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[HP] Lily Evans und die verbotenen Leben (29)

Leia
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Beitragvon Leia » Sa 16 Jun, 2007 19:21

Ich fand das Chap auch gelungen.
Du bringst die langsam entstehenden Probleme mit den Todessern gut rüber. :wink:
~Proud to be a Ravenclaw~


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Tonx
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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » So 17 Jun, 2007 18:12

Viiiiielen Dank an alle...
Ich würde mich auch mal über Kritik freuen;) das lob könnt ihr natürlich liebendgerne lassen...^^
Alles Liebe!
Tonx

__________


Ein Brief (6)
Am nächsten Tag wurden sie das erste Mal in diesem Schuljahr nicht von den hellen, heißen Sonnenstrahlen geweckt und Lily wachte erst spät auf. Sie blinzelte erst verwundert auf ihre Uhr, die anzeigte, dass es bereits halb zehn war und dann nach draußen. Eine dicke, dunkle Wolkendecke hatte sich über das Land gelegt und schottete jegliches Licht ab.
“Da haben wir wohl gestern den letzten Badetag für dieses Jahr erwischt”, gähnte Patricia, die auf Lilys Bettkante saß.
“Sieht so aus”, antwortete Lily und erhob sich.
Da sie sich mit den Jungs nicht zum Frühstück verabredet hatten und sie nicht im Gemeinschaftsraum saßen, liefen Patricia und Lily zu zweit hinunter zum Frühstück. James und Sirius waren auch dort nirgends zu finden, ebenso wenig wie Remus oder Peter.
“Die haben wir gestern wohl ganz schön geschafft, was?”, meinte Patricia lachend und ließ sich zusammen mit Lily zum Frühstück nieder. Lily sagte nichts. Sie hatte sich schon öfter gefragt, warum die vier Jungs des Öfteren alle fehlten. Manchmal waren sie vor irgendwelchen spektakulären Streichen, die sie ausheckten, nicht anwesend, aber sie fehlten auch so oft genug. Lily wunderte das eigentlich, weil sie wusste, dass James und Sirius zu den Vielessern gehörten, die dauernd Hunger hatten.
“Über was zerbrichst du dir den Kopf, dass du mich nicht bemerkst?”, fragte James, der hinter ihr aufgetaucht war.
“Was?” Lily fuhr herum. James, Sirius und Peter standen vor ihr. Sie waren alle drei etwas blass und wirkten nicht gerade ausgeschlafen.
“Wo ist Remus?”, wollte Patricia von Sirius wissen, bevor sie sich einen Kuss von ihm geben ließ.
“Krankenflügel”, murmelte Peter, grabschte sich zwei Toasts und verschwand wieder. James und Sirius ließen sich jeweils zur Linken und rechten der beiden Mädchen nieder und stopften gierig mehrere Toasts in sich hinein, ohne etwas zu sagen.
“Was ist mit Remus?”, fragte Lily die beiden, als sie endlich fertig waren.
James sah Sirius an.
“Er hat gemeint, wir dürfen es ihnen sagen”, meinte Sirius und James nickte.
“Was sagen?”, fragten Lily und Patricia wie aus einem Munde.
“Nicht hier”, sagte James und so erhoben sich die vier und liefen hinauf in Richtung des Griffindorturmes zurück.
In einem ausgestorbenen Korridor hielten sie an. Lily und Patricia sahen die beiden Jungs erwartungsvoll an.
“Remus… ist ein Wehrwolf”, sagte James schließlich und beobachtete scharf die Reaktion der beiden Mädchen. Lily war weniger überrascht. Sie hatte es schon geahnt, aber nie angesprochen. Patricia hingegen hob sich vor Schreck die Hand vor den Mund.
“Der Arme…”, sagte Lily betrübt.
“Wie ist er trotzdem so… so… weich geblieben?”, fragte Patricia traurig, aber beeindruckt.
“Äußerst ungewöhnliche Reaktionen”, lachte Sirius.
“Jap”, stimmte James ihm zu. “Normalerweise bekommen die Leute Angst und wollen nichts mehr mit ihm zu tun haben.”
“Wie kann man denn vor Remus Angst haben?”, fragte Lily empört.
“Leute, die ihn nicht kennen, hätten Angst vor ihm, wenn sie es wüssten”, erklärte Sirius. “Es ist wahnsinnig schwer für Wehrwölfe ein normales Leben zu führen. Sie werden ausgeschlossen und leben oft irgendwo in Rudeln, auch wenn sie ja die meiste Zeit Menschengestalt haben.”
Lily und Patricia schwiegen betroffen.
“Aber Dumbledore hat es für unsern guten alten Moony möglich gemacht, dass er trotzdem hier leben kann. Einmal im Monat, in der Vollmondnacht, wird er in die Heulende Hütte eingesperrt”, fuhr James fort.
“Ja, das sollte er jedenfalls eigentlich”, lachte Sirius. James gluckste und Lily und Patricia sahen sie verwirrt an. Die beiden Jungs öffneten die Tür zum nächsten Klassenzimmer und schoben ihre Freundinnen hindurch.
“Dann lass uns mal alle Hüllen fallen lassen”, meinte Sirius grinsend. Lily wollte gerade protestieren, als sich Sirius vor ihren Augen in einen schwarzen, zottigen Hund verwandelte. Patricia neben ihr schnappte nach Luft und als James plötzlich in Form eines Hirsches vor ihr stand, verschlug es auch Lily die Sprache.
“Ihr seid… Animagi?”, fragte Patricia ungläubig. Der Hirsch nickte und der Hund rieb seinen Kopf an Patricias Bein, bis sie begann ihn zu kraulen.
James, inzwischen wieder als Mensch, setzte seine Erklärung fort.
“Ja, wir sind Animagi. Seit unserem vierten Schuljahr schleichen wir jede Vollmondnacht mit Remus nach draußen. So hat er etwas Gesellschaft und sollte er versuchen, jemanden anzufallen, sind wir stark genug, ihn im Griff zu behalten.”
“Peter ist übrigens eine Ratte”, fügte Sirius hinzu, der sich inzwischen ebenfalls wieder zurückverwandelt hatte.
“Und wieso das?”, fragte Lily verdutzt. Eine Ratte hatte wohl kaum die Kraft einen Wehrwolf in Zaum zu halten.
“Die Peitschende Weide ist ein Eingang zu einem Geheimgang, der direkt in die Heulende Hütte führt”, sagte James. “Sie wurde für Remus gepflanzt, damit niemand auf die Idee kommt, in einer Vollmondnacht in die Heulende Hütte hineinzuplatzen. Es gibt einen Knorpel am Fuß des Baumes, den man drücken muss um sie ruhig zu stellen, aber zu dem kommt man nur als ein Kleintier.”
