Auszug aus den Tagebüchern der Hermione Snape

Hogwarts, den 07. Januar 2002

Es sollte ein ganz normaler Urlaub werden, …

Hermione nagte versonnen an ihrem Federkiel, dann setzte sie ihren Tagebucheintrag fort.

… aber mit Severus einen ganz normalen Urlaub zu verbringen ist wohl genauso unmöglich, wie sich mit Ron und Harry über Arithmantik zu unterhalten.

Es fing ja schon damit an, als ich ihm den Umschlag überreichte und sagte: „Ich habe eine Überraschung für Dich.“
Statt sich zu freuen, knurrte er nur: „Ich mag keine Überraschungen.“

Typisch Severus. Sein Gesichtsausdruck, als er dann den Umschlag geöffnet hatte und die Tickets für Honolulu entdeckte, sprach Bände.

Hermione schmunzelte und tunkte die Feder in das Tintenfass.

Ich hatte ja geahnt, dass ihm das Reiseziel zunächst nicht zusagen würde, aber die Aussicht, die Weihnachtsferien nicht mit einer auserwählten Schar nervender Schüler und Minerva, die ernsthaft versuchte, den Weihnachtswahnsinn von Dumbledore noch zu übertreffen, verbringen zu müssen, hatte ihn schließlich überzeugt.

Das und die Tatsache, dass es dort einige sehr seltene Tränkezutaten zu sehr erschwinglichen Preisen geben sollte.

Erstaunlicherweise störte ihn der Gedanke ans Fliegen überhaupt nicht.

Allerdings war es sehr schwierig, ihm schonend beizubringen, dass seine verschiedenen Kräutermesser nicht mitfliegen durften, und dass es auch verboten war, sein Notfallköfferchen mit diversen Tränkephiolen mit sich zu führen.

Man hörte das leise Kratzen des Federkiels, während aus dem Labor ein leises melodisches Blubbern zu hören war.

Also weigerte er sich trotzig, etwas Anderes, als seine üblichen schwarzen Roben einzupacken, obwohl ich ihm dringlich dazu riet, das wärmere Klima dort zu bedenken und den strahlenden Sonnenschein.

Ich hätte ihn ja gerne in etwas legerer Kleidung gesehen, aber er behauptete steif und fest, dass nur schwarze Kleidung die Sonnenstrahlung ausreichend absorbiere.

Selber Schuld, sage ich da nur.

Immerhin ließ er sich am dritten Tag dann doch überreden, sich ein schwarzes T-Shirt zuzulegen, nachdem es ihm lästig geworden war, jedes Mal eine von Muggeln unbeobachtete Ecke aufzusuchen, um den Kühlzauber zu erneuern.

Danach verbrachten wir die Vormittage mit der Suche nach Tränkezutaten, und nachmittags konnte ich dann am Pool entspannen, während Severus in einem dreihundert Jahre alten Almanach stöberte, den er in einem Antiquariat entdeckt hatte.

In den Pool bekam ich ihn natürlich nicht, aber dafür verbrachten wir sehr romantische Nächte und einmal überraschte er mich sogar mit einer Flasche Champagner und einer roten Rose.


Hermione Wangen erröteten, während sie an die romantischen Nächte dachte.

Alles in allem, war es doch ein gelungener Urlaub und Severus fand sogar den ein oder anderen Cocktail „annehmbar, in Anbetracht der Tatsache, dass sie von Muggeln ohne jegliches Gespür für die Feinheiten der Mixturen gebraut worden waren.“

Jedenfalls war meine anfängliche Furcht, dass Severus den Urlaub überhaupt nicht genießen würde, schon allein aus Prinzip, glücklicherweise unbegründet.

Er würde natürlich niemals zugeben, dass er so etwas wie Spaß im Urlaub hatte, aber ich bin mir sicher, dass er nicht gänzlich abgeneigt sein wird, wenn ich ihm von der Tränkemeisterkonferenz in Rio berichten werde.

Hermione hielt kurz inne, als aus dem Labor eine nicht allzu starke Verpuffung und anschließend ein lautstarkes Fluchen zu hören war.
Offensichtlich hatte Severus großes Vergnügen mit den im Urlaub erworbenen Zutaten, aber wenn es so weiterging, würde sie ihn in nächster Zeit zum Essen zwingen müssen und geduscht hatte er auch schon seit zwei Tagen nicht mehr.

Aber Hauptsache, er war glücklich.

Dann würde es einfacher sein, ihm die nächste Überraschung schmackhaft zu machen. Der Gedanke, ihm beizubringen, dass er Vater würde, machte sie doch ein wenig nervös.

Andererseits wäre das doch eine wunderbare Geburtstagsüberraschung.