[Keepers]Short Story Contest - die Beiträge

Antike Runen
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[Keepers]Short Story Contest - die Beiträge

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:25

So, hier werde ich jetzt alle Geschichte (vorerst bis auf Rileys) einsetzen.
Und damit auch jede wirklich für sich steht, schreibe ich in diesen ersten Post gar nicht viel mehr.

An dieser Stelle noch einmal meine herzliche Gratulation an alle Teilnehmer. Dabeisein ist immer alles, erst recht, wenn man sich aufraffen muß, eine Geschichte auch zu schreiben. Insofern seid ihr alle bereits Gewinner.
Und ganz ehrlich - ich hatte nicht mit sovielen Beiträgen gerechent. Respekt, das ist deutlich mehr, als ich erwartet hatte!

Wünsche euch allen viel Spaß beim Lesen!
Zuletzt geändert von Antike Runen am Do 01 Mär, 2007 00:28, insgesamt 1-mal geändert.

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von *hedwig*

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:25

'James und Lily, eine Liebe für sich'

Die Gänge waren schon fast leer als Lily etwas verspätet in die Pause ging. Professor Slughorn musste ihr am ende der Stunde zum wiederholten Mal sagen, dass sie sich anstrengen müsse um ihre Prüfung in Zaubertränke zu schaffen.
Ein wenig genervt ging sie die Treppe mit den letzten Trödlern hinauf. Sie sah Severus Snape vor sich gehen, sie mochte ihn nicht besonders. Auf der vorletzten Stufe sah sie ein Foto, sie hob es auf und sah eine Frau mit ihrem Sohn im Arm darauf. Sie musste kichern, die Hakennase und die schwarzen fettigen Haare des Jungen erkannte sie sofort. Sie tippte Severus an und gab ihm das Bild. „Das ist dir gerade aus der Tasche gefallen“ sagte sie. Um sie herum begann Gelächter, auch Lily konnte sich das Lachen nicht verkneifen. Mit hoch rotem Kopf riss Severus ihr das Bild aus der Hand und verschwand auf dem Hof. Lily ging ebenfalls noch immer grinsend hinaus. Sie setzte sich an den See und packte ihr Buch für Verwandlung aus, mit dem Buch auch ihre schlechte Laune.
Ein wenig Abseits büffelten Sirius und James ebenfalls Verwandlung. James hasste es Stoff zu wiederholen, den er sowieso schon konnte. Um sich seine Laune nicht zu vermiesen packte er das Buch weg, Sirius tat es ihm gleich. Der Blick von James wanderte wie so oft an den See. Sirius folgte seinem Blick und musste grinsen. „Vergiss es Krone, sie mag dich nicht!“. James warf ihm einen bösen Blick zu und stand auf. Sirius wusste was sein Freund machen wollte, also blieb er sitzen und beobachtete das Geschehen.
James war nun halb bei Lily als er Severus sah, seinen Zauberstab auf Lily gerichtet und einen Rachsüchtigen Blick im Gesicht. James rannte los, er sprang gerade rechtzeitig um Lily vor dem roten Blitz der auf sie zuraste zu retten. Er sah zu seiner Linken Severus zum Schloss laufen, dicht gefolgt von Sirius. Zu seiner Rechten sah er einen brennenden Ast, der Opfer des Fluchs geworden war. Dann sah er zu Lily und er bemerkte, dass er auf ihr lag. Er sprang sofort von ihr weg. Zorn breitete sich über Lilys Gesicht aus, als sie ihre Tasche im See schwimmen sah. Sie ging wütend auf James zu, holte aus und schlug ihm mit der flachen Hand auf die Wange. James schossen sofort die Tränen in die Augen. Schmerz durchflutete ihn, er ließ einen Jappser los. Lily verschwand zornig im Schloss.
Abends lag James im Bett, er konnte nicht schlafen, er war noch immer geschockt über Lilys Reaktion am morgen. Er sah zum leeren Bett neben ihm. Sirius war nun schon seit über fünf Stunden weg. Er hatte Severus einen Fluch aufgehalst durch den dieser ein paar Wochen garantiert nichts mehr machen kann. Als Strafe musste Sirius nun dem alten Filch helfen, alle Klos im Schloss zu schrubben.
James fiel ein, dass Sirius seine Tasche noch immer im Gemeinschaftsraum liegen hatte, also quälte James sich wieder aus dem Bett und ging sie holen. Auf halben Weg hörte er Schluchzer die aus dem Gemeinschaftsraum kamen. Er ging vorsichtig weiter. Unten angekommen sah er Lily die am Kamin stand und bitter weinte. Sie hörte jemanden kommen und drehte sich um. Sie erkannte James und ging auf ihn zu. Noch bevor dieser wusste was er machen sollte, war sie schon bei ihm. Sie betrachtete seine immer noch geschwollene Wange, dann streichelte sie vorsichtig mit einem Finger darüber, ehe sie ihm in die Augen sah. „Es tut mir leid, James. Es ist nur, ich drehe langsam echt durch, der ganze Prüfungsstress und gestern ist dann auch noch mein Vater gestorben…“ Neue Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie ließ sich in seine Arme fallen und weinte. James drückte sie an sich und tröstete sie. Nach einiger Zeit hörte sie auf zu weinen und sah zu ihm auf. James sah sie an, sie kam seinem Gesicht immer näher und näher, er konnte nun jede einzelne ihrer Sommersprossen sehen, dann schmeckte er nur noch den salzigen Geschmack ihrer tränenüberströmten Lippen. Er drückte sie noch enger an sich und streichelte ihren Rücken. Sie waren sich so nahe, dass der hereinkommende Sirius nicht hätte sagen können wo James aufhörte und wo Lily anfing.

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von Melany

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:26

Friendship

Lily Ann Evans marschierte stolz auf ihre 17 Jahre in Floursh & Blotts. Der Verkäufer lächelte sie müde an und sagte: "Miss Evans, schon wieder hier? Sie waren doch gerade noch hier und haben ihre Lehrbücher gekauft!" Lily erwiderte: "Ich habe ein Buch hier vergeßen. Es ist dunkelrot."
Man sah Lily an das sie seid dem letzten Jahr gewachsen war und ihr Gesicht hatte eine Spur Bräune aus dem Urlaub bekommen. "Oh ja. Verteidigungs Sprüche für Fortgeschrittende, ja das habe Ich hinten in gefunden." Der Verkäufer schob ihr ein Buch zu.
"Danke. Das ist lieb von ihnen.", lächelte Lily."Ich möchte ja nicht neugierig wirken aber sie arbeiten zum erstenmal hier oder?" Der Verkäufer grinste Lily an. "Ja, Ich bin Martin Ford. Mr. Flourish ist mein Onkel.", sagte Martin und zwinkerte Lily zu.
Lily sah ihn verwundert an. "Was ist das denn für ein Macho?", dachte sie wütend und steckte ihr Buch in ihre schon gefüllte Tüte. Martin hielt sie am Arm fest. "Hast Du Zeit?", fragte er energisch.
"Nein.", sagte Lily und atmete kurz beruhigend auf. "Bloß nicht ausrasten, Lily. Er ist nur ein pubartärender Idiot.", dachte Lily und bereitete sich auf den nächsten Macho Satz von diesem Martin Ford vor. "Hier um die Ecke ist meine Wohnung. Ich hohl dich ab. Ich habe sowieso gleich frei.", sagte Martin dreckig und faßte Lily an den Po.
Lily schob seine Hand mit Gewalt weg. "Ich habe Nein gesagt!", sagte sie wütend und rannte weg.

"Hey Lily!", Lily hörte Martins Stimme hinter ihr. "Oh, Gott. Ist der Typ krank, Ich habe Nein gesagt!", hetzte Lily in ihren Gedanken und rannte direkt in die Arme von...Sirius Black!
Da spürte sie schon wie Martin sie schnappte und ihr einen eckelhaften Kuss geben wollte.
Sirius reagierte sofort und schlug Martin weg. "Faß sie nicht an , du Arschloch!", brüllte Sirius.
Martin taumelte zurück und spürte wie ein Fluch ihn umwarf.
Sirius wirbelte rum. "Prongs!", rief er freudig. James hatte Martin Ford einen Fluch aufgehalst.
Sekunden später ließ die Wirkung des Fluchs nach und Martin rappelte sich auf.
Nicht ohne zu fluchen. "Danke.", keuchte Lily und rieb sich ihre Hüften.
"Kein Problem.", meinte James ernst und warf ihr einen besorgten Blick zu.
Eine Weile herschte Stille dann sagte Lily langsam: "Freunde?"
"Freunde!", rief James freudig und Sirius lächelte, glücklich darüber das James nun Lily ein Stück näher als zuvor war.

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von Lesefreak

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:27

Geburtstag – Ende einer Kindheit

Er hörte leise Schritte die Treppe hinauf kommen und vernahm die gedämpften Stimmen seines Vaters und seiner Mutter. Ganz schnell kniff er die Augen zusammen.
Zog sich die Decke bis zur Nasenspitze und verkrampfte die Zehenspitzen um nicht laut zu kichern.
Er hatte Geburtstag. Er wurde heute 5 Jahre alt.
Ob er sein Buch über Auroren bekommen würde? Das eine, mit den ganz vielen berühmten Leuten. Denen könnte er den ganzen Tag zuwinken.
Remus war froh dass sein Grinsen unter der Decke verdeckt war. Nervös spielte er mit der Zunge an seinem Wackelzahn, als die Stimmen immer näher kamen.
Die Tür öffnete sich leise und er hörte sie eintreten. Beide waren ruhig und bewegten sich behutsam um ihn nicht so schnell zu wecken.
„Happy Birthday to you, Happy Birthday....“ sangen sie leise und wurden dabei immer lauter. Bis Remus mit einem lauten glucksen die Bettdecke zurückstrampelte und sich seiner Mutter in die Arme warf.
„Guten morgen mein Großer“ begrüßte ihn diese mit einem lächeln und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.
„Zieh dich schnell an dann kannst du runter kommen. Du hast einiges zum Auspacken“
„Vergesst es“ rief Remus mit einem Grinsen dass alle seine Zahnlücken zeigte und schoss an seinen beiden Eltern vorbei in den Flur.
Tapste so schnell seine kleinen Füße ihn trugen die Treppe hinunter und öffnete die Tür zum Wohnzimmer.
Riesige Augen bekam der Kleine als er die vielen Geschenke auf dem Tisch gestapelt sah.
Er hüpfte auf einem Stuhl und streckte sich. Noch ein Jahr und er würde mit seinen Zehenspitzen den Fußboden berühren können, dachte er sich und ließ die Beine baumeln. Ungeduldig wippte er hin und her bis seine Eltern endlich eintraten. Seine Mutter hatte einen großen Schokoladenkuchen in der Hand. Fünf Kerzen an der Zahl, waren darauf platziert.. Für jedes Jahr eine, wie er wusste..
Remus stopfte sich sein Kuchenstück in den Mund und begann sich über die Geschenke herzumachen.


Wenige Minuten später war der gesamte Teppich mit Geschenkpapier bedeckt und Remus durchblätterte gerade hocherfreut einen Bildband einiger Quidditchmannschaften (und man kann nicht sagen, dass sich Remus’ Vater weniger über das Geschenk freute).

„So, ich muss jetzt zur Arbeit.“ Mit diesen Worten brachte Georg Lupin die kleine Familie zurück in die Wirklichkeit.
Remus Lächeln fiel ein wenig in sich zusammen. Er hatte ganz vergessen, dass seine beiden Eltern ja heute arbeiten mussten.
Schade, dass sie sich nicht einmal an seinem Geburtstag hatten frei nehmen können.
Aber so war das nun mal. Er würde den Tag jedoch bei einem guten Freund verbringen.
Dort erwarteten ihn Spiele und noch mehr Schokoladenkuchen. Das hatte ihm seine Mutter versprochen.
Somit war das ganze nur noch halb so schlimm.

Etwa zwanzig Minuten später stieg Remus in den Kamin, mit seinem Bettlaken neben sich in dem er alle seine Geschenke reingestopft hatte. Er hatte seine Mutter lange überreden müssen doch dann, Remus war sich nicht sicher ob sie es wirklich gut fand, oder ob es war, weil sie bald zur Arbeit musste, hatte sie zugestimmt.
Die grünen Flammen leckten an seinen Klamotten, seine Mutter hatte ihn aus dem Schlafanzug gezwungen und in ein paar ordentliche Sachen gezwängt, und ließen in schließlich verschwinden.

Es war wirklich ein lustiger Tag den Remus bei seinem Freund verbrachte. Sie hatten ein großes Haus mit einem großen Garten der an einen großen Wald grenzte.
Viele Leute waren gekommen und die Zeit verging viel schneller als es ihm lieb war. Man hatte schließlich nicht jeden Tag Geburtstag und wenn so ein Tag zuende geht, dann wünschte man sich doch meistens am nächsten Morgen aufzuwachen und wieder Geburtstag zu haben.
Es wurde Nachmittag, es wurde Abend, es wurde dunkel. Es war Winter und somit eine Zeit in der es schnell dunkel wurde.
Doch es war ja noch nicht so düster, dass man kein Verstecken mehr hätte spielen können. Es wäre ja auch schrecklich traurig wenn sie dazu keine Zeit mehr hätten. Denn in einer Stunde mussten die Gäste nach Hause und der Garten wäre ungenutzt.
Es ist kein Wunder dass die gute Frau es den lieben kleinen doch noch erlaubte (denn seien wir mal ehrlich, wer kann einem guten Dutzen flehender Kinderaugen schon widerstehen?). Es war ein lautes Gekicher und Geschreie als sich der wilde Haufen, ausgerüstet mit warmen Umhängen, Handschuhe und allerlei anderem Zeugs was warm hielt in den Garten rannte.
Remus begann mit suchen und fand sie alle in Sekunden schnelle. Jeder Erwachsene hätte jetzt an seiner Ehrlichkeit gezweifelt und behauptet Remus hätte zwischen seinen Fingern hindurch gelinst, doch als Kind ist einem dies relativ egal. Denn wo bleibt der Spaß wenn man sich ewig versteckt und einen niemand findet?
So ging es weiter und weiter. Die Zeit verging und die Sterne tauchten am Himmel auf.

Nächste Runde.
„1“
„2“
„3“
Alle Kinder rannten auseinander und versteckten sich hinter Büschen und Bäumen. Einige waren sogar so gewitzt, dass sie zuflucht in der Gartenhütte suchten oder die Gartenstühle so schoben dass sie einen fast perfekten Sichtschutz boten.
„4“
„5“
„6“
auch Remus rannte schnell weg von dem Baum an dem der Junge zählte. Er rannte bis zum Wald um sich dort hinter einem Busch zu verstecken. Der Mond erschien hinter einer Wolke und zeigte seine volle bauchige Gestalt. Es wurde etwas heller und Remus zweifelte, dass man hinter einem Busch nicht gesehen werden würde, er blickte zum Wald.
„7“
„8,“
da drinnen war es dunkel. Sehr dunkel. Wenn er nur ein paar Schritte hinein gehen würde, das währe ein wahrlich tolles Versteck. Natürlich, es war verboten. Doch zählten einige Schritte etwa schon zum Wald? Oder war das noch Garten.
Remus beschloss es noch Garten zu nennen und verschwand in der Dunkelheit.
„9“
Remus Schal blieb an einem Ast hängen und es brauchte eine kleine Weile ihn wieder zu befreien.
„10“
„Ich koooommmeeee“
schallte es aus dem Garten und Remus hielt inne. Er war schon recht weit hineingeraten. Doch noch war es kein guter Baum in Sicht der ihn verdecken konnte.
Noch ein paar Schritte weiter, dachte er sich noch, bis er bemerkte dass die Stimmen seiner Freunde nur noch ganz Schwach aus dem Wald drangen.
Erschrocken drehte er sich im Kreis und wusste mit einem mal nicht mehr wo er hergekommen war.
„Reeeemuuuus“ hörte er die schwachen Stimmen durch den Wald. Ganz schwach und unregelmäßig.
Mit einem Mal überkam den kleinen Jungen eine Panik. Er bemerkte die Kälte die durch seine Klamotten zog und ihn zittern ließ.
„Mama?“ rief er mit Tränen in den Augen und zittriger Stimme. „Mama! Wo bist du?“
Dann rannte er los. Seine kleinen Füße trampelten über den Waldboden und hinterließen kleine Fußspuren.
Der Schal wurde ihm vom Hals gerissen. Remus schrie auf. Ein Ast hatte sich in seine Haare gekrallt und ließ ihn nicht mehr los.
Remus schrie nach seiner Mama und Tränen liefen seine Wangen hinunter.
Er merkte nicht, dass er in die falsche Richtung lief und dass die Stimmen schwächer anstatt stärker wurden.
Er merkte nicht, dass die zittrigen Gestalten um ihn herum nichts weiter als die Schatten waren, die der Vollmond in aller Vielfalt tanzen ließ und er merkte auch nicht den großen Schatten und das lauter werdende trappeln von Pranken die sich zielstrebig auf ihn zu bewegten.
Er war sich erst wieder seiner Umgebung bewusst als es zu spät war. Als der Vollmond sein Licht in aller Stärke auf die Szene unter sich warf wie ein Scheinwerfer auf der Bühne und als es dunkel wurde um Remus.
Und Remus wünschte sich nichts sehnlicher als am nächsten morgen aufzuwachen und noch einmal Geburtstag zu haben.

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von Anso

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:28

und alles nur wegen Schniefelus

James Potter seufzte laut auf und ließ sich rücklings auf sein Himmelbett fallen. Er schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen.
Schon wieder! , dachte er verärgert. ‚Schon wieder hat Schniefelus es geschafft mich zu reizen. Er hat alles kaputt gemacht. Ahh, ich hasse ihn. Ich hasse ihn! ICH HASSE...
„Hey, Prongs, ist alles in Ordnung?“
Verwundert öffnete er seine haselnussbraunen Augen und sah sich im Schlafsaal der Siebtklässler aus Gryffindor um. Sofort entdeckte er auf dem Bett neben sich einen gut aussehenden, schwarzhaarigen Jungen. Es war sein bester Freund Sirius Black
„Oh! Hallo, Padfoot. Hab’ dich gar nicht gesehen.“
Sirius warf ihm einen komischen Blick zu.
„Geht’s dir gut, James?“
„Ja ja, alles okay“, winkte James ab, während er sich wieder zurück aufs Bett sinken ließ und sich dann mit einer Hand durch die Haare fuhr.
Lily hasste das. Nur ihr zuliebe hatte er, nach langem Gemecker ihrerseits, es sich endlich abgewöhnt. Na ja, fast zumindest.
Wenn er verzweifelt war, und das war er gerade definitiv, dann griff er gerne wieder auf diese alte Gewohnheit zurück.
Das Problem war nur, dass seine Freunde so sofort sahen, dass etwas nicht stimmte.
Deshalb wunderte es ihn wenig, als er wenige Sekunden später spürte, wie sich jemand neben ihn auf sein Bett schmiss.
Sirius sagte nichts, sah ihn einfach nur an. Er wusste, irgendwann würde James sein Schweigen brechen und dann hatte er immer noch genug Zeit um zu reden.
Nach gut zehn Minuten war Sirius dann aber doch genervt von dem Schweigen seines Freundes und stöhnte genervt auf.
„Sagst du mir jetzt endlich was los ist, Prongsie, damit ich dir helfen kann?“
James atmete tief durch und sagte dann ruhig: „Ich hasse ihn.“
Verwirrt sah Sirius ihn an. „Wen hasst du?“
„Schniefelus!“ James sprach den Namen mit so viel Ekel aus, wie ihm nur möglich war. Jeder, der ihn hörte wusste, dass er es ernst meinte.
„Oh, na ja, das ist ja nichts Neues.
Was hat er denn jetzt schon wieder gemacht? Darf ich ihn verhexen?“
James lachte leise.
„Danke für das Angebot, Pad, aber das habe ich schon selbst erledigt
Er hat mich wieder so lange provoziert, bis ich ausgerastet bin und ihn so richtig durchgehext habe. Ich sage dir, dass war eine richtige Genugtuung und dass, obwohl ich eigentlich gegen Gewalt bin.“
„Warum hast du mich denn nicht geholt? Ich hätte dir gerne geholfen. Aber egal, ein anderes Mal. Was ist dann passiert? Kam McGonagall und hat dir Nachsitzen gegeben?“
„Nein, schlimmer. Lily! Sie kam um die Ecke, als ich gerade den letzten Fluch gesprochen hatte.“
„Autsch!“, kam es von Sirius.
„Ja, das kannst du laut sagen. Sie hat mich angeschrieen, von wegen ich würde mein Versprechen nicht halten damit aufzuhören andere einfach so zu verhexen und wie enttäuscht sie doch von mir wäre. Und bei was ich sie denn noch so alles anlüge.
Sie war echt unheimlich wütend und dann...“
James stoppte und setzte sich auf.
Er wollte es nicht sagen, denn das würde bedeuten, dass es Wirklichkeit war.
„Was und dann?“, fragte Sirius seinen Freund und klang leicht besorgt. Er schien zu merken, dass das Schlimmste noch nicht gesagt war.
James holte tief Luft, legte den Kopf in den Nacken und schloss vor Verzweiflung die Augen. Dann sagte er leise: „Und dann hat sie mit mir Schluss gemacht, weil ich mein Versprechen gebrochen habe.“
Ungläubig starrte Sirius ihn an. „Das hat sie nicht wirklich getan, oder?“
James nickte bloß verzweifelt.
„Was soll ich denn jetzt tun, Sirius? Ich liebe Lily, mehr als alles Andere. Das weißt du und sie weiß das auch. Ich würde alles für sie tun. Wieso tut sie mir das an?“
„Bist du dir sicher, dass sie es ernst meinte?“, fragte Sirius vorsichtig.
„Zuerst dachte ich auch, es sei nur so aus der Wut heraus, aber ich habe sie noch einmal gefragt. Eben gerade im Gemeinschaftsraum und ja, sie meint es todernst. Sie hat zu mir gesagt, ich könne doch wohl nicht wirklich erwarten, dass sie freiwillig mit jemandem zusammen sein will, der sie nur belügt und seine Versprechen nicht hält.“
Seufzend erhob James sich und schlenderte auf das Fenster zwischen seinem und Sirius Bett zu.
Mit den Ellbogen aufgestützt auf der Fensterbank, ließ er seinen Blick über die Ländereien wandern.
Er sah ein Mädchen mit roten Haaren am See sitzen. Er wusste sofort, dass es Lily war. Niemand sonst hatte so schöne rote Haare. Neben ihr saß jemand mit hellen, blonden Haaren – ihre beste Freundin Lucy Silver.
James fühlte sich schrecklich, als er sie so dasitzen sah. Wie konnte sie es wirklich ernst meinen? Er hatte alles für sie getan und dann machte er einen kleinen, dummen Fehler und schwups... war alles vorbei.
James wusste, dass er Snape nicht hätte verfluchen sollen, aber er hatte es nicht anders verdient. Jeder hätte so gehandelt. Nur Lily verstand das nicht, weil sie nicht wusste, wieso er es getan hatte. Sie wusste nicht, was Snape zu ihm gesagt hatte. Nein, Lily Evans kannte den Grund nicht, sie wusste nicht, dass Snape James mit-
„Weißt du was, Prongsie? Lily liebt dich und deshalb müssen wir ihr nur zeigen, dass es dir wirklich Leid tut“, riss Sirius ihn aus seinen Gedanken.
„Ach und wie sollen wir das bitte anstellen? Du weißt wie Lily ist. Mein Charme zieht da nicht!“, erwiderte James deprimiert.
„Ach, der zieht schon. Du musst nur die richtige Show abziehen. So richtig romantisch werden. Verstehst du?“
„Ja, ich versteh schon, aber...“ James dachte nach. Konnte das klappen? Konnte er Lily wirklich zurückbekommen, indem er sie mit einem romantischen Picknick überraschte?
Einen Versuch ist sie alle mal wert, dachte er sich.
„Also gut, Paddy. Ich mache mit und ich hab auch schon eine Idee. Ich besorge das Essen, eine Decke und was zu Trinken und DU sorgst dafür, dass Lily in zwei Stunden auf dem Astronomieturm ist. Ok?“
Sirius nickte bloß zur Antwort und schon war er draußen.
Wow, dachte James. Ihm muss ja wirklich was daran liegen, dass Lily und ich wieder zusammen kommen. Ich hoffe bloß, dass es klappt.

Zwei Stunden später hatte James den Astronomieturm, mit Hilfe von vielen in der Luft schwebenden Kerzen und einer Menge flauschigen Kissen, welche auf dem Boden in der Mitte lagen, in den romantischsten Ort, den Hogwarts seit langem zubieten hatte, verwandelt.
Neben den Kissen stand ein Korb mit Essbarem und Butterbier.
James hoffte, dass es Lily gefallen würde. Noch mehr allerdings hoffte er, dass Lily überhaupt kam und ihm verzieh.
Er brauchte sie. Ohne Lily Evans fehlte einfach ein Stück von ihm.
Plötzlich hörte er Stimmen und Schritte.
„...ich weiß wirklich nicht, was ich hier soll, Sirius. Was kann es denn hier oben so wichtiges geben?“
Das war eindeutig Lilys Stimme. Schnell versteckte sich James hinter einer Säule.
„Das wirst du gleich sehen, Lily-Schätzchen.“
„Hör auf mich so zu nennen, Sirius. Ich hasse das.“
„Ja, ja...“
Die Tür wurde geöffnet und Lily betrat den Astronomieturm.
„Sirius, was zum Teuf-“
„Viel Glück, viel Spaß und tut nichts, was ich nicht auch tun würde“, rief Sirius und schloss die Tür hinter sich magisch ab.
„Was?“, fragte Lily verwirrt.
James trat hinter der Säule hervor und sah zu Lily.
„Oh, ja klar. Das hätte ich mir ja denken können. War ja klar, dass Sirius und du wieder irgendwas geplant habt. Aber glaubst du im Ernst, dass du mich mit einem romantischen Picknick auf dem Astronomieturm zurückbekommst?“
James lächelte traurig.
„Nein, das glaube ich nicht. Aber ich glaube, du solltest dir meine Entschuldigung anhören und meine Erklärung. Es gibt einen Grund, warum ich mein Versprechen gebrochen habe. Du kannst ihn dir doch wenigstens anhören, oder?“
Lily sah ihn nicht an, aber James sah, dass sie Tränen in den Augen hatte.
„Du weißt, dass ich dich liebe, James. Aber du hast mein Vertrauen missbraucht. Wie soll ich das einfach so verzeihen?“
„Hör mir nur zu, ok?“ Lily nickte. „Also, Snape hat mich provoziert. Nicht so wie sonst, sondern anders. Er hat... abfällig über meine Eltern gesprochen, über den Tod meiner Eltern. Und als ich das gehört habe, da bin ich einfach ausgerastet. Er hat keine Ahnung wie meine Eltern gestorben sind oder warum. Er hat sie als Idioten dargestellt, weil sie sich gegen Voldemort gestellt haben und durch ihren Kampf gegen ihn gestorben sind. Ich wollte einfach nur, dass er aufhört so über sie zu reden. Er hat kein Recht dazu. Meine Eltern waren wundervolle Menschen, Lily. Und sie haben für ihre Überzeugung gekämpft. Sie waren sogar bereit dafür zu sterben.
Vielleicht verstehst du das nicht, aber ich konnte nicht anders.
Es tut mir Leid, dass ich mein Versprechen gebrochen habe.
Aber... aber ich bereue es nicht, Snape so verflucht zu haben, denn er hatte verdient.“
James sah in Lilys Gesicht. Sie schloss die Augen und er sah wie Tränen über ihre Wangen liefen. Er dachte nicht lange darüber nach, sondern ging zu ihr hin und nahm sie in den Arm.
„Bitte, Lily. Bitte, verzeih mir. Ich brauche dich doch.“
Lily wich ein Stück von ihm zurück und sah ihm tief in die Augen.
Und plötzlich küsste sie ihn. James war etwas überrumpelt von ihrer Aktion, küsste sie jedoch zurück.
Als sie sich aus dem Kuss trennten, lächelte sie ihn leicht an und er lächelte zurück.
„Ich nehme einfach mal an, dass das ‚ja’ heißt?“
Lily zog ihn einfach zu den Kissen und ließ sich fallen.
„Ich habe Hunger, James. Was hast du denn so alles mitgebracht?“
James konnte nicht anders, als zu lachen. Er war glücklich, überglücklich, dass Lily ihm doch noch eine Chance gegeben hatte.
Er beugte sich zu ihr und murmelte:„Mich, hab ich mitgebracht!“
Dann küsste er sie.
Als Sirius zwei Stunden später den Astronomieturm betrat, sah er die beiden eng aneinander gekuschelt auf den Kissen liegen und schlafen.
Zufrieden lächelte er und schloss leise wieder die Tür hinter sich.

