Das GIF am Anfang werdet ihr gegen Ende der Geschichte begreifen
Ich glaub, zwischenzeitlich habe ich einige grössere Grammatikpatzer drin, aber ich bin mir nicht sicher.
Bitte macht mich darauf aufmerksam, damit ich es im Nachhinein ändern kann.
_____________________________________________________________________________________________
Cecil & Jack
______________________________________________________________________________________________
Normalerweise war die Geräuschekulisse der hoch betriebsamen Hauptstrasse einer jener Sachen im Leben, die er absolut nicht ausstehen konnte. Doch heute kam sie im gerade recht - Die Autos rauschten vorbei, hin und wieder knatterte eine Harley über die Strasse und das Schreien der Kinder aus dem Schnell-Imbiss auf der gegenüberliegenden Seite die sich auf dem Spielplatz hielten und ironischerweise natürlich alle zur gleichen Zeit auf die Rutsche wollten, löste in ihm ein angenehmes Kribbeln aus, welches die Ereignisse der vergangenen Nacht etwas in den Hintergrund rücken liessen.
Fahrig nestelten seine Hände an den Taschen der Jacken herum, die er trotz der drückenden Hitze und der gleissenden Sonne trug. Sie war alt und zerfleddert, an einigen Stellen wiesen Löcher wie Alarmsignale auf ihren erbärmlichen Zustand hin und gerade vorhin hatte ihn eine Frau hinter vorgehaltenen Hand als Penner bezeichnet. Endlich hatte er es geschafft den Reisverschluss der Tasche aufzubringen und seine Zigaretten heraus zu holen.
Tief inhalierte er den Nikotinrauch in seine eh schon angeschwärzten Lungenflügel und presste die Lippen zusammen, um das tödliche Genussmittel so lange wie möglich in sich zu behalten. Er lehnte an der Ziegelsteinwand eines älteren Gebäudes, eine Bein angewinkelt und sich somit zusätzlichen Halt verschaffend. Geniessend schloss er die Augen, versuchte sich auf keinerlei Bilder zu konzentrieren und stellte sich eine alles umfassende Schwärze vor, welche sich langsam um ihn schlang, tausend Schattenhände, welche sich über seinen Körper legten und versuchten seine Sehstärke zu beeinträchtigen und somit ungewollt aufkommende Erinnerungen.
Die Kinder auf der anderen Strassenseite wurden mit barschen Rufen zurecht gewiesen, eines von ihnen begann in einer Lautstärke zu flennen, welche ihm eine wohlige Gänsehaut verschaffte, welche die feinen Häärchen an Armen und Nacken aufzustellen wussten. Der Verkehr wurde etwas ruhiger, langsam aber sicher hörte man wieder das Zwitschern der Vögel aus dem naheliegenden Park.
Louis Chamberlain nervte sich. Er wollte keine wohlwollenden Geräusche, am wenigsten das Zwitschern von glücklichen Vögeln, welche in ihm nur Bilder von saftigen Wiesen, hohen Bäumen und einem azurblauen Himmel auslöste. Dabei hatte er doch extra diesen Platz ausgesucht - hier war immer so viel los und meistens war es nur in den frühen Morgenstunden ruhig. Doch selbst dann streiften Jugendliche hier durch die auf dem Heimweg war, nicht selten alkoholisiert und immer noch in einer Lautstärke feiernd, welche die rüstige Dame Ms. Grey stets auf die Palme brachte. Sie hatte sich zur Angewohnheit gemacht einen Eimer Wasser bereit zu halten und in jenen Betrunkenen über den Kopf zu leeren, die es trotz ständiger Ermahnungen ihrerseits nicht zustande brachten, einigermassen ruhig an dem alten Gebäude vorbei zu gehen. Und so war die Rentnerin nicht damit beschäftigt ihren Lebensabend zu geniessen, sondern um vier Uhr morgens verbittert hinter dem Vorhang zu warten.
Louis seufzte auf. Wenn er Pech hatte, würde das kalte Wasser auch ihn treffen, denn Ms. Grey mochte keine Streuner und schon gar nicht mochte sie sie vor der eigenen Haustüre, vor der sie stets sauber und achtsam zu wischen vorgab. Aber selbst wenn; eine ungewollte Dusche war im Moment sein kleinstes Problem. Vollkommen übermüdet fuhr sich der Verwahrloste mit beiden Händen erst einige Male unsanft übers Gesicht, bevor er sich die Haare zurückstrich. Wenn man ihn genauer betrachtete, versteckte sich hinter der unordentlichen Kleidung eigentlich ein anständiger, junger Mann der gerade mal gegen die 30er zuging. Seine Haut war von einem hellen Braunton und keineswegs verunreigt oder von Mitessern geplagt, normalerweise strahlend blaue Augen zierten das kantige, männliche Gesicht. Die Haare standen ihm zwar unordentlich vom Kopf ab, waren allerdings nicht allzu lang oder fettig und würde er sie einmal anständig frisieren, sähe es bestimmt gut aus. Das Einzige, abgesehen von seiner Art sich zu kleiden, was auf einen Mann hinwies, der mit dem Leben abgeschlossen hatte und sich von verfaulter Nahrung aus Abfalleimern ernährte, waren die Augen.
