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Sorry for Love

Serena
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Sorry for Love

Beitragvon Serena » Mo 19 Nov, 2012 20:22

Hallo ihr Lieben!
Ich habe wieder eine neue Story angefangen, wieder, weil ich sehr, sehr viele Ideen im Kopf habe und sie gerne festhalte. Leider fehlt mir bei manchen Projekten nach einiger Zeit die Inspiration. Aber wer mehr von mir lesen will, darf dies gerne tun:
See auf ff.de
Über Reviews würde ich mich sehr freuen!

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Laut krachend rollte der Zug in den Kölner Hauptbahnhof ein. Es ist Ende November und klirrend kalt auf dem Bahnsteig. Ein paar Minuten stand ich suchend am Gleis, blickte mich nach Maria um, die mich abholen wollte. Keine Spur von ihr. Ich zückte mein Handy, vielleicht steckte sie noch im Verkehr, hier sollte es wesentlich schlimmer sein, mit dem Berufsverkehr.
Nach langem, langem Klingeln ging sie an ihr Telefon. „Ja?“ klang es verzerrt durch den Hörer. „Maria? Was ist los? Wo steckst du? Ich warte auf dich! Mädelswochenende, hast du’s vergessen?“
„Nein, Süße. Hab ich nicht. Ich... lieg im Krankenhaus. Ich wurde heute früh operiert. Blinddarm. Tut mir echt leid, aber das müssen wir wohl verschieben. Au!“ Sie klang benebelt, wie betrunken. Wohl noch von der Narkose.
„Okay, Süße! Werd du wieder gesund! Ich komm morgen mal vorbei, soviel Zeit muss sein.“ Lächelte ich ins Telefon. „Ich meld‘ mich nochmal, ja?! Lass dir das Handy nicht klauen!“ Sie versuchte zu lachen, aber ich hörte den Schmerz und es tat mir leid, sie gestört zu haben.
So begab ich mich zum nächstbesten Infoschalter, wo ich mir einen Tipp für ein Hotel erhoffte.
Doch es war wohl einfach nicht mein Tag. „Sehe ich aus wie die Auskunft? Ich bin ein Bahnschalter, verdammt!“ blaffte mich der Mann am Schalter an.
Mit hochrotem Kopf verließ ich das Gebäude, und dann traten mir auch noch Tränen in die Augen. Verloren in einer fremden Stadt, meine allerliebste Freundin im Krankenhaus, einem Exfreund zuhause, der mir auf den Wecker ging. Das sollte doch MEIN Wochenende werden! Ich wollte gerade in meiner Tasche nach einem Tuch schauen, als mir eins vor die Nase gehalten wurde. „Sie sollten die Tränen trocknen, bevor sie festfrieren.“ Ich sah von der Hand entlang, hoch in ein Gesicht, dass auf den ersten Eindruck nicht zu der Stimme passen wollte. Sowieso alles an diesem Mann passte nicht zusammen: Ein Vollbart, der ihn wie einen Bären erscheinen ließ, dichtes, dunkles, wuscheliges Haar, aber mit blauen Augen wie ein Eisberg. Und dieser Kleidungsstil... wie ein Mann in den 20ern, aber diese Altersgrenze musste er schon vor einiger Zeit durchbrochen haben. Vorsichtig nahm ich das Tuch. „Danke.“ Faselte ich.
„Ich habe das vorhin mitbekommen am Schalter, er hätte nicht so grob zu ihnen sein brauchen. Sie sehen ziemlich fertig aus?!“
„Naja... also...“ ich wusste nicht, was ich tun sollte. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Dieser Mann war mir fremd; er konnte sonst wer sein, mich in sein Auto zerren und mich zerstückeln, hier laufen ja angeblich genug Irre herum.
„Ich kann ihnen ein gutes Hotel empfehlen, super Zimmer mit tollem Frühstück, nettes Personal aber ein wenig teuer. Und es ist von hier ein gutes Stück weg. Ich kann sie hinfahren!“
„Das... das ist wirklich sehr nett von Ihnen, Herr...“ fragend blickte ich ihn an. „Einfach nur Erik.“ Vorsichtig schüttelte ich seine Hand, währenddessen fragte er nach meinem Namen: „Und sie, Frau...?“ „Anna. Ich heiße Anna.“
„Das wird alles wieder, Anna. Komm, ich nehm deinen Koffer.“ Da er mir nur seinen Vornamen genannt hatte, sah ich keinen Grund, es anders zu halten und so kamen wir von ganz alleine zum Du. Praktisch.
Und schon war ich in den Klauen eines Irren gelandet. So schnell geht das in Köln. Ich wusste es. Ich bin verloren. Verloren in seinen Augen habe ich mich. Verdammt. Ich zeige Anzeichen des Stockholm Syndroms!
