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[HP] A Bittersweet Symphony-Harry Potter und der Orden Der Macht

John Xisor
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Beitragvon John Xisor » So 23 Sep, 2007 12:27

@K11: Hier kommt das neue Chap.

@Wehwald: Zu meiner Person hab' ich etwas im Raven-Forum hinterlassen. Ansonsten habe ich von den Lehrerwahlen sicherlich etwas gehört, aber mich nicht daran beteilig. Ganz einfach weil ich zu neu bin um mir adhoc ein Urteil über die Befähigung des einen oder anderen erlauben zu können. Ja, ich poste auch in anderen Foren und das mag jetzt etwas überheblich klingen, ich will das meine Geschichte von so vielen Menschen wie möglich gelesen wird. Ein für einen Autoren sicher verständliches Verlangen.


08. Die Entschlüsselung der Unendlichkeit


Harry starrte das alte Buch einfach nur an. Sie waren also doch noch dazu gekommen, es zu sehen. In seinem Inneren hatte er nicht mehr daran geglaubt, dass es wirklich existieren könnte, doch seine unbeugsame Begleiterin hatte ihn beharrlich vorangetrieben.

Hermine strich jetzt auch sanft mit ihrer Hand über den Umschlag und ahmte unbewusst Bernados Geste nach, bevor sie laut vorlas:“ J.El-S. – Die Entschlüsselung der Unendlichkeit. Da steht nichts von einem Band vier. Es ist also nicht aus der gleichen Bücherreihe. Es ist nur ein Band.“

Sie betrachtete Harry, der von dem Buch regelrecht gebannt war. Es schien, als kämpfe er mit sich. Beide waren sich im Klaren darüber, dass es kein Zurück geben würde, sobald sie die erste Seite des Buches aufgeschlagen hätten. Doch Hermine wusste, dass Harry aufgrund ihrer Beharrlichkeit nun keinen Rückzieher mehr machen würde. Sie zauberte zwei bequeme Stühle heran und die beiden setzten sich vor das Buch.

„Bereit?“, fragte sie Harry, der ihr nickend antwortete. Auch er hatte sich von der Faszination gefangen nehmen lassen, die davon ausging. Dazu kam noch die hochinteressante Unterhaltung mit Bernardo. Woher wusste der Mann das alles? Wahrscheinlich, wenn man sich mit Zaubereigeschichte intensiv auseinander setzte, kam man hier und da von allein auf einige Dinge. Wenn man darüber hinaus noch in der Lage war, einige andere Fakten zu addieren, tat sich einem offensichtlich noch mehr auf.

Sie griffen beide zusammen den Buchdeckel und schlugen die erste Seite auf. Wie erwartet waren die Seiten leer. Doch als sie die nächste Seite umschlugen und ihre Hände das Papier berührten, erschienen langsam die Buchstaben:


In tiefen, kalten, hohlen Räumen. Wo Sterne sich mit Schatten paaren. Wo alte Bücher Träume träumen. Von Zeiten, als sie Bäume waren. Wo Kohle Diamant gebiert. Man weder Licht noch Gnade kennt. Dort ist's, wo jener Geist regiert. Den man den Sternenmagier nennt.

„Das ist wunderschön. Es ist beinah so, als verneige sich der Autor in Achtung vor dem Leser. Das ist ganz anders, als in den anderen Büchern.“ Hermine begann zu weinen und auch Harrys Augen füllten sich mit Tränen. Als diese auf das alte Papier tropften, vereinten sie sich miteinander, bevor wie von Zaubererhand weitere Buchstaben erschienen.

„Sieh mal: Unsere Tränen verschmelzen.“, sagte Hermine.

Bringt mich an den Ort, wo gegeben werden kann, wonach Euer Herz sich sehnt.

Dominus Magus Aster Incendium gladius curvus abacus. Sangreal.


„Es hat auf uns gewartet, Harry! Nicht auf einen, sondern auf uns beide!“, schluchzte sie. Harry musste nun auch schwer schlucken. „Oder auf vier. Und Bernardo hat es gewusst, nicht wahr? Deshalb hat er uns auch die ganze Geschichte erzählt.“, sagte Harry leise, während die beiden alten Freunde sich in die Arme nahmen sanken und stille Tränen weinten. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Gefühle wieder in den Griff bekamen.

„Was jetzt?“, fragte Harry. Er wusste, Hermine kannte alle Antworten. Es war, als brauche sie nur einen Fuß vor den anderen zu setzen und der Weg vor ihr offenbarte sich, Schritt für Schritt.

Sie holte ein Taschentuch heraus, wischte sich die Tränen ab und schnäuzte sich die Nase, bevor sie damit begann, die einzelnen Zeilen auseinander zunehmen.

„Der Ort wird wahrscheinlich die Halle sein, in der das Fresko ist. Wir sollten uns noch die andere Seite ansehen. Ich denke, sie wird zeigen, was die ersten Verse beschreiben, ähnlich wie die andere Seite die Legende beschreibt.“, sie machte eine Pause. Harry setzte ein: “Dann kommt der schwierige Teil. Der Rest ist ein Befehl, nein es sind zwei Befehle! Zum einen, den Sternenmagier erscheinen zu lassen und zum anderen reines Blut zu erschaffen. Und das fügt sich dann auch nahtlos an das, was Bernardo gesagt hat. Das Leben findet einen Weg. Die Magie durch uns.“ Hermine fügte ein stilles Gebet hinzu. <Bitte, bitte lass mich jetzt nicht irren!>

„Was werden wir beschwören Hermine?“, fragte er. Sie erkannte, dass er “wir“ sagte, nicht “wirst du“, sie würde ihn jetzt nicht entmutigen, sondern gewähren lassen. Nein, sie brauchte Felix nicht, der Weg lag ihr zu Füßen und nur noch ein paar Schritte waren sie vom Ziel entfernt. Hätte er nach dem Ziel gefragt, hätte sie keine Antwort geben können, die ihn befriedigen würde. Doch er ließ sich von ihrem Elan gefangen nehmen. „Den Magier der Sterne, Herrn der Feuerschwerter, wir bitten ihn, den Raum zu krümmen und reines Blut zu erschaffen. Die letzten beiden Male kam er von allein, aber vor mehr als tausend Jahren hat er etwas hinterlassen. Das Buch hier ist ihr Vermächtnis an unsere Welt. Nur wer in der Lage sein würde, es zu lesen, ist in der Lage, ihn zu rufen und zu bitten. Du hast es selbst gesagt. Die Magie musste einen eigenen Weg finden. In der Muggelwelt gibt es einen ganz einfachen Begriff dafür Harry. Evolution. Das Bestreben, sich geistig und genetisch weiterzuentwickeln. Fortschritt – nicht Rückschritt. Wir werden das jetzt wieder in Gang setzen!“, sagte sie und ihre Worte duldeten keinen Widerspruch.

Hermine griff das Buch und seine Hand. Sie führte ihn in den Gang hinunter, durch den sie gekommen waren. Es war dunkel. Mit einem kraftvollen Lumos aus ihrem Zauberstab brachte sie ihn zum erstrahlen. Sie wandten sich nun der anderen Seite zu und Harry las die Verse, während er sich das Fresko der anderen Seite ansah. Er deutete auf das Buch und den gegenüberliegenden Baum, die Kohle und die dazugehörenden Diamanten. Hermine nickte zustimmend, bevor sie flüsterte: „Ich glaube, wir müssen das zusammen sprechen. Bist du bereit?“ Harry zögerte einen Augenblick, stimmte dann aber leise zu. Kurz darauf stellten sich beide nebeneinander und sprachen zusammen die ersten Verse:

„In tiefen, kalten, hohlen Räumen. Wo Sterne sich mit Schatten paaren. Wo alte Bücher Träume träumen. Von Zeiten, als sie Bäume waren. Wo Kohle Diamant gebiert. Mann weder Licht noch Gnade kennt. Dort ist's, wo jener Geist regiert. Den man den Sternenmagier nennt.

Das Strahlen wurde intensiver. Die beiden Fresken und die Decke rissen auf und gaben den Blick auf einen verzauberten, klaren Sternenhimmel frei, durch den kaum merklich Schatten rasten. Jetzt hörten sie eine tiefe Stimme sagen:

„Sprich – nur wenn du reinen Herzens bist, noch kein Blut an deinen Händen ist!“
„Sprich – wenn du Bereitschaft erlangt – zurückzufordern was Dein und mehr als verlangt!“


"Dominus Magus Aster Incendium gladius curvus abacus. Sangreal.”

„Bereit zu empfangen – was verloren geglaubt – wirst du besiegeln – bis in den Tod!“
„Offenbar’ uns die Macht – die Euch zu uns gebracht!“


Harry hatte bis eben keine Ahnung, was noch kommen sollte, doch Hermine wusste, was zu tun war. Sie griff unter ihren Pullover und holte eine kleine Schachtel hervor. Es sah so aus, als fielen ihm die Augen aus dem Kopf. Langsam öffnete sie das Kästchen und schlug die seidenen Abdeckungen weg. Jetzt nahm sie seine Hand in die ihre und führte sie zu seinem Zauberstab. Seine Finger fühlten das Holz, während sie sich langsam um den Stab schlossen. Hermine hielt seine Hand zusammen mit dem Stab umklammert, als sie ihn ruhig gegen die verzauberte Decke streckte und sich auf die Zehenspitzen stellte, um Harry in die smaragdgrünen Augen sehen zu können.

„Ich sehe die Sterne…“ – „Ich auch!“

Als sich ihre Lippen zu einem Kuss trafen, der immer inniger und leidenschaftlicher wurde, riss ein gleißend blauer Blitz den schwarzen Sternenhimmel entzwei, berührte die Spitze des Stabes und schloss die beiden für Minuten in dem Licht ein. Ein Ausleger verbrannte das alte Buch und als sich das Licht immer enger um die Liebenden schloss, um schließlich den Stab wieder zu verlassen, barst er auseinander und verbrannte samt Fawkes Feder.

Sie konnten sich kaum trennen, lösten dann doch kurz die Lippen voneinander, sahen sich an und flüsterten wie aus einem Mund: „Wir sind es!“ Um sich im Anschluss einander hinzugeben und ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen, von denen beide bis vor ein paar Minuten noch geglaubt hatten, sie wären rein freundschaftlicher Natur.

Damien
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Beitragvon Damien » Mo 24 Sep, 2007 14:57

Wiedermal ein geiles Kapitel!
Finde es auch cool Harry und Hermine*grins*
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John Xisor
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Beitragvon John Xisor » Do 04 Okt, 2007 20:09

@K11: Na, mal sehen wir weit das mit den beiden noch geht, oder ob da überhaupt was passiert.


09. Wands since 382 B.C.


Der Laden in der Winkelgasse sah nicht wirklich einladend aus. Das Geschäft mit nur einem Schaufenster wirkte heruntergekommen; im Fenster lag ein einzelner, verstaubter Zauberstab. Mr. Ollivander war sich seines einmaligen Status in der Zaubererwelt offensichtlich voll bewusst. Er schien keinerlei Gedanken daran zu verschwenden, seinen Laden zu dekorieren. Auch die vergoldete Schrift, die über dem Fenster verkündete, wo man sich befand, blätterte bereits von dem grünen Holzschild ab. Es war gerade noch erkennbar, dass Ollivanders seit etwas mehr als zweitausend Jahren bestand. Kein Grund, mal eine Renovierung durchzuführen.

Der Mann sah durch das Fenster, konnte aber nichts erkennen. Mal abgesehen davon, dass die Scheiben auch einen Spritzer Wasser nötig hätten und wenn schon nicht den, dann aber einen anständigen Ratzeputz-Zauber. Das Schild an der Tür wies den Käufer darauf hin, dass im Augenblick geöffnet war. So griff er nach der Klinke und trat ein. Im Innern bot sich ein ähnliches Bild, wie es das Äußere schon vermuten ließ. Der Laden selbst war klein, eng, stickig und unaufgeräumt. In den meterhohen Regalen stapelten sich tausende kleiner Schächtelchen. Manche von ihnen mit und andere ohne Verzierung überdeckt, aber alle hatten eine dicke Staubschicht gemeinsam. Er sah sich in dem Laden um, trat an die Verkaufstheke und betätigte die Glocke, die dort angebracht war. Nach dem ersten “kling“ konnte man ein Rumpeln und Fluchen aus dem hinteren Teil des Ladens vernehmen. „Ich bin nicht taub!“, rief eine Stimme. Jetzt hörte es sich so an, als würde ein Schränkchen umfallen.

„Kann ich ihnen vielleicht helfen?“, fragte der einzige Kunde und beugte sich neugierig in den neben der Theke verlaufenden Gang.

„Nein! Gleich… Ich bin gleich da! Nur noch… einen Moment!“, ächzte er. „Nehmen sie doch einen Moment Platz!“, klang die Stimme unfreundlich, während sich der dazugehörige Mann hörbar abmühte, etwas nicht näher Definiertes auf die Reihe zu bekommen.
Der Kunde sah sich in dem staubigen Laden um und entdeckte etwas, das aussah wie ein Sessel.

„Sie glauben doch wohl nicht, dass ich mich auf so etwas Verfilztes setze. Da kann ich mir ja gleich ein paar neue Kleider bei Madam Malkin machen lassen…“, sagte der Kunde kaum hörbar, doch Mr. Ollivander muss es vernommen haben, denn er war kurz nach dieser Aussage im Verkaufsraum. Seine wässrigen Augen glitzerten und seine Haare standen ihm zu Berge. „Anstrengender Vormittag?“, fragte der Kunde, doch Ollivander war nicht zu Scherzen aufgelegt.

„Sie möchten also einen Zauberstab kaufen?“, fragte er und hatte ein einfaches “JA“ erwartet. Stattdessen schien sich der Kunde über seine Frage lustig zu machen.

„Ähh, nein, ich bin hier, um eine Popcornmaschine zu erwerben…“, witzelte er und folgte mit seinem Blick dem ärgerlichen Zauberstabmacher, der jetzt beschloss, die Antwort des Kunden zu ignorieren und einfach das Verkaufsgespräch zu beginnen.

„Warten sie, ich glaube der hier…“, sagte Ollivander, während er nach einem Kistchen langte und ihr den Stab entnahm. Er reichte ihn dem Kunden und murmelte: “Könnte etwas für sie sein.“ Der Mann nahm den Stab und wedelte etwas damit herum, woraufhin einige der Stäbe durch die Luft flogen. „Das war es wohl nicht…“, kommentierte Ollivander den Misserfolg. „Versuchen wir den hier. Rosenholz mit Drachenherzfaser, 11 einviertel Zoll.“ Der Kunde Griff wieder zu. Dieses Mal passierte gar nichts. „Hmm, auch nicht. Dann vielleicht dieser hier. Buche, sehr hart, 13 zweiviertel Zoll mit Einhornhaar im Kern.“, schwärmte Ollivander. Wieder nahm der Mann den Stab und schwenkte ihn, womit er Schubladen zum Fliegen brachte und im Laden mächtig Staub aufgewirbelt wurde. „Sehr seltsam… Ich hätte wetten können, dass es der richtige für sie ist!“, meinte Ollivander jetzt mit einiger Bestürzung, während er sich kurz abwandte.

„Wir sollten es mal mit Sandelholz versuchen!“, empfahl der Kunde mit leichter Ironie in der Stimme.

Ollivander wiederholte fragend: „Sandelholz? Ich habe bisher nur einen Zauberstab aus...“. Er brach ab und drehte sich wieder um. Der Kunde hielt ihm jetzt mehrere Haarsträhnen entgegen.

„Du hast nachgelassen, alter Mann!“, sagte der Kunde, als Ollivander ihn ein wenig fassungslos anstarrte. „Jonathan!“, japste er schon fast.

„Gut, ich gebe zu! Es ist schon ein paar Jahre her, aber so schlecht kann deine Erinnerung nicht sein. Ich brauche dieses Mal zwei Stäbe!“, fügte Jonathan hinzu.

„Wieder mit den Haaren deiner Schwester, ja?“ Der Kunde nickte, als Ollivander ihm die Strähnen aus der Hand nahm, um ihn herumging und seinen Umhang zur Seite schob. „Wie ich sehe, hast du das ganze Arsenal mitgebracht. Rechnest mit Ärger?“, stellte Ollivander fragend fest.

„Es könnte welchen geben und ich brauche einen Zeitumkehrer für alle Fälle.“, sagte Jonathan, der sah, wie Ollivander daraufhin den Kopf schüttelte.

„Hat Potter im Ministerium alle kaputtgeschlagen!“, sagte er, griff in ein Schubfach, holte einen heraus und warf ihn Jonathan zu. Anschließend ging er zur Tür, drehte das Schild auf “Geschlossen“ und zog die Rollläden runter. „Gehen wir nach hinten! Es gibt sicher eine Menge zu erzählen, von Zuhause meine ich…“, sagte Ollivander nun interessierter und der fremde Zauberer hob die Augenbrauen.

„Von Zuhause? Du bist nicht zurückgekommen, als du gerufen wurdest. Was interessiert dich das noch? Sie hatten den Befehl für deine Liquidierung schon ausgegeben. Meine Schwester war schon auf dem Weg, als das Clanhaus sie auf mein Einwirken hin zurückgepfiffen hat.“, mahnte Jonathan, während er dem Zauberstabmacher in das Innere des Ladens folgte.

„Ich konnte nicht. Ich habe immer saubere und anständige Berichte geliefert, ganz so wie es mein Auftrag vorsah. Nur mit einem haben sie nicht gerechnet – ich im Übrigen auch nicht. Dass mir diese Zauberer ans Herz wachsen. Der Blick, den Kinder bekommen, wenn der Stab sie auswählt. So habe ich entschieden zu bleiben und alle Brücken abzubrechen.“, versuchte er sein Handeln zu rechtfertigen. “Außerdem kennen wir uns so lange, Jonathan, auch wenn unsere Aufträge uns nicht immer zusammenführen“, gab er an, “und wäre ich nicht hier, wer würde denn deinen Sandelholz-Stab jetzt fertigen?“, fragte er und Jonathan nickte. Im Anschluss fragte er ihn, wo er sein Fortbewegungsmittel gelassen habe. Ollivander wies giggelnd mit der Hand auf einen alten Besen an der Wand und fügte später hinzu, dass er es unter dem Haus vergraben hatte – vor sehr langer Zeit.

„Gibt es etwas, vor dem ich mich in Acht nehmen sollte?“, fragte Jonathan nun. Ollivander erzählte ihm von den drei unverzeihlichen Flüchen, dem Imperius, dem Cruciatus und dem Todesfluch Avada Kedavra. „Mit dem ersten solltest du leicht fertig werden. Ist so ähnlich wie unser zustoßen. Mit einer Mauer im Kopf lässt der sich gut blocken. Den Todesfluch kannst du eventuell wegschlagen, aber wenn er dich trifft, bist du Geschichte und deine Waffen fallen in die Hände des Feindes. Unangenehm könnte der Cruciatus werden, denn er stimuliert die Nervenenden mit Schmerz. Das hat schon ein paar mehr in Wahnsinn und Tod getrieben.“, führte Ollivander aus.

Jonathan strich mit dem Finger über die Staubschichten und sagte belustigt: „Hier könnte mal wieder saubergemacht werden!“

Ollivander wies ihn zurecht: „Lenk nicht ab! Wenn du draufgehst, bin ich der einzige, der deine Waffen retten muss, bevor die hier wirklich richtig Schaden anrichten können. Wenn die Dinger in die Hände der Todesser fallen, ist die Magische Welt Geschichte und die andere auch. Dass ich nicht wirklich in Form bin, ist sicher unnötig zu erwähnen.“, meinte Ollivander und grinste ein wenig, auch wenn ihm die Sache nicht geheuer war.

„Hey! Ich bin kein kleines Kind mehr und das ist bestimmt auch nicht mein erster Job dieser Art, also hör auf, mich belehren zu wollen, Ollivander!“, schnauzte Jonathan “Wir können ein wenig trainieren. Du schießt die Dinger auf mich ab und dann sehen wir, wie ich damit klarkomme.“, sagte er jetzt wieder versöhnlicher und Ollivander wies ihm einen Weg, der in die Tiefen unter den Laden führte. Anschließend fragte er ihn noch, ob er das jetzt wirklich ernst meinte, denn immerhin bestand auch die Möglichkeit, dass Jonathan es nicht bewerkstelligen konnte.

Als erstes bedachte ihn Ollivander mit dem Imperius-Fluch, den er wie beschrieben leicht abschütteln konnte. Im Anschluss kam der Cruciatus an die Reihe. Beim ersten Mal schlug er ihn mit einem kurzen Streich der blitzenden, blauen Klinge weg, wogegen er ihn danach hatte einmal treffen lassen. Jonathan stürzte schreiend zu Boden und wandte sich in fürchterlichen Schmerzen. Er war ein bisschen bestürzt, als Ollivander ausführte, dass dies normalerweise noch wesendlich schlimmer wäre, da diese Flüche von ihren Anwendern entsprechend gemeint waren. Als letztes kam der Todesfluch an die Reihe, aber schon wie den Cruciatus konnte er den grünen Blitz aus dem Zauberstab mit einem kurzen Streich abblocken und in eine Ecke lenken, wo dieser brutzelnd verdampfte.

Jonathans Blick fiel auf den kleinen, silbernen, zylindrischen Stab, der in der Ecke lag. Er fragte Ollivander, ob er ihn haben könnte und der alte Zauberstabmacher nickte nur und erwiderte, dass er ihn hier sowieso nicht mehr brauchen würde.

„Was machst du eigentlich hier?“, fragte Ollivander jetzt ein wenig verlegen. Jonathan griff in seinen Umhang und zog ein alt aussehendes Buch hervor, welches er auf die Bank legte.

Es trug den Titel J.El-S. - Zum Schutze der Beschützer.

„Die Sache mit den Büchern war eine unserer brillanteren Ideen. Königin Brianna wird es finden. So in 5000 oder 6000 Jahren.“

„Hat sie denn das nicht schon?“, fragte Ollivander.

