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[HP] Helena`s face 9:20-9:35

Nyrociel Visalyar
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Beitragvon Nyrociel Visalyar » Sa 27 Aug, 2011 11:17

Wie siehts aus Schwesterchen?
Gibts mehr für mich?

Lycidia
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Beitragvon Lycidia » So 28 Aug, 2011 18:39

Klar doch.... bin nur mitm Urlaub a bissl raus gekommen. Aber jetz gehts dann ja mal wieder weiter.

6:45

Langsam erhob sich die zarte Morgensonne über den dunklen Wald, der Ravenclaw Manor wie eine schützende Mauer umgab. Die ersten rotgoldenen Strahlen reinen Lichtes liesen den Wald brennen und brachen sich letztendlich auch an den schweren Gittern. Noch immer stand Helena am Fenster, den Blick auf die erwachende Welt gerichtet und eine Sehnsucht, die ihr das eh schon gebrochen Herz erneut zu zerreißen drohte, erfüllte sie. Wie gern würde sie durch das taubenetzte Gras rennen, wie gern würde sie den Schrei der Falken die stille Luft zerreißen hören. Wie gern würde sie LEBEN, leben wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Ein angespanntes, kaum sichtbares Lächeln huschte über ihr Gesicht. Noch nie war sie frei gewesen, immer hatte sie in einem Käfig gelebt, unfähig zu begreifen, dass auch Geborgenheit nur ein Gefängnis war. Das zu große Liebe genauso töten konnte wie Hass. Und nun, da sie endlich begriff, war es zu spät. Ihre Mutter, noch immer im Glauben, sie schützen zu müssen, würde sie verkaufen. Helenas Leben für das Seelenheil ihrer Mutter, die all die Jahre versucht hatte, sie vor den „Gefahren“ der Welt zu beschützen und nur in der Angst lebte, dies nicht auf Ewig zu schaffen. Ein krächzendes Geräusch, das wohl der Ansatz eines Lachens war, entkam Helenas Mund. Nun, dass würde sie zumindest schaffen. Theodore wüsste schon davor zu sorgen, dass sie nie wieder etwas ausgesetzt sein würde. Eingeschlossen in seinem Haus, gefangen in seiner Liebe würde sie dahinvegetieren, bis sie eines Tages die Augen schließen und nie mehr öffnen würde. Bis das der Tod sie scheiden würde, würde sie keinen Frieden finden. Helena schloss die Augen, als die Sonne die Bäume endgültig überwand und ihre ganze heilende und zugleich zerstörende Kraft ihr Gesicht einhüllte. Sie spürte die Wärme auf ihrem Gesicht und es war, als würde etwas in ihr auftauen. Etwas, das vielleicht schon immer dort geschlafen hatte. Das nur darauf gelauert hatte, dass die zarte kleine Helena, die in ihrem Leben nie um etwas hatte kämpfen müssen, erkennen würde, dass das wahre Leben etwas anderes war. Das nun, da das naive Mädchen in ihr fast schon gestorben war mit aller Macht an seinen Ketten zerrte. Und Helena erkannte, dass sie nur überleben konnte, wenn sie dieses etwas, diesen Drang nach Selbstbestimmung, Freiheit und ja, auch Macht freilassen würde.


