschwerte sich Ella, als ihr Husten sich wieder legte. Mit einem Grinsen stand Ralen auf: "Darf ich die Dame nach Hause begleiten?" Versöhnt nahm Ella die angebotene Hand und erhob sich ebenfalls. "Gerne." Die beiden verließen den Gasthof.

Mit Ella im Arm schlenderte Ralen durch die Nacht von Erstburg. Seine Laune war auf dem Höhepunkt. Er war der Krone einige Schritte näher gekommen und er hatte eine Verabredung mit einer wunderschönen Frau. Während Ralen über den heutigen Tag nachdachte, führte Ella ihn zu ihrem Haus. Zur Überraschung des Dunmer lag es ihn der Nähe des Campus. Grinsend näherte er sich mit seiner Begleitung der Tür.
"Es war ein wunderschöner Abend, Ralen", sagte Ella, als sie auf der Türschwelle stand. Lässig lehnte sich Ralen an den Türrahmen. "So? Wer sagt denn, dass er schon vorbei ist? Wollt Ihr mich denn nicht herein bitten?" Ella wurde plötzlich ziemlich schüchtern: "Also...ich weiß nicht so recht. Ich hatte bisher noch nie...männlichen Besuch so spät am Abend." Ralens Herzschlag verschnellerte sich. Sie ist noch Jungfrau! Der Tag hatte sich wirklich zum Guten gewandt.
Zärtlich strich er ihr den Arm entlang. "Könnt Ihr denn für mich keine Ausnahme machen?", flüsterte Ralen verführerisch. "Ich...ich...", stotterte Ella. Ralens Hand erreichte ihre Wange. Er strich ihr das Haar zurück und näherte sich langsam ihrem Gesicht. Unsicher schloss Ella die Augen und ließ es einfach geschehen.
Der Kuss dauerte nur wenige Sekunden, doch war es für Ella einfach atemberaubend. Als sich Ralens Lippen wieder von den ihren lösten, hauchte sie nur: "In Ordnung..." Lächelnd schob sich Ralen durch die Tür in das Haus der Magierin. Sie würden ihr kleines Abenteuer im Schlafzimmer fortsetzen.

Als die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge fielen, hatte sich Ralen bereits wieder angekleidet. Für ihn war die Romanze hier nun beendet. Ella hatte ihm einen Gefallen getan und er hatte den Gefallen erwidert. Zur Ellas vollster Zufriedenheit, wie Ralen es aus den Stöhnen und Schreien der Altmer deutete. Sie schlief noch, als Ralen die Tür zum Schlafzimmer schloss. Lautlos schlich er Richtung Ausgang.
"Halt!" Ralen blieb wie angewurzelt stehen. Mist! Wahrscheinlich war es Ellas Vater, der von hinten auf den Dunmer zukam. Betont langsam drehte er sich. Ralen gefror das Blut in den Adern, als er das wütende Gesicht des Dekans erblickte. "Bei den Göttern...", murmelte Ralen entsetzt. Er hatte mit der Tochter des Dekans geschlafen. Das würde üble Konsequenzen haben...
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Kapitel 4: Liebe und Ehe

Beitragvon Jagar » Mo 11 Feb, 2013 08:44

Mit gesenktem Kopf saß Ralen auf der Bank und blickte seine Hände an. Diese steckten in eisernen Fesseln, die ihn die Wachen angelegt hatten. Als der Dekan begriffen hatte, was Ralen in seinem Haus machte, war er förmlich an die Decke gegangen. Er hatte geschrien, geflucht, den Dunmer geschüttelt. Und schließlich hatte er die Stadtwache rufen lassen. Schändung und Entehrung seiner Tochter, das waren die Vorwürfe, die der Dekan gegen Ralen gelten machte.
Die Wachsoldaten hatten ihn gefesselt und durch die halbe Stadt gezerrt. Natürlich gab es schon einige Schaulustige, die das Spektakel beobachteten. Die Händler bauten gerade ihre Stände auf, als Ralen über den Marktplatz gezogen wurde. "Ist das nicht der Rethan-Junge?" und "Was hat er nun wieder angestellt?" waren die häufigsten Fragen, die der beschämte Ralen vernahm. Seinem Vater würde die ganze Sache überhaupt nicht gefallen.