Würde man Louis Chamberlain an jeglich andern Tagen kennenlernen, so würde man in seinen Seelenspiegel versinken und die Frauen würden ganz sicher verrückt nach ihm sein. Heute war nicht ein jeglich anderer Tag und so waren seine Augen verhangen wie der Nebel über dem Ozean an manchen Tagen. Verhangen und kraftlos, fast als müsse er sich dazu zwingen sie offen zu behalten, als würde er sie von der Welt vor sich verstecken wollen und so wenig wie möglich mitbekommen.
So war es allerdings nicht, denn Louis mochte keinen harten Kontraste und die Tatsache, dass er einen lauten Ort ausgesucht hatte würde nur unnötig zu solchen führen, würde man meiner Behauptung er wolle nichts und niemanden sehen Glauben schenken. Was also wollte er hier?
Es war nicht so einfach zu erklären, und noch schwieriger zu verstehen. Vor allem, wenn man von psychisch völlig gesund war und keinerlei seelischen Probleme hatten, die unweigerlich zu Nebelaugen führten. Normale Leute würden sich damit abfinden Louis als geisteskrank, als verrückt abzustempeln. Doch Leute, welche sich wie Louis auf einer inneren Reise befanden und von den Stolpersteinen und all den Stimmen wussten, gruben gerne etwas tiefer, guckten und die Decke und scheuten sich auch nicht davor, sich vollkommen in die Schwärze zu begeben, um da irgendeinen Lichtblick in seiner Seele zu finden.
Louis war ein Mörder. Kein besonders guter, denn immerhin würde jedes Indiz auf ihn weisen und er hatte dank einem fehlenden Freundeskreis ja nicht einmal ein Alibi. Seine unsichtbaren Freunde zählten ja nicht, durften nicht zählen und er hatte das schon seit eh und je eine als Ungerechtigkeit empfunden. Aber die Beamten interessierte es leider recht herzlich ob Unsichtbarer Nummer 1 namens Jack jetzt gestern mit Unsichtbarer Nummer 2, genannt Cecil, Tennis gespielt hatte und Louis als Schiedsrichter am Spielfeldrand für Ordnung und richtige Sätze hatte sorgen müssen. Pah...dabei war das doch wirklich ein gutes Spiel gewesen, ihr hättet es sehen müssen! Wirklich, es war grandios, fast schon wie Roger Federer gegen Rafael Nadal, nur noch viel besser!
Ein Auto hupte laut, das Quietschen von Reifen klang an Louis Ohren und für einen Moment blinzelte er aus seinem linken Auge auf die Strasse heraus. Offensichtlich hatte sich ein Kind vom Spielplatz entfernt und unbeaufsichtig auf die Fahrbahn gelofen. Dem Lenker des anrauschenden Autos war es nur noch knapp gelungen, seinen Wagen rechtzeitig zum Stehen zu bringen und eine sorgenvolle Mutter nahm ihren kleinen Satansbraten gerade auf die Arme, Tränen liefen ihr die Wangen herunter während sie sich immer und immer wieder bei dem geschockten Fahrer entschuldigte, der ganz aus der Fassung war und immer wieder den Kopf schüttelte, die zitternden Hände abwehrend erhoben.
Pah...Louis schloss wieder die Augen, konzentrierte sich erneut auf die Schattenhände und schüttelte den lästigen Gedanken, dass es schöner gewesen wäre wenn das Kind unter den Wagen gekommen wäre, erfolgreich ab. Er musste aufhören so zu denken. Cecil mochte das nicht besonders, besser gesagt; er hasste es. Noch mehr hasste Cecil es, wenn Louis jemanden umbrachte. Und eigentlich waren Jack und Cecil die schlechtesten Freunde überhaupt, denn Jack motivierte ihn immer zum Akt, während Cecil versuchte ihn zurück zu halten. Meistens gewann Jack, was nicht sonderlich verwunderlich war, denn der Lockenkopf hatte die viel lautere Stimme und machte jedes Argument Cecil`s gnadenlos zur Schnecke.
