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Das Ende oder doch nur ein neuer Anfang?

Lycidia
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Beitragvon Lycidia » Sa 03 Jul, 2010 19:50

Wow, hier ist ja wirklich viel los! :wink: :roll:


Ich fuhr herum und alles um mich herum schien zu erstarren. Die Reiter, der Kies, der von den Hufen ihrer Pferde aufgewühlt wurde und mit einem irgendwie prasselnden Geräusch wieder auf dem Boden aufschlug, Alexias erstickter Aufschrei, als sie mich so vollkommen regungslos auf dem Weg stehen sah. Als dies erreichte mich mit einer kaum vorstellbaren Schärfe und Präsenz.
Mir war vollkommen klar, dass ich versuchen sollte zu flüchten, dass ich jetzt noch in aller letzter Sekunde entkommen könnte. Doch gleichzeitig wusste ich, dass dies keinen Sinn hatte. Selbst wenn mein Körper mir in diesem Moment gehorcht hätte, wohin hätte ich fliehen sollen? Alles was geschehen war, seit ich hier angekommen war und vielleicht auch all das was schon zuvor passiert war hatte nur einen Zweck, nur ein Ziel, gehabt. Und hier war ich nun, dort wo ich von anfang an hätte sein sollen. Ich wusste nicht woher dieses Wissen kam und eigentlich weiß ich es auch heute noch nicht, aber in diesem Punkt war ich mir absolut sicher: Ich war genau dort, wo ich sein sollte auch wenn alles in mir danach schrie, dieser Horde zu entkommen.
Und noch bevor dieser ureigene Reflex der Flucht, der allen Menschen noch immer angeboren ist, doch Oberhand über meinen wohl verwirrten Geist gewinnen konnte war es bereits zu spät ihm folge zu leisten. Die Reiter, oder zumindest ein Teil davon, flogen nahezu an mir vorbei und ich hörte mehr als ich es sah, wie sie ihre Pferd herum rissen und sie zum stehen brachten. Noch bevor ich mich an dieses Szenario gewöhnt hatte, war ich umgeben von Leuten, zumindest hoffte ich, dass es normale Leute waren, in lilanen Mänteln die auf ihren ungewöhnlich groß wirkenden Pferden doch recht einschüchternd auf mich wirkten.
"Wer bist du?" Ich konnte die scharfe Stimme keiner bestimmten Person zuordnen, sie schien gleichzeitig von überall und doch nirgends zu kommen und verleitete mich dazu, zu antworten. "Ich bin Liliza." Nicht ein Wort mehr schien über meine zitternden Lippen zu kommen doch gleichzeitig hatte ich diese verhängnisvollen Worte nicht verhindern können. Mein Gegenüber indes schien kein bisschen über meine so offenen Antwort verwundert zu sein. "Wir haben dich erwartet. Seperenza fragte sich bereits vor Tagen wo ihr bleibt und nachdem dein Begleiter" er lachte kurz auf und die eiskalte Verachtung, die in diesem Lachen lag wirkte absolut unwirklich. "...bereits den Weg zu uns gefunden hat war es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch du uns mit deiner Anwesenheit beehren würdest." Er nickte seinem Nachbarn kurz zu, der daraufhin von seinem Pferd abstieg. "Du wirst sicher verstehen, dass du uns begleiten musst." Wie hypnotisiert nickte ich stumm. Ich wusste, dass irgendetwas nicht so lief wie es sollte. Fragte mich, wieso ich in diese Situation gekommen war und konnte dennoch nicht verhindern, dass ich immer weiter hinein geriet. Ich fühlte mich, als würde ich ertrinken. Etwas schien mich immer weiter in die Tiefe zu ziehen und lies mich keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die Welt um mich herum versank in Schatten, lediglich schemenhaft konnte ich meine Umgebung noch wahrnehmen und das letzte was sich in mein Gedächtnis einbrannte war Alexias erschrockenes und gleichzeitig so unendlich trauriges Gesicht in den Büschen, als ich, noch immer nicht her über mich selbst, mich auf das dargebotene Pferd schwang und mit den Leuten, die eigentlich meine Gegner sein sollten, hinauf ritt zu dem düsteren Palast, in dem nicht nur Seperenza auf mich warten sollte.