„Wie man’s nimmt.“, erwiderte Jonathan vielschichtig, als er seinen Stab einsteckte und gefolgt von Ollivander wieder nach oben ging. „Wann, denkst du, hast du die beiden Stäbe fertig?“, wollte er wissen und bekam zur Antwort, dass er sie in zwei Tagen abholen könnte. „Fein, dann kann ich noch meinen Auftritt üben!“, bemerkte er. Ollivander rollte daraufhin mit den Augen. „Ja, ein wenig Theatralik muss sein, mein Freund! Außerdem haben wir vier erwartet und jetzt sind es nur zwei. Bei den anderen beiden werde ich wohl etwas nachhelfen müssen, was die Entwicklung angeht.“, sagte Jonathan abschließend.

An dieser Stelle hakte Ollivander noch einmal nach, weswegen Jonathan aufstöhnte und das Gesicht verzog, nachdem er von dem Zauberstabmacher die näheren Umstände erfahren hatte. Letztendlich zuckte er mit den Schultern. „Das ist Pech, da kann man nichts machen. So ist das mit der Zukunft. Sie ist eben immer in Bewegung. Auf dann, Ollivander!“, verabschiedete sich Jonathan und mit einem Wink seiner Hand gingen die Rollläden wieder auf.

Damien
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Beitragvon Damien » Do 04 Okt, 2007 20:16

Wieder ein neues gutes Kapitel!
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roter Drache
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Beitragvon roter Drache » Fr 05 Okt, 2007 15:34

John warum schreibst du keine Fortsetzung von deiner Geschichte. Das würde mir wirklich gefallen.

mfg der rote Drache

John Xisor
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Beitragvon John Xisor » Sa 06 Okt, 2007 18:46

K11: Danke. Es geht weiter.

roter Drache: Ich habe deinen Wunsch gehört. Es bleibt bei meiner Entscheidung. Und bitte nicht die anderen Leser spoilen.


10. Hingabe


Es war bereits spät in der Nacht als Harry erwachte. Er war für einige Augenblicke orientierungslos. Das strahlende Licht hatte sanfter Dunkelheit platz gemacht. Nichts erinnerte mehr an den Sturm, der noch vor ein paar Stunden in dem Gang tobte als ... als sie das Rätsel lösten und ... und Hermine die Macht in ihm entfesselte, die der dunkle Lord nicht kannte. Jetzt da es vorbei war, konnte er die Bruchstücke zusammensetzen. Warum war ihm das vorher nicht gelungen? Hermine war so zielstrebig darauf zugegangen, er hätte es wissen müssen. Hätte ahnen müssen, dass der Schlüssel so ganz nah vor ihm lag. Doch er hatte es immer wieder verdrängt und nicht wahr haben wollen. Jetzt war es zu spät. Zu spät? Doch wofür? Die Entscheidung war gefallen. Er hatte sie nicht getroffen. Oder doch? War am Ende der Weg das Ziel? Wer sagte, dass der eigentliche Weg nicht noch vor ihnen lag. Harry begann zu begreifen, Ginny und Ron hätten dabei sein sollen, dann es wäre richtig gewesen. Doch so? Er konnte nicht aufhören, konnte Hermine nicht stoppen, war unfähig zu denken, ließ sich leiten. Wohin? In einen Abgrund? Wo würde er aufschlagen, wenn er den Boden erreichte? War das wirklich alles? Und doch, es war nicht unangenehm; es war so, wie vor ein paar Tagen im Raum der Wünsche. Er hatte das Gefühl, alle Last falle von seinen Schultern ab. Konnte… konnte Hermine sie wirklich so einfach tragen? War am Ende es gar nicht er, sondern immer nur sie? Welche Rolle spielte sie? Würde sie noch eine Rolle spielen oder war dies ihre Aufgabe und war diese denn jetzt erfüllt? War sie genauso erwählt wie er? Waren nicht in Wirklichkeit alle vier erwählt? All jene, die dieses Schreiben bekommen hatten.

Nur langsam gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit. Hermine lag sanft in seine Arme gekuschelt. Er spürte ihren gleichmäßigen Atem auf seiner Brust, ihre warmem Wangen. Ihre Finger streichelten seinen Rücken, er schloss die Lider, lehnte den Kopf an die Wand und ließ es geschehen. Er konnte, nein er wollte, dass dieser Augenblick nie zu Ende ging. Wie oft hatte er diesen Gedanken aus seinem Kopf verbannt. Wie oft hatte er sich gesagt, dass das Band nur aus tiefer, ehrlicher Freundschaft zwischen ihnen bestand. Wie oft hatte er sich dabei ertappt, sie aus tiefstem Herzen zu begehren. Wie oft hatte er sich gefragt, ob sie ein ähnliches Empfinden hegte. Und wäre der Tag zu Ende gegangen, wie alle anderen, wäre es auch nur bei der Frage geblieben. Für Immer.

An einer kurzen, ruckartigen Bewegung erkannte sie, dass er erwacht war. Doch sie wollte nicht erwachen. Dieser Traum war so unendlich, schrecklich und schön zugleich. Er war nicht richtig, doch wehrte sich ihr Herz gegen ein Erwachen. Noch nicht. Es war noch zu früh. Sie konnte, nein sie wollte noch nicht zurück. Sie wollte ihn noch nicht gehen lassen. Für eine kleine Weile musste er noch ganz ihr allein gehören. Es würde nie wieder so sein. Nie wieder würde sie diesen einzig wunderschönen Augenblick mit Harry noch einmal erleben können. Es war total falsch und sie wusste es, doch es gab kein zurück. Der Preis, den Harry einst für den Sieg über den Dunklen Lord bezahlen musste, war hoch, doch hier? Sie hatte den Schlüssel in der Hand und den Mut es zu tun. Sie war es, die seine Macht in richtigen Augenblick zu entfesseln vermochte. Er konnte es nicht wissen. Er hatte alles beiseitegeschoben, um weitermachen zu können. Aber wie knüpft man an ein früheres Leben an, wenn nichts mehr davon da war? Wo beginnt man, wenn kein Anfang in Sicht ist? Wo hört man auf, wenn das Ziel nicht bekannt ist? War es so falsch? Sie konnte die Spuren lesen, die ihm verborgen blieben. Sie konnte ihn halten, wenn fiel. Leiten, wenn er die Richtung verlor. Ihre Gedanken flehten, er möge sie noch nicht loslassen, er möge sie noch einen weiteren Augenblick halten. Nur halten, nichts weiter. Sie wollte ihn an sich spüren, seine sanften Hände, den ruhigen Atem, die leise Bewegung, wenn er durch ihr Haar strich und seine Finger zärtlich über ihre Wangen glitten. Sie hatte Schuld. Ja, dass hatte sie eindeutig, doch es spielte keine Rolle mehr. Sie wusste es. Und doch genoss sie seine Nähe, jede seiner Berührungen auf ihrem Körper. Die Nähe, die sie fühlte, war so berauschend schön. Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass Harry dazu ihr gegenüber fähig war. Lange Jahre beschlich sie immer mal wieder der Gedanke, dass es da mehr gab, als nur seine Freundschaft, doch die Gedanken daran drängte Hermine immer wieder in den Hintergrund. Bis heute. Heute war der Tag, an dem sie sich beide einander stellen mussten – unausweichlich. Sie schloss die Augen und streichelte mit den Fingern seinen Rücken und als sie merkte, wie er sich zurücklehnte, drückte sie ihn ein klein wenig fester an sich und konnte das Glück kaum fassen, als er sie gewähren ließ und es ganz sanft erwiderte. Bald war es zu Ende. Bald – doch nicht jetzt, nicht jetzt.

<Was hab ich getan?>, durchzuckte es ihn und er hörte die Antwort direkt in seinem Kopf: <Nichts, was wir beide nicht gewollt hätten. Ruhig. Leise. Still.>

Er konnte sie hören, fühlen. Sie waren immer noch im Geist verbunden. Mehr, als beide es je für möglich gehalten hätten und als sich Stunden später ihre nassen Körper aus totaler Hingabe voneinander lösten, bewegten sich noch einmal ihre Lippen für einen leidenschaftlichen Kuss aufeinander zu. Ein letztes Mal spürten sie den Atem des anderen, genossen die Berührung ihrer Lippen und Hände. Als sie sich lösten, sah Harry in ihre wunderschönen, dunklen Augen, in denen er sich verloren hatte. Ja, verloren. Sie wandten sich beide gleichzeitig voneinander ab.

<Wir müssen vernünftig sein, Harry. Du weißt es.> Sie war immer noch da.
<Ja, ich weiß. Und du, weißt du es auch? Wir sind noch verbunden, du und ich.> Jetzt sah er sie wieder an. Er konnte fühlen, wie sie sich wehrte und sie fühlte den gleichen Kampf in ihm. Das Band musste reißen. Es musste. Jetzt! Sie bauten beide eine Mauer auf und kurz danach verstummten die Gefühle des jeweils anderen in ihren Köpfen. Es war grauenhaft.

„Und wenn wir einfach weglaufen? An einen Ort, wo uns niemand findet?“, fragte er jetzt.
„Du kannst nicht weglaufen, Harry und ich kann es auch nicht. Erinnere dich. Du bist bereits einmal in die Muggelwelt abgetaucht und zurückgekehrt. Nein…“, jetzt sah sie wieder an und Tränen liefen über ihr Gesicht “…wir können nicht weglaufen. Beide. Wir sind gebunden. Es geht nicht. Wir können unserem Schicksal nicht entfliehen!“, sagte sie.

„Und wenn es das noch nicht war? Wenn noch mehr Schmerzen warten?“, flüsterte er zitternd.
„Dann werden wir auch das schaffen. Harry, du bist wieder da und ich auch. Doch es ist anders. Es ist so rein. Es ist ein unglaubliches Gefühl. Es streichelt mit sanften Flügeln, dem können wir nicht entfliehen – an keinen Ort. Weder in dieser noch in einer anderen Welt!“, ermahnte sie ihn und wusste das es sehr schwer war. Wie gern hätte sie dem nachgegeben und wäre mit ihm weggegangen, doch sie konnte nicht. Sie konnte sie doch nicht alle im Stich lassen.

„Ich weiß, Hermine! Wir können sie nicht im Stich lassen. Nicht jetzt. Nicht hier. Warum musst du immer so stark sein?“, fragte er sie und erwartete keine Antwort, doch er sollte eine bekommen.

„Weil du bei mir bist und immer sein wirst!“, antwortete sie. „Bis heute habe ich nicht im Entferntesten geglaubt, was du alles schon ertragen hast. Wir haben in unsere Seelen gesehen, Harry. Du hast uns Hoffnung gegeben, wenn alles verloren schien. Liebe, wenn wir uns einmal wieder stritten. Nähe, wenn wir allein waren. Zuneigung, wenn der andere Kummer hatte. Die Dunkelheit ist großzügig, geduldig und gewinnt immer. Doch im Herzen ihrer Stärke ist Schwäche. Eine einzelne Kerze ist genug, sie zurückzudrängen. Liebe ist mehr als das – Liebe kann Sterne entzünden!“, lächelte sie ihn an.

„Zwei Hermine. Von jetzt an zwei Lichter!“, sagte er und begann, seine Sachen zusammenzusuchen. Hin und wieder gab er ihr eines ihrer Kleidungstücke und küsste sie dabei immer wieder. Mal sanfter, mal härter. Sie knieten sich neben das verbrannte Buch und wischten die Asche beiseite. Bernardo würde bestimmt nicht erfreut sein, stellten sie fest und mussten bei dem Gedanken daran, unschätzbar wertvolles Museumseigentum zerstört zu haben, lachen wie kleine Kinder. Dann fiel ihr Blick auf das Fresko an der Wand.

„Sieh mal, da waren vorher vier zu sehen. Es hat sich verändert. Jetzt sind es nur noch zwei, die den Stab nach oben halten!“, sagte Harry und winkte sie zu sich.

„Quatsch! So was kann sich doch nicht ändern, oder doch?“ Jetzt, wo sie es sich näher betrachtete, kam es ihr auch irgendwie verändert vor. Doch schüttelte sie den Kopf und den Gedanken daran ab, dass sich ein steinernes, jahrhunderte altes Monument verändert haben könnte.

„Was sagen wir den anderen?“, holte er sie in die Realität zurück und musste feststellen, wie kaltblütig Hermine sein konnte, um das, was sie hier erlebt hatten, vor den Augen der Welt zu schützen. „Die Wahrheit selbstverständlich, ohne die Details natürlich. Das gilt auch für Ron und Ginny. Es muss weitergehen, Harry. Es muss. Wir werden am 1. September im Büro des Schulleiters sein, so wie in dem Brief gefordert ist und dann sehen wir, was sich ergibt. Auch Ginny und Ron. Viertelfinalspiel hin oder her. Er wird mitkommen!“, meinte sie und Harry sah streng zurück.

„Dafür kannst du nicht sorgen, du bist seine Frau. Wenn ich ihn hindere, am Viertelfinalspiel teilzunehmen, wir er mir das vielleicht eines Tages verzeihen, aber ich kann nicht zulassen, dass du noch mal alles aufs Spiel setzt!“, sagte er und wusste, sie würde ihn in dieser Sache gewähren lassen.

„Harry Potter. Immer zuerst in Sorge um die anderen. Vielleicht ist das der Grund, warum ich dich so sehr mag…“, wuschelte ihm Hermine durch sein Haar und bemerkte ein leichtes Zucken, als wenn er das schon einmal gehört hatte. Vor langer Zeit. Sie hakte sich jetzt bei ihm unter und reichte ihm ihren Zauberstab. „Versuchs!“

„ALOHOMORA!“, sagte er mit lauter Stimme und die Tür flog daraufhin mit einem Krachen aus den Angeln.

Sie nahm ihm mit einem Kopfschütteln den Stab weg und wandte gen Tür gerichtet ihren bekannte Reparo-Zauber an. „Du musst vorsichtig sein! Es ist jetzt ein wenig anders, es ist viel stärker. Und Harry… Niemand darf es wissen! Außer uns darf niemand wissen, dass Harry Potter wieder zurück ist!“, schloss sie und er nickte.[/i]

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Beitragvon John Xisor » So 14 Okt, 2007 12:53

11. Feuerblitz und andere Entdeckungen


Bernardo war am nächsten Tag für Hermines Begriffe erstaunlich gefasst, als er erfuhr, dass jener Band die Nacht nicht überstanden hatte. Nach ihrem Dafürhalten hatte Bernardo eine Ahnung, nachdem ihm sehr im sehr wohl die Veränderung im Fresko aufgefallen sind. Sie beide hatten ihm die Gewissheit für seine Vermutungen geliefert. So waren sie nun schon zu fünft, die von dem Zusammenspiel unbekannter Mächte wussten, auch wenn es keiner von ihnen wirklich direkt Ansprach. Die Zeichen allein waren mehr als ausreichend, um festzustellen, was der andere vermutete: ein verändertes Steinfresko, ein verkohltes, antikes Buch und ein zerbrochener Zauberstab. Was allerdings wirklich vor sich ging und wohin die Reise nun führte, wurde selbstverständlich nicht diskutiert. Harry dachte nur noch daran, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und zurück zu Ginny. Er erkannte, sie hatte recht – wie immer. Ein Fortlaufen kam nicht in Frage. Zu keiner Zeit. Harry erinnerte Bernardo noch einmal an sein Angebot, doch auch ohne Absage war ihm klar, dass Bernardo sein Angebot nicht annehmen konnte und durfte. Nicht aus reiner Höflichkeit; es ging einfach nicht. Sein Platz war hier und Harrys in Hogwarts. Nachdem sie sich ausgiebig verabschiedet hatten, apparierte Hermine mit Harry am Arm berührend zurück. Erst in seine Wohnung und nach einem stillen Winken des Abschieds zurück ins Ministerium.

Der Schreibtisch war nun brechend voll mit Akten und Hermine würde den ganzen Tag und vermutlich auch die halbe Nacht benötigen, um alles aufzuarbeiten. „Kann ich wirklich nicht einmal drei Tage wegbleiben, ohne dass hier alles aufläuft?“, fragte sie in Gedanken in den Raum. Sie nahm sich die nächsten Akten vor und schrieb immer einige Notizen an den Rand, bevor sie diese auf den Stapel Erledigt oder Widervorlage legte. Bei manchen zückte sie auch ihre schnelle Schreibefeder und diktierte dieser ihre Wünsche und Vorgaben, die später als Richtlinien für Madeleine dienen sollten. Gegen Abend schickte sie Ron ihren Patronus mit den Worten: „Es wird hier später. Ich bin tot.“
Zu der ganzen aufgelaufenen Arbeit kamen auch noch die Gedanken der letzten Tage. Was war passiert? Sie und Harry hatten sich geliebt. Sie hatte alles vergessen: Ron. Wer sie war. Ihren Stand. Ihre Freunde. Alles! Hatten sie sie alle verraten? Niemand würde es wissen. Keiner! Sie musste weitermachen wie bisher. Niemand würde es merken. Alles wird so sein wie es immer war. Ron würde spielen und sie ihren Job im Ministerium machen. Wie immer. Sie verdrängte alle Erinnerung daran und verbannte sie in eine hinterste Ecke ihres Geistes. „Nicht mehr daran denken… Nur nicht mehr daran denken!“, sagte sie leise zu sich selbst, während sie ihren Kopf erschöpft auf den Tisch sinken ließ.

Es sollte jedoch kein ruhiger Schlaf werden. In ihrem Traum waren Jahre vergangen, doch sie waren nicht allein. Ein kleines Mädchen tollte um ihre Beine und rief begeistert nach seiner Mama und Hermine selbst redete das Kind mit einem Namen, an der ihr seltsam fremd und doch vertraut vorkam. Kyrainne. Sie spielte mit ihr auf einer grünen Wiese „Zaubern“ und spürte nichts von dem Druck, der jetzt noch auf ihr lastete. Alles war so leicht. Hermine nahm die Kleine in den Arm und drückte sie an sich. Danach wuschelte sie durch ihre langen, roten Haare. Doch als Hermine in die Augen des kleinen Wesens sah, wachte sie schreiend auf und Ron saß neben ihr.

„Madeleine hat mich benachrichtigt, als sie bemerkte, dass du eingenickt bist. Das war vor vier Stunden…“, sagte er leise und strich über ihre Haare. „Du solltest dir weniger zumuten. Ich meine es ernst! Ich will dich nicht verlieren! Du sollst dich nicht noch mehr überarbeiten, als das Ministerium dir jetzt schon abverlangt. Das Pensum hält kein Mensch durch, auch du nicht!“, meinte er besorgt. Ron nahm seinen Zauberstab zur Hand und schickte seinen Patronus zu Kingsley, der ihn darüber informierte, dass Ms Weasley noch zwei oder drei Tage länger wegbleiben würde. King war ein verständnisvoller Mann, was das anging. Er hatte Hermine selbst öfter gewarnt, dass sie, wenn sie so weiter machte, umkippen würde. Frau, Mutter, Freundin und Ministerin. Der Punkt, an dem auch sie sich eingestehen musste, dass sie Erholung brauchte, war nun da. Und dann waren da auch noch Harry und Padua. Das Geheimnis, welches sie gelüftet hatte und der Traum. Traum oder Vision? Eine Folge des Zusammentreffens mit den Sternenmagiern? Oder war sie einfach nur überarbeitet? Sie ließ sich von Ron widerstandslos auf den Arm nehmen und er brachte sie nach Hause, um danach ein paar Sachen zusammenzuraffen und mit ihr ein paar Tage in “Urlaub“ zu fahren, auch wenn er sie nicht fragte. Ron hielt es für erforderlich. Aber wohin? Nach Frankreich, zu Bill? Oder zu Charlie nach Rumänien? Beides war keine der besten Ideen, denn dort würde Hermine auch keine echte Ruhe finden, dachte er. Ron durchstöberte die Hausapotheke und fand den Trank für den traumlosen Schlaf. Er mixte ihr ein kleines Glas davon an und gab es ihr zu trinken. Sie hatte dem nicht mehr viel entgegenzusetzen als ein schwaches „danke.“, um anschließend sofort einzuschlafen. Jetzt lief Ron zu Höchstform auf. Wohin könnten sie reisen, um sich zu erholen, war die bange Frage. Jeder würde sie kennen und vor allem erkennen. Außer… natürlich! Das war es! In der Muggelwelt würde sie niemand erkennen und so hetzte Ron die ganze restliche Nacht von der Zaubererwelt in die Muggelwelt und zurück. Immerhin war Ron nicht gerade der Experte, was Muggel-Angelegenheiten anging. Doch der Apfel fiel nicht weit vom Stamm. So stelle er sich nicht ganz so ungeschickt an, wie manch anderer Zauberer, der zum ersten Mal in der Welt der nichtmagischen Menschen unterwegs war. Er mietete einen kleinen Bungalow an Südspitze von Ischia. Die kleine Insel schien alle Voraussetzungen zu erfüllen. Sie war abseits gelegen und wurde fast nur von älteren Touristen besucht. Der Ort war berühmt für seine Thermalbäder, aber am wichtigsten war, dass jetzt gerade keine Saison war. Er ließ sich haarklein beschreiben, wo sich genau die Insel und die Behausung befand, um ohne nennenswerte Schwierigkeiten dorthin apparieren zu können, was ihm auch fast gelang. Das Gepäck hatte er verkleinert und in die Hosentasche gesteckt. Er landete mit ihr in der Besenkammer und dachte, dass es auch hätte schlimmer kommen können. Und es kam schlimmer... Sie waren nicht in ihrem Haus, sondern in einem danebengelegenen gelandet. Zum Glück hatte keiner den Krach bemerkt, als er mit ihr auf dem Arm das Putzmittel durch den Raum warf. Der Bungalow stand offensichtlich leer, was Ron einen kleinen Seufzer entlockte. Er verschwand mit ihr durch eine offene Hintertür. Warum sie geöffnet war, daran verschwendete er keinen Gedanken. Stattdessen trug er sie jetzt zu dem Danebengelegenen und war sichtlich erleichtert, dass der Schlüssel passte. Ron legte Hermine auf das Bett im Schlafzimmer und deckte sie mit einem dünnen Laken zu. Es war eine laue Sommernacht und man hörte das Meer rauschen. Er ging zum Kühlschrank, nahm eine Flasche Saft heraus und verzichtete auf ein Glas. Anschließend nahm er auf der Veranda platz und döste ein.