“Und wir bekommen Moony da nur raus, wenn wir die Peitschende Weide still halten…”, setzte Sirius hinzu.
“Aber das ist doch gefährlich”, protestierte jetzt Patricia. “Wenn ein Mensch in eure Nähe kommt-”
“- halten wir Remus um Schach. Bis jetzt ist nie etwas passiert”, sagte James und sah kurz zu Sirius hinüber.
“Soviel zu den Hüllen”, meinte dieser nur und bugsierte die beiden Mädchen wieder aus dem leeren Klassenzimmer hinaus in die Gänge.
“Aha, wenn haben wir denn hier”, krakelte es plötzlich hinter ihnen. Sie drehten sich ruckartig um und zückten instinktiv ihre Zauberstäbe.
“Bella”, knurrte Sirius und schob Patricia hinter sich. James tat das gleiche mit Lily.
“Jaja, beschützt eure Schlammblüter ruhig, solange ihr noch könnt”, lachte Bellatrix. Lestrange und drei andere Slitherins, unter ihnen auch Snape, standen höhnisch grinsend hinter ihr.
Das war zu viel für Sirius und James. Sie schrieen beide “Impedimenta!” und Bella, die damit nicht gerechnet hatte, flog mehrere Meter weit nach hinten, direkt in ihre Slitherinkollegen hinein.
“Los, weg hier!”, zischte Lily und die beiden Mädchen zogen ihre Freunde hinter sich her, die nur widerwillig folgten.
“Das hat gut getan”, seufzte Sirius, als sie im Gemeinschaftsraum angelangt waren und ließ sich in einen Sessel sinken. Sie alle keuchten, da sie den gesamten Weg zurück gerannt waren. Patricia stellte sich neben Sirius und Lily setzte sich zusammen mit James auf das Sofa, das gegenüber stand.
“Eigentlich müsste ich euch jetzt ja eine Strafarbeit geben…”, murmelte Lily und legte sich auf James Schoß.
“Eigentlich müssten meine Kusine und ihr Anhängsel von der Schule fliegen”, brummte Sirius und sah finster aus dem Fenster.
“Ihr Anhängsel?”, fragte Patricia verwundert.
“Lestrange”, klärte Sirius sie auf. “Bella hat etwas mit ihm, aber sie zeigen es nie öffentlich.”
Patricia giggelte.
“Ja, wir haben sie mal erwischt, als sie sich zusammen in einem leeren Klassenzimmer vergnügt haben. Wir waren da gerade auf der Flucht vor Filch, also blieb uns leider keine Zeit, das länger anzusehen”, gluckste James.
Die anderen lachten.
Plötzlich ging das Porträtloch auf und Remus kam herein. Er wirkte sehr blass und hatte einige Kratzer im Gesicht. Er schien schon an den Blicken der anderen erkannt zu haben, dass sie wussten, was er war. Milde lächelnd schlängelte er sich durch die vielen Sitzgelegenheiten zu seinen Freunden, die am Fenster saßen.
“Bleibt sitzen”, sagte er, als Patricia und Lily Anstalten machten, aufzustehen. “Mir geht es gut.”
“Er sah schon schlimmer aus”, beruhigte Sirius die Mädchen. Lily sah in Remus müde Augen. Er lächelte immer noch.
“Madam Pomfrey hat sich bestens um mich gekümmert”, sagte er, machte aber immer noch keine Anstalten Platz zu nehmen.
“Ich hoffe, ihr nehmt’ s mir nicht übel, wenn ich mich jetzt etwas hinlege”, entschuldigte er sich dann und machte sich auf den Weg die Treppe hinauf.
“Moment mal, Moony. Ich hab dir Toasts mitgebracht”, rief James ihm hinterher, sprang von der Couch und übergab Remus sein Frühstück. Mit einem “Danke” verschwand er dann endgültig.
“Er hat das nicht verdient”, seufzte Lily mit belegter Stimme. Die anderen nickten zustimmend.
“Also ich muss eigentlich noch meine Hausaufgaben für Verteidigung Gegen Die Dunklen Künste machen”, stöhnte Patricia. Da es den anderen gleich ging, holten sie alle ihre Schulsachen und fertigten zusammen den Aufsatz über Inferi an. Als sie um halb eins endlich fertig waren, hatten James und Sirius natürlich schon wieder Hunger und so gingen sie zusammen mit Remus hinunter zum Essen. Dieser hatte zum Glück schon wieder etwas mehr Farbe im Gesicht und beteiligte sich für seine Verhältnisse rege am Gespräch.
Peter saß ein Stück weiter unten am Tisch, zusammen mit seiner Freundin. Sie erfuhren von Remus, dass sie in die vierte Klasse ging und Julie hieß. James und Sirius machten sich noch eine Zeit lang über ihn lustig, bis Remus sie darauf hinwies, dass er genau so ein recht auf eine Freundin habe, wie die beiden und er wenigstens nicht schon mit halb Hogwarts im Bett war. Lily und Patricia mussten bei diesem Kommentar laut loslachen. Erstens, weil sie Remus so gar nicht kannten und zweitens wegen dem Anblick der entsetzten Gesichter von Sirius und James.
“Für dich finden wir auch noch jemanden”, grinste James, um seine Verlegenheit zu überspielen. Remus sagte nichts, sondern schmunzelte nur in sich hinein. Lily glaubte für einen kurzen Moment ein kleines Blitzen in seinen Augen gesehen zu haben, sagte aber nichts weiter.
Über Nacht schien nicht nur das gute Wetter, sondern auch die Hitze verschwunden zu sein und so verbrachten Lily, Patricia, James und Sirius den Nachmittag im Gemeinschaftsraum vor dem Kamin. Remus war in die Bibliothek verschwunden, da er seine Hausaufgaben für Verteidigung Gegen Die Dunklen Künste noch machen musste und Peter tauchte nicht auf.
“Ich hatte mich schon an die Hitze gewöhnt”, maulte Sirius und sah finster aus dem Fenster hinaus.
“Also ich mag Regen”, sagte Lily. “Gewitter noch mehr”, fügte sie hinzu, als von draußen ein dunkles Grollen zu hören war.
“Lust auf einen Spaziergang?”, fragte James sie plötzlich und stand auf. Lily war überrascht, nickte aber erfreut. Sirius und Patricia zeigten kein großes Interesse und deswegen eilten nur Lily und James hinauf in ihre Schlafsäle, um sich etwas warmes und regenfestes anzuziehen.
Als Lily wieder hinunter kam, wollte sie die beiden nochmals fragen, ob sie nicht doch mitkommen wollten, als sie Sirius ernstes Gesicht erblickte. Patricia war nicht mehr da.
“Was ist?”, wollte sie sofort von ihm wissen. Er reichte ihr wortlos einen Brief. Er war an Patricia adressiert. Lily kannte die schnörkelige Schrift. Es war die ihres Schulleiters.

