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Politische Dimensionen von Fantasyepen

Harrik
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Politische Dimensionen von Fantasyepen

Beitragvon Harrik » Fr 03 Feb, 2012 00:42

Politik und politische Diskurse sind bekantlich nicht jedermenschs Sache und schon garnicht wenn der/dem geneigten Leser_in gerade eigentlich lediglich nach Unterhaltung ist, was vermutlich die verbreitetste Motivation beim lesen von Fantasybüchern ist. Dennoch haben viele Romane gerade im Fantasybereich philosophische und auch politische Implikationen. Während diese vielen Leser_innen oft garnicht weiter auffallen sind die Thematisierung und vor allem Kommentierung politischer Theorien, Entwürfen udn Entwicklungen in Fantasyepen für mich eine Aussage auf die ich - neben anderem - ein Hauptaugenmerk lege. Um ein wenig zu untermauern, das soetwas durchaus häufiger auftaucht und zu zeigen was ich meine, habe ich die teils versteckten politischen Einsprengsel an einigen bekannteren werken mal ausgearbeitet:

Harry Potter
-Rassismus. Rassismus in der Form der Diskriminierung von nicht-reinblütern und gänzlich muggelstämmigen ist eine der am häufigsten auftretenden negativen Chractereigenschaften in der Romanreihe. Auf die spitze getrieben von den offen Rassistischen Todessern um Tom Riddle, die bereits die auseinandersetzung mit Muggeln (vergl Voldemorts Kommentar zum Thema Muggelkund B7 Ch7) verabscheuen ist es ein übliches phänomen das in der Zauberergesellscahft fast schon zum guten Ton gehöhrt. Das Zeigt sich vor allem daran, dass beispielsweise Arthur weasleys Tätigkeit auch von sonst nicht weiter als böse characterisierten Figuren oft und entsrpechend schwach bezahlt wird. Eine passage, diebesonders an den antisemitismus des Nationalsotialismus erinnert ist die art in der Muggelstämmiger Mageir_innen im siebten Band (vergl szenen im Ministerium) behandelt werden. Dieser Rassismus wird von der autorin durchweg klar als eine stark negative eigenschaft bzw. Gesinnung gewertet.
-Soziale Ungerechtigkeit. Die hart arbeitenden Weasleys haben wenig Geld während reiche Familien wie etwa die Malfoys quasi keiner tätigkeit nachgehen müssen udn sich viele Rechte und möglichkeiten erkaufen können. Auch die Hauselfen lassen sich in diesen zusammenhang interpretieren. Ähnlich wie in der Welt aus Orwells 1984 haben die Herrschenden (Zauberer) es geschafft ganze denkmuster (nicht in totaler abhänigkeit zu leben) aus der vorstellungskraft dieser wesen zu vertreiben um sie zu unkritischen diener_innen zu machen. Auch diese Problematik wird von der Autorin durchweg imemr weider angeschnitten udn eine klare Kritik manchmal gepaart mit Resignation lässt sich als ihre Meinugn deuten.
-Bürokratie/Korruption. Auch Korruption ist ein wiederholtauftretendes Problem im Potterversum. Sei es Lucious Malfoy, der an diversen Stellen druch Spenden z.B. an das St.Mungos oder andere ministeriale Institutionen möglichkeiten erkauft oder Dolores Umbridge, der es vollkommen egal ob sie unter Fudge oder Voldemort ihre arbeit vollführt (von ihrer eignen sadistischen neigung mal abgesehen).
-In gewissen zusammenhängen gibt es sogar direkte anspielungen auf den Nationalsozialismus. So wird grindelwald, ein Mitteleuropäer, der scheinbar mit armeen von Inferi (und anderem) europa überrennt und ein Zeichen verwendet, dass er einem älteren zusammenhang entliehen hat 1945 besiegt.
-Missjustiz. Auch missjustitz und unrechtsjsutitz wird kritisch genannt. So berichtet Sirius im vierten Band, dass er und andere ohne gerichtsverfahren nach askaban mussten.