Er schloss sein Auto auf. Es war ein ganz normales, durchschnittliches Auto, das keine weiteren Schlüsse auf seine Persönlichkeit zuließ. Anna, die angehende Psychologin, null Grips in der Birne. Ich war einfach nur noch Matsch.
Er verstaute vorsichtig den Koffer, während ich vorne Platz nahm. Das Auto war, wenn man von ein paar Kaffeebechern und anderem Gepäck auf dem Rücksitz mal absah, sauber. Koffeinjunkie auf Reisen, der Frauen von Bahnhöfen entführt also.
Schon kam er nach vorne und setzte sich hinters Steuer. „Warst du auch auf Reisen?“ fragte ich und wollte mir im gleichen Moment am liebsten mit der flachen Hand vor die Stirn schlagen. Warum sonst war er am Bahnhof? Doch ich verkniff nur das Gesicht, weil ich mal wieder schneller gesprochen als nachgedacht hatte.
Er lachte. Ein warmes, herzliches, ansteckendes Lachen. Ich hätte mich am liebsten in seine Arme geworfen. „Ich war die Woche über beruflich unterwegs. Ich habe eine kleine Computerfirma und bin oft unterwegs. Und was machst du?“ fragte er, während er sich geschickt in den Verkehr ein schlängelte. „Ich bin Studentin. Psychologie.“
„Oh! Eine Psychologin also! Interessant! Und was sagt dir dein Psychologen Verstand über mich?“
„Nun ja, wahrscheinlich bist du so ein irrer Killer, der Mädchen von Bahnhöfen verschleppt.“
Wieder lachte er. Aber diesmal lauter. Und so heftig, dass ihm Tränen in den Augen standen. „Du bist gut!“ prustete er. Langsam kam er wieder zu Atem. Ich entspannte mich. Im gleichen Moment begann mein Magen sehr laut zu knurren und nach Nahrung zu verlangen. Da fiel mir ein, dass ich heute vor lauter Aufregung gar nichts gegessen hatte.
„Da hat aber jemand Hunger!“ lächelte er. „Ich bin auch hungrig. Magst du Thailändisch? Wir kommen gleich an meinen Lieblings Thai Restaurant vorbei.“ Ich nickte nur und wurde rot.
„Kein Grund verlegen zu werden. Du hast sicher einen langen Tag hinter dir. Was machst du eigentlich in Köln, wenn ich mir die Frage erlauben darf?“ Während ich ihn von der Seite betrachtete, konnte ich nur daran denken, wie seine Barthaare beim Küssen kitzeln würden...
„Ich äh... wollte meine Freundin besuchen. Wir wollten uns ein schönes Wochenende machen. So... Mädelsmäßig.“
„Und was kam dazwischen?“ fragte er, immer noch sehr nett, mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Sie liegt im Krankenhaus. Blinddarm. Denkbar ungünstiger Zeitpunkt.“
„Ja, sieht wohl so aus.“ Er schmunzelte.
„Warum lachst du? Ist das etwa witzig?“
„Nein, nein! Absolut nicht! Nur kenne ich das! Mein Geschäftspartner und Freund hat mich auch sitzen lassen, heute. Wegen seiner Freundin. Deswegen bin ich auch alleine. Ich wohne noch nicht so lange in Köln.“
„Oh!“ brachte ich nur heraus. Und dann hielten wir schon auf dem Parkplatz vorm Restaurant und er sah mich eindringlich an. Seine blauen Augen trafen meine grünen. Wäre ich nicht so wahnsinnig schüchtern, würde ich mich an ihn schmiegen, ihn leidenschaftlich küssen. Ich glaube, so fühlt sich Liebe an. Es ist furchtbar.
Ich war noch nie so wirklich verliebt. Ich hatte schon ein paar Beziehungen gehabt, aber das waren wohl Zufälle. Ich bin mit meinen roten Haaren nicht gerade der Traum eines jeden Mannes, nehme ich an. Immer wieder muss ich mir Sprüche wie ‚Kupferdach, immer feucht im Keller‘ anhören. Nervig.
Aber ich würde es soo gerne versuchen – mich an ihn kuscheln, seinen Duft einatmen. Stattdessen wurde ich einfach nur rot. Er hatte etwas gesagt, aber ich war zu sehr in Gedanken damit beschäftigt, mich durch seine Haare zu wuscheln. Er lächelte, weil ich noch eine Spur dunkler wurde und wir stiegen aus. Ich musste mich dringend in den Griff kriegen! Ich hatte diesen Mann gerade erst getroffen, er war mir vollkommen fremd! Und ich wusste nicht, ob er all das tat, weil ich so hilflos wirkte oder er einfach nur nett sein wollte. Ich durfte seine Nerven nicht überstrapazieren. Das könnte gefährlich enden.
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Jagar
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Beitragvon Jagar » Mo 19 Nov, 2012 22:03