Bitte kommen sie umgehend in mein Büro.
Albus Dumbledore


Sirius und Lily tauschten besorgte Blicke aus, als James Lily das Pergamentstück aus der Hand riss. Er war soeben die Treppe hinunter gekommen und hatte gleich gemerkt, dass etwas nicht stimmte.
“Was hat das zu bedeuten?”, fragte James, doch die andern beiden zuckten nur mit den Schultern.
“Das hat wohl kaum etwas mit Bella zu tun…”, meinte Lily trocken. Angst war in ihr aufgestiegen.
“Lass uns vor seinem Büro warten”, sagte Sirius schließlich. Er wirkte noch blasser, als er es von der langen Nacht ohnehin schon war. Lily und James stimmten ihm zu und so liefen sie zügig in Richtung des Schulleiterbüros.
Den ganzen Weg sprach keiner von ihnen ein Wort. Alle schienen in ihre Gedanken versunken. Lily fürchtete das schlimmste. Sie wusste, dass Patricias Mutter, wie Lily selbst, eine Muggelgeborene war und somit in größter Gefahr schwebte. Sie hoffte inständig, dass Patricias Mutter nicht von Todessern angegriffen oder womöglich - sie mochte nicht daran denken - umgebracht worden war. Lily erschauderte bei dem Gedanken und griff nach James Hand. Er drückte sie kurz, wie zur Beruhigung, sagte aber nichts.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 11:01, insgesamt 2-mal geändert.

Anna Valerious
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Beitragvon Anna Valerious » So 17 Jun, 2007 19:49

oooh super^^ du weßt genau, wie du die spannung erhalten musst^^ echt toll. du hast wirklich schreib talent^^ du wolltest mehr kritik ja? hm... mit fällt aber im moment keine ein^^

oder doch^^ is aber nur ein kleiner schreibfehler^^ es heißt nicht: Slitherin, sondern Slytherin^^ aber ansonsten hab ich keine kritik^^
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Beitragvon Leia » Mo 18 Jun, 2007 15:04

hmm auch ich hab nicht auszusetzen.. achso ja, Werwolf wird ohne "h" geschrieben. Aber ansonsten super Story.

Na ja, bin schon gespannt was mit Patricia los ist... :wink:
~Proud to be a Ravenclaw~


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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Di 19 Jun, 2007 11:32

Viiielen Dank an meine treuen Leser...
Das nächste Kapitel für euch... :D
Alles Liebe,
Tonx