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von Anso

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:30

Masken

Bitte höre, was ich nicht sage!
Lass dich nicht von mir narren.
Lass dich nicht durch das Gesicht täuschen,
das ich mache, denn ich trage Masken.
Masken die ich fürchte abzulegen.
Und keine davon bin ich


„Hey, Evans, gehst du mit mir aus?“, höre ich deine Stimme wie jeden Morgen. Wie immer atme ich tief durch. Ganz ruhig, Lily, ermahne ich mich.
Danach drehe ich mich um, lächle dich zuckersüß an und antworte, das Gleiche wie schon die Tage zuvor
„Nein, Potter, ich gehe nicht mit dir aus.“
Meine Stimme ist wie jedes mal, ruhig, fast schon emotionslos. Aber eben nur fast. Doch das bisschen Gefühl bemerkst du nicht. Niemand bemerkt es.
Das zeigt mir mal wieder, wie egal ich euch allen bin. Dabei sagst du mir ständig, dass du ich magst.
Aber wie soll ich das glauben? Du hörst nicht die Verzweiflung, die Einsamkeit in meiner Stimme.

So tun als ob, ist eine Kunst, die mir zur zweiten Natur wurde.
Aber lass dich davon nicht täuschen,
ich mache den Eindruck, als sei ich umgänglich,
als sei alles heiter in mir, als bräuchte ich niemanden.
Aber glaub mir nicht!
Mein Äußeres mag sicher erscheinen, aber es ist meine Maske.


Ich bin auf dem Rückweg vom Abendessen. Du hast mich eben schon wieder gefragt. Wieder habe ich abgelehnt. Wieder hast du die Verzweiflung, die ich wegen dir empfinde, nicht bemerkt. Ich weiß nicht was ich machen soll.
Jedes mal, wenn du mich fragst, würde ich am liebsten ‚Ja’ schreien...
Doch das geht nicht.
Anstatt dir zu sagen, wie sehr ich dich mag, schreie ich dich an und sage, dass ich dich hasse.
Du glaubst es, da bin ich mir sicher.
Alle glauben es.
Du lässt dich täuschen, ich war schon immer eine gute Schauspielerin. Doch warum fragst du mich trotzdem immer wieder? Das verstehe ich nicht. Es verwirrt mich.
Alle bewundern mich, weil ich so selbstsicher bin. Keiner merkt, dass ich es nicht bin. Dass ich es nur vorspiele, eigentlich genau das Gegenteil bin.

Darunter bin ich, wie ich wirklich bin:
Verwirrt, in Furcht und alleine.
Aber das verberge ich. Ich möchte nicht, dass es irgend jemand merkt.
Beim bloßen Gedanken an meine Schwächen bekomme ich Panik
und fürchte mich davor, mich anderen auszusetzen.
Gerade deshalb erfinde ich verzweifelt Masken,
hinter denen ich mich verbergen kann
eine lässige Fassade, die mir hilft etwas vorzutäuschen,
die mich vor dem wissenden Blick sichert,
der mich erkennen würde.


„Lily!“ Nein, das kann nicht sein. Seit wann nennst du mich beim Vornamen und was willst du hier? Du meidest die Bibliothek. Ich liebe sie.
Hier bin ich ungestört, muss mich nicht verstellen. Kann mich in meine Bücher vergraben und muss nicht an meine vielen Schwächen denken.
Meine Angst, meine Schüchternheit, mein gestörtes Verhältnis zu meiner älteren Schwester.
Ich stehe schnell auf und will verschwinden. Hat dir meine Absage beim Abendessen noch nicht gereicht? Du hast mich doch wieder dazu gebracht dich anzuschreien.
Gleich habe ich es geschafft. Wenn ich erst einmal aus der Bibliothek raus bin, kann ich auf die Toilette ‚flüchten’.
Doch wie immer musst du meinen Plan vereiteln, denn dir ist es egal, dass man in der Bibliothek nicht rennen darf. Typisch Rumtreiber!
Natürlich kommst du sofort nach mir nach draußen. Ich habe nicht einmal die theoretische Chance weg zu rennen.
Du schnappst dir meine Hand und ich zucke kurz zusammen. Langsam ziehst du mich zu dir, bis ich nur noch wenige Zentimeter vor dir stehe. Du siehst mich an, direkt in meine Augen.

Dabei wäre dieser Blick gerade meine Rettung.
Und ich weiß es.
Wenn es jemand wäre, der mich annimmt
und mich liebt.
Das ist das Einzige, das mir die Sicherheit geben würde,
die ich mir selbst nicht geben kann.


Ich will wegsehen, aber ich kann nicht. Deine Augen sind so wunderschön. So braun wie Hasselnüsse.
Ich könnte ewig in sie hineinblicken. Aber ich darf nicht! Du könntest erkennen, wie ich wirklich bin. Du könntest durch meine Augen in meine Seele sehen.
Merken, wie verletzlich ich bin. Du könntest alles gegen mich verwenden. Ich wende mich ab. Sehe zur Seite, auf den Boden und frage dich: „Was willst du?“
Es klingt wie das Fauchen einer Katze. Doch du bemerkst es nicht. Siehst mich nur unverwandt an.
„Was willst du von mir, Potter?“ Meine Stimme wird schon wieder lauter. Ich verstehe einfach nicht, was du von mir möchtest. Ich schreie und keife dich doch immer bloß an.
Du antwortest immer noch nicht. Was soll das? Willst du mich noch mehr verwirren? Bitte tu’ das nicht. Ich will das nicht.
Ich warte weiter. Doch du sagst nichts, blickst mich nur von der Seite an.

Ich möchte, dass du weißt wie wichtig du mir bist,
wie sehr du aus mir den Menschen machen kannst, der ich wirklich bin,
wenn du willst.
Bitte, ich wünschte du wolltest es.
Du allein kannst die Wand niederreißen, hinter der ich zittere.
Du allein kannst mir die Maske abnehmen.
Du allein kannst mich aus meiner Schattenwelt, aus Angst und Unsicherheit befreien,
aus meiner Einsamkeit.
Übersieh mich nicht.
Bitte, übergeh mich nicht!


Ich weiß nicht, wie lange wir nun schon dastehen und du mich ansiehst. Mit diesem Blick der mich verwirrt.
Er lässt mich zweifeln, macht mich unruhig.
Deine Augen starren mich an und ich verliere fast den Verstand.
Ich liebe dich, dass ist mir bewusst, denn ich kenne einen Teil von dir.
Du bist witzig, ehrlich, treu, direkt, mutig, manchmal ziemlich arrogant aber auch wirklich liebenswert und wirklich klug außerdem, sind dir deine Freunde heilig.
Du würdest alles für sie tun. Sogar sterben. Das weiß jeder. Ihr seid die Rumtreiber, die größten Unruhestifter die Hogwarts je gesehen hat.
Dein bester Freund und du seid die Aufreißer, die Machos, einfach die Weiberhelden schlechthin.
Alle lieben ihn oder eben dich.
Ich mache da keine Ausnahme. Ich weiß was mir an dir gefällt. Aber weißt du das auch von mir? Wieso magst du mich? Du kennst mich nicht. Nur eine Person im ganzen Schloss kennt mich. Ich habe nur ihr mein ‚wahres Ich’ gezeigt. Sie ist meine beste Freundin. Sie hält zu mir. Sie sagt, ich solle dir eine Chance geben. Mich dir öffnen, weil sie der Meinung ist, du würdest mich trotz meiner Schwächen lieben. Wie gerne würde ich das glauben!
„Was willst du?“, frage ich leise. Es ist nicht mehr laut, nein, es is fast schon ein Flüstern.
Mir wird bewusst, dass ich mich eben nicht verstellt habe. Eine Sekunde lang habe ich dir gezeigt, wie ich bin. Hast du es bemerkt? Hast du die Angst, die Verzweiflung, die Unsicherheit bemerkt?
Hast du meine Einsamkeit gespürt?

Es wird nicht leicht für dich sein.
Die lang andauernde Überzeugung wertlos zu sein schafft dicke Mauern.
Je näher du mir kommst, desto blinder schlage ich zurück.
Ich wehre mich gegen das, wonach ich schreie!
Aber man hat mir gesagt, dass Liebe stärker sei als jeder Schutzwall,
und darauf hoffe ich.


Du öffnest deinen Mund, willst etwas sagen. Ich bin gespannt was jetzt kommt. Jetzt wo ich dir für einen Moment Einblick in meine Seele gegeben habe.
„Lily... ich... ich...“ Du atmest tief durch.
Was willst du mir sagen? Fragend blicke ich dich an.
„Lily, ich liebe dich!“
Ich bin wie erstarrt. Wieso sagst du so etwas? Willst du mich quälen?
„Woher willst du das wissen? Du kennst mich nicht, James.“
Meine Stimme klingt ungewöhnlich sanft und ich benutze völlig ungeplant deinen Vornamen. Ich will das gar nicht. Es passiert einfach.
Du lächelst mich an, so lieb... so warm, dass ich dich am liebsten küssen möchte.
„Natürlich kenne ich dich, Lily.“
Glaub' mir, ich habe viel erwartet, aber das nicht. Doch du sprichst noch weiter. Erstaunst mich noch mehr.
„Ich meine, ich kenne dich nicht in und auswendig, aber doch ziemlich gut.
Ich meine, wie viele wissen, dass du dich verstellst? Dass du vorgibst jemand zu sein, der du nicht bist? Ich weiß das. Ich weiß auch, dass du Angst davor hast, mit mir zusammen zu sein. Und ich weiß, dass du dich einsam fühlst. Du denkst vielleicht, dass ich es erst seit eben weiß, aber das stimmt nicht. Ich weiß es schon ewig.
Ich sehe es in deinen Augen, weißt du? Sie verraten dich, deine wunderschönen, grünen Augen. Sie spiegeln deine Seele wieder. Und ich liebe dich, trotz deiner Angst. Trotz all deiner Schwächen. Jeder hat welche, auch du und das ist gut so.
Ich liebe dich, weil du hilfsbereit, mutig, klug, temperamentvoll und wunderschön bist. Denn das macht dich wunderschön. Ich liebe deine Augen. Ich liebe dich.“
Ich kann nicht glauben, was du da sagst. Du liebst mich wirklich? Mich? Und du kennst mich? Meine Gefühle und Schwächen und trotzdem liebst du mich? Du siehst das alles in meinen Augen? In dem Fenster zu meiner Seele? Meinen wunderschönen Augen?
Ich lächle leicht, fast schon schüchtern.
Und doch verstehst du, was ich sagen will.
Jetzt weißt du, dass ich dir glaube, dass ich dir vertraue und dass ich dich zumindest sehr mag.
Meine Liebe gestehe ich dir nicht, vielleicht später einmal. Vielleicht.
Du lächelst schon wieder und sprichst weiter.
„Ich weiß, ich habe gerade gesagt, dass ich dich kenne, aber ich will dich noch besser kennen lernen. Deshalb frage ich dich einfach noch einmal, auch auf die Gefahr hin, dass du ‚nein’ sagst, gehst du am Wochenende mit mir nach Hogsmeade, Lily Evans?“
Sag mir, was ich da antworten soll, nachdem du mir gezeigt hast, dass du es ernst meinst.
Ich nicke bloß mit einem kleinen Lächeln im Gesicht und gehe zurück in die Bibliothek.
Ich muss nachdenken.
Über das, was du mir gerade gesagt hast und über die Tatsache, dass ich jetzt doch ein Date mit dir, James Potter, habe...

Wer bin ich, willst du wissen?
Ich bin jemand, den du sehr gut kennst
Und der dir oft begegnet.

Antike Runen
Held des Lichts
Weltenlos
Registriert: 23.07.2005
Beiträge: 11503

von Illuminata

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:31

Geheimnisse

Lily Potter saß im Zimmer ihres Sohnes und sah ihm beim Schlafen zu. Er hatte seine kleinen Finger um einen der ihren gewickelt und hielt ihn im Schlaf fest. Ab und zu drückte er kurz etwas stärker und Lily fragte sich, ob und von was er wohl träumte. Träumten so kleine Babys überhaupt schon? Wenn, dann war es bestimmt etwas Schönes, denn von den Widrigkeiten dieser Welt wusste ihr Harry zum Glück noch nichts.
Lily seufzte leise und warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. Viertel nach neun. Gleich würde er kommen und sich verabschieden. Sagen, sie solle nicht auf ihn warten, denn es würde spät werden! Und dann verschwinden und sie zurücklassen mit diesem Gefühl, dass sie wahnsinnig machte! Einmal in jedem Monat. Seit sie zusammen hier wohnten.
Sie ballte die Hand zur Faust, deren Finger sich nicht in Harrys Besitz befanden und presste die Lippen aufeinander. Warte nur, James Potter! Ich finde schon raus, was du so treibst und vor allem mit wem! Sie atmete tief durch und entspannte sich langsam wieder.
Nach ein paar Minuten klopfte es leise. Ihr Mann steckte den Strubbelkopf zur Tür hinein und wartete, bis Lily ihn ansah.
„Schläft er?“, fragte er, leise flüsternd.
Lily nickte stumm.
„Gut. Ich bin dann jetzt weg. Es wird bestimmt wieder spät, also warte am besten nicht auf mich.“
„Ja. Grüß die Jungs schön von mir.“ Lily zwang sich zu einem aufgesetzten Lächeln.
„Klar!“, meinte James, grinste sie an und schloss die Tür hinter sich. Lilys Lächeln erstarb augenblicklich und sie schnitt der geschlossenen Tür eine unschöne Grimasse. Doch die Türklinke bewegte sich noch einmal nach unten und schnell schossen ihre Mundwinkel wieder nach oben.
„Hast du was vergessen, Schatz?“
„Ja. Ich liebe dich!“ James warf ihr eine Kusshand zu und verschwand dann endgültig.
„Na klar…“, brummte sie leise.
Vorsichtig versuchte sie, ihren Finger aus dem Klammergriff ihres Sohnes zu lösen, was aber gar nicht so einfach war. Für so einen kleinen Kerl war er schon ganz schön kräftig.
Wieder warf sie einen Blick auf die Uhr. Fast halb zehn.
„Na komm schon, Schatz, lass Mami los!“, beschwor sie ihren Sohn leise. Als sie stärker an ihrem Finger zu ziehen begann, verzog Harry auf einmal das Gesicht und fing an zu quengeln.
Er schlug die Augen auf und es schien Lily fast, als blicke er sie vorwurfsvoll an.
„Es tut mir leid, Liebling, ich wollte dich nicht wecken.“ Mit ihrer nun wieder freien Hand strich sie ihm sanft über den Kopf. „Schlaf schön weiter, ja?“ Sie lächelte ihn warm an und verließ dann leise den Raum.
Als sie draußen war, hörte sie schon, wie es unten an der Tür klopfte. Ja, auf die Pünktlichkeit ihrer Freundin war schon immer Verlass gewesen! Sie ging zum Eingang und öffnete.
„Vivian, gut dass du da bist!“ Lily ließ ihre beste Freundin aus Schultagen herein und schloss die Tür hinter ihr.
„Natürlich komme ich, wenn du mich darum bittest, aber ich glaube immer noch, dass du Hirngespinste hast, Lily!“ Mit einem vorwurfsvollen Ton in der Stimme, schaute die etwas mollige Hexe ihre Freundin skeptisch an.
„Das werden wir ja sehen! Viv, ich muss einfach rausfinden, wo James einmal im Monat hingeht! Das alles ist doch sehr merkwürdig, hast du selber gesagt!“
„Ach, so merkwürdig find ich das gar nicht mehr. Er trifft sich mit seinen Freunden, das hat er selber gesagt!“
Lily schnaubte. „Ja klar, die sieht er ja auch sonst nie! Es ist ja nicht so, dass ich ihn zu Hause anketten würde! Er trifft sich oft mit Sirius, Remus und Peter und sie besuchen uns auch oft! Und normalerweise ist es auch kein Problem, dass ich dabei bin! Nur ausgerechnet einmal im Monat besteht James darauf, dass ich ihn nicht begleite! Und zwar ausdrücklich! Und wenn ich ihn frage, was die vier so gemacht haben, dann weicht er mir aus! Erzählt mir irgendwelche abstrusen Geschichten. Vivian, ich kenne meinen Mann und ich weiß ganz genau, wenn er mich anlügt oder etwas vor mir verbirgt und das ist hier definitiv der Fall!“
Vivian seufzte. „Trotzdem Lil. Ich find’s nicht gut, wenn du ihm hinterher spionierst. Außerdem weißt du doch gar nicht, wo du ihn suchen sollst, oder?“
Doch, das weiß ich . Dachte Lily. Aber das verrate ich dir besser nicht, sonst belegst du mich noch mit einem Lähmungszauber und bindest mich am Stuhl fest. „Ich hab da schon eine Idee…“, wich sie aus.
„Hm… Gut, versuch dein Glück. Aber trotzdem finde ich, du solltest James einfach vertrauen.“
Lily schlug die Augen nieder.
„Das tue ich ja eigentlich auch. Aber… ich hab einfach das Gefühl, dass ich wissen sollte, was da vor sich geht.“
Vivian tätschelte ihr den Arm. „Schon gut, Kleines, dann geh jetzt und tu, was du nicht lassen kannst!“
Dankbar sah Lily sie an und griff nach ihrem Mantel und Zauberstab.
In dem Moment fing Harry oben an zu weinen. Lily wandte ihren Blick in Richtung seines Zimmers und zögerte.
„Lass nur, Tante Viv kümmert sich um deinen Sohn! Nun geh schon!“
Lily lächelte sie an.
„Ach Vivian, was würde ich nur ohne dich machen?“
„Verzweifeln.“ Mit sanftem Druck schob Vivian Lily aus der Tür.

Fröstelnd wickelte Lily sich ihren Mantel enger um den Körper. Obwohl der Tag relativ warm gewesen war, hatte der Einbruch der Nacht die Temperaturen ziemlich nach unten sinken lassen. Vielleicht fror sie aber auch aufgrund des Anblicks, der sich ihr bot… die Heulende Hütte.
Letzten Monat um diese Zeit hatte sie zufällig einen alten Klassenkameraden getroffen, Steve Notts. Nach ein wenig Plauderei, hatte er sie gefragt, was denn ihren Mann bei Anbruch der Dunkelheit zur Heulenden Hütte getrieben hätte. Lily hatte das ganze mit dem Spruch, er wolle wohl Geister fangen, abgetan und hatte dann schnell das Thema gewechselt aber sie war stutzig geworden. Das war das erste Mal gewesen, dass sie einen Anhaltspunkt hatte, wohin ihr Mann so regelmäßig verschwand. Dass es allerdings ein so unwirtlicher Ort wie die Heulende Hütte war, fand sie doch ziemlich eigenartig…
Jetzt stand sie also da und lauschte auf unheimliche Geräusche, die aus der Hütte drangen, aber sie hörte nichts. Es war absolut still.
Zögerlich trat sie von einem Fuß auf den anderen und schürzte die Lippen.
Zwei Möglichkeiten, Lily. Entweder du drehst um, gehst wieder nach Hause und fragst dich für den Rest deines Lebens, was dein Mann hier zu suchen hat oder du reißt dich jetzt zusammen und gehst einfach nachschauen!
Sie atmete tief ein, straffte die Schultern und machte sich auf den Weg zu Hütte. Je näher sie kam, desto fester wurde ihr Griff um ihren Zauberstab. Natürlich glaubte sie die ganzen Geschichten nicht, die die Leute über diesen Ort erzählten, aber etwas unheimlich war es schon…
Als sie schließlich vor der vermoderten Tür der Hütte stand, hielt sie den Atem an und lauschte angestrengt. Nichts… keinerlei Geräusche. Keine Stimmen und nichts, was auf die Anwesenheit von irgendwem hindeuten würde.
Zögerlich legte sie die Hand auf den Türgriff, drehte schließlich daran und die Tür ging leise quietschend auf.
Sie spähte vorsichtig hinein, den Zauberstab vor sich haltend. Es war dunkel, so dunkel, dass sie nichts erkennen konnte.
„Lumos.“ flüsterte sie. Der Zauberstab begann zu leuchten und sein Licht erhellte die Hütte.
Es war nichts zu sehen. Niemand befand sich dort. Sie trat nun komplett ein.
Erschrocken stellte sie fest, dass an den Wänden der Hütte überall tiefe Kratzspuren zu sehen waren. Fast kein Fleck war unberührt davon. Langsam schritt sie durch die Hütte. Was auch immer hier gehaust hatte (oder es immer noch tat), ein Mensch war das bestimmt nicht. Die Krallenspuren sahen eher aus wie von einem Raubtier. Ein Bär oder Wolf oder etwas Ähnliches.
Entsetzt presste Lily auf einmal die Hand an den Mund und schrie kurz auf. In einer Ecke der Hütte sah sie Anziehsachen auf einem Haufen liegen, Hemden und Hosen, verschiedene Farben und Größen. Sie erkannte das Hemd ihres Mannes, das sie ihm zum letzten Geburtstag geschenkt hatte.
„James!“ entfuhr es ihr und sie wurde bleich. Schnell sah sie sich um nach Anzeichen eines Kampfes aber nichts dergleichen fiel ihr ins Auge. Als sie näher zu dem Kleiderhaufen ging, erkannte sie die anderen Kleidungsstücke. Dort war etwas von Sirius, da etwas von Remus. Sogar die Hose von Peter, der Übergröße trug, lag in dem Haufen. Ihr Blick fiel auf vier Paar Schuhe, die sauber aufgestellt nebeneinander standen.
Lily runzelte die Stirn. Was um alles in der Welt ging hier vor sich? Wo waren die vier, wenn hier doch ihre Kleidung lag? Und was machten sie fast nackt zusammen?
Vorstellungen schlichen sich in ihren Kopf, die sie aber schnell wieder verwarf. Skeptisch sah sie sich noch einmal in der Hütte um. Vielleicht gab es hier so etwas wie einen Nebenraum, in dem sich die vier befanden. Sie ging die Wände ab und fuhr mit der Hand darüber. Als sie sich so Meter für Meter vorarbeitete, hörte sie plötzlich unter sich einen hohlen Ton. Sie trat noch mal mit dem Fuß auf und tatsächlich, unter ihr musste sich ein Geheimgang befinden. Sie ging in die Knie und tastete nach einem Griff für eine Falltür. Schon bald hatte sie einen gefunden und zog daran. Als sie mit ihrem Zauberstab in die Luke leuchtete, sah sie Treppen, die nach unten in einen Gang führten.
Längst war ihre Neugier viel größer geworden, als alle Bedenken, deshalb zögerte sie nicht lang und stieg die Treppen hinab.

