Tja... das mit der Sterbehilfe beim Menschen ist leider so ne Sache. Ich finde es auch nicht richtig, dass die Humanmedizin in dem Punkt nicht die selben Möglichkeiten hat, wie die Veterinärmedizin.
Wobei es auch ein wirklich nicht einfaches Thema ist. Selbst bei einem Tier... Ich habe schon einige Tierbesitzer gesehen, die ihr Tier aus egoistischen Gründen (dann habe ich ja kein Pferd mehr...) zu lange haben leiden lassen und einfach nicht haben loslassen können. Da musste dann der Tierarzt wirklich wahre Überredungskünste anwenden, bis diese Besitzer endlich eingesehen haben, dass es keine andere Möglichkeit außer der Nottötung mehr gibt.
Nur... wenn man sich dann plötzlich selber in der Situaton befindet, ist es dann trotzdem nicht einfach, diese finale Entscheidung zu treffen, denn sie ist nicht wieder rückgängig zu machen. Und man fühlt sich wie der Henker. Oder wie Gott oder sowas, denn man entscheided hier über Leben oder Tod. Auch wenn ein Leben eigentlich nicht mehr zumutbar ist, ist es sehr schwer und unendlich traurig, weil man sich sehr alleine mit dieser Entscheidung fühlt und die ganze Situation alles schreiend ungerecht empfindet (wieso muss ausgerechnet mein Pferd diese Krankheit haben?).
Bei meiner Stute war eigentlich schon mit der Diagnose Hufbeinabsenkung klar, dass die Chancen zur Heilung sehr, sehr gering bzw. fast null sind. Wahrscheinlich hätte man dort schon (im Nachhinein) sagen können, man beendet dieses Tierleben an dieser Stelle. Aber da auch die Tierärzte natürlich in erster Linie Leben retten wollen/müssen (und Geld verdienen wollen...), haben wir alles getan, was möglich war. Ich bin zweimal am Tag bei ihr gewesen, habe ihr die Medikamente selbst gespritzt, sie hatte diverse Schmerzmittel und Entzündungshemmer bekommen, sie wurde auf eine Art Kissenpolsterung gestellt, um den Huf zu entlasten, die Tierärztin war jeden Tag da, um den Verband zu wechseln und trotzdem waren am Ende alle Mühen und alles Hoffen umsonst.
Unterm Strich war es eine Woche, in der es meinem Pferd so schlecht ging und jeden Tag schlechter wurde - und ich hatte mehrmals in dieser Woche schon das Ganze beenden wollen, denn es gibt wirklich nichts Schlimmeres, als das eigene geliebte Tier in so einem schlimmen Zustand sehen zu müssen und sich zu fragen, was man dem Tier hier eigentlich antut bzw. zumutet, wenn es doch sowieso nie wieder wird, wie es war...
Was die Entscheidung mit sehr schwer gemacht hat, war die Tatsache, dass dieses Tier allerdings bis zur Sedierungsspritze völlig wach und klar war. Sie stand weder mit hängendem Kopf in der Box oder hat ihr Futter verweigert.
Sie war aufmerksam wie immer, hat ihre Umwelt wahrgenommen, hat ganz normal gefressen und wollte auch mit ihren Pferdekumpels auf die Weide. Nur ging das nicht, denn sie konnte am Ende keinen einzigen Schritt mehr gehen und selbst Stehen ging kaum noch.
Naja... natürlich sind in dieser Woche und am Tag X selbst viele viele Tränen geflossen und trotzdem war ich in den ersten Tagen nach ihrem Tod erleichtert. Erleichert darüber, dass diese ganze emotionale Belastung für mich und diese schlimmen Schmerzen für mein Tier endlich vorbei waren.
Ich habe für mich ein reines Gewissen meinem Pferd gegenüber. Wir haben jeden Strohhalm, der zu greifen war, gegriffen, die entstehenden Kosten keine Rolle spielen lassen und trotzdem (so denke ich) das Leider aber auch nicht unnötig verlängert. Es war der richtige Zeitpunkt, sie zu erlösen und ich bin ebenso froh darüber, mich frühzeitig über das Thema Euthanasie informiert zu haben. Natürlich kann niemand von uns tatsächlich mit 100%iger Sicherheit wissen, ob sie sanft eingeschlafen ist, denn wir sind schließlich alle noch nicht gestorben.
Aber ich weiß, wie es ist, eine Vollnarkose zu bekommen und ich hoffe einfach, dass es sich für mein Pferd genau so angefühlt hat und sie einfach nur nicht wieder wachgworden ist.