______________

Die letzte Unruhe (7)
Endlich waren sie vor dem Wasserspeier angelangt und nun galt es zu warten. Sirius fing an, den Gang entlang zu tigern. James und Lily standen gegenüber des Wasserspeiers und beobachteten ihren Freund, der ruhelos hin und her lief. Wie lange sie da standen, wusste Lily nicht. Aber ihre Gedanken wurden von Minute zu Minute schrecklicher.
War ihr Vater vielleicht auch tot? Lily wollte gar nicht daran denken und umklammerte James’ Hand noch etwas fester.
Plötzlich bewegte sich der Wasserspeier. Sirius stand noch vor ihnen bei der sich windenden Wendeltreppe, obwohl er gut fünf Meter entfernt gewesen war.
Langsam kamen ein, dann zwei, dann drei Paar Füße zum Vorschein, bis schließlich Patricia, ihr Vater und Dumbledore vor ihnen standen. Lily war erleichtert, Mr. Curly, ein stattlicher Mann Ende fünfzig mit schwarzen, lockigen Haaren, ging es gut zu gehen. Als sie jedoch das vom weinen rote und verschwollene Gesicht ihrer Freundin sah, wusste sie, dass sie mit ihren Befürchtungen, was Patricias Mutter anging, Recht hatte…
Sirius hatte Patricia kurz einfach nur angestarrt, dann umarmte er sie, ohne zu überlegen. Mr. Curly wirkte relativ gefasst und bei dem Anblick seiner Tochter, die sich an Sirius klammerte und in seine Schulter hinein schluchzte, huschte sogar ein kleines Lächeln über sein Gesicht.
Lily und James standen schweigend daneben und sahen ihren Schulleiter fragend an. Sie hatten ihn noch nie so traurig gesehen. Das neckische Funkeln in seinen Augen fehlte völlig und er sah ungewöhnlich ernst aus, während er Lily und James durch seine Halbmondbrille fixierte.
Dumbledore hätte nichts mehr sagen müssen. Lily wusste, dass sie mit ihrer schlimmsten Befürchtung Recht gehabt hatte. Eine leise Träne kullerte ihre Wange hinunter.
“Ist sie -?”, setzte sie mit erstickter Stimme an. Dumbledore nickte. Lily kostete es einiges an Kraft nicht ebenfalls in Tränen auszubrechen und sie war dankbar, als James seinen Arm um sie legte. Ein Schmerz hatte sich in ihr breit gemacht, der es ihr unmöglich machte, zu verstehen, wie Patricia das aushalten konnte. Sie umklammerte immer noch völlig hilflos den geschockten Sirius und die Schluchzer wurden immer lauter.
Es kam Lily wie eine Ewigkeit vor, in der sie einfach nur so dastanden. Sie bewunderte Mr. Curly, wie er so gefasst bleiben konnte. Lily entdeckte erst jetzt, dass seine rechte Hand bandagiert war und er einige Kratzer im Gesicht hatte. Er hatte versucht, seine Frau bis zum letzten zu verteidigen - und es nicht geschafft.
Lily löste sich von James, der sie fest an sich gedrückt hatte, und umarmte Patricia von hinten. Langsam wurden die Abstände ihrer Schluchzer größer und Lily spürte, wie ihre Freundin sich immer mehr entspannte.
“Die Beerdigung ist übermorgen.” Mr. Curly hatte endlich gesprochen. Seine Stimme wirkte fest, doch Lily war das nervöse Zucken um seine Mundwinkel herum nicht entgangen.
“Nehmen Sie sie für eine Woche mit nach Hause”, sagte Dumbledore bestimmt und legte Patricias Vater seine Hand auf die Schulter. Patricia jedoch schüttelte den Kopf. “Nicht ohne… ihn”, flüsterte sie leise und zog Sirius zu sich heran.
Dumbledore sah Sirius für einen Moment eindringlich an und lächelte dann milde.
“Menschen ändern sich”, meinte Sirius und erwiderte Dumbledores Blick ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
“Ich weiß, Mr. Black, ich weiß”, antwortete Dumbledore. Seine Stimme klang ungewöhnlich weich. Dann sah er Mr. Curly an, der nickte.
“Sie dürfen bis einschließlich dem Tag der Beerdigung fehlen”, sagte der Schulleiter bestimmt. Ein dankbares Lächeln huschte über Sirius Gesicht.
Patricia war zu ihrem Vater hinüber gegangen und hatte Sirius hinter sich hergezogen.
“Dad, das ist Sirius”, sagte sie mit immer noch belegter Stimme und sah ihren Vater erwartungsvoll an.
“Hallo Sir!” Sirius schüttelte Mr. Curly die Hand. “Mein Beileid…”, fügte er dann noch unsicher hinzu. Mr. Curly lächelte.
“Meine Tochter scheint Geschmack zu haben…” Sirius lief etwas rot an, und neigte kurz den Kopf zum Dank.
“Miss Curly, Mr. Black, wenn sie ihre Sachen holen würden…”, meldete sich jetzt wieder Dumbledore zu Wort. Lily und James wünschten Mr. Curly ebenfalls ihr Beileid, als Patricia auch sie kurz vorstellte und eilten dann alle vier schweigend zurück zum Griffindorturm.
“Bitte kommt zur Beerdigung”, durchbrach Patricia schließlich die Stille, bevor sie den Gemeinschaftsraum betraten zu Lily und James. “Und bringt Remus mit.“ Die beiden nickten.
Lily wusste nicht, was sie sagen sollte oder wie sie den Schmerz ihrer Freundin lindern konnte. Es tat ihr weh zu sehen, wie stille Tränen über Patricias Gesicht rannen, als sie im Schlafsaal hastig ihre Sachen zusammensuchte.
Lily und James begleiteten Sirius und Patricia noch hinunter in die Eingangshalle, wo Dumbledore und Mr. Curly bereits warteten. Lily umarmte ihre Freundin noch einmal fest und sah ihr hinterher, bis die großen Eichenportaltüren sich schlossen.
Hastig wischte Lily sich eine Träne aus dem Gesicht, als Dumbledore wieder sprach.
“Ich erwarte Sie und Mr. Lupin übermorgen um Punkt halb neun hier. Sie werden von einem Lehrer hinunter begleitet und können von dort zur Beerdigung apparieren.”
Die beiden nickten schweigend und Dumbledore lächelte ihnen noch einmal aufmunternd zu, bevor er im nächsten Gang verschwand.
“Oh man…”, seufzte James leise. Lily sagte nichts. In ihrem Hals steckte noch immer ein dicker Kloß und Angst stieg in ihr hoch. James hatte sie beobachtet, nahm sie an der Hand und sie traten durchs Schlossportal in den kühlen Sonntagnachmittag hinaus. Es regnete noch nicht. Nur das dumpfe Grollen des heranziehenden Gewitters war zu hören.
Langsam schlenderten sie durch das Gelände zum See hinunter. Der Riesenkrake schwenkte ab und zu einen seiner vielen Arme über die Wasseroberfläche und die Peitschende Weide wehte harmlos im kalten Wind.
“Ich werde eine der nächsten sein”, flüsterte Lily schließlich. Sie wusste, dass James gemerkt hatte, dass sie nicht nur der Tod von Mrs. Curly bedrückte.
“Sag so was nicht”, antwortete James und legte einen Arm um sie herum.
“Du hast es doch gesehen, James”, sagte Lily verzweifelt. “Niemand ist mehr sicher. Hier in Hogwarts nicht und dort draußen erst recht nicht.”
“Ich werde dich beschützen”, meinte James nach kurzem Zögern. “Ob du mich bis dahin noch willst oder nicht, ich werde mich bis zum Tod vor dich stellen.”
Lily sah ihn an. Das hatte sie nicht erwartet, doch ein Gefühl der Freude überkam sie, trotz dieser misslichen Lage. Sie schluchzte kurz und warf sich dann an seinen Hals.
“Hey, ist ja gut”, versuchte James sie zu trösten. Lily bemerkte seine Überraschung und küsste ihn dankbar. Eine Weile standen sie ineinander verschlungen am Seeufer, bis Lily der immer stärker werdende Wind zu kalt wurde und sie sich auf den Weg zurück zum Schloss machten. Kurz, bevor sie die Stufen hinauf zum Eingang stiegen, begann es heftig zu regnen und sie waren schon von oben bis unten durchnässt, als sie endlich in der wohlig warmen Eingangshalle standen.
Auf dem Weg zurück zum Griffindorturm, trafen sie Remus. An ihren Gesichtern schien er sofort erkannt zu haben, dass etwas nicht stimmte. James nahm Lily den Bericht ab und sie war dankbar dafür. Ihr war nicht nach reden zu mute.
Remus war ebenso geschockt und den restlichen Tag verbrachten sie schweigend im Griffindorturm. Zum Essen gingen sie auch nicht hinunter. James beschwor einige Brötchen aus der Luft herauf, doch er war der einzige, der sie aß.