So wie letzte Nacht zum Beispiel, als er sich bei dem Gedanken erwischt hatte, Tom, den junge, bulligen Mann aus der Wohnung seiner gegenüberliegend, umzubringen. Jack war natürlich sofort hellauf begeistert gewesen und Louis hatte sich schrecklich darüber gefreut, mit ihm einer Meinung zu sein. Natürlich hatte es nicht bei Friede, Freude, Eierkuchen und einem ausgeklügelten Plan bleiben können, denn ungefragt hatte Cecil seinen Senf dazu beigetragen und darauf hingewiesen, wie stark Tom sei und dass es nicht ohne wäre. Zudem sei er immer so freundlich zu Louis und er grüsse auch immer, selbst ihn, Cecil.
Das darauffolgende Gespräch war zweifelslos nicht ohne nichts gewesen und dies wäre der Moment gewesen, in dem sich die normalen Menschen abgewendet hätten und sich die Ohren zugehalten hätten, nichts von der Tatsache wissen wollend. Die drei hatten geschrien und diskutiert, waren zwischenzeitlich sogar handgreiflich geworden und Louis war es nur mit Mühe gelungen, Jack von Cecil zu lösen, der mit blutender Nase beleidigt den Kürzeren gezogen hatte.
Tom war glücklicherweise ein schwaches Opfer. Trotz seiner massigen Gestalt und der Beteuerung mehrmals die Woche das Fitnesscenter aufzusuchen, hatte er sich nicht lange gewehrt, als ihm Louis das Kissen auf das Gesicht drückte, angefeuert von Jacks lauten Rufen. Sein Körper hatte gezuckt, einmal, zweimal, dreimal...dann war es vorbei gewesen. Sie waren etwas enttäuscht gewesen, Louis und Jack. Schliesslich besassen die meisten Opfer etwas mehr Widerstandsstärke und machten es einem mit einer unverschlossenen Türe auch nicht so einfach. Trotzdem war es eine nette Nacht gewesen und das Bier, welches sie auf Toms leblosen Körper genossen hatten, war eines der Besten gewesen, welches er in seinem ganzen Leben getrunken hatte. Cecil hatte natürlich mal wieder die beleidigte Leberwurst gespielt und hatte sich nicht auf einen Triumphtrank einlassen wollen, stattdessen hielt er es für angemessen eine Trauerrede für Tom zu halten und Louis zu ermahnen, mit dem Morden aufzuhören.
Und genau deshalb fanden wir uns hier auf dem Trottoir neben der lärmigen Strasse wieder.
Louis dachte nämlich ernsthaft darüber nach, die ganze Sache zu beenden und sich einem friedvolleren Leben zuzuwenden. Auf das Land zu ziehen und sich dort ein hübsches, kleines Haus zu kaufen mit einem schönen Garten, um den er sich kümmern konnte. Würde ihn einmal die Lust überfallen, könnte er Blumen zertreten oder Holz hacken. Möglichkeiten gab es genug um sich andersweitig zu beschäftigen und wer eine überlaufende Fantasy besass, war im Stande, sich alles vorzustellen, was nur möglich war. Angefangen mit einem Polizeiauto, welches die Hauptstrasse entlang fuhr, auf Louis Höche anhielt und zwei Männer und eine Frau aussteigen liess, welche sich ohne zu zögern auf ihn stürzten und seine vernarbten Handgelenke in eiserne Fesseln kleideten. Er konnte sich vorstellen, wie er in das Auto gezerrt wurde und da auf dem Rücksitz sass, flankiert von einem der Polizisten, der Tom so ähnlich war und sein Bruder hätte sein können. Und er konnte sich natürlich auch vorstellen, wie er in einer Gefängniszelle an die Wand starrte und die Tage zählte, bis er wieder hinausdurfte. Cecil und Jack hatten ihn natürlich begleitet, doch zwei Streithähne, der eine besserwisserisch, der andere hochmütig, waren nicht unbedingt die beste Gesellschaft und manchmal wünschte er sich eben doch Matthew wieder her, der ihn vor langer Zeit verlassen hatte.
Ja, es war vieles möglich wenn man die Kraft hatte mit Gedanken Welten und Bilder zu kreieren und in ihnen zu leben. Aber man konnte auch einfach...
Louis Chamberlain schlug die Augen auf und musterte den Klienten am anderen Ende des Konferenzsraumes interesseriet, abwägend, ob die Kreditwürdigkeit nun gestattet war oder nicht.