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Winterheart

Lycidia
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Winterheart

Beitragvon Lycidia » Sa 17 Jul, 2010 23:25

Soo, das hab ich vor ein paar Monaten, als draußen noch Schnee lag, geschrieben. Es war so etwas ähnliches wie eine Deutschaufgabe und auch wenn es sicherlich nicht zu meinen besten schreiberischen Leistungen zählt würde ich gern wissen, wie ihr es aufnehmt. Ob euch die Handlung halbwegs erschließbar erscheint oder ob ihr keinerlei Sinn und Verstand dahinter erkennt.....

Winterheart

Kalt heult der Wind um das Haus, hüllt alles in ein unwirklich wirkendes weißes Band aus Schnee und Stille. Ich weiß nicht,wieso ich noch immer hier am Fenster stehe, vollkommen verlassen. Eiskristalle hängen in meine blauschwarzen Haaren und wehen gegen die Glasscheibe, welche das einige Hindernis zwischen dem warmen Zimmer und mir und dem Schnee bildet. Wunderschöne Eisblumen bilden sich dort auf der Scheibe, geformt zu einem Bild, dessen Bedeutung mir selbst nach all diesen Jahren noch immer vollkommen fremd ist. In einer automatischen Geste schlage ich die Kapuze meines weißen Mantels nach oben, spüre wie das Eis in meinem Haar schmilzt und als eiskaltes Wasser meinen Nacken hinabfließt, wie es das Tauwasser im Frühling von den Bergen tut. Endlich schaffe ich es, meinen Blick abzuwenden, weg von dem hell erleuchteten Raum mit dem Holzofen, der seine Wärme selbst durch das dicke Glas hindurch stahlen lässt. Wende mich ab, von den Leuten, die zusammen Tee trinken und froh sind, nicht durch diese unwirtliche Nacht laufen zu müssen. Ich jedoch muss es. Der Wind lässt die Spitzen der großen Tannen des angrenzenden Waldes unter seinem gnadenlosen Ansturm wanken, bläst den Schnee, der sich wie Zuckerwatte auf den dunkelgrünen Zweigen niedergelassen hat, weiter. Hinab auf die Straße, wo er vor vor mir im dämmrigen Licht der Straßenlaternen seinen Walzer tanzt. Verschlungen wirbeln die weißen Flocken vor meinen Füßen auf den Boden, nicht zu trennen sind sie mehr von den tausend anderen, die heute aus dem grauen Himmenl segelten und die Welt wieder fest in die Hand des Winters trieben. Und in die meinige. Langsam gehe ich die Straße hinab, das Eis ist mein ständiger Begleiter, verscheucht jedes Wesen in seiner Reichweite. Ich weiß nicht, was die Menschen gegen mich und meine kalte Gefolgschaft haben, ich bringe ihnen eine Zeit, in der sie sich endlich wieder den Leuten zuwenden, die sie angeblich doch lieben. Wegen mir drängen sie sich zusammen, in ihren Häusern, wo man endlich wieder reden muss, um die Kälte nicht auch noch in das eigenen Herz zu lassen. Der Schnee knirscht unter meinen Füßen, unwirklich wirkt das Geräusch in der ansonsten perfekten Stille, die um mich herum herrscht. Ich fühle wie sie mich umgibt, wie jedes Geräusch von Schneepflügen, unermüdlichen Schneeschippern und sonstigen Störenfrieden verschluckt wird von meinem weißen Element. Eine Schneeflocke fliegt unter meine Kapuze, landet auf meinen eisblauen Lippen. Flüchtig wische ich sie beiseite, denke zurück an jene Zeit, als immer Schnee lag und ich nicht nur in den wenigen Monaten des Winters meine Heimat verlassen konnte. Lange liegen diese Zeit, die Homo sapiens später so treffend als „Eiszeiten“ bezeichnen sollte zurück, aber noch viel länger reiche ich zurück. Ich war da, als der erst kalte Hauch diesen Planeten zu dem