Die Nachricht, dass ein weiteres Elternteil eines Hogwartsschülers von Todessern umgebracht worden war, verbreitete sich schnell im Schloss, wenn sie auch nicht auf Verwunderung stieß. In letzter Zeit gingen solche Nachrichten leider viel zu häufig herum.
Erst letzte Woche waren wieder beide Elternteile eines Ravenclaws aus der dritten Klasse schwer verletzt worden und lagen jetzt im Sankt Mungos Hospital.
Lily, James und Remus versuchten im Unterricht trotz allem halbwegs aufzupassen, damit sie Sirius und Patricia helfen konnten, den Stoff nach zu holen, denn immerhin hatten sie dieses Jahr ihre UTZ- Prüfungen. Und angesichts der harschen Verhältnisse hatte James, Sirius, Lily und Patricia der Ergeiz ergriffen, sich für eine Aurorausbildung zu bewerben.
Sie wussten, dass es Remus ähnlich ging, doch waren Wehrwölfe für eine solche Ausbildung nicht zugelassen. Sie alle wussten, dass es für ihn extrem schwer werden würde, überhaupt eine ehrliche Arbeit zu finden. Lily wollte ihm so gerne helfen, doch sie wusste nicht wie - ebenso wenig wie die anderen.
Remus allerdings ging mit seinem Schicksal außergewöhnlich souverän um. Lily sah ihn selten traurig und bewunderte ihn für diese Stärke.
“Gehst du wegen Bella zu Dumbledore?”, fragte Remus sie, während sie zusammen mit James in den Kerker hinab zu einer Doppelstunde Zaubertränke liefen.
“Ich denke nicht. Was soll er machen?”, sagte Lily betrübt.
“Er wird sie nicht von der Schule schmeißen”, mischte sich James ein. “Dumbledore gibt jedem eine zweite Chance. Ich glaube, er gibt selbst bei Bella noch nicht die Hoffnung auf, dass sie zur guten Seite wechseln wird…”
Lily seufzte.
“Wenn ihr mich fragt, wird sie eine der ersten sein, die nach Hogwarts zu den Todessern überläuft”, grummelte James weiter.
“Sag so etwas nicht”, flüsterte Lily. Sie hatte eine Gänsehaut bekommen.
“Du hast sie doch gehört”, antwortete er ihr und klang dabei etwas zu harsch. Das hatte er offenbar gemerkt und griff deswegen entschuldigend nach Lilys Hand.
Den ganzen Tag herrschte im Griffindorhaus bedrückte Stimmung, denn alle kannten und mochten Patricia und einige auch ihre Mutter, die Vorsitzende des Elternkommitees von Hogwarts gewesen war.
Lily hatte Mrs. Curly natürlich auch persönlich gekannt. Sie hatte in der Regel die Hälfte ihres Sommers bei der warmherzigen Familie verbracht und Patricias Mutter als eine außergewöhnlich gütige und starke Frau kennen gelernt.
Mr. Curly arbeitete in der Abteilungen für Magische Spiele und Sportarten im Zaubereiministerium. Er hatte früher als Treiber für ein bekanntes Quidditschteam gespielt, dessen Name Lily allerdings entfallen war. Sie interessierte sich eigentlich gar nicht für diesen eher rauen Sport.
Patricia schien da allerdings nach ihrem Vater zu kommen, denn sie spielte zusammen mit Sirius und James für Griffindor. Sie war Jäger, wie Sirius auch. James war Sucher und hatte exzellente Reflexe. Außerdem war er seit letztem Jahr Mannschaftskapitän und hatte Griffindor auf den zweiten Platz gebracht. Das war sehr unglücklich gewesen, hatte Griffindor doch nur ein Tor zum Sieg und zum Pokal gefehlt. So hatte Lily es sich jedenfalls sagen lassen. Sie befürchtete, dass sie sich dem Quidditsch James zuliebe vielleicht ab jetzt etwas intensiver widmen musste.