Und jetzt saß Ralen also auf einer Bank vor dem Arbeitszimmer seines Vaters und wartete auf seine Strafe. Der Dekan war vor einer guten halben Stunde wutentbrannt in dem Zimmer verschwunden. Ralen konnte die Stimme des Altmers deutlich hören. Sie war zwar gedämpft, doch war dem Dunmer klar, dass der Dekan nicht gerade freundlich über ihn sprach.
Schritte erklangen von der Treppe. Ralen hob seinen Kopf. Als er seine Zwillingsschwester Tara erblickte, ihren finsteren Gesichtsausdruck sah, verzog er das Gesicht. Die hat mir gerade noch gefehlt, dachte sich Ralen. Tara ging zu ihm herüber und ließ sich neben ihrem Bruder auf die Bank fallen.
"Was hast du nun wieder verbockt?!", zischte sie ihm leises ins Ohr. "Oh, eigentlich nichts", entgegnete Ralen, wobei der Sarkasmus seine Worte Lügen strafte, "Wie es aussieht habe ich nur die Tochter des Dekans geschändet und entehrt. Das übliche also." Taras Gesicht verwandelte sich in eine hässliche Fratze. Sie war außer sich vor Wut. "Du hast mit Ella geschlafen? Bist du von allen guten Geistern verlassen!!! Der Dekan hasst dich sowieso schon und du fickst seine Tochter? Du verdammter Idiot!"
Ralen hob beschwichtigten die gefesselten Hände. "Schwesterchen, ich wusste nicht, dass Ella mit dem Dekan verwandt ist. Sie hat mir bei meiner Suche geholfen, ich hab sie zum Essen eingeladen und der Rest hat sich so ergeben. Du kannst mir keine Vorwürfe machen. Ich bin auch nur ein Mann." Ein schiefes Lächeln lag auf Ralens Gesicht. Zornig schlug Tara ihrem Bruder in die Seite. "Grins gefällig nicht so", warnte die Magierin ihn, "Weißt du überhaupt, was das für unsere Familie bedeutet? Wir werden doch zum Gespött der ganzen Stadt, wenn du in den Kerker geworfen wirst! Oh, ich sollte dich..."

Das Knarren einer Tür ließ Tara mitten im Satz verstummen. Der Vater der beiden Zwillinge war aus seinem Arbeitszimmer getreten. Erst sah er Tara an, dann Ralen. Als dieser den Blick seines Erzeugers bemerkte, musste er schlucken. "Ralen", sagte sein Vater ruhig, "komm bitte herein." Mit einem Nicken erhob sich Ralen von der Bank und folgte seinem Vater in das Zimmer. Tara warf ihm noch einen kurzen eisigen Blick zu, dann ging sie die Treppe hinab.
"Setz dich." Die Worte seine Vater klangen mehr wie ein Befehl als eine Bitte. Ohne Zögern ließ sich Ralen auf den Stuhl sinken. In dem Zimmer befand sich ein großer Schreibtisch, der aus feinstem Holz bestand und reichlich verziert war. Die Regale an den Wänden waren über und über mit Büchern gefüllt. An eines der Regale gelehnt, stand der Dekan. Er besah Ralen mit einem abfälligen Blick und ein Lächeln umspielte seine Lippen. Ralen lief es eiskalt den Rücken hinunter. Dass der Dekan in so einer Situation lächelte, konnte für den Dunmer nichts Gutes bedeuten.
"Vater, ich..." Ralen wurde mit einer schneidenden Geste seines Vaters sofort unterbrochen. Der ältere Dunmer seufzte. "Ralen, du hast versprochen, du würdest keinen Ärger mehr machen. Aber du hast dein Versprechen gebrochen. Das hat Konsequenzen." Ralen setzte erneut an, sich zu verteidigen, doch wieder schnitt ihm sein Vater das Wort ab: "Nein! Du brauchst nichts zu sagen. Deine Taten habe das Ansehen unserer Familie schon lange genug beschmutzt. Dafür gibt es nur eine gerechte Strafe."

Ralen riss erschrocken die Augen auf. Wollte sein Vater ihn verstoßen? Oder gar töten? Das wollte sich der Dunmer gar nicht vorstellen. Er sah hinüber zum Dekan. Dieser grinste nun breit und triumphierend. "Ralen." Sein Vater erhob sich von seinem Stuhl. "Du wirst Ella heiraten."
Die Kinnlade von Ralen fiel herunter. Hatte er sich verhört? Er sollte Ella heiraten? Ungläubig fragte er nach: "Vater? Ich soll die Tochter des Dekans heiraten? Das ist meine Strafe?" Der ältere Dunmer nickte. "Ja. Nur so können wir unsere Reputation wiederherstellen. Und du wirst in der Ehe endlich einen Ausgleich zu deinem wilden Leben finden. Es wird dir gut tun. Vertrau mir." Der Dekan beugte sich vor: "Das wird sie, Schwiegersohn."
Ralen sank in seinem Stuhl zusammen. Heirat. Er war der Ehe grundsätzlich ja nicht abgeneigt, aber er war dafür doch noch viel zu jung. "Ist...ist das alles?", stotterte der junge Dunmer. Sein Vater schüttelte den Kopf. "Nein, noch nicht. Du wirst weiterhin deine Wohnung auf dem Campus verlassen. Ich werde dir ein kleines Haus im Bürgerviertel erstehen und Ella und du werden eine großzügige Mitgift erhalten. Da ihr beide noch studiert, wirst du dir eine Arbeit suchen. Ich werde für dich eine Stelle im Kriegsministerium organisieren. Dort solltest du genug Geld verdienen, damit ihr beide ein anständiges Leben führen könnt. Die Hochzeit wird heute noch stattfinden. Es wird nur eine kleine Zeremonie. Nun geh." Wie in Trance kam Ralen dem Befehl seines Vaters nach, erhob sich vom Stuhl und verließ das Zimmer.

