Ich weiß selbst noch nicht wo das alles hinführt, aber ich dachte ich stell's mal rein Viel zu sag ich erstmal nicht ^^ Ich weiß auch noch nicht, ob es nicht bei einem Eintrag erstma bleibt ^__^
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Tagebuch eines toten Idioten
Eintrag 1 – Dämlicher Bleistift
Er brütete auf dem Klo. Ja, zur großen Abwechslung saß er tatsächlich mal. Er saß mit hochgezogener Hose auf dem Pott. Der Deckel heruntergeklappt, versteht sich. Die spitzen Ellbogen auf die Beine gewinkelt, den Kopf resigniert auf die Fäuste gestützt. Ja, so saß Graham Pampelpü auf der Porzellanschüssel. Den bescheuerten Nachnamen hatte er tatsächlich. Er schloss die Augen und seufzte. Am liebsten würde er diese Ein mal Ein Meter große, weiß geflieste Klokabine nie mehr verlassen. Beim besten Willen wollte er nicht nach da draußen. Es war die Hölle! Wirklich!
Vor etwa zwei Stunden hatte Graham das Zeitliche gesegnet. Er hatte sich immer vorgestellt, dass wenn er sterben würde, alles aufhört. Einfach nichts, kein Licht, keine Dunkelheit, kein Lärm, keine Stille… einfach nur… nichts. Wie dieses unvorstellbare Nichts aus der Unendlichen Geschichte! Aber es wäre zu schön um wahr zu sein. Also statt einem ewigen Luxusurlaub, ohne Verpflichtungen und mit viel Stille, erwachte Graham in einem seltsamen Raum. Eine brünette Frau, mit dermaßen dick unterlaufenen Augen, dass es nur beim Hinsehen schon wehtat, blickte ihn mit einem Klemmbrett zwischen ihren wulstigen Armen finster an. Wow, was für eine super Begrüßung! Jetzt verstand Graham, wo die Redewendung "sich im Grabe umdrehen" herkam.
„Sie sind?“, fragte sie ihn mit gleichgültiger Stimme.
„G..Graham Pampelpü. Wo… wo bin ich?“ Irritiert setzt er sich auf und blickte sich um. Der Raum war steril, weiß gefliest, keine Geräte oder Möbel, bis auf ein Bett, in dem er lag. Zum Glück war er nicht nackt. Ein weißes Nachthemd bedeckte seinen Körper. Nervös zupfte er daran herum. Es gab nicht mal eine Decke, unter der er sich hätte verstecken können.
„Wie sind Sie gestorben?“
„Was?!“
„Wie Sie gestorben sind?“ Ihre Stimme war unbarmherzig und kalt. Sie machte sich Notizen.
„Woher soll ich das wissen“, begann Graham entrüstet. „Die eine Minute bin ich noch im Büro, die nächste lieg ich hier und werde von einer filigranen Glücksfee über meinen Tod ausgefragt! Keine Ahnung!“
Ein dunkler Blick durchbohrte ihn, der ihn bis ins Mark traf. Schauernd verzog er sein Gesicht.
„Nun gut“, ihre Stimme war ein verrückter Mischmasch aus Schweinchengequieke und Löwengebrüll.
„Größe?“ Sie blickte ihn an „Eins achtzig“ murmelte sie und kritzelte gewichtig auf ihr Klemmbrett ein.
„Eins sechsundachtzig, bitte!“ Graham drückte seine Schultern durch und machte sich größer.
Keine Antwort, keine Regung, keine Korrektur.
„Gewicht?“
„Ich ähm…“
Sie schrieb wieder etwas. Graham reckte den Hals um etwas sehen zu können, doch er hatte gegen die massigen Arme der Frau keine Chance. Er fragte sich, ob das Brett nicht vielleicht aus ihren Armen herausgewachsen war. Das Frage/Manchmal-keine-Antwort-Spiel ging mit den klassischen Themen, wie Alter (29), Augenfarbe (braun), Haarfarbe (braun) und weiteren unwichtigen Details weiter.