Als Hermine spät am Morgen erwachte, benötigte sie einem Moment, um sich an die Umgebung zu gewöhnen. Er hatte sie entführt. Ja, Ron hatte sie wirklich entführt. Sie fand ihn dösend auf der Veranda, setzte sich neben ihn und lehnte sich an seine Schulter. „Soll ich Frühstück machen?“, fragte sie und bekam sofort einen strafenden Blick. „Du machst hier gar nichts… Außer ausruhen!“, sagte er leise, aber bestimmt, bevor er aufstand und in die Küche ging, um ein Frühstück für Beide auf ein Tablett zu zaubern. Er stellte noch eine kleine Vase mit einer roten Rose drauf und kehrte damit zu ihr zurück. Sie lächelte ihn aus verträumten, feuchten Augen an. Er liebte diesen Blick und sie mehr als andere auf der Welt. <<Ron Weasley! Ich liebe Dich!>> „Ich dich auch. Deshalb musste ich auch handeln.“ „Was? Ich hab nichts gesagt!“, meinte sie plötzlich. „Doch natürlich“, beharrte er. “Du hast gesagt…“ Er unterbrach für einen Moment, bevor er neu begann: “Du sagtest Ron Weasley. Ich liebe dich. Ich hab es doch ganz genau gehört.“ Sie schüttelte mit dem Kopf und meinte: „ Nein, ich hab nichts gesagt ich habe es…“, der Mund blieb ihr offen, bevor sie ihren Satz beendete “…gedacht!“ „Du hast meine Stimme in deinem Kopf gehört?“, fragte Hermine und er nickte. Ron bemerkte schon wieder, wie sich ihre Gedanken überschlugen, weswegen er forderte: „Nein, dass kannst du vergessen! Jetzt wird nicht darüber nachgedacht, warum das so war. Darüber reden wir später, nicht hier. Nicht jetzt! Hier sind nur wir. Wir!“ Und bevor sie protestieren konnte verschloss er ihre Lippen mit einem Kuss, nahm sie auf den Arm und verschwand nach im Bungalow.

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Nachdem Hermine Harry nachhause gebracht hatte, war er einfach auf das Bett gefallen und eingeschlafen. Er hatte es nicht einmal mehr ins Bad geschafft und ans Ausziehen war ebenfalls nicht mehr zu denken. Harry, der sonst bis auf die üblichen Alpträume, das ganze Gewimmer und Gestöhne, welche der bewegten Vergangenheit anzulasten waren, relativ ruhig schlief, ließ jetzt vermuten, dass er ein ganzes Sägewerk betrieb. Als Ginny von ihrem Dienst im Krankenhaus nach Hause kam, glaubte sie ihren Ohren nicht zu trauen. Sie hütete sich davor, ihn aufzuwecken. Was immer der Grund für diese unglaubliche Schlafattacke war, sie schien ihm mehr als gut zu tun. Es schien Jahre her zu sein, ihn einmal so selig schlafen zu sehen. Aus Hermines Büro bekam sie auf Nachfrage von King die Nachricht, dass ihre Freundin nicht erreichbar war, nachdem diese auf ihrem Schreibtisch zusammengebrochen war. Es beschlich sie die bange Frage, was in Padua passiert war. Während Hermine zusammengebrochen war, schlief Harry offensichtlich den Schlaf der Gerechten. An diesem Abend sollte sie ihn nicht mehr wach zu Gesicht bekommen. Er schlief bis in die Nachmittagsstunden des folgenden Tages hinein. Er leistete gute 36 Stunden Matratzen-Horchdienst am Stück. Nur ab und zu erwachte er, ging ins Bad, erfrischte sich kurz, um danach wieder einzuschlafen. Als Ginny an diesem Tag nach Hause kam, war er gerade erwacht und auf dem Weg ins Bad. „Meinst du, dass wir heute Abend meine Eltern besuchen können?“, fragte sie ihn durch die Tür und bekam nur ein Grunzen zu Antwort, welches sie als Absage wertete. Harry öffnete die Tür, schlurfte mit trägen Augenliedern an ihr vorbei und legte sich wieder ins Bett. „Bin müde... Muss noch ein wenig schlafen. Bitte…“ Das letzte Wort konnte sie kaum noch hören, so leise kam es über seine Lippen und dann war er auch schon wieder eingeschlafen. Jetzt begann sich Ginny echte Sorgen zu machen. Hermine war immer noch nicht erreichbar und Harry schlief einen weiteren Tag und eine weitere Nacht. Als er am Morgen des vierten Tages erwachte, lag Ginny auf seiner Brust und hatte sich eng an ihn gekuschelt. Er atmete ihren Duft ein und liebkoste ihre nackte Schulter, bis sie sich langsam regte und ihm in die Augen sah. „Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte sie leicht irritiert und Harry nickte. Sein Blick war nun nicht mehr getrübt, wie in den Tagen und Nächten zuvor. Seine Augen leuchteten klar und strahlend grün. <Ich liebe Dich, Harry!> „Ich weiß und ich bin froh, dass du bei mir bist!“, sagte er und küsste sie auf den Mund. „Ich hab doch gar nichts gesagt…“, sagte sie irritiert. Aber er beharrte auf dem Gegenteil und bestand darauf: “Doch, natürlich! Ich habe es doch ganz genau gehört. Du hast gesagt: Ich liebe dich, Harry.“. Ginny schüttelte den Kopf und erwiderte: „Ich hab es gedacht!“ Sie rutschte ein wenig näher zu ihm heran. „Harry was ist in Padua passiert?“, fragte sie nun gerade heraus. Das durfte er ihr nicht sagen und so nahm er Ginny in die Arme und flüsterte: “Etwas Wundervolles! ACCIO FEUERBLITZ!“ Es gab ein Krachen und Scheppern aus dem Keller, als der Besen sich aus seinen Fesseln löste und in seine Hand flog.

„Es war voller Sterne!“, flüsterte Harry verzückt.

Damien
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Beitragvon Damien » Fr 19 Okt, 2007 10:30

Geiles Kapitel!!!
Find gut wie du es beschreibst!!!
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Ich habe meine Fussballnation gefunden, geschlagen von einem Fussballmonster... Für immer Costa Rica!

John Xisor
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Beitragvon John Xisor » Sa 20 Okt, 2007 12:42

Dank an meinen einzigen Kommentator. :-)


12. Entscheidungen



Im Ministerium ging es bereits drunter und drüber. Fast eine Woche war nun schon vergangen und noch immer gab es keine Spur von Hermine und auch nicht von Ron. Sein Trainer hatte bereits den Ersatzmann für die nächsten Spiele eingeplant, als Ron zweimal hintereinander nicht zum Training erschien und zudem nicht einmal erreichbar war. Kingsley und Madeleine hatten alle Hände voll zu tun, die lästige Presse von dem Fall wegzuhalten, denn der Tagesprophet hatte in seiner Sonntagsausgabe bereits getitelt:

Hermine Weasley spurlos verschwunden. Wo ist die Zaubereiministerin? Alles über das aufregende Leben der Hermine Weasley. Vom Schlammblutkind an die Spitze der Zaubererwelt. Lesen alles darüber auf den Seiten 3 bis 10. Außerdem: Interviews mit alten Schulkameraden auf den Seiten 11 bis 13. Exklusiv von Rita Kimmkorn

Kingsley ließ die Zeitung sinken und blickte hoffnungsvoll zu Madeleine, doch diese schüttelte den Kopf. Noch immer keine Spur von Hermine oder Ron. Er musste eine Entscheidung fällen, ob sie bequem war oder nicht. „Also gut. Wir warten noch bis zum Ende der nächsten Woche, dann müssen wir die Karten auf den Tisch legen und im Gamot über das spurlose Verschwinden von Hermine Weasley berichten. Ich freu mich schon darauf, in der Presse zerrissen zu werden…“, sagte er zu Madeleine, der der Mund offen stand. „Bis Ende nächster Woche? Soll das ein Witz sein? Wir wissen ja jetzt schon nicht mehr, was wir den Presseleuten erzählen sollen.“, schnaufte Madeleine. „Ja, ja, ich weiß. Ich kann ihre Bedenken gut verstehen, Madeleine, aber wir sind ihr das schuldig. Schon vergessen? Wir sind die Krieger des Lichts. Wollen sie ihr das so danken?“, fragte er, woraufhin Madeleine den Kopf schüttelte.

„Geben sie ein Communique mit folgendem Inhalt raus:

Die Zaubereiministerin ließ verlauten, dass sie wegen dringender, privater Angelegenheiten zurzeit nicht abkömmlich ist.

Kingsley Shacklebolt
Stellvertretender Zaubereiminister“

Er wusste, dass es sein Karriereende bedeutete, wenn sie nicht bald wieder auftauchte, aber tat es dennoch.

Am Montag lautete die Schlagzeile im Tagespropheten:

Ministerin gönnt sich Auszeit auf Kosten der Zaubererwelt. Lesen Sie alles über… Kingsley warf die Zeitung mit einer abwertenden Handbewegung in den Mülleimer. Das Prinzip Hoffnung war alles, was noch blieb.

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Ron hatte die sonst so pflichtbewusste Hermine dazu überreden können, aus den paar Tagen eine gute Woche machen zu können. Sie hatte es zu seiner echten Verwunderung auch wirklich getan. Sie blieben einfach auf der Insel und machten Urlaub, obgleich es zum Teil auch ein wenig anstrengend war, denn Hermine fand noch ein paar andere Dinge über sich heraus. So war sie zum Teil mit Ron verbunden und zum Teil nahm sie auch andere Stimmen war. Als sie einmal schwimmen war, konnte Ron sie nur mit großer Mühe davon abhalten, in die Tiefe zu tauchen, weil etwas nach ihr rief. Auch hatte ihr Appetit ungewöhnlich zugenommen, wobei es ziemlich egal war, was sie in sich hineinstopfte. Hauptsächlich Süßes, aber auch anderes, was sie vorher verschmähte, sollte sie jetzt sehr lecker finden. Ron kam das Ganze etwas komisch vor und er witzelte schon, dass sie vielleicht schwanger wäre. Das jedoch wies sie kategorisch von sich, da sie immer den Trank genommen hatte, den ihr Arzt verschrieb, um vor unangenehmen Überraschungen sicher zu sein.

„Willst du zurück? Wir können aber auch die Kinder herholen und bleiben. Ich meine, für immer…“, sagte sie und Ron kippte fast aus den Latschen, als die Worte über ihre Lippen kamen. „Mine! Willst du wirklich, dass unsere Kinder auf so eine Muggelschule gehen?“ Er bekam feuchte Hände, denn an ihrem Tonfall bemerkte er, dass sie das wirklich ernst meinte. „Selbst Harry hat es nicht ausgehalten und ist zurückgekommen und das, obwohl er nicht mehr zaubern konnte!“, meinte er und hatte keine Ahnung, was der Satz in Wirklichkeit anrichtete. Das war es! Sie wollte weg von Harry. Ihn nicht mehr sehen müssen. Sie konnte und wollte dafür alles riskieren und aufgeben. Nur Ron war da anderer Meinung. „Was hast du? Sag nichts gegen Muggelschulen. Ich habe auch mal eine besucht. Und ist aus mir vielleicht nichts geworden?“, fragte sie nun. „Hermine! Ich bitte dich. Wenn es dir wirklich ernst ist, bleiben wir hier, aber nicht, bevor du mir zugehört hast. Verstanden?“, bat Ron. Sie nickte und wusste, wenn Ron wirklich loslegte, hatte auch sie, obwohl sie ihm meist überlegen war, nicht die Spur einer Chance. „Mine, ich liebe dich und möchte, dass wir glücklich sind. Der Sport ist nicht alles. Es würde auch ohne Quidditch gehen, aber hier kann ich auch unseren Kindern nicht beibringen, wie man einen Besen fliegt, geschweige denn erklären, was ein Quidditch-Turnier ist. Sie würden ohne Zauberei aufwachsen und sie sind schon fünf. Wie willst du das erklären? Mama muss jetzt weglaufen? Wovor eigentlich? Vor sich selbst? Tritt ein wenig kürzer, Mine. Das sollte möglich sein. Du hast doch ein gutes Team aufgebaut mit King und dir an der Spitze. Du kannst ihm doch vertrauen. Und sie vertrauen dir auch. Wie nennst du sie immer? Meine Krieger des Lichts! Willst du deine Krieger des Lichts jetzt wirklich allein lassen? Was wird passieren, wenn du einfach so gehst?“, sagte er, aber Hermine schüttelte den Kopf. Ron und seine Totschlagargumente. Natürlich hatte er recht. „Wir können nicht oder?“, sagte sie matt. „Nein, es geht nicht. Aber eines geht: Wenn wir zurückgehen, werde ich am 1. September für England im Viertelfinale spielen.“, sagte er entschlossen und nahm sie in den Arm, als sie zu weinen begann. „Ist gut. Ich weiß.... Was ist mit deinem Bauch?“, fragte er mit gespieltem Lachen und sie musste plötzlich mitlachen. „Ich werd nicht versuchen, dich umzustimmen. Ich weiß, was dir das bedeutet. Meinen Segen hast du!“, sagte sie und er fügte in Gedanken hinzu: <Aber einer wird’s versuchen.> „Wenn Harry das macht, wird er mich kennen lernen!“, sagte Ron laut und Hermine merkte wieder, dass die in seinem Kopf war, als sie es dachte. Sie musste unbedingt lernen, das abzustellen und zwar ganz schnell.

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Ginny stieß einen spitzen kurzen Schrei aus, bevor sie ihm in die Arme fiel und sagte: „Oh, Harry!“ Doch er schob sie weg und sah ihr in die Augen. “Niemand darf es wissen, Ginny. Niemand. Es muss alles so weiter gehen, wie es war. Ich kann nicht mehr zaubern und aus. Alles andere wäre sehr gefährlich für uns. In erster Linie für den Jungen und für dich!“ Er spielt jetzt auf die unheimliche Begegnung bei Flourish & Blotts an und sie wusste natürlich, dass er damit recht hatte. Auf die Nachfrage hin, ob Hermine wieder aufgetaucht sei, schüttelte sie den Kopf. Er verfluchte sich schon ein bisschen für seine verdammte Vorsicht. Es war zu riskant. Er konnte und durfte nicht eingreifen, denn wenn die Deckung am Ende aufflog, konnte sonst was dabei herauskommen. Nein. Sie mussten so klarkommen. Sie würde schon wieder auftauchen. Er fingerte nach seinem persönlichen Portschlüssel, der ihn nach Hogwarts brachte. Harry entschied, das es das Beste war, wenn er sich jetzt selbst um seine Angelegenheiten kümmern würde, die er solange seiner alten Hauslehrerin überlassen hatte.

„Kommst du am 1. September mit, wenn wir das Rätsel lösen?“, fragte er und sie nickte zustimmend. „Fein, dann müssen wir jetzt nur noch deinen Bruder überzeugen, wenn er denn wieder greifbar ist!“, meinte er und sah wie Ginny den Kopf schüttelte. „Harry, Ron ist seit zwanzig Jahren dein bester Freund und mein Bruder. Zerstör das nicht, ja? Ich bitte dich!“, sagte sie mit einem mahnenden Unterton in der Stimme. Sie kannte Harry und wusste um seinen Dickkopf. Und sie wusste auch, dass und vor allem wie er in der Lage war, erwähnten Dickkopf gegen so manchen Widerstand durchzusetzen. Trotz seiner verbrieften Leistungen war der verdammte Dickkopf an vielem schuld, was hätte vielleicht vermieden werden können. Harry tat nichts, weder zustimmend noch ablehnend. Ginny verabschiedete sich und begab sich ins Krankenhaus, während Harry den Portschlüssel nach Hogwarts nahm. Das neue Schuljahr war bereits gefährlich nahe und er bedauerte es, McGonagall solange allein gelassen zu haben.

Als er ankam, landete er in der Haupthalle, in die man ja nicht hinein apparieren konnte. Er hatte vom Ministerium den Portschlüssel erhalten, mit dem er von seiner Wohnung direkt her- und zurückkommen konnte. Und wenn er den mal vergaß, konnte er immer noch das Flohnetzwerk nutzen; selbst als halber Muggel.

Auf dem Weg in das Büro des Schulleiters kam ihm bereits auf halbem Wege Professor McGonagall entgegen. „Harry, endlich… Ich dachte schon, sie würden gar nicht mehr zurückfinden. Ist alles in Ordnung?“, fragte seine alte Hauslehrerin, als er nicht sofort reagiert. „Ja, ja, durchaus alles bestens!“, sagte er. Er hatte in keinem Fall vor, ihr zu berichten, was vorgefallen war, nur das Notwendigste. Sie begleitete ihn in die Grosse Halle, in welcher in diesem Augenblick das Frühstück hochgefahren wurde. Harry setzte sich an seinen Stammplatz, während Minerva sich neben ihn setzte. Er erkundigte sich nach den Vorbereitungen und war zufrieden, dass sie bereits alles geregelt hatte. „Da könnte ich ja glatt wieder verschwinden!“, sagte er scherzend. Minerva lachte herzlich, aber Harry erklärte daraufhin: “Nein, im Ernst! Ich hätte da noch einige Dinge zu erledigen. Wenn sie also noch nicht genug haben, können sie gern noch etwas bleiben.“ Minerva stimmte erfreut zu. Sie redeten noch etwas über die vergangenen Wochen und Harry begleitete sie im Anschluss in das Büro des Schulleiters. „Hier sind ein paar Dinge, die ich sie bitten muss, selbst zu erledigen. Ich kann vielleicht das Haus für sie leiten, doch den Papierkram kann ich nicht auch erledigen!“, gab sie zu bedenken und ließ Harry jetzt wieder in seinem Büro allein. Er dämpfte das Licht, ging um den Schreibtisch herum und besah sich die Bilder an der Wand. Wie immer schien Dumbledore zu schlafen, doch als er sich hinter seinen Schreibtisch setzte, beschlich ihn immer stärker das Gefühl, beobachtet zu werden. Er spürte an seinem Hinterkopf, wie ihm die Augen des Bildes bei jeder seiner Bewegungen zu folgen schienen. Und wenn er sich dem Bild zuwandte, schien es unverändert. Die Muggel nennen so was Paranoia, rief er sich in sein Gedächtnis und begann zu arbeiten.

Die nächsten vierzehn Tage gingen bis auf den Umstand, dass Hermine und Ron verschwunden blieben, relativ ereignislos ins Land. Minerva kümmerte sich um die Klassen und er erledigte die aufgelaufene Bürokratie. Es waren nun nur noch ein paar Tage bis zum Schulanfang und er bereitete seinen Notfallplan für Ron vor, falls dieser sich nicht überreden ließ, sich am 1. September hier einzufinden, wovon Harry ausging. Harry nahm ein Pergament zur Hand und schrieb dem Trainer, dass er auf Ron in dieser Angelegenheit auf keinen Fall verzichten konnte. Er wusste, dass man ihm die Bitte nicht abschlagen würde. Harry Potter hatte nach seinem Sieg über den Dunklen Lord keine Schmeicheleien, was seine Person anging, zugelassen. So würde man, wenn der Schulleiter von Hogwarts bat, auch nicht nein sagen; nicht nein sagen können.

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An diesem Abend sah Harry aus dem Fenster des Astronomieturms herüber zum verbotenen Wald, der durch den Sonnenuntergang in ein rotbläulich schimmerndes Licht getaucht war. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken schweifen. Bald erblickte er vor seinem geistigen Auge eine Herde von Zentauren, die ihres Weges zogen, bis etwas ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte.

Anfangs war es nur ein Schimmer, doch je näher sie der Quelle kamen desto gleißender wurde das Licht. Mangorian bracht seine Herde zum Halten und schritt langsam, aber voller Anmut auf die Lichtquelle zu.

„Seit ihr nun doch zurückgekehrt?“, fragte er mit fester Stimme und hob den Kopf.

„Ja!“, antwortete die Lichtgestalt. “Es ist Zeit.“

„Aber sie sind nur Menschen…“, fügte der Zentaur hinzu.

„Und ihr wart nur Pferde!“, sprach es sanft aus dem Licht.

Er scharrte wild mit den Hufen und warf zornig den Kopf in Luft, als er einen Schrei ausstieß, doch das Licht reagierte nicht. Es sprach einfach weiter, als ob nichts gewesen wäre.

„Vielleicht haben wir uns zu wichtig genommen.“, sagte Mangorian ein wenig einsichtig.

„Vielleicht…“, gab das Licht zurück.

Professor Snapes Stimme sollte ihn wieder in die Realität zurückbringen. Dieser störte ihn natürlich zu gern in einem stillen Moment. Obgleich die beiden Männer in der Vergangenheit ihren Frieden miteinander gemacht haben, riss die alte Spannung nie ab. Dazu waren sie zu lange verfeindet, um sich jetzt plötzlich freundschaftlich in den Armen liegen zu können. Es gab Dinge, die konnten einfach nicht ungeschehen gemacht werden. Sein Verhältnis zu dem Zaubertrankbrauer hat sich auf ein Normalmaß reduziert. Man ging einigermaßen freundlich und sachlich miteinander um, aber ansonsten sich auch gern aus dem Weg. Harry hätte um nichts in der Welt mit ihm tauschen wollen. Zum Glück stellte sich heraus, dass er nur seinen Stundenplan für das kommende Jahr mit ihm abstimmen wollte. Harry machte hier und da seine Notizen zu dem Stoff, den Snape in den einzelnen Klassen in diesem Jahr lehren wollte und ließ ihn seiner Wege gehen. Danach schickte Harry den Brief an Rons Trainer mit Hedwig ab, ohne zuvor den Versuch zu unternehmen, erst mit seinem Freund zu reden.