Trudi Canavan

-Sexismus und geschlechtsspezifische Rollenbilder. Ein besonders stark thematisiertes Thema etwa in der Gilden-Reihe ist die Diskriminierung von homosexualität auch und gerade im vermeintlich aufgeklärten Königreich Kyralia. Diese geht sogar soweit, das ein bedeutender nebencharacter seine eigenen Gefühle verleugnet und (mit magie) unterdrückt um in die Rolle zu passen, die von ihm erwartet wird. Aber auch diskriminierung von Frauen ist ein wiederkehrendes Thema, dass dann sogar zur gründugn einer geheimen Nation führt.
-Soziale Ungerechtigkeit. Gerade im zusammenhang mit der großen Diskrepanz zwischen den Lebensstielen von Wohlhabenden udn Mächtigen im vergleich zu den Ärmeren, sowohl in Kyralia als auch in Schachaka wird immer wieder eine Kritik an sozialer Ungerechtikeit laut. Besodners die beschreibung der Maßnahmen gegen ärmere am Anfang der Reihe als auch die Stadtentwicklung in irmadin thematisieren diese Problematik sehr direkt.
-kirchliche Institution und Hirarchie. Das Fazit der Pristerin-Magierin-Götter-trilogie ist im grunde eine Kritik an gehohrsam gegenüber Hirarchien und kirchlichen Institutionen und ein geradezu aufklärerischer Apell zum hinterfragen im gegensatz zum simplen Befehlsgehorsam.

Eona Drachentochter
-Sexismus und Rollenbilder. Das leitmotiv des Buches ist im Grunde die Suche nach sexueller Identität, wobei beispielsweise auch transgenderidentitäten thematisieren und positiv als möglichkeiten hervorgehoben werden. Gleichzeitig wird der gesellscahftliche Druck sehr deutlich, der dem Individum quasi verbietet sich selsbt auszuleben.

Terry Goodkind

-Antikomunismus. Terry Goofkind beschreibt in seiner "Schwert der Wahrheit" Romanreihe jeglichen sozialen Staat (der soetwas wie arbeitslosenhilfe etc. hat) als eine triste distopie, in der mesnchen idiologisch verblendet (geradzu krankheitlich infiziert) sind und vor allem nie arbeiten, weil sie ja auch so existenzsicherugn bekommen. Alternativansätze, wei soziale probleme, wie armut, disparitäten etc. gelöst werden könnten macht er dabei nicht. In den vermeintlich freien Ländern funktioniert bei ihm halt imemr alles einfach so. Goodkind ist offenbar überzeugter Antikommunist, wie es durch die Red Scare gerade während des kalten Krieges in den USA viele gab, daher wirdmete er auch eines seiner bücher geheimdienstmitarbeiter_innen, die während dieser Zeit gegen die Sowietunion gearbeitet haben.

Star Wars
-Machtmissbrauch. Macht spielt in Starwars ja bereits als metaphysische magieartige Kraft eien große metaphorische Rolle. Darüber hinaus werden aber auch die möglichen Fatalen Folgen von Machtkonzentration udn Machtmissbraucht thematisiert. So ist ein Schritt auf dem Weg des dunklen Sithlords sidious zum imperator eine Notstandsverordnung, die ihm als Kanzler der Republik zusätzliche Kompetenzen einräumte.

Wie gesagt, für mich sidn das sehr wichtige elemente, daher die Frage: Wie ist es mit euch? Fidnet irh diese Seite an fantasyepen ebenso spanend? Oder ignoriert/erleidet ihr sie eher? In Welchen Werken habt ihr politische Implikationen gefunden?
Zuletzt geändert von Harrik am Fr 03 Feb, 2012 12:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Wehwalt » Fr 03 Feb, 2012 11:05

Harrik hat geschrieben:Dieser Rassismus wird von der autorin durchweg kalr als eine stark negative eigenschaft bzw. Gesinnung gewertet.
Ich hatte mir ja vorgenommen, nichts mehr über Deine Schreibweise zu sagen (herrje, hast was Neues mit Deinen Autor_innen ...) - aber bei dem Wort "kalr" bin ich leider ausgestiegen. Wie beliebt?
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Serena
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Beitragvon Serena » Fr 03 Feb, 2012 15:40