Nachdem Lily eine ganze Weile durch den breiten Gang gelaufen war (und sich mehrere Male gefragt hatte, was sie hier eigentlich machte), kam sie endlich am Ende an. Dort waren wieder Treppen aber diesmal führten sie nach oben. Kurz überlegte sie, ob sie wirklich wissen wollte, was sich jetzt hier am anderen Ende befand, entschied sich aber klar für ein ja! Also stieg sie die Treppen nach oben und stieß die Luke auf, die sich an deren Ende befand. Durch die Luke kletternd schaute sie sich um und überlegte, wo sie hier war. Dieser Ort kam ihr seltsam bekannt vor… Aber auch hier war niemand zu sehen. Sie klopfte sich den Staub von ihrem Mantel und hielt dann den Zauberstab etwas weiter von sich weg, um ihr Sichtfeld zu vergrößern. Der Ausgang des Tunnels hatte sie zu einem riesigen Baumstamm geführt. Seine Äste knarrten, obwohl es ziemlich windstill war. Sie durchforstete ihre Erinnerungen nach diesem Geräusch, dass ihr vertraut vorkam, als sich die Äste und Zweige des Baumes auf einmal regten und in Bewegung setzten. Schlagartig erinnerte Lily sich wieder… Die peitschende Weide!
Schnell presste sie sich an den riesigen Stamm der Weide und hoffte inständig, dass ihre Äste sie hier nicht erwischen würden. Nur allzu gut war ihr dieser Baum im Gedächtnis geblieben. Er war wunderschön aber auch furchtbar gefährlich! Sie erinnerte sich an das beliebte Spiel aus ihrer Schulzeit, dass vor allem die Jungs gerne gespielt hatten. Wer kam dem Baum am nächsten ohne schwere Verletzungen davonzutragen?
Sie hatte sich immer darüber gewundert, wie dumm jemand sein musste, näher an den Baum heranzugehen als gut für einen war. Und jetzt stand sie hier an dessen Stamm und traute sich nicht, sich zu rühren. Aus den Augenwinkeln sah sie etwas an sich vorbeihuschen. Langsam drehte sie den Kopf in die Richtung und kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Es war eine Ratte. Sie saß dort, starrte sie an und sah fast ein wenig verwundert aus, sofern Ratten dazu fähig waren. Sie war so klein, dass der Baum sie entweder nicht bemerkte oder sich einfach nicht um sie kümmerte, jedenfalls wurden ihr die Äste nicht gefährlich.
Überrascht sah Lily zu, wie das Tier sich langsam in Bewegung setzte und zu einer Wurzelknolle des Baumes lief. Mit einem weiteren Blick zu Lily stemmte sie ihre Vorderpfoten auf die Knolle und der Baum beruhigte sich.
Lily überlegte nicht lange und nutzte die Chance, um sich schnell durch die Äste der Weide hindurchzuschlängeln, bis sie sich in sicherer Entfernung wähnte.
„Was war das eben?“, murmelte sie zu sich selbst und starrte in die Richtung, in der die Ratte noch sitzen musste.
Ein entferntes Heulen ließ sie aufhorchen. Sie sah sich um und stellte fest, dass sie sich nah dem Rand des verbotenen Waldes befand.
Dieser Wald… schon immer hatte er irgendwie eine Faszination auf Lily ausgeübt, auch wenn er sehr düster und gespenstisch wirkte. Und jetzt dieses Heulen… ob das ein Wolf gewesen war? Dies ist eigentlich ein guter Moment, um den ganzen Schlamassel hier abzubrechen und wieder nach Hause zu gehen , dachte sie sich, aber irgendwie war sie schon viel zu weit gegangen und das alles war viel zu merkwürdig gewesen, um es jetzt einfach gut sein zu lassen und zu verschwinden. Sie ging ein paar Schritte auf den Wald zu. Nur ein paar Schritte, Lily, das kann ja nicht schaden!
Doch plötzlich hielt sie inne. Sie hörte ein Tapsen auf sie zukommen, gefolgt von einem Schnüffeln und einem kurzen Knurren. Dann tauchte ein großer, schwarzer Hund hinter einem der Bäume auf und trottete langsam zu ihr hinüber. Sie war kurz davor, ihm einen Zauber auf den Hals zu hetzen, doch irgendetwas hielt sie ab. Bei ihr angekommen, schnüffelte der Hund an ihrer Hand und leckte sie freundlich. Dann setzte er sich vor sie auf den Boden, legte den Kopf schief und sah sie fragend an.
Lily musste lächeln. „Sieht fast so aus, als würdest du fragen wollen, was ich hier mache, hm?“
Wieder drang ein Heulen an ihre Ohren. Es war diesmal um einiges näher als das letzte Mal.
Knurrend stand der Hund auf und spitzte die Ohren. Dann hechtete er auf einmal los, in den Wald hinein. Lily machte Anstalten ihm zu folgen, als er sich noch einmal umdrehte und sie drohend ankläffte. Es war ein deutliches Signal, dass sie bleiben solle, wo sie war, soviel verstand Lily.
Unschlüssig sah sie ihm hinterher und hörte ihn in einiger Entfernung bellen. Es klang fast so, als wäre ein bestimmter Rhythmus darin, dreimal kurz, zweimal lang, einmal kurz… merkwürdig. Trotz der Warnung des Hundes ging sie noch ein paar Schritte tiefer in den Wald hinein.
Nach einiger Zeit vernahm sie rechts neben sich ein Rascheln. Als sie den Kopf in diese Richtung wandte, sah sie dort einen großen, schönen Hirsch stehen. Er kam näher auf sie zu, als sie stehen blieb. Kurz vor ihr machte er halt und musterte sie mit seinen großen braunen Augen.
Lily hatte keine Angst, obwohl der Hirsch sehr groß war und seine Kraft ihr sicher hätte zum Verhängnis werden können, wenn er es darauf angelegt hätte. Aber seine Augen waren so sanft. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sehr viel Ähnlichkeit mit James’ braunen Augen hatten. Sie hob langsam die Hand und strich ihm damit sanft über die Nüstern. Beinahe liebevoll schnaubte er ihr warmen Atem auf die kalte Hand.
Lily hatte schon fast verdrängt, wie absurd diese Situation war, als sie zum dritten Mal in dieser Nacht das wilde Heulen hörte. Es war nun erschreckend nah. Sie spürte, wie der Hirsch zusammenzuckte und war erstaunt, als er sich schützend vor sie stellte. Noch erstaunlicher allerdings fand sie es, dass er ihr mit einer Kopfbewegung andeutete, auf seinen Rücken zu steigen. Und das noch zweimal wiederholte, als sie nicht darauf reagierte.
Schließlich erkannte sie den Grund für sein Verhalten, als mit einem lauten Krachen eine Kreatur der Nacht aus dem Unterholz brach und sie lauernd fixierte. Ein Werwolf! Gerade als er zum Sprung ansetzte, schwang sich Lily auf den Rücken des Hirsches und gemeinsam preschten sie durch die Bäume, während der Werwolf versuchte mitzuhalten. Als er aufholte und Lily bereits dabei war, mit ihrem Leben abzuschließen, fiel den Wolf von der Seite der große schwarze Hund an, der sie noch vor kurzem so freundlich begrüßt hatte. Die beiden rangen miteinander, so dass Lily, die nur noch kurz einen Blick auf sie erhaschen konnte, nicht mehr unterscheiden konnte, welche Tatze wem gehörte.
Der Hirsch lief ungeachtet dessen weiter und weiter, bis er irgendwann sein Tempo verlangsamte und Lily (die während des Schnelllaufs die letzte Zeit die Augen geschlossen hatte, weil ihr sonst wahrscheinlich schlecht geworden wäre) sich traute, ihre Augen wieder zu öffnen. Sie stellte fest, dass der Hirsch sie wieder in die Nähe der peitschenden Weide gebracht hatte, auf die er jetzt auch zuhielt. Der Werwolf und der Hund mussten inzwischen irgendwo tief im Wald sein, sie hörte von fern ein Jaulen und Kläffen.
Der Baum regte sich kurz, war dann aber ruhig. Lily überlegte, ob da die Ratte wieder ihre Pfoten im Spiel hatte.
Der Hirsch trabte mit ihr auf dem Rücken durch die herabhängenden Äste des Baumes zu dem Tunnel, durch den Lily hergekommen war. Sie ließ es geschehen. Dieses Tier (wenn es denn eines war) hatte ihr eben das Leben gerettet! Aus einer Gefahr, in die sie sich zugegebenermaßen durch eigene Dummheit selber gebracht hatte.
Als er tatsächlich durch die Luke die Treppen hinunterlaufen wollte, dachte Lily schon, er würde wegen seines Geweihs stecken bleiben, aber es schien so, als hätte der Hirsch das schon hundert Mal gemacht. Er hatte überhaupt keine Schwierigkeiten!
Während die beiden durch den Tunnel gingen, hatte Lily Zeit zum Nachdenken und zählte eins und eins zusammen. James’ Ausreden, wo er einmal im Monat hinverschwand, die Kleidung der vier Männer in der heulenden Hütte, die ordentlich daneben abgestellten Schuhe, die merkwürdige Ratte, der schwarze Hund, der Hirsch, dessen Augen Lily so vertraut waren…
Ja, sie war sich ziemlich sicher, dass sie hier auf dem Rücken ihres Mannes saß. Sie waren Animagi, er und seine Freunde! Allerdings war ihr schleierhaft, warum er ihr das nie erzählt hatte. Und auch den Grund für die wirklich schwer zu erlernende Transformation sah sie nicht.
Je mehr sie aber über die vergangenen Stunden nachdachte, desto dümmer fühlte sie sich. James hatte ihr zumindest die Wahrheit gesagt, dass er sich mit seinen Freunden traf. Sie hätte ihm vertrauen sollen… Aber stattdessen hatte sie ihm hinterherspioniert und sich, ihn und den Hund in Gefahr gebracht. Diese Sache mit dem Werwolf hätte auch ganz anders ausgehen können.
Mit schlechtem Gewissen und dem Bedürfnis nach Nähe schmiegte sie sich an den Hals des Hirsches. Wer wusste schon, ob James nicht so sauer auf sie war, dass sie das nachher nicht mehr tun konnte, wenn er sich wieder zurückverwandelte.
Die letzten Meter bis zum Eingang zur Heulenden Hütte gingen für Lilys Geschmack viel zu schnell herum. Aber schließlich waren sie angekommen und Lily kletterte vom Rücken des Tieres und stieg durch die Luke in die Hütte. Der Hirsch folgte ihr und als er drinnen war, wurde Lily zum ersten Mal Zeugin, wie sich ihr Mann von einem Hirsch zurück zu James Potter verwandelte.
Schließlich stand er halbnackt vor ihr, nur mit Boxershorts und Socken bekleidet. Fast hätte Lily gelacht, wenn ihr die Situation nicht so peinlich gewesen wäre…
„Lily Potter!“, sagte James streng, „Kannst du mir mal verraten, was du hier machst?!“
Sie wich seinem Blick aus und sagte kleinlaut: „Es tut mir leid…“
„Es tut dir leid? Weißt du eigentlich, was alles hätte passieren können? Du kannst echt von Glück reden, dass ich ein so starker, schneller und kluger Hirsch bin.“
Lily nickte.
„Und gutaussehend!“, fügte James hinzu und grinste seine Frau jetzt an.
Sie musste nun auch lächeln und sah ihn an.
„James… ich weiß, ich hätte hier gar nicht herkommen sollen… aber ich hab mir halt Gedanken gemacht! Was würdest du sagen, wenn ich regelmäßig einmal im Monat verschwinden würde, und du ganz genau wüsstest, dass ich nicht das mache, was ich dir sage?“
„Aber ich hab das gemacht, was ich dir gesagt habe. Naja, zumindest im Ansatz. Ich hab mich mit meinen Freunden getroffen.“
„Ja, aber um was zu machen? Was soll das hier eigentlich? Ihr verwandelt euch in Tiere, aber wozu?“
James wurde ernster.
„Das hat einen ziemlich guten Grund. Vielleicht sogar viel zu edelmütig für so einen Angeber wie mich… Weißt du, wer von den anderen welche Gestalt hat?“
Lily dachte nach.
„Naja, wenn ich mir das so überlege, war Sirius bestimmt der große Hund mit den schönen schwarzen Augen…“, sie ignorierte James’ Räuspern, „und Peter war wohl die Ratte. Zumindest würde es sogar irgendwie passen.“
James nickte. Als er aber nichts weiter sagte, fuhr Lily fort.
„Wo war Remus? Ihn hab ich nicht gesehen, was für ein Tier ist er?“
James sah sie einen Moment schweigend an. Dann meinte er leise:
„Lily, was ich dir jetzt sage, muss unbedingt unter uns bleiben. Es ist ein Geheimnis… ein Rumtreiber-Geheimnis. Aber in Anbetracht der Lage, kannst du eingeweiht werden, denk ich.“
Sie zog einen Mundwinkel nach oben. Das klang für sie zu sehr nach Verschwörung.
„Also gut. Du hast Remus gesehen. Aber er war… vielleicht nicht ganz so nett und freundlich, wie du ihn kennst…“
Lily klappte der Mund auf. „Du meinst…? Der Werwolf? Remus ist ein Werwolf??“
„Ja, das ist er. Und zwar schon fast sein Leben lang.“
„Nein…“, flüsterte sie. „Das… das ist ja furchtbar! Der arme Remus.“
„Als wir davon erfahren haben, war klar, dass wir ihm irgendwie helfen mussten. Und damit es für Remus erträglicher wird, haben wir beschlossen, dass er nicht allein sein darf, wenn Vollmond ist. Das war aber nur möglich, wenn wir uns in Tiere verwandeln konnten. Du weißt ja, Werwölfe greifen nur Menschen an. Ab dem fünften Schuljahr beherrschten Sirius und ich die Transformation. Und irgendwie haben wir es schließlich auch geschafft, dass Peter sich verwandeln konnte, wenn auch nur in eine Ratte…“
Lily nickte verständnisvoll.
„Das erklärt einiges!“
James ging zu dem Kleidungshaufen und suchte sich sein Hemd und seine Hose heraus. Während er sich anzog, meinte er beiläufig: „Sag mal, was hast du gedacht, was ich mache?“
Lily lief leicht rot an.
„Ich… ich weiß nicht so genau…“, stotterte sie.
Nachdem er sich seine Hemdknöpfe zugeknöpft hatte, ging er zu seiner Frau hinüber und nahm ihr Gesicht in seine Hände, so dass sie gezwungen war, ihm in die Augen zu schauen.
„Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass ich mich mit anderen Frauen treffe, oder?“
Lily schlug die Augen nieder. James musste lächeln. Dann nahm er sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
„Du kleine, eifersüchtige Hexe!“, neckte er sie, „Mein ganzes Leben lang werde ich keine andere lieben als dich, das schwöre ich dir!“
Lily schloss glücklich die Augen und genoss die Wärme ihres Mannes. Ja, genau das hatte sie jetzt hören wollen.

Antike Runen
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von Wachtel

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:33

Peter´s treachery

Peter Pettigrew, ein junger recht pummliger Mann, mit strohblondem Haar und wässrigen blauen Augen kniete vor Lord Voldemordt, um ihn herum hatte sich die Todesser versammelt. Sie waren maskiert und trugen dunkle Kuten während sie auf ihn herab blickten.
Zitterte und geschockt blickte er zögernd zu Voldemordt hinauf.
„Du bist Peter Pettigrew, nicht wahr?“, fragte Voldemordt und blickte das kleine Häufchen elend unter ihm an. Seine Stimme war kalt und hart und Peter lief ein kalter Schauer über den Rücken er wollte „Ja“ sagen, aber er brachte keinen Laut heraus und so nickte er bloß.

„Du bist befreundet mit diesem Potter und seiner Schlammblut Frau?“, Peter dachte an James und an Lily, am liebsten hätte er etwas darüber gesagt das Voldemordt Lily, Schlammblut nannte, doch es schauderte ihm, bei dem Gedanken was man dann mit ihm anstellen würde. „Ja, Sir!“, krächzte er leise und stotternd.
„In Zukunft wirst du mich my Lord nennen oder Herr, Peter. Denn du wirst deine Freunde von nun an für mich bespitzeln.“,
Peter wimmerte leise erschrocken auf. Damit hatte er nicht gerechnet, er hatte mit dem Tod gerechnet oder mit Folter aber nicht damit. Warum er? Warum hatte er sich nicht Sirius oder Remus geschnappt beide waren stark genug sich zu wehren. Wahrscheinlich hatte er gewusst, dass Peter der Schwächste war.

Er hatte Angst, Angst vor dem Tod. Angst davor das plötzlich alles aufhörte, dass er diese Welt verlassen musste, davor dass er seine Mutter verlassen müsste und auch davor seine Freunde nie wieder zu sehen.
Ein heftiges zitternd durch fuhr seinen Körper und die Tränen rannen ihm übers Gesicht, was niemand sah da er sich auf dem Boden zusammen gekauert hatte.
Er wollte nicht sterben, er hatte viel zu große Angst davor. Doch er musste an Lily und James denken und an Sirius und Remus, seine Freunde die immer zu ihm gestanden hatten.

Tief in seinem innern wusste er, dass er sich nicht wehren würde, dass er nicht die Kraft dazu hatte. Doch ebenso wusste er das es falsch war seine Freunde zu Verraten.
Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg.
Dieser Weg war schlimmer, als Folter.
Es musste einen Ausweg geben, ein entrinnen. Bis jetzt gab es immer eine Möglichkeit.
„Wirst du mir dienen Peter? Ich erwarte eine Antwort!“, zischte die raue kalte Stimme über ihm. Peter wollte Antworten er wusste nicht was, doch er wollte Antworten. Seine Stimme jedoch lies es nicht zu.
„Lucius! Bring ihn zum sprechen!“, wies er einen der maskierten Männer an. Peter zitterte und sah scheu zu wie einer der maskierten Männer den Zauberstab hob und auf ihn richtete.

„Nein, bitte! Bitte nicht!“, stammelte Peter. Er wusste was kommen würde, der Cruatios-Fluch. „Ich tue es!“, wimmerte er angsterfüllt.
Etwas schmerzte in seiner Brust, doch er versuchte es zu ignorieren.
Auf Voldemordt Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, kein freundliches Lächeln sondern ein kaltes, hasserfülltes Lachen das seine Mundwinkel beinah grausam umspielte.
Er zückte nun seinen eigenen Zauberstab und murmelte leise „Crucio!“, während er auf Peter zeigte, der sich wie ein kleines Häufchen Elend schreiend auf dem Boden wandte.
„Das war noch ein Vorgeschmack, auf das was passiert wenn du deinen dreckigen Blutsverrätern von Freunden verrätst was du tust!“, zischte er ihn an. Dann nickte er den maskierten Zauberer zu. „Schafft ihn weg!“,

Zwei von ihnen traten vor und zogen ihn weg. Peter zitterte immer noch vor Angst, zwar hatte der Schmerz ihn verlassen, doch der Schock saß immer noch tief. Die Hände die sich in seine Schulter gekrallt hatten, schienen ihm die Haut zu verbrennen.
Es tat weh, doch noch mehr, als all diese Körperlichen Schmerzen, tat es ihm weh, dass er wusste, dass er seine Freunde verraten hatte.
Doch was hätte er sonst tun sollen. Man hätte ihn getötet? Langsam verschwamm alles um ihn herum bis es schließlich schwarz wurde.

Als Peter das Bewusstsein wieder fand lag er in einer kalten Gasse. Der laue kalte Wind wehte ihm über die Arme.
Es war später Herbst und er froher bitterlich.
Langsam und zitternd vor Angst und Kälte raffte er sich auf und apparierte in seine Wohnung. Alles wirkte so kalt und leer. So furchtbar, er wunderte sich sehr dass sein Nerven ihn noch bei bewusst sein hielten.
Er musste an Lily und James denken, vor allem an James. Er war sein Freund, zusammen waren sie Animagie geworden und zusammen mit James und Sirius hatten sie Remus immer unterstützt.
Es konnte doch nicht alles auf einmal vorbei sein. Am liebsten wäre er weggelaufen, weit weg um das alles hinter sich zu lassen.

In diesem Moment klopfte es an der Tür. Zitternd drückte er die Klinke herunter. „Sirius!“, Peter atmete auf. „Ja wenn hast du den erwartet nen Todesser vielleicht Würmchen?“, fragte Sirius lachend und traf dabei unbewusst direkt in Peters Wunde.
Peter lächelte leicht, normalerweise hätte er sich gefragt wie Sirius in dieser Zeit noch rumwitzeln konnte, doch eben das war so typisch für ihn.
Peter zitterte am liebsten wäre er in Tränen ausgebrochen und hätte Sirius alles gestanden, doch die Angst hielt ihn zurück, die Angst vor dem Tod.
„Mensch Wurmschwanz ist irgendetwas passiert? Vielleicht solltest du den Kamin anmachen, dann hörst du vielleicht auf zu zittern. Hier drin ist es aber auch Arsch kalt.“, seufzte Sirius und mit einem lässigen Wink seines Zauberstabes begann ein Feuer im Kamin zu lodern.

Doch Peter reagierte. Noch nie war es so quälend für ihn gewesen sich in der nähe, eines guten Freundes aufzuhalten.
Es war diese Schuld die ihm bewusst machte was er getan hatte, was er noch tun würde. Er hatte das Gefühl sie würde ihm den Magen zerreißen.
Doch er musste Voldemordt überzeugen. Überzeugen das er ihm diente und das er nicht zweifelte, sonst…Peter unterbrach sich in Gedanken er wollte nicht weiter denken.
„Gibt es was neues im Orden?“, fragte er mit heller Stimme. Sirius nickte nun wirkte er nicht mehr lustig und gelassen sondern ernst bitter ernst.
„Es hat ein überfall gegeben, zwei Tode.“, krächzte er und lies sich in einen Sessel gleiten. „Wer?“, „Die Prewett Brüder.“, „Fabian und Gideon?“, Sirius nickte und Peter musste schlucken. Er kannte beide aus seiner Zeit in Hogwarts, Gideon war ein Freund von James gewesen sie kannten sich schon aus ihrer seid vor Hogwarts und Fabian, der kleine lustige Fabian. Er hatte Hogwarts erst vor einem halben Jahr verlassen.

„Was ist mit James, weiß er es schon…?“, „Türlich, Lily ist bei ihm. Sie haben irgendwen aus dem Orden geschickt um ihrer Schwester bescheid zusagen.“, berichtete Sirius ernst.
Peter antwortete nicht, Fabian war gestorben…Fabian der jünger als er selbst gewesen war und was war mit ihm? Er war zu feige um das zu tun, doch er war immer der kleinste gewesen, er wollte sich dem Tod nicht stellen.
Sirius redete und redete, doch Peter hörte im nicht mehr zu er hing fest in seinen Gedanken.
Peter begann zu zittern, es war erneut Voldemordt. Zwei dunkle Gestalten fasten Peter an den Armen und zogen ihn auf die Knie. „Dein Gespräch eben mit Black war sehr beunruhigend, Wurmschwanz! Er hat gemerkt das mit dir etwas nicht stimmt, du wirst dir eine härtere Haut anlegen müssen Wurmschwanz.“, befahl er in seiner eisigen Stimme. „Ja Herr!“ flüsterte Peter und starrte zu Boden. Woher wusste er das, sie beobachten ihn?

„Natürlich beobachte ich dich Wurmschwanz, was dachtest du den das ich zu sehen würde wie du dein Geheimnis deinen Blutsverräter Freunden anvertraut. Dachtest du das der dunkle Lord, nichts von deinem Zweifel weiß.“, Peter zuckte, Legimentik er selbst war noch nie gut in Okklumentik gewesen.
„Und damit du nicht vergisst wem du dienst, Wurmschwanz, wirst du noch heute Nacht das Mal empfangen.“, Peter zuckte, er wusste das alle Todesser das dunkle Mal auf ihren Arm eingebrannt bekamen, doch war er tatsächlich schon so weit gegangen?
Plötzlich flackerten wie aus dem nichts kleine grelle Lichter in einem großen Kreis auf und Peter erkannte wo er sich befand es war ein Waldlichtung und ein kleiner Kreis Todesser hatte sich um Peter versammelt. Angsterfüllt blickte Peter nach oben zu Voldemordt, der seinen Zauberstab hob.

Doch Peter konnte den Blick nicht länger aufrecht halten, sein ganzes Leben lief an ihm vorbei in Errinerungen die ihm näher als jemals zu vor schienen.

- Sein 11 Geburtstag – der Brief aus Hogwarts – die Zugfahrt auf der er James, Remus und Sirius zum ersten mal begegnet war – seine erste Verwandlung in eine Ratte – seine Mutter die vor Glück weinte als er seinen Abschluss geschafft hatte – der Tod seines Vaters – James und Lilys Hochzeit – Lily mit Babybauch James der sie glücklich und stolz im Arm hielt, Sirius und Remus grinsend neben ihnen –

Peter zuckte, das alles war nun vorbei nun hatte der Krieg auch die Rumtreiber erreicht und sie entzweit. „Margunis Morphus!“, schrie Voldemordt vor ihm und drückte seinen Zauberstab fest auf Peters Arm. Der Schmerz war unerträglich eine grüner Totenkopf aus dessen Mund eine Schlage glitt breitete sich auf Peters Arm aus. Peter Pettigrew glitt blass zu Boden und brach zusammen, nun war sein Schicksaal besiegelt!

Antike Runen
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von Padfoot201182

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:36

Like a feather

Sirius war zurück in Hogwarts und es schien ihm, als wäre er nach Hause gekommen.
Als er Dumbledores Brief mit der Bitte erhielt, Professor McGonnagal in Verwandlung zu vertreten, brauchte er nicht eine Sekunde lang nachzudenken, ob er ihr nachgeben würde. Und nun würde er für die nächsten zwei Wochen Schüler unterrichten.
Es war eine willkommene Abwechslung zu seinem sonstigen Alltag, doch war das nicht der einzige Grund, wieso er das Angebot angenommen hatte.
Er würde mit Remus zusammen arbeiten. Dieser war gleich nach dem Abschluss Lehrer in Hogwarts geworden und unterrichtete nun seit drei Jahren Kräuterkunde.
Nun stand er ihm gegenüber und die Gefühle, die er immer versucht hatte zu unterdrücken, stiegen erneut in ihm hoch. Er erinnerte sich an den ersten Augenblick, als ihm bewusst wurde, was er ihm wirklich bedeutete, und sein Herz fing wie wild an zu pochen. Mit feuchten Händen und wehendem Umhang eilte er auf Remus zu.
„Ich hab es erst gar nicht glauben wollen, wen Professor Dumbledore gefragt hat. Und nun stehst du tatsächlich vor mir.“
Herzlich umarmte Remus Sirius, dessen Herz vor Aufregung schneller schlug.
„Es war auch für mich eine Überraschung. Aber was ist denn mit der guten Minerva?“ Sirius nahm seine Tasche, die er bei der Begrüßung hatte fallen lassen und folgte Remus einen Gang entlang.
„Oh nichts Ernstes, wenn du das denkst. Minerva ist auf einer Tagung. Eigentlich hätte Professor Dumbledore gehen sollen, doch in der augenblicklichen Situation ist es besser, wenn er in Hogwarts bleibt.“
„Na dann muss ich mich ja gar nicht schämen, wenn ich sage, dass ich mich freue, dass Minerva für einige Zeit ausfällt und ich die Gelegenheit habe hier zu sein.“
Remus lachte herzlich. „Das brauchst du wirklich nicht. So, da sind wir schon. Hier sind deine Zimmer. Meines ist am Ende des Flures, wenn du Fragen hast.“
Mit einem Lächeln, das Sirius den Atem raubte, wandte sich Remus um. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue dich wiederzusehen.“ Seine honigfarbenen Augen leuchteten und Sirius hatte den Wunsch, in diesem Blick zu versinken.
„Alles in Ordnung?“ Unsicher wie Remus war, wenn man ihn ansah, strich er sich eine Strähne seines Haares hinter die Ohren.
„Ja, es ist nur...ich freue mich auch wieder hier zu sein.“
Und dich zu sehen, deine Stimme zu hören, dir nah zu sein. Gerne hätte Sirius diese Worte nachgesetzt, doch er traute sich nicht. Remus hatte keine Ahnung, was Sirius für ihn empfand. Es war zwar kein Geheimnis mehr zwischen den Marauders, dass Sirius auch auf Männer stand, dennoch hatte er sich nie getraut, den zweiten Schritt zu tun und Remus seine Gefühle zu offenbaren.
„Dann ruh dich ein bisschen aus und ich hole dich dann in einer Stunde zum Abendessen ab. Ich bezweifle zwar, dass du den Weg nicht mehr finden würdest, aber ich denke wir haben uns sehr viel zu erzählen.“ Genauso herzlich, wie sie sich begrüßt hatten, verabschiedeten sich die beiden Freunde und Sirius trat in sein Zimmer.
„Tief durchatmen, dann stehst du die Wochen auch durch, ohne ihm etwas zu sagen.“

Die Zeit schien wie im Flug zu vergehen und kaum hatte Sirius es sich einigermaßen gemütlich gemacht, als es schon an seine Türe klopfte.
„Und hast du schon Hunger?“ Vorsichtig steckte Remus den Kopf in das Zimmer.
„Wie ein Hippogreif.“ antwortete Sirius mit einem Lächeln. Alles erinnerte ihn an seine Schulzeit. Wie Remus die Frage stellte und seine Antwort, fast als hätte jemand die Zeit zurück gedreht.
„Na das muss ja Snape ganz schön gewurmt haben, das du hier ebenfalls arbeitet.“
Lässig zuckte Remus die Schulter. „Bestimmt, aber daran lässt sich nichts mehr ändern.
Und was ist mit dir? Kaum ist die Aurorenausbildung zu Ende, schon siehst du dich nach einem neuen Job um?“
Dieses Mal zuckte Sirius mit den Schultern. „Auror zu sein ist schön und gut, aber ich denke, das will und kann man nicht ewig machen. Sieh dir Mad-Eye an, er fängt mittlerweile an, hinter jeder Ecke Unheil zu sehen.“
Fast gleichzeitig fingen beide an zu lachen.
„Ich sehe schon, wir werden in den nächsten Wochen eine Menge Spaß haben.“

Doch war die nächste Woche voller Arbeit für beide und so war Sirius froh als es Freitag Abend war und er in Ruhe in seinem Sessel vor dem Kamin saß.
Fast die ganze Woche über hatte er Remus kaum gesehen, meistens bei den Mahlzeiten und, was ganz selten war, zwischen den Stunden.
Dabei war er sich nicht sicher, was für ihn schlimmer war. Die Momente wenn sie sich sahen, einander nahe waren, oder wenn er ihn nicht sehen konnte und doch seine Gedanken nur um ihn kreisten.

Erschöpft fuhr er sich mit der Hand durch die rabenschwarzen Haare. Wenn er doch nur wüsste, was das Richtige wäre, dann wäre alles einfacher. Würde er Remus sagen, was er für ihn empfand, könnte er ihn vor den Kopf stoßen und damit einen seiner wichtigsten Freunde verlieren. Doch was wäre, wenn Remus genauso empfand? Was, wenn er genauso wie Sirius unsicher war, wie er darauf reagieren würde?
Ein Klopfen holte ihn aus seinen Gedanke.
„Herein.“
„Da hab ich ja noch richtig Glück, dich wach zu erwischen.“ Beim Klang von Remus’ Stimme, sah Sirius hoch. Hemdsärmelig lehnte er in der Tür und sah ihn mit einem Schalk in den Augen an, den er nicht von ihm kannte.
„Wenn ich ehrlich bin hätte ich nicht gedacht, dass Unterrichten so anstrengend ist.“
Die Tür fiel hinter Remus ins Schloss. Langsam schlenderte er auf den freien Sessel zu. „Oh das hat nie einer behauptet. Dabei dachte ich du hättest Erfahrung mit gefährlichen Umständen.“
„Ich auch. Aber es macht Spaß, mehr als ich gedacht habe. Wenn mir Dumbledore einen Posten anbieten würde, ich würde ihn sofort annehmen.“
„Und dabei waren wir damals nicht anders als die Schüler heute. Zumindest du und James habt es den Lehrern teilweise richtig schwer gemacht.“
„Ja und du hast dich immer hinter den Büchern versteckt, weil du dein Grinsen verstecken musstest.“
Wieder erklang Remus helles Lachen und ein Schauer lief Sirius’ Rücken entlang.
„Wir waren schon ein Haufen. Ich würde uns gern erleben, wenn wir solchen Chaoten gegenüberstehen müssten.“
Unauffällig, damit Remus nichts bemerkte, griff Sirius hinter sich und packte das Kissen, das er sich in den Rücken gelegt hatte. „Du nennst mich einen Chaoten?“
„Jetzt tu nicht so schockiert. Du warst doch der Schlimmste.“
Kaum hatte Remus ausgesprochen landete ein Kissen in seinem Gesicht. Verdutzt saß er in dem Sessel und sah verwirrt auf das Kissen.
„Ist dir klar, dass das eine Kriegserklärung ist?“
Sirius hielt sich den Bauch vor lachen. „Eine Galleone für ein Bild von deinem Gesicht.“
Das Kissen traf Sirius an der Stirn und er verstummte.
„Das gibt Krieg.“
Und schon waren Beide auf den Beinen. Erst bewarfen sie sich nur mit den Kissen aus den Sesseln, dann fuhr Sirius größeres Geschütze auf. Er stürmte in sein Schlafzimmer, dicht gefolgt von Remus, der in der Tür stehen blieb. Sirius hatte sich die Kopfkissen gegriffen und hielt nun in jeder Hand eines.
„Tatze, das ist unfair.“
„Ach ja, du kannst ja versuchen, mir eines abzunehmen, dann stehen die Chancen gleich.“
„Oder du gibst mir freiwillig eines.“
Für eine Sekunde legte Sirius den Kopf schräg, so als würde er ernsthaft über den Gedanke nachdenken. „Nein, anders gefällt es mir besser.“
Doch kaum hatte Sirius ausgeholt, hatte sich Remus das Kissen geschnappt, das er reglos in der Hand gehalten hatte.
Wie zu ihren Hogwartszeiten flogen die Kissen durch das Zimmer und erst als diese platzen und sich Federn im ganzen Raum verteilten, ließen sie sich dort fallen, wo sie gerade standen.
„Wer hat gewonnen?“ Remus’ Atem ging stoßweise.
„Ich hab keine Ahnung, aber ich halte ein Unentschieden für sehr gerechtfertigt.“ Auch Sirius fiel das Sprechen schwer.
„Nun sieh dir an, was du mit deinem Schlafzimmer gemacht hast. Und worauf willst du nun schlafen?“
Sirius war aufs Bett gefallen und rollte sich nun zur Seite um über den Rand der Matratze zu Remus zu sehen, der auf dem Boden lag.
„Ach, ich vergaß. Du schläfst ja immer ohne Kissen.“
„Exakt.“ Erst in diesem Augenblick wurde Sirius klar, wo sie sich befanden. „Vielleicht sollten wir wieder rüber gehen.“
Remus richtete sich auf und lehnte sich gegen das Bett. „Ach und dabei ist es gerade so gemütlich.“
Der skeptische Blick von Sirius ließ ihn entschuldigend mit den Schultern zucken. „Oder um ehrlich zu sein, ich kann nicht aufstehen. Sonst brechen mir die Beine weg.“
„Dann bleib sitzen und ich beseitige mal eben dieses Durcheinander.“
Mit einem einzigen Wink seines Zauberstabes verschwanden die auf dem Boden liegenden Federn und auch die Kissenhüllen. Zwei neue erschienen fast im gleichen Augenblick am Kopfende.
„Das nenn ich Service.“
Remus streckte sich, um zu sehen, was Sirius meinte. „Genauso wie früher.“
„Warte mal, du hast da noch eine Feder in den Haaren.“ Sirius beugte sich zu Remus und zog vorsichtig eine weiße Feder aus seinem hellbraunen Haar. Das Gefühl, das sich auf seiner Haut ausbreitete, war unbeschreiblich. Gern wäre er Remus immer so nahe gewesen, um ihn zu fühlen, seinen Duft aufzunehmen und für immer in seiner Erinnerung einzuschließen.
„Das ist der Übeltäter schon.“ Wie ein kostbares Geschenk drehte Sirius die Feder zwischen seinen Fingern, sich der Nähe zu Remus nur zu bewusst.