Der Morgen der Beerdigung kam. Lily hatte ausgesprochen schlecht geschlafen und traf sich um halb neun mit Remus und James zum Frühstück. Sie waren alle in schwarze Umhänge gehüllt und nicht einmal James aß an diesem morgen seine üblichen sieben Toasts, sondern beschränkte sich auf zwei. Pünktlich um neun Uhr standen sie in der Eingangshalle und warteten keine zwei Minuten, bis Professor McGonnagal, ihre Hauslehrerin, herbeigeeilt kam.
Sie begrüßte die drei mit einem für sie ungewöhnlich freundlichen Lächeln und lief dann wortlos durch das Eichenportal hinaus in den stürmischen Morgen. Das Wetter drückte genau aus, wie Lily sich fühlte. Dunkle Wolken hingen immer noch tief am Himmel, nur das Grollen war nicht mehr zu hören.
Als sie das Schlossgelände verlassen hatte, sprach ihre Hauslehrerin endlich.
“Sie wissen, wohin sie apparieren müssen?”, fragte sie und Lily, James und Remus nickten.
“Bitte seien sie um fünf Uhr heute Mittag zurück und holen sie sich die nötigen Hausaufgaben und Informationen ein”, fuhr McGonnagal fort. Wieder nickten die drei.
Dann konzentrierte Lily sich auf das Haus der Curlys, zudem sie hin apparieren wollte, drehte sich einmal und spürte das vertraute Saugen an ihrem Körper. Als sie dachte, keine Luft mehr zu bekommen, fand sie sich in der Einfahrt wieder, die zu einem hübschen, kleinen Haus führte. James und Remus erschienen augenblicklich neben ihr.
“Hier wohnt Patricia also?”, fragte James interessiert. Lily nickte und ließ ihren Blick über das kleine Anwesen streifen. Herbstblumen schmückten die Beete und eine alte Weide stand an einem kleinen Teich.
“Es wirkt alles so friedlich”, flüsterte Lily. “Wenn ich daran denke, dass sie hier-”
Remus legte ihr die Hand auf die Schulter.
“Lass uns gehen. Die anderen warten sicher schon”, sagte James und sie liefen die Einfahrt hinauf. Remus wollte gerade klingeln, als die Tür aufging und Patricia zusammen mit Sirius und Mr. Curly heraus traten.
Lily, James und Remus umarmten Patricia alle nacheinander und gaben ihrem Vater die Hand.
Lily war noch nie auf einer Zaubererbeerdigung gewesen und wartete nun unsicher, was geschehen würde und wo es als nächstes hingehen sollte.
“Ich habe für euch einen Portschlüssel organisiert”, sagte Mr. Curly und zeigte auf eine Gießkanne, die bei einem der Blumenbeete stand. Seine Stimme zitterte leicht, als er fortfuhr. “Wir werden ihr an ihrem Lieblingsort die letzte Ehre erweisen.”
Schweigend gingen alle, bis auf Mr. Curly, hinüber zur Gießkanne.
Lily musterte Patricia. Sie sah schrecklich aus. Tiefe Ringe lagen unter ihren blauen Augen. Ihr Gesicht war ungewöhnlich eingefallen und blass. Sonst sah sie jedoch sehr hübsch aus. Sie hatte ihre glatten Haare hochgesteckt und trug ein eng anliegendes schwarzes Kleid, dass ihre feine, schlanke Figur umspielte und sich perfekt anpasste.
Sirius zählte auf drei und kurz bevor sie die Gießkanne berührten, trafen sich Lilys und Patricias Blicke. Lily konnte den Schmerz förmlich in sich aufnehmen, der aus ihnen sprach. Dann jedoch begann sich alles um sie herum zu drehen. Lily schloss die Augen und wartete, bis das Rotieren nachließ und schließlich aufhörte.
Sie öffnete die Augen.
Der Portschlüssel hatte sie auf den Gipfel eines pflanzenreichen Berges befördert. Lily verstand sofort, warum Mrs. Curly hier gerne hingekommen war. Der Ort strahlte Frieden aus und es tat gut, das fröhliche Zwitschern der zahlreichen Vögel zu hören. Ein Stück entfernt versteckte sich so eben ein Murmeltier.
Lily lief ein Stück an den Abgrund heran, der sich unter dem Berg auftat. Die Aussicht war atemberaubend: Ein begrüntes Tal erstreckte sich vor ihr, durch das sich ein Fluss wandte. Links und rechts ragten hohe Berge in den Wolken behangenen Himmel und schlossen das Tal völlig von der Außenwelt ab.
“Wunderschön, nicht wahr?”, flüsterte Patricia leise. Sie stand dicht hinter Lily und blickte über das Tal.
“Mehr als das…”, hauchte Lily und fasste ihre Freundin bei der Hand. “Sind das die Berge, die man von eurem Haus aus sieht?”
Patricia nickte.
Als sie sich umdrehten, um zu den anderen zurück zu gehen, die etwas abseits standen, merkte Lily, dass mittlerweile viele andere Zauberer gekommen waren. Mrs. Curly war zu gutem Recht sehr beliebt gewesen.
Lily erkannte auch sofort die einzigen Muggel, die dieser Beerdigung beiwohnten. Sie standen ein Stück entfernt von den zahlreichen, in schwarze Umhänge gehüllten Gestalten. Dies mussten Mrs. Curlys Eltern sein.
“Meine Großeltern”, erklärte Patricia den umstehenden und lief zu ihnen hinüber. Ihr Großvater war ein hagerer Mann mit dichtem weißen Haar und einem freundlichen Gesicht, das allerdings sehr traurig wirkte. Er steckte in einem schwarzen Anzug und stützte seine Frau, die ihre langen schwarzen Haare zusammengebunden hatte. Sie trug einen dunklen Mantel und Tränen rannen über ihr Gesicht.
Als Lily sich umwandte, bemerkte sie, dass inzwischen zahlreiche Stühle hinter ihnen standen, die alle in die Richtung des Tals zeigten.
Lily nahm zusammen mit James und Remus am Rand der dritten Reihe Platz. Sirius wollte ihnen gerade folgen, als Mr. Curly ihn zurückhielt und mit der Hand zur ersten Reihe wies, in der Patricia saß und leicht zitterte.
Überrascht sah Sirius die anderen an, die ihm aufmunternd zunickten und so gesellte er sich nach einem kurzen Lächeln in Richtung ihres Vaters zu Patricia in die erste Reihe, die sofort nach seiner Hand griff.
Mr. Curly setzte sich zu Patricias anderer Seite. Neben ihm wiederum saßen Mrs. Curlys Eltern.
Die Eltern von Mr. Curly, von denen Lily wusste, dass sie beide Auroren waren, saßen neben Sirius. Mr. Culys Vater sah seinem Sohn unglaublich ähnlich; seine Mutter jedoch überhaupt nicht. Sie hatte kurze, graue Haare und wirkte eher zierlich im Gegensatz zu ihrem Mann, der breitschultrig neben ihr saß.
Als Lily sich nervös umsah, stellte sie fest, dass alle übrigen Trauergäste Platz genommen hatten. Fragend sah sie zu James hinüber, der ebenfalls wartete, aber nach vorne schaute.
Langsam erhob sich Mr. Curly und zückte seinen Zauberstab. Plötzlich sah Lily, wie eine geschmückte Bahre hinter einem Busch hervorgeschwebt kam. Diese war mit einem weißen Tuch überdeckt, doch Lily konnte deutlich die menschlichen Umrisse der darunter liegenden Mrs. Curly erkennen. Hastig griff sie nach James Hand, während Tränen anfingen sich ihren Weg über ihr Gesicht zu bahnen.