Er kann als Legastheniker nichts dafür. Ich muss aber auch zugeben, dass das Lesen nicht einfach ist.
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Beitragvon Wehwalt » Fr 03 Feb, 2012 15:56

Für sein bescheuertes "Leser_innen" und sein "mensch" kann er schon was. Und das kalr hab ich echt nicht verstanden. Jetzt seh ich, daß es klar heißen soll. Ansonsten will ich ja wie gesagt die Rechtschreibung so hinnehmen, wie sie ist.
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Beitragvon Serena » Fr 03 Feb, 2012 16:30

Warscheinlich seine Methode, der sexistischen Sprache etwas entgegen zu setzen. Oder wie auch immer.
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Mahogany
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Beitragvon Mahogany » Fr 03 Feb, 2012 19:35

Um aufs Thema zurückzukommen:

Fantasyepen sind Allegorien.
Auch in diejenigen Epen, in die man jetzt nicht unbedingt die Nazis, Rassismus, Sexismus oder alles zusammen hineinlesen kann, findet man "bekannte" Problemstellungen, die lassen sich halt dann mit denen am Königshofe um 1700 vergleichen - oder so.
Im Grunde genommen dreht sich alles in den fantastischen Welten um Probleme, mit denen man "hier" auch konfrontiert ist, was möglicherweise an der Beschränktheit der menschlichen Phantasie liegen mag, sich etwas "ganz Anderes" auszudenken (gewagte These, darum mit Absicht etwas "drastisch" formuliert; die ich gerne zur Debatte stelle; zur Verdeutlichung: Warum sind Aliens nahezu immer humanoid? Weil es echt schwer ist, sich vorzustellen, wie eine Methan atmende Lebensform aussieht, die auf einem Planeten mit immens hoher G-Kraft lebt.)

Es nimmt mich ein wenig Wunder, dass in diesem Zusammenhang im Eingangspost J.R.R. Tolkien und C.S. Lewis nicht erwähnt wurden...

Im SF-Bereich sind diese (gesellschafts-)politischen Bezüge teilweise wesentlich ausgeprägter als im Fantasy-Bereich, man denke da an die Strugatzki-Brüder.
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Beitragvon Harrik » Fr 03 Feb, 2012 23:10

Mahogany hat geschrieben:Im SF-Bereich sind diese (gesellschafts-)politischen Bezüge teilweise wesentlich ausgeprägter als im Fantasy-Bereich, man denke da an die Strugatzki-Brüder.


Völlig richtig. Im Sci-Fy genere wird das allerdings auch viel häufiger Thematisiert, als in der Fantasycomunity. (das ist meine Wahrnehmung, sowohl was Kritiken udn Rezeptionen angeht als auch einfach den Thematischen Diskurs z.B. hier im Forum und anderswo)
Die Auswahl im Eingangspost war relativ belibig. Ich wollte gerne Harry Potter, ein bisschen Sexismus (weil das imo eine recht aktuelle entwicklung ist) und ein "negativbeispiel" (Goodkind) drin haben.
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Beitragvon Ashlyn » Di 18 Sep, 2012 08:57

Ich finde das Thema ziemlich interessant und hab mich selbst mit dem Thema auch schon auseinandergesetzt (meine Facharbeit hab ich über Rassismus in Harry Potter geschrieben).
Deswegen lese ich mittlerweile auch gerne Sci-Fi, weil es dort so viele politische Ansätze gibt.
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Beitragvon Harrik » Di 22 Jan, 2013 04:11

Ashlyn hat geschrieben: (meine Facharbeit hab ich über Rassismus in Harry Potter geschrieben).


Spannend! Kann mensch die eventuuell mal lesen? Das würde mich, aber bestimtm auch andere menschen hier im Forum interesieren =)
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Beitragvon Ashlyn » So 26 Mai, 2013 21:19

Harrik hat geschrieben:
Ashlyn hat geschrieben: (meine Facharbeit hab ich über Rassismus in Harry Potter geschrieben).


Spannend! Kann mensch die eventuuell mal lesen? Das würde mich, aber bestimtm auch andere menschen hier im Forum interesieren =)

Ups, das habe ich gar nicht mehr gesehen :oops:
Wenn aber Interesse besteht, dann lässt sich das bestimmt realisieren.
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