Einmal deine Haut zu spüren, dich überhaupt zu berühren. Mein Herz würde zerspringen vor Freude dir endlich zeigen zu dürfen, was ich für dich empfinde.

„Küss mich, Sirius.“
Sein Herz raste. Hatte er gerade richtig gehört?
„Was?“
„Du hast mich verstanden.“ Remus Wangen hatten einen rötlichen Schimmer angenommen, doch war sein Blick fest auf Sirius’ Gesicht gerichtet und dieser verriet ihm, dass es kein Scherz war. Er konnte das Verlangen in seinen Augen sehen und es glich dem seinen so sehr, dass er fast erschrak.
All das kam ihm wie ein Traum vor, doch war er nicht so dumm, ihn einfach an sich vorbeiziehen zu lassen.
Er ließ sich neben Remus auf den Boden gleiten und nahm vorsichtig, als wäre es aus Glas, Remus Gesicht in seine Hände.
Wie lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet und nun wo es soweit war, schien die Welt stillzustehen. Er genoss die warme Haut und wie sich Remus in die Berührung lehnte, seine Augen geschlossen.
Dann war der Moment gekommen, seine Lippen berührten zaghaft und fragend Remus’. Er hatte Angst Remus würde es sich doch noch anders überlegen, doch anstatt sich von ihm zu entfernen, zog er Sirius näher an sich und erwiderte seinen Kuss fordernd.
Als wäre es das Natürlichste der Welt, glitten Remus’ Finger zu Sirius’ Hemd und öffneten seine Knöpfe. Er bekam eine Gänsehaut, als die Hände seines Freundes ihren Weg unter das Hemd bahnten und zärtlich über seinen Rücken strichen.
Wie in einer Zeremonie ließen sie gegenseitig ihre Hände über ihre Körper wandern, ihr Lippen den Körper des anderen erkunden und es schien in dieser Nacht nichts anderes zu geben, als sie beide. Sie genossen den Augenblick und liebten sich die ganze Nacht.

Als Sirius wach wurde, schlief Remus immer noch fest, den Kopf auf seiner Brust. All das schien ihm nur wie ein Traum und doch war es die Wirklichkeit. Zaghaft, um Remus nicht aufzuwecken, nahm Sirius eine Strähne seines Haares in die Finger. Ob er auch nur ahnte, wie wichtig er ihm war, wusste er nicht.
„Noch eine Feder?“
Ertappt zuckte Sirius zusammen.
„Du kannst ruhig weiter machen, nicht dass es mir was ausmachen würde, wenn du mir den Kopf kraulst.“ Er brauchte Remus’ Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass er lächelte.
„Nanu, du sagst ja gar nichts.“
„Ich bin nur sehr glücklich. Dass es jemals so kommen würde... Aber wieso hast du nie etwas gesagt Moony?“
Das Lachen ließ Remus’ Körper erbeben und Sirius’ Körper erschauerte.
„Du hast mir auch nie gesagt, was du für mich empfindest. Es hätte gestern Nacht auch anders kommen können für mich.
Aber sagen wir es mal so, manchmal reichte eine Berührung, um zu wissen, was der andere fühlt.“
Er warf ihm einen vielsagenden Blick zu und griff vom Nachttisch die Feder, die Sirius ihm aus den Haaren gezogen hatte und drehte sie einige Male zwischen seinen Fingern, bevor er sie über Sirius’ Brust streichen ließ. Eine Gänsehaut zog sich über Sirius Haut und es fiel ihm schwer ruhig zu bleiben.
„Was denkst du? Ob uns die Kollegen vermissen werden, wenn wir nicht zum Frühstück kommen?“ Sirius schnappte sich die Feder und hielt sie gegen die Schulter seines Freundes und blies leicht darüber, das bei Remus, dasselbe auslöste wie bei ihm.
„Lassen wir es darauf ankommen.“ Mit diesen Worten zog Remus ihnen beiden die Decke über den Kopf und gemeinsam versanken sie in einem nicht enden wollenden Kuss.

Antike Runen
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von Padfoot201182

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:36

Das Ende und der Anfang

Das Ende

Sirius lag mit seinem Kopf in Remus' Schoß, der ein Buch vor sich hielt und las. Schon den ganzen Tag überlegte er, wie er seinen Freund darauf ansprechen sollte, vor allem rann ihm langsam die Zeit weg.
Er verlagerte seinen Kopf etwas, so dass er Remus besser ansehen konnte. Dabei ließen Remus Finger seine langen, schwarzen Haare nicht eine Sekunde los.
„Was ist denn?“ fragte Remus. Er hatte gemerkt das Sirius etwas auf der Seele brannte. In der Beziehung konnten sich beide nichts vormachen, seit sie ein Paar waren.

Es war ihr letztes Jahr in Hogwarts. Remus und Sirius waren seit fast zwei Jahren zusammen. Was zu Anfang nur ein kleines Tête-a-tête war, entwickelte sich bald für die jungen Männer zu einer ernsthaften Beziehung, die am Anfang belächelt, später aber akzeptiert wurde.
Etwas womit keiner von beiden je gerechnet hätte.

„Also?“ Remus hatte das Buch weg gelegt, ein eindeutiges Signal, dass er zuhören würde und dennoch zögerte Sirius. In den letzten Tagen war eine Veränderung mit ihnen vorgegangen, die er nicht richtig erklären konnte und die nicht positiv war. War dies der richtige Zeitpunkt?
Wie um sich selber zu beruhigen sah Sirius in Remus Augen. Die Augen die ihm immer das Gefühl vermittelt hatten, er wäre das Wichtigste in der Welt, die ihm die Liebe gaben, die er dachte nie zu bekommen. Sein Herz klopfte schneller, denn er suchte nach genau diesen Dingen, doch er fand sie nicht. Sie hatten etwas anderem Platz gemacht, etwas, das er nicht kannte.

„Sirius, was ist denn nun mit dir los. Sag doch endlich was du zu sagen hast.“ Es war untypisch für ihn ungeduldig zu sein und das beunruhigte Sirius noch mehr. Doch nun konnte und wollte er nicht mehr zurück. Dieses Mal würde er Remus es sagen, koste es was es wolle.
„Na gut. In einigen Wochen ist ja der Abschlussball und ich nahm das zum Anlass...“
„Darüber haben wir doch schon gesprochen oder nicht?“ War Remus wütend auf ihn? Hatte er etwas getan, das ihn verletzt hatte? Sirius schüttelte leicht den Kopf. Nein, da war nichts, was ihn hätte verletzten können. Doch warum war dann Remus so reizbar?
„Darum geht es nicht Remus. Was ich eigentlich sagen wollte, ist, ich würde gern nach der Schule mit dir zusammen ziehen.“
Sirius hatte sich auf gesetzt. Er war ein ganzes Stück größer als sein Freund und sah dadurch zu ihm hinunter. Er erwartete Freude oder Zustimmung, doch erneut erkannte er etwas in Remus Gesicht, das er nicht von ihm kannte.
Er redete sich ein, es wäre reine Überraschung, die ihn sprachlos machen würde. Deswegen fuhr er fort.
„Natürlich hab ich mir auch Gedanken darüber gemacht, wo. Ich habe zwei Wohnungen gefunden. Natürlich nichts Großes für den Anfang. Die eine ist in Hogsmead, in der Nähe der Heulenden Hütte. Die andere Wohnung ist in der Nähe von St.Mungos. Ich wollte dir die Entscheidung überlassen, schließlich musst du wissen, was dir lieber ist. Ob ich bei dir bin oder Heiler aus dem St.Mungos.“

Immer noch starrte Remus Sirius ungläubig an. „Ist das dein Ernst?“
Ein Grinsen schlich sich auf Sirius Gesicht. Anscheinend hatte er sich doch zu viele Sorgen gemacht.
„Ich hatte gehofft du würdest dich freuen.“
Ungehalten stand Remus auf. „Nun das wäre dann schon wieder zuviel gesagt.“
Verständnislos blickte Sirius zu Remus, der wie ein eingesperrtes Tier von rechts nach links lief. Obwohl er immer der Schmächtigste gewesen war, schien sein Körper den ganzen Raum auszufüllen.
„Was willst du mir damit sagen?“ Unsicher war Sirius auf seinen Platz nach vorne gerückt. Konnte er sich so in Remus getäuscht haben? Doch wieso sollte er jetzt auf einmal so reden.
„Das es eine ganz dumme Idee wäre Sirius. Das will ich dir damit sagen.“

Nun war auch Sirius auf den Beinen und stellte sich in Remus Weg. „Könntest du auch die Güte haben mir zu sagen, was daran so verkehrt wäre?“
Remus versuchte an Sirius vorbei zu gehen, doch Sirius packte ihn an den Handgelenken und zwang ihn so, stehen zu bleiben.

„Was hab ich getan, das du auf einmal so mit mir redest Moony?“
Für wenige Sekunden hatte er das Gefühl wieder den alten Remus vor sich zu haben, doch dann war dieser Augenblick auch wieder vorbei und bevor Sirius begriff, hatte er sich befreit.
„Nichts. Aber ich denke, es wäre unangebracht, wenn wir nach der Schule zusammen ziehen würden.“
„Warum nicht? Lily und James suchen sich auch eine Wohnung, was wäre bei uns anders?“
„Lily und James sind auch ein Paar.“ schrie Remus.
Die Worte trafen Sirius wie ein Schockzauber. Was in Merlins Namen hatte das zu bedeuten? Waren sie denn kein Paar? Was war denn mit den letzten Wochen und Monaten. Die Momente die sie mit einander verbracht hatten. War das alles wirklich nur ein Spiel gewesen?

„Aber wieso...“
Remus war auf die andere Seite des Raumes zu gestürmt und kam nun mit einem Packen Pergamente wieder. „Weißt du, was das ist?“
Verwirrt schüttelte Sirius den Kopf.
„Das sind meine Bewerbungen. An alle möglichen Institute des Landes, ja sogar im Ausland habe ich mich beworben. Sie sind alle wieder zurück gekommen. Alles, ausnahmslos. Und kennst du die Begründung?
Weil ich ein Werwolf bin. Ein Gott verdammter Werwolf. Was denkst du, wie stehen meine Chancen eine Ausbildung zu finden, wenn noch heraus kommt das ich ein schwuler Werwolf bin? Kannst du mir das mal sagen?“

All das verletzte Sirius zu tiefst. Das war der Grund, warum Remus sich immer weiter von ihm zurück gezogen hatte, wieso er sich ihm gegenüber so verhielt.
„Ist das dein letztes Wort?“
Remus antwortete nicht. Es war das letzte Mal für einige Jahre, das sie mit einander sprachen.
[b]Der Anfang[B]

5 Jahre später

„Sicher haben wir uns das gut überlegt Sirius. Wen sollten wir sonst als Harrys Paten nehmen?“ Sirius lag auf der Couch, Harry schlafend auf seiner Brust.
„Na vielleicht einen der anderen. Lily sagte mir, dass Remus sehr oft bei euch sei. Und Peter wäre da ja auch noch.“
James nickte. „Sicher sind das auch meine Freunde, aber nicht mein bester.“
„Wann ist denn die Taufe?“ Sirius blickte von dem schlafendem Harry zu seinem Freund, der in einem Sessel saß. Seit Sirius für das Ministerium arbeitete, hatten sich beide nur noch selten gesehen, doch musste er zugeben, das er sich kaum verändert hatte. Wieder strubbelte James sich durch die Haare und zog die Stirn kraus. Ein eindeutiges Zeichen, dass er nachdachte.
„Oh man, frag mich das noch mal, wenn Lily dabei ist.“
Das bellende Lachen das sich aus Sirius Kehle entrang ließ Harry auf seiner Brust beben.
„Wo wir gerade bei deiner wunderbaren Frau sind, die du gar nicht verdienst, wo ist sie eigentlich? Ich dachte, sie wollte mitkommen?“

Harry wurde wach und Sirius richtete sich auf, um ihn besser halten zu können. Dabei entging ihm nicht, dass James verzweifelt durch das Zimmer sah.
„Also, ja. Puh, da war was, was sie nicht aufschieben konnte.“
„Remus ist zu Besuch.“ Ein Nicken von James als Antwort.
„Sag mal Padfoot, wann willst du eigentlich wieder mit ihm reden?“
Seine sonst so strahlend blauen Augen verdunkelten sich, als er seinen Blick auf James richtete.
„Es ist nur eine Frage. Schließlich wird er auch zur Taufe erscheinen und ich fände es, nun ja, nicht unbedingt eine entspannte Atmosphäre wenn ihr euch die ganze Zeit anschweigt.“
„Eher gefriert die Hölle, als das ich mit ihm rede.“
„Oh du sturer Hund. Kannst du jetzt, selbst nach fünf Jahren, seine Beweggründe nicht nach vollziehen?“
„Doch James, das kann ich und deswegen fällt es mir so schwer, denn ich hätte anders gehandelt.“
Ungehalten schnaufte James und winkte ab. „Nein, Sirius. Das hättest du nicht, denn du bist kein Werwolf. Du weißt nicht, wie das ist, wenn man wegen etwas verurteilt wird, wofür man keine Schuld trägt.“

Ein knatschender Laut unterbrach ihre Diskussion.
„Bitte, fang nicht wieder an James. Ich will darüber nicht mehr reden.“

Oft hatte James versucht, mit ihm darüber zu reden und jedes Mal kamen die alten Gefühle wieder hoch, die er dachte, so gut unter Kontrolle zu haben. In diesen Augenblicken erschienen die ganzen Moment vor seinen Augen, die er zusammen mit Remus verbracht hatte. Wenn sie heimlich in der Bibliothek unter den Tischen Händchen hielten oder Sirius Remus zwischen zwei Stunden in eine heimliche Ecke des Schlosses zog, nur um seine Lippen zu spüren.
Und wieder hatte er die Dämonen heraufbeschworen, die ihn so quälten. Fünf Jahre waren vergangen und in all der Zeit hatte es für Sirius nur Remus gegeben. Sicherlich hatte er sich mit dem einen oder auch der anderen getröstet, doch nie war ihm jemand begegnet, der Remus auch nur ähnelte. Denn ersetzen würde ihn keiner können.

„Vielleicht schafft ihr es wenigstens Hallo zu sagen. Denk dran Sirius, es geht um Harry.“
Wütend funkelte Sirius seinen Freund an. „Als wenn ich das nicht wüsste.“


Zwei Wochen später

„Ich bin der festen Überzeugung, dass du einen Wasserschutz-Zauber gesprochen hast.“ Lily stand neben Sirius, der, wie immer wenn sein Pate in der Nähe war, auf seinem Arm schlummerte.
„Vielleicht sollten wir ihn hinlegen, er ist bestimmt ganz geschafft. Der Tag war bisher sehr aufregend.“
„Lenk ruhig ab, Paddy, aber eines weiß ich, ich habe Recht.“ Perlweiße Zähne blitzen auf als Sirius sie angrinste und sich mit Harry aus dem Zimmer stehlen wollte. In der Tür stieß er allerdings mit jemanden zusammen.
„Oh, Entschuldigung.“ Sirius war bereits im Begriff weiter zu gehen, als ihn eine ihm bekannte Stimme zurück hielt.
„Verlässt der Ehrengast bereits die Feier?“
Sein Herz raste wie verrückt, sein Atem wurde schneller. Langsam hob er den Blick von Harry und richtete ihn auf Remus.
Hin und wieder hatte er Bilder von ihm gesehen, wenn er bei Lily und James war, doch als er ihm nun gegenüber stand, stockte ihm der Atem. Remus war immer noch kleiner als er, dennoch nicht mehr ganz so schmächtig. Seine Haut hatte einen gesunden Braunton und seine Haare waren für seine Verhältnisse eigentlich schon zu lang. Ein kleines Ziepen in der Brust erinnerte Sirius daran, dass er Remus damals gebeten hatte, sich die Haare wachsen zu lassen.

Zu seiner größten Verwunderung sah Remus ihn mit einem Funkeln in den Augen an, das er nicht erwartet hatte.
„Remus.“
„Also was ist, will der Kleine nicht noch etwas bleiben?“
Behutsam streckte Remus seine Hand nach der Wange von Harry aus und strich ihm vorsichtig mit seinen schlanken Fingern über die Wange.
„Wenn du magst, kannst du ihn ja nehmen, er ist sehr müde.“
„Oder du leistest mir mit ihm etwas Gesellschaft. So wecken wir ihn nicht auf.“

Sirius war zu überrascht etwas zu sagen, mit vielem hätte er gerechnet. In den letzten zwei Wochen war ihm diese Begegnung immer wieder durch den Kopf gegangen, doch dass es so ausgehen würde, sicher nicht.
„Wenn es dir recht ist?“
„Sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen. Wollen wir vielleicht in den Garten? Denn wenn ich ehrlich bin, hier drin sind mit irgendwie zu viele Leute.“
Der Raum war wirklich überfüllt, also schien es keine Ausrede zu sein und so, ohne darüber nach zu denken, nickte Sirius und folgte Remus nach draußen.

„Du siehst gut aus.“ Sirius wollte sich schon auf die Zunge beißen, als Remus sich mit einem Lächeln zu ihm umdrehte.
„Das Gleiche habe ich mir vorhin auch gedacht, als ich dich gesehen habe.“
„Oh, danke.“
„Du hast dir die Haare weiter wachsen lassen, oder?“
Remus deutet auf Sirius Haare, die ihm bis auf die Hüfte fielen. „Ehm, ja. Ich sah irgendwie keinen Grunde alte Gewohnheiten abzulegen, nur weil ich fürs Ministerium arbeite.“
„Es steht dir.“
Mittlerweile war es Sirius mehr als unbehaglich, hier mit Remus zu sitzen und Komplimente auszutauschen.
„Ich hab gehört du wirst bald als Lehrer an einer Schule anfangen?“
Remus hatte sich auf der Bank zurück gelehnt und sah hoch in den Himmel.
„Das hab ich Dumbledore und noch jemandem zu verdanken. Er hat sich sehr für mich eingesetzt tja und nun hab ich endlich einen kleinen Erfolg durchbringen können.
Leider machen einige Personen aus dem Ministerium es mir immer noch schwer ... aber ich hab schon Schlimmeres durchgemacht.“
„Das mit dem Ministerium habe ich mit bekommen, so eine Verrückte. Umbridge heißt sie, oder?
Leider arbeite ich in der falschen Abteilung.“
Wieder erschien dieses Lächeln auf Remus' Gesicht. „Nun, dass du zu meiner Rettung eilen würdest, damit hab ich nicht gerechnet.“
„Ich versteh nicht.“ Harry war mittlerweile wieder wach und Sirius versuchte ihn zu beschäftigen.
„Nun ja, nachdem was ich damals getan hab, dachte ich eher es würde dich freuen zu hören, wenn auch mal was bei mir nicht klappt.“
Fast schon entsetzte ruckte Sirius’ Kopf herum. „Das hast du mir wirklich zu getraut, das ich dir was Böses gönnen würde? Nun, dann kannten wir uns wohl doch nicht so gut, wie ich immer dachte.“
„Entschuldige, das war nicht so gemeint. Doch hätte ich schon damit gerechnet das du wenigstens etwas Schadenfreuden zeigen würdest. Statt dessen erfahre ich, dass du, obwohl du in einer anderen Abteilung arbeitest, dich für mich eingesetzt hast.“

Voller Unbehagen stellte Sirius fest wie ihm die Röte ins Gesicht schoss. „Woher weißt du es? Ich hab es niemandem erzählt.“
„Mittlerweile müsstest du doch wissen, dass Dumbledore alles erfährt.
Aber ich danke dir, Sirius. Von ganzem Herzen.“

„Hier draußen seit ihr. James hat sich schon Sorgen gemacht, seine Eltern wollen gleich gehen und sich vorher noch von dem Kleinen verabschieden.“ Lily kam auf die beiden zu und nahm Harry Sirius ab.
„Lasst euch nicht stören, ich bin schon wieder weg.“
Harry knatschte, so wie er immer knatschte, wenn man ihn von seinem Paten wegholte.

„Nun dann werde ich auch mal gehen. Harry ist weg und du hast ja bestimmt nun gesagt, was du wolltest.“ Das rote Haare von Lily war noch nicht ganz im Haus verschwunden als Sirius ihr folgen wollte.
Fast erschrocken fuhr er zusammen, als er Remus' Finger um sein Handgelenk fühlte.
„Warte. Ich wollte dir noch etwas sagen.“ Langsam drehte sich Sirius um und sah in die hellbraunen Augen, die er so lange so schmerzlich vermisst hatte.
„Weißt du die letzten fünf Jahre waren einfach grausam und mit jedem Tag, der dahin gegangen ist, habe ich gemerkt, was ich mir selbst damals angetan habe. Oft hab ich mir gewünscht, dass du da wärst, um mir beizustehen und auch Erfolge zu feiern.
Doch du warst nicht da und das nur, weil ich damals falsch reagiert habe.“

Konnte es wahr sein was er da gerade hörte? Hatte sich Remus sich bei ihm entschuldigt? Und wenn dem wirklich so war, was hatte es zu bedeuten.
„Was ich eigentlich sagen will Sirius, Padfoot, ich hab dich in den Jahren sehr vermisst und ich vermisse dich immer noch.“
„Und das soll ich dir nun glauben?“ Bei diesen Worten schrie alles in Sirius danach, sie nicht zu sagen, denn er glaubte sie. Nicht weil er es wollte, sondern weil Remus ehrlich zu ihm war.
„Wenn du mir das nicht glaubst, dann vielleicht das hier.“ Bevor Sirius reagieren konnte, hatte Remus sein Gesicht in die Hände genommen und küsste ihn mit einer Leidenschaft, die Sirius den Atem raubte.
Er fühlte die Liebe und Zuneigung die Remus für ihn hatte und die ganzen Jahre nie ausleben konnte und er spürte auch, wie seine Mauer brach. Als wären sie nie getrennt gewesen, schloss er Remus in die Arme und presste ihn an sich und versank in diesen Kuss, auf den er seit fünf Jahren wartete.

„Was hast du eigentlich zu Remus gesagt, dass er doch wieder mit Sirius geredet hat?“ James stand zusammen mit Lily am Fenster und sie sahen hinaus in den Garten, wo ihre beiden Freunde ihre Widervereinigung feierten. Harry hatten sie ins Bett gebracht.
„Nun ja, ich sagte, dass Sirius schon längst über seinen Schatten gesprungen wäre, aber er nicht wüsste, wie, und dass er noch nie die richtigen Worte gefunden hat.“
„Aber Lily, Sirius wollte nicht über seine Schatten springen.“ Mit einem Lächeln trat Lily auf James zu und gab ihm einen Kuss auf die Nase.
„Du weißt das und ich weiß das, aber die beiden nicht.“

Antike Runen
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von Grünauge

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:38

Bittere Schokolade



Mein Name? Mein Name spielt keine Rolle.
Ich werde ihn genauso wenig verraten, wie ich verraten werde, was ich getan habe.
Sie warten alle darauf, ich weiß es. Ich sehe es ihnen an! Sie meinen, wenn sie kommen, so schrecklich sauber und adrett in ihren blütenweißen Kitteln, wenn sie freundlich grinsen, mit flinkem Ruck die Vorhänge aufziehen und mich dabei anschauen, als sei es nun ihr Verdienst, dass die Sonne in dieses kleine Zimmer scheint, von dem sie sagen es sei meines, dann, so glauben sie, könnten sie mir vielleicht einige Geheimnisse entlocken. Aber sie täuschen sich. Sie sind ja so dumm! Ihnen werde ich nie etwas erzählen, nie.
Es gibt nur einen, dem ich es gerne erzählt hätte.....und der ist tot. Tot ist er, dieser elende Kerl, und hat mir meine Genugtuung genommen! Wie gerne hätte ich ihm dabei ins Gesicht gesehen! Hätte ihm erzählt, dass ich diejenige war, die hinter alldem steckte, dass ich diejenige war, die ihn und seine verdammten Freunde zerstört hat! Ich, die er mich damals mit ihrer Hilfe verdrängt und vergessen hat. Aber ich habe ihn nie vergessen, nie!
Jeden Tag war ich bei ihm.
Jeden Tag.

Der junge Dr. Kohima ist ein schlauer Hund.
Er wittert etwas, ich weiß es. Dauernd verfolgt er mich, versucht in meinen Geist einzudringen, stellt mir Fragen oder hält mir diese seltsamen Bilder unter die Nase. Ich tue dann immer ganz freundlich und entgegenkommend, ja, das verwirrt ihn! Weil ihm seine Intuition etwas ganz anderes sagt, etwas, was ihm Angst einjagt.....
Doch selbst wenn er etwas ahnen sollte – es wird ihm nichts nützen, er hat keine Chance.
Dr. Jefferson wird ihm nicht glauben. Und Dr. Jefferson ist der große Boss.
Ein Walross – Groß, plump und selbstgefällig, mit einem autoritär anmutenden grauschwarzen
Vollbart....aber in Wirklichkeit ist er ein Wicht, wie alle anderen auch.
Ich könnte jederzeit weglaufen, sie würden mich nicht kriegen, niemals, aber wieso sollte ich?
Das Essen ist gut und man hat, bis auf wenige Ausnahmen, seine Ruhe.

Außerdem werde ich heute Nacht sterben.

Genau um Mitternacht wird mein Herz zu schlagen aufhören. Das habe ich so beschlossen. Und dann ist sowieso alles egal.