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Kingsley Shacklebolt blieb keine andere Wahl mehr er musste das Zauberer-Gamot über das spurlose Verschwinden von Hermine Weasley informieren und die Konsequenzen für sein Handeln tragen. Das bedeutete in seinem Fall den sofortigen Rücktritt. Sicher würde er sich auch zur Wahl stellen, konnte sich aber kaum noch Chancen ausrechnen, weil man ihm ganz sicher sein Handeln im vorliegenden Fall ankreiden würde. Er fragte sich schon, wer denn der nächste Zaubereiminister werden würde. Im ungünstigsten Fall holten die Eisenschädel Scrimgeour zurück, obgleich der vermutlich schon zu alt war. Andererseits, überlegte Shacklebolt, dachte Scrimgeour bestimmt daran, sich so an Hermine im nachhinein noch für die Schmach, die sie ihm beigebracht hatte, rächen zu können, als das Muggelkind damals seinen Posten übernommen hatte.

Hermine betrat die Halle und stürmte schnellen Schrittes, ohne auf die verwunderten Blicke zu achten, in ihr Büro.

„Gerade noch rechtzeitig, was King? Gehen wir!“, sagte sie atemlos.

Perplex starrte Kingsley sie mit offenem Mund an, als er sie erblickte, aber er folgte ihr wortlos. Nach einer guten halben Stunde im Zauberer-Gamot war der Spuk vorbei. Hermine schlug mit Worten hart wie Stahl und war danach immer noch Zaubereiministerin. Erst später am Tag, als sie die Ereignisse noch einmal Revue passieren ließ, bemerkte sie, dass da noch etwas anderes war. Am Ende schien keiner mehr seine Gegenargumente vorbringen zu wollen. Das machte ihr irgendwie Angst. Hatten nur ihre Worte die Anwesenden überzeugt oder war es ihr gelungen, den Anwesenden ihren Willen aufzuzwingen? Eine Frage, die sie im Augenblick in einem Hintergrübchen vergrub. Sie dankte Kingsley und Madeleine für deren Loyalität. Im Anschluss gab das Ministerium eine Reihe von Stellenangeboten raus, die alle das Ziel hatten, die Ministerin zu entlasten und ihr den Rücken frei zu halten.

„Ich habe dich gewarnt und dir gesagt, dass so etwas früher oder später passieren würde, aber du wolltest ja nicht auf mich hören!“, tadelte King sie jetzt und er wusste, dass er der einzige neben Ron und vielleicht Harry war, von dem sie sich das gefallen ließ.

Tex hatte man die undankbare Aufgabe aufgebürdet, Ron klarzumachen, dass er am 1. September das Viertelfinalspiel nicht bestreiten würde. Sie erklärten es mit seiner spontanen Abwesenheit, ließen aber durchblicken, dass es von einer nicht näher bezeichneten, höheren Stelle gewünscht wurde. Für diesen Tag war er raus aus dem Team.

Als Harry an diesem Abend nach Hause kam, wartete Ginny schon mit saurer Mine auf ihn. „Das hätte ich nicht von dir gedacht, dass du so weit gehst…“, sagte sie. Harry spürte ohne Vorwarnung, dass seine Wange heiß wurde, als beginne sie zu glühen.

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Hermine kam heute schon um halb sieben nachhause, doch auch heute war Ron bereits da und wartete wie gewohnt auf seine Frau. „Und ich dachte, ich komme früher und könnte dich mal mit einem Essen überraschen…“, scherzte sie und merkte auch gleich, dass etwas nicht stimmte, da er nur eine knurrende Antwort gab. „Sie haben mir gesagt, dass ich am ersten nicht spielen werde.“, antwortete Ron, dem der Zorn in seiner Stimme anzuhören war. Er zischelte wütend: “…und ich weiß auch, wem ich das wahrscheinlich zu verdanken habe.“

Er wusste, dass Harry so etwas versuchen könnte, dachte aber nicht im Traum daran, dass er das wirklich in die Tat umsetzen würde, ohne mit ihm darüber vorher zu reden. Hermine war jetzt hinter ihn getreten, massierte seinen Nacken und fühlte, wie sich Ron unter ihren Händen langsam entspannte. „Offen gestanden, Schatz, denke ich, dass es der einzige Weg war, dich dahin zu bekommen und du weißt auch, was ihm das bedeutet. Die ganze Sache galt uns vieren und nicht nur einem Teil von uns!“, versuchte Hermine zu erklären. „Du nimmst ihn echt noch in Schutz? Gibt’s denn das?“, meckerte Ron. Mit einer abwinkenden Handbewegung und einem Grunzlaut ließ er das Thema sein. Als sie spürte, dass er sich entspannte, glitt sie um den Sessel herum, setzte sich auf seine Schoß und schlang die Arme um Rons Hals, bevor sie ihn sanft küsste. Dann noch einmal. „Besser jetzt?“, fragte sie leise und knabberte an seinem Ohr. Dann flüsterte sie hinein: „Ich hab zwar keine Ahnung, wie das ging, aber ich bin wieder schwanger.“

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Beitragvon John Xisor » Di 30 Okt, 2007 19:21

13. A kind of Magic


Die letzten Tage bis zum ersten September vergingen wie im Flug. Wie versprochen trat Hermine nun etwas kürzer. Ron war von der Nachricht im ersten Moment etwas geschockt, aber nach den Widrigkeiten der letzten Tage war das die erfreulichste aller Nachrichten, die er erhalten hatte. „Hat sich deine Schwester wieder beruhigt?“, fragte sie jetzt. „Ich denke schon. Sie hat ihm eine runtergehauen und ist für drei Tage in den Fuchsbau verschwunden, bis er reumütig angekrochen kam. Mum hat gesagt, sie hätte Ginny noch nie so erlebt. Sie sei wohl richtig Schlitten mit ihm gefahren. Und ich werd’ ihm dazu auch noch meine Meinung sagen. Selbst wenn ich ihn verstehen kann, hat er nicht das Recht, sich derart in mein Leben einzumischen. Punkt, aus!“, sagte er und Hermine hob abwehrend die Hände, als wenn sie sagen wollte > Hab ich es dir nicht gesagt, dass er was versuchen würde? < „Na ja, auf jeden Fall werden wir dann mal ein paar Tage Urlaub in Hogwarts einplanen, was? Und wir nehmen einen Portschlüssel! Apparieren ist ja in deinem Zustand nicht mehr…“, fügte Ron hinzu und Mine sagte, dass es erst ein paar Tage her war, als sie den Test gemacht hatte. Doch Ron blieb dabei. Apparieren wollte er vermeiden und sie gab sich geschlagen. „Ich werde ein bisschen ausrasten und beruhige mich, wenn du auf mich einredest, frei nach guter Zauberer – böser Zauberer.“, zwinkerte er ihr jetzt zu.

„Hast du eigentlich die Spur einer Ahnung, was du mir angetan hast?“, brüllte Ron Harry an, während er ihm schimpfend hinterher stolperte. “ES WAR DAS VIERTELFINALE, HAST DU GEHÖRT? DAS VIERTELFINALE! ICH BRING DICH UM!“

„Ron bitte…“, versuchte Hermine ihn zu beruhigen, aber während sie auf ihn einredete, rastete er nur noch mehr aus. Nachdem er es für wahrscheinlich hielt, dass Ron auf stur schalten würde, hatte Harry sich über seinen Kopf mit seinem Trainer in Verbindung gesetzt, von einer Geschichte um Leben und Tod erzählt und dass er Ron unbedingt dabei brauchen würde. Harry wusste, dass man seine Bitte nicht abschlagen würde. Er selbst hatte sich nach seinem Sieg über Voldemort aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und war später dem Ruf von Minerva McGonagall nach Hogwarts gefolgt. Er hatte sich bereiterklärt, das Fach Muggelkunde zu unterrichten – und als die greise Leiterin spürte, dass ihre Zeit gekommen war, schlug sie dem Ministerium vor, Potter als neuen Schulleiter von Hogwarts einzusetzen. Man sträubte sich anfangs ein wenig dagegen, weil er mit seinen knapp über 30 noch so jung an Jahren war, erkannte ihm aber Aufgrund seiner Verdienste den Posten zu, schlussendlich weil man auch neue Maßstäbe setzen wollte. Später dann, als Hermine Zaubereiministerin wurde, konnte er einige Neuerungen durchsetzen, die unter dem immer weiter vergreisenden Schulrat nicht machbar waren

„Ich kann dich doch verstehen Ron, aber schau mal: Du warst mit England drei Mal Weltmeister, drei Mal, Ron! Und sie werden dich bestimmt nicht umbringen.“ Dann wechselte er das Thema und sagte: “Madam Hooch möchte aufhören. Was meinst du? Willst du nicht ihren Posten übernehmen?“ „Und Erstklässlern das Fliegen beibringen?“, blaffte er hinterher. „Überleg es dir! Das Angebot steht und deine Frau wäre bestimmt nicht die Traurigste. Wir wissen alle, welche Risiken ihr eingeht.“, sagte er und schielte zu Hermine, von der er sich Zustimmung erhoffte, doch sie sagte nichts. Ron, wie es aussah, beruhigte sich von allein. Harry hoffte, dass er ihn überzeugt hatte, denn nachdem Ginny ihn am dritten Tag im Fuchsbau in die Mangel genommen hatte, musste er versprechen, das wieder gut zu machen und jetzt ergab sich dazu eine ausgezeichnete Gelegenheit. So hätten alle etwas davon. Hermine brauchte keine Angst mehr haben, wenn Ron flog, die Kinder würden ihren Daddy öfter sehen und er hätte seinen alten Freund wieder häufiger um sich.


Harry wollte noch kurz zum Grab von Dumbledore. Als sie ein paar Minuten andächtig davor standen, keiner sagte ein Wort, brach eine vertraute, jedoch nicht erwartete Stimme die Stille.

„Kommt, Harry Potter, folgt mir!“

Harry zuckte zusammen. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit einem Zentauren, der ihn und seine Freunde freundlich aufforderte, mit ihm zu gehen.

„Die Zentauren müssen sich bei Harry Potter und seinen Freunden entschuldigen. Es war nicht recht. Wir waren so von uns überzeugt, dass wir nicht erkannten, wie verzweifelt ihr wart und dass ihr keine andere Wahl hattet.“, sagte er schnaufend. “Wir hoffen, dass ihr uns vergeben könnt und würden uns freuen, bald auch andere Menschen zu unseren Freunden zählen zu können!“, nickte er auch den anderen freundlich zu.

Den vieren stand nach Mangorians Worten der Mund offen. Sie stoppten einen Augenblick. „Harry, verstehst du das? Haben wir das eben richtig verstanden? Er hat sich entschuldigt? Aber… .“, fragte Hermine ungläubig.

Der Zentaur ging voraus und blieb nach einer Weile stehen. Er drehte sich zu den vier Freunden um und sprach mit leiser, aber freundlicher Stimme zu ihnen: „Mein Weg endet hier, doch eurer beginnt erst! Geht nun allein weiter… Wir werden euch immer beschützen!“ Er wartete die Antwort nicht ab, sondern entfernte sich im gestreckten Galopp.

Die vier traten dichter zusammen und gingen tiefer in den verbotenen Wald hinein, bis sie ein anfangs schwaches, doch später immer stärker werdendes Licht bemerkten. Und wenn er sich vorher noch nicht ganz sicher war, so war er jetzt der festen Überzeugung, dass die ganze Sache am Ende nur ein Trick war, um sie hierher, genau hierher zu locken. Harry warf Hermine und den anderen einen vielsagenden Blick zu und sie nickten. „Ich denke die Antworten, die wir suchen, werden wir hier erhalten. Im Büro des Schulleiters jedenfalls nicht.“ In dem Moment, als sie sich dem Licht bis auf ein paar Meter näherten, durchbrach eine tiefe, warme Stimme die Stille: „Als sich die Flammen um das weiße Grabmal schlossen, was hast du gesehen?“

Er wusste sofort, was die Stimme meinte. Es war auf Dumbledores Beerdigung, als er Ginny erklärte, dass er sie um ihrer selbst Willen verlassen muss – nicht will, sondern muss. Das war der Zeitpunkt, als Ron und Hermine im Angesicht des Todes zueinander fanden und das Streiten ein Ende nahm. Harry kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Hermines Augen wurden feucht und die Hände der beiden Pärchen fanden zueinander.

„Ich dachte, nein ich glaubte, einen Phönix aus den Flammen aufsteigen zu sehen. Es war nur ein Augenblick… Er breitete seine Flügel aus und schoss in den Himmel, um sich weinig später aufzulösen.“, sagte Harry.

Das Licht wurde schwächer und er konnte die Umrisse eines Mannes erkennen, der zum Vorschein kam. Harrys Herz schlug schneller. Er sah aus, wie ein ganz normaler Zauberer, der er trug ein langes Gewand von blauroter Farbe, welches vorn offen war, vermutlich um sich besser bewegen zu können. Darunter trug der Mann eine Art Wams, der in einem hellen Braun gehalten war. Dieser war umschlugen von einem Gürtel, an dessen Seiten zwei silbern schimmernde, etwa dreißig Zentimeter lange, dicke Stäbe mit einer Öffnung nach unten hingen. Er lächelte und trat ein Stückweit beiseite, als im Halbdunkel zwischen zwei Bäumen ein weiterer Schatten Figur annahm. Es war ein ganz schwaches, orangefarbenes Glühen, das am Ende ein Gebilde zum Vorschein, die sich nun den vieren näherte.

„Es ist eine Art Magie!“, sagte die zweite Gestalt.

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Beitragvon John Xisor » So 11 Nov, 2007 15:22

14. Aus einem fernen Land


„Dumbledore!“, entwich es Harry atemlos.

Ginny und Hermine stießen einen spitzen Schrei aus und wichen vor Schreck ein Stück zurück, während sich Ron die Faust in den Mund presste. Harry jedoch stand nur fassungslos da.

„Wie…?“, bekam er gerade noch heraus, während sich der fremde Zauberer gegen einen Baum lehnte und die Anwesenden beobachteten.

„Magie, Harry, Magie! Am Wendepunkt der Gezeiten kehre ich zu euch zurück und ich habe noch jemanden mitgebracht“, sagte er fortwährend lächelnd.

Jetzt strauchelte auch Harry und musste sich setzen. Er suchte nach Ginnys Hand und nachdem er sie gefunden hatte, ließen sich alle vier auf den Waldboden nieder.

„Es kostet mich unendlich viel Kraft, hier zu sein und doch musste ich dieses auf mich nehmen, um euch zu danken für alles, was ich euch aufgebürdet habe“, sagte Dumbledore.

„Wer ist das?“, fragte schließlich Ron, der als erster seine Fassung wiedergewonnen hatte, während die anderen noch nach Luft schnappten.

„Das ist kompliziert… Er kommt aus einem fernen Land und hat sich bereit erklärt, mich auf meiner Reise zu euch zu begleiten, doch nicht nur das! Er wird euch auch unterrichten in eurem achten Jahr. Ich darf Professor Jonathan vorstellen!“, sagte er zu dem Baum deutend, an welchem der Fremde lehnte und grüßend nickte.

„Aber Sir…“, widersprach Harry. “Sir, ich kann nicht mehr zaubern, seit ich Voldemort besiegt habe. Dies war der Preis, den ich zahlen musste, um den dunklen Lord besiegen zu können!“, gab er zu bedenken und begann endlich, sich ein wenig zu entspannen.

Jetzt schaltete sich der Fremde ein und sagte: „Ihr habt mich gerufen, schon vergessen? Und in Padua ist etwas passiert, aber es ist anders. Hab ich Recht?“ Er näherte sich der Gruppe und während sie ihn gebannt anstarrten, bemerkten sie nicht, wie sich der Geist Dumbledores neben Harry stellte und ihm sanft mit der fast unsichtbaren Hand über die Wange fuhr.

Harry nickte.

„Deine Liebe hat Dumbledore zurückgebracht! Du und deine Freunde; sie sind besonders, auserwählt, ausersehen, wie man es auch nennen mag. Es ist Zeit für den nächsten Schritt“, sagte Jonathan.

„Was bedeutet das?“, wollte Hermine wissen, legte aber den Kopf ein wenig stöhnend an Rons Schulter.

„Sie sollten das Angebot ihres Freundes annehmen, Ron!“, sagte Jonathan, während Ron nach Luft rang.
„Woher…?“, bekam er gerade noch raus.
„Eure Techniken sind nicht besonders. Ihr seid offene Bücher für mich. Ihr habt um etwas gebeten und es erhalten. Jetzt kommt die Zeit zu lernen, es richtig einzusetzen!“, führte er aus, aber sowohl Ron als auch Ginny widersprachen. „Ja, stimmt. Ich hatte es fast vergessen. Wir machen heute mal eine Ausnahme. Eure Hände bitte!“, sagte Jonathan mit sanfter Stimme und Hermine sah, wie Ginny und Ron dem Zauberer ohne erkennbaren Widerstand Folge leisteten. Anschließend erglühte ein ähnlich strahlendes Licht wie in dem Raum in Padua und Hermine hoffte, die beiden würden nicht übereinander herfallen, so dass man sie trennen musste. Harry giggelte. Sie fühlte seine Gedanken in ihrem Kopf und dachte daran, eine Mauer zu errichten. Stein auf Stein, auf Stein, auf Stein, bis er verstummte. Nach wenigen Minuten war es vorbei und Hermine nahm Ron und Harry Ginny in den Arm, die sich jetzt sehr zu ihren Partnern hingezogen fühlten.

„Er…“, Jonathan zeigte auf Dumbledore, “muss uns jetzt wieder verlassen, denn seine Kraft schwindet.“ Die vier Freunde sahen den weisen Zauberer verblassen.
„Nutzt es wohl!“, waren Dumbledores letzte Worte, bevor er verschwand.

Die vier konnten es noch immer kaum fassen. „Kann er wiederkommen?“, fragte Hermine schließlich.

„Wenn er sich erholt hat, wird auch dies möglich sein“, erklärte Professor Jonathan und machte eine winkende Handbewegung, die aus dem verbotenen Wald hinausdeutete.
„Aber wie…?“, hakte Harry nach, obwohl er die Antwort kannte. Was hatte Dumbledore gesagt? Für einen gut vorbereiteten Zauberer wäre der Tod nur ein weiteres Abenteuer!

„Er war gut vorbereitet!“, sagte Jonathan und bestätigte, was Harry schon vermutet hatte.
„Wie kann man sich auf so etwas vorbereiten?“, wollte Harry nun wissen, doch er ahnte schon, was jetzt kommen würde.
„Unter anderem deshalb bin ich hier, aber das ist nur ein Nebeneffekt von dem, was Sie alle lernen werden und da wir jetzt beide Professoren sind, nennen Sie mich doch Jonathan. Eure Fähigkeiten und unsere haben sich vereint. Er war auch mein Lehrer!“, sagte Jonathan nun.

„Ihr Lehrer? Aber die Legende sagt, dass die Lehrer aus den Sternen herabgestiegen sind und…“, doch weiter kam Hermine nicht.
„Sie sagen es bereits: eine Legende, ein Ammenmärchen – nichts weiter. Nach den letzten beiden Misserfolgen haben wir geschworen, nur noch zu erscheinen, wenn man uns ruft. Und in den letzten tausend Jahren konnte das keiner, was wiederum für euch spricht“, erklärte er.
Jetzt war es Hermine, die die Augen verdrehte und dachte: ’Professor Allwissend, na das wird bestimmt noch heiter werden’
Sie fühlte einen imaginären Schlag und fasste sich an den Kopf. „Alles in Ordnung, Schatz?“, wollte Ron wissen und Hermine nickte während sich ihr Blick zu Jonathan verfinsterte.
’Bist abgeprallt was?’, dachte Hermine.
Stein auf Stein, auf Stein, auf Stein. Doch Jonathan ließ sich nichts anmerken. Er setzte seine Unterhaltung mit Harry und Ginny fort. „Es gibt in ihrem wundervollen Schloss bestimmt einen Ort, an den wir uns unerkannt zurückziehen können?“, fragte er doch es klang eher wie eine Feststellung.
„Ja, aber ich würde vorschlagen, wir gönnen uns heute etwas Ruhe. Der Tag hat Überraschungen genug gebracht. Wie sieht es mit euch aus? Wollen wir morgen anfangen?“, fragte Harry und die drei bejahten. „Also gut, dann Morgen um 11 Uhr im“, sagte Harry und wurde von Jonathan unterbrochen “siebten Stock, darf ich annehmen, wenn mein Lehrer richtig lag.“
„Genau“, bestätigte Harry.
“Sie haben schon ein Quartier?“, fragte er und Jonathan nickte.
„Gut, dann bitte ich euch, mich zu entschuldigen. Ich muss einige Vorbereitungen treffen“, verabschiedete er sich höflich von den Anwesenden und ging Richtung Wald zurück. Als sich die vier später noch einmal kurz umdrehten, war er bereits verschwunden.

„Mir ist der Kerl unheimlich.“, sagte Ginny jetzt und Ron und Hermine stimmten dem zu. Hermine gesellte sich kurz zu Harry.
„Er hat versucht, in meine Gedanken einzudringen“, sagte sie jetzt.
„Er hat es aber nicht geschafft!“, entgegnete Harry lächelnd. „Es ist noch früh am Tag. Wir sind hier draußen allein. Zaubert uns jemand einen Tisch und etwas Kürbissaft her? Dann nehmen wir mal auseinander, was wir eben erfahren haben“, warf er in die Runde und Hermine hatte ihren Stab schon gezückt und die entsprechend gewünschten Dinge herbeigezaubert.