Am Fuße der Treppe wartete bereit Tara auf ihn. "Und?", fragte sie harsch, "Was hat Vater gesagt? Wie lautet deine Strafe?" "Ich...muss Ella heiraten", antwortete ihr Bruder völlig neben sich. Verdutzt sah die Magierin ihn eine Sekunde lang an, bevor sie in schallendes Gelächter ausbrach. "Heiraten? Du? Hahaha! Welch' köstliche Ironie!" Ralens Blick wurde finster. Ihn ärgerte es, dass seine Schwester sich so sehr an seiner momentanen Lage amüsierte. Und ihn ärgerte es, dass der Dekan seinen Fehler für sich ausnutzte. Durch die Heirat würde seine Familie in die adligen Kreise von Erstburg aufsteigen. Diesen Triumph gönnte Ralen dem Altmer überhaupt nicht.

Mit schlechter Laune, aber deutlich gefasster, verließ Ralen das Herrenhaus der Rethans und kehrte auf den Campus zurück. Dort warteten bereits Jules, Pol und Falandril auf den frisch Verlobten. "Bei den Göttern!", stieß der Bretone hervor, als Ralen durch die Tür in das Zimmer trat, "Hast du einen Geist gesehen?" Mit einem lang gezogenen Seufzer ließ sich der Dunmer in sein Bett fallen. "Schlimmer. Ich hab mit der Tochter des Dekans geschlafen."
Die drei Zimmergenossen schauten sich verblüfft an. "Mit der Tochter des Dekans?", wiederholte Pol und versuchte dabei nicht zu amüsiert zu klingen. Ihm gefiel es, den arroganten Dunmer so niedergeschlagen zu sehen. Ralen nickte: "M-hm. Und ich werde Ella noch heute heiraten. Wollt Ihr kommen?" "Heiraten?", fragte Falandril verblüfft. Nun konnte sich auch Jules ein Grinsen nicht verkneifen. "Tja Ralen", sagte er, "wir alle hatten vermutet, dass du irgendwann mal irgend so eine Dirne schwängerst, aber dass du die Tochter des Dekans heiraten wirst? Damit konnte keiner rechnen."
"Ich am wenigsten", gab Ralen zu. Ein schmales Lächeln erschien auf dem Gesicht des Dunmers. "Aber ich muss wohl in den sauren Apfel beißen. Ella ist ja nicht die hässlichste Frau und außerdem noch verdammt intelligent. Vielleicht wird mir die Ehe wirklich gut tun..."

Ella lag ausgestreckt auf ihrem Bett und weinte bitterlich in ihr Kissen hinein. Wie konnte ihr Vater das nur tun? Was hat sie ihm je angetan? Ein Klopfen riss die Altmer aus ihrer Lethargie. "Verschwinde Vater", rief Ella wütend. "Ich bin es", hörte sie eine Stimme von der anderen Seite der Tür. Diese Stimme gehörte nicht ihrem Vater, sondern ihrer besten Freundin. "Komm rein."
Langsam schob Tara die Tür auf und betrat Ellas Zimmer. Als sie die Altmer sah, lief sie sofort an ihr Bett. "Oh, Süße", flüsterte Tara und strich Ella übers Haar, "Geht es dir gut?" "Nein, Tara. Aber danke der Nachfrage. Ich fühle mich hundeelend." Die Dunmer nickte verstehend. "Ja, wie konnte mein Bruder dir das nur antun? Er hatte kein Recht, dein Leben auf so eine Art zu zerstören."
Ella setzte sich auf, wischte sich die Augen und sagte: "Dein Bruder? Ich weine nicht wegen ihm. Ich bin nicht auf Ralen wütend, sondern auf meinen Vater." Überrascht legte Tara den Kopf schief. "Deinen Vater?", fragte die Dunmer ungläubig. "Ja", bestätigte Ella, "er benutzt mich, um in der Gesellschaft von Erstburg aufzusteigen. Er nutzt die Tatsache aus, dass ich mit Ralen das Bett geteilt habe. Oh, der arme Ralen..."

Es dauerte einige Momente, bis Tara die Worte ihrer Freundin verdaut hatte. Dann zählte die Dunmer eins und eins zusammen: "Ella...bist du etwa in Ralen verliebt?" Die Altmer senkte schüchtern den Kopf. "Aber...wieso?" "Weißt du, Tara, du hast immer so wilde Geschichten von Ralen erzählt. Ich fand das alles so aufregend. Als ich ihn dann gestern Abend in der Bibliothek getroffen habe...Das war Schicksal. Ich möchte ihn wirklich heiraten. Aber mir gefallen die Umstände unsere Ehe nicht."
Tara schüttelte ungläubig den Kopf. Ella hatte sich in Ralen verliebt. Und sie hatte dazu beigetragen. Sie gönnte ihrer Freundin natürlich alles Glück dieser Erde, aber mit Ralen? "Darf...darf ich deine Brautjungfer sein?", fragte Tara schließlich, um die peinliche Stille zu beenden. Ein Lächeln erschien auf Ellas verheultem Gesicht. Die Altmer schloss ihre Freundin in die Arme und flüsterte: "Ja. Ja, Tara..."