Ein leises Klopfen an der Tür. Der Zaghaftigkeit nach zu schließen ist es die Neue.
„Herein“ sage ich tonlos.
Ich habe Recht gehabt, es ist die Neue. Schon streckt sie vorsichtig ihren blondgelockten Schädel durch die Schiebetür.
„Mögen Sie das Dessert nachher lieber mit Vanille- oder Schokoladenüberzug, Mrs. Nightingale?“ flötet sie.
„Mit Schokolade.“
„Es ist aber dieses mal wieder mit dieser schwarzen Bitterschokolade....“
„Um so besser.“
„Sehr wohl, Mrs. Nightingale.“ piepst sie freundlich und ist so schnell wieder verschwunden, dass sie mein verächtliches Lächeln nicht mehr sieht.
Mrs Nightingale.....Diesen Namen durfte ich mir irgendwann aussuchen, nachdem mir partout mein richtiger Name nicht mehr ,einfallen’ wollte. Das war Jeffersons Idee. Irgendwie müssen sie mich ja nennen.
„Nightingale.“ habe ich gesagt. „Honoria Nightingale möchte ich heißen.“
„Oh, wie schön.“ haben sie gesagt.
Diese Narren.




Ich bin allein.
Essen gibt es erst in einer knappen Viertelstunde.
Ich starre aus meinem vergitterten Fenster und frage mich, wo die Nachtigallen im Winter sind - ich habe mich nie darum gekümmert. Nur einmal im Leben habe ich mich um eine Nachtigall gekümmert.....
und das ist lange her.

Es wirkt alles so still da draußen.
Der Schnee hängt schwer in den nackten Zweigen, die über dem gefrorenen Bach vor sich hintropfen und der Himmel ist von einem herausfordernden Blau, weit und leer wie das Loch in meinem Herzen.
Meine Rache ist gelungen, genau nach Plan.
Und doch ist es nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe.


Ich habe ihn zertreten.
Wie eine Küchenschabe habe ich ihn zertreten.
Ich habe ihn nicht getötet, ich habe mehr getan als das: Ich habe ihn zerstört. Ich habe ihn über den Tod hinaus zerstört!
Sie haben sein Grab geschändet. Mit Genuss hab ich es erst letzten Samstag wieder im Tagespropheten gelesen.
Ja, gelacht habe ich! Gelacht!
Er hat es verdient.
Sie alle könnten heute noch leben. Aber es geschieht ihnen recht, dass sie so früh sterben mussten, sie haben ihn gegen mich aufgehetzt. Schon immer waren sie gegen mich, von Anfang an!
Doch sie haben nicht geahnt, wozu ich fähig bin.
Arglos haben sie mir den Rücken zugedreht, nie im Leben damit gerechnet, daß von mir eine Gefahr drohen könnte.......
Doch mich demütigt man nur einmal.
Mich wirft man nicht so einfach fort, wie einen kaputten Zauberstab! Mich nicht!!
Oh, ich bin schlau.
Schlauer als sie alle zusammen.


Darum hat er sich damals ja auch in mich verliebt.
Denn auch er war klug - und die Klugen erkennen einander.
Auch wenn er seinerzeit in Hogwarts nicht die besten Schulnoten hatte. Doch was sind schon Schulnoten! Er war klug auf eine andere, unauffälligere Weise. Er besaß Phantasie und Einfühlungsvermögen. Und er hatte eine Eigenschaft, die man heute sehr selten findet: Er konnte zuhören.
Im Gegensatz zu seinen angeberischen Freunden hielt er sich nicht für den Nabel der Welt.

Schon als wir uns das erste Mal begegnet sind, wusste ich Bescheid; sah ich, dass er etwas ganz Besonderes war.
Mag sein, er wirkte unscheinbar. Unscheinbar für diejenigen, die nicht sehen können. Die immer nur das sehen, was alle sehen, das Vordergründige und Oberflächliche, die breiten Schultern von James Potter oder das strahlende Grinsen von Sirius Black.
Ja, darum scharrten sie sich, diese dummen Mädchen, diese Evans und Prewetts und Thompsons und wie sie alle hießen, wie gackernde Hühner um zwei aufgeplusterte Gockel.
Aber ihn sahen sie nicht.
Bemerkten nicht, wie sich das helle Gletscherblau seiner Augen in ein geheimnisvolles Rauchblau verwandeln konnte, wenn er in Wut oder Erregung war. Achteten nicht auf seine Bewegungen, lautlos und geschmeidig, ein bisschen wie ein Raubtier, ein bisschen wie ein Fisch.
Und gewahrten nie die Form seiner Wangen, wie sich seine Haut straff über die Knochen spannte... – und dass es wunderschöne Knochen waren. Ich mochte das - seine Magerkeit, seine Blässe. Er war sehr mager damals, vielleicht wirkte deswegen auch seine Nase so spitz....aber ich mochte seine Nase. Ich fand sie edel. Ebenso wie sein Gemüt.
Er war ein Rohdiamant - und ich war diejenige, die ihn entdeckt hatte.

Nun, viele Jahre später, reiben sich alle ungläubig die Augen, diese erbärmlichen Dummköpfe – reiben sich die Augen und fragen sich, wie man so einem nur vertrauen, ihn gar zu einem Geheimniswahrer machen konnte.
Dabei ist die Wahrheit lächerlich einfach:
Man vertraute ihm, weil er des Vertrauens würdig war.

Dank meiner Hilfe wird er nun allerdings in die Geschichte der Zauberei eingehen als der größte Verräter und Feigling, den es je gegeben hat.
Und niemanden wird es noch interessieren, niemand wird glauben wollen, dass alles einmal ganz anders war.
Ja, mein Plan ging auf.... es wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass man sein Grab schändet und bei seinem Namen ausspuckt.
Doch niemand wird je die Wahrheit herausfinden, weil außer mir niemand diese Wahrheit kennt.



Es klopft erneut.
„Mrs. Nightingale? Ihr Abendessen!“
„Danke.“
Schon wieder die Blondgelockte, wie immer adrett und appetitlich anzusehen in ihrem gestärkten, faltenfreien Kittel, den rosa Wangen und dem genormten Allerweltslächeln.
Noch appetitlicher freilich das, was auf ihrem Tablett steht: Hähnchenfleisch und Reis mit Currysoße, mein Leibgericht. Und als Nachtisch das von mir gewählte Dessert aus schwarzer Schokolade.
Und doch habe ich keinen Hunger.
„Mit Schokolade, wie Sie´s gewünscht haben, Mrs. Nightingale.“ lächelt sie, deren Namen ich mir nie merken kann, und stellt das Tablett auf den Tisch.
„Ja, gut.“ sage ich.
Dies wird also meine Henkersmahlzeit sein, das letzte, was ich essen werde.
Wenn ich es überhaupt essen werde.
„Und Dr. Kohimar würde gerne noch eine Visite machen, Mrs. Nightingale.”
„Sagen Sie ihm, lieber morgen, wenn´s recht ist. Ich möchte heute bald schlafen gehen und nicht mehr gestört werden. Sie können das Geschirr morgen früh abholen.“
Und da werde ich längst tot sein.
„Geht in Ordnung, Mrs. Nightingale, ich werde es ausrichten. Guten Appetit und schlafen Sie wohl!“

Da geht sie hin. Das letzte Mal, das wir uns gesehen haben. Nicht, dass ich es bedauern würde:
sie ist eine recht langweilige Person. Aber sie war immer nett zu mir...und sie ist nun mal der letzte Mensch, der mich lebend gesehen haben wird. Der letzte Mensch, den ich gesehen habe. Das ist ein komisches Gefühl.
Ich höre, wie sich ihre klappernden Schritte draußen im Flur entfernen.
Noch hätte ich Gelegenheit.....wenn ich jetzt sofort aufstünde und nach ihr riefe, würde es vielleicht
noch langen, um........
Aber ich stehe nicht auf und rufe nicht. Natürlich nicht.
Ich habe mir geschworen, nie etwas zu sagen. Und was ich mir geschworen habe, das halte ich auch.




Wieder wandern meine Augen nach draußen, wo sich ein klarer, sonniger Wintertag allmählich verabschiedet.
Noch glitzert der Schnee in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne, bevor die Dämmerung alle Farben verschluckt.
Mein Rohdiamant......
Ich weiß nicht mehr genau wann und wie es angefangen hat, dass er sich von mir abwandte.
Ich weiß nur, dass wir anfangs unzertrennlich waren. Tag und Nacht waren wir zusammen, jede freie Minute verbrachten wir miteinander.
So wäre es auch geblieben – wenn sie nicht gewesen wären.
Immer öfter suchte er sie auf....diese Herumtreiber, diese Banausen!
Bis heute verstehe ich nicht, was er an ihnen fand. Ich hätte ihm soviel mehr bieten können, soviel! Doch je mehr ich versuchte, ihn von ihnen fern zu halten, desto mehr zog es ihn zu ihnen hin.
Er war völlig geblendet von ihnen.
Das sagte ich ihm auch, aber er hörte nicht auf mich. Stattdessen warf er mir die lächerlichsten Dinge an den Kopf. Dass ich krankhaft eifersüchtig und besitzergreifend sei! Als ob das damit etwas zu tun hätte!
Und dann all dieses Geschwätz von wegen, dass er seine Freiheiten bräuchte und solch dummes Zeug.
Wozu Freiheit, wenn er doch mit mir zusammen sein konnte!
Wir stritten uns immer öfter. Und dabei hatten wir uns doch vorher nie gestritten! Wir waren uns doch immer, immer einig gewesen! Es kam mir vor, als sollte ich nun wieder aus dem Paradies vertrieben werden, in das ich doch zum ersten Mal in meinem ganzen Leben Einlass erhalten hatte.


Ich wusste, dass sie vorhatten Animagi zu werden, aber ich wollte es aus seinem Munde hören.
„Ihr habt Euch wieder heimlich getroffen?“ stellte ich ihn eines Tages zur Rede, nachdem ich ihn am Portal abgepasst hatte, als er gerade leise wieder ins Schloss geschlichen kam.
Er sah mich nur unwillig an, sagte aber nichts.
„Was habt ihr vor? Sag es mir!“ forderte ich ihn auf und versperrte ihm den Weg.
Er runzelte die Stirn.
„Das kann ich dir nicht sagen.“ antwortete er schließlich, ruhig, aber bestimmt, während er Anstalten machte, an mir vorbeizugehen. Aber ich hielt ihn fest.
„Ihr wollt dem Werwolf helfen, stimmt´s?“ flüsterte ich.
Er wurde blass, sah aber wohl sofort, dass es keinen Zweck hatte, zu lügen.
„Woher weißt du das....dass er ein...?“ stotterte er und ich sah förmlich, wie es in seinem Hirn fieberhaft arbeitete.
Doch ich ging nicht näher auf seine Frage ein.
„Ich weiß es eben.“ sagte ich, ohne ihn loszulassen. „Was habt ihr vor?“
„Hey, du tust mir weh!“
„Sag mir, was habt Ihr vor?“
„Ich kann es dir nicht sagen....tut mir leid.“ antwortete er und biss sich auf die Lippen, wie zum Zeichen, dass ich aus seinem Munde nie etwas erfahren würde.
„Du kannst es mir nicht sagen? Warum nicht? Du kannst mir alles sagen!“
Er seufzte und sah mich mit einer Mischung aus Unwilligkeit und Bedauern an.
„Ich habe es ihnen versprochen, dass ich niemandem etwas verrate.“
„Nicht einmal mir?“
„Nicht einmal dir.“
Damit riss er sich los und lief ohne noch ein weiteres Wort davon.

Schon damals fühlte ich, dass nun das Ende eingeläutet wurde.
Die Vertreibung aus meinem Paradies.........




Es ist alles andere als leicht, ein Animagus zu werden.
Ich gebe zu, ich hätte es ihnen nie zugetraut, aber mit viel Übung bekamen sie es hin.
Dabei wunderte ich mich nicht im Geringsten, als Potter sich einen eindrucksvollen Hirsch und Black einen großen schwarzen Hund aussuchte. Das passte zu den beiden Angebern! Hauptsache groß oder gefährlich.
Ihr ergebener Gefährte hingegen war ‚nur’ eine unscheinbare Ratte. Schließlich musste ja auch jemand klein genug sein, um unter der peitschenden Weide hindurchzukommen und den Knoten zu berühren, der sie erstarren lässt: Sonst wären sie gar nie in die Heulende Hütte gekommen, die nun zu ihrem Geheimversteck wurde. Doch ihm war es gleich, welch ein Tier er war. Er hatte es nicht nötig, sich so aufzuplustern wie sie.
Dabei bedarf es einer viel größeren Zauberkraft, sich in ein Tier zu verwandeln, dass sich in Größe und Umfang so extrem von der eigenen menschlichen Figur unterscheidet. Deshalb, und weil er einfach auch viel später mit dem Üben angefangen hatte als sie, brauchte er auch am längsten, bis ihm diese Verwandlung gelang. Später prahlten sie dann, sie hätten ihm dabei geholfen....diese Maulhelden!
Als ob man jemanden bei so etwas helfen könnte!!!
Sie haben ja in ihrem Leben wahrhaftig viel Unsinn verzapft, aber das war mit Abstand das Dümmste, was sie je von sich gegeben haben! Ihr Glück nur, dass die wenigsten Menschen es richtig beurteilen oder nachprüfen können, aber wer sich auskennt, der weiß: Neben Mut –die meisten Animagi stammen aus Gryffindor, ich selbst bin als Ravenclaw eher eine Ausnahme gewesen- erfordert die Verwandlung zum Animagus vor allem drei Fähigkeiten:
Konzentration, Phantasie und ein gutes Gespür für den eigenen Körper.
Nichts davon ist so einfach zu erlangen, als dass man es sich schnell mal bei seinem Sitznachbarn abgucken könnte! Auch Erklärungen und Theorien helfen da nicht weiter. Das sind Fähigkeiten, die hat man entweder, oder man hat sie eben nicht.
Niemand weiß das besser als ich, denn das Tier, das ich mir für mich ausgesucht hatte, gehört zu den schwierigsten Animagusgestalten überhaupt: Eine Zecke.

Ich hatte schon als Kind überdurchschnittlich starke mentale Fähigkeiten; die brauchte ich auch, um zu überleben, denn auf meine Eltern war kein Verlass, nie. Nichtsdestotrotz muss ich gestehen, eine Animagion dieser Art fiel selbst mir nicht leicht.
Ein Insekt zu werden ist wirklich außerordentlich schwierig. Da ist zum einen die geringe Größe, die
eine ganz gezielte Muskelspannung erfordert, und dann sind da noch die zusätzlichen Gliedmaßen, die wirklich eine Herausforderung darstellen. Ich bildete die fehlenden Beine schließlich aus den beiden frei endenden unteren Rippenpaaren des Brustkorbes, die nur mit den Wirbelkörpern, nicht aber mit dem Brustbein verbunden sind. Dadurch sind sie recht gut beweglich, zwar nicht zu vergleichen mit einem Kugelgelenk von Schulter oder Hüfte, aber immerhin. Es brauchte eine Weile, bis ich damit richtig krabbeln konnte, und am Anfang war es auch immer sehr schmerzhaft.
Aber ich bin nicht der Typ, der einmal Angefangenes wieder aufgibt, oh nein.
Und schließlich wollte ich bewusst etwas werden, womit ich immer in seiner Nähe sein konnte, ohne dass es auffiel.
Vielleicht war es aber auch Instinkt, dass ich mir ausgerechnet eine Zecke als Animagusgestalt ausgesucht hatte, denn dieser Umstand sollte mir später noch sehr gelegen kommen.




Etwas müde sitze ich da und starre auf mein Essen. Wie immer haben sie sich große Mühe gegeben.
Auf gesunde und wohlschmeckende Ernährung wird hier in St. Mungo sehr großen Wert gelegt.
Dafür hat Jefferson gesorgt. Immerhin etwas Positives, was dieser Hohlkopf in seiner Amtszeit bewerkstelligt hat....
Nicht zuletzt darum habe ich es auch so lange hier ausgehalten.
Ansprechendes Geschirr, appetitlich angerichtet. Das Besteck von jener Sorte, das schön schwer in der Hand liegt und dabei elegant und langstielig ist, so wie ich’s mag. Sogar die Zahnstocher, eines der wenigen Dinge, die wir von den Muggeln übernommen haben, fehlen nicht.
Und das Schokoladendessert in einem schönen, flachen Glasteller, umrahmt von kleinen, weißen Sahnehäubchen.
Wie ein dunkler Spiegel sieht es aus, ein Spiegel aus bitterer Schokolade.....

Es ist seltsam...warum rührt mich das alles auf einmal so an?
Vielleicht weil es meine letzte Mahlzeit ist.
Noch fünf Stunden.
Guten Appetit, Mrs. Nightingale….



Seine Nachtigall....
Potter hatte ihm eine Nachtigall geschenkt. Keine Ahnung, wo er die herhatte, er selbst behauptete, er hätte sie im Flug gefangen wie einen Schnatz, aber egal, jedenfalls schenkte er sie ihm.
Ich konnte nichts an ihr finden, aber er, er liebte sie über alles. Baute sogleich einen Käfig für sie, kegelförmig, drei Fuß hoch mit einem Trog für das Futter und einer Schale für frisches Wasser.
Dieser Narr.
Sie war so zahm, dass sie nicht wegflog, selbst wenn er den Käfig offen ließ. Oft saß sie auf der Käfigspitze und begann dort zu singen: Meist eine lange Serie von gedehnten, reinen Pfeiftönen, die irgendwie wehmütig, ja, beinahe anklagend klangen.
Ganz verrückt machte einem das. Mir war, als wolle sie mich anklagen, als hätte sie schon damals gespürt, dass....ach, was bilde ich mir ein! Sie war ein dummer kleiner Vogel, weiter nichts.
Aber die Art, wie er ihr immer wieder zärtlich über das Gefieder strich....so mit dem Zeigefinger, immer wieder vom Schnabel zum Bauch und zurück.... das mochte ich einfach nicht.
Nein, das mochte ich ganz und gar nicht.

So war es auch an jenem Abend im August, den ich nie vergessen werde.
Ich war nicht vorbereitet. Ich war nicht auf der Hut.
Dabei hätte ich es wissen müssen. Es bahnte sich seit langem an, aber ich ignorierte alle Streitereien..... ich war zu feige.
Ich traute mich nicht, den Deckel zu lüpfen, und mal nachzusehen, was da schon seit vielen Tagen schwelte und gärte und brodelte und zischte.... im Gegenteil, ich versuchte krampfhaft, ihn zuzuhalten, damit ja nichts nach außen dringen konnte – ein verhängnisvoller Fehler.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis er explodieren würde...und an jenem Abend explodierte er.

Als er mir sagte, dass wir uns vielleicht besser für eine Weile trennen sollten, war mir, als risse es mir die Füße vom Boden, und eine Welle nie gekannter Panik schwappte über mich hinweg.
Es ist seltsam: Wenn ich an diesen Abend denke, ist es nicht so wie sonst. Dass ich es sehe wie eine Geschichte, erst ist dies passiert und dann folgte jenes, gleichmäßig, mit Anfang und Ende.
Nein, es ist verworren wie in einem Traum. Einzelne Szenen tauchen auf und verschwinden wieder.
Völlig regellos und unchronologisch, und für Bruchteile von Sekunden tauchen sogar Bilder auf, die gar nichts mit jenem Abend zu tun haben, von meinem Vater beispielsweise, was doch wirklich seltsam ist.

Manche der Bilder sind kaum richtig zu sehen - bevor sie mich erreichen können, verblassen sie wieder und zurück bleibt nur ein verschwommenes Etwas. Ebenso die Worte, die mit ihnen verbunden sind: Sie dröhnen dumpf und undeutlich, als würden sie unter Wasser gesprochen. Dann aber gibt es wieder Szenen, die drängen sich mir auf mit einer Klarheit, die ihresgleichen sucht, überscharf bis ins kleinste Detail, begleitet von Worten, die mir noch jetzt, nach Jahren, genau in Tonfall und Reihenfolge in den Ohren klingen.
„Ich weiß, wie weh Dir das tut, aber....“
Noch heute höre ich, wie er das sagt. So ruhig....so unglaublich ruhig! Die einzige Bewegung, die von ihm ausgeht, ist die von mir so gehasste: Dieses Streicheln seiner Nachtigall .......regelmäßig, fast schon mechanisch, aber immerhin ein Zeichen, dass in diesem fürchterlichen Augenblick nicht die Zeit stehen geblieben ist.
Und dann meine Stimme: hysterisch, wild und schrill:
„Du weißt, wie weh mir das tut?!“ schreie ich. „Du weißt, wie weh mir das tut?!! Was weißt Du schon davon?! Was weißt Du schon von Wehtun?! Nichts weißt Du, nichts!!!“
Ja, ich höre es noch ganz genau. Und ich kann mich noch genau an das Gefühl erinnern....
Das Gefühl, als müsse ich jeden Moment explodieren, als müsse ich platzen, als ob es mir von innen das Hirn gegen die Schädelwände drückt. Ein Brennen in den Augen, wie wenn sie mir gleich vor Wut aus den Höhlen treten müssten, aber gleichzeitig auch ein Erstaunen über diese nie gekannte Energie, geboren aus einem unbändigen, höllischen Zorn.
Oh, ich weiß es noch zu gut.
Auch, wie sich meine Stimme dann auf einmal verändert, weil zu dem Schrillen und dem Wilden eine neue Komponente hinzu gekommen ist. Etwas Kaltes inmitten dem Heißen. Ein kühner Entschluss, der sie plötzlich ganz anders klingen lässt, rau, und eigenartig gefasst:
„Soll ich Dir zeigen, wie weh mir das tut? Ja? Soll ich Dir das mal zeigen?“

Ich sehe noch, wie er dasteht, wie er zurückzuckt als ich auf ihn zuschreite, den ganzen Körper in Abwehrhaltung, als würde ich ihn schlagen, aber er ist nicht mein Ziel.
Wie in Zeitlupe sehe ich, wie er von mir weicht, genug Schritte geht er zurück. Und er lässt seine Nachtigall los....
Sie sitzt ganz ruhig da, als schiene sie auf mich zu warten.
Ein einziger Griff und ich schnappe sie, pflücke sie wie eine reife Frucht von ihrem Käfig herab, dem kegelförmigen Käfig, den er ihr gebaut hatte und auf dem sie so gerne saß.
Nie werde ich seinen erschrockenen Blick vergessen, wie seine Lider zusammenzucken, sich sein Mund zu einem stummen Schrei öffnet, als er das leise Knacken hört, jenes hässliche Geräusch, als ich ihr ihren kleinen dummen Hals umdrehe.
„So....“ sage ich schwer atmend, während ich ihren ersterbenden Herzschlag noch in der Hand spüre
„So tust Du mir weh.....“

Entgeistert sieht er mich an.
Er ist schon immer blass gewesen, aber nun ist alle Farbe aus seinem Antlitz gewichen. Sein Mund steht offen und wirkt wie eine klaffende Wunde in dem kalkweißen Gesicht.
Ich gewahre, dass er sich weder rühren noch sprechen kann.
Gleichzeitig spüre ich den toten Vogel in meinen Händen, und fühle mich auf einmal seltsam befreit.
Als hätte meine Seele schon jahrelang genau auf diesen Moment gewartet. Eine erregende Mischung aus Lust und Triumph bemächtigt sich meiner, ich merke, wie sich meine Brust hebt und senkt, wie es vor meinen aufgerissenen Augen flackert. Nun wird er wissen, was ich meine, nun wird er mich endlich verstehen....
Aber meine Genugtuung währt nur einen Wimpernschlag......
Ganz leise, fast unhörbar erreichten mich seine Worte:
“Du bist wahnsinnig....“ und zum ersten Mal sehe ich in seinen Augen die nackte Angst.

Mein Mund ist auf einmal furchtbar trocken.
„Liebling, ich...“
Aber nun ist er es, dessen Stimme hysterisch wird:
„Du bist wahnsinnig....Du bist ja komplett wahnsinnig.....“ wiederholt er atemlos, erst flüsternd, dann immer lauter werdend und mit jedem Wort weicht er vor mir zurück.
„Sie haben recht gehabt....Krone und Tatze haben von Anfang an Recht gehabt, als sie mich vor dir warnten....“
„Liebling, hör zu, ich....“ flehend blicke ich ihn an, während mir immer mehr bewusst wird, dass ich offenbar einen Fehler gemacht habe.
„Es tut mir leid!“ stammele ich hastig und dann, als er immer noch nicht auf mich hört „Bitte....nun bleib doch endlich stehen! Es war doch nur ein dummer Vogel, ich...“
ich strecke hilflos meine Arme nach ihm aus, vergessend, dass ich die Nachtigall noch in meiner Hand halte - erst ein panisches Aufleuchten in seinem Blick erinnert mich daran. Ich bin verzweifelt, lasse sie fallen, mit dumpfem Klang schlägt ihr kleiner toter Körper auf dem Teppich auf, worauf er erneut zusammenzuckt und noch schneller, ja beinahe stolpernd schon, vor mir zurückweicht, ungläubig den Kopf hin und herschüttelnd wie eine aufgezogene Puppe.
Ich gehe langsam auf ihn zu.
„Zurück!“ schreit er plötzlich und zückt seinen Zauberstab.
„Bleib mir vom Leibe, du......du Wahnsinnige!! Du bist ja.......du bist völlig........“ er schluckt, er kann kaum sprechen. Immer wieder gleitet sein entsetzter Blick zu dem toten Vogel hinter mir auf dem Teppich, aber es ist, als traue er sich nicht an mir vorbei.
„Wie konntest du nur.....wie konntest du so etwas.....sie hat dir nichts getan, nichts! Sie saß nur da und hat für uns gesungen, sie hat uns mit ihrem Gesang erfreut....und du.....“
Ich sehe, wie sich seine Augen mit Tränen füllen.
Er weint! Er weint tatsächlich - wegen einem dummen kleinen Vogel!! Ich kann es nicht fassen. Noch heute verstehe ich es nicht.
Aber plötzlich wird seine Stimme fester:
„Verschwinde! Geh mir aus den Augen....Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben! Es ist aus! Ich will dich nie wieder sehen! Nie wieder, hörst du?....“
Entsetzen packt mich, als er das sagt; Entsetzen, dass sich binnen Sekunden in nackte Panik verwandelt,
als ich seine Augen sehe. Er meint es ernst. Er meint es tatsächlich ernst!!
Mir ist, wie wenn ich soeben in ein Eisloch eingebrochen wäre und nun verzweifelt versuchte, mich irgendwo am Rand wieder festzuhalten. Aber es ist kein Rand da, der mich halten könnte, alles bricht auseinander, zersplittert unter meinen hektisch greifenden Fingern. Mein Herz rast. Ich beginne zu zittern.
„Nein, warte......ich.....“
Er weicht zurück, ich stolpere, und mit mir fällt auch all mein Stolz. Ohne zu Überlegen werfe ich mich ihm zu Füssen.
Es darf nicht sein, es darf einfach nicht sein!
Ich klammere mich fest an seinen Knien, den Waden, den Knöcheln. Sinke immer tiefer hinab vor ihm, bis ich wimmernd im Staub liege. „Nein, nein....das darfst du nicht, du darfst mich nicht verlassen.....“
Aber er schüttelt mich ab, wie man Schlamm von seinen Stiefeln schüttelt, angewidert, mit blassem, verzerrtem Gesicht.
„Nein, verlass mich nicht!!! BITTE VERLASS MICH NICHT!!!!!!!!!!“
Ich weine, flehe, schreie. Versuche nach ihm zu greifen. Erwische noch etwas Stoff von seinem Hosenbein, halte es krampfhaft fest, aber der Stoff reißt, als er sich mir entwindet. Unter Tränen sehe ich zu ihm hinauf. Aber in seinem Blick ist nur noch kalte Verachtung.
„Du ekelst mich an.“
Das waren seine letzen Worte.

Ich weiß nicht, wie lange ich noch auf dem Boden im Staub lag, nachdem er schon lange gegangen war.
Wimmernd im Dreck. Vertrieben aus dem Paradies.
Ich weiß nur, als ich wieder aufstand, hatte ich einen Entschluss gefasst.




Ich fing klein an.
So klein, dass er schon bald vergaß, dass er meine Rache zu befürchten hatte.
Am Anfang wunderte er sich vermutlich, dass ich ihm keine weiteren Szenen machte, aber natürlich hütete er sich, mich darauf anzusprechen.
Ich brauchte viel Geduld in jener Zeit, mehr als je zuvor - wie eine Spinne, die leise ihr Netz spinnt und der Versuchung widersteht, ihr Opfer zu früh anzufallen.
Aber es zahlte sich aus. Denn irgendwann hatte er die Sache vergessen und war so, wie ich ihn haben wollte: Arglos.

Dann erst zog ich meine Fäden in aller Stille an....