Jetzt schlugen sich die Freunde erst einmal kräftig die Bäuche voll, während man bereits beim Essen anfing zu diskutieren. Ron sollte alle anderen verblüffen, denn er sagte: „Ich denke, er nutzt Magie an sich. Er wird sie, keine Ahnung, vielleicht als Energiefeld sehen, dass sich beliebig anzapfen lässt. Das macht auch Sinn, wenn man bedenkt, dass viele Gegenstände und Dinge magisch sind. Der verbotene Wald ist auch magisch. Dorthin ist er zurückgegangen. Vermutlich um ’aufzutanken’ oder so was Ähnliches. Und weil ihr ihn gerufen habt, will er uns jetzt beibringen, wie das geht.“

„Und ich hab schon gedacht, sie hätten dir in den letzten zehn Jahren beim Quidditch das Hirn komplett weggeschlagen…“, lachte Harry jetzt. „Damit könntest du gar nicht mal so verkehrt liegen. Hermine hat gesagt, er hätte versucht, in ihre Gedanken einzudringen. So etwas können wir mit Legilimentik auch und wir benutzen Okklumentik, um uns dagegen zu schützen. Und was hast du getan?“, fragte Harry sie nun direkt.
„Eine Mauer! Ich habe eine Mauer in meinem Kopf aufgebaut. Immer Stein auf Stein, auf Stein. Aber es war so plötzlich… der hat sich mit dir unterhalten, während er versucht hat, in mir zu lesen“, schilderte sie.
„Hatte er denn Anlass dazu?“, wollte Ginny nun wissen.
„Ich hab gedacht: ’Professor Allwissend, na das wird bestimmt noch heiter werden.’“ Alle lachten kurz auf, bevor sie weitererzählte: “Und kurz darauf hab ich etwas wie einen dumpfen Schlag gespürt, aber er ist nicht reingekommen und hat's auch kein zweites Mal versucht. Ich hab ihn beschworen. Ich denke, es war ein Test. Wird er natürlich nie zugeben, aber er weiß jetzt: ich bin gewarnt. Und ihr jetzt auch. Also, Lektion Nummer eins: keine Okklumentik, sondern einfach eine Mauer bauen!“

„Er reduziert die Dinge auf das Wesentliche: nicht mühevoll den Geist zu entleeren, sondern einfach eine Mauer zu errichten und magisch zu verstärken“, sagte Ron jetzt.
„Ich denke, die Mauer ist alles!“, warf Hermine ein.
Ron begann: “Stell dir mal vor, was wäre, wenn du damit sehen könntest.“ Jetzt beugte er sich zu ihrem Ohr und flüsterte hinein: “Dann würde ich dich immer so sehen, wie du bist.“
Er kicherte, während Hermine schimpfte: „RON!“

Die beiden anderen lachten jetzt auch, was Hermine sichtlich peinlich war. Man beschloss, das Lager hier aufzuheben und sich auf den Rückweg zu machen. Ginny schloss sich ihrer Freundin an und Ron ging neben Harry her.

„Du hast das ernst gemeint vorhin mit dem Lehrerposten oder?“, fragte er jetzt etwas unsicher und Harry wunderte sich, warum er ausgerechnet jetzt darauf zu sprechen kam.
„Ja, ja natürlich. Das war mein voller Ernst. Du solltest mich lang genug kennen“, meinte er und verzog das Gesicht, als er merkte das Falsche gesagt zu haben.
„Hab ich auch mal gedacht, Harry.“
„Du bist immer noch sauer, oder?“
„Und ist das ein Wunder?“, stellte Ron die Gegenfrage. „Konntest du mich nicht fragen? Ging das nicht? Musstest du es über die Schule machen? Du weißt genau, was mir das bedeutet und spielst mir trotzdem so einen Streich. Ich bin enttäuscht, Harry. Mehr als das! Es mag sich gelohnt haben, hier zu sein. Ich wäre aber auch ohne das zufrieden gewesen. Das ist der Punkt. Der Dämon, den ich jage, ist ein anderer als der deine. Meiner befindet sich dort oben zwischen den drei Ringen. Als mein bester Freund hätte ich gedacht, dass du das weißt.“

Ron ließ ihn stehen und schloss rasch zu den beiden Frauen auf. Harry trottete ihnen missmutig hinterher und war den ganzen restlichen Tag und den Abend über nicht mehr zu sehen. Ron überredete Ginny zu einer Partie Zauberschach und musste anschließend mit ihr noch „Snape explodiert“ spielen.

„Das scheint ja richtig geknallt zu haben vorhin…“, sagte sie verstummend.
Ron antwortete ganz beiläufig: “Nein, ich hab ihm nur mal gesagt, was ich von seiner Aktion halte. Er hat mir angeboten, Madam Hoochs Posten zu übernehmen.“
„Echt?“, fragte seine Schwester, die ihn fassungslos anstarrte.
„Ja, echt! Und ich überlege, ob ich es mache. Auch wenn ich erst mal so getan hab, als würde mich das Angebot kalt lassen. Sagen wir“, er machte eine kleine Sprechpause, “ich mach das davon abhängig, wie es hier weitergeht und vor allem wie sich mein Freund benimmt. Im Klartext: es sind noch zwei Spiele: Halbfinale und Finale! Die werde ich auf jeden Fall bestreiten. Hab meinem Trainer vorhin noch eben schnell einen Patronus geschickt, dass ich für das Training ab sofort zur Verfügung stehe. Er war darüber sichtlich erleichtert und ich auch, dass Harry nicht noch weitere ’Vorkehrungen’ getroffen hat. Ich werd’ hier mitmischen, soweit es mein Trainingspensum zulässt, aber wenn es nicht mehr geht, ist meine Entscheidung klar. Ich spiele für England und Schluss. Das wird er akzeptieren oder ich hab mich zwanzig Jahre lang in ihm geirrt. Wenn er das hinnimmt, gebe ich meinen Rücktritt direkt nach dem Finale bekannt und werde es danach übernehmen, den Erstklässlern das Fliegen beizubringen. Es mag lächerlich klingen, aber der Gedanke hat was…“, philosophierte er.

Ginny hatte ihren Bruder, der sich sonst immer, neben Fred und George, als der Spaßvogel schlechthin gab, selten ernst erlebt. „Du kannst ja richtig finster sein. Aber gib ihm ne Chance, ja? Du weißt wie er ist. Und Ron, ich liebe euch beide. Dich als meinen Bruder und Harry als meinen Mann. Ich will nicht eines Tages wählen müssen!“, sagte sie und sah in seine Augen, während er nickte und sie weiterspielten. Beide konnten sich nicht daran erinnern, jemals so miteinander gesprochen zu haben. Er fand es erleichternd, nicht mit Hermine darüber reden zu müssen, obwohl Ginny es natürlich noch schwerer hatte.

Aber sie war seine Schwester und Blut ist nun mal dicker als Wasser.

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Beitragvon Damien » Mo 12 Nov, 2007 18:38

Hab jetzt alle 3 Kapitel nachgelesen und wow
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Ich habe meine Fussballnation gefunden, geschlagen von einem Fussballmonster... Für immer Costa Rica!

John Xisor
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Beitragvon John Xisor » Sa 17 Nov, 2007 11:22

Na es geht ja noch weiter und ich hoffe es bleibt...wow!


15. Hermines stilles Erwachen


Hermine war froh, dass er Ginny und nicht sie zum Schachspielen aufforderte. Sie brauchte einen Moment der Ruhe. Einen Moment des Alleinseins. So hatte sie auch nicht Harrys Nähe gesucht. Es war jetzt sicher nicht gut, wenn Ron sie mit Harry zusammen sehen würde. Nicht, dass er ihr etwas nachsagen würde, nein, sie empfand es angesichts der doch etwas angespannten Situation als unpassend. Eigentlich wollte sie nur mal für ein paar Stunden ihre Ruhe haben. Sie zog sich dafür in den Astronomieturm zurück und schloss sich nicht nur dort drinen ein, sie belegte den Raum auch mit einem Stillezauber und dekorierte ihn anschließend behaglich mit einem offenen Sternenhimmel, ein paar magischen Feuern, die brannten, aber nichts verbrannten, sondern einfach nur schön anzusehen waren. Ron hätte sie bestimmt beneidet und wäre ganz sicher jetzt gern bei ihr, doch im Augenblick konnte und wollte sie nichts und niemanden ertragen.

Zu viel war passiert und sie hatte bisher zu wenig Zeit gehabt, in Ruhe darüber nachzudenken. Sie hatte das Gefühl, als laufe die Zeit zwischen ihren Fingern hindurch wie Sand durch ein Stundenglas. Es ging nur noch von einem Ereignis zum nächsten. Jetzt würde sie sich einfach mal Zeit für sich nehmen. Hermine zauberte sich noch eine bequeme Ottomane und ein Glas mit etwas Rotwein herbei, bevor sie sich hinlegte und die Augen schloss, um sich einfach fallen zu lassen.

Sie hatte das Gefühl, dass es bereits Monate her war, doch das war eine Täuschung, denn es waren erst einige Tage oder waren es schon Wochen? Was sie die ganze Zeit über beschäftigte, war der seltsame Traum, den sie auf dem Schreibtisch in ihrem Büro gehabt hatte. Sie konnte ihn nicht vergessen. Er kam immer mal zurück in ihre Gedanken, doch sie verscheuchte ihn stets wieder. Heute nicht, heute wollte sie Klarheit über ihn erlangen und sie war sich doch schon ganz sicher, dass es kein richtiger Traum gewesen war.

Ihr Geist leerte sich und machte Platz für andere Träume. Hermine hatte bei dem Anblick der Augen geschrieen und war aufgewacht. Sie wollte es nicht wahrhaben, doch es entsprach der Wahrheit. Die Augen des kleinen Mädchens waren grün gewesen. Es hatte strahlend grüne Augen, wie auch Harrys Augen grün waren. Es war sein Kind und nicht Rons. Das würde er spätestens bei der Geburt merken. Konnte und wollte sie solange damit warten? Aber sie liebte doch Ron. Und Harry auch.

Als sie über die näheren Umstände nachdachte, kamen berechtigte Zweifel in ihr auf. Sie hätten dort zu viert sein müssen. Jeder mit seinem Partner, dann wäre es richtig gewesen. Sie hatten eine Magie beschworen, deren Macht sich auf Vertrauen und Nutzung der Gefühle verstand. Deshalb hatten beide so viel Liebe gefühlt, statt der schon vorhandenen, tiefen Zuneigung zueinander. Es musste unweigerlich zwischen ihnen eskalieren.

Hier beschloss sie, vor Ron zu schweigen, solange es ging. Wenn sie das Kind gebären würde und es wirklich Harrys grüne Augen haben sollte, konnte er sie immer noch als ungetreue Ehefrau zum Teufel jagen. Sie würde es ertragen, zur Not auch allein, denn das würde sie ganz sicher sein. Niemand würde mehr zu ihr stehen. Das Zaubereiministerium, ihre Freunde und vielleicht auch Verwandten würden sich von ihr abwenden. Für die Presse würde sie das untreue, verräterische Schlammblut und damit die Schlagzeile schlechthin sein. Sie würden sie alle in Luft zerreißen, doch erst, wenn es an der Zeit war. Sie wollte Ron nicht schon vorher unglücklich machen, sondern erst, wenn es gar nicht mehr anders ging. Er hätte ihr bestimmt alles verziehen, aber nicht das. Nicht das!

Ihre Gedanken kreisten auch um die Tatsache, dass sie an sich nicht hätte schwanger werden können. Der Trank war das sicherste Mittel, das es gab und doch trug sie ein Kind in ihrem Leib. Sie vermutete, dass es eigentlich zwei Kinder hätten sein sollen, das eine von Harry und Ginny, das andere von ihr und Ron. Was, wenn es wirklich rote Harre haben würde? Wäre es dann am Ende von beiden – durch Magie vereint – und wäre sie nur die Gebärmaschine?

’Was für magische Kräfte würde die Kleine haben?’, fragte sie sich in Gedanken und begann damit, sich auszumalen, was wohl passieren würde, wenn sie sich der schwarzen Magie verschreiben würde. War Voldemort wirklich der dunkelste Magier aller Zeiten oder trug sie einen dunklen Engel der Rache aus, der einst die Welt in Verzweiflung, Chaos und Tod stürzen würde? Vielleicht sollte sie ein Ende machen, jetzt und hier ihren Zauberstab nehmen, mit einem leisen Avada Kedavra ihrem und dem Leben des Kindes ein schnelles, schmerzloses Ende setzen. Ganz sicher würde es niemand verstehen. Harry vielleicht, wenn er lange genug darüber nachgrübeln würde, könnte er der Lösung auf die Spur kommen.
Ihre Hand glitt mit dem Zauberstab über den Bauch, doch die Worte wollten ihre Lippen nicht verlassen. Etwas hielt sie zurück, es zu tun. Etwas in ihrem Geist hielt sie davon ab und beschwor sie, es nicht zu tun. Schließlich gewann dieses Etwas.

Sie nahm noch einen Schluck von dem dunklen Wein und verschüttete versehentlich etwas davon auf ihrem Kleid, doch das Nass zog nicht sofort in den Stoff ein. Als kleines Rinnsaal floss zu ihrem Bauch und bildete ein Herz. Hermine begann daraufhin zu weinen. Wie konnte sie auch nur daran denken, ein so unschuldiges Wesen töten zu wollen? Es war doch trotz alledem ein Kind der Liebe. Ihrer Liebe zu Harry. Heute, hier und jetzt an dieser Stelle, konnte sie es sich ihrem Herzen eingestehen. Sie liebte Harry Potter mehr als ihr Leben. Und Ron auch. Deshalb würde sie es herankommen lassen und alles ertragen, wenn es soweit war, es auch wirklich zu müssen.

Hermine fiel in einen Wachtraumzauber, der ihr Sichtfeld eingrenzte und in ihm begegnete sie Jonathan, mit dem sie eine sehr angeregte Unterhaltung führte. Er entführte ihren Geist in seine Welt der Magie und sie konnte in ihm eine Spur des Bedauerns entdecken, das sie ihn nicht allein beschworen hatte. Immerhin war sie vermutlich die einzige, die ihn in jenem Wachtraumzauber, in dem auch er sich jetzt zu befinden schien, ausmachen konnte.

Sie entdeckte das Geheimnis der silbernen Zauberstäbe, die an seinem Gürtel baumelten. Es passte zu dem Zauberspruch, den sie in Padua aufgesagt hatten. Sie wusste es, konnte es aber nicht weiterdenken. Es war wie ein Schutzzauber, der durch einen Geheimniswahrer gehalten wurde. Am Ende würde sie wissen, was zu tun sei. Am Ende würde sie es können. Keine Minute vorher. Sie merkte, dass er sie schon mit seinen Geheimnissen lehrte: dass er ihr zeigte, was in der nächsten Zeit auf dem Lehrplan stehen würde. Dass sie alle die Bereitschaft erlangen müssten, ihm zu vertrauen und dass er gehofft hatte, dass ihn einer von ihnen vorher finden würde, so wie sie es jetzt getan hatte. Hermine wollte von ihm wissen, wie er sich sieht und er antwortete, er sähe sich als „Krieger des Lichts“. Ihr ganzes Innere lächelte bei dieser Antwort und er versprach es zu erklären, aber erst, wenn die anderen auch zuhören würden. Das war es, worauf es ankam.

Hatte er gewusst, dass sie Mitstreiter und Vertraute als ihre Krieger des Lichts bezeichnete, hatte er es in ihr gesehen?

Und dann war es vorbei. Sie konnte sich aus dem Wachtraum lösen. Als sie die Augen blinzelnd auftat, stieg Wärme in ihr auf. Hermine fühlte Stärke, sie fühlte wieder sich selbst.

Es war so wunderschön und voller Sterne.

Als sie den Astronomieturm verließ, war es schon spät, doch konnte sie fühlen, dass die drei anderen auch noch nicht in ihren Betten waren. Sie suchte Ron und Ginny auf, die immer noch Zauberschach spielten und hin und wieder ihre Köpfe zusammensteckten.

Ginny war froh, ihre Freundin zu sehen. „Himmel, ich hab schon gedacht, ich muss die ganze Nacht durchhalten. Ron war schon immer ein guter Schachspieler, aber heute hat er vermutlich in jeder Figur, die er umgehauen hat, Harry gesehen. Ich hab nur verloren!“, jaulte sie, als Rons Läufer gerade ihren Turm abriss, während Hermine sich hinter Ron stellte.

„Ich weiß, er hat's nicht verdient, aber du solltest jetzt hochgehen und ihn da wegholen. Er bereut seine Tat sicher schon…“, sagte sie leise zu Ginny. Ihre Hand wanderte langsam an Rons Arm entlang, bis sie seine Hand fand und mit der ihren umschloss. „Komm, komm mit. Es war genug für heute und morgen wird es bestimmt auch nicht leichter. Ich möchte nicht allein sein in der dunklen Nacht“, meinte sie zu Ron, der bemerkte, dass sie ein wenig traurig schien.
„Was ist?“, fragte er sie, doch Hermine schüttelte nur den Kopf.
„Ich musste nur etwas allein sein und in aller Ruhe darüber nachdenken, was in den letzten Tagen passiert ist. Sonst nichts“, erklärte sie den beiden und Ron nickte.

Er wusste, dass Mine ab und zu mal eine kleine Auszeit brauchte, auch von ihm. Es ging ihm schließlich hin und wieder auch nicht anders. Er stand auf, umarmte Ginny und ließ sich von ihr wegziehen.

Ginny holte ihren Zauberstab heraus, leerte das Spielfeld von den Steinen und ließ das Brett verschwinden. Danach begab sie sich zu seinem Büro und glaubte bereits, vor der Tür schweres Schnaufen zu hören.

„Harry?! Harry, kann ich mit dir reden?“, fragte sie durch die Tür, welche kurz danach aufglitt. Er saß bei schummerigem Licht über einem Berg Papiere und Pergamente, welche er nach und nach mit allerlei Bemerkungen versah. Er winkte zwar, doch er sah nicht auf, als Ginny eintrat und so sah er auch nicht, wie sie sich seinem Schreibtisch näherte.

Harry zog die Nase hoch und schniefte. Ein paar Tränen fielen auf die Papiere und um seine Augen herum hatten sich bereits dunkle Ringe gebildet. Sie trat neben ihn, nahm ihm die Schreibfeder aus der Hand und legte ihre Hand hinein. „Komm, komm mit! Ich vermisse dich und möchte nicht, dass du solange allein bleibst. Das ist nicht gut. Für keinen von uns!“, sagte sie jetzt und zog ihn mit sich fort.

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Beitragvon John Xisor » Do 29 Nov, 2007 21:46

16. Die Macht der Gefühle


Die nächsten Tage sollten nicht so schlimm werden, wie sie es sich vorgestellt hatten. Jonathan gab sich nicht als der vermutete Professor Allwissend, den Hermine erwartet hatte. Vermutlich auch deshalb nicht, weil sie sich zuvor schon einmal auf einer rein geistigen Ebene begegnet waren. Er hatte schnell erkannt, dass sie mit der plötzlichen Macht der Gefühle schlichtweg ein wenig überfordert waren. Theoretisch hätten sich die vier Freunde immer gegenseitig sehen können und zwar weiter, als das Auge dazu jemals in der Lage wäre. Dies ging aufgrund einer Teilentwicklung zum Glück noch nicht, ansonsten hätte es unter den vieren vermutlich schon Mord und Totschlag gegeben. Hermine wusste bereits instinktiv, wie man sich erfolgreich abschottete. Und so vergingen die ersten Tage damit, dass er ihnen erläuterte, wer er war, warum er gekommen war und was er erwartete.

„Ich fühle, dass ihr uneins seid. Bevor wir beginnen können, müssen wir eure Einigkeit wiederherstellen, ansonsten kann ich euch nichts lehren und ihr könnt nichts lernen“, sagte er und setzte sich in einer Ecke auf den Boden. „Klärt eure Wege. Klärt sie mit euren Herzen und eurem Nächsten. Wenn ihr dort die Ordnung geschaffen habt, werden die Wege sich von allein offenbaren und wir können beginnen. Ich werde in dieser Zeit etwas ruhen“, sagte er und schloss die Augen.

Wenn Harry der Meinung war, Dumbledores Aussagen waren schon kryptisch gewesen, konnte er sich jetzt eines Besseren belehren lassen. Sie versuchten, Jonathan anzusprechen, doch dieser reagierte nicht. Nach zwei Tagen kamen die vier zurück, doch er schickte sie wieder unverrichteter Dinge weg. Erst am fünften Tag erkannte er einen Funken Verständnis und gab nach, als sie wie jeden Abend in den siebten Stock stiegen und ihm im Raum der Wünsche begegneten.

„Was hat die Begeisterung geschürt, das Rätsel unbedingt lösen zu wollen?“, fragte er in den Raum.
Hermine antwortete sofort: “Hingabe und Disziplin!“
Jetzt nickte Jonathan bejahend und sagte: „Du hast deinen Weg vor dir gesehen und nicht gescheut, ihn zu gehen. Du warst deiner sicher. So sicher, wie nie zuvor.“ Es war keine Frage gewesen. Er stellte fest, was sie in Padua gefühlt hatte. „Jeder von euch hat es schon einmal erlebt: den Moment, als es Zeit war zu handeln und den Moment, das Unvermeidliche hinnehmen zu müssen. Aber vor allem, den Unterschied zu erkennen!“

Sie hatten sich jetzt im Halbkreis zu ihm gesetzt und lauschten seinen Worten. Jeder für sich erkannte eine Situation in seinem Leben, an dem er sich die eine oder andere Tat vor Augen führte und sie sich als richtig erwiesen hatte. Bei Ginny war es der Moment gewesen, als sie hingenommen hatte, dass Harry sich von ihr um ihretwillen trennen musste. Ron erinnerte sich daran, wie er in der Schachpartie den entscheidenden Zug unternommen hatte, der seinen Partnern das Weiterkommen ermöglicht hatte. Hermine war jetzt diejenige, die im Ministerium die Türen schloss und kennzeichnete, somit den anderen den richtigen Weg wies. Und schließlich Harry, der den dunkelsten aller Zauberer vernichtete und dadurch seine Zauberkraft einbußen musste. Er ahnte es und tat es dennoch, denn es war unabdingbar gewesen.

„Eure Stärke liegt darin, dass ihr in der Lage seid, einander zu helfen, nicht euch gegenseitig zu verurteilen… und jetzt zu uns. Wer die Macht der Gefühle nutzen will, muss begreifen, dass nichts nur gut und nichts nur böse ist. Es kein hell und dunkel gibt und Schwarz und Weiß einen Zwischenraum hat. Ruhe, wenn es an der Zeit ist zu ruhen. Wachsamkeit, wenn es an der Zeit ist, wachsam zu sein.“ Harry musste unwillkürlich an Mad-Eye Moody und seinen Wahlspruch “Immer wachsam“ denken. „Selbst das fernste Ding offenbart sich seiner unmittelbaren Umgebung. Wenn wir mal die ganzen Zauber weglassen und die Magie auf das Wesendliche herunter dividieren, was bleibt noch übrig?“, wollte er wissen und erntete einiges an Achselzucken. „Nein?“, fragte er und erwartete eine Antwort. „Können einfache Gefühle Magie sein? Kann Magie zwischen uns, dem Schrank oder dem Teppich sein? Ist es die gleiche wie die, welche zwischen Bäumen und Steinen herrscht? Kannst du sie in einem Baum fühlen? Kannst du fühlen, was er seit Jahrhunderten fühlt? Kannst du im Wachen fallen und doch mit der Magie handeln? Fühlen, was dein Gegner denkt und seinem Handeln zuvorkommen? Wie schwer ist das Bücherregal? Ist es magisch schwerer, ein einzelnes Buch zu heben oder ist es gleich, ob Buch oder Regal?“, fragte er unablässig weiter.