Ja, etwas wenig, aber hier lies ja eh keiner warum sollte ich mich also beeilen?
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Damien
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Beitragvon Damien » So 11 Jul, 2010 15:35

Ich habe angefangen deine Geschichte zu lesen und muss sagen: Sie is gut. Sie erinnert mich ein bischen an ein Buch von Hohlbein welches ich gelesen habe...
Aber Die GEschichte is gut
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Ich habe meine Fussballnation gefunden, geschlagen von einem Fussballmonster... Für immer Costa Rica!

Lycidia
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Beitragvon Lycidia » So 11 Jul, 2010 15:55

Echt? An welches?
Ich hab früher relativ viele Bücher von ihm gelesen, möglicherweise hab ich da unterbewusst was weiter verarbeitet. Keine Ahnung....
Aber Danke für den Kommi :D
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Lycidia
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Beitragvon Lycidia » Di 07 Sep, 2010 20:14

So, weiter geht`s. Wie immer net viel, aber egal.

Als die Welt um mich herum wieder begann, feste, klar definierte Konturen anzunehmen wusste ich nicht wo ich war. Alles um mich herum wirkte wie von einem undurchdringlichen Nebel umgeben, der lediglich düstere Umrisse erahnen lies. Langsam nur fand ich mich wieder zurecht und im gleichen Maße, in dem meine Umgebung klarer wurde fand ich auch meinen Verstand wieder. Und mit ihm kam die Angst. Es wird oft behauptet, Angst sei so kalt wie der Tod. Doch das stimmt nicht. Vielmehr fühlte es an, als würde ich von einer Sekunde zur anderen in kochendes Wasser getaucht werden. Sämtliche Synapsen fingen Feuer und ließen mich unwillkürlich erzittern. Wie hatte es nur so weit kommen können? Ich begriff nicht, was mich dazu veranlasst hatte, Seperenzas Leuten so bereitwillig zu folgen. Es war, als würde ich langsam aus einem unendlich tiefen Schlaf erwachen. Als mir vor etlichen Jahren die Mandeln entfernt werden mussten hatte es sich so ähnlich an gefühlt als ich aus der Betäubung erwachte. So ähnlich, aber nicht genauso. Diesmal schien mich der schwarze Sog des Vergessens und des Schlafes nicht los lassen zu wollen. Vielmehr schien er tief in mir darauf zu lauern sein dunkles Tuch erneut über mich breiten zu können.
Doch letztendlich schaffte ich es, mich soweit konzentrieren zu können, dass die Welt wieder ihre ursprüngliche Schärfe zurück erlangte. Und nun erschlug mich die Welle neuer, fremder Bilder und Eindrücke geradezu.
Ich und die Leute, die mich hierher gebracht hatten, befanden uns in einem gigantisch anmutenden Hof. Hinter uns schloss sich gerade ein großes Tor und dessen dumpfes Dröhnen, als es endgültig zufiel, ging mir wortwörtlich durch Mark und Bein. Endlich wurde mir bewusst, was ich wohl schon seit ich das Bewusstsein zurück erlangt hatte verdrängt hatte. Ich war gefangen, eingeschlossen in Fulvias Festung. Ich hatte jemanden retten wollen und war gescheitert. Ich hatte entkommen wollen und war nun doch gefangen. Ich hatte in jeder Hinsicht versagt. Und etwas in mir sehnte sich noch immer nach der Wahrheit, die mir bisher versagt geblieben war. Nun plötzlich wurde mir mit unerschütterlicher Klarheit bewusst, dass mir immer nur ein Teil der Wahrheit erzählt worden war. Und das, was ich daraus zusammengesetzt hatte, war bei weitem nicht so glaubwürdig wie ich bisher gedacht hatte. Es gab einfach zu viele Lücken. Doch vielleicht würde ich nun mehr erfahren.