formte, was er heute ist, ich war da, vor so langer Zeit als meine Mutter, Mylady Winter, die Bergkuppen mit ihrem weißen Glanz versah. Ich stoße ein melancholische Seufzen aus. Immer seltener werden die Tage des Eises und der Kälte, selbst das ewige Eis verdient seinen Namen kaum mehr und mit jedem Gletscher der stirbt, stirbt auch ein Teil von mir. Mein Blick gleitet über die Reihenhäuser vor mir. Überall dort brennen Lichter, überall davor stehen Autos. Diese Zeit mag den Menschen Zivilisation gebracht haben, mir jedoch bringt sie Leid. Aber dies ist nicht der richtige Moment um sentimental zu werden, haben die Völker doch endlich erkannt, dass es eine Klimaerwärmung gibt, und dieses Wissen verleiht auch mir wieder Hoffnung. Über mir kreisen Raben, ihr krächzender Klagegesang reißt mich aus meinen trübseligen Gedanken, lässt mein erfrorenes Herz schneller schlagen. Ich bin fast am Ziel. Der Schnee reicht mir mittlerweile fast bis an die Knie, niemand macht sich die Mühe, ihn so nah am Waldrand zu beseitigen. Hier bin ich in meiner Welt, in der Kälte die mich begleitet, wo immer ich auch gehe. Meine silberfarbenen Augen huschen angespannt über die ebene weiße Fläche, die sich vor mir ausbreitet. Ich lächle fast, als ich mein Ziel erblicke. Eine Gestalt kniet vor mir im Schnee, wühlt nahezu verzweifelt in meiner weißen Decke aus Ewigkeit. Ich stehe schon fast vor ihr, als die Person aufblickt, ihre braunen Augen suchen die meinen. „Bin ich tot?“ Ich drehe mich leicht zur Seite, wo der leblose Körper der jungen Frau liegt, die Haut in ihrem letzten, unendlichen Schlaf blau verfärbt. Ich schüttle den Kopf, eine Strähne meines langen Haares fliegt mir ins Gesicht. „Nein.“ Ich strecke meinen Arm aus, ergreife die zierliche Hand der Frau und für einen Augenblick treffen meine Kälte und ihre Wärme aufeinander, verschlingen sich gegenseitig. „Nein, du bist nicht Tod. Du hast lediglich eine andere Form des Lebens erreicht.“ Eiskristalle bilden sich wie Tränen in meinen Augen. Dies ist mein Schicksal, dies ist mein Leben. Ich bin die Tochter von Winter und Nacht, ein Wesen der Kälte und doch, etwas in mir sehnt sich noch immer nach dem warmen Licht, das meine erfrorenen Glieder niemals wärmen wird. Ich bin Sky
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Beitragvon ~Alice~ » Mi 21 Jul, 2010 18:10

Schön geschrieben :)
Es wird halt sehr viel die Umgebung und die Umstände der Frau beschrieben und erst später habe ich aus dem Text erfasst, dass sie diejenige ist, die irgendwie den Winter bringt? Falls man das so sagen kann^^ Und na ja... Dass se kein wirklicher Mensch ist, wurde mir auch erst später klar :lol:
Aber die Beschreibungen und die komplette Geschichte waren nicht langweilig oder so. Ich fand, es war interessant und anschaulich bescrieben, sodass man weiter lesen wollte :)
Das Ende hatte auch etwas. Nur habe ich etwas nicht ganz verstanden. Ist sie s etwas wie eine Übermittlerin, die einem sagt, dass man nicht tot ist, sondern einfach nur in einem anderen Leben ist? So kam es für mich rüber...^^
Aber schöne Geschichte :)
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Beitragvon Lycidia » Mi 21 Jul, 2010 22:41

Jah, sie ist quasi die kälte.... für erfrorene Leute eigentlich der Tod aber eben auch nicht richtig. An dem tag schien mir das ganze noch logisch.
Aber danke für den Kommi ;-
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