Die Sonne stand an ihrem höchsten Punkt, als sich die kleine Hochzeitsgesellschaft im Innenhof der Rethan-Villa zusammengefunden hatte. Es waren nur wenige Gäste: der Dekan und seine Frau, Ralens Vater, Tara, Jules, Falandril und Pol. Und natürlich das Brautpaar. Ralen, in feinste scharlachrote Seite gehüllt, wünschte sich von ganzem Herzen, dass seine verstorbene Mutter heute hier sein könnte. Es war natürlich ein törichter Wunsch, aber der Dunmer hoffte, sie würde aus dem Jenseits zusehen.
Eine Tür öffnete sich. Ralen drehte sich um. Da kam seine Braut. Ella trug ein wunderschönes weißes Kleid mit Schleier. Der Dunmer schluckte nervös. Die Altmer schenkte ihm ein Lächeln, das seine Anspannung verfliegen ließ. Sie will mich heiraten, dachte Ralen, das wird die Sache ein ganzes Stück einfacher machen. Als Ella neben ihm stand, begann der Priester mit seiner Predigt.
Keine halbe Stunde waren Ralen und Ella vermählt. Der Dunmer konnte es noch gar nicht richtig fassen. Verheiratet. Ralen lächelte vor sich hin, als auf einmal Ella neben ihm auftauchte. "Kommt, mein Liebster", flüsterte sie verführerisch, "Lasst uns die Ehe vollziehen." Grinsend nahm er Ella bei der Hand und führte sie in sein Schlafzimmer.

Ellas Atem ging leise und gleichmäßig. Vorsichtig stand Ralen auf. Er wollte seine frisch vermählte Ehefrau nicht aufwachen. Leise schloss er die Tür hinter sich und ging in das Lesezimmer. Es war bereits dunkel, aber er wollte sich noch ein wenig mit dem Buch beschäftigen, das er von Ella erhalten hatte und das letztendlich der Auslöser für die Geschehnisse des heutigen Tages war.
Ralen entzündete eine Kerze und ließ sich in den schweren Sessel fallen. Hessaldors schmales Büchlein war wirklich eine kurze Lektüre. Nur gut ein Viertel des Textes war in einer verständlichen Sprache geschrieben. Der Rest waren Runen, die Ralen noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Wie sollte er so den Aufenthaltsort der Krone finden? Die Textpassagen die in Aldmeri verfasst waren, berichteten von der Legende von König Galaril und beschrieben das Aussehen der Krone. Auch wurde eine Schlüsselscheibe erwähnt. Enttäuscht schlug Ralen das Buch zu. Ohne die Übersetzung der Runen würde er nicht weiterkommen. Aber wer konnte ihm helfen? Der Dunmer dachte eine Weile nach, dann traf ihn ein Geistesblitz. "Natürlich!", rief er in die Dunkelheit hinein, "Ragnos der Weise!" Nur Ragnos konnte ihm helfen. Er wollte den alten Dunmer noch heute treffen. Hastig nahm Ralen das Buch und machte sich auf den Weg zur Universität. Seine Kommilitonen sollten mitkommen. Wieder war er der Krone einen Schritt näher gekommen. Als Ralen die Villa verließ, wurde er von einer verhüllten Gestalt aus den Schatten beobachtet. "Ralen...", zischte sie unheimlich. Dann war sie verschwunden...
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Beitragvon Lilith » Mo 18 Feb, 2013 15:16

Meine Güte, das geht ja ganz schön turbulent zu. Also, ich muss zugeben, dass ich schon geahnt habe, dass Ella die Tochter des Dekans ist, aber mit einer Hochzeit hätte ich nicht gerechnet. So schnell kann's also gehen.
Ansonsten kann ich nur meine Worte aus dem letzten Post wiederholen. Es liest sich gut, ich mag deine Beschreibungen und deine Ideen, die einen immer wieder überraschen. :D Sympathischer ist mit Ralen aber noch nicht geworden. Aber ich bin auf den Auftritt seines Cousins gespannt. Ich würde dir ja gerne mehr Feedback hinterlassen, aber mehr als hier und da hast du einen Buchstaben weggelassen oder vertauscht oder ab und an hättest du eine kleine Wortwiederholung vermeiden können (aber in dem Punkt bin ich sowieso viel zu pingelig) fällt mir nicht ein. Du stellst die Situationen und Gefühle der Handelnden immer nachvollziehrbar und realistisch dar und dein Ausdruck gefällt mir ebenfalls. Ich mag deine Geschichte und werde sie auch weiterverfolgen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Hast du ja clever gemacht mit dem Cliffhänger ;) Ich wäre aber auch so dabeigeblieben ;)
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Beitragvon Jagar » Mo 18 Feb, 2013 15:23

Danke für das positive Feedback, Lilith :)
Ich muss dich aber leider enttäuschen, denn Ralens Cousin taucht in dieser Geschichte überhaupt nicht auf. Aber ich habe seine erste Story schon mal hier im Forum veröffentlicht :)
Ja, die kleinen Leichtsinnsfehler ^^° ich versuche sie so gut es geht zu vermeiden, aber ab und schleicht sich dann doch einmal einer ein :D
Ich werde heute vielleicht noch das nächste Kapitel posten. Ich hab ja schon alles geschrieben, es muss nur ein wenig überarbeitet werden.

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Kapitel 5: Ragnos der Weise

Beitragvon Jagar » Fr 22 Mär, 2013 07:48

"Azura, Mutter der Rose, Königin des Nachthimmels, gewähre uns die Weisheit, uns im Zwielicht zurecht zu finden. Führe uns durch die Dämmerung des Morgens und des Abends. Bewahre das Erbe unserer Ahnen." Ralen, Pol, Falandril und Jules traten in den schwach beleuchteten Raum. Der Dunmer schloss leise die Tür hinter sich, um den Singsang der Kultisten nicht zu stören. Geduldig warteten die vier Studenten bis das Gebet zu Ende war.