Sehr schön zu lesen, bin gespannt auf mehr :D

Serena
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Beitragvon Serena » Mo 19 Nov, 2012 22:16

Oh ich danke dir! Welch Ehre! Wie komme ich dazu?
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Jagar
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Beitragvon Jagar » Mo 19 Nov, 2012 22:19

Ich finds eben gut :D

Lilith
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Beitragvon Lilith » Di 20 Nov, 2012 23:02

Ich hab' deine Geschichte gestern Abend schon gelesen, aber aufgrund des Serverausfalls kann ich dir erst jetzt mein Kommentar hinterlassen.
Also, deinen Titel finde ich klasse, der hat mich aufmerksam und neugierig gemacht. :D
Als ich dann angefangen habe zu lesen, hat mich das irgendwie an die ganzen Frauenmagazine erinnert, wo wahre Schicksale erzählt werden :lol: Aber die Idee ist auf jeden Fall interessant, ich bin mal gespannt, wie es weitergeht.
Allerdings fand ich die Reaktion von Anna auf die Operation von Maria ein wenig komisch.. ich glaube, ich hätte da etwas erschrockener/geschockter reagiert. Und teilweise gehen mir ihre Gedanken mit Erik schon ein bisschen zu weit, aber du beschreibst ihre Gefühle dabei wirklich gut! Mehr fällt mir gerade nicht mehr ein.

Ich freue mich schon auf deine Fortsetzung und werde auch fleißig kommentieren ;)
Smile. It confuses people.

Serena
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Beitragvon Serena » Mi 21 Nov, 2012 10:46

Das mit dem Krankenhaus kommt noch in einem späteren Teil der Geschichte. Leider wirkt es so ein wenig aus dem Zusammenhang gerissen!
Danke für die Meldung! Das ist immer das, was einen Schreiber am Glücklichsten macht!
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Serena
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Beitragvon Serena » Mi 21 Nov, 2012 20:21

Es geht shcon weiter! Tja, die richte Muse und es geht einfach so von der Hand. Reviews sind immer gern gesehen.