„Von welchem Planeten sind Sie?“
„Äh-rde“, antworte Graham verwirrt. Sein Gehirn war noch beschäftigt die Frage zu verstehen, während sein Mund eine etwas eigenwillige Antwort von sich gab. Ein kaltes Plastikbändchen wurde um sein Handgelenk fixiert. Ein seltsames, großes Zeichen prangte darauf.
„Wieso fragen Sie? Ich dachte, das hier ist das Leben nach dem Tod!“ Graham nahm einen modrigen Geruch wahr, als die seltsame Frau sich wieder von ihm abwandte und sich eine fettige Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
Die Frau reichte ihm einen Plastikbecher und kommentierte trocken "Voll machen!"
„Das ist ein Scherz, oder?“ Doch Graham merkte rasch, dass diese Frau – er war ziemlich unhöflich, da er sie eigentlich gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte – keine Scherze machte.
„Hier“, fragte er nervös.
Sie drehte sich um.
„Ja, gleich viel besser“, antwortete er zynisch.
Nach geschlagenen fünf Minuten schaffte es Graham endlich ein paar Tröpfchen abzulassen. Für einen Geist – zumindest hatte er angenommen einer zu sein – fühlt er sich noch ziemlich… fleischig an. Er tippte die massige Schulter der Frau an und macht mit einem „Hier!“ auf sich aufmerksam. Sie nahm den Becher entgegen, öffnete eine kleine Türe – die vorher definitiv noch nicht dagewesen war! – und stellte den Becher hinein.
Sie wandte sich Graham wieder zu.
„Todesursache?“
Reflexartig strich sich Graham mit der rechten Hand über sein Genick.
„Ich schätze Genickbruch.“
„Sicher?“
„Natürlich… ich bin die Treppe runtergefallen als ich einen Kaffee für den Chef holen sollte! Ich meine, hallo? Ich bin nicht seine Kaffee-Frau! Der kann sich doch selbst die paar Stufen hinbequemen und seinen dummen Latte Mac-scheiß-drauf holen! Ich sag ihnen, der wollte mich nur schikanieren. Pampelpü dies, Pampelpü das! Und dann…“, Graham verfiel in Schweigen.
„Was dann?“
„Ein Vollidiot kam mit einem Bleistift in der Hand spielend die Treppe hoch, touchierte mich und sein Bleistift fiel direkt auf die Stufe vor mir. Ich trat drauf, rutschte mit dem Fuß ab und stürzte die Treppe hinab.“ Eine Flut an wirren Bildern schoss ihm durch den Kopf.
„Ich weiß nur noch, dass ich mich drüber aufregte, dass mein Shirt mit Kaffeeflecken versaut war... mehr nicht.“ Automatisch strich er mit seinen Händen über das weiße Nachthemd.
„Todesursache, Bleistift.“ Das Kratzen des Kugelschreibers ließ Graham einen Schauder über den Rücken jagen. Die Frau hatte sichtlich Spaß an der ganzen Situation.
„Sie können sich nun umziehen. Nehmen Sie dann bitte im Warteraum Platz.“ Sie reichte ihm – woher hatte sie das Zeug? – eine kleine Plastiktasche mit Kleidung und Schuhen und schubste ihn in eine Richtung.
„Ähm, gibt es hier auch eine Toilette?“
Tjah und so war er hier gelandet. In diesem kleinen Kabuff und er wollte auch nicht mehr raus. Er konnte einfach nicht fassen, dass er aufgrund eines Bleistiftes gestorben war. Er schüttelte den Kopf. Es konnte einfach nicht wahr sein.
Eine Stimme über eine Sprechanlage, Graham fragte sich wieso es eine Sprechanlage auf dem Klo gab, rief freundlich aus „Herr Graham Pampelpü, bitte in Raum 201 melden.“