Ralen war auf den Campus zurückgekehrt und hatte seine Freunde beim Abendessen vorgefunden. Rasch erklärte er, was er vorhatte. Falandril und Jules hatten ihm aufmerksam zugehört, Pol schüttelte nur den Kopf. Es war offensichtlich, was er von Ralens Idee hielt. Die beiden anderen glaubten aber, dass ihnen Ragnos wirklich weiterhelfen konnte. So geschah es, dass Pol überstimmt wurde. Nach einigen Überzeugungsversuchen hatte der Argonier schließlich nachgegeben und war mit grimmigem Gesicht mitgekommen.
Der Weg zum Geheimen Tempel der Azura war nicht besonders angenehm. Sie mussten zunächst ins Armenviertel. Ralen bestand darauf, sich unauffällig zu kleiden. Adlige waren ein beliebtes Opfer unter den Ärmsten von Erstburg. Glücklicherweise gelang es den Studenten ohne Zwischenfall ihr Ziel zu erreichen: eine alte Brauerei.
In dem verfallenen Gebäude stank es fürchterlich nach ranzigem Bier. Im Umkreis von zehn Metern war keine Menschseele zu sehen. Das war schließlich auch der Zweck der Brauerei. Ralen, der den Weg kannte, schlüpfte in eines der alten Eichenfässer hinein. Dort stank es noch schlimmer als im Rest des Gebäudes. Pol hatte sich ohne Pause beschwert, wurde aber von seinen Kommilitonen ignoriert, was seine Laune noch weiter sinken ließ.
Im Fass tastete Ralen den Boden nach dem versteckten Schalter ab. Als er ihn betätigte, öffnete sich an der hinteren Fasswand eine schmale Öffnung. Hinter der Geheimtür führte ein ebenso schmaler Schacht hinab in die Tiefe. Einer nach dem anderen ließen sich die Studenten nach unten fallen. Ihr Sturz wurde nach gut fünf Metern von einem gespannten Laken abgefangen. "Ist dies wirklich der einzige Zugang?", beschwerte sich Pol. "Ja", war Ralens knappe Antwort, der langsam die Geduld mit dem Argonier verlor.

Der Schacht hatte die Studenten in einen quadratischen Raum geführt. In der Mitte befand sich das Laken, an den Wänden hingen Fackeln. Eine Tür führte hinaus. Ralen führte Pol, Jules und Falandril aus dem Raum hinaus in die Kanalisation von Erstburg. Es roch nicht besonders gut, was wieder zu Beschwerden seitens Pols führte. "Es ist eine Schande", sprach Ralen in die Finsternis, die nur von seiner Fackel ein wenig durchbrochen wurde, "Früher war der Daedra-Kult weit verbreitete und wurde auch von den Mächtigen ausgeübt. Heute müssen sich die Gläubigen in der Kanalisation von den Häschern der Neun verstecken. Verfluchtes Kaiserreich!"
Nach einem kurzen Fußmarsch meinte Ralen, sie hätten ihr Ziel erreicht. "Hier?" Pol sah sich skeptisch um. Das Abwasser plätscherte neben ihnen, vor ihnen gabelte der Weg nach links und rechts ab. Sie waren über eine schmale Brücke gestiegen und standen nur vor einer Wand. "Ja", bestätigte Ralen. Bevor der Argonier weitere Bemerkungen machen konnte, griff Ralen unter sein Hemd und zog ein Amulett hervor. Der Dunmer ging in die Knie und drückte das Schmuckstück gegen die Mauer. Zunächst geschah nichts, doch dann drehte Ralen das Amulett neunzig Grad nach rechts.

Ein Rumpel erfüllte den Kanal. Staub rieselte aus den Fugen der Mauer. Jules, Falandril und Pol wichen vorsichtshalber einen Schritt zurück. Ralen blieb unbeeindruckt stehen. Er wusste ja bereits, was geschehen würde: ein Teil der Wand schob sich nach hinten und gab so einen weiteren geheimen Durchgang frei. "Beeindruckend", bemerkte Jules. "Der Azura-Kult ist einer der ältesten Daedra-Zirkel auf den Summerset-Inseln", erklärte Ralen seinen Freunden, "Es gibt ihn angeblich schon fünfhundert Jahre. In dieser Zeit musste er schon mehrmals seinen Unterschlupf wechseln. Es gibt alleine in Erstburg fast ein Dutzend verlassene Tempel."
Falandril stieß einen anerkennenden Pfiff aus. "Beeindruckend wie lange er überleben konnte." Ralen nickte und führte die Gruppe dann in das Heiligtum des Kultes.

Die Kultisten beendet das Gebet. Ralen gab den anderen ein Zeichen ihm zu folgen. Die vier Studenten durchquerten den Gebetsraum und traten durch eine schwere Metalltür. In dem dahinterliegendem Raum herrschte dasselbe schummrige Licht wie zuvor. Die Luft war erfüllt vom Vanilleduft der Kerzen.
Auf einem Diwan lag ein alter Dunmer. Das weiße Haar fiel ihm auf die Schulter und tiefe Falten durchzogen sein Gesicht. Neben ihm kniete eine Kultistin, deren Gesicht Ralen nicht sehen konnte. Sie reichte dem Alten gerade einen Kelch. "Ist das Ragnos?", flüsterte Jules leise Ralen zu. Der Dunmer nickte: "Ja, das ist Ragnos der Weise. Es wird behauptet er sei bereits über fünfhundert Jahre alt. Ich habe bereits öfters mit ihm zu tun gehabt."