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Im Restaurant wurde er willkommen geheißen mit den Worten „Heute für zwei Personen?“
Also hatte er nicht gelogen, er schien wirklich oft hier zu sein.
Der Kellner führte uns an den Tisch und Erik ließ mich zuerst Platz nehmen. Oh nein! Ein echter Gentleman! Ich wusste gar nicht, wie ich mich verhalten sollte!
Aber zu meiner Verwunderung war nun er es, der mir mit hochrotem Gesicht gegenüber saß und versuchte, es hinter der Speisekarte zu verstecken. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Es war einfach zu göttlich.
Doch nachdem ich, wie auch Erik, ein Wasser bestellt hatte, vertiefte ich mich ebenfalls in die Karte. Aber meine Gedanken schweiften zu Maria. Sie hatte gesagt, dass sie Bauchschmerzen hatte, schob es aber auf die Tatsache, dass wir uns so lange nicht gesehen hatten und sie einfach nur aufgeregt war. Ich war so eine schlechte Freundin! Sie lag mit Schmerzen im Krankenhaus und ich aß mit einem gutaussehenden, höflichen Mann zu Mittag. Aber was sollte ich tun? Operiert war sie ja bereits. Ich musste wenigstens eine Nacht hierbleiben, mir blieb ja ohnehin nicht viel übrig. Ich musste mir für meinen Besuch bei ihr morgen etwas Schönes ausdenken. Ob ich sie noch einmal anrufen sollte? Vielleicht brauchte sie noch etwas, das ihr im Krankenhaus fehlte? Ihr MP3 Player vielleicht? Oder ihr Laptop? Ich nahm mir vor, sie noch einmal anzurufen, wenn ich im Hotel und allein war. Vielleicht ging es ihr dann besser.
Die Speisekarte hingegen überforderte mich. Ich hatte bis jetzt erst einmal Thailändisch gegessen, das war mit einigen Kommilitonen, die während der internationalen Woche jeden Tag Gerichte aus einem anderen Land kochten. Ich war Italien. Pizza war recht einfach, aber immerhin. Ich bin keine wirklich gute Köchin.
Als der Kellner kam, bestellte ich ein Nudelgericht, zumindest stand das neben der Bezeichnung in Klammern. Einfacher halber bestellte ich aber nur eine Nummer. Erik bestellte – wie wohl jeder Mann mit Appetit – ein Fleischgericht, soviel hatte ich verstanden. Ich musste schmunzeln. So schwer sind Männer zumindest was das Essen betrifft, gar nicht zu verstehen.
Nachdem der Kellner verschwunden war, begann Erik das Gespräch: „Du wirst sicher gleich morgen wieder zurück fahren, zuhause wartet doch sicher ein eifersüchtiger Freund auf dich, oder?“
Ich war erschrocken über seine Frage. „Oh nein! Äh... ich habe keinen Freund.“
„Freundin?“ fragte er vorsichtig
Ich lächelte. „Nein, auch das nicht. Ich habe mit Studium und Co. Mehr als genug zu tun.“ Nun gut, das kann er haben. Wenn er schon damit anfing, dann wollte ich das aber auch wissen.
„Und du? Sitzt deine Frau allein mit Kind zuhause?“ fragte ich betont neugierig.
„Nein, mein Job lässt mir auch nur wenig Spielraum, leider. Es ergibt sich einfach nie.“ Er wirkte fast ein wenig frustriert und sein sonst so fröhliches Gesicht bekam einen traurigen Ausdruck.
„Dann bist du das Wochenende allein?“ fragte ich zaghaft.
„Ja, so wie es aussieht schon. Aber dann kann ich auch gleich wieder ins Büro und arbeiten.“
„Oh.“
Unsere Getränke kamen und ich blickte betreten aus dem Fenster.