Der Audienzsaal, in den ich geführt wurde stand in einem nahezu grotesken Widerspruch zum restlichen Schloß. Während bereits der erste Eindruck der Festung, der sich auch bei dem Gang durch die langen, schmalen Korridore bestätigt hatte, unheimlich, düster und lebensfeindlich gewesen war, leuchtete hier alles voller Farbe. Der Boden war ein kunstvoll Mosaik, dessen verschnörkeltes Bild sich über die Wände bis zur hohen Decke hinzuziehen schien. Die Bogenfenster nahmen die ganze Höhe der Wand ein und boten einen atemberaubenden Blick auf das Bergpanorama. Die Sonne warf ihre Strahlen auf einen in Silber und grauschwarz gehaltenen Stuhl, den man fast schon als Thron bezeichnen konnte. Der gesamte Raum schien auf jenen Stuhl zu zulaufen, der Weg dorthin wurde von Gestalten aus Onyx gesäumt, die einen starken Kontrast zu dem ansonsten bunten Raum bildeten. Ich konnte nicht erkennen, um was für Figuren es sich handelte, am nächsten kam ihnen wohl die Beschreibung eines Schakals, allerdings wirkten sie dafür viel zu.... menschlich. Da sich mir bereits beim Anblick dieser Figuren die Haare aufstellten konnte ich nur hoffen, dass ihr Schöpfer einfach zu viel Fantasie gehabt hatte und keine wirklich in dieser Welt lebende Kreatur dargestellt hatte.
Sie hatte sich seit unserem letzten Treffen kaum verändert und doch hätte ich Seperenza, als ich sie endlich erblickte, kaum erkannt. Äußerlich mochte sie dieselbe sein, doch ihre Haltung und ihre gesamte Ausstrahlung verdeutlichten mir, dass ich nicht mehr mit dem Menschen den ich in Erinnerung hatte zu tun hatte. Bei jenem Treffen im Wald war sie bereits nicht zu unterschätzen gewesen doch nun ging eine Macht und eine kaum wahrnehmbare Bedrohung von ihr aus, die mir wieder voll bewusst werden lies, wen ich dort vor mir hatte.
„Liliza, schön das du nun doch den Weg in meine bescheidenen Hallen gefunden hast.“ man brauchte nicht sehen, wie sie den Mund spöttisch verzog. Allein die Art und Weise, wie sich auf mich zugeschritten kam, machte klar, wem hier welche Rolle zugedacht war. Nur mir schien dies bisher nicht klar zu sein.
„Es ist ja nicht so, als das man sich hier groß bei der Adresse irren könnte.“ versuchte ich unsere Unterhaltung auf einer lockeren Basis zu halten. Was, wie unschwer zu erkennen war, nicht funktionierte. Seperenza nahm sich Zeit mit ihrer Antwort, schritt ohne mich näher wahrzunehmen an mir vorbei und setzte sich mit einer für mich unmöglich nachvollziehbaren Gelassenheit auf ihren thronartigen Stuhl. Erst dann wandte sie sich wieder mir zu. „Ich wusste ja, dass du deinen Humor selten verlierst, das Problem gab es bei deiner Mutter schon, aber ich habe augenblicklich weder die Zeit noch die Lust um mich damit näher zu beschäftigen. Es gibt wichtigeres zu tun. So würde es mich beispielsweise interessieren, wie du deine Familie so einfach verraten konntest. Und noch dazu für einen wie Lorièn. Einem Basaken.“ Das letzte Wort spie sie so verächtlich aus, als würde es eine üblen Nachgeschmack hinterlassen. Ich musste sie wohl so verwirrt angesehen haben, dass es kaum mehr übersehbar war. „Was bitte?“ Seperenza wirkte sowohl genervt wie auch äußerst unangenehm überrascht. „Weißt du denn so wenig? Dann werden wir doch etwas mehr zeit benötigen, als ich angenommen habe.“ Und damit begann die Frau, die ich noch immer nicht als meine Urahnin sehen konnte, mit ihrer Geschichte. Wie zuvor schon Lorièn würde auch sie mir nur einen Teil erzählen, wie zuvor schon Lorièn würde auch sie nur auf ihren Vorteil achten. Doch das war für mich unwichtig, wollte ich doch nur etwas über diese, meine Geschichte erfahren. Egal, ob sie denn nun der Wahrheit entsprach.
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Beitragvon Lycidia » So 29 Mai, 2011 14:16