Der alte Dunmer hob seinen Kopf, als hätte er seinen Namen gehört. Er sah erst Pol, dann Jules und Falandril an. Als er zuletzt Ralen erblickte hellte sich seine Miene auf. "Ralen", sagte Ragnos mit leiser aber fröhlicher Stimme, "Kommt näher. Ich sehe ihr habt Freunde mitgebracht. Hoffentlich können sie Stillschweigen über unsere Zuflucht waren." Bei den letzten Worten blickte Ragnos vor allem den Argonier Pol an.
"Keine Sorge, Meister Ragnos", beruhigte Ralen den Alten, "Ich kann ihnen vertrauen." Ragnos nickte. "Gibt es einen Grund für Euren Besuch, Ralen?" Ralen zog das Buch aus seiner Umhängetasche hervor und reichte es Ragnos. Interessiert nahm dieser es entgegen und studierte eingehend. "Ah ja", murmelte Ragnos. Er blätterte das Buch durch, ohne sich die Wörter und Runen genauer anzusehen. "Verstehe." Ungeduldig hüpfte Ralen von einem Fuß auf den anderen. "Und?" Ragnos warf dem jüngeren Dunmer einen strengen Blick zu. "Ihr müsst lernen, Euch in Geduld zu üben, Ralen. Ja, ich kenne dieses Buch. Es ist die einzige Ausgabe, die je geschrieben wurde. Sie dient nur einem Zweck: sie ist ein Wegweiser zur Schwarzen Krone."

Ralen sog überrascht Luft ein. "Ihr...Ihr könnt es lesen?" Lächelnd schüttelte Ragnos den Kopf: "Was habe ich Euch gelehrt? Man soll ein Buch nicht immer nach seinem Einband beurteilen. In diesem Fall tritt die berühmte Ausnahme der Regel ein." Ragnos ließ sich von der Kultistin ein Messer reichen und löste damit das Papier vom Einband, sodass das nackte Leder zu sehen war. Fasziniert beobachtete Ralen, wie Ragnos die dürren Finger über den Einband gleiten ließ. Nach einer Weile öffnete er das Buch von der anderen Seite und wiederholte die Prozedur.
"Ha!" Ein Lächeln legte sich auf das Gesicht von Ragnos dem Weisen. Er reichte das Buch wieder dem gespannten Ralen. "Tastet mit den Fingern den hinteren Einband ab", trug er dem Dunmer auf. Ralen tat wie ihm gehiesen. "Vertiefungen", hauchte er überrascht. Ragnos nickte: "Ja, Vertiefungen. Sie dienen dem Zweck, die Schlüsselscheibe auszurichten. Durch die Schlüsselscheibe erfahrt Ihr, welcher Code dem Buch zu Grunde liegt."
"Woher...?" Wieder lächelte der Hohepriester des Azura-Kultes. "Ich habe selbst einst nach der Schwarzen Krone gesucht. Da mir aber niemand geholfen hat, habe ich Jahre damit verbracht, den Code zu entschlüsseln. Als ich durch uralte Schriften von der Schlüsselscheibe und den Vertiefungen erfuhr, war ich zu alt umso ein Abenteuer auf mich zu nehmen. Aber Ihr...Ihr könntet die Krone finden."

Ralen nickte. "Und wo finde ich die Schlüsselscheibe, Meister?" Ragnos musste nachdenken. Schließlich sprang ihm die Kultistin zur Hilfe: "Sie liegt im Schatzraum der Akademie der Magier." "Genau. Danke, Dany. Oh, ich habe Euch noch gar nicht meine Enkelin vorgestellt: Dannaria." Die Dunmer verneigte sich höflich vor den Studenten. "Der Weg in die Schatzkammer ist gefährlich", fuhr Ragnos fort, "Ihr müsst äußerst vorsichtig vorgehen. Ich..." Der Alte hielt kurz inne. Es war als wäre ihm eine Idee gekommen. Und tatsächlich: "Ich sende Euch meine Dany mit. Sie kennt sich mit Fallen und dergleichen aus. Würdest du das tun, Dany?" Ragnos Enkelin verneigte sie wieder. "Wenn Ihr es so wünscht, Meister."
Ragnos lächelte zufrieden: "Schön. Macht Euch am besten gleich auf den Weg. Und Ralen..." Ragnos bedeutete Ralen näher zu kommen. "Achtet auf den Argonier", flüsterte der Weise seinem Schüler ins Ohr, "Man kann den Echsen nicht vertrauen. Sie hassen unser Volk." "Keine Sorge, ich werde vorsichtig sein." Mit einem Nicken entließ Ragnos seine Besucher.