Zuerst ganz sachte: Hier mal seine Hausaufgaben verschwinden lassen, da unbemerkt einpaar Fehler in seine Prüfungsaufgaben hineinzaubern. Und nicht vergessen: Immer wieder kleine Gerüchte in Umlauf setzen....
Es ist ja so einfach! Es ist ja so lächerlich einfach!!
Audacter calumniare, semper aliquid haeret! Nur kühn verleumden! Etwas bleibt immer haften!
Und tatsächlich:
Schon bald darauf betitelte ihn die ehrenwerte McGonagall als faul und dumm. Und es ging nicht lange,
-ja eigentlich war es erschreckend, wie wenig Zeit so etwas braucht- da hieß es, er sei doch eigentlich schon immer faul und dumm gewesen.
Was hätte er tun sollen?
Ist die Verleumdung nicht genau wie eine Teufelsschlinge? Versuchst du dich dagegen zu wehren, machst du alles nur noch schlimmer. Je mehr du schreist und um dich schlägst, desto mehr erregst du ihr Interesse, desto mehr ihrer bösartigen Fangarme erwachen zum Leben und schlingen sich um deine Glieder.
Und ich hatte gleich mehrere solcher Teufelsschlingen gepflanzt und pflanzte täglich neue.
Ja, ich war eine sehr fleißige Gärtnerin!

Er hatte nicht die geringste Chance.


Bald haftete ihm in ganz Hogwarts der Ruf des faulen, dummen Schülers an; nur seine Freunde hielten noch zu ihm. Andererseits unternahmen sie aber auch nichts, um seinen Ruf zu bessern oder die Gerüchte zu entkräften. Ich nehme an, sie waren einfach wieder einmal zu sehr mit sich selbst beschäftigt, diese Lackaffen.
Sie waren ja so naiv! Sie schmiedeten geheimniskrämerisch ihre hochtrabenden Pläne und merkten nicht, dass ich die ganze Zeit dabei war! Dass ich ihnen schon lange buchstäblich im Genick saß! Ich saugte ihr Blut und überlegte mir, wie ich all diese Informationen am besten gegen sie verwenden konnte.
Ich war ihnen immer einen Schritt voraus.

So war ich dabei, als sie die Karte des Rumtreibers entwickelten.
Und ich ließ mich, bevor dieser Zaubertrick völlig ausgereift war, zusammen mit dem kostbaren Pergament einsperren. Und während sie sich ahnungslos anderen Dingen zuwandten, Quidditch spielten oder aßen oder schliefen, sprach ich mehrmals meinen ganz persönlichen Zauber darüber aus: Dass nämlich ich selbst nie auf der Karte zu finden sei.....
Natürlich war die Gefahr groß, entdeckt zu werden, als sie das Pergament wieder aus dem Versteck herausholten um daran weiterzuarbeiten; aber ich war zu geschickt, als dass sie mich erwischten.
Und ich fand zunehmend Gefallen daran, solche Risiken einzugehen.
Es war wie ein Spiel.
Das Spiel meines Lebens.

Dadurch, dass ich nie auf der Karte zu sehen war, konnte ich immer bei ihnen sein – und war es auch.
Manchmal, wenn auch immer seltener, redeten sie über mich. Dass ich verrückt und irgendwie seltsam wäre, und dass es nur gut sei, dass Er nun mit mir Schluss gemacht hätte.
Wie ich sie in diesen Augenblicken hasste!
Wie ich mich beherrschen musste, mich nicht auf einmal vor ihren Augen wieder in einen Menschen zu verwandeln und mich fürchterlich an ihnen zu rächen!
Aber ich wusste instinktiv, dass meine große Chance noch kommen würde. So beschränkte ich mich darauf, ihr Blut zu saugen und zuzuhören, was sie sonst noch so sprachen.
Nur von dem Werwolf hielt ich mich aus gutem Grunde fern. Sein Blut wollte ich natürlich auf keinen Fall aufnehmen. Er selbst hielt sich auch aus allem raus und beteiligte sich nicht wirklich an den Lästereien.
Vielleicht, weil er selbst jahrelang ein Außenseiter gewesen war, oder weil er allgemein keinen Gefallen an solchen Späßen hatte.
Wie auch immer...es war sehr klug von ihm.

Außerdem galten meine Rachegedanken ja vor allem einem....und als sie diesen dann zum Geheimniswahrer machten, war meine große Stunde, auf die ich so lange gewartet hatte, gekommen. Ich erinnerte mich daran, wie wichtig es ihm gewesen war, seine Freunde nie zu verraten.
Ja, das war sein wunder Punkt....
Skrupel hatte ich keine. Im Gegenteil.
Ich hatte mich solange beherrschen müssen, hatte mich so lange zurückgehalten und gebremst, dass ich es kaum erwarten konnte, endlich einmal einen der unverzeihlichen Flüche auszuprobieren. Potter wähnte sich in Godrics Hollow in Sicherheit und er und Black vertrauten ihrem Geheimniswahrer vollkommen.
Und auch dieser selbst ahnte nicht, was auf ihn zukommen würde.
Dass ihm eine kleine Zecke hinter seinem Ohr den „Imperius!“ zuflüstern würde......


Oh, es war so spannend! Ich war so aufgeregt!
Ja, noch heute fühle ich diese Erregung, als ich ihn zu Voldemort lenkte.
Ich spürte, wie er sich wehren wollte, aber wie es ihm nicht gelang. Und ich spürte seine Angst!
Ich spürte, wie das Blut unter seiner dünnen Haut pochte....konnte es unter jedem meiner acht Beine pulsieren fühlen....ein unbeschreibliches Gefühl!
Auch ich hatte Angst....aber gleichzeitig konnte ich es auch kaum abwarten. Ob Voldemort mich entdecken würde? Aber er achtete nicht auf mich.....zu wichtig war wohl das, was ihm dieser blasse
Kerl da berichtete.
Potter in Godrics Hollow? Interessant…..

Oh ich habe es geschickt eingefädelt...
Ich habe sie alle geschlagen. Ich habe sie ausgehebelt mit einfachsten Mitteln.
Wie Zahnräder, die ineinander greifen, fiel mir einer nach dem andern zum Opfer. Erst Potter - tot.
Dann Black - Askaban. Und schließlich: Er....

Nie werde ich den Augenblick vergessen, als ihm bewusst wurde, was er angerichtet hatte. Niemals.
Sein Pulsschlag wurde ganz schwach, ich hatte schon Angst, er könne ohnmächtig werden. Er stand noch immer unter meinem Imperiusfluch, aber seine Reue musste so stark, sein Entsetzen so groß, sein Schuldgefühl so unerträglich sein, dass er fast zusammenbrach.
Ich konnte natürlich sein Gesicht nicht sehen, aber die Art wie er da vor den Trümmern stand, innerlich bebend und doch wie gelähmt, spiegelte seine ganze Erschütterung nieder, ich glaube, er bekam nicht einmal richtig mit, wie Black auftauchte und wie sich nach und nach entsetzte Muggel heranwagten.
Und bevor ihm richtig klar werden konnte, was da überhaupt mit ihm geschah, schickte ich bereits den zweiten Imperius hinterher. Ich ließ ihn die Muggel töten und mit kreischender Stimme seinen alten Freund Black verleumden.
Ich hatte schnell handeln müssen, aber so war es geradezu ideal:
Black sollte leiden, und er sollte leiden, weil Black litt! Weil das für einen wie ihn viel schlimmer war.
Sogar ein Alibi hatte ich mir für ihn ausgedacht: Ich ließ ihn sich seinen eigenen Zeigefinger abhacken......ja, genau den Finger, mit dem er immer diese verdammte Nachtigall gestreichelt hatte.....
Niemand demütigt mich ungestraft!


Er muss wahrhaftig gelitten haben.
Ich glaube, er war sich immer bewusst, was er getan hatte, aber er konnte sich nicht erklären, warum.
Mehr als einmal wollte er sich das Leben nehmen, weil er diese entsetzliche Schuld nicht mehr zu ertragen glaubte. Aber ich wusste es immer zu verhindern.
Und es war schon beinahe rührend, wie oft er versuchte, zu Black nach Askaban zu gelangen, um ihm alles zu gestehen, um sich endlich, endlich einmal von dieser ungeheueren Last zu befreien.
Kein Stachel sitzt so tief wie der Stachel der Schuld.....Aber es nützte ihm alles nichts. Er konnte diesen Stachel nicht herausreißen.
Er musste leiden.
Er sollte leiden! Immer gerade soviel, dass es zum Sterben nicht reichte, das hatte ich mir geschworen!

Es war wirklich interessant: Nach und nach machte sich sein schier unerträglicher innerer Kampf auch äußerlich bemerkbar, als wollte das vermeintlich Böse in ihm endlich nach außen: Sein Gesicht begann aufzuquellen und wurde zunehmend hässlicher. Seine Haut und seine Zähne wurden so unrein und faul und schlecht, wie die Gedanken, die ich ihm einpflanzte. Von den einst so edlen, markanten Gesichtszügen war bald nichts mehr übrig. Bald sah er so abstoßend aus, wie er sich fühlen musste.
Das Wissen, seine einzigen Freunde verraten zu haben, muss ihn schier um den Verstand gebracht haben.
Wie gesagt, es war beinahe rührend.

Aber auch mich kostete dieser Kampf viel Kraft.
Die Hartnäckigkeit meines Opfers machte mir schwer zu schaffen. Er hing kein bisschen mehr an seinem Leben, sein Mut oder besser gesagt seine Todesverachtung kannte keine Grenzen, ja, er machte seinem alten Haus Gryffindor wahrhaftig alle Ehre! Ich aber hatte alle Hände voll zu tun: Die Gefahr, dass er es übertrieb oder sich etwas antun würde, war allgegenwärtig und ließ mich nicht zur Ruhe kommen.
Denn das Glück ist mit den Mutigen, und hätte ich es nicht verhindert, wäre es ihm womöglich doch noch gelungen, bis nach Askaban durchzukommen und Black zu retten.
Ich wusste, allzu lange würde ich das nicht mehr durchhalten.....ich musste mir also etwas neues überlegen.

Die Idee kam mir, als wir wieder auf Voldemort trafen, der durch den Anschlag auf Harry Potter aufs Äußerste geschwächt war.
Ich glaube, nur wenige hatten den Dunklen Lord je in einer solcher Verfassung gesehen. Er sah schrecklich aus. Nicht Mensch, nicht Tier....ein fleischiges Bündel, ein Etwas, eine kraftlose, erbärmliche Kreatur. Doch noch lebte er. Ich sah, wie das Blut in blauen Bahnen hinter seiner durchschimmernden Haut pochte.....und da kam mir die Idee.


Möglicherweise bin ich die einzige Hexe, die Voldemort je neutral gegenüber stand. Vielleicht, weil ich ihn in seiner schwächsten Stunde erlebt habe.
Jedenfalls habe ich es nie verstanden, wie man sich so vor ihm fürchten konnte, dass man es nicht einmal wagte, seinen Namen auszusprechen....Aber genauso wenig hab ich je den Wunsch verspürt, zu seinen Anhängern zu gehören und Todesserin zu werden. Auch dieser ganze ideologische Streit um die Muggel berührte mich nicht. Dieses dumme Getue der Slytherins, die sich daran aufgeilten, wenn jemand Muggelblut in sich trug war mir genau so fremd, wie das Gehabe der Gryffindors, die meinten, sie müssten Muggel um jeden Preis verteidigen. All das langweilte mich.
Nichtsdestotrotz gebe ich zu, das Voldemort wahrhaftig eine beeindruckende Aura hatte. Selbst in jenem Moment, da er so geschwächt war, war sie nicht zu verleugnen.
Ja, er strahlte noch immer eine Macht aus, für die andere all ihre Galleonen hergegeben hätten.
Aber er konnte sie nicht gegen mich einsetzen.

Weil er mich gar nicht spürte.

Im Speichel der Zecken ist ein Betäubungsmittel, das die Einstichstelle unempfindlich macht. Dies und die Tatsache, dass sein besessenes Hirn sich bestimmt mit anderen Gedanken quälte, als mit einem winzigen Insekt, ließen mein Vorhaben zu einem Kinderspiel werden.
Ich weiß nicht, ob er etwas gemerkt hätte, wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre - ich weiß es wirklich nicht. Aber es ist auch nicht wichtig.
Hauptsache, ich konnte meinen Plan durchführen.

Zugegeben es war ekelhaft, Voldemorts Blut, oder was immer davon noch durch seine Adern floss, zu saugen, aber ich musste es ja nicht hinunterschlucken. Ich musste es nur für kurze Zeit im Mund aufbewahren, und es dann auf mein Lieblingsopfer übertragen...
Und siehe da: Es erfüllte seinen Zweck. Schneller und wirkungsvoller als ich es je erwartet hatte! Jedenfalls war das, womit ich sein Blut also verseuchte, schlecht und giftig genug, um mich von meiner Aufgabe abzulösen. Es tat von allein seine Wirkung, nur einpaar Mal diese spezielle Transfusion, dann brauchte mein ehemaliger Rohdiamant meine Imperiusflüche nicht mehr.
Er verfaulte von ganz alleine:
Sein Körper, sein Verstand, und vor allem seine Seele.

Und ich konnte mir nach all den Jahren endlich einmal eine Pause gönnen.....
Denn auch ich war geschwächt. Rache kann furchtbar anstrengend sein. Die ständigen Flüche und Verwandlungen hatten mich alt gemacht.
Meine Rippenbögen, die ja immer wieder zu Beinen wachsen und schrumpfen mussten, stießen mir von innen her schmerzhaft ins Gewebe, meine Haut war von dem ständige Auf und Abschwellen ganz faltig geworden, und meine oberen Eckzähne, die sich bei der Verwandlung in die typischen, mit Widerhaken bestückten Mundwerkzeuge der Zecke verwandelten, mit denen sie sich in ihr Opfer bohrt, wurden immer lockerer und empfindlicher.
Ich hatte soviel Zeit meines Lebens als Zecke verbracht, dass es mir immer schwerer fiel, mich wieder vollständig in einen Menschen zurückzuverwandeln. Als man mich eines Tages in einem zugegebenermaßen recht verwahrlosten Zustand auf der Straße aufgabelte und ins St.Mungo brachte, war mir das grade recht.
Ich beschloss, mich hier zu erholen, bis zu dem Tag, an dem ich ihm endlich sagen konnte, dass ich hinter seinem ganzen elenden und verpfuschten Leben steckte. Diesem Augenblick fieberte ich entgegen. Sobald ich wieder bei Kräften war, wollte ich ihm das offenbaren. Aber meine Genesung dauerte länger als ich dachte, und ganz offenbar hatte ich doch etwas von Voldemorts Blut abbekommen, denn die Jahre vergingen und ich hatte immer noch nicht das Gefühl, wieder ganz ich selbst zu sein.

Und dann hörte ich irgendwann, das er tot war.

Man fand ihn auf einem Feldweg unweit der Heulenden Hütte, die ihm anscheinend in den letzten Jahren als Unterschlupf gedient hatte. Sie sagen, er wäre so wie Feigling gestorben, denn der Fluch musste den Flüchtenden in den Rücken getroffen haben. Jedenfalls habe er auf dem Bauch gelegen, den Kopf zur Seite gedreht, die Augen offen.
Es heißt, der Dunkle Lord selbst habe ihn geopfert, am Schluss sei er ja ohnehin nicht mehr wert gewesen als ein Stück Dreck........
Ja, das war er wohl, der ehemals so hochsensible Junge mit den rauchblauen Augen, der einst wegen einer Nachtigall geweint hatte.

Als ich diese Nachricht vernahm, stand ich den ganzen Tag am Fenster und rührte mich nicht.
Ich aß nichts und trank nichts und stand nur da. Von morgens bis abends.
Sie machten sich damals große Sorgen hier um mich.

Es war Deine Schuld, Liebster! Es war einzig und allein Deine Schuld! Warum musstest Du mich auch verlassen, warum? Wir hätten es so schön haben können! Es wäre das Paradies gewesen, verstehst Du denn nicht? Das Paradies!!! Oh Liebster, warum? WARUM?

Genau ein Jahr ist es her.
Es müssen wohl irgendwelche unverbesserlichen Idealisten gewesen sein, die der Meinung waren, auch jemand wie er hätte ein anständiges Grab verdient. Ich weiß nicht, wer ihn begraben hat, aber ich kenne das Grab aus der Zeitung. Es ist ein schlichtes Grab ohne Blumen, nur mit einem Holzkreuz, auf dem sein Name steht. Aber sie müssen es immer wieder ersetzen oder aufstellen, weil es in regelmäßigen Abständen kaputt gemacht wird.
Ich lese die Artikel darüber immer sehr genau durch.
Es ist das Einzige, was mich noch interessiert.


Nun, da ER tot ist, ist alles so... leer. Ich habe meinen Plan durchgeführt.
Aber ich weiß nicht mehr, was ich nun noch auf dieser Welt tun soll.
Das Spiel meines Lebens ist zu Ende.
Ich habe nur noch drei Stunden zu leben, doch ich weiß nicht einmal mehr, mit was ich die verbringen soll.
Welche Gedanken soll ich mir machen?
Jahrelang habe ich nur in Rachegedanken gelebt.

Ja, ich habe nicht aufgegeben! Ich habe vollbracht, was ich mir geschworen hatte!!

Ein ganzes Jahr schon habe ich ihn nun überlebt! Habe je einen Frühling, einen Sommer, einen Herbst und einen Winter mehr erlebt als er!!
Ich habe gelebt, während er in seinem erbärmlichen Grab vermodert ist!
Während er verrottete, konnte ich mein Leben genießen - und ich könnte noch viele weitere Jahre leben, wenn ich wollte! Viele Jahre länger als er!!
Und überhaupt.... was hat er schon von seinem Leben gehabt? Nichts!

Nichts, während ich........

während ich doch....


Noch immer steht dieses verdammte Schokoladendessert vor mir.
Und das Hähnchenfleisch und der Reis und die Currysoße.
Und sogar die blöden Zahnstocher.
Verdammt, warum kommen mir jetzt, ausgerechnet jetzt - so kurz vor dem Ende, auf einmal die Tränen?


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Dr. Jefferson lächelte jovial.
„Ah, Dr. Kohima, kommen Sie nur herein!....“
Er lehnte sich breit zurück und wies dabei in Richtung der beiden Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen, während sich der hochaufgeschossene junge Assistenzheiler etwas ungelenk durch die Tür schob.
„Ich habe Sie schon erwartet. Nehmen Sie doch bitte Platz.“

„Danke, Sir.“ murmelte dieser und rückte im Sitzen seinen Stuhl etwas zurecht, so dass er seinem Vorgesetzten schräg gegenüber zu sitzen kam.
Jefferson blickte ihn über seinen Brillenrand hinweg aufmerksam an.
„Sie haben es schon gehört, nicht wahr? Die Patientin von Zimmer Nr. 356 ist heute nacht verstorben.“

„Ja, Sir. Ich habe sie heute morgen....entdeckt. Das heißt, Miss Johnson hat sie entdeckt und mich gerufen, als sie ihrheute morgen das Frühstück bringen wollte.“
Dr. Jefferson nickte, während sein Gegenüber fortfuhr: „Ich bin ja gestern erst aus Wien zurückgekommen, wissen Sie, und wollte noch eine Visite machen....aber wie mir Miss Johnson mitteilte, war es ihr ausdrücklicher Wunsch gewesen, dass ich erst heute morgen kommen sollte....“ er seufzte.
„...und da war sie bereits tot. Seltsam.“

Der Chefheiler hob den Kopf.
„Was meinen sie mit ‚seltsam’?“

„Nun...“ begann Dr. Kohima nachdenklich „...Wir wissen nicht genau, wie sie gestorben ist. Im Moment sieht es so aus, als habe einfach ihr Herz aufgehört zu schlagen, aber....“

„Aber was?“

„Aber ihr Herz war vollkommen gesund, verstehen Sie? Ich habe sie doch erst letzte Woche noch untersucht. Es sieht fast so aus, als ob....“

Dr. Jefferson hob die Augenbrauen. „Nun reden Sie schon! Als ob was...?“

Amadeus Kohima schien zuerst etwas zu zögern, aber dann brach es förmlich aus ihm heraus.
„Als ob sie ihren Tod absichtlich herbeigeführt hätte! Manche, außerordentlich begabte Zauberer oder Hexen schaffen das mit purer Willenskraft. Sie nehmen sich vor, dann und dann zu sterben, sprechen einen Zauber aus, und dann......tun sie´s. Ich gebe zu, dass das extrem selten vorkommt bzw. gelingt, denn es gehört wie gesagt, eine enorme mentale Stärke dazu, aber es gab schon Fälle, da.....“

Jefferson lächelte nachsichtig. „Amadeus....“ unterbrach er ihn sanft, worauf der andere unmerklich die Stirn runzelte. Das lag weniger daran, dass er mit seinem Vornamen angeredet wurde, als vielmehr an diesem väterlich-besserwisserischen Ton, den er so gar nicht leiden konnte.
Aber er sagte nichts.
„Amadeus“ wiederholte der Alte. „...mir scheint, sie überschätzen diese harmlose kleine Frau gewaltig.“
Er sagte es sanft und doch lag etwas bestimmtes in seinem Ton; etwas, das keinen Widerspruch duldete.

Aber entweder merkte Kohima in seinem Eifer nichts davon, oder er ging absichtlich nicht darauf ein.
„Sie war längst nicht so harmlos, wie sie es uns immer glauben machen wollte, Sir.“ fuhr er unbeirrt fort.
„Die Assoziationen, die sie mir nannte, weisen eindeutig darauf hin, dass....“

„Amadeus!!“ unterbrach ihn Jefferson erneut und verdrehte die Augen.
„Nicht schon wieder! Nun kommen Sie mir bloß nicht wieder mit Ihren verfluchten Tintenklecksen!“

„Aber Sir, der Rorschach-Formdeuteversuch ist nur eines von vielen psychodiagnostisches Testverfahren welche ich in ihrem Fall angewandt und....“

„Dr. Kohima!“ fiel ihm Jefferson gereizt ins Wort. „Das ist doch alles Muggelkram! Wann zum Teufel sehen Sie das ein? Bei Merlins Bart, bloß weil sie nun einmal zufällig aus Wien stammen und dieser Sigmund Freund....“

„Freud!“ verbesserte Kohima zähneknirschend.

„Freund oder Freud...das spielt doch keine Rolle, bloß weil dieser Muggelarzt nun zufällig auch aus Wien kommt.....“

„kam. Er lebt nicht mehr. Und er kam auch nicht aus W....“

„Verdammt, unterbrechen Sie mich nicht dauernd!“ rief Jefferson, dessen Gesichtsfarbe nun gut zwei Nuancen röter wurde, als sie es eh schon war. Er wollte aufstehen, besann sich dann jedoch anders und blieb sitzen. An seiner Stimme hörte man, dass er Mühe hatte, seine aufkeimende Wut zurückzuschrauben.
„Bloß weil dieser Muggelarzt zufällig aus ihrer Heimatstadt kam oder meinetwegen eben dort praktizierte, glauben Sie, weiß der Teufel was sei an seinen Behauptungen oder den seiner Kollegen dran! Vergessen Sie diesen Nonsens doch endlich einmal! Das ist einfach nur Blödsinn, verstehen sie? Blödsinn, den sich ein Muggel, der nun einmal nicht zaubern konnte, in seiner Hilflosigkeit ausgedacht hat! Aber wir können zaubern, Dr. Kohima! Wir arbeiten hier mit viel besseren Methoden!“

„Ja, Sir.“ antwortete der Jüngere ruhig, um ihn nicht weiter zu reizen.

„Sehen Sie, Amadeus....“ fuhr Jefferson nun tatsächlich eine Spur versöhnlicher fort. „Wir brauchen diesen ganzen Unsinn nicht, diese Psychoanalyse oder wie Sie das nennen. Wir beherrschen eine ganze Reihe wirksamster Zaubersprüche und verfügen über eine beachtliche Menge Zaubertränke um der Wahrheit auf die Spur kommen. Und nicht zuletzt können wir uns – in Fällen, in denen es zum Schutze der Zaubererwelt erforderlich ist - der Legilimentik bedienen!“

„Aber das ist es ja!“ ohne es zu wollen, schien Amadeus Kohima wieder in Fahrt zu kommen. „Das ist es eben! Diese Frau, von der wir da sprechen – Honoria Nightingale – ich sage Ihnen, Dr. Jefferson, die ist...verzeihung...die war mit allen Wassern gewaschen! Legilimentik! Ha! Das mag vielleicht bei einem Durchschnittspatienten funktionieren....aber bestimmt nicht bei ihr! Die war schlau, die war wirklich gerissen, sag ich Ihnen! Aber den Rorschach-Test und die anderen Verfahren, die Traumdeutung und die Assoziationsaufgaben....davon wusste sie nichts, damit konnte sie nichts anfangen und darum war dies die einzige Chance, ihr....“

„Ach nun hören Sie doch endlich auf mit diesem Unsinn!“ fiel ihm Jefferson wütend ins Wort und schlug mit der flachen Hand auf seine Schreibtischfläche, dass sein Gegenüber unwillkürlich zusammenzuckte.
„Kommen Sie mir doch nicht dauernd mit solch einer Muggelscheiße! Tintenkleckse! Traumgefasel! Sagen Sie mir nur eine, nur eine einzige Methode, die schneller, einfacher und effizienter wäre als Veritaserum! Nur eine!“ sprachs und fixierte seinen Untergebenen wie ein Raubtier, das gleich zum Sprung ansetzt.

„Auch Veritaserum hat seine Grenzen.“ antwortete Dr. Kohima ruhig, so ruhig, dass auch sein Gegenüber wieder automatisch seine Lautstärke drosselte.
Nichtsdestotrotz klang die Stimme des Chefheilers noch immer gereizt: „Ein einziger Tropfen und man kann nicht mehr lügen! Was wollen Sie mehr?“ fragte er, verzog seinen Mund und hob dabei die Handflächen nach oben, wie jemand der prüft, ob es zu regnen anfängt.
Dr. Kohima richtete sich gerade.
„Man kann nicht mehr lügen, ja, aber man kann immer noch schweigen.“

Ein verächtliches Schnauben war die Antwort:
“Das ist doch lächerlich! Sie wissen genau: Das schaffen die wenigsten.“

Aber noch gab der junge Assistenzheiler nicht auf, auch wenn seine Antwort so leise war, dass man sie kaum hören konnte:
„Wenn es jemand geschafft hätte, dann sie.“

Es war nicht sicher, ob Jefferson ihn gehört hatte. Vielleicht ignorierte er diese letzte Aussage auch absichtlich.
„Nun, wenn Sie unbedingt glauben wollen, dass diese Frau schlau und gerissen war: Bitte.“ seufzte er mit übertrieben ergebener Stimme, die keinen Zweifel darüber aufkommen ließ, dass er diese Ansicht für idiotisch hielt. „Aber deswegen war sie dennoch völlig harmlos. Wem hätte es also genützt, in ihrer Seele herumzukramen? Was gedachten Sie denn dort zu finden?“

Das erste Mal war Dr. Kolima verlegen.
„Ich....ich weiß es nicht, Sir, aber.....“

„Sehen Sie.“ schnitt ihm der Ältere das Wort ab, während er aufstand und begann, etwas herumzugehen. „Glauben Sie mir, Amadeus, sie hätten nur ihre Zeit verschwendet. Ich nehme an, Sie haben das mit dem Schokoladendessert mitbekommen?“

„Sie meinen das, was sie mit dem Zahnstocher hineingeritzt hat?“

„Genau das. Was sagen Sie dazu?“

„Ich......ich weiß nicht recht. PETER WAS GOOD. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich damit anfangen soll. Ich kann mir keinen Reim darauf machen.“ Dr. Kohima sah tatsächlich etwas hilflos aus.