So... weiter gehts. Sry, hat ein bissl gedauert. Aber jetz weiß ich auch, wen ich sterben lassen sollte und wie ich das ganze zu einem Ende bringen kann... es wird also demnächst weiter gehen. :D Das heißt, falls das hier überhaupt noch gelesen wird. :roll:


„Einst, als dieses Land noch in Frieden Leben konnte, gab es hier 2 große Völker, regiert von 2 Familien. Einmal uns, die wir den Süden regierten, vom Meer bis hin zur dieser Bergkette reichte der Besitz, dieser, deiner Familie. Dahinter erstreckte sich das Reich der Basaken. Ein Land, geprägt von hohen Bergen und tiefen Schluchten. Von Steppen und Eiswüsten. Unwirklich und doch von einer fast schon magischen Schönheit. Lorièn, und davor sein Vater und seine Urväter, regierten ihr Volk mit eiserner Härte, versuchten sie am Leben zu halten.“ Seperenza lachte kurz auf. „Aber das du mir nicht denkst, dein netter Freund hätte dies aus reiner Güte getan. Ein Calusul ernährt sich nicht nur von Blut, auch wenn er dies durchaus zum Überleben braucht. Nein, einen Großteil seiner Kraft zieht er aus seiner Umgebung. Aus dem Leben seiner Untergebenen wird sein Leben. Was glaubst du, warum er dich trotz allem immer mitgenommen hat, auch als du bereits nicht mehr warst als ein Stück unnützer Ballast? Weil er dich so mag? Ich bitte dich, selbst du kannst nicht so naiv sein! Lorìen ist ein Krieger, ein eiskalter Befehlshaber, glaubst du wirklich, er könnte so etwas wie Freundschaft für dich entwickeln? Deine Kraft, dein Leben war alles, nachdem er sich sehnte. Die ganze Zeit über, all die Tage, in denen ihr allein durch diese Welt gewandert seit, hast du ihn ernährt. All die Zeit hat er dich belogen und hintergangen.“ Nein! Das konnte ich nicht glauben. Natürlich hatte ich mich gefragt, warum Lorìen mich nicht einfach zurückgelassen hatte, aber konnte dies wirklich die Antwort sein? „Nein... Ich mein, ich hätte doch gemerkte.... wie könnte er.... Seperenza! Nein! Ich hätte doch gemerkt, wenn er DAS getan hätte.....“ Verzweifelt sah ich meiner Urahnin in die kalten Augen, die ohne Mitleid, ohne Erbarmen auf mich herab blickten. „Du hättest es gemerkt. Eines Tages, wenn es zu spät gewesen wäre. Wenn du fast schon tot wärest, hättest du gemerkt, dass deine Kraft, deine physische und psychische Stärke Stück für Stück verschwunden sind. Und vielleicht hättest du dann begriffen, vielleicht hätte er es dir dann auch gesagt, wer weiß das schon. Aber wir schweifen ab. Wo war ich stehen geblieben.... ah, ja, genau. Also, eines Frühjahrs, lange liegt es zurück, merkte Lorìen, der damals gerade erst die Herrschaft übernommen hatte, dass ihr Land zu klein war. Ihm dürstete nach mehr. Und so zog er sein Heer zusammen und zog in den Krieg gegen den Süden. Ich erkannte, welche Gefahr er für uns darstellte, dennoch überrannte er unsere Verteidigungslinien. Und dann, eines Tages, an den zerklüfteten Küsten vor Lacratia, standen wir uns gegenüber. Ein letztes mal, wie ich dachte. Ich bannte ihn damals, in ein Gefängnis, aus dem er niemals wieder entkommen dürfen. Zu viele Opfer hatte es gegeben, allein in dieser letzten Schlacht. 2 gesamte Heere waren gefallen, seines und unseres, kaum einer entkam dem Gemetzel. Und die Bewohner Lacratias, sie waren es, die unseren Sieg eigentlich bezahlten. Ich hoffe du verstehst jetzt, warum Lorìen vernichtet werden muss, er stellt eine Gefahr da, für dich und mich, für unser Volk. Er hätte niemals entkommen dürfen.“ Seperenza erhob sich. „Bringt sie in die Katakomben.“ Ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen, verließ sie den Saal und überließ mich der Obhut jener, die mich bereits hierher gebracht hatten. „Komm.