„Sie ist ein Stoff, nicht wahr?“, fragte Ginny nun zurück und Jonathan lächelte.
„Ja, wenn du so willst, ist sie ein Stoff. Nicht fest und nicht weich, aber immer vorhanden. Auch in der Muggelwelt.“
„Und du meinst, ich könnte auf ihr schweben?“, fragte sie mit großen Augen.
„Ja, du könntest mit ihr dahingleiten“, antwortete Jonathan.
„Sehen? Kämpfen, wenn es denn sein muss?“, sprudelte es aus ihr heraus.
„Laufen, sehr weit springen und schnell sein. Ja, das bewirkt sie, aber nur dem, der sie zu nutzen vermag“, erklärte er. Jetzt richtete er sich auf und strich die Kleider glatt. „Nun… das war sehr viel für einen einzelnen Abend. Ich schlage vor, wir machen erst in drei Tagen weiter. Bis dahin sollte jeder in Lage sein, einen einzigen Punkt umsetzen zu können“, meinte er und wünschte den Anwesenden eine gute Nacht.

Harry glaubte, nur Snapes Okklumentik-Übungen mehr gehasst zu haben und dennoch fühlten sie sich, obwohl Jonathan dies nicht beabsichtigte, wie Kinder – wie Erstklässler. Und Hermine begann sich zu fragen, wie es wohl in seiner letzten Klasse sein würde. Was würden da noch für Dinge auf sie warten?

Ginny konnte ihre Dienste so vereinbaren, dass sie immer ein paar Stunden vorher Schluss machen konnte, um sich Zuhause, noch bevor sie an den Abenden nach Hogwarts zurück gehen würde, noch mit den Aufgaben beschäftigten konnte, die ihnen Jonathan gestellt hatte. Ron hatte da nicht so viel Glück, denn sein Training nahm jetzt wieder zu und er hatte seine Entscheidung getroffen. Quidditch ging in diesem Falle vor und Harry schien dies, zumindest im Augenblick, zu akzeptieren, auch wenn er bereits fühlen konnte, dass er Widerstände aufbaute. Doch am Ende setzte auch er nur um, was Jonathan ihnen versuchte beizubringen. Er würde nicht versuchen, eine Rolle zu spielen, die Harry für ihn ausgesucht hatte. Er würde seinen eigenen Weg gehen. Bis zum Schluss. Harry schloss sich über den Tag ein paar Stunden im Astronomieturm ein und versuchte, seine Gefühle zu kanalisieren, um in den von Jonathan beschriebenen Freifall-Zustand zu erreichen. Manchmal hatte für wenige Augenblicke auch den Eindruck, als gelinge es ihm, doch er kehrte immer zu schnell in das zurück, was er als seine Wirklichkeit bezeichnete. Hermine hingegen konnte immer schneller jenen Wachtraumzustand erreichen, wie sie ihn an jenem Abend gespürt hatte und auch nach Wunsch wieder beenden. Sie versuchte ein schnelles hin- und herschalten zu üben und bekam das mittlerweile auch ganz gut hin. Doch wie würden sie reagieren, wenn ihnen Jonathan wirklich mal eine Aufgabe stellte, die das erforderte?

Wie auch an den Abenden zuvor warteten die vier Freunde im Raum der Wünsche auf ihren Lehrer, während sie weiterhin die Übungen machten, die er ihnen aufgetragen hatte.

Harry und Ron fluchten leise vor sich hin und bemerkten, dass Ginny immer unruhiger wurde und in dem weichen Sessel hin und her rutschte.

"Stimmt was nicht?", wollte ihr Bruder wissen, doch sie schüttelte nur den Kopf und sprang dann plötzlich wie von Peeves erschreckt auf. Sie riss die Tür auf und starrte in das Dämmerlicht. Ihr war, als zerspringe ihr Kopf, als tausend Stimmen schrieen, doch zwei hörte sie ganz genau.

"Guten Abend, Professor Jonathan!", sagte der Zaubertranklehrer.

Jonathan berührte ihn leicht. "Guten Abend, Professor Schniefelus", antwortete Jonathan leise und wappnete sich für den Angriff, den er mit dieser Äußerung hatte provozieren wollen.

Ginny hatte den Eindruck, als würde ihr Sichtfeld verschwimmen, doch es war ihre Wahrnehmung, die sich geändert hatte. Sie sah, wie die Magie in allem zu pulsieren schien. Ihr Atem ging schneller, doch sie versuchte, sich zu innerer Ruhe zu zwingen, während die Gestalten sich in Zeitlupe bewegten. Ihr blieb keine Zeit mehr, wenn sie verhindern wollte, dass Snape ihn umbrachte.

Er blieb stehen, als überlegte er sich seine nächste Handlung, doch dann hatte Snape seinen Zauberstab bereits in der Hand und beide wirbelten herum.

"SECTUMSEMPRA!!"

Ihre Sinne waren bis zum Äußersten gespannt, als sie mit einem kurzen Anlauf über das Geländer im siebenten Stock sprang, sich an den Wänden und Treppen abstieß, um nach einem dreißig Meter Satz in die Tiefe katzengleich hinter den Kontrahenten zu landen. Als Ginny den Kopf hob, war es schon vorbei. Im nächsten Moment huschte ein Schatten über ihren Kopf und es tauchte Hermine neben ihr auf. Jonathan legte scheinbar sanft seine Hand auf Snapes Schulter und ging fast achtlos an ihm vorbei.

"Es ist also nicht nur in unserem Land so, das die Mädchen schneller sind", bemerkte er mit einem Strahlen in den Augen, als er den Damen die Hand reichte, um ihnen beim Aufstehen behilflich zu sein.

„Und wie kommen wir jetzt wieder hoch?“, fragten beide fast gleichzeitig.

„Nicht so, wie ihr heruntergekommen seid?“, stellte er ironisch die Gegenfrage und die beiden Frauen giggelten daraufhin, doch Hermine schloss bereits die Augen, verfiel dem, was sie ihren Wachtraumzauber nannte, holte tief Luft und sprang von der Magie beflügelt über Wände und Treppen wieder nach oben. Ginny brauchte einen Moment länger, konnte ihrer Freundin jedoch kurze Zeit später folgen.

Ron und Harry stand der Mund offen. „Wie… wie habt ihr das gemacht?“, wollten sie wissen.
Ginny gab ihnen Antwort: „Wir haben der Magie vertraut und uns ihr vollständig hingegeben.“ Harry rollte mit den Augen. Noch mehr kryptische Antworten.

Jonathan nahm den normalen Weg und kam über die Treppen. Vermutlich eher, um ihnen einen Moment Zeit zu geben.

„Ich denke, es ist an der Zeit, dass ihr jetzt einander helft. Ginny, bitte helfen sie ihrem Bruder und Hermine hilft Harry. Ich werde das beobachten“, schloss er und war wieder auf den Weg in die Ecke, um es sich in ihr bequem zu machen, als Hermine ihn jetzt noch etwas fragen wollte.
„Wenn ich das durch das Vertrauen in meine Gefühle erreicht habe, wäre es auch möglich, nur rein theoretisch meine ich“, sie dachte an ihren spektakulären Auftritt im Zauber-Gamot, “mit den Gefühlen und etwas Magie einer ganzen Gemeinschaft von Menschen meinen Willen aufzuzwingen? Und zwar so, dass jeder von ihnen für immer der Meinung sein wird, dass er selbst alles so gewollt hat?“

Jetzt wandte er sich ihr zu und schloss seine Augen, als ob er seine nächste Antwort sehr bedacht wählen würde. „Nur mal rein theoretisch, aber wirklich rein theoretisch, wäre das bei einem gewissen Potenzial möglich. Allerdings, und da nehme ich auch meine Schwester nicht aus, habe ich noch niemanden getroffen, der so stark war, dieses Kunststück zu bewerkstelligen. Und meine Schwester ist um einiges stärker als ich!“, erwiderte Jonathan und ließ seinen Blick über die drei anderen schweifen. „Aber Sie werden wohl nicht ohne Grund gefragt haben…“, fügte er jetzt hinzu. Hermine schüttelte den Kopf. „Wir sollten es für heute gut sein lassen und Morgen weitermachen“, sagte er zu den anderen und wie erwartet winkten sie kurz und gingen anschließend zur Tür hinaus.

„Mine, kommst du?“, fragte Ron seine Frau.
„Geh schon mal vor. Ich hab da noch zwei oder drei Fragen…“, gab sie zur Antwort und winkte zurück. Ron grinste, während Ginny und Harry die Augen verdrehten. Sie wussten, dass das die ganze Nacht dauern konnte.

Als die Tür zufiel und sie mit Jonathan alleine war, zauberte sie ein Kissen herbei und ließ sich ihm gegenüber nieder. „Ich darf annehmen, Sie spielen auf ein aktuelles Ereignis an?“, fragte Jonathan. Wieder nickte Hermine. „Nun, sehen Sie, Hermine, um so etwas bewusst erreichen zu können, müsste man seine ganzen Gefühle quasi positiv auf hundertachtzig bringen und gleichzeitig eine negative Beeinflussung hervorrufen. Unterbewusst ist es vorstellbar. Dass Sie das jedoch noch einmal wiederholen können, halte ich jedoch für unwahrscheinlich“, und weil er sie nicht verletzen wollte, sagte er noch, “obwohl ich weiß, dass Sie über immenses Potential verfügen. Möchten Sie mir mehr von Ihrem Erlebnis erzählen?“

Hermine lehnte sich zurück und Jonathan lauschte ihren leisen Worten. Sie sagte, dass sie sich nach Padua und den beiden Wochen mit Ron noch nie so gut gefühlt hatte. Als wäre sie neu geboren worden, aber es fühlte sich anders an. Sie spürte etwas, dass sie noch nie zuvor so intensiv gefühlt hatte: Überlegenheit und Macht. Mit diesen beiden Gefühlen und ihrem Willen sei sie völlig furchtlos vor das Zauberer-Gamot getreten und hatte eigentlich mit ihrem Job schon in Gedanken abgeschlossen. Doch im Gegensatz zu den schwarzen Magiern, die solche Fähigkeiten nur zu ihren eigenen, dunklen Zwecken herbeigerufen hatten, habe sie alle Zweifel zerstreuen können und den Frieden in der Gemeinschaft wiederhergestellt. Erst ein paar Tage später hatte sie begonnen, das Ereignis für sich selbst noch einmal zu reflektieren und kam zu Schlüssen, die ihr Angst machten.

„Sie ahnen, was Sie sind… oder?“, bemerkte er leicht zweideutig.
„Ein Monster!“, sagte sie matt.
„Nein, Hermine! Alles andere, aber kein Monster. Wie nennen Sie im Ministerium Ihre Verbündeten? Sie nennen sie…“ An dieser Stelle unterbrach sie ihn und beendete den Satz: “Ich nenne sie meine ’Krieger des Lichts’.“
„Und das sind Sie, Hermine. Eine Kriegerin des Lichts! Nicht hell, nicht dunkel, aber immer dem Licht verbunden. Schatten zwischen Licht und Dunkelheit.“

Doch eine Frage quälte noch ihren Geist. Was war, wenn einer von ihnen den Schattenpfad verlassen und einen der beiden Wege wählen würde. Was war dann? Sie musste die Frage stellen, obgleich sie die Antwort kannte.

„Sterben“, sagte Jonathan.

--------------

Jonathan führte aus, dass die magisch Begabten in seinem Land die Möglichkeit einer Wahl nicht hätten. Sie wurden praktisch in den Schattenpfad hineingeboren und lernten automatisch die Symbiose aus beidem. Folglich stellte sich die Frage nicht oder nur ganz selten. Andere hingegen, die versucht hatten, ihn zu beschwören und dabei gescheitert waren, verfielen zum Schutz dem Wahnsinn.

„Wie weit sind die anderen gekommen?“, fragte sie und wusste nicht genau, was sie mit ihrer Frage wirklich bezwecken wollte.
„Ich kann euch natürlich nur sagen, wie weit jene kamen, die es nicht versuchten. Albus und Severus haben es nicht getan, weil sie es nicht mehr konnten. Sie wussten um den Umstand des Wie, ahnten aber, dass sie ihre Chance bereits vertan hatten. An beiden Händen klebt Blut. Nur Nicholas wäre es gelungen, wäre er ein Zauberer gewesen, was er nicht war. Er war ein Alchimist und ein großer noch dazu. Und seine Eigenschaft, die ihn auszeichnete: Wahrhaftigkeit. Die Entdeckung, die er gemacht hatte, hat er nicht um seiner selbst Willen gemacht. Und eure Entdeckung habt ihr auch nicht um eurer selbst Willen gemacht, sondern für Harry. Deshalb ist ihm gelungen, den Stein der Weisen herzustellen und Ihnen, Hermine, Ihren Freund zu erlösen. Er hat seine Fähigkeiten zuerst in den Dienst der Welt gestellt und das macht ihr auch, wenn ich mich nicht irre, Hermine. Verstehen Sie? Sie und Nicholas wollten es beide nicht für sich selbst! Im entscheiden Zeitpunkt haben Sie erkannt, dass es nur eine wirkliche Macht gibt: Liebe.“
„Was ist aber mit den negativen Gefühlen? Rachegelüste, Zorn, Furcht?“, fragte sie neugierig.
„Für uns ist Rache kein Problem, denn sie ist ein Teil des Schattenpfades. Für euch ist Rache wie ein Gift, denn bevor du dich umsiehst, verwandelt sie dich in etwas Hässliches. Der Weg ist noch verschlungen. Ich bin hier, um den Weg zu lehren. Wählen jedoch werdet ihr selbst müssen. Außer einer, für den werden Sie wählen. Eines Tages“, antwortete Jonathan.
„Jonathan, was werden wir sein?“, fragte sie jetzt scheuer als zuvor.
„Der Neubeginn, Ende und Anfang. Das Schwert, welches die Dunkelheit teilt und in beiden Welten bestehen bleibt!“, sagte er, aber er machte keine Anstallten, dies weiter auszuführen. Hermine stand nun auf und verabschiedete sich von ihm. Er hatte das offensichtlich auch erwartet.

Nie im Leben hätte sie gedacht, dass sie von Jonathan auch Antworten bekommen würde, mit denen sie etwas anfangen konnte. Er hatte all ihre Fragen zufriedenstellend lösen können. Hermine war sich ganz sicher, dass sie diese Unterhaltung zu einem anderen Zeitpunkt weiterführen würden, doch für heute hatte sie bekommen, was sie wollte: Antworten.

In der nächsten Zeit wurde Hermine zu dem, was sie eh’ schon war – zu einer Lehrerin für die drei anderen. Was früher Harry in der DA gemacht hatte, war nun ihre Aufgabe. Alle vier lernten immer zusammen vor und Hermine wiederholte hinterher noch einmal den Stoff und – viel wichtiger – die ganzen Übungen. Ron musste sich mit voranschreitender Zeit öfter mal zurückziehen, kehrte aber bald nach den Trainings nach Hogwarts zurück. Auch das Verhältnis der vier untereinander besserte sich zusehends, was auch den Konzentrationsübungen geschuldet war.

Vier Eulen mit roten Briefen im Schnabel näherten sich dem Frühstückstisch der vier Freunde. Hermine bemerkte noch andere Eulen, die ebenfalls am Frühstückstisch der Lehrer, aber auch an einigen der Schüler ihre Heuler abwarfen. Alle hatten den gleichen Absender. Und da alle auch fast gleichzeitig losgingen, verstand niemand ein Wort, aber lustig war es allemal, denn der Heuler endete mit einem echten Lachen.

Jetzt flogen weitere Eulen herein, die Pergamente um ihre Beinchen trugen und jeder, der zuvor einen Heuler bekommen hatte, erhielt nun einen richtigen Brief.


Liebe Ginny,

da wir beschlossen haben, unser Leben nunmehr zu viert fortzusetzen, möchten wir vier Dich zu unserer Hochzeit einladen und Dich bitten, unsere Trauzeugin zu sein. Genau wie Ron, Mine und Harry.

Wir freuen uns auf Euch und eine unvergessliche Party.

Maria und Marion noch de La Vega
Fred und George noch Weasley


Die anderen drei bekamen einen mit einem jeweils ähnlichen Inhalt. Ginny fragte noch kurz, was das denn mit dem “noch“ auf sich haben würde, doch nachdem Harry es ihr erklärt hatte, setzte sie eine finstere Mine auf und meinte nur, dass Mum hochgehen würde. Harry verstand es allerdings, sie in diesem Punkt zu beruhigen. Vermutlich hatte er schon eine Idee, Molly zu besänftigen, sollte das von Nöten sein. Ron bemerkte, dass die Hochzeit noch vor dem Halbfinalspiel stattfinden sollte, doch er zuckte nur mit den Schultern. Immerhin konnten sie noch Weihnachten zusammen in Hogwarts feiern, was immer ein besonderes Erlebnis war. Ihr Gast, der noch immer zum Ausruhen in den Wald ging, wenn sie fertig waren, schloss sich ihnen gern zum feiern an. Harry konnte ein, zwei Mal beobachten, wie sich Jonathan auch mit den anderen Lehrern und selbst mit Snape sehr angeregt unterhielt. Später nahmen ihn die Kinder in Beschlag und erkoren ihn zu ihrem neuen Spielkameraden, der bereitwillig alles mitzumachen schien, was die Kleinen ausheckten. Zwischendrin setzte er sich auch abwechselnd zu den vieren an den Tisch und verkündete, dass sie vielleicht auch etwas Ferien machen sollten, um das Ganze sacken zu lassen, wie sich Jonathan auszudrücken pflegte. Die vier nickten zustimmend und man beschloss, nach dem Halbfinalspiel von Ron und seiner Mannschaft wieder weiterzumachen.

„Jonathan warte…“, holte ihn Hermine zurück an den Tisch, “bei uns Menschen und Zauberern ist es Sitte, zum Weihnachtsfest etwas zu verschenken.“ Sie bedeutete Ron, ihr das kleine Päckchen zu geben, welches sie an Jonathan weiterreichte. Er nahm das viereckige, blaue Geschenk an sich, drehte es in der Hand und sah es verwundert an. „Du musst es auspacken!“, meinte Hermine und blickte ihn erwartungsvoll an, während er begann, die kleinen, hellblauen Schleifchen zu lösen und das Papier vorsichtig auseinander zu falten. Ein kleiner Bilderrahmen mit einem Zauberbild, welches die vier Freunde zeigte, kam zum Vorschein. Sichtlich gerührt bewegte Jonathan es langsam hin und her.

„Wir wissen, dass du irgendwann wieder in dein Land gehen musst. Wo immer das auch sein mag möchten wir, dass du uns nicht vergisst und das Bild soll dich an uns erinnern. Bei all deinen Reisen“, sagte Hermine ehrlich.

Wenn Jonathan zuvor noch glaubte, Ollivander nicht verstehen zu können, warum er getan hatte, was er getan hatte – in diesem Augenblick konnte er es nachvollziehen.

„Aber ich hab nichts für euch…“, sagte er jetzt. Ginny beugte sich sanft protestierend über den Tisch.
„Das ist nicht wahr“, sagte sie leise. Dann zeigte sie auf sein Herz: “Was du für uns hast, dass ist da drin.“

John Xisor
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Beitragvon John Xisor » Mo 10 Dez, 2007 01:47

17. Aufruhr im Fuchsbau


Als Jonathan an diesem Abend in den Wald zurückkehrte, war er nicht mehr der gleiche. Er, der die Liebe als einzige Himmelsmacht lehrte und fürchtete, war ihr nun erlegen. Jene vier Freunde hatten ihn zum Erliegen gebracht. Ja Ollivander, ich denke darüber nach. Ich denke darüber nach, wie einst du, hier zu bleiben und nicht in unsere Heimat zurückzukehren. Doch bei mir wird es ungleich schwerer sein als bei dir. Du warst nur ein einfacher Berichterstatter, der verschwand. Ich bin der Schattenritter, Sternenmagier oder einer der vielen anderen Namen, die man mir in den verschiedenen Ländern, die ich bereiste, schon gegeben hat. Jonathan El-Sattrai, vom Clan der Sattrai. Ist es Zeit zu ruhen? An der Zeit abzuschließen mit seinem bisherigen Leben des ewig Umherreisenden? Er war sich nicht mehr sicher, seinen Auftrag auch wirklich bis zum Ende durchführen zu können. Seine beiden Auftraggeber, die ihn beschworen hatten, würden nicht merken, wenn er noch etwas länger blieb, als es erforderlich war.

Konnte er wirklich daran denken?

Noch in derselben Nacht kehrte er allein in den Astronomieturm zurück und tat, wovor Ollivander ihn noch gewarnt hatte. Er nahm seine beiden silbernen Zauberstäbe, legte sie auf weiche Kissen und belegte diese mit einem Desillusionierungszauber. Eines Tages wird die beste Schülerin, die er jemals hatte, das Geheimnis lüften und dann würde beginnen, was sie jetzt bereits vorbereiteten – die Magie der Gefühle. Er war ein Meister dieser Macht, doch er müsste sie unfertig zurücklassen. Ein kleines, unscheinbares Detail würde ihnen verwehrt bleiben. Sie würden solch einen Zauberstab hier niemals angefertigt bekommen. Er beschloss, seine beiden dazulassen und stattdessen Ollivanders zu nehmen. Der war vielleicht nicht blau, sondern orange, doch dieser Umstand tat der Wirkung keinen Abbruch. Er konnte auch diesen mühelos benutzen. Jonathan begann, ein wenig mit dem einzelnen zu trainieren, denn schließlich musste er sich daran gewöhnen, mit nur einem zu agieren und das war doch etwas anderes. Was er nicht bemerkte war, dass die feinen, orangefarbenen Blitze den Raum des Turmes immer wieder erhellten und sich schließlich Ron und Harry des nachts auf den Weg machten, um nachzusehen, was da oben im Turm so Spannendes vor sich ging. Wie zwei Schuljungen aus der Dritten schlichen sich die beiden Freunde die Treppen hinauf.