Jefferson lächelte. Diesmal war es ein eindeutig triumphierendes Lächeln. Endlich hatte er diesen jungen Klugscheißer mal in die Ecke gedrängt.
„Haben Sie schon mal versucht, etwas mit einem Zahnstocher in eine Schokoladenglasur zu ritzen?“
fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Es ist gar nicht so einfach, wie es aussieht. Habs selber vorhin mal ausprobiert. Man darf es nämlich nur in die obere Schicht ritzen, nicht in den darunter liegenden Pudding, sonst fällt alles zusammen. Sie muss sich gut eine Stunde lang dran verweilt haben, wenn nicht noch länger.“

Dr. Kohima sah ratloser und irritierter aus als je zuvor.
Natürlich hatte auch er sich schon darüber den Kopf zerbrochen, was um alles in der Welt diese eigenartige Frau bewogenen haben könnte, kurz vor ihrem Tod mit dem Zahnstocher in mühevoller Kleinarbeit eine Nachricht in ein Dessert zu ritzen!!
Warum hatte sie nicht einfach jemanden gerufen? Es waren doch ständig Pfleger oder Hauselfen da!
Und falls ihr vielleicht die Stimme versagt hätte, wieso hatte sie dann nicht einfach irgendwas an die Tür geworfen, damit es gerumpelt hätte? Da wäre doch bestimmt jemand gekommen?!!
Aber nein, stattdessen ritzt sie in Schönschrift eine sinnlose Nachricht in ihren Pudding.....Wozu?
Für wen? Da man ja so gut wie nichts über sie wusste, weder, woher sie kam, noch wie sie mit richtigem Namen hieß, würde man wohl auch nie erfahren, wer dieser Peter sein sollte.....
Es deutete wirklich alles darauf hin, dass die Alte ganz einfach durchgeknallt war. Das war bestimmt auch das, was Jefferson dachte. Und er, Kohima, konnte es ihm ja noch nicht mal übel nehmen.
Ohne es zu merken, ließ er entmutigt die Schultern hängen.
„Ich...ich.....wüsste wirklich nicht, wer oder was mit dieser Nachricht gemeint sein könnte“ seufzte er resigniert.

Dr. Jefferson betrachtete ihn mit sichtlicher Genugtuung.
“Aber ich.“ triumphierte er nach einer wohldosierten Pause, was den anderen ruckartig den Kopf heben ließ.
„Wir haben nämlich noch etwas gefunden. Hier....“

Er kehrte zu seinem Schreibtisch zurück, öffnete die oberste Schublade und entnahm ihr einen flachen braunen Pappkarton. Er tat dies alles recht langsam, um die Spannung zu erhöhen, denn ihm war natürlich nicht entgangen, dass der junge Assistenzheiler sich neugierig aufgerichtet hatte, um zu sehen, was er meinte.
„Das hier ist alles, was sie zurückließ. Ihre gesamte Habe.“
erklärte Jefferson und öffnete, beinahe schon feierlich, den Deckel.
„Hauptsächlich Zeitungsausschnitte, die sie fein säuberlich ausgeschnitten hat. Hier.....“
Mit einer lässigen Bewegung nahm die neueren, die obenauf lagen, heraus und streute sie - verkehrt herum, damit der andere sie lesen konnte - auf den Tisch.
Amadeus Kohima warf mit gerunzelter Stirn, aber dennoch neugierig, einen Blick darauf.
Den Überschriften nach zu urteilen, handelten alle Zeitungsartikel von der gleichen Person.

„Peter Pettigrew.....“ murmelte er, dann sah er auf. „Ist das nicht dieser.....?“

Jefferson nickte gönnerhaft und zwirbelte auf nonchalante Art die Spitzen seines grauschwarzen Bartes.
„Genau, mein lieber Amadeus. Der größte Verräter und Schuft, den die Welt je gesehen hat.“

Noch immer waren die Querfalten auf Dr. Kohimas Stirn nicht verschwunden.
„Und Sie glauben, dieser Satz, diese Nachricht auf dem Dessert, galt ihm?“

„Ich wüsste nicht, wem sonst.“

„Hm.“ Wieder blickte der junge Heiler auf die Zeitungsausschnitte, als könnte er dort eine Lösung für seine Frage finden. Dabei wusste er noch nicht einmal, wie er diese Frage eigentlich formulieren sollte.
„Aber warum.....?“ fing er an und verstummte, weil ihm nichts weiter einfiel.

„Weil sie ihn geliebt hat.“ sagte Jefferson mit einem Lächeln, als würde er das Heil der ganzen Welt verkünden.
„Sehen Sie, Amadeus, so sind die Frauen: Es kann einer noch der größte Schuft sein, es findet sich dennoch immer eine liebende Frau, die meint, er sei in Wirklichkeit gut und man könnte ihn mit viel Liebe ‚heilen.’ Ja, bis zu ihrem Tode hat sie wohl an das Gute in ihm geglaubt, ungeachtet dessen, wie er wirklich war. Hat es sogar mit dem Zahnstocher noch in den Pudding geritzt!“

Dr. Kohima wollte etwas sagen, aber Jefferson winkte ab. „Ich weiß, ich weiß, man möchte meinen, so naiv kann doch eigentlich kein Mensch sein.....aber nicht jeder Mensch besitzt so eine gute Menschenkenntnis wie unsereins. Vor allem Frauen sind oft ganz furchtbar naiv. Sie sind selbst so völlig frei von jeglicher Arglist, dass sie auch anderen nichts derartiges zutrauen können.
Wie nun eben in diesem Fall. Wir wissen, dass Peter Pettigrew der größte Schuft aller Zeiten war, durch und durch verdorben, aber sie wollte das anscheinend einfach nicht wahrhaben, die Arme....“

„Aber Sir....“ unterbrach ihn der Jüngere stirnrunzelnd und wies auf einen der Zeitungsausschnitte, deren Inhalt er kurz überflogen hatte.
„Hier, sehen Sie mal, dieses Bild hier. Das ist noch gar nicht lange her, letzte Woche war das, glaube ich.
Da steht, wie irgendwelche Leute wieder einmal Pettigrews Grab geschändet haben. Zufällig war ich dabei, als sie den Artikel las, das war nämlich - hier steht es - am Samstag morgen beim gemeinsamen Frühstück im Großen Saal. Das war kurz bevor ich nach Wien reiste, deshalb weiß ich das.
Und was soll ich sagen, Sir.....sie hat gelacht! Sie hat richtig gekichert, als sie es las!
Ich habe mich noch gewundert, weil ich später, als ich die Zeitung las, gar nichts Lustiges darin entdecken konnte! Anscheinend ging es aber wohl genau um diesen Artikel – sonst hätte sie ihn ja nicht ausgeschnitten.....aber nun frage ich Sie, Sir, warum hat sie gelacht? Warum lacht sie bei einem Artikel, in dem es um Grabschändung geht?! Abgesehen davon kicherte sie auf eine ganz seltsame....ich möchte fast schon sagen - unheimliche Art und Weise....“

Dr. Jefferson nickte auf eine etwas herablassende Weise.
„Ich weiß, welche Situation Sie meinen, mein Lieber. Ich war dabei. Sie saß zwar etwas weiter weg, aber ich hatte sie dennoch gut im Blickfeld.“ konstatierte er, wobei er wieder sein joviales Lächeln aufsetzte. „Aber mir scheint, Sie haben da nicht richtig hingesehen, Amadeus. Oder besser gesagt, nicht richtig hingehört: Sie kicherte nämlich nicht, sie weinte. Ja, sie wimmerte verzweifelt vor sich hin, versuchte es jedoch tapfer zu unterdrücken, was ihr natürlich nicht gelang. Deshalb schien es Ihnen wohl so, als habe sie gekichert. Aber da haben Sie eindeutig etwas verwechselt....“ und als Dr. Kohima Einspruch erheben wollte: „Nun lassen Sie uns aber doch um Merlinswillen nicht wegen so etwas streiten. Glauben Sie mir, ich hab Erfahrung mit solchen Dingen. Ich habe schon oft genug Patienten erlebt, die......Sehen Sie, gerade wenn man versucht, ein Weinen zu unterdrücken, dann klingt es oftmals so, als sei es ein heimlich unterdrücktes Lachen. Ist Ihnen das noch nie aufgefallen? Achten Sie mal darauf! Aber Sie
sagten ja selbst: Welchen Grund sollte sie gehabt haben, über die Grabschändung Pettigrews zu lachen? Das wäre doch absurd, oder? Nein, sie hat geweint, daran gibt es nicht den geringsten Zweifel. Weil sie aus irgendeinem irrigen Grund wohl von seiner Unschuld überzeugt war und ihn für einen guten Menschen hielt. So, wie sie es schließlich auch in die Schokolade geritzt hat.“

Dr. Kohima sagte nichts. Er ahnte, dass es keinen Sinn hatte, seinem Vorgesetzten hier zu widersprechen. Nachdenklich starrte er auf die Zeitungsartikel. Natürlich hatte auch er schon viel über Peter Pettigrew gehört....allerdings immer nur aus dritter oder vierter Hand. Persönlich gekannt zu haben schien ihn niemand. „Vielleicht war er ja tatsächlich unschuldig?......“ überlegte er laut, ohne sich dessen bewusst zu sein.

„Pettigrew unschuldig?!“ Jefferson lachte hart auf. Und diesmal war der verächtliche Spott in seiner Stimme wirklich nicht mehr zu überhören. „Amadeus! Seien Sie doch um Himmelswillen nicht so naiv! Pettigrew war der größte Mistkerl, den die Zaubererwelt je gesehen hat! Durch und durch verdorben, feige und niederträchtig. Der war schon immer so, das sagten sie ja auch schon in der Schule von ihm.
Ein dreckiger Verräter, immer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht, der seine Freunde gnadenlos ans Messer lieferte! Ein Schleimer und Drückeberger, der schon log, wenn er nur den Mund aufmachte!
Und dieses arme verrückte Frauchen hier, nun ja.....Leider wissen wir so gut wie nichts von ihr, außer, dass sie Schokolade mochte und wahrscheinlich eine Vogelliebhaberin war – sonst hätte sie sich wohl kaum Nightingale genannt. Geredet hat sie ja kaum mit jemandem, hockte nur in ihrem Zimmer herum und beteiligte sich nicht am Sozialgeschehen. Ich hab einpaar mal versucht, mit ihr ins Gespräch zu kommen, aber ich muss sagen, dass sie auf mich nicht gerade den hellsten Eindruck machte...“
er verdrehte die Augen, als er sah, dass Kohima widersprechen wollte. „Jaja ich weiß....Sie und Ihre verdammten Tintenkleckse! Aber Sie verrennen sich da in etwas, Amadeus. Glauben Sie mir, ich weiß es besser. Ich kenne mich in solchen Dingen aus.“
Der junge Assistenzheiler schluckte seinen Einspruch hinunter und Jefferson lehnte sich wieder in seinem Lederstuhl zurück.
„Doch auch wenn sie immer etwas mürrisch wirkte und, sagen wir mal, ein eher schlichtes Gemüt hatte, so war sie doch ein guter Mensch.“ fügte er beinahe schon philosophierend hinzu, wobei er wieder an seinen Schnurbartspitzen zwirbelte. „Jedenfalls wissen wir nun, dass sie offenbar eine romantische, ja fast schon idealistische Ader hatte. Und demzufolge leider halt auch ein viel zu weiches Herz.“
Er seufzte.
„Möge sie in Frieden ruhen.“

Etwas in seinem Ton machte dem jungen Assistenzheiler klar, dass er dieses Gespräch nun offensichtlich beenden wollte.
Er stand auf. Selten hatte ihn ein Gespräch so unbefriedigt gelassen. Sie tauschten noch einpaar Formalitäten aus, dann ging er nach draußen, wobei ihm die Worte seines Vorgesetzten noch immer im Kopf herum schwirrten.
Ein schlichtes Gemüt.... ein viel zu weiches Herz. Weder das eine, noch das andere schien ihm zu passen. Ihm war, als hätte ihm gerade ein Verkäufer einen lila und gelb karierten Umhang verkauft und behauptet, ein harmonischeres und dezenteres Muster habe es nie gegeben. Aber es hatte keinen Sinn mit Jefferson zu diskutieren.
Und wer weiß, vielleicht hatte dieser ja doch recht? Schließlich war er ja schon viel länger Heiler in St. Mungo, als er selbst.

Etwas niedergeschlagen drückte Amadeus Kohima von draußen die Türklinke nieder. Als er geschäftig klappernde Schritte hörte, sah er auf.
Zwei Pfleger kamen mit einer Bahre aus einem Zimmer. Unwillkürlich versteifte er sich, als er sah, dass es Zimmer Nr. 356 war.
Es gab für ihn keinen Grund stehen zu bleiben, aber er tat es dennoch. Stand, und wartete, bis sie mit ihr an ihm vorüber liefen, als stünde er Spalier.
Sie hatte die Lider geschlossen; anders als heute morgen, als sie ihm mit offenen Augen wie eine Pharaonin mit verschränkten Armen im Bett liegend von Miss Johnson gezeigt worden war.

Er dachte an die Gespräche mit ihr, die Assoziationen, die sie ihm genannt, die Träume die sie ihm erzählt hatte, immer mit diesem wissenden Lächeln, als sei ihr bewusst, dass er ja doch nichts gegen sie ausrichten konnte.
Selbst nun, im Tod, hatte ihr Gesichtsausdruck etwas Geheimnisvolles, Eigenartiges.
Einen Moment glaubte er so etwas wie Triumph in ihren Zügen zu erkennen, Triumph der ihm galt.
‚Bei Merlin, jetzt drehe ich schon selber durch’ schalt er sich und fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung durch die Haare.
Er spürte ein gewisses Bedauern, dass er nun nie herausfinden würde, wer sie wirklich gewesen war und
dass nun so viele Fragen für immer unbeantwortet blieben.

Gleichzeitig fühlte er aber auch noch etwas anderes in sich aufkeimen, ein merkwürdiges, befremdendes Gefühl, das ihn irritierte. Es erinnerte ein wenig an Mitleid, aber es war kein normales Mitleid, wie er es sonst empfand, wenn jemand gestorben war. Es war gleichzeitig mehr und weniger als das.
Es war eher so etwas wie eine Ahnung.
Eine Ahnung von einer menschlichen Tragödie, die sich hier, in ihrer Person, auf rätselhafte Art und Weise manifestierte.
Die Pfleger entfernten sich langsam mit ihr, doch solange er konnte, sah er ihr noch immer wie gebannt nach. Die unscheinbare, eigenartige Patientin aus Zimmer 356.

Ihre graue Gesichtsfarbe, die ledrig wirkende Haut, ihr plumper, stets etwas aufgedunsen wirkender Körper mit den dünnen Gliedmaßen und dem viel zu kleinen Kopf erinnerten ihn an irgendein Tier, aber er kam nicht darauf.
Nur mit Mühe riss er die Augen von ihr los und blickte in die andere Richtung. Sein Blick fiel auf die neue
Temperaturanzeige, die Jefferson neulich hier im Flur hatte anbringen lassen. Sie zeigte 23 Grad.
Alle Fenster waren geschlossen.
Es war warm.


Er konnte sich nicht erklären, warum er plötzlich eine Gänsehaut hatte.

Antike Runen
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von Wehwalt

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:39

Schwelbrand




„Es ist einfach nicht mehr wie früher“, dachte Peter, der behäbig in seinem Sessel saß. Deswegen war er auch Sirius’ Einladung nicht gefolgt. Sollten sie doch dort zusammen sitzen bei den Potters – er fühlte sich einfach nicht mehr richtig zugehörig. Alles drehte sich nur noch um diesen Säugling, den kleinen Harry. Peter verzog angewidert das Gesicht. Wo waren die Marauder-Riten geblieben? Früher – was hatten sie da nicht alles gemeinsam ausgeheckt! Vor allem die monatlichen Bewachungsexkursionen um den Werwolf, Remus, herum. Es war gefährlich, und Peter war immer ganz zufrieden in seiner Rolle gewesen, im Notfalle als Ratte ohnehin nichts Rechtes ausrichten zu können – aber es war immer etwas los. Und danach waren sie immer zusammengesessen und hatten Remus für seine unwillkürlichen Eskapaden als Werwolf aufgezogen, der seinerseits ganz zerknirscht und dankbar mit gesenktem Blick dagesessen war, ein schlechtes Gewissen für seine Unbeherrschtheit an den Tag legte, während sie, die drei Animagi, James, Sirius und er, Peter Pettigrew, sich in Beteuerungen ergangen waren, wie wenig das ungewollte Schicksal des allmonatlichen Beherrschungsverlusts Remus’ ihre Freundschaft zu trüben imstande wäre. Oder als sie Snivellus nachgestellt hatten – ja, da hatte gerade er, Peter, immer noch eines draufzusetzen gewußt, als es James und Sirius bereits langsam genug zu werden begonnen hatte. Ein Feigling war er nie gewesen. Nun gut, alleine hätte er es mit Severus Snape schon damals nie aufnehmen können. Aber sie waren die Marauders gewesen, eine verschworenene Viererbande. Peter seufzte auf. Nein, die Zeiten, die er so genossen hatte, sie waren dahin.



Dieses blöde Baby! Harry hie, Harry da, wegen Harry darf man nichts riskieren, wegen Harry muß man vorsichtig sein, Harry soll doch einmal eine bessere Zeit erleben können, Harry ... selbst Sirius und Remus hatten an diesem Balg einen Affen gefressen. Nun ja, Sirius war Pate, aber selbst Remus – gab es denn nichts Wichtigeres als dieses ständig kreischende Wesen? Peter stand auf, um sich einen weiteren Krug Butterbier einzuschenken, das er hier, einsam sitzend, vor sich hinsoff. Ob es nichts Wichtigeres gab? Er wußte genau, daß er diesen Gedanken nicht weiterverfolgen durfte. Wer war denn entschlossen, gegen Voldemort zu kämpfen? Waren es nicht eigentlich James, Sirius und Remus, die ständig die Gefahr im Auge hatten, die von dieser Dunklen Herrschaft ausging, die Überlegungen anstellten, wie man den Orden des Phönix enger zusammenziehen könnte, daß man dem Feind keinen Fußbreit freiwillig überlasse? Peter wußte es genau und wollte es nicht wissen. Eigentlich war daran die alte Marauderseligkeit doch zugrundegegangen: daß es sich bei ihren Treffen und Zusammenkünften nicht mehr um bisweilen durchaus gewagte Jugendstreiche handelte, sondern immer mehr ein großer Ernst Einzug in ihren Verein gefunden hatte. Freilich, nach wie vor lachten sie zusammen, waren albern – aber während Peter es darauf gerne hätte beruhen und Voldemort Voldemort sein lassen, mußte er wahrnehmen, daß die anderen ihr ganzen Denken an den notwendigen Verteidigungsaufgaben ausrichteten. Aber – Peter schüttelte sich – wie denn nun? War es denn so, daß er etwa keinen Anteil nahm an den Angelegenheiten des Ordens? Daß ihm die Herrschaft Voldemorts gleichgültig wäre? Oh nein! Wem konnte es schon gefallen, ständig ein mögliches Opfer von bisweilen ja durchaus unberechenbaren Anschlägen zu werden. Ja, ja – wie oft hatte er es in ihrem trauten Kreise beteuert – da wollte er nicht mitmachen. Und leistete er etwa seinen Beitrag nicht? Er war Geheimnisträger! Ist das keine verantwortungsvolles, gefährliches Amt? Na also. Nein, heimlicher Komplizenschaft mit Voldemort konnte man ihn nun wahrlich nicht bezichtigen!



Unbefriedigt legte er einen Scheit Holz ins Feuer. Es war kalt geworden dieser Tage Ende Oktober. Wie oft waren seinen Gedanken schon darum gekreist: War er schlechter als James oder Sirius? Ja! Er war schlechter in jedem Sinne. Er hatte es vom ersten Tag an gewußt, als er sie hatte kennenlernen, er war beständige Parodie gewesen. Während seine Freunde Ideen gehabt hatten und ihre Streiche, so lächerlich sie selbst ihnen selbst manchmal erschienen waren, immer den Charakter der Erfahrungserweiterung trugen, hatte er sich einfach aus Trägheit drangehängt. Seine Einfälle hatten ihre Unternehmungen oft auf die Spitze getrieben, waren Zugaben gewesen, die zwar durchaus Tollkühnheit und Gewitztheit erforderten, aber doch eigentlich nur seine Gryffindorwürde zur Schau stellen sollten. Ja, er hatte immer den Eindruck gehabt, daß seine Freunde sich nie hatten fragen müssen, ob sie wirkliche Gryffindors wären – er, Peter, unentwegt. Und während Sirius und James sich mit größtem Fleiß in die Aufgabe vertieft hatten, Animagi zu werden, war ihm dieses Vorhaben eher lästig gewesen. Freilich, als er sich schließlich als Ratte im Griff gehabt hatte, war das schon aufregend – aber ihm hatte das Ziel gefehlt, ja, ihm wäre es gleichgültig gewesen, wie Remus seine Zeit verbracht hätte, wenn Vollmond war. Sehe man eben zu, daß man kein Werwolf sei! Gesagt hatte er das natürlich nicht, und er hätte am lautesten protestiert, wenn das jemand wirklich geäußert hätte – aber trotzdem war diese Gleichgültigkeit immer vorhanden gewesen. Kein Wunder hatte er es nicht zu mehr als einer Ratte gebracht – eine Form, die ihm manchmal seinem Gesicht aufgeprägt erschienen war, selbst als er menschliche Gestalt angenommen hatte.



Wie immer, wenn ihn eine Laune dazu bewegte, diese Wahrheit für einen Moment in seinen Gedankengängen zuzulassen – und diese Gedanken drängten sich desto häufiger auf, je seltener er von unmittelbarer Marauderaktivität in Bann gezogen war –, wie immer, wenn er unvorsichtig genug war, sich Fragen von Wert und Unwert vorzulegen, faßte ihn blanke Wut. Wut gegen wen? Auch gegen Sirius, gewiß, aber vor allem gegen James. Oh, wie ihm dessen Perfektion zuwider war! James mußte immer die Führerschaft innehaben, James mußte immer festlegen, was von Bedeutung war, was nicht; James durfte ihn zurechtweisen, wenn er einmal wieder seine Zusatzideen verwirklichte – was war denn zum Beispiel dabeigewesen, eben noch ein oder zwei Alräunchen umzupflanzen, als sie nun schon einmal in den Garten Professor Sprouts eingedrungen waren, um irgendein Kräutlein zu stehlen, in dessen Sud das Pergament der zukünftigen Marauder’s Map hatte getaucht werden müssen? James hatte doch am lautesten getönt, wenn sie die alte Kräuterhexe verspottet hatten, James hatte den Raubzug geplant und organisiert, aber wenn er nur ein bißchen dazu beitragen wollte, die Alte etwas zu ärgern – ja, dann war es „unnötige Gefährdung“ des Unternehmens. Gar nichts war passiert, aber er, Peter, hatte sich wochenlang Vorwürfe anzuhören. Oder – ach, das war ja James’ spezielle Art gewesen – nicht anzuhören, angeblich war ja alles nach dem ersten Gespräch aus der Welt, aber ihm war die Mißbilligung immer gewärtig gewesen. Freilich, auch damals hatte er, wie immer in solchen Fällen, seine Verfehlung auch gleich zerknirscht eingestanden, und dennoch – dennoch was? In Wirklichkeit – kann man solchen Momenten der hellen Erkenntnis denn niemals ganz ausweichen? – gab es gar kein „dennoch“. James hatte den Vorfall wahrscheinlich wirklich alsbald vergessen, und Peter hatte sich nur in seiner Rolle des reuigen Sünders gefallen, der als übergroßes Opfer und Freundschaftsdienst sogar Reue und Zerknirschung für eine nicht eingesehene Schuld an den Tag gelegt hatte. Das, eben das war es, was Peter James nie, nie verzeihen konnte: Daß er in seiner Überheblichkeit gar keine Anstalten machte, von ihm eine Rechtfertigung zu verlangen, sondern ihn in seiner Minderwertigkeit gnädig akzeptierte, als bemerkte er diese gar nicht. Seit Jahren hegte Peter nun solche Kleinode an Haßkristallen, hegte sie mit Mühe, weil er daran nicht mit wachen Gedanken würde rütteln dürfen, wie leicht müßten sie doch zerrinnen, diese lieben, teuren schwärenden Eitergeschwüre, die so empfindlich auf Luftkontakt zu reagieren pflegten. Ja, natürlich hätte er sagen können, schon die ganzen Jahre: Ja, ich weiß, ich bin nicht so gewandt wie ihr, nicht so geschickt in der Handhabung der Zauberkunst, aber eure Freundschaft ist mir teuer, ich bin dankbar für euren Umgang, eure Liebe ist mein Stolz. Doch wie wohl war ihm, daß er seine kleinen anaeroben Geheimnisse pflegen durfte: Da, siehst du, James, da hast du mein Zerknirschungsopfer nicht angenommen, nicht einmal sehen wollen, da trägst du die Schuld, daß ich mir ein Gewissen machte, von dem du nicht einmal Kenntnis haben wolltest!



Ach, und dann diese Geheimnisträgerschaft! „Peter, kannst du diese Bürde tragen?“, hatte ihn James gefragt. Diese Frage! Warum hätte er sie nicht tragen können sollen? Mißtraute James ihm etwa? Es waren doch, weiß Gott, Gefahren gewesen, denen er sich mit ihnen, den Marauders, ausgesetzt hatte. Hätte er nicht artig im Gryffindor-Gemeinschaftsraum verharren können, während sie losgezogen waren? Hatte er je auch nur ein Sterbenswörtlein verraten? Erinnerte sich niemand mehr, wie Peter drei Samstage zu Strafarbeiten bei Slughorn verdonnert worden war, weil ein mehr als unberechtigter Verdacht auf ihn gefallen war, den er gar zu leicht von sich hätte weisen können? Ob er die Bürde tragen könne? Ah, diese ernste Miene, die er bei der Gelegenheit hatte aufsetzen müssen, dieses Schauspiel ewiger wortloser Verbundenheit – ihm kam es wieder einmal ganz unbegreiflich vor, wie er diese theatralische Szene je hatte überstehen können, ohne in Gelächter auszubrechen. Aber er war von ihrem Ernst gefangen gewesen, ein heiliger Schauder ewiger Verbundenheit und Loyalität hatte sich seiner bemächtigt, und Peter erinnerte sich genau, wie sehr er sich als Mensch gefühlt hatte damals – unverfälscht, einer hohen Aufgabe bewußt, stolz. Und er hatte James geliebt, er war sich bewußt gewesen, daß James es wert war, sein Leben aufs Spiel zu setzen, und er hatte sich mit seiner ganzen Seele dieser Aufgabe unterwerfen wollen. Ja, er hatte sich niemals mehr als zu diesem Ritual des Geheimnisübertragungszaubers als Mensch gefühlt, und selbst nun, da er an diesen Augenblick zurückdachte, war er ganz von Wehmut ergriffen. Eine Träne trat ihm ins Auge. „James ...“, flüsterte er. Wie edel und großmütig war dieser Freund doch, ihn, den verachteten Peter Pettigrew, den Wurmschwanz, mit einer solchen Verantwortung zu betrauen.