Der Kreis, der von Ralens Streben nach der Krone wusste, war wieder um eine Person gewachsen. Mittlerweile wussten Jules, Pol, Falandril, Tara, Ella und jetzt auch Dany von seiner Idee. Es gefiel Ralen zwar nicht, dass es so viele waren, aber er hatte keine Wahl. Wenn er die Krone finden wollte, brauchte er jede Hilfe, die er bekommen konnte. Und jeder seiner Gefährten war auf seinem Gebiet ein Spezialist, ein weiterer Vorteil für die Suche.
Ralen führte seine Freunde und Dany wieder aus der Kanalisation heraus. Ragnos Enkelin kannte den Weg natürlich, also lief sie neben Ralen her und plauderte ein wenig mit ihm. Sie war nicht wirklich seine Enkelin, eher seine Ururururenkelin, doch der Bequemlichkeit halber nannte er sie Enkelin. Ralen schätze Dany als eine freundliche offene Person ein. Sie schien recht intelligent zu sein, jedoch hatte er den Eindruck, sie betrachtete die Welt zu sehr durch die rosarote Brille.

Durch einen Kanalschacht verließen sie endlich die stinkende Kloake von Erstburg. "Ich liebe es jedes Mal, wieder an der frischen Luft zu sein", plapperte Dany fröhlich drauf los. Sie strich sich durch die kurzen blonden Haare und sah sich im nächtlichen Handelsviertel um. "Wir sollten uns beeilen, wenn wir heute noch in die Schatzkammer kommen wollen." Ralen nickte und sie setzten sich wieder in Bewegung.
Nach einigen Minuten kamen sie auf dem Kathedralenplatz an. Von hier aus waren es nur noch einige Hundert Meter bis zur Magischen Akademie. "Wir sind gleich da", erklärte Dany Ralens Kommilitonen. Pol rollte mit den Augen. Sie kannten sich natürlich selbst in Erstburg aus. "Wisst ihr", begann Dany, den Kopf noch immer über die Schulter gewandt, "Ich finde das so aufregend! Großvater hat mir so schon viel über die Krone erzählt und nun suche ich selbst danach! Ich...ahh!" Dany war gegen Ralen geprallt, der abrupt stehen blieb. Die Dunmer verlor das Gleichgewicht und taumelte rückwärts. Jules und Falandril fingen sie auf. "Ralen? Was ist denn?", wollte Pol wissen.

Der Dunmer gab keine Antwort. Er starte nur in die Finsternis hinein. Nein, nicht in die Dunkelheit, wie seinen Begleitern auffiel, sondern auf eine Gestalt in der Finsternis. Vor der Kathedrale war ein Phantom erschienen. Es war komplett in Schwarz gekleidet, sein Gesicht von einer Kapuze verhüllt. Das Gespenstische an dem Unbekannten waren seine Augen, die blau leuchteten.
"W...Wer seid Ihr?", fragte Ralen ängstlich. Das Phantom hob den Arm. Aus dem weiten Ärmel ragte eine skelettierte Hand hervor, die auf Ralen deutete. "Ich", zischte der Untote, "bin der fünfte Zacken der Krone. Mein Name ist Hessaldor." Ralens Kiefer klappte nach unten. Hessaldor? Der Altmer, der das Buch geschrieben hat? Aber er müsste doch schon längst tot sein!
Der untote Magier las die Gedanken von Ralen: "Ihr irrt, Sterblicher! Die Zacken haben geschworen, die Krone vor der Gier der Menschheit zu beschützen! Auch über den Tod hinaus."

"Das stimmt", bestätigte Dany, "Es gibt Legenden, wonach sich die Magier der Macht der Krone bedient haben, um den Tod zu überwinden." "Keine Legenden!", donnerte Hessaldor mit scharfer Stimme, "Es ist die Wahrheit, Mädchen!" Ralen schob sich vor Dany. "Was wollt Ihr von uns?", fragte der Dunmer nun entschlossener. Hessaldor kam näher, besser gesagt, er schwebte näher. "Ihr sucht die Krone", zischte der Magier, "Eure Gier hat Euch bereits weit gebracht. Ich wurde von meinen Brüdern ausgewählt, Euch aufzuhalten." Nun mischte sich auch Jules ein: "Aufhalten? Aber Ihr habt doch das Buch geschrieben, dass Hinweise auf die Krone gibt."
Die fünfte Zacke senkte den Kopf. "Mein größter Fehler. Aber ich werde ihn bereinigen. Heute Nacht!" Die Hände des Magiers begannen blau zu leuchten. "Macht Euch bereit", warnte Ralen seine Freunde. Sie waren zwar zu fünft, doch leider unbewaffnet. Es würde schwierig gegen einen mächtigen Magier werden.