„Wir hätten deinen alten Tarnumhang mitnehmen sollen!“, flüsterte Ron. Sein Freund winkte ab: „Da passen wir beide doch schon lange nicht mehr zusammen drunter. Also was soll’s.“
Sie näherte sich still und leise. Sie hofften, dass sie nicht bemerkt wurden. Harry wusste, dass sich Jonathan ab und zu in den Astronomieturm zurückzog, um die Sterne zu beobachten, wie er sagte, doch dieser hatte es bislang noch nie des Nachts getan. Dass er das am helllichten Tag tat, hatte ihn beim ersten Mal zwar etwas gewundert, aber da der Mann sowieso etwas seltsam war, hatte Harry dem keine größere Bedeutung beigemessen. Als sie durch den Türbogen sahen, blieb ihnen der Mund offen stehen. Normalerweise hätte Jonathan sie schon lange bemerken müssen, doch er machte keine Anstallten, seine Übungen zu unterbrechen. Vielleicht konnten Ron und Harry sich auch gut vor seinen wachsamen Augen und dem Rest verbergen. „Was ist das für ein Ding?“, fragte Ron völlig perplex. Kopfschüttelnd erwiderte Harry flüsternd: „Keine Ahnung. Kaltes Feuer oder so etwas.“ Er bedeutete Ron, er möge zurückgehen, was dieser auch tat. „Ich bin schon gespannt, was die Mädels dazu sagen werden, wenn wir ihnen DAS erzählen.“, meinte Ron. Sein Freund erwiderte: „Gar nichts, denn wir werden es ihnen nicht sagen!“ „Geheimnisse? Bist du verrückt, Harry?“ „Glaubst du etwa, die haben keine vor uns?“, fragte Harry zurück und Ron nickte nur dazu. Also war Mundhalten beschlossene Sache.

Am nächsten Morgen kam auch schon eine aufgeregte Ginny an den Frühstückstisch und sagte: „Mum hat eben eine Eule geschickt, ob wir früher kommen können. Es gibt Ärger mit den Zwillingen.“

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Und Harry konnte sich auch schon genau vorstellen, wie der aussah. Vermutlich haben die beiden ihrer Mutter gerade eröffnet, dass George den Nachnamen seiner Frau annehmen wird und Molly überhaupt nicht einverstanden mit dieser Entscheidung war. Und selbst wenn ihre Mum die beiden Frauen vorher noch ansatzweise gemocht hatte, war es damit jetzt ganz sicher vorbei.

Ron und Mine rollten mit den Augen. Wann gab es mal keinen Ärger mit den Zwillingen, fragten sie sich während Harry Ginny zuhörte. Sie erklärte, dass Mum ausgerastet sei, als George ihr gesagt hat, dass er demnächst de la Vega heißen wird. Harry hatte es noch von früher in guter Erinnerung, dass Molly manchmal ganz schön hochgehen konnte. „Schick ihr eine Eule zurück, dass wir am Nachmittag da sein werden“, meinte er und drehte sich hilfesuchend zu Ron “…wenn das für euch auch in Ordnung ist.“ Hermine und Ron stimmten zu. Sie hätten gern noch einen Tag für sich gehabt, aber wenn George Scherereien machte, musste das restliche Privatleben zurückstehen. Selbstredend. So verabredeten sie sich um drei bei Harry im Büro, um per Portschlüssel zu den Weasleys in den Fuchsbau zu reisen.

Ron schüttelte den Kopf und fragte sich, wie sie denn das wieder hinbiegen sollten. Hermine aber zerstreute seine Befürchtungen damit, dass sie meinte, Harry würde so aussehen, als hätte er bereits eine Idee. Hermine selbst hätte auch schon eine, aber sie selbst war eben angeheiratet und genoss nur den Status Schwiegertochter, was implizierte, bei solchen Themen keine Chance zu haben. Sie würde Harry machen lassen.

„Ich hab vorhin nicht alles erzählt, was in dem Brief stand!“, sagte Ginny jetzt, da sie mit Harry alleine war. „So? Was stand denn noch drin?“, wollte Harry jetzt wissen. „Man könnte meinen, Mum hielte ihn für einen Blutsverräter, weil sie ihm ein paar heftige Flüche auf den Hals gejagt hat.“

Harry atmete scharf ein und aus. „Sie war ja schon immer etwas impulsiv, aber das ist heftig. Na mal sehen, ob wir da noch etwas machen können, um den Haussegen wieder gerade zu rücken.“, sagte er entschlossen. „Fein, da bin ich ja mal gespannt, wie du ihm das ausreden willst.“, gab Ginny zurück, während sie ihre Kleider mit dem Zauberstab in den Koffer beförderte.

“Moment mal, wieso er? Er wird selbstverständlich de la Vega heißen und deine Mum wird es schön finden. Vertrau mir.“ Jetzt sah ihn Ginny mit aufgerissenen Augen protestierend an. „Ich weiß schon was ich mache.“, fügte er hinzu.

Nachdem die beiden Pärchen ihre sieben Sachen zusammen hatten, trafen sie sich in der großen Halle, um gemeinsam zu den Weasleys zu gelangen. Als sie im Vorgarten ankamen, kamen auch schon Fred und George mit den beiden Frauen im Gefolge auf sie zu und Harry fragte erst einmal, wo denn die Kinder wären. Fred erklärte, dass die am Morgen zusammen mit Bill, Fleur und ihrem Jungen losgegangen seien, noch ein paar Besorgungen für die Hochzeit machen. Harry nickte und sein Geist arbeitete fieberhaft. „Wo finde ich Arthur? Ich muss ihn sofort sprechen!“, fragte er und bekam von den Zwillingen nur den Fingerzeig, mit dem sie zum Haus deuteten. „Na, dann wollen wir mal!“, meinte er zu ihnen und fügte hinzu: “Ich denke, ich geh dann mal vor. Am besten, ihr wartet solange, bis sie mich auch rauswirft.“

Harry ging durch die Gartenpforte und klopfte an die Haustür der Familie, doch statt einem freundlichen herein bekam er nur ein: „Hau ab, du missratenes Stück. Du bist nicht mehr mein Sohn!“

„Aber, aber Molly. Ich bin es. Harry. Ist Arthur zu sprechen?“, fragte er nun scheinheilig und Molly machte die Tür auf und ließ Harry eintreten. „Schön dich zu sehen, mein Junge, wie geht es euch und wo ist Ginny?“, fragte sie jetzt gleich und Harry kam in Zugzwang. „Sie kommt ein wenig später mit ihrem Bruder und Hermine!“, gab er als Antwort, als er auch schon Arthur erblickte. Nachdem er sich kurz von Molly hatte drücken lassen, zog er ihn in eine ruhige Ecke. „Ich hab gewusst, dass dies einigen Ärger geben wird, aber dass sie so hochgeht…?“, sagte er jetzt leise zu ihm und schüttelte den Kopf. „Du bringst doch deiner Frau öfter ein paar Bücher aus der Muggelwelt mit, stimmts?“, fragte er nun und Arthur wunderte sich, warum Harry ausgerechnet jetzt darauf kam. „Ja und obwohl sie es nicht zugibt, mag sie die sehr gern. Sie ließt immer heimlich, wenn ich nicht da bin oder wenn sie glaubt, ich bekomme es nicht mit!“, grinste Arthur. „Es gibt da ein paar, die hat sie besonders gern hab ich recht?“, fragte Harry, was Arthur bejahte. „Die brauch ich mal!“, sagte Harry, bevor Arthur fragen konnte, was er damit wollte, bat er ihn bereits, sie zu holen. Rons Vater ging in einen Nebenraum und kam mit einem kleinen Stapel auf dem Arm zurück. Harry nahm ihm die Bücher aus dem Arm und begann, die Titel durchzulesen und ein paar Seiten durchzublättern. „Darf ich fragen, wonach du suchst?“, fragte Arthur nun gespannt, aber Harry winkte ab. „Gleich, ich hab es gleich. Moment noch.“, antwortete er. Er zog ein altes, verstaubtes Büchlein hervor und seine Augen begannen zu leuchten. Der Fluch von Capistrano. Harry wischte den Staub ab und gab es Arthur. „Und was soll mir das jetzt sagen?“, fragte er und begann, ein paar Seiten umzublättern. Als er die Seite gefunden hatte, legte Harry den Finger an seinen Mund und schob das Buch zu Arthur herüber. „Sieh dir mal den Namen an und sag kein Wort, hörst du, kein Wort.“ Arthur blickte hinein und musste kräftig husten, denn es hatte den Anschein, als bekäme er kaum noch Luft. „Woher, woher hast du das gewusst?“, fragte Arthur. „Ron hat früher immer erzählt, dass seine Mum auf Muggelsachen schimpft, aber heimlich die Bücher liest, die du mitbringst und er hat mir mal gezeigt, was du so alles angeschleppt hast. In Wahrheit hab ich nur gehofft, dass sie die nicht schon lange weggeschmissen hat. So und jetzt lass mich machen.“, sagte Harry, nahm das Buch und ging zu Molly.

„Magst du einen Tee?“, fragte sie etwas scheinheilig, um nicht über die Zwillinge reden zu müssen. „Gern Molly!“, antwortete Harry, legte das Buch auf den Tisch und begann darin zu blättern. „Ob du mir das hier mal für James-Sirius leihen kannst?“, fragte er nun genauso scheinheilig zurück, als sie aufsah. „Das hier!“, sagte er und hielt es hoch. „Der Fluch von Capistrano. Arthur meinte, du hast es gelesen und kannst mir sagen, worum es geht. Ich will nur sicher sein, dass es dem Jungen auch gefällt. Er mag Abenteuergeschichten.“, erklärte Harry. Molly kam nun zum Tisch und nahm es ihm aus der Hand. „Aber ja, das ist die Geschichte des tagsüber als unscheinbarer und feiger Landedelmann lebenden Don Diego de la Vega. Des Nachts verwandelt er sich im schwarzen Umhang und mit Augenbinde zum Rächer des Volkes!“, meinte sie völlig selbstverständlich. „Was hast du gesagt, wie heißt der?“, hakte noch mal nach. „Don Diego…“, jetzt stoppte sie plötzlich und setzte sich neben Harry und flüsterte weiter “de la Vega. Aber das ist doch bloß eine alte Muggel Geschichte…“, wiegelte Molly jetzt den Tränen nahe ab. „Tatsächlich? Komischerweise kommen die beiden aus Kalifornien und ihr Ur-Ur-Großvater ganz zufällig aus Spanien. Ist schon eine merkwürdige, alte Muggel Geschichte, aber solche Zufälle gibt es nicht, Molly.“

„Aber das geht nicht. George kann den Namen nicht annehmen. Das wäre ja fast so, als würde er sich seiner Familie schämen…“, protestierte sie und Harry hielt ganz ruhig dagegen. „Das glaubst du nicht wirklich oder? Das hört sich doch sehr schön an. Hör mal: George de la Vega. Sie sind sich verpflichtet; sie sind ihrem Urahn verpflichtet, die Linie der de la Vegas darf nicht untergehen. Es wäre nur gerecht, wenn je ein Paar sich der Familie des anderen namentlich anschließt. Mit George wird sie ihren Familiennamen weiterführen dürfen, aber Marion wird eine richtige Weasley werden, wie es sich gehört. Damit bekommen beide Familien, was sie brauchen. Was denkst du? Meinst du das geht?“

Jetzt brauchte Molly erst einmal selbst einen starken Tee. „Ich kann ihnen doch nie wieder in die Augen sehen nach allem, was ich gesagt und getan hab…“, schluchzte sie nun. „Das wird schon gehen. Ich bin sicher, ihr bekommt das wieder hin. Und wenn die ersten Enkel von den beiden da sind, spielen sie hier zusammen, so wie wir damals, als wir noch Kinder waren und ich hier immer in den restlichen großen Ferien sein durfte. Hier bei euch!“, sagte er und verfehlte sein Ziel nicht. Er winkte zu Arthur, dass er schnell die anderen reinholen sollte, bevor es sich Molly vielleicht wieder anders überlegte und dem musste man zuvorkommen.

Jetzt stürmten die beiden Pärchen nebst Ron, Hermine und Ginny den Fuchsbau. „Wir dachten schon, du kommst da gar nicht mehr raus, was hast du gemacht? Mum verhext?“, fragte Ron und Harry legte ihm das Buch in die Hände. „Wie gut, dass ich mich auch ein bisschen in der Muggelwelt auskenne. Nicht viel, aber dafür reichte es. Wenn sie die weggeschmissen hätte, hätte ich mir wahrscheinlich ohne Erfolg den Mund fusselig reden können.“, meinte Harry und schlich sich zu Ginny hinüber. Er legte seinen Arm um sie und zog seine Frau zu sich heran. „Manchmal hab ich es einfach nur satt. Aber dann, ach ich weiß auch nicht…“, doch weiter kam Harry nicht. Ginny war bereits dabei, ihm ein paar Küsse aufzudrücken. Während Molly sich versuchte, wieder mit ihren beiden Söhnen und deren Frauen zu arrangieren. Auf jeden Fall lief die Hochzeitsmaschinerie nun wieder vollends an. Molly wollte sich jetzt um das Essen kümmern, während die Zwillinge die Dekoration und das ganze Drumherum erledigten. Bill und Fleur kamen auch bald mit den Kindern zurück und auch Charlie traf mit seiner Frau hier ein. Keiner wunderte sich darüber, wie sie alle in dem Haus ihren Platz fanden. Beim Essen saßen sie um den Tisch herum, während Molly die ganze Familie versorgte und jeder in sich hineinstopfte, was das Zeug hielt, besonders Ron.

„Wir haben nur ganz wenige Absagen bekommen.“, meinte George und Fred konnte sich schon kaum noch halten vor Lachen. „So? Wer kann denn nicht dabei sein?“, wollte Bill wissen und Fred antwortete. „Dolores hat abgesagt oder besser, wir haben eine Nachricht vom Ministerium bekommen, dass Ms Umbridge in der nächsten Zeit keine Feierlichkeiten besuchen darf!“, giggelten sie, während Hermine ihnen beiden einen strengen Blick zuwarf. „Was denn? Immerhin haben wir ihr einen beträchtlichen Erfolg zu verdanken und dafür wollten wir uns erkenntlich zeigen. Das verstehst du doch?“ Jetzt brach der ganze Tisch in Gelächter aus. „Ihr verschwendet damit Zeit und Geld des Ministeriums, ist euch das klar?“, fragte Hermine noch mal nach, aber Ron beugte sich zu ihr herüber “Mine bitte, du kennst sie doch.“ „Eben“, gab sie angesäuert zurück, während Harry sie leicht am Arm berührte und ihr zuflüsterte: “Wir haben einen Familienkrach gerade beendet. Ich denke, für heute ist es genug.“ Daraufhin knallte sie die Serviette auf den Tisch, stand auf und stürmte aus der Tür. Es dauerte keine Minute, da folgte ihr Ginny nach draußen in den Garten.

„Komm schon, was hast du?“, wollte sie von ihrer Freundin wissen. „Die sind unmöglich!“, schimpfte Hermine.
„Ja, aber das ist doch nichts Neues. Die sind immer noch sechzehn – älter werden die auch nicht mehr, daran wirst du bestimmt nichts ändern. Ich setzte mein Vertrauen in Maria und Marion. Da liegt jetzt der Einfluss. Wir sind völlig abgemeldet. Mum und Dad haben da lange schon nichts mehr zu sagen. Jetzt komm und auch, wenn du es nicht gern hörst, hat Harry recht. Ein Familienkrach am Tag ist genug. Die wollen morgen heiraten und es ist noch eine Menge zu tun, bevor alles vorbereitet ist.“, sagte sie und zog Mine wieder mit herein. Sie gab ihr einen Teller und lud ihr den Nachtisch auf. Als Ron sich zu ihr setzte und fragte, was denn war. „Ach, deine Brüder…“, winkte Hermine jetzt ab und er schwieg dazu. Offen gestanden hätte er die beiden gern in Schutz genommen, aber erstens konnten die auf sich selbst aufpassen und zweitens hätte er dann wieder Krach mit Mine gehabt und er wollte nicht noch eine Auseinandersetzung haben. Die mit Harry in Hogwarts hatte ihm gereicht. „Hör mal Mine, du kannst ruhiger werden, wenn wir seine Übungen machen, hast du daran mal gedacht?“, fragte er seine Frau und rechnete wieder mit einem Ausbruch. Dieser blieb jedoch aus. Stattdessen sah sie ihn nur mit großen Augen an und ihr Mund formte tonlos ein paar Worte <<Du erzählst mir was von SEINEN Übungen>>? Sie schüttelte den Kopf, brachte es aber doch fertig, daran zu denken, was er ihnen immer sagte. <<Stille, Ruhe, Ausgeglichenheit, Bedächtigkeit. Darin liegt die Kraft. Nicht in Hast und Drängen. Also beruhigt euch.>> Hermine atmete ein paar Mal ein und aus. Sie schloss für einige Momente die Augen und ließ alles an sich abgleiten. Diesmal hatte Ron recht. „Woher kannst du das? Ich dachte, du hättest keine Zeit dafür?“, sagte Mine ihm zugewandt. „Ich hab es während der Trainings gemacht. Es hilft unglaublich, sich auf das, worauf es ankommt, richtig zu konzentrieren. Einfach alles andere “ausblenden“. Nur das Wesentliche, sonst nichts weiter. Die Quaffel und Klatscher der Gegner und ich. Ich hab es nur noch nicht in einem echten Turnier geschafft.“

Die Zwillinge hatten sich links und rechts neben ihn gesetzt. „Harry Potter, du bist wirklich unglaublich. Leider nicht sehr oft, aber wenigstens ab und zu!“, sagten die Zwillinge jetzt zusammen. „Ich halte eure Idee im Übrigen für genial!“, sagte Harry. Bevor er weiterreden konnte, fielen im die Zwillinge ins Wort: “Fein, dann sind wir ja jetzt zu fünft!“, lachten sie und schlugen sich auf die Schenkel.

Der Tag ging ruhig zu Ende. Harry schwatzte später noch mit Bill und Charlie, der ihm einen mürrisch vertraulichen Rippenstoß verpasste, als Harry auf sein letztes Drachenabenteuer zu sprechen kam. Da hat es ihn nämlich beinahe von den Beinen geholt. Der Kurzschnäuzler wollte partout nicht in seinem Käfig bleiben. Erst nachdem ihm Charlie “klarmachen“ konnte, dass es besser für ihn war, ließ sich der Drache “überreden“. Wie das allerdings in Wirklichkeit funktionierte, darüber schwieg sich Charlie aus und ließ sich auch nicht mit Tricks aus der Reserve locken. Schließlich waren Harrys Überredungskünste schon fast legendär, doch manchmal zog auch er den Kürzeren.

„Wir haben gehört, ihr sollt die halbe Zauberergemeinschaft eingeladen haben. Mit wem außer Umbridge müssen wir denn so rechen?“, fragten jetzt Charlie und Bill, der sich bislang noch zurückgehalten hatte.

Fred und George begannen, die Gäste aufzuzählen, die sie eingeladen hatten. Da waren unter anderem eine Menge Geschäftspartner darunter, mit denen die beiden in den letzten Jahren viel zu tun hatten. Dann bemerkte Harry, dass sie die halbe, alte DA mit Einladungen bedacht hatte, wie Neville und Luna, Seamus und Dean, den sie wohl noch gefragt hatten, ob er ein paar Fußbälle mitbringen konnte. Dann hatten sie ein Eisbankett bei Fortescue bestellt und ihn gleich mit dazu eingeladen. Auch den gesamten Orden des Phönix, wer nicht gerade Dienst hatte, wie Kingsley Shacklebolt, natürlich den alten Haudegen Mad Eye Moody und selbstverständlich die Eltern von Maria und Marion aus Kalifornien, auf die Molly ganz besonders gespannt war. Alles in allem sollten so an die 250 Gäste zusammenkommen. Während die beiden kaum zu bremsen waren, verkrümelten sich die Frauen zusammen. Molly, Hermine, Ginny trafen sich mit den anderen Frauen zu einer kleinen Abschiedsparty. Außerdem mussten noch die Kleider angepasst werden und in der Nacht vor der Hochzeit sollten die Pärchen jeder für sich bleiben. Jetzt kam der Moment der Rache an sich. Charlie, Harry und die anderen Männer ergriffen die Zwillinge, um mit ihnen eine “richtige Sause“ in Form einer ausgelassenen Junggesellen-Party zu machen, bei der sie die Zwillinge bis zum Eichstrich abfüllten, dass sie hinterher ihre eigenen Kotzpastillen gerne aßen.