„Aber wenn du nicht gleich morgen wieder abreist, dann könnte ich dir die Stadt zeigen, wo du schon einmal hier bist.“ Und ein ganz schüchternes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht.
Mein Lächeln war dafür viel breiter. „Wenn es dir nichts ausmacht?“
Während des Essens unterhielten wir uns einfach fabelhaft. Er zeigte seinen ausgezeichneten Sinn für Humor und ich liebte den Klang seines Lachens. Aber er konnte auch exzellent über aktuelle Themen wie Politik und dergleichen reden. Es tat gut, mal mit jemandem außerhalb der Uni reden zu können. Es war einfach schön. Ich liebte den Klang seiner Stimme, so beruhigend und angenehm.
Als ich mein Besteck beiseitelegte, fragte er ob ich noch ein Dessert wollte. Ich war wirklich verwundert. Manchmal versteht man die Männer doch nicht so gut wie ich dachte.
Ich schüttelte nur den Kopf und trank einen Schluck. Er verlangte die Rechnung. Was zum Teufel tut er da?
Er gab dem Kellner seine Kreditkarte. Ich fass es nicht!!! Sagte aber: „Oh, Dankeschön! Das wäre aber wirklich nicht nötig gewesen!“
„Eine Dame darf man doch nicht verhungern lassen! War mir ein Vergnügen. Für gewöhnlich esse ich alleine. Außer mein Kollege ist dabei. Ich hatte schon lange keine so reizende Gesellschaft beim Essen. Ehrlich. Nichts zu danken.“ Und er wurde ein bisschen verlegen. Ich auch. Oh man.
Wir standen auf und er half mir natürlich in meine Jacke. Was auch sonst. Er machte mich wirklich wahnsinnig! Ich meine, es ist toll mit den Manieren und so, aber das macht doch wirklich keiner mehr! Und sollte ich mich geschmeichelt fühlen oder sollte ich die Feministin raus lassen, die ihn empört anbrüllt? Schwierig. Sehr, sehr schwierig.
Wir gingen zum Wagen und er fuhr mich, wie ursprünglich geplant zum Hotel. Ein schönes Mittelklasse Hotel. Nicht zu teuer, aber auch nicht zu abgehoben. Gefällt mir.
„Ich helf dir noch mit dem Koffer.“ In seinem Blick lag so etwas flehendes, als wenn er sagen wollte ‚sag bitte nicht nein! ‘ Ich lächelte nur und sagte „Danke.“
Auch am Schalter kannte man ihn, denn er bekam ein flottes „Hi!“ zur Begrüßung vom Mann am Empfang. Erik stand ein Stück hinter mir, während ich dem Mann versuchte zu erklären, in welch ungünstiger Lage ich war und ob sie noch ein Zimmer für mich hätten. Ein wenig verwirrt sah der Mann erst zu Erik, dann zu mir, schien zu begreifen und lächelte.
„Aber natürlich haben wir noch ein Zimmer!“
Ich füllte die Unterlagen aus und bekam dann meinen Zimmerschlüssel.
Ich drehte mich, den Schlüssel in der einen, und nach dem Koffer greifend zu Erik um.
„Nun... ähm... Danke. Für alles. Und... ähm...“ Boah war das peinlich! Warum sagte ich nicht einfach, worum es ging? Das konnte doch nicht so schwer sein! Aber seine Augen brachten mich total aus dem Konzept.
„Ich hol dich morgen ab. Sag mir nur, wann.“ Schmunzelte er.
„Hm. Gegen Nachmittag? Ich muss erst noch ins Krankenhaus.“
„Ist gut. Wir sehen uns, Anna!“
„Tschüss, Erik!“
Aber er war schon an der Tür. Dieser Mann war mir ein Rätsel.