Ein Zischen durchschnitt die Stille der Nacht. Plötzlich flog ein flammendes Geschoss auf Hessaldor zu. Seine Robe fing augenblicklich Feuer, als der Pfeil seine Brust durchbohrte. Der Magier stieß einen wütenden Schrei aus und begann, Blitze nach Ralen und seinen Begleitern zu schleudern. Geistesgegenwärtig retteten sich die Fünf hinter einen Ochsenkarren.
Hessaldor ließ von seinen Opfern ab und suchte stattdessen nach dem Angreifer. "Zurück in die Unterwelt mit dir", verkündete einen Stimme, die von überall herzukommen schien. Zornig schoss der Magier Zauber in alle Ecken und Enden des Platzes. "Du bist machtlos", spottete die Stimme, "Denn ich bin das Blut des Unsterblichen." Vor Hessaldor stand plötzlich ein Mer, hochgewachsen und von heller Hautfarbe. Er trug eine goldene Rüstung und Umhang. Über seine Schulter ragte das vergoldete Heft eines Schwertes empor. In der rechten Hand hielt der Unbekannte eine Armbrust, die Hessaldor verwundet hatte.
Die blauen Augen des untoten Zauberers fixierten den Angreifer. Das Feuer schien Hessaldor nichts auszumachen. "Du wirst sterben, sterblicher Narr!", zischte Hessaldor und ließ einen Eisstrahl aus seiner Hand schießen. Doch zur Überraschung aller Anwesenden prallte der Zauber wenige Zentimeter vor dem Unbekannten ab und schoss auf Hessaldor. Der Altmer schrie vor Zorn. Bevor er jedoch den nächsten Zauber sprechen konnte, hatte der Unbekannte sein Schwert gezogen und den Magier enthauptet. Hessaldors verwester Kopf rollte über das Pflaster des Platzes. Doch das war dem Mer nicht genug: er näherte sich dem abgetrennten Haupt und zerschmetterte ihn mit einem kräftigen Tritt.

Ralen, Dany, Jules, Falandril und Pol kamen langsam wieder aus ihrem Versteck. Erst jetzt konnten sie einen genaueren Blick auf ihren Retter werfen: Er trug sein langes blondes Haar als einen kunstvoll geflochtenem Zopf. Seinen Augen waren gelb wie die eines Altmers, doch seine Haut war viel heller. Langsam schob der Mer sein Schwert zurück in die Scheide und wandte sich dann die fünf Gefährten zu. "Seid Ihr wohlauf, meine Dame?" Er ging schnurstracks auf Dany zu und griff ihre Hände. "J...ja." Die Dunmer errötete. "Wir leben auch noch, vielen Dank der Nachfrage", merkte Ralen an.
"Was? Oh, ja natürlich. Wo sind denn meine Manieren? Wenn ich mich vorstellen darf? Ich bin Argnor, Sohn von König Orgnum, Prinz von Pyandonea, Erbe des Inselkönigreiches der Maormer." Die Gefährten blickten sich erstaunt an. Ein Maormer? Und dann auch noch der Sohn des unsterblichen Magierkönigs Orgnum? Ralen war der erste, der die Sprache wieder zurückerlangte: "Was verschlängt Euch nach Erstburg, Prinz Argnor?" "Mein Vater hat mich ausgesandt, um die legendäre Schwarze Krone der Macht zu bergen. Ich bin den Hinweisen gefolgt und dabei auf euch und den fünften Zacken gestoßen." Argnor deutete über seine Schulter hinweg auf die Leiche von Hessaldor. Ralen war erneut sprachlos. Auch Argnor sucht die Krone.
"Wie wäre es", schlug der Prinz vor, "Wenn wir uns gegenseitig helfen, die Krone zu bergen? Es liegt ein unser beider Interesse, wenn so ein mächtiges nicht in falsche Hände fällt, nicht wahr?" Argnor streckte Ralen die Hand hin. Dieser überlegte. Konnte er dem Prinzen aus Pyandonea trauen? Ihm blieb keine Wahl. Seine Vernunft sagte ihm, dass Argnor ein mächtiger Krieger und Magier war, sie konnte seine Hilfe gut gebrauchen. "Einverstanden." Ralen schlug ein.
Zuletzt geändert von Jagar am Mi 17 Apr, 2013 13:55, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Lilith » Fr 22 Mär, 2013 14:33

Oh, endlich geht es weiter, ich hatte mich schon gefragt, ob du es vergessen hattest. Ich werd's mir nächste Woche mal durchlesen, wenn ich mehr Zeit habe und mich darauf konzentrieren kann. ;)
Smile. It confuses people.

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Beitragvon Jagar » Mo 25 Mär, 2013 07:30

Vergessen hatte ich es tatsächlich, aber zum Glück ist es mir ja wieder eingefallen.
Okay, ich freue mich dann schon auf deinen Kommentar :)

Dark Lúthien
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Beitragvon Dark Lúthien » Di 26 Mär, 2013 19:07

Kurze Frage: Kann man diese FF lesen, auch wenn man die Welt/das Setting/die Charaktere nicht unbedingt kennt?

Ich würde ungern anfangen zu lesen und dann später nix verstehen, weil ich beispielsweise die Charas nicht kenne oder so ;) Hoffe man versteht was ich meine :lol:

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Beitragvon Jagar » Mi 27 Mär, 2013 10:34

Hey Lú,

ja, kannst du. Die Charaktere sind eh alle meine eigenen, das Setting ist abseits/alternativ vom eigentlichen Elder Scrolls-Setting und die Welt wird eigentlich erklärt. Naja, und die Rassen stehen ja oben, bei Bedarf könnte ich noch mal genauer darauf eingehen.

Aber ich denke, man versteht eigentlich alles :D

Würde mich freuen, wenn du es lesen würdest :>

LG
Riu

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Beitragvon Dark Lúthien » Mi 27 Mär, 2013 18:13

Ok supi ^^ Dann gleich meine nächste Frage, auch wenn ich von den Fantaxyanern komisch beäugt werde dafür, darf ich die FF ausdrucken?

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Beitragvon Wehwalt » Mi 27 Mär, 2013 23:07

*komisch beäug*
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