7:05

Theodore war deutlich anzusehen, dass er in der vergangen Nacht kaum mehr Ruhe gefunden hatte. Als die ersten Strahlen der Sonne sein Bett erhellten grunzte er unwillig, zog seinen Zauberstab und verstärkte die seidenen Vorhänge, so dass sein Zimmer auch weiterhin in dämmriger Finsternis gehalten wurde. Sonne! Das war so ziemlich das letzte, was er heute gebrauche konnte. Schlafen, er wollte Schlafen und Sonne war dazu nun doch recht hinderlich. Außerdem bedeutete Sonne, das auch Rowena bereits erwacht sein dürfte und eine weitere, von Tränen und Schluchzen begleitete, Unterhaltung über ihre Tochter konnte er heute nun wirklich nicht ertragen. Nach den Träumen der vergangenen Stunden wollte er so schnell nichts mehr über Helena Ravenclaw hören!
Langsam dämmerte er weg, glitt sanft hinüber, in den Zustand zwischen wachen und schlafen und zum ersten mal in dieser Nacht hörte er im Schlaf nicht die vorwurfsvolle, gebrochenen Stimme Helenas.
„Mylord? Mylord“ die schrille Stimme lies den Baron erschrocken hochfahren. „Verzeiht die Störung, aber die Herrin bittet euch, heute mit ihr zu speisen. Das Frühstück ist bereits serviert!“ Nur langsam erkannte er die Konturen seines Zimmers, das gleißende Licht der Sonne, dass durch die weit geöffneten Fenster fiel blendetet ihn. „Was?“ Fragte er noch im Halbschlaf, als er das kleine Wesen, das ihn mit großen Augen anstarrte, neben seinem Bett erkannte. Der Hauself legte den Kopf schief, die Fledermausähnlichen Ohren hingen ihm ins Gesicht. „Die Herrin.....“ „Ich weiß, was sie gesagt hat!“ unterbrach er den Elfen ruppig. Was bildete sich dieses Wesen überhaupt ein? Zorn wallte in ihm auf, Theodore war generell nicht für sein ruhiges Temperament bekannt und nach einer halbdurchwachten Nacht stand es mit seiner Selbstbeherrschung noch schlechter als gewöhnlich. Ohne jede Vorwarnung schlug er dem Elfen mit dem Handrücken ins Gesicht. Es war eine elegante, fließende Bewegung, der ihre Kraft kaum anzusehen war, doch der Hauself stolperte durch die Wucht des Schlages nach hinten und konnte sich auf seinen kurzen Beinen, die eher Stöckchen ähnelten, nicht mehr halten. Halb bewusstlos taumelte er gegen die Wand, an der er schließlich zu Boden sackte. Der Baron lächelte kurz und freudlos. Dieses Wesen hatte nichts besseres verdient! Keiner seiner Hauselfen hätte es gewagt, einen Zauberer – und noch dazu einen Gast seines Herren – einfach so aus dem Schlaf zu reißen. Zumindest nicht auf diese penetrante Art und Weise. Ohne einen weiteren Blick auf den sich langsam aufrappelnden Elfen zu verschwenden stand Theodore auf. Es wurde Zeit, dass dieser Haushalt eine ordentliche Führung bekam, dieser Abschaum von einem Hauselfen hatte ihm erneut vor Augen geführt, wie ungeeignet Rowena in jeglicher Art der Erziehung und Disziplinierung war – wie man ja an Helenas Verhalten deutlich gesehen hatte. Aber zumindest sie würde schon sehr bald lernen, dass es in ihrem Leben Regeln gab. Seine Regeln.
„Verzeiht, Herr. Tynka wollte Euch nicht stören, Herr. Aber die Herrin hat Tynka befohlen....“ Die quietschende Stimme des Elfen, oder der Elfin – Theodore war es eigentlich vollkommen egal – folterte seine Trommelfelle erneut. Wie konnte es Rowena nur mit diesem.... Ding aushalten? „Wirst du nun endlich dein verfluchtes Maul halten, Abschaum der du bist!“ knurrte er die verängstigte Elfin an. „Natürlich Herr, was immer ihr wünscht Herr. Tynka würde Euch niemals....“
„Avada Kedavra!“ Mit einer kurzen Bewegung brachte Theodore die Elfin für immer zum verstummen, ehe er sich Ankleidete, über den kleinen, toten Körper stieg und sich hinunter zum Frühstück begab.


7:20

Helena saß unruhig an der reichlich mit frischen Gebäck und Obst gedeckten Tafel. Sie wusste, ein solches Benehmen geziemte sich nicht für eine junge Dame ihres Standes – ihre Mutter hatte sie soeben ein weiteres Mal darauf aufmerksam gemacht – doch selten war ihr gutes Benehmen so egal gewesen wie in diesem Moment. War sie doch gezwungen Theodore wieder zu Begegnen. Erneut fragte sie sich, wo der ansonsten so penibel auf Pünktlichkeit bestehende Baron blieb, denn ihre Mutter hatte sie bereits um kurz nach 7 zum gemeinsamen Frühstück rufen lassen. Nicht, dass sie ihm jemals wieder begegnen wollte doch die fast vollkommene, nur durch Rügen ihrer Mutter unterbrochene Stille, welche momentan herrschte, war fast noch unangenehmer. Es erschien ihr fast so, als würde ihre Mutter jeden Blickkontakt zu ihr vermeiden und als sie einmal darauf hingewiesen hatte, dass sie den Baron niemals freiwillig ehelichen würde, hatte Rowena nur erklärt, dass sie in diesem Punkt nicht mit ihr diskutieren würde.
Ein Geräusch riss Helena aus ihren Gedanken und als sie aufblickte sah sie, dass Theodore im Durchgang zum Wintergarten, in dem sie und ihre Mutter saßen, stand. Entspannt lächelte er sie an und zum ersten mal schien dieses Lächeln auch seine Augen zu erreichen, doch selbst dieses echte Lächeln lies sie erschaudern, wollte sie doch gar nicht wissen, was die grausame Freude, die sie darin las, hervorgerufen hatte. „Mylady, Helena!“ Verzeiht mir, dass ich euch warten lies.“ er schenkte ihrer Mutter ein strahlendes Lächeln, bevor er sich Helena zu wandte. Wie hypnotisiert fühlte sie sich unter den stechendem Blick des Barons, der sie dazu zu zwingen schien, ihn anzusehen. Ihn, dessen fahles, fast emotionsloses Gesicht, sie bis in ihre dunkelsten Alpträume verfolgen würde. „Ich hoffe, Ihr verzeiht mir die gestrigen.... Schwierigkeiten, Helena. Ihr glaubt doch nicht, ich hätte gewollt, dass so etwas geschieht...“ Hass wallte in Helena auf, ihre zarten Hände krallten sich in die weiße Tischdecke und endlich schaffte sie es für einen kurzen Moment den Blick von ihrem Gegenüber abzuwenden. Als sie ihn wieder anblickte, spiegelte sich in ihren sonst so sanften Augen Abscheu. Glaubte er wirklich, es würde etwas bringen, wenn er ihr jetzt wieder den höflichen Gentleman vorspielen würde? Glaubte er etwa, er könnte sie oder ihre Mutter damit täuschen? Oder war er sich seiner Sache so sicher, dass es ihm egal war, ob er Rowena noch täuschen konnte? „Schweigt! Wie könnt Ihr es wagen, euch nun wieder so anbiedern zu wollen? Wie könnt ihr es wagen, noch einmal das Wort an mich zurichten?“ fuhr sie auf und noch nie hatte eine solche Wut in ihrer Stimme gelegen, doch Theodore schien das nicht im geringsten zu Beeindrucken. Er lächelte sie nur weiter an, bevor er ihre Hand ergriff und sie anscheinend zu beruhigen versuchte. „Ihr seid verwirrt, Mylady, dass ist vollkommen.....“ „Er hat mich gefoltert, Mutter!“ Helena sprang auf, entriss dem Baron ihre Hand und sah ihrer Mutter zum ersten Mal an diesem Tag in die Augen. Doch als sie dort nichts als Resignation und stumme Verzweiflung sah, erkannte Helena, dass sie auf verlorenem Posten stand. Ihre Mutter hatte sie aufgegeben. Auch wenn sie es sich insgeheim schon gedacht hatte, es so klar vor sich zu sehen brach ihr das Herz. Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte sie sich um und ging. „Bleib.... Helena, bitte!“ Die Stimme ihrer Mutter klang kaum hörbar durch den Raum und auch wenn sie etwas in ihr rührte lief sie weiter. Nie wieder würde sie den Wünschen ihrer Mutter einfach so folgen. Nie wieder würde sie ihr ihr vertrauen schenken! „Bleib!“ Dieses einzige Wort, kalt und bedingungslos, zerbrach die Stille, lies ihre Welt in tausend Scherben zerfallen und hielt ihre Zeit an. „Siehst du, wir werden uns schon arrangieren.“ Wie erstarrt blieb sie stehen, unfähig auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Und als sie spürte, wie Theodore sie am Arm nahm und langsam wieder zurück ins Haus führte, schien ihre Welt in Dunkelheit zu ertrinken.
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Beitragvon Lycidia » Fr 07 Okt, 2011 15:43