Nachdenklich trottete ich mit dem Koffer auf mein Zimmer, hängte meine Jacke auf, zog meine Schuhe aus und holte mein Laptop aus dem Koffer. Während ich ihn aufklappte und ihn hochfahren ließ, kuschelte ich mich auf das luxuriöse Doppelbett. Wow, war das weich. Ich wäre am liebsten sofort eingeschlafen. Liegend warf ich einen Blick auf meine Uhr. Es war schon kurz nach vier. Es dämmerte. Dämlicher Winter! Ja, es war wohl doch ein recht spätes Mittagessen, kam mir in den Sinn...
Konzentrieren, Anna! Also gut... was wollte ich gleich? Stimmt! Maria! Die ich heute Mittag aus ihrer Narkose geklingelt hab! Ich bin so ein Hornochse! Vielleicht war sie ja jetzt schon etwas fitter, also versuchte ich nochmal, sie anzurufen. Ich wühlte in meiner Handtasche nach meinem Handy und rief sie an. Sie ging schon nach dem dritten Klingeln ran und klang viel besser als noch vor ein paar Stunden. „Anna?“
„Ja, ich bin’s. Sorry, wegen vorhin! Wie geht es dir? Ich bin so, so, so dämlich! Das tut mir so leid!“
Sie lachte leise. „Alles okay, Anna. Du kannst ja nichts dafür. Mir geht es den Umständen entsprechend, die Narkose ist fast weg, ich bin aber noch sehr müde. Zum Glück geben die hier gute Schmerzmittel!“
„Das ist gut. Schmerzen sollst du nämlich nicht leiden. Ich rufe eigentlich an, weil ich wissen wollte, ob du irgendwas brauchst? Ich kann es ja mitbringen, wenn ich dich morgen besuchen komme?“
„Hm. Meine Mama hat mir schon alles aus meiner Wohnung gebracht. Aber was zu lesen wäre ganz gut. Ein Buch. Oder zwei. Du kennst mich ja. Wenn du mir das mitbringen könntest, wäre das super!“
„Ist notiert!“
„Wo bist du denn jetzt untergekommen?“
„Ähm... verrückte Geschichte, Maria! Da war so ein Typ am Bahnhof.“
„Sag nicht, du bist bei dem?!“ Ich hörte ihr Entsetzen.
„Nein, nein! Er hat mich zum Essen eingeladen und dann zum Hotel gefahren. Er war wirklich, wirklich nett.“
„Okay. Ich hör’s schon. Du bist verknallt.“
Ich erzählte kurz, wie wir uns begegnet waren und fügte dann hinzu, dass ich ihr das ja berichten könne, wenn ich morgen bei ihr war. Sie sagte mir noch ihre Zimmernummer, dann wünschte ich ihr eine gute Nacht und legte auf.
Ich ließ mich wieder in die Kissen sinken. Allein. Wäre er doch nur hier und ich könnte ihm offen und ehrlich ohne Scham erzählen, was ich fühlte, wenn er in der Nähe war...
Seufzend richtete ich mich auf und widmete mich dem Laptop, schrieb an einer Aufgabe für die Uni, verlor aber nach kurzer Zeit die Lust, klappte das Laptop zu und gab mich meinen Überlegungen hin.
Ich musste eingeschlafen sein, denn schwer atmend und verwirrt wachte ich mitten in der Nacht auf. Ich hatte von Erik geträumt. Und nicht nur irgendwas. Durst! Mein Gesicht glühte, ich kam langsam wieder zu Atem. Ich tapste ins Bad, wo ich mir ein Glas Wasser aus der Leitung nahm und es auf einen Zug leerte. Der Erik in meinem Traum war... so erschreckend real gewesen!
Noch nie war ich so verliebt gewesen, dass mich ein solcher Traum so dermaßen aus der Fassung brachte! Ich war schließlich kein Mauerblümchen. Aber er gab mir das Gefühl, das wundervollste Geschöpf auf der weiten Erde zu sein. Und es tat einfach nur gut. Ich putzte mir die Zähne, duschte ausgiebig und zog mir etwas Bequemeres an, nur um mich sofort wieder in das phänomenale Bett zu kuscheln. Mein letzter Gedanke war das Lächeln auf seinen Lippen...
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Beitragvon Jagar » Do 22 Nov, 2012 08:20