Lily bekam nicht wirklich mit, was Mr. Curly sagte, als er seine Trauerrede begann. Sie fragte sich, wie er überhaupt dazu im Stande war, so gefasst dort vorne zu stehen und bewunderte ihn zutiefst, denn die Ruhe, die er ausstrahlte, hatte eine tröstende Wirkung.
Lily schwenkte ihren Blick weg von der Bahre und Mr. Curly und beobachtete Patricia, die immer noch zitternd neben Sirius saß und seine Hand fest drückte. Ihre vier Großeltern saßen alle mit gesenkten Köpfen da und an den unregelmäßigen Bewegungen der Schultern konnte Lily erkennen, dass Mrs. Curlys Eltern weinten.
Lily hatte ihre Mutter oft genug sagen gehört, dass es für sie das schlimmste wäre, wenn eines ihrer Kinder vor ihr selbst sterben würde.
Lily senkte ihren Kopf und drückte James Hand ein bisschen fester, bevor sie den Kopf wieder hob und nach vorne sah. Gerade rechtzeitig bekam sie mit, wie sich die Bahre und die darauf liegende Mrs. Curly plötzlich in einen Baum verwandelte. Zuerst war alles in Nebel gehüllt, dann spross eine Weide aus dem Boden hervor. Am Anfang waren nur eine Zweige zu erkennen, die aber schnell zu einem stattlichen Baum heranwuchsen, ähnlich dem, der im Garten der Curlys stand.
Mr. Curly war schweigend davor gestanden und brach dann ohne Vorwarnung auf dem Boden zusammen. Patricia ging langsam vor und stellte sich leise schluchzend neben ihn. Es folgten schließlich Mrs. Curlys Eltern.
Nach einer Weile drehten sie sich alle zu den Anwesenden um und Lily sah, wie sich diese schweigend erhoben. In einer Reihe gingen alle Trauergäste am Grab vorbei und schüttelten Mr. Curly, Patricia und Mrs. Curlys Eltern die Hand.
Als Lily, James und Remus ihnen die Hände geschüttelt hatten und gerade zu Sirius hinüber liefen, der etwas abseits stand, waren auf einmal mehrere leise Plops zu hören. Lily und alle anderen Anwesenden drehten sich erschrocken um, als auch schon allerlei Flüche durch die Luft schossen. Blitzschnell drückte James Lily zu Boden. Sirius und Remus knieten neben ihnen.
Zutiefst erschüttert sah Lily, wie mehrere Zauberer in schwarzen Umhängen und silbernen Masken alle Anwesenden mit Flüchen nur so übersäten.
“Todesser”, hauchte James neben ihr und schob Lily hinter den nächsten Busch. Er selbst und Remus folgten.
Sirius jedoch war todesmutig in Patricias Richtung gerannt und feuerte dabei mehrere Flüche über seine Schulter.
Er schaffte es, unversehrt zu ihr zu gelangen und schob sie schützend hinter sich. Lily, James und Remus hatten ebenfalls begonnen Gegenflüche auf die ungefähr zwanzig Todesser zu schießen, die meisten der anderen Anwesenden taten es ihnen gleich. James und Sirius waren am erfolgreichsten. Sie hatten innerhalb einer Minute knapp die Hälfte außer Gefecht gesetzt, Lily immerhin zwei. Patricia hatte auch ihren Zauberstab gezückt und schockte einen heraneilenden, etwas korpulenten Todesser, der es offenbar auf Sirius abgesehen hatte. Als nur noch fünf der Maskierten übrig geblieben waren, disapparierten die Störenfriede zusammen mit ihren herum liegenden Gefährten und eine unheimliche Stille legte sich über den Berg.
Dann begannen auf einmal alle Trauergäste nach ihren Angehörigen zu suchen oder nach ihnen zu sehen. Einige lagen am Boden, aber es schien nichts ernstes geschehen zu sein.
Ein Teil der Anwesenden disapparierte sofort, andere warteten tapfer bis auch sie Mr. Curly, Patricia und den sehr verwirrt aussehenden Eltern von Mrs. Curly die Hand schütteln konnten, verschwanden dann aber ebenfalls.
Lily, James und Remus waren hinter ihrem Busch hervor gekrochen und warteten geduldig bis nur noch sie, Sirius, Patricia, Mr. Curly und die beiden Großelternpaare dort waren.
Mr. Curly sank in den nächsten Stuhl und rührte sich nicht mehr. Die tiefe Verzweiflung hatte ihn gelähmt. Wieder herrschte Stille, bis Patricia vor Trauer aufschrie. Sirius konnte sie gerade noch stützen, sonst wäre auch sie zu Boden gesunken.
Lily, James und Remus standen schweigend daneben. Zu allem Überfluss begann es nun auch noch zu regnen.
“Sie hätte einen würdevolleren Abschied verdient”, flüsterte Mr. Curly nach einer Weile. Dicke Regentropfen liefen über sein Gesicht und vermischten sich mit den Tränen.
“Sie war wertvoll genug, dass diese Menschen auf ihre Beerdigung gekommen sind”, meinte Mrs. Curlys Mutter verbittert und hakte sich bei ihrem Mann unter.
Patricia hatte sich wieder beruhigt und besah mit einem traurigen Gesichtsausdruck den Baum, der sich leicht im Wind wand.
Mr. Curly erhob sich schließlich mühsam und beschwor ein Plane herauf, unter der sie sich unterstellen konnten.
“Dad”, sagte Patricia nachdem sie wieder eine Weile schweigend da gestanden waren. Mr. Curly sah sie an und Lily bewunderte die Milde, die in seinem Blick lag.
“Ich würde gerne nach Hogwarts zurück. Ich brauche Ablenkung…”
Mr. Curly nahm seine Tochter in den Arm und küsste sie auf den Kopf, bevor er sie losließ und lächelnd ansah.
“Geh, mein Kind. Wir sehen uns an Weihnachten”, antwortete er und sah sie fast glücklich an. Dann wandte er sich zu Sirius.
“Pass gut auf sie auf, hörst du Junge?”, sagte er zu ihm, immer noch lächelnd. Dann umarmte er den völlig perplexen Sirius. Patricia verabschiedete sich noch von ihren Großeltern, während Sirius ihnen erklärte, dass diese noch eine Weile bei Mr. Curly bleiben würden und Patricia sonst überhaupt nicht mitkommen würde. Sie wollte ihren Vater eigentlich nicht allein lassen.
Lily ertrug die Traurigkeit, die über diesem Ort lastete nun fast nicht mehr und war froh, als sie Mr. Curly ein letztes Mal adieu sagten und vor die Tore von Hogwarts disapparierten.
Auch hier regnete es mittlerweile, doch Lily war es egal. Sie war sowieso schon total durchnässt.
Den ganzen Weg bis zum Schloss hinauf sprachen sie kein Wort, doch Lily sah, wie Patricias Gesichtsausdruck immer wütender wurde.
“Wenn wir Auroren sind, zahl ich es ihnen heim”, sagte sie, bevor alle fünf das Schloss betraten. In Gedanken, das wusste Lily, stimmten ihr alle zu…
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 11:01, insgesamt 1-mal geändert.

Anna Valerious
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Beitragvon Anna Valerious » Di 19 Jun, 2007 16:18

super^^ wirklich gut die idee, die Todesser in die Beerdigung platzen zu lassen^^ der rest war natürlich auch gut :wink:

schreib schnell weiter^^
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Beitragvon Leia » Di 19 Jun, 2007 20:51

Virklich Klasse...
Sehr gute Ideen...
Sehr spannend...
Süß das die Jungs ihre Mädchen beschützen :wink:
Schreib schnell weiter
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Beitragvon Schizuoka » Di 19 Jun, 2007 20:59

jaaah^^ da wird ja der beschützerinstinkt wach XD

ein sehr schönes chap und auch traurig...

könntest du vielleicht die kapitelzahl beim titel in klammern schreiben? weil sonst verpasst man noch was (wie ich^^")
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Werde der Mensch der du bist.
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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Mo 25 Jun, 2007 15:57

Heyho ihr Lieben!
Viiiielen Dank für eure "Suchtgeständnisse" *lach*
Sorry, dass ich erst jetzw ieder was reinstell... Hatte vorher grad mündliches abi...
Ich hoffe, dieses chap gefällt euch!
Alles Liebe,
Tonx

______________

Etwas am Brodeln (8 )
Die nächsten Wochen wurden nicht angenehm, steckten sie auch alle fünf in einem Berg voll Arbeit, aber es schien genau das zu sein, was Patricia brauchte. Sie nahm den Tod ihrer Mutter absolut stark hin und wirkte nach außen beinahe wie sonst auch.
Nur Lily hörte sie jeden Abend, wenn sie im Bett lag, leise weinen. Und jeden Abend setzte sie sich an das Bett ihrer Freundin und strich ihr solange über den Rücken, bis sie eingeschlafen war. Manchmal kam auch Sirius hinüber und übernachtete in Patricias Bett. Weder Alice, noch Lily hatten etwas dagegen und Lily merkte, wie gut Sirius ihrer Freundin tat.
Er schaffte es auch immer wieder sie zum Lachen zu bringen und Freude war das, was sie alle im Moment am meisten brauchten.
Mit dem November kam nicht nur der ungewöhnlich frühe Schnee, sondern auch das erste Quidditschspiel der Saison und James nahm seine Mannschaft hart ran. Sie trainierten seit mehreren Wochen drei Abende pro Woche und Lily bekam James, Sirius und Patricia kaum noch zu sehen.
Aber sie stellte an den Abenden, die sie zusammen hatten, erfreut fest, dass das Funkeln in Patricias Augen zurückgekehrt war.
Lily wusste, dass Patricia ihre Mutter niemals vergessen würde, aber man sah ihr an, dass sie über das schlimmste hinweg war. Der Gedanke an eine Karriere als Auror hatte Patricia härter denn je arbeiten lassen und es hatte bereits Früchte getragen. Selbst in ihrem schwächsten Fach, Zaubertränke, hatte Slughorn sie erst letzte Doppelstunde für ihre konzentrierte und erfolgreiche Arbeit gelobt und Lily gönnte es Patricia von ganzem Herzen. Sie wusste, dass Patricia alles daran legen würde, ein Auror zu werden.
Lily hatte, während der Trainingszeiten viel Zeit mit Remus verbracht und gewann ihn immer lieber. Sie verstand sich blendend mit ihm und wünschte ihm so sehr, dass auch er jemanden finden würde, mit dem er glücklich werden würde.
Als sie ihm das eines Abends eröffnete, lief er sehr zu Lilys Verwunderung leicht rot an und senkte lächelnd den Kopf.
“Habe ich da einen wunden Punkt getroffen?”, fragte Lily amüsiert. Remus kratzte sich verlegen hinterm Kopf und sah sie für einen Augenblick prüfend an.
“Ja, hast du in der Tat”, sagte er dann. Lily schaute ihn fragend an und gab ihm mit der Hand zu verstehen, weiter zu erzählen.
“Die Sache ist etwas kompliziert…”, seufzte Remus und lehnte sich zurück in seinen Sessel.
“Weiß sie von deinem… Problem?”, hakte Lily nach. Remus nickte.
“Gezwungenermaßen…”
Lily klappte die Kinnlade hinunter.
“Ja, genau Lily…”, bestätigte er Lilys Verdacht. “Dumbledore musste sie ja einweihen. Wie sonst hätte ich meine ständigen Krankenflügelbesuche und fast unheilbaren Verletzungen erklären sollen? Außerdem kann Poppy eins und eins zusammen zählen…”
Lily lächelte. Weiter kamen sie in ihrer Unterhaltung allerdings nicht, denn James, Sirius und Patricia kletterten gerade durchs Porträtloch. Remus gab Lily mit einem Blick zu verstehen, dass sie diese Sache für sich behalten sollte und sie nickte schmunzelnd.
“Prongs, du übertreibst es langsam, weist du das?”, meinte Sirius verärgert, bevor er die Treppe hinauf zum duschen verschwand. Patricia folgte ihm, aber nicht hoch in die Mädchenschlafsäle. Lily kicherte leise und James sah den beiden grinsend hinterher.
“Na, da musst du dich mit dem Duschen wohl noch gedulden, was?”, lachte Remus. James zuckte nur mit den Schultern.
“Wozu ist man Vertrauensschüler? Lust mitzukommen?”, fragte er Lily plötzlich. Sie erschrak leicht über diesen Kommentar und war froh, dass sie noch ihre Zauberkunst Hausaufgaben fertig machen musste und eine Ausrede hatte.
Als James durch das Porträtloch wieder verschwunden war, atmete sie laut aus.
“Du machst es ihm nicht leicht”, gluckste Remus. Lily sah ihn fragend an.
“Unser lieber James bekommt langsam Hormonstau”, erklärte Remus ihr bereitwillig. “Versteh mich nicht falsch. Für dich würde er drei Jahre warten…”
Lily stieg das Blut in den Kopf, aber sie lächelte.
Sie hatte den Gedanken an diesen Schritt in ihrer Beziehung mit James immer hinaus geschoben, aber langsam war das nicht mehr möglich, zumal James Hand schon des Öfteren unter ihr Oberteil rutschte und sie nicht wirklich etwas dagegen hatte.
Als sie endlich mit ihren Hausaufgaben fertig war, kam James gerade zurück, brachte seine völlig durchnässten Quidditschroben nach oben und setzte sich dann zu Lily und Remus.
“Die kommen heute nicht mehr runter”, gluckste er vergnügt und legte einen Arm um Lily. Sie zuckte leicht zusammen und James sah sie irritiert an.
“Alles in Ordnung?”, fragte er und sah sie besorgt an. Lily nickte, während Remus sie schmunzelnd beobachtete. James zuckte nur mit den Schultern und beschwor sich etwas zu trinken herauf.
“Wenn sie so spielen, wie heute, haben wir eine gute Chance Slitherin übermorgen platt zu machen”, freute sich James und nippte an seinem Kürbissaft.
Das Quidditschspiel Griffindor gegen Slitherin war für Samstagmorgen um elf Uhr angesetzt und wie immer waren die Quidditschspieler der betroffenen Mannschaften auf den Gängen kaum mehr sicher. Sirius war vor drei Tagen einen Nachmittag lang im Krankenflügel gelegen, weil eine sonderbare Flüssigkeit wie durch ein Wunder den Weg auf sein Gesicht gefunden und einige dicke, eiternde Pickel hinterlassen hatte.
Mittlerweile war sein Gesicht aber so hübsch wie eh und je, was nicht minder viele Probleme mit sich brachte. Einige Mädchen in Hogwarts hatten festgestellt, dass er es mit Patricia ernst meinte und versuchten ihm andauernd irgendwelche mit Liebestrank gefüllten Süßigkeiten anzubieten. Sirius war schon so weit gewesen, ernsthaft in Erwägung zu ziehen sich einen eigenen Flachmann zu zulegen, wie der legendäre Auror Mad- Eye Moody.
“Kannst du mittlerweile eigentlich die Quidditschregeln?”, fragte James Lily grinsend und fing sich dafür einen Rippenstoß ein.
“Ja, wenn du den Quaffel fängst, ist das Spiel vorbei”, knurrte Lily etwas genervt.
James prustete in seinen Becher hinein, während Remus verkündete, dass er noch einmal in die Bibliothek gehen wollte.
Nun waren Lily und James allein, bis auf ein paar wenige Sechstklässlerinnen, die in der gegenüberliegenden Ecke des Gemeinschaftraumes saßen. Es war schon spät und Lily konnte sich ein ausgiebiges Gähnen nicht verkneifen.
James hatte sich gerade zu ihr herüber gebeugt, als Lily ihm verkündete, dass sie ins Bett wollte.
“Du bist heut so verkrampft”, stellte James maulend fest, als Lily sich erhob. Sie konnte es jedoch nicht ändern, brachte es aber auch nicht über sich ihm zu sagen, warum.
Sie drückte ihm kurz einen Kuss auf den Mund und ließ den völlig verdutzten James einfach sitzen.
Der