So.... weiter gehts. Langsam aber sicher.... :D


8:45

Wie hatte das geschehen können? Die Möglichkeit des Entkommens, die Chance auf Leben..... zerronnen! Durch sie selbst vernichtet! Wie ein milchig-weißer, undurchdringbarer Nebel umhüllter diese Erkenntnis Helena. Drang durch jede Ritze ihres Verstandes, nahm ihr die Luft zum Atmen und den Mut zu kämpfen. Für was sollte sie auch noch kämpfen, nachdem sie sich ihrem Verderben freiwillig ausgeliefert hatte?
Paralysiert starrte sie auf die Wand ihr gegenüber, das gebeizte Holz erschien ihr so viel dunkler wie früher, damals, als auch ihr Leben noch heller gewesen war. Das ganze Haus strahlte eine Düsternis und Endgültigkeit aus, seit ER hier war. Seit ER gekommen war, um sie zu holen. Als ob Ravenclaw Manor schon längst erkannt hatte, was ihr entgangen war: Das sie längst keine Chance mehr hatte. Wie ein Marionette, eine Puppe ohne Leben sackte Helena auf ihren Stuhl zusammen. Ihr bleiches, eingefallenes Gesicht drehte sich zur Seite, als ob es sie zu viel Kraft kosten würde, ihren Kopf zu halten und spiegelte sich in dem kleinen silbernen Handspiegel, der auf einer Kommode neben ihr lehnte. Auch das war ein Geschenk von ihm, auch das war etwas, mit dem er in ihr Leben eingedrungen war.
Ein gequälter Laut entrang sich ihrer Kehle, wurde zu einem Schrei, wie er tierischer nicht sein konnte. Laut und grell hallte er in Helenas Ohren wieder, doch außerhalb des fensterlosen, lediglich durch Fackeln beleuchteten Raums, verklang er ungehört.