Wie schon der erste Teil, ist auch der zweite sehr schön zu lesen und macht Lust auf mehr. Mich stört die Änderung in Eriks' Persönlichkeit ein wenig. Während er zu Anfang ja recht selbstbewusst und - ich sag mal draufgängerisch ist - wird er auf einmal ziemlich schüchtern. Das hat mich ein wenig gestört ^^

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Beitragvon Lilith » Do 22 Nov, 2012 08:52

Hm, ich verstehe was, du meinst. Auf der einen Seite ist er schüchtern, aber auf der anderen fragt er sie einfach mal nach ihrem Beziehungsstatus. Das passt irgendwie nicht so gut zusammen..

Aber ansonsten hat es mir wieder gut gefallen. Durch deine moderne Sprachwahl kann man sich auch gut in Anna hinversetzen und das Telefongespräch könnte es wirklich so in real geben. :D
Ach ja, da hat sich die Anna aber einen Traum vom Mann angelacht.. ist ja fast zu schön um wahr zu sein ;)
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Beitragvon Serena » Do 22 Nov, 2012 09:28

Naja, wenn beide so wahnsinnig schüchtern wären und nicht mal vorsichtige Schritte auf den anderen zu machen, würde ja nichts passieren und das wäre wohl auch langweilig. ;)
Und ja, er hatte ein paar Momente, in denen er rot wurde, aber wer weiß, was da gerade in seinem Kopf vorging? :D
Er konnte sich in den Unterhaltungen aber gut ablenken und hat da auch wieder sein Charisma herausgekehrt. Und ja, man kann sehr selbstbewusst sein, aber wenn man plötzlich auf DIE EINE trifft, wird selbst ein charismatischer Erik mal sprachlos.
Ich hab schon einie Männer kennengelernt und habe schon vieles erlebt, diesbezüglich. Schüchterne Männer, die sich nach einer Nacht mit mir für Superman hielten und Männer, die zuerst wahnsinnig interessant waren, aber danach einfach nur schnarchig. Ist alles möglich. ;)
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Beitragvon Dark Lúthien » Do 22 Nov, 2012 18:54

Darf ich mir deine Kapitel ausdrucken? (Damit ich es auf der Fahrt lesen kann?) Ansonsten brauch ich wohl ewig um ein Feeback zu geben ^^" Aber wenn ich nicht darf, ist auch ok. *immer vorher fragt*

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Beitragvon Serena » Do 22 Nov, 2012 19:28

Aber natürlich. ;)
Dann kann ich sagen "But I'm a published author!"

:lol:
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Beitragvon Dark Lúthien » Do 22 Nov, 2012 21:06

Super vielen lieben Dank :knuddel: Kriegst bald mein Feedback :D

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Beitragvon Serena » Do 22 Nov, 2012 22:58

Ach, ned der Rede wert. ;) Den Schrott will eh keiner für sich verbuchen.
Das überleg ich mir dann nochmal, wenn ich wirklich published werde. :mrgreen:
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Wehwalt
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Beitragvon Wehwalt » Do 22 Nov, 2012 23:35

Huch - kann man denn gegen eine Etikette verstoßen, wenn man sich was von einer öffenlich zugänglichen Seite ausdruckt? Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, da auch nur die leisesten Skrupel zu verspüren. Ich darf dann nicht sagen, es wäre mein Text, klar, aber ausdrucken? Hab ich auch schon ohne ausdrückliches Einverständnis gemacht.
Sorry, das ist OffTopic. Soll ich die Geschichte lesen, liebe Jane? Ist sie bundestrainerfrei?
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