“ Ich wurde unsanft an den Armen gefasst, mit gezerrt, ohne das man Rücksicht auf mich nahm. Wir verließen den Saal, überquerten erneut den großen Hof, über den inzwischen die Nacht hereingebrochen war und gelangten an eine schmale, in die düsteren Tiefen der Burg führende, Treppe. Meine Begleiter mussten mich loslassen, zu schmal war der Weg, als dass wir ihn nebeneinander beschreiten konnten, vorsichtig setzte ich meine Füße auf die klammen Stufen, die lediglich vom flackernder Licht vereinzelter Fackeln erleuchtet wurden und als ich endlich die letzte Stufe hinter mir gelassen hatte, war ich fast erleichtert, auch wenn ich damit die letzte Chance auf Freiheit, die letzte Möglichkeit auf Entkommen verlassen hatte. Nun, mit 2 Bewachern im Rücken gab es für mich nur noch einen Weg: Tiefer hinein in die Katakomben, hinein in das Verlies.
Meine Augen brauchten, bis sie sich an das dämmrige Licht hier, tief unter der Erde, gewöhnten. Wir befanden uns in einem weitläufigen Saal, gehalten durch dicke, fassförmige Säulen. „Romanik, frühe Romanik!“ schoss es mir durch den Kopf, wie eine Erinnerung an ein längst vergangenes Leben. Ich musste fast schon lächeln, bei dem Gedanken, dass mir ausgerechnet jetzt die endlos langen Vorträge über die verschiedenen Baustile, die unser Kunstlehrer immer gehalten hatte, einfielen. Als gäbe es einen unpassenderen Zeitpunkt! Weniger erheiternd fand ich den Anblick der Gitter, die den Weg abtrennten von etwas, dass wohl Zellen sein sollten. Offene Räume, eingeschränkt lediglich durch Gitter, die meisten davon leer, bei weitem jedoch nicht alle. Leises Gemurmel erfüllte den Raum, verdreckte Gestalten, mit irr blickenden weißen Augen sahen uns an, zischten wenn die Wachen an ihnen vorbei gingen böse auf, wagten jedoch nicht, etwas zu sagen. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Hier sollte auch ich hausen! Zwischen diesen Gestalten, die einst vielleicht Menschen gewesen waren. Einer meiner Bewacher sah mich fast schon mitleidig an, als er sah, wie ich bei diesem Anblick zusammen zuckte. „Keine Sorge, meine Liebe. Unsere Herrin hat nicht vor, dich zusammen mit diesem Abschaum aus Dieben und Mördern zusammenzusperren. Du könntest sie aufhetzen, das letzte was wir hier brauchen wäre ein Aufstand.“ Ich nickte kurz, unfähig zu sprechen. Mir war nicht klar, ob es eine gute Nachricht war, denn: wenn ich nicht hier gehalten werden sollte, wo dann?
Nach endlosen Minuten, in denen wir schweigend durch das Labyrinth aus Wegen gehastet waren, immer unter dem meist verängstigten, manchmal auch hasserfüllten Blick der anderen Gefangenen, erreichten wir endlich das andere Ende des Saales. Und damit auch meine Zelle. Eine schwere Eichentüre, Fensterlos, verriegelt mit mehreren Schlössern, teilte sie vom Rest des Saales ab. Eine meiner Wachen zog einen großen Schlüssel hervor, öffnete die Schlösser. „Das hier soll die Zelle sein, in der du hausen wirst. Abgeschirmt von jenen, die zwar Verbrecher aber wenigstens keine Verräter sind.“ Er öffnete die Tür und Dunkelheit breitete sich vor mir aus. Diese Zelle, sie schien nicht aus mehr zu bestehen wie einem fensterlosen Verschlag. In 24-stündige Nacht gehüllt. „Liliza!“ eine Stimme, ein erschreckter Ausruf schallte mir aus der Dunkelheit entgegen. Eine fast schon schmerzhaft vertraute Stimme, die mir die Sprache verschlug und die Tränen in die Augen trieb, bevor ich in die Zelle stolperte und die Tür hinter mir zuschlug und das Licht uns verließ.
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