Die Eule mußte schon eine ganze Weile mit ihrem Schnabel ans Fenster geklopft haben, jedenfalls war sie bereits dazu übergegangen, auf- und niederzuflattern, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während Peter im seligen Traum seiner sentimentalen Freundschafts- und Würdeempfindungen wohl eingenickt war. Sich aus seinem Sessel erhebend, schüttelte Peter sich, als hätten sich seine sentimentalen Anwandlungen wie eine Patina auf ihn gelegt. Einen Moment überlegte er, ob er sich glatt verleugnen sollte, nahm aber dann ernüchtert die Botschaft in Empfang. „Warum kommst Du nicht?“ – das war alles. Nun ja, man mußte vorsichtig sein. Ja, das hätten sie wohl gerne, Sirius und James, sogar Lily! Daß er sich nun wieder ihren lästigen Befragungen aussetzen würde – wie neulich bei dieser unseligen Zusammenkunft, ein paar Wochen vor dem Abschluß der Geheimniswahrer-Zeremonie. Ganz harmlos hatte es eigentlich begonnen, sie hatten sich über die Neuigkeit unterhalten, daß auch in der Familie Malfoy Nachkommenschaft erschienen sei, und da hatte er die Unvorsichtigkeit besessen zu äußern, welch gesicherte Zukunft diese ihrem Kind wohl würden garantieren können. „Willst du damit sagen, wir hätten es wohl eher lassen sollen?“, hatte Lily gefragt. „Natürlich nicht!“ – was hätte er anders antworten sollen? „Aber es ist doch eben schon viel einfacher – sich nicht immer verstecken zu müssen ... und so.“ War das nicht die Wahrheit? Aber James hatte ihn natürlich durchschaut. Es ging ja nicht um die Kinder. Es ging darum, daß man unentwegt aufpassen, stets vorsichtig sein, keine Kompromisse schließen durfte. „Faule Kompromisse“, hätte James da natürlich gesagt, und ja, er hatte ja recht: Aber war es so schlimm, wenn man sich ein ruhiges Leben gewünscht hätte, ohne pausenlos auf der Hut sein zu müssen? Freilich war es nicht erfreulich, wöchentlich von Anschlägen auf Muggel und nicht selten auf Zauberer zu hören, aber die Zauberer, die es traf, traf es nicht ohne Grund. Nur James und Sirius und Remus – die waren so völlig rigoros. Gab es denn nicht Zauberer, die ein einigermaßen ruhiges Leben führen konnten? Waren das denn schlechte Menschen? Man trifft nicht jeden Tag auf eine Horde losgelassener Todesser! – Nur konnte man das in Gegenwart von James nicht sagen – nicht daß es Peter eigentlich so sehr ums Sagen zu tun gewesen wäre freilich: Diese unsägliche Gespräch vor ein paar Wochen war ja darauf hinausgelaufen, daß er keinen Satz, den er angefangen hatte, richtig beendet hatte, stets in Furcht und auf der Hut, sich zu verraten: Ein beträchtlicher, über die Jahre wuchernder und manchmal, eben in Momenten wie jetzt, da Peter sich anschickte, diese unerwünschte Eule förmlich wegzujagen, manchmal seinen ganzen Sinn erfassender Teil von ihm konnte diesen Stolz des Widerstands, wie ihn James verkörperte, einfach nicht ertragen! Nicht dieser Säugling war es, was zwischen sie gekommen war, nein, nicht Harry ließ ihn die in früheren Zeiten so willkommene Gesellschaft James’, Sirius’ und Remus’ – und wenn es hätte sein müssen, auch Lilys – meiden. Er konnte ihnen den Stolz, mit dem sie die erzwungene Zurückgezogenheit trugen und stets dennoch danach strebten, aus der Drangsal auszubrechen, nicht gönnen. Er konnte ihnen nicht gönnen, ihn wie einen begossenen Pudel vor sich sitzen zu sehen, nach Worten suchend, wie er seinen düsteren Seelenzustand verbergen könnte, unentwegt Fallstricken ausweichend, die ihm sein eigenes Innere auslegte. Wie können die so stolz sein – verfolgt, eingeengt und bedroht, wie sie ihre Existenz bestreiten müssen!



War es das, was Peter dachte? Bei Licht betrachtet, war es mit dem Denken bei ihm nicht weit her. Nein, das Denken hatte er sich abtrainiert, seit er den Verlockungen des Dunklen Lords erlegen war – längst vorher schon. Nein, er schlitterte zwischen den Standpunkten hin und her, stets sich einredend, daß ihm ein Hintertürchen schon offengehalten würde, daß die endgültige Entscheidung Aufschub zuließe. Seine Dienste für den Voldemort waren nie sehr nützlich gewesen, sie waren von der Art, daß er vor sich selbst hatte rechtfertigen können, er sei eigentlich ein Doppelagent. Hatte er darüber gesprochen? Hatte er James oder gar Dumbledore wissen lassen, daß er sich in das Fahrwasser Voldemorts begeben hatte, um die Dunkle Seite auszukunden? Natürlich nicht – denn er wollte selbst nicht wissen, auf welcher Seite er stehe. Er wollte auf das erhabene Gefühl des Widerständlers genausowenig verzichten wie auf die Möglichkeit, nach dem endgültigen Sieg der Todessergesellschaft auf der richtigen Seite gestanden zu haben. Er wußte, daß er James haßte; er wußte, daß ein offener Schritt gegen James ihn Zeit seines Lebens verfolgen würde – und er wußte, daß er bereits genug an Menschlichkeit dieser dumpfen Gedankenlosigkeit aufgeopfert hatte, daß er damit würde leben können.



Ohne anzuklopfen – natürlich! – stand sie plötzlich vor ihm: Bellatrix Lestrange. Nun, an diese Mißachtungen seiner Privatsphäre hatte er sich gewöhnen müssen im Laufe seiner Agentenschaft für Voldemort.

„Warum bist du nicht hingegangen? Und warum hast Du die Eule ohne Nachricht zurückgeschickt?“

„Wo...hingegangen?“ Nach so einem Überfall hatte Peter Schwierigkeiten, Worte zu finden.

„Du weißt, daß wir nach den Potters suchen. Und du stehst in Kontakt zu ihnen. Also: warum führst du uns nicht zu ihnen?“

„Ich hatte nicht geahnt – mir war nicht recht wohl heute abend“, sagte Peter eingeschüchtert.

Bellatrix lächelte etwas gelangweilt. „Bedeutend wohler wird dir vermutlich sein, wenn der Dunkle Lord auf Möglichkeiten sinnen sollte, seiner Unzufriedenheit ein wenig gebührenden Ausdruck zu verleihen. Ach, Expelliarmus! Laß doch das.“ Und Peters Zauberstab, nach dem er nur verhohlen geschielt hatte, flog in hohem Bogen zu ihr.

„Es ... es würde euch nichts nützen. Die Potters sind nicht aufzufinden.“

„Aber du fändest sie, nicht wahr? Wenn du doch eingeladen warst?“

„Ich ... das ist etwas anderes. Man findet sie nicht, wenn man nicht erwartet wird. Ich weiß nicht, wie Dumbledore das angestellt hat.“

„Freundchen, du findest mich in seltsam aufgeräumter Laune. Ich bin weiß Gott nicht immer so. Der Dunkle Lord erwartet Ergebnisse. Er sucht die Potters. Und deine Begeisterung, ihn dabei ein wenig zu unterstützen, hält sich in sehr gemessenen Grenzen. Das war der letzte friedliche Auftritt dieser Art. Cruciatus!“

Das gehörte für sie dazu. Peter hatte damit gerechnet – und während er sich vor ihr in Schmerzen wand, war nur noch ein Gedanke präsent: James ist schuld! James, James, James!

– und der Gedanke verließ ihn auch nicht, als Bellatrix es nach einiger Zeit gut sein ließ. Ei, wer nicht einsehen will, was die Stunde geschlagen hat, soll sich nicht wundern, sagte sich Peter. Was macht er mich zum Geheimniswahrer? „Kannst du diese Bürde tragen?“ Wenn einer schon so arrogant fragt! Und wimmernd auf dem Boden liegend, auf den ihn seine Schmerzenszuckungen geworfen hatten, rief er der entschwindenden Bellatrix nach:

„Zu den Potters ... ich wüßte da vielleicht ...“

Antike Runen
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von Riley

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:42

Die Eisprinzessin

Hallo. Mein Name ist Lilian Agatha Evans. Grauenvoller Mittelname, ich weiß.
Aber ihr könnt mich Lily nennen, einfach nur Lily.
Der Name kommt von der Lilie, meiner Lieblingsblume. Kein Wunder, oder?
Sie verkörpert Reinheit und Unschuld. So wie ich eben bin. Rein und unschuldig.
Haltet mich jetzt aber bloß nicht für eingebildet, denn das ist bei Merlin, das Letzte, was ich bin.

Aber wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, bei mir. Lily Evans. Verdammt, da ist es schon wieder. Ich kann nur über mich selbst sprechen. Aber schließlich geht diese Geschichte auch um mich, also ist es mein gutes Recht, findet ihr nicht auch?

Also, weiter im Text: Ich habe vor nicht allzu langer Zeit das siebzehnte Lebensjahr vollendet und befinde mich jetzt schon seit sieben Jahren auf einem Internat. Auf einem für Hexerei und Zauberei, um genau zu sein, denn ich bin eine Hexe. Ja, ihr habt richtig gehört. Ich bin eine Hexe.
War für alle eine ziemlich große Überraschung, denn meine Eltern, sowie meine gesamte Verwandtschaft sind Muggel. Normale Nichtmagier. Es hat ziemlich unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen, dass ich nicht normal bin, wie sie so schön sagen.
Überraschte, ungläubige, angewiderte. Größtenteils angewiderte. Aber was soll man machen. Ich hab mein Schicksal angenommen. Ich bin, was ich bin.

Ich falle vor allem durch mein dunkelrotes Haar und mein smaragdgrünen Augen auf. Manche finden meine Augen beängstigend. Ich mag sie. Schön und durchdringend.
Außerdem war ich schon immer Jahrgangsbeste. Aber schließlich habe ich auch hart für meine Noten gearbeitet. Nicht wie andere, denen die guten Noten regelrecht in den Schoß fallen.
So wie bei Potter und Black.

Da wären wir auch schon bei dem Grund meiner schlaflosen Nächte:
Potter und Black. Nein. Eigentlich nur Potter.
Der schöne und reiche James Potter. Das Reinblut. Der Quidditchstar. Der Charmeur und Verführer.
Der Nagel zu meinem Sarg.


Ha! Ihr habt wohl grad gedacht, dass ich schwärme, oder? Aber nein. Ich doch nicht. Und schon gar nicht über James Potter. Ziemlich harte Worte, ich weiß. Aber so bin ich nun mal. Ich hab ja nicht umsonst den Ruf als Eisprinzessin weg. Ich mag den Namen. Er passt zu mir. Es ist jetzt nicht so, dass ich wörtlich ein Herz aus Eis habe, (auch wenn das böse Zungen behaupten) aber ich bin nun mal nicht nur unschuldig und rein, sondern auch unnahbar.

Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass Potter mir diesen Spitznamen verpasst hat? Nein?
Jetzt wisst ihr es.
Es ist wahrscheinlich auch sein gutes Recht, mich so zu nennen, schließlich lasse ich ihn seit zwei Jahren ununterbrochen abblitzen, wenn er mich danach fragt, mit ihm auszugehen.
Doch in letzter Zeit tut er es nicht mehr. Er hat damit aufgehört, mich zu fragen.

Es ist besser so. Er darf nicht wissen, dass mit jedem Lächeln, das er mir zugeworfen hat, mit jedem verträumten Blick und bei jeder zufälligen Berührung mein Eispanzer langsam zu bröckeln, zu schmelzen begann. Dass meine Fassade, die ich mir aufgebaut hatte, Gefahr lief, in sich zusammenzubrechen.


Denn ich habe eine Rolle zu spielen. Die Rolle Lily Evans als Eisprinzessin. Ich wollte es nicht anders und jetzt muss ich damit leben. Ich muss diese Rolle weiterspielen. Bis zum bitteren Ende. Und zwar ganz alleine. Ich brauche diese Rolle. Nur um mich selbst zu schützen.


Hab ich übrigens schon erwähnt, dass ich gerade in der Bibliothek sitze? Es ist mein Lieblingsort.
Abgesehen vom See. Hier hat meine seine Ruhe, kann sich entspannen und es ist voll mit den Dingen, die ich liebe. Bücher. Wenn ich lese, kann ich mich in eine Traumwelt zurückziehen, und meinem eigenen, so verhassten Leben, entfliehen. Denkt jetzt nicht, dass ich depressiv oder so etwas bin. Das bin ich nicht. Doch es ist nun mal Tatsache, dass mein Leben ein Reinfall ist.
Ich bin all das, was ich nicht sein will. Kalt, glatt, unnahbar. Ich lache viel zu wenig.
Doch das scheint niemanden zu kümmern.


Niemanden, außer Potter. Doch jetzt auch nicht mehr. Es gab eine Zeit, da habe ich mich gut gefühlt, weil er um mich herum war. Weil er mir das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein.
Doch wie heißt es doch so schön? Man soll aufhören, wenn es am Schönsten ist.
Das hat Potter getan. Er hat an der Stelle aufgehört, als er schon beinahe zu mir durchgedrungen war. Er hat über meine sarkastischen, teilweise verletzenden Kommentare hinweggesehen und war schon fast am Ziel angelangt. Doch leider nur fast. Im alles entscheidenden Augenblick hat er das Handtuch geworfen und ich bin in meine Rolle zurückgefallen.

Doch wer kann es ihm verdenken? Ich ganz bestimmt nicht. Ich bin froh, dass er es nicht geschafft hat, die Person hinter der Eisschicht zu sehen. Die wirkliche Lily Evans. Verletzlich und Ängstlich.
Ich bin froh. Ich bin es wirklich. Und ich werde alles, in meiner Macht stehende dafür tun, ihn nie mehr so nah an mich ran zu lassen, wie ich es schon einmal getan habe. Nie mehr. Er hat verspielt.

Ich hasse ihn. Ich hasse ihn aus tiefster Seele, aus dem einfachen Grund, weil er mich aufgegeben hat. Weil er uns aufgegeben hat. Wie konnte er das nur tun? Wie konnte er mich alleine lassen?

Tief im Innern, weiß ich, dass ihn keine Schuld trifft, sondern alles mein Fehler war.
Zu spät hab ich erkannt, was ich wirklich will und habe dadurch nicht nur ihn, sondern auch mich selbst verloren.

Aber das ist jetzt egal. Er ist mir egal. Ich bin Lily Evans, die Eisprinzessin. Und dabei wird es auch für immer bleiben, weil ich mich und meine Gefühle vollständig unter Kontrolle habe.

Mit den ganzen Gedanken, die durch meinen Kopf schwirren und mich wahrscheinlich irgendwann noch umbringen werden, habe ich nicht bemerkt, wie sich mir jemand gegenüber gesetzt hat.
Erst als sich jemand räuspert, schaue ich auf. Ihr ahnt sicher schon, wer dieser Jemand ist, nicht wahr? Natürlich. Potter.

„Was willst du, Potter?“, fauche ich ihn an und meine Stimme macht einer Eistruhe Konkurrenz.
„Mich mit dir unterhalten“, sagt er gelassen und sieht mich an.
Ich hasse es, wenn er mich ansieht. Es jagt mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken.
„Und was ist, wenn ich mich nicht mit dir unterhalten will?“, sage ich gereizt. Gut. Weiter so. Irgendwann wird er aufstehen und gehen, weil es ihm zu blöd wird. Und das ist es, was ich will. Oder?

„Ich fürchte, du hast keine Wahl“, sagt er und grinst. Wieso zum Teufel grinst er? Einen unpassenderen Augenblick zum Grinsen hätte er wohl nicht finden können, doch er war ja schon immer ein taktloser Idiot.

„Und worüber willst du dich unterhalten? Mach es bitte kurz. Ich habe keine Lust, meine Zeit zu verschwenden. Und vor allem nicht an dich“, sprudelt es eiskalt aus meinem Mund. Potter sieht mich verletzt an. Verdammt. Ich wollte es eigentlich nicht sagen, doch Potters Anwesenheit veranlasst mich immer wieder dazu, dumme Dinge zu sagen oder zu tun. Die Kontrolle über mich selbst zu verlieren.

„Ich habe nur eine Frage an dich und dann lasse ich dich für immer in Ruhe, Eisprinzessin“, sagt er. Er grinst nicht mehr. „Dann stell sie“, sage ich und versuche eine feste Stimme zu bewahren.
Er will mich in Ruhe lassen? Für immer? Warum?

„Wieso bist du niemals mit mir ausgegangen?“, fragt er. Was? „Was?“, sage ich verwundert. Mit dieser Frage hätte ich absolut nicht gerechnet. „Wieso bist du niemals mit mir ausgegangen?“, wiederholt er seine Frage. Verflucht. Jetzt denkt er wahrscheinlich auch noch, dass ich schwerhörig bin.

„Weil ich Angst hab, dich zu verlieren“, sage ich gerade heraus, ohne wirklich darüber nachzudenken.
Was? Bitte was? Oh, du lieber Merlin, hab ich das wirklich gerade gesagt? Was hab ich mir nur dabei gedacht? Von den tausendenden von Möglichkeiten, wie zum Beispiel „Weil du arrogant bist“ oder „Weil du Schwächere verhext“, muss ich gerade „Weil ich Angst hab, dich zu verlieren“, sagen?

Potter scheint genauso überrascht wie ich selbst, und ich schwöre, dass sich auf seinem Gesicht gerade ein riesiges Fragezeichen bildet.
„Du gehst nicht mit mir aus, weil du Angst hast, mich zu verlieren?“, wiederholt er und sieht mich fragend an. Bei Merlin. Muss er das auch noch wiederholen?

Ich nicke leicht, aber merkbar. Verdammt! Erst verliere ich die Kontrolle über meinen Verstand und jetzt auch noch über meinen Körper? Wo soll denn das noch hinführen? Lily an Eisprinzessin! Bitte kommen! Hat sich denn heute alles gegen mich verschworen?

Ich sehe ihn nicht an. Ich ertrage es nicht, ihn jetzt anzusehen. Seine Stimme kann ich trotzdem hören. „Lily, das ist dumm“, sagt er. Na, ganz klasse. Jetzt sagt er mir auch noch, dass ich dumm bin.
Hab ich heute nicht schon genug durchgemacht?

„Ich weiß auch, dass das dumm ist, Potter, vielen Dank für die Information“, fauche ich.
Oh. Es geschehen auch noch Wunder. Die Eisprinzessin in mir kehrt so langsam zurück.
Bis vor ein paar Sekunden hab ich noch gedacht, dass ich sie verloren hätte.

Potter grinst jedoch. Sagte ich nicht, dass er ein taktloser Idiot ist? Aber nein. Ich muss mich korrigieren. Er ist ein taktloser Vollidiot.
„Du siehst süss aus, wenn du wütend bist“, sagt er immer noch grinsend.

Okay, das war eindeutig zuviel des Guten. Ich will aufstehen, fest entschlossen, ihn nie mehr auch nur eines Blickes zu würdigen. Doch schon wieder hat sich mein Körper entschlossen, gegen mich zu handeln. Ich bleibe sitzen und rühre mich keinen Zentimeter von der Stelle. Mist!

Potter hat immer noch nichts gesagt und ich sehe verbissen auf den Boden. Das ist die einzige Möglichkeit, die mir noch bleibt, wenn sich schon mein Verstand und mein Körper gegen mich stellen.
Schließlich kann Potter mich nicht zwingen, ihn anzusehen.

Ooh, doch. Kann er. Und er muss dazu nicht mal gewalttätig werden. Im Gegenteil.
Ich spüre, wie er mich sanft bei den Händen nimmt, mein Kopf wie automatisch nach oben schnellt und ich ihm direkt in die haselnussbraunen Augen sehe. Das ist absolut nicht fair. Ich habe mir geschworen, ihn nie mehr an mich ranzulassen, und jetzt muss ich in seinen Augen versinken.

Ich spüre wie das Eis beginnt zu schmelzen. Nein! Bitte nicht schmelzen! Ich brauch dich doch noch!
„Lily“, beginnt James. Moment mal! Seit wann heißt er James? Und seit wann bin ich Lily?
„Du wirst mich niemals verlieren. Nie! Hörst du?“, sagt er und sieht mich sanft an.
Doch ich würde nicht Lily Evans heißen, wenn ich mich von diesen Worten beeindrucken lassen würde. Denn wer bin ich? Richtig, ihr habt gut aufgepasst: Die Eisprinzessin.

„Du hast mich schon mal allein gelassen“, flüstere ich ihm zu. Okay. Das war es eigentlich nicht, was ich sagen wollte. Eigentlich wollte ich ihn von mir stoßen, ihm einen schnippischen Kommentar an den Kopf werfen und davonlaufen. Aber gut. Heute schockt mich sowieso nichts mehr.

Ich brauche James übrigens nicht zu sagen, was ich meine. Er weiß es sofort. Die Zeit, in der er mich nicht nach einem Date gefragt hat. In der ich ihn verloren hatte und dachte, dass ich es für immer hätte. Kurz: Die schrecklichste Zeit in meinem Leben.

„Hab ich nicht.“, sagt er kopfschüttelnd. „Du weißt, dass ich dich niemals aufgegeben habe und niemals aufgeben werde. Ich war trotzdem noch für dich da. Immer. Ich hab dir nur den nötigen Abstand gegeben, den du anscheinend gebraucht hast.“ Er lächelt. Doch nicht dieses anzügliche Grinsen von vorhin. Sondern ein warmes, liebevolles.

„Ich wollte nie den Abstand“, sage ich jetzt. Ich hab mich dazu entschlossen endlich ehrlich und aufrichtig zu ihm und zu mir selbst zu sein. James hat nichts anderes verdient. Und ich auch nicht. Ich hatte sowieso schon jeglichen Versuch, die Kontrolle über mich selbst wieder zu erlangen, verloren.


„Ich weiß“, sagt er und nickt. „Ich hielt es aber für das Beste. Aber hey, ein James Potter kann sich auch mal irren, oder?“, sagt er und grinst wieder sein typisches Rumtreibergrinsen.
Ungewollt muss ich auch lächeln.

„Und jetzt hör mir noch mal genau zu und unterbrich mich nicht, klar, Miss Evans?“, sagt er plötzlich und drückt leicht meine Hände, die er kein einziges Mal losgelassen hat. Ich nicke und er beginnt zu sprechen.

„Ich liebe dich nicht. Es wäre schwachsinnig, dir jetzt etwas von der großen Liebe zu erzählen. Ich mag dich. Sehr sogar. Und ich will mit dir soweit kommen, zu sagen, dass ich dich liebe. Dass ich dich so sehr liebe, dass es weh tut. Du bist die Einzige, mit der ich mir vorstellen könnte, dass es soweit kommen kann. Ich will mit dir eine Beziehung führen, die alles Da gewesene in den Schatten stellt und eine Liebe zu dir haben, auf die jeder neidisch wird! Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick, Lily, aber ich glaube an das Gefühl, zu merken, wenn einem die Richtige, die Eine, begegnet. Und verflucht nochmal, Lily Evans, ich glaube, dass du die Eine für mich bist.“ Er hält kurz inne und streichelt mit dem Daumen über meinen Handrücken.
„Ich schwöre dir, bei allem was mir lieb ist, dass du mich erst verlieren wirst, wenn irgendwer den verdammten Todesfluch überlebt.“ Jetzt hört James auf zu sprechen und sieht mich an. Er lässt meine Hände los und mir wird augenblicklich kalt.

„Verdammt“, sagt er und fährt sich durch sein Haar. „War das jetzt kitschig?“
Ich lächle. „Ein wenig“, sage ich und kann die Tränen, die mir jetzt über mein Gesicht laufen, einfach nicht mehr zurückhalten. „Oh, bitte nicht weinen. Merlin, ich kann auch gar nichts richtig machen.“, sagt er seufzend und streicht mir sanft die Tränen aus dem Gesicht. Bitte? Nichts richtig machen?

„Lily, hör mal, wir sollten vielleicht raus aus der Bibliothek, dann bring ich dich in den Gemeinschaftsraum und dann kannst du –“
„Halt die Klappe!“, unterbreche ich ihn. Seit wann redet er denn soviel? Doch ich weiß, wie ich ihn ruhig stellen kann. Und diesmal machen mein Verstand, mein Körper und ich gemeinsame Sache: Ich lehne mich vor zu James und küsse ihn.
Er zieht mich sofort zu sich auf seinen Schoß und beginnt meinen Kuss zärtlich zu erwidern.

Mein Eispanzer ist schon längst in tausend Teile zersprungen und die Eisprinzessin ist Geschichte.

Ich weiß, dass James es ernst meint. Es ernst mit mir meint. Er hat bis zur letzten Sekunde um uns gekämpft. Er hat mir gezeigt, dass ich keine Rolle spielen muss, um nicht zu verletzt zu werden. Er hat mir gesagt, dass ich ihn niemals verlieren werde. Und ich glaube ihm. Nur durch seine Worte. Ich weiß, dass es das Richtige ist. Ich weiß, dass er der Eine für mich ist. Ich weiß es einfach.
Und dafür liebe ich ihn jetzt schon. Aber psst! Das bleibt unser kleines Geheimnis, alles klar?

Antike Runen
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von BöserDobby

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:48

Lily’s und James Tod

„James?” James Potter hob den Kopf und blickte seine Frau Lily an.
„Was?“
„Hast du ein Problem?“
„Nein. Warum?“
„Du wirkst so abwesend.“
„ Ich hab nur nachgedacht.“
„Lass mich raten: Du nimmst das Angebot der Chudley Canons doch nicht an!“, lachte Lily neckisch.
„Nein! Es ging um Wurmschwanz. Ich weiß nicht ob es gut war ihn als Geheimniswahrer einzusetzen.“, in James Stimme lag etwas das Lily die Stirn runzeln ließ.
„Ach James, es war eine gute Idee. Keiner außer uns und Sirius weiß davon. Nicht einmal Remus.“
„Remus, hat schon genug am Hals. Es soll nicht sehr gesund sein als Werwolf auf Dumbledore’s Seite zu sein. Ich hörte dass Greyback sich in den kopf gesetzt hat ihn zu erledigen. Aber ich glaube nicht dass er es schafft“
Die Potters saßen am Kamin in ihrem Haus in Godric´s Hollow.
Lily erhob sich und ging in das Zimmer ihres Sohnes. Er schlief. James folgte ihr. „Er sieht wie du aus.“, flüsterte Lily „Erstaunlich. Er ist erst ein Jahr alt und ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten.“ „Ja“, sagte James „nur die Augen. Die hat er von dir.“
Es klopfte. James seufzte: „ Wer zum Troll ist dass noch um diese Zeit.“
Er schritt zur Tür doch bevor er sich ihr auf einen Meter genähert hatte, sprang sie auf.
Eine vermummte Gestalt stand vor ihm. Voldemort!

*
Lily Wiegte ihren Sohn auf ihrem Arm als sie einen Schrei hörte. Dann hörte sie ein sirren, gleich einer Axt die mit unbeschreiblicher Geschwindigkeit auf ein Stück Holz herabsaust. Sie setzte Harry ab und blickte zur Tür. Dort stand ein Mann. Seine spinnengleichen, bleichen Finger hatten den Zauberstab hoch erhoben.
„Wo ist denn der kleine?“, fragte er.
„Was haben Sie vor?“, in Lilys Stimme wurde Panik bemerkbar.
„Was glaubst du Lily Potter? Ich werde ihn natürlich töten. Ich kann nicht zulassen dass er eine Gefahr für mich darstellt. Geh zur Seite. Ich will es hinter mich bringen.“
Lily wusste nicht was sie zu ihrem Handeln trieb aber sie schritt zur Seite.
„AVADA KEDAVRA!“, rief Voldemort.
Ein grüner Lichtblitz schoss aus Voldemort´s Zauberstab. Lily sah alles wie in Zeitlupe. Und dann hörte sie eine Stimme: „ Lass ihn leben. Opfere dich Lily.“ Und Lily gehorchte. Sie stürzte sich dem Strahl entgegen. Sie sah Voldemort´s verblüfftes Gesicht und hörte Harry’s weinen. Dann stürzte ihre Leiche zu Boden

Antike Runen
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von BöserDobby

Beitragvon Antike Runen » Do 01 Mär, 2007 00:49


Der erste Kuss


Da stand sie.
Ihr blick war gesenkt doch James merkte dass sie lächelte.
Er hatte nicht erwartet sie hier zu treffen.
Er wollte nur ein ausgiebiges Bad nehmen um alles zu vergessen was seit dem morgen passierte.
Als sich an diesem Morgen die uralte Familien-Eule Rufus auf dem Griffindor-Tisch niederließ wussten er und Sirius sofort dass etwas nicht stimmte.
Rufus wurde nur geschickt wenn es sehr wichtig war.
Seine Mutter wusste das Rufus keine Umwege machte und seine Briefe innerhalb eines Tages zustellt.
Und es war tatsächlich wichtig.
Sein Vater, der Auror Michael Potter, war angegriffen worden und liegt im St. Mungo Hospital für magische Krankheiten & Verletzungen.
Seine Mutter schrieb jedoch dass er außer Lebensgefahr wäre und keine bleibenden Verletzungen hätte.
Doch plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen.
Das Mädchen dass fünf Meter von ihm entfernt stand machte einen Schritt auf ihn zu.
„Evans. Was machst du hier?“
„Ich habe auf dich gewartet James.“, bei diesen Worten errötete Lily.
„Ach. Willst du mich verhaften weil ich kein Vertrauensschüler bin und hier baden will?“, James Stimme hatte einen Klang angenommen den er nur Severus Snape gegenüber an den Tag legt.
„Nein! Das wollte ich nicht. Ich habe erkannt dass das Leben zu kurz ist. Und ich will keine Sekunde mehr verschwenden.“
Sie schritt auf James zu, zog sein Gesicht zu sich herunter und küsste ihn.
James wusste nicht wie ihm geschah.
Doch die Sache die seinem Vater passiert war, hatte ihm die Augen geöffnet.
Lily hatte recht.
Das Leben ist zu kurz.
Und man soll jede Minute genießen.