8:50


„Uuaaaaaaahhhh.....“
Helenas Schrei lies ihn zusammen zucken, ihr fahles, fast schon totes Gesicht, wie es ihn aus dem Spiegel anblickte, brach ihm fast das Herz. Theodore lächelte bitter. Fast, das traf es.
Mit einer fast schon zärtlichen Geste hob er seinen Zweiwegspiegel, das genaue Ebenbild von Helenas, auf und verstaute ihn in seinem Schrank. Nicht länger konnte er sich das gequälte Gesicht seiner Geliebten ansehen, glich es doch mehr dem eines Tieres als dem engelhaften Wesen, dem er einst sein Herz geschenkt hatte.
Er sollte es ihr erklären. Er konnte es nicht. Sie würde nicht damit leben können, es nicht zu wissen – aber er brachte es nicht über sich. Mit einem schweren Seufzer strich er sich über seine Wangen, spürte die kuren Bartstoppel. Braun noch, manche schon weiß. Auch er wurde nun mal älter. Er würde sich rasieren müssen. Nachher. Noch gab es wichtigeres zu tun. Sein neu gewonnenes Gewissen zum schweigen zu bringen. Beispielsweise.
Er hatte es tun müssen. Das wusste er, er hatte gesehen, gehandelt und gesiegt – rational gesehen. Doch genau das viel ihm immer schwerer, rationales Denken vermischte sich mit hirnloser Liebe. Er war immer schon unberechenbar gewesen, kalt und teilweise auch grausam. Aber immer hatte seinen Handlungen eine gewisse Logik innegewohnt und diese Logik hatte Helena geraubt. Er hatte handeln müssen, sie wäre gegangen. Wer hätte sie aufhalten sollen? Ihre Mutter, die mit jedem Tag schwächer zu werden schien? Die von einer gleichberechtigten Partnerin zu einem Stück Abschaum geworden war, der erst eine Abmachung traf und DANN merkte, dass er mit den Konsequenzen nicht leben konnte. Einer der wenigen Gäste, die von der gestrigen Feier noch nicht wieder heimgekehrt waren? Dieser versoffene Haufen reicher Schnösel hätten doch selbst dazu nicht den Schneid gehabt! Er hatte richtig gehandelt. Und doch.... er konnte den Ausdruck in ihren Augen nicht vergessen. Diese leblosigkeit.... er hatte genug Tote in seinem Leben gesehen um zu erkennen, dass in Helena nicht mehr allzu viel Lebenswille mehr wohnte, als in den leblosen Körpern seiner Opfer. Von ihrem Verstand ganz zu schweigen.....
Und – er konnte es verstehen. Er wusste noch selbst viel zu gut, wie es sich anfühlte, wenn man nicht Herr seines eigenen Körpers war. Wenn man laufen wollte und es nicht konnte, wenn man schreien wollte und die eigene Stimme sich gegen einen wendet. Und wie es sich anfühlte, wenn man nicht wusste, was dies auslöste. Erst vor wenigen Jahren hatte ihm ein japanischer Magier diesen Zauber gelehrt, der in England noch so gut wie unbekannt war. Der einem Menschen kein Leid zu fügt, ihn aber fast ebenso wirksam quälte wie Crucio. Denn es gibt nichts was einen mehr am Leben hält, als der freie Wille. Und diesen hatte er ihr genommen. Imperio. Ein Wort, ein einzelnes Wort und doch ein Schicksal.
Der Baron unterbrach sich – was brachte es, sich in Erinnerungen zu verlieren? Über begangene Fehler zu trauern? Er hatte getan, was er für nötig gehalten hatte. Er würde damit leben können und Helena damit leben müssen. Er würde es ihr erklären. Irgendwann.
„Syro!“ rief er den Hauselfen, den Rowena ihm nach Tynkas plötzlichem....Verschwinden zugeteilt hatte. „Bring mir meine Wasserschüssel und mein Rasierzeug!“
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Beitragvon Nyrociel Visalyar » Sa 03 Dez, 2011 14:56

Imperio kommt also aus Japan. Interessant :)

Wie shcon privat gesagt ich amg deine Story total und ich will meeehr lesen :D

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Beitragvon Lycidia » Sa 03 Dez, 2011 19:57

@Nyro: Danke ^^ Ja, woher denn sonst? :wink: Iwo müssen sich ja Zaubersprüche mal entwickelt haben :D

Und weiter gehts. ein kleines bisschen - aber doch besser wie gar nichts, hoff i mal :D

9:20


„Helena?“ Mit einer panischen Bewegung fuhr Helena herum, ihre großen Augen quollen fast aus ihren Höhlen und der gehetzter Blick wirkte schon fast mehr als nur ein bisschen dem Wahnsinn verfallen. „Ne-hein. Nicht du.... verschwinde! Lass mich in Ruhe....“ Sie sprang aus ihrem Sessel, stolperte nach hinten, bis sie die Wand in ihrem rücken spürte. Sie erkannte ihre Stimme selbst kaum nicht mehr. Zittrig, verängstigt klang sie. Sie drückte sich in die Ecke, wie ein Tier, dass von einer Meute Hunde an eine Felswand gedrängt wurde. Eine Träne lief ihr über die Wange, berührte ihre bebenden Lippen. „Bitte!“ flüsterte sie, so leise, dass sie es selbst kaum hörte.
„Helena!“ Vor dem hell erleuchteten Gang erschien er wie ein Scherenschnitt. Kaum realer als ein Albtraum... ein Albtraum, aus dem man den nachts schreiend aufwacht ohne zu wissen, ob es tatsächlich nur ein Traum gewesen war. War es ein Traum? Sie hoffte es, sie hoffte es so sehr, doch wenn sie sich zurück erinnerte fand sie nichts, wo sie begonnen haben konnte zu träumen. Sie erinnerte sich an die Angst, den Schmerz. Konnte man einen solchen Schmerz träumen?
„Ich will nur mit dir reden. Bitte, komm her.“ seine Stimme klang sanft, beruhigend. In keiner Weise so kalt, so grausam, wie er war. Er klang, als würde er mit einem scheuenden Pferd reden, es beruhigen.... und dann zum Schlachter führn? Helena duckte sich weiter, kauerte nun fast schon in ihrer Ecke. „Lass mich in Ruhe.... lass mich einfach nur....bitte!“ Theodor machte einen kleinen Schritt in ihre Richtung, streckte seine Hand nach ihr aus. „Alles ist gut. Ich tu dir nichts.“ Sie sah seine Hand, Angst überwältigte sie. Angst, gefolgt von Hass, von Verzweiflung. Was machte es für einen Unterschied? Helena stieß einen gellenden Schrei aus, stürzte sich auf den Mann, der für ihr Leid verantwortlich war, schlug nach ihm, seinen Augen. Doch ihre Nägel trafen nur seine Wange, hinterließen dort eine blutige Spur aber doch nicht mehr und als er sie packte, fest an den Schultern, und somit jeden weiteren Angriff unmöglich machte sackte sie, die einst so stolze Lady Ravenclaw, weinend in sich zusammen.


