Charon hatte mit seiner Vermutung also richtig gelegen. Er hört Cumberland mit hochgezogenen Augenbrauen zu, den Blick immer wieder zu Varnikov schweifend. Vielleicht bildetet er es sich bloß ein, doch zwischen den beiden Männern lag eine gewisse Spannung in der Luft. Er wollte jedoch keine voreiligen Schlüsse ziehen, dennoch musste er sich bei dem Anblick der beiden ein Grinsen verkneifen.
Auf die Worte des „Wachhundes“ wie der Vampir ihn nannte, nickte Charon nur. Cumberland lächelte ihn sehr breit an, Varnikovs Miene wirkte weniger glücklich. Dieses Gefühl konnte Charon für sich persönlich nur nachvollziehen, dennoch achtete er darauf einen möglichst neutralen ersten Eindruck zu hinterlassen. Er konnte noch nicht wissen, welcher der beiden Männer ihm später gefährlicher werden konnte, oder vielleicht sogar nützlich.
Dieses Hintertürchen hielt Charon immer für sich offen. Wirkliche Sympathie konnte er Momentan und in der jetzigen Lage einfach noch nicht aufbringen.
Doch die Nüchternheit mit der, der Vampir vorschlug das Gebäude zu betreten passte eher zu seiner Gefühlslage.
Diese jedoch wurde durch eine Gruppe weitere Personen erneut durcheinander gebracht. Es war ein kleiner Trupp der Stadtwache, die genau auf sie zusteuerten. Nach einer kurzen Pause lösten sich zwei der Personen, eine dunkelhaarige Frau, jünger als er, und ein Mann grob in seinem Alter, dessen Haarpracht aus hellen, kaum zu erkennenden, kurzen Stoppeln bestand. Beide unverkennbar keine Zivilisten. Und beide verstanden es, sich kurz und knapp vorzustellen. Also eine Stadtwache und ein Soldat. Charon blieb stumm, er lächelte nur leicht und musterte d´Arc und Basker. Auch ohne diese Vorstellung hätte er grob erkannt, womit sie ihr Geld zu verdienen schienen. Die Situation wurde immer interessanter, und noch vor ein paar Minuten hatte er gedacht, der Orden sei sehr bunt.
Er wurde noch bunter. Und an Zufälle glaubte Charon ab diesem Zeitpunkt nie wieder.
Als wäre die Ansammlung, die sie bildeten nicht schon verwirrend genug, wurde eine weitere, recht jung wirkende Frau herbeigeführt. Ihre Aufgebrachtheit, passte so gar nicht zu der kühlen Atmosphäre, die herrschte. Sie hatte tatsächlich vor, sich freiwillig dem Orden anzuschließen, wohl im Gegensatz zu d´Arc, die ihre neue Anstellung wohl noch gar nicht fassen konnte. Charon entging auch ihr Blick nicht, der ihn kurz streifte.
Die nächsten Stunden würden sicherlich sehr spannend werden, doch Charon hatte vor den Mund zu halten und zu beobachten. Die Situation fand er trotz der Anspannung, die in der Luft lag, dennoch erheiternd. Und der hatte erfreulicherweise auch nichts weiteres zu tun, als zuzuhören und sich seine eigenen Gedanken zu machen.