„Die Mädels werden uns töten!“, meinte Ron und bekam von Harry gleich die passende Antwort. „Na und? Das ist das erste und letzte Mal, dass wir so eine Chance bekommen. Willst du die verstreichen lassen? Nein! Na also. Die Jungs haben uns auf unseren Junggesellenpartys auch schwer zugesetzt und jetzt sind sie dran.“, sagte Harry und schob Fred noch einen Feuerwhisky rüber und bedeutete ihm, dass jetzt auf Ex-Trinken angesagt war. „Und wenn sie die Feder Morgen nicht halten können?“, wollte Ron es noch mal versuchen. „Reg dich nicht auf, sie haben doch zwei Versuche…“, lachte er ihn an und die anderen rutschten fast unter den Tisch. „Was ist los mit dir Ron, warum auf einmal so nachdenklich? Du wolltest einen drauf machen und was ist jetzt? Manschetten vor Minchen?“, stichelte Harry etwas weiter, doch Ron machte nur eine abwertende Handbewegung und trank aus. „Du willst doch jetzt noch nicht schlappmachen? Ist doch erst ein angebrochener Abend.“, sagte er und war sich der Tragweite des Satzes nicht sofort bewusst. Charlie nahm aber den Faden auf und fragte gleich, ob sie noch ein Pastillchen wollten oder vielleicht einen kleinen Würgzungen Toffee oder etwas anderes aus ihrer erlesenen Kollektion. „Ich hoffe für euch, dass Tonks morgen früh genug hier ist, um euch den leckeren Trank gegen den dicken Kopf zu brauen.“, meinte Bill jetzt. „Wo ist sie eigentlich?“, fragte Harry nun nach und Bill sagte, dass sie wohl heute noch ihren Dienst im Aurorenbüro machen musste und da es gerade mal wieder ein paar Angriffe auf Muggel gegeben hätte, war man besonders wachsam. „Angriffe auf Muggel?“, wollte Harry wissen. „Was meint denn der Orden dazu?“ „Was sollen die schon sagen, Harry. Seit dem großen Kampf damals sind die nicht jünger und flexibler geworden. Mad-Eye ist paranoid wie nie zuvor und nachdem ein paar ehemalige Todesser aus dem neuen Askaban ausgebrochen sind, ist das auch nicht besser geworden.“ „Todesser? Warum weiß ich nichts davon?“, fragte er mürrisch. „Sie hielten es wohl für besser, euch nicht weiter zu beunruhigen.“, sagte Bill nun und Harry vermutete, dass selbst Hermine da nicht genau Bescheid wusste. „Weiß Hermine davon?“, ab da schwiegen sie und er gab sich die Antwort selbst. „Also weiß sie davon!“, schloss er. „Sie hielt es vermutlich für klüger, nach den letzten Vorkommnissen es nicht gleich an die große Glocke zu hängen.“, doch weiter kam er nicht, denn Harry griff über den Tisch und zog Bill herüber. „Ich nehme an, du hast keine Ahnung, was für schöne Gefühle ein Cruciatus Fluch in deinem Körper auslöst, hab ich recht? Nein? Aber sie sollte es wissen!“, sagte er bitter, doch jetzt war Ron bereits neben ihm aufgetaucht und mischte sich in die Unterhaltung ein, als er merkte, dass um Mine ging. Der Ton wurde rauer. Ron und Harry begannen sich bereits gegenseitig anzuschubsen, als Harry seinem besten Freund anbot, vor die Tür zu gehen und das Thema in einem Muggelduell einmal so richtig unter Männern zu klären, als beide von hinten hart am Kragen gepackt wurden. Charlie hatte sich hinter die beiden Zankäpfel gestellt und beherzt zugegriffen. „Hier wird weder heute noch morgen, noch einen Tag später irgendetwas in der Art und Weise geklärt. Das ist klar!“ Er riss sie auseinander und sagte beiden, dass Hermine eine Aufgabe hatte, die es zu erfüllen galt, auch gegen ihre Freunde, wenn es sein musste. Nach ein paar weiteren Schlucken fielen die beiden sich dann plötzlich wieder heulend in die Arme.

„Irgendwas stimmt da nicht Bill, so hab ich die beiden noch nie erlebt. Da gab es doch nie Probleme. Ich würde dir empfehlen, da mal in nächster Zeit ein Auge drauf zu haben!“, riet Charlie seinem jüngeren Bruder, der dazu jetzt auch nickte. In der restlichen Nacht war von den Spannungen nichts mehr zu spüren. Man lachte und trank, als wäre nichts gewesen. Außer Charlie, denn der hielt sich jetzt zurück, um die Situation weiter zu beobachten und einer eventuellen Eskalation vorzubeugen, in dem wenigsten er als einziger einen einigermaßen klaren Kopf behielt. Gegen vier Uhr Morgens war die Herrenparty vorbei. Fred und George wankten noch ein paar Schritte allein an der frischen Luft, bevor diese ihre Wirkung tat und keine Kotzpastillen mehr erforderlich waren, um eine schnelle Entleerung des Magens hervorzurufen.

Bei dem Frauenabend sollte es ähnlich ablaufen. Feuerwhisky kam nicht auf den Tisch, aber die Frauen mischten sich ein paar Kräutertees mit interessanten Wirkungen an. Im Verlauf des durchaus als ausgelassen und lustigen Beisammenseins sollten Ginny und Hermine sich so in Rage diskutieren, dass Maria sie trennen musste, bevor beide zu den bekannten Muggel-Ritualen übergingen, was ein kurzzeitiges Stimmungstief hervorrief, aber bald danach auch wieder vergessen war. Spät in der Nacht stieß Tonks noch hinzu, nachdem diese ihre Schicht beendet hatte. Molly erzählte ihr von dem kleinen Vorfall, doch diese runzelte nur ein wenig die Stirn, sagte aber nichts weiter dazu.
„Hoffentlich haben die Männer es nicht übertrieben und die beiden können nachher noch die Feder richtig halten.“, sagte Marion, während Ginny giggelte. „Meine Brüder haben bis jetzt jeden Junggesellenabend ausgerüstet und allerlei übles Zeug angestellt. Ich denke nicht, dass sich Harry, Ron und die anderen solch eine Steilvorlage entgehen lassen. Ihr solltet mit dem Schlimmsten rechnen. Aber Tonks ist ja da, um sie wieder frisch zu machen. Ich weiß noch, wie Harry sich an den Mund gegriffen und gewürgt hat, als er ihr Gebräu schlucken musste, um wieder einen einigermaßen klaren Kopf zu bekommen.“ Die Frauen lachten ausgelassen.

Und oh Wunder, als die Frauen zurück nach Hause kamen, waren die Herren bereits heimgekehrt.
Fred und George wurden von ihren sogenannten “Guten Freunden“ einfach im Eingang abgelegt und nicht weiter versorgt. Einer hatte ein Pappschild auf die Schnarchenden gelegt.

Darauf war zu lesen: Bitte nur wecken, wenn es sein muss!

Maria und Marion beschlossen, die Jungs liegen zu lassen. Molly und Tonks würden sich schon später ihrer entsprechend annehmen.

Hermine entdeckte Ron, der angezogen auf dem Bett offenbar umgekippt und so wie er war, dort gleich eingeschlafen war. Er gab laute Geräusche von, sich als Mine versuchte, ihn dazu zu bewegen, wenigstens die riechenden Klamotten auszuziehen. Schließlich gab sie entnervt auf und zog eine Decke weg, um sich neben dem Bett auf den Fußboden zu legen. Auf das Sofa im anderen Zimmer wollte sie nicht ziehen.

Als Ginny in ihr kleines Schlafzimmer trat und ihr die von Feuerwhisky geschwängerte Luft entgegenschlug, kannte sie mit Harry keine Gnade. Er wusste, dass sie es nicht vertrug, wenn er trank. Sie packte ihn am Arm und schliff ihn leise protestierend in das Bad, wo sie ihn unter die Dusche hievte, den Brausekopf nahm, über seinen Kopf hielt und das kalte Wasser voll anstellte. Der Schlaftrunkene schreckte wegen Wassers hoch und wand sich in der Duschwanne wie ein Aal. „Wenn du saufen willst, komm nicht anschließend in mein Schlafzimmer! Leg dich unter den Baum und schlaf da deinen Rausch aus!“, polterte sie und ließ Harry nicht zu Wort kommen, der gar nicht so viel getrunken hatte, doch für ihre Nase war es, als würde er nach dem ganzen Eberkopf riechen. Er versuchte das Wasser erfolglos mit den Händen abzuwehren. „Aber Ginny, so hör doch, es war…“, wollte er erklären, doch sie fiel ihm ins Wort. “Nein? Nicht so, wie ich denke? Wie war es dann? Ihr habt sie nach Strich und Faden abgefüllt oder? Aber keiner von euch denkt an uns… Wir dürfen hinterher die versoffenen Reste wegwischen. Du bleibst schön hier!“, keifte sie. Sie stellte das Wasser aus und knallte die Tür zu, als sie das Bad verließ. Schon einmal wach, zog Harry seine nassen Sachen aus und stellte die Dusche noch einmal an, allerdings dieses Mal mit warmem Wasser. Er verbrachte eine Weile unter dem plätschernden Strahl, der seine Sinne wieder zurückbrachte. Nachdem er aus dem Bad trat, sah er seine Frau im Bett liegen. Er fragte sich, ob er es wagen könnte und wischte jede Vorsicht beiseite, als er sich auf die Bettkante setzte und damit begann, ihren Körper zu streicheln. „Weißt du eigentlich, wie schön du bist, wenn du zornig wirst?“, fragte er sanft, während seine Finger über ihren Hals und über das Kinn bis hin zu ihren Lippen glitten. Sie öffnete den Mund und begann, zärtlich mit der Zunge seine Finger zu umspielen. Die restliche Nacht gehörte ganz und gar ihrer Leidenschaft.

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Am nächsten Tag hatten sich die Gemüter des Vorabends wieder beruhigt und der ganz normale Wahnsinn aus umherlaufenden Kindern, bereits eintreffenden, rufenden Gästen und einer immer aufgeregter werdenden Molly Weasley hatte Einzug gehalten. Sie hatten den Platz neben dem elterlichen Haus für die Zeremonie ausgesucht und selbstverständlich die Dekoration in eigener Regie gestaltet. „Wann zur Hölle habt ihr das denn gemacht?“, fragte Harry atemlos und die Zwillinge wechselten sich wieder mit dem Antworten ab. “Eine gute Freundin, hatte Erbarmen mit uns“, begann George und Fred vollendete “Du hattest recht. Tonks Gebräu IST fürchterlich! Aber es hilft, wie man sieht. Jetzt los, es gibt noch viel zu tun. Wir sind noch lange nicht fertig.“, sagten sie und klatschten in die Hände, um die anderen anzutreiben.

Sie hatten Unmengen weiße Stühle in Reihen gestellt und einen Gang in der Mitte freigelassen, durch den die Brautpaare geführt werden sollten. Man hörte aus den oberen Zimmern immer wieder Radau und laute Stimmen, als die Frauen den beiden Bräuten beim Ankleiden behilflich waren. Harry war in seinem kleinen Zimmer ebenfalls damit beschäftigt, sich in Schale zu werfen und er bekam zum wiederholten Male ein „Gleich!“ aus dem Bad zuhören. „Du kommst noch zu spät, wenn deine Brüder unter die Haube kommen!“, meinte Harry ein wenig spitz, doch als die Tür aufging, stand ihm der Mund offen. Ginny trug die Haare als Hochsteckfrisur mit blauen Bändern im Haar, passend zu dem sehr figurbetonten, dunkelblauen, trägerlosen Seidenkleid. „Du siehst absolut traumhaft aus!“, entfuhr es ihm und sie lächelte gespielt verlegen. „Mit ihnen kann man sich aber auch sehen lassen, Professor!“, entgegnete sie. „Das hast du wundervoll ausgesucht.“, doch Ginny sagte, dass nicht sie und Mine die Kleider ausgewählt hätten, sondern als sie zu Madam Malkin kamen, hatte diese bereits Aufträge erhalten, wie die Kleidung auszusehen hatte. Nur die Größen mussten noch angepasst werden. Ausgesucht hatten Fred und George bereits lange vorher. Doch er wunderte sich kein bisschen darüber, denn so kannte er die beiden. Auf der einen Seite konnte keiner eine Minute ernst bleiben. Sie lachten, scherzten und trieben Späße die ganze Zeit über. Doch dahinter steckten zwei Genies, die nichts, was sie scheinbar spaßig taten, wirklich dem Zufall überließen.

Draußen füllte sich der Platz vor dem Fuchsbau mit immer mehr Gästen, die alle Drinks in die Hand gedrückt bekamen und denen man kleine Häppchen reichte, während man sich mit bekannten Gesichtern unterhielt oder sich alte Freunde im Wiedersehenstaumel in die Arme fielen. Nacheinander nahmen die Menschen alle ihre Plätze ein und nach gut zwei weiteren Stunden war es dann endlich soweit. Conner, William und James-Sirius gingen mit Blumenkörbchen voran und warfen die erste Handvoll Blüten in die Luft, die erst bläulich schimmerten, doch als sie durch die Luft schwebten, änderten sie ihre Farbe in ein sattes Rot, um kurz darauf zu explodieren, wenn sie auf dem Boden aufkamen. Einige der Anwesenden suchten Schutz unter den Stühlen, doch die Mehrzahl der Gäste ließ sich davon nicht beeindrucken, denn immerhin war das die Hochzeit der Weasley-Zwillinge. Da musste man mit so etwas rechnen. Sie folgten aufmerksam der folgenden Zeremonie. Als Fred und George in schneeweißen Anzügen jeweils flankiert von ihren Eltern und gefolgt von Harry, Ginny, Hermine und Ron, die die Trauzeigen gaben, würdevoll zum Zeremonientisch schritten. Dort hielte sie inne, um auf ihre Bräute zu warten. Jetzt setzte die Musik zum zweiten Mal ein und die beiden Frauen betraten zusammen mit ihren Eltern den Teppich. Marion und Maria trugen traditionell lange, rote Kleider mit schwarzen Applikationen. Vorn angekommen übergaben sie die beiden nun an ihre zukünftigen Männer. Sie traten beiseite und setzten sich in die erste Reihe neben Molly und Arthur, um dem Zeremonienmeister nun Wort und Tat zu überlassen.

„Liebe Gäste, wir sind hier zusammengekommen, um zwei außergewöhnliche Paare miteinander zu vermählen, die jeder für sich eine eigene Persönlichkeit sind, doch immer zusammen und niemals getrennt sein können. Und so frage ich dich, Marion de la Vega, willst du den hier anwesenden Fred Weasley zu deinem angetrauten Ehemann nehmen? Ihn lieben und ehren, in guten und in schlechten Tagen, bis das der Tod euch scheidet? So antworte mit ja.“ und Fred antwortete mit Ja. Er fragte danach Marion und hinterher das zweite Paar, ob sie gewillt seien, einander zu ehelichen, was diese auch bejahten.

„Und so erkläre ich euch, Marion und Fred Weasley und Maria und George de la Vega, zu Mann und Frau! Ihr dürft die Bräute jetzt küssen.“ So hoben sie die Schleier und taten, wie ihnen geheißen.

Und nach einem kurzen Moment atemloser Stille, in der ganz sicher nicht alle Anwesenden sofort begriffen, was eben verkündet wurde, brach die Gratulationswelle los.

An anderer Stelle erschien nun das Festbankett zusammen mit der Band, die die Brüder organisiert hatten. Zum Essen spielten sie leise Dinnermusik, so dass sich alle Anwesenden angenehm unterhalten konnten und sich niemand gestört fühlte. Laut würde es noch früh genug werden. Nacheinander standen die Frischvermählten auf und gaben zusammen eine Rede zum Besten, in der sie alle Lacher auf ihrer Seite hatten. Im Anschluss ergriff der Vater der Braut und später auch Arthur das Wort. Nachdem alle das Festessen beendet hatten und jeder, der glaubte, etwas zu sagen zu haben seine Rede hielt, verschwand das Bankett und machte sowohl dem Nachtisch als auch der Tanzfläche Platz. Die Zwillingspaare gingen als erstes auf die Tanzfläche und eröffneten den bunten Reigen. Gleich darauf schlossen sich die Trauzeugen und jeweiligen Elternpaare an. Am Ende war die Tanzfläche proppenvoll.

„Und jetzt Stimmung!“, rief George mit dem Zauberstab am Hals und Band begann loszurocken. Die Eltern zogen sich dezent zurück, während sich die anderen zu den Klängen der Musik bewegten.
Molly schien ganz fasziniert von ihren Eltern und fragte sich, ob sie wagen könnte, diese auf ihren Urahn anzusprechen. Ihr Mann bemerkte, dass sie sich ein wenig genierte und machte daher er den Anfang.

„Alejandro, meine Frau fragt sich, nun ja, sie fragt sich…“, er wurde bereits unterbrochen.

„Sie fragt sich, ob die alte Muggelgeschichte wahr ist.“, antwortete er. Seine Frau, die sich nun auch zu ihnen gesellte, antwortete: „Viele Geschichten haben viele Wahrheiten, Molly.“ Was natürlich alles und nichts bedeuten konnte. Die de la Vegas hüllten sich in Schweigen, was das Thema um ihren Urahn anging. Sie sagten nur, dass sie sehr stolz auf ihre beiden Töchter waren und dass diese die ersten Hexen in der Familie seien. „Alejandro, ich möchte tanzen! Meinst du, die können hier auch so was wie Tango spielen? Immer dieses Herumgezappel.“ Elena schüttelte den Kopf, griff sich ihren Mann, der noch schnell eine einzelne Stilrose aus einem Strauß zog, bevor er ihr folgte. Sie ging schnurstracks über die Tanzfläche zur Bühne und begannen, mit den Musikern zu reden. Diese sahen sie zuerst mit großen Augen, an nickten dann aber beflissentlich. Maria stieß ihre Schwester an und sagte: „Sie tun es, sie tun es wirklich!“ „Was tun sie wirklich?“, wollte George nun wissen, der bemerkte, dass die Musik aussetze und der Sänger der Band andere Kleidung und Instrumente herbei zauberte. Zimbeln und Akustik-Gitarren. Doch sie kam nicht mehr dazu zu antworten, die Musik setzte ein, als Elena bereits in Position war und im Takt auf den Boden stampfte, während die Musiker den Wunsch der Brauteltern erfüllten. Alejandro schliff die Rose hinter sich her, als er um sie herumging und sie nach einer Umrundung packte, bevor sie sich zum Klang der fremdländischen Musik bewegten. Jetzt begannen auch die anderen Gäste im Takt schneller und schneller mitzuklatschen, während beide umherwirbelten und sich immer weiter zu steigern schienen. Während den langsamen Momenten beschrieb er mit der Rose einige Formen über ihrem Körper, bis sie ihm diese fortnahm und ihrerseits um ihn herumging und ihn herausfordernd anblickte, während sein Blick ihren dunklen Augen folgte, bis sie am Ende in seine Arme sank. Einen Moment lang herrschte Stille, aber dann applaudierten die Zuschauer. Das Paar verneigte sich und verließ die Tanzfläche etwas atemlos.

Ginny kuschelte sich an Harry und fragte, was das war, sie sollte die Antwort gleich von Hermine bekommen, die mit Ron neben ihr stand. „Das ist ein Liebestanz!“, meinte sie zu ihrer Freundin, weswegen Ron die Augen verdrehte, aber die beiden Frauen sahen den de la Vegas schmachtend nach. „Komm, setzten wir uns einen Moment.“, sagte Harry und steuerte den Schatten unter dem Baum an.

„Bin gleich zurück!“, sagte Ginny und ließ Harry unter dem Baum sitzen. Es forderte ihn Fleur zum Tanz auf und Harry gab nach. Er wirbelte erst Bills Frau über den Tanzboden, danach Hermine. Molly wollte auch unbedingt mit Harry noch ein Tänzchen machen. Er fragte Ron, ob Ginny schon wieder da wäre und er meinte, dass er sie eben noch am Buffet gesehen hatte. Harry ging hinüber und schaute nach. Keine Ginny. Er ging ins Haus hinein und rief nach ihr, doch bekam keine Antwort. Als ihm James-Sirius über den Weg lief, fragte er ihn: „Hast du Mum gesehen?“ „Ja, sitzt da unter dem Baum!“, meinte der kleine Junge und zeigte seinem Dad, was er meinte. „Danke!“, erwiderte Harry, nahm die Hand des Kleinen und schlenderte zu ihr. „Und? Seid ihr fertig geworden?“, fragte er sie, woraufhin Ginny nickte. „Magst du mit uns tanzen?“, fragte Harry sie nun und hielt ihr seine Hand hin. Ginny ergriff diese und Harry nahm James-Sirius mit auf den Arm, während er sie langsam zur Tanzfläche führte und anschließend mit ihr und dem Jungen langsam über das Parkett schwebte. Nach zwei Liedern wurde er von George abgeklatscht, der jetzt auch mal mit seiner Schwester tanzen wollte. Harry ließ ihn gewähren. James-Sirius machte sich los und lief zu den anderen Kindern, um mit ihnen „Hochzeit“ zu spielen. Harry hingegen begab sich zu Ron und Hermine an den Tisch, die zusammen mit den Eltern lachten und tranken. „Was hab ich euch gesagt? Alles wird gut.“ Arthur hielt ihm ein Glas Feuerwhisky hin, aber bevor er es annahm, blickte er sich nach Ginny um, ob sie ihn auch gerade nicht sah. Er wusste, sie hasste nichts mehr, als wenn er nach Alkohol roch. Doch er konnte seine Frau nicht entdecken. So griff er beherzt zu und stieß mit seinem Schwiegervater auf das Wohl der Zwillinge an. Einmal, zweimal und auch noch ein paar Mal mehr.

„Ich geh’ eben schnell noch Mum helfen!“, sagte Ginny, als sie sich plötzlich über ihn beugte und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange gab, bevor sie verschwand und Harry ihr sehnsüchtig nachsah.

Sie hörte ein Knacken, als sie sich dem Fuchsbau näherte und ging aufgrund des Geräuschs hinten herum. Plötzlich wurde ihr schwarz vor den Augen.

Crabbe zog ihr von hinten einen schwarzen Sack über den Kopf, während Goyle ihr seine fette, wurstbefingerte Hand auf den Mund presste.

„Hallo Muggelfreundin! Wir haben dem Muggel doch gesagt, dass wir noch etwas Spaß mit dir haben werden. Er ganz sicher nicht mehr ganz soviel, wie wir jetzt, aber er wird es genießen und wir auch! Crucio!“, sagte Malfoys kalte, flüsternde Stimme, während er mit seinem Zauberstab einen Bogen auf ihrem vor Schmerzen zuckenden Leib beschrieb und über ihrem Herzen leise Avada Kedavra sagte, woraufhin der grüne Blitz aus seinem Zauberstab direkt in ihren Körper fuhr. Sie brach tot zusammen. In Gedanken tadelte er sich jetzt für seine Ungeduld und bedeutete den beiden Handlagern, Ginnys toten Körper mit ein paar Sectumsempras aufzureißen, bevor sie die blutigen Reste an einem Baum in der Nähe – gut auffindbar – platzieren mussten.

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