9:25
Eigentlich hatte er es ihr nur erklären wollen. Wie es so weit kommen konnte, was geschehen war. Was er getan hatte. Doch bereits als er ihr Zimmer betrat, erkannte Theodor, dass er zu spät gekommen war. Und als sie ihre Lethargie doch überwand geschah das aus nur einem einzigen Grund: Hass. Hass, der sich so präzisiert gegen ihn richtete, dass er kurz sogar dachte, hoffte, etwas ihres Verstandes hätte ihn überlebt. Doch als sie heulend in seinen Armen hing, nur Sekunden nachdem sie ihn wohl am liebsten umgebracht hatte fühlte er nur noch eine kalte Verachtung gegen sie, die sie so leicht aufgegeben hatte. Mit einer kurzen Bewegung stieß er sie von sich, zurück an die Steinmauer, wo sie noch immer heulend zu Boden fiel ein Sack Stroh.
Ohne sie, die sie die Liebe seines Lebens – seine einzige Liebe – gewesen war, eines weiteren Blickes zu würdigen wandte er sich ab und als die schwere Holztüre hinter ihm zuschlug, fühlte er sich, als würde eine Welt hinter ihm zugrunde gehen. Langsam atmete er aus. Was sollte er tun? Er hatte sie geliebt. Diese Liebe hatte sie und, so überlegt er kurz, vielleicht auch ihn in den Wahnsinn getrieben. Und ihr Wahnsinn sorgte nun dafür, dass er sie nicht mehr lieben konnte. Doch konnte er nun, nach all dem was er ihr angetan hatte so einfach gehen? War er ihr, die er nicht mehr Helena nennen konnte, nicht schuldig, zu bleibe? Sie zu lieben, trotz all dem? Oder würden sie dadurch beide zu Grunde gehen?
Er wusste es nicht, zum ersten mal in seinem Leben war er ratlos. Und als er durch die einsamen Gänge zurück in sein Zimmer eilte war es schon fast mehr eine Flucht. Eine Flucht vor den Fragen, die ihn zu töten schienen, die jeden Teil seines Verstandes auffraßen und dort nur Nebel hinterließen. Nebel und eine Leere, wie er sie normalerweise nur in seinem Herzen empfand. Eine Leere, die einst Helena hatte ausfüllen können. Jetzt verursachte sie sie.
Zuletzt geändert von Lycidia am Fr 03 Feb, 2012 15:23, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Nyrociel Visalyar » So 04 Dez, 2011 13:30

Hmmm ...
langsam gehts auf das Ende zu was?

Man merkt ihm die Verzweiflung ja jetzt richtig an.

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Beitragvon Nyrociel Visalyar » So 22 Jan, 2012 23:13

Wann gehts weiter?

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Beitragvon Lycidia » Mo 23 Jan, 2012 17:21

hey.... sry. hab grad noch voll den schulstreß, wird nach der woche wieder besser, dann mach i hier natürlich au weiter. :D
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Beitragvon Lycidia » So 12 Aug, 2012 17:19

Jah. Hin und wieder bin ich wirklich seeeehr langsam. Aber irgendwie gibt es dann immer was anders zu machen. :oops:


15:45

Als die 'Tür aufging, registrierte Helena es kaum mehr. Es interessierte sie nicht, wer dort kam. Der Baron? Was konnte er ihn noch antun? Ihre Mutter? Wie konnte sie ihr noch helfen?
Sie wusste, dass einige Zeit vergangen war, seit Theodor wutentbrannt aus ihrer Zelle gestürmt war. Wie viel hingegen wusste sie nicht mehr. Stunden? Tage? Aber eigentlich war auch das jetzt völlig egal. Das einzige was zählte war, dass sie noch immer Helena Ravenclaw war.
Sie erinnerte sich nur noch verschwommen an die letzten Tage, an das Abendessen. An das, was danach mit ihr geschehen war. Sie war ein Tier gewesen. Verängstigt, verzweifelt, fast schon vergangen. Sie musste etwas unternehmen. Kämpfen. Jetzt, wo sie es wieder konnte. Wo sie zumindest wieder sie selbst war. Helena. Der Mensch, die Persönlichkeit. Nicht nur ein Haufen Furcht.
„Mylady?“ eine quietschige Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Ihren Gedanken, die zwar wieder klar waren, sich jedoch immer noch nur im Kreis drehten. Denn wie sie kämpfen sollte, dass wusste sie noch nicht. „Was?“ Erschrocken sah sie auf. Diese Stimme gehörte weder ihrem Alptraum noch ihrer Mutter. Wer also war gekommen, um sie in ihrer Demütigung zu betrachten. „Mylady?“ Eine Gestalt trat auf sie zu. Sie war so groß wie Helena, wenn auch nur, da diese noch immer in ihrer Ecke kauerte. Die abnormal großen Ohren zuckten nervös. „Geht es Euch nicht gut? Mylady Helena?“ Ein Hauself. Sie wusste nicht welcher, ihre Familie hatte so viele. Warum war er hier? „Was willst du.“ Mühsam stand sie auf. Sie war eine Ravenclaw. Er war ihr Diener. Sie durfte sich vor ihm nicht so gehen lassen.
„Ich... Syro wollte fragen, ob er Euch helfen kann.“ Verlegen sah er zu ihr auf. Es war einer der älteren Hauselfen, dass erkannte Helena an der Kleidung. Anstatt eines grauen Fetzens trug dieser ein samtenes Oberhemd mit dem Wappen ihrer Familie. „Helfen? Du? Mir? Wie das? Wer schickt dich?“ Zweifelnd blickte Helena auf die kleine Gestalt herab. Helfen. Hilfe, ja die brauchte sie. Aber was, wenn das eine Falle war? Wenn er auf Befehl zu ihr gekommen war? „Geschickt? Niemand hat Syro geschickt. Ich... Eure verehrte Mutter befahl mir, dem durchlauchten Baron zu dienen. Das habe ich getan. Aber er ist ein bö...böser Mensch.“ Einen Augenblick sah der Elf sich wie irre um und Helena befürchtete schon, er würde jetzt anfangen, sich selbst zu verletzen. Es war eine der nervigen Angewohnheiten von Hauselfen. Doch dann fing er sich wieder. „Er... er hat Tynka getötet. Meine arme Tynka. Und... und er war schlecht zu Euch. Ihr müsst fliehen.“ Tynka? Sie überlegte kurz. Tynka. Eine Elfin. Natürlich. Sie war tot? Uninteressant. Elfen starben wie die Fliegen. Allerdings, Tynka war die Tochter eines ihrer alten Hauselfen gewesen. Anscheinend seine. Da war es etwas anderes. Da war es klar, dass er um sie trauerte. „Deine Tochter?“ Der Elf nickte, Tränen standen in seinen tellergroßen Augen. „Du sagtest, ich soll fliehen? An sich eine gute Idee, aber ich kann hier nicht raus. Und meine Mutter.... sie hat verboten, mir zu helfen. Wie kann es sein, dass du überhaupt hier bist?“ Helena wusste nicht viel über Hauselfen. Sie wusste, dass sie über eine eigenen Persönlichkeit verfügten, hatte sich dafür aber nie interessiert. Sie wusste, sie konnten auch in Gebäuden apparieren, wo es Menschen nicht möglich war. Und sie wusste auch, dass sie nicht gegen den Willen ihres Herren handeln konnten. Das war ja das gute an ihnen. „Syro dient nicht eurer Mutter, Herrin. Er dient der Familie Ravenclaw. Und deshalb seid Ihr ebenso seine Herrin, wie eure verehrte Mylady Mutter.“ Syro nickte heftig, als müsste er sich selbst noch davon überzeugen. „Wenn Ihr es wünscht Mylady, wird Syro Euch helfen. Es ist seine Pflicht und sein Wunsch.“ Helena nickte langsam. War dies wirklich ihre Chance? Ihre Möglichkeit zu entkommen. Ihre letzte, einzige Chance. „Ja. Syro, ich wünsche, dass du mir hilfst. Nur wie, dass ist hier die Frage.“ „Verzeiht Mylady, aber erlaubt Ihr, Syro seinen Plan vorstellen zu dürfen.“ Natürlich. Das war doch selbstverständlich. Hauselfen waren so ermüdend. So furchtbar der Etikette verschrieben. „Natürlich.“ Und doch, Helena merkte selbst, dass genau diese Etikette es war, die sie immer mehr wieder sie selbst werden lies. Es war etwas, an das sie sich klammern konnte. „Also. Syro wird jetzt gehen. Er muss Mylord Fallborrow dienen. Aber heute Abend wird er wiederkommen. Er wird Mylady die Tür öffnen. Er wird Ihr Ihren Zauberstab bringen. Mehr kann er nicht tun, ohne die Familie zu verraten. Die restliche Familie, nicht euch Mylady. Und die Familie Ravenclaw ist alles, für das So lebt.“
Es war nicht viel. Es war so gut wie nichts. Helena wusste, wie schwer es war, aus Ravenclaw Manor zu entkommen. Doch es war alles, was sie bekommen konnte. Es war alles, was sie nutzen konnte. „Tu das Syro. Ich werde auf dich warten.“ Der Hauself sah sie ein letztes mal mit seinen große Augen an, dann verschwand er mit einem lauten „Blobb“ im Nichts. Und Helena war wieder allein. Allein mit den Schatten, allein mit ihren Gedanken. Und allein, mit einem letzten Funken Hoffnung.


21:04

Syro hatte Wort gehalten. Natürlich. Er war ein Elf, er musste ein Versprechen seiner Herrin gegenüber einhalten. „Ich danke dir, Elf.“ Sie meinte es ernst. Helena wusste, er war nicht verpflichtet gewesen, ihr zu helfen. Zum ersten mal in ihrem Leben war sie einem Hauselfen dankbar. „Und du magst wirklich hier bleiben? Wenn meine Mutter erfährt, was du getan hast...“ „Nein, Mylady. Euer Angebot ist zu großzügig, doch Syros Platz ist hier. Wenn Eure durchlauchte Mutter es für angebracht hält, ihn zu bestrafen, dann ist es so. Das einzige was zählt, ist Eure Sicherheit Mylady.“ Helena nickte. Sie konnte ihn nicht zwingen, sie zu begleiten. Und sie durfte auch nicht noch mehr Zeit verschwenden. „Dann danke ich dir nochmals für deine Hilfe. Und mein Beileid zu Tynkas Tod.“ Der Elf nickte. „Danke Herrin. Ich wünsche Euch viel Glück.“ Dann verschwand er.
„Ich dir auch, Elf.“ Sie wandte sich dem vergitterten Fenster zu. Kurz hatte sie überlegt, durch die Tür zu fliehen. Aber ein Sprung aus dem Obergeschoss Ravenclaw Manors war bei weitem nicht so gefährlich, wie zu versuchen, durch die Tür zu fliehen.
Sie starrte auf ihren Zauberstab. Es war, als wäre es nicht ihrer. Fremd fühlte er sich in ihrer Hand an, doch Helena wusste, dass es nur die Angst war. Angst, erwischt zu werden. Angst, allein in der Einsamkeit zu sterben. Doch war der Tod nicht immer noch besser, als der Wahnsinn, der sie hier verschlingen würde? „Confringo!“ Sie deutete auf die Wand vor sich, sah wie der Zauber aus ihrem Stab hervor brach und duckte sich gerade noch in eine Ecke, bevor die halbe Außenwand ihrer Zelle explodierte. Noch bevor der Staub sich gelegt hatte, stürzte Helena auf das Loch zu. Sie durften sich keiner falschen Hoffnung hingeben. Jeder in Ravenclaw Manor würde diese Explosion gehört haben. Der Baron würde sie gehört haben. Sie kletterte über kleine Schuttberge, zerfetzte ihr Kleid und ihre Haut an den groben Steinkanten. Doch dann stand sie da. Sie sah die Sterne über sich am Himmel, spürte den Wind, wie er durch ihr wirres Haar strich. Das war Freiheit. Das war Leben. Das war der erste Schritt. Das erste mal, dass sie für sich selbst entschied. Sie atmete ein letztes mal durch und sprang.


21:06

Ein donnern schrecke ihn auf. Ein tiefes Grollen, dass aus dem inneren des alten Gebäudes zu kommen schien.
Theodore hatte gelesen. Die Geschichte der Vampiraufstände zwischen 1340 und 1400. Nicht interessant, aber informativ. Und es lenkte ihn vom Nachdenken ab.
Aber dieses Geräusch... wie eine Explosion. Kurz dachte er an Helena. Aber nein, das konnte nicht sein. Sie hatte keinen Zauberstab. Und so verwirrt, wie sie früher an diesem Tag gewesen war, wäre sie selbst mit nicht in der Lage gewesen, auch nur einen einfachen Schwebezauber zu wirken. Oder?
Eilig stürmte er aus seinem Zimmer. Hielt einen Hauselfen auf, der gerade durch den Gang rannte. „Halt. Sag mir, was ist hier los?“ Der Elf drehte sich kurz um. „Wir wissen es nicht, Mylord. Es gab wohl eine Explosion. Noch ist nicht bekannt wo. Und warum.“ Er nickte. Eine Explosion. Wie sie durch einen Zauber verursacht werden konnte. Oder durch ein missglücktes Experiment. Es war Wahnsinn, davon auszugehen Helena hätte irgendetwas damit zu tun. Sie war nicht in der Lage....
Trotzdem. Eine innere Unruhe hatte ihn gepackt. Was, wenn doch sie es gewesen war? Was, wenn ihr etwas zugestoßen war? Wenn sie schwer verletzt oder - schlimmer noch – geflohen war? Er musste es zumindest überprüfen.
Eilig ging er nach Oben, wo Helena eingesperrt war. Er verbat sich, zu rennen. Er war der Herr der Lage. Er durfte nicht rennen. Sonst würde er womöglich doch noch in Panik ausbrechen.


21:10

Sie war weg. Er hatte es gesehen. Bereits als er vor der Tür stand und keine Geräusche aus der Zelle hörte, wusste er es. Doch als er sie öffnete und das riesige Loch im Gemäuer erblickte wurden seine Ängste Gewissheit. Sie war geflohen. Vor ihm. Er hatte gedacht, sie gebrochen zu haben. Er hatte gedacht, sie wäre sein. Und nun war sie weg. Geflohen. Sie hatte ihn verraten. Schlimmer noch. Nicht nur sie hatte ihn verraten. Das war das Werk von Magie. Jemand hatte ihr den Zauberstab gegeben. Jemand, dem er zwar nicht vertraut hatte, aber ihm auch nicht so misstraut hatte, als das er ihn überwacht hätte. Rowena? Nein. Das glaubte er nicht. Sie hatte Angst vor ihm. Und sie brauchte ihn als Partner. Andererseits – sie war eine Mutter. Wie konnte er annehmen, sie könnte logisch denken?
Er durchquerte die Zelle und starrte hinaus in die Nacht. Irgendwo dort musste sie sein. Helena. Sein Leben. Sein Herz. Sein Untergang. Sie durfte nicht entkommen. Sie durfte ihn nicht verlassen! „Nein. Das werde ich nicht zulassen.“ Er schrie es in die Nacht. Sollte sie ihn hören. Sollten sie alle ihn hören! Sollten sie wissen, dass er nicht ruhen würde, bis Helena wieder sein war. Sein Besitz. Sein Eigentum. Seine Rose. Nur seine.


21:10

Sein Schrei lies sie zusammenfahren. Er wusste es. Er würde sie suchen, sie jagen wie ein Tier. Er würde sie wieder einsperren. Das durfte nicht passieren! Eilig humpelte sie weiter. Helena hatte es geschafft, ihren Sturz abzubremsen, dennoch hatte sie sich den Fuß umgeknickt. Sie hatte gehört, wie er brach, wie ihre Sehnen rissen. Und sie war keine Heilerin. Also humpelte sie. Zu den Ställen.

Abendstern. Es war ein äußerst kitschiger Name, sie hatte ihn sich ausgesucht, damals. Als sie noch jung gewesen war. Jung und unschuldig und im Glauben, ihre Mutter würde sie lieben. Es war ein weißes Pferd. Weiß wie Schnee. Helena liebte es über alles, doch war sie nicht deswegen hier. Es war zu gut sichtbar. Heute war sie nicht deswegen in seinen Stall gekommen. „Brav, Liebling. Niemand hier wird dir etwas antun. Du kennst mich doch.“ Das Pferd wieherte leise, als sie auf es zuging. Sie wollte das hier nicht tun. Aber sie musste. Abendstern war alt. Sehr alt. Magie hielt ihn am Leben. Magie, die sie ihm rauben würde. Ihre Mutter hatte ihr einmal eine Geschichte erzählt, vor vielen Jahren. Eine Geschichte von einem sehr mächtigen Magier. Er hatte etwas geschaffen, ein Objekt, so mächtig, dass selbst er Angst davor bekam. Angst davor, was geschehen würde, wenn er eines Tages starb und es in die Hände seines Sohnes fallen würde. Denn der Sohn war ein macht lüsterner Mensch, der nur schlechtes mit dieser Macht hervorbringen würde. Also ging er eines Nachts zur jungen Braut seines Sohnes. Dem einzigen Menschen, der diesem etwas bedeutete. Und als sie schlief machte er ein Gefäß aus ihr. Eine lebende Schatzkiste. Durch einen Zauber, der Helena unbekannt war, wurde das Objekt ein Teil der Frau. Es war ein grausamer Schutz. Denn um an die Macht des Objektes zu gelangen, musste der Sohn des Magiers das einzige töten, dass er liebte.
Helena wusste nicht, warum ihre Mutter ihr diese Geschichte erzählt hatte, doch sie wusste, dass sie diesen Zauber selbst angewendet hatte. Abendstern war das Gefäß und er beherbergte das, was ihre Mutter am meisten liebte. Ihr Diadem. Ein magisches Relikt, dass Weisheit und Wissen versprach. Ein magisches Relikt, ohne dass Abendstern nicht mehr länger als 5-6 Stunden leben konnte. Sie zögerte. Sie war mit diesem Pferd aufgewachsen. Der Teil von ihr, der noch immer ein kleines Mädchen war, weigerte sich, es zu töten. Aber sie wusste auch, dass sie nicht noch länger zögern durfte. „Es tut mir Leid.“ ein letztes mal streichelte sie das Tier. Trat einen Schritt zurück. Schloss die Augen. „Avada Kedavra.“
Also sie wieder hinsah, lag ihr Abendstern auf dem Boden seines Stalls. Tod. Natürlich. Sie kniete sich neben ihn. So viel sie wusste, war die Macht, die das Diadem im Körper des Pferdes gehalten hatte, mit seinem Tod gebrochen. Nun war nicht nur ihre Mutter in der Lage, es zu entfernen, sondern jeder. Es war ganz einfach. „Accio Diadem.“ Ein reißendes Geräusch durchschnitt die Stille. Dann noch einmal und noch einmal und dann riss die Haut des toten Pferdes auf. Das Diadem. Blutverschmiert. Matt schimmernd im Licht des Mondes. Helena würgte. War es das Wert gewesen? Egal. Es war zu spät. Eilig nahm sie das Schmuckstück an sich. Sie musste hier weg. Sie verließ die Box und sah sich im Stall um. Ging einige Schritte weiter. Dort stand ein anderes Pferd. Es war noch jung. Ein Turnierpferd. Schwarz wie die Nacht. Šahrzād. Ein Name aus einer Geschichte. Und ein Pferd, wie aus einem Märchen. Eilig sattelte sie es. Sie hatte hier schon viel zu viel Zeit verschwendet.



21:20

Es hatte gedauert, dass gesamte Gebäude und den Garten zu durchforsten. Doch glücklicherweise hatte Helena genügend Spuren hinterlassen. Als Rowena die Leiche des Pferdes gesehen hatte, war sie heulend zusammengebrochen. Er hatte es nicht verstanden. Ein Pferd. Wen interessierte ein totes Pferd? Doch als er erfuhr, was es mit diesem Pferd – Abendstern, ein selten naiver Name – auf sich hatte, verstand er.
Helena. Dieses kleine Biest. Aber er würde sie schon wieder finden. Jetzt, wo er sich der Unterstützung ihrer Mutter sicher sein konnte. Jetzt, wo er kein Rücksicht mehr nehmen musste. Sie hatte ihn verraten. Seine Liebe verraten.
Sie hatte den Jagdtrieb in ihm geweckt. Und nun gab es kein zurück mehr. „Sattelt mein Pferd.“ Wies er einen der Hauselfen an, die um sie herum wuselten. Völlig aufgeregt und doch unbrauchbar. Wie Rowena. Er verabscheute sie alle. „Ich werde unser kleines Schäfchen schon wieder einfangen.“
El sueño de la razón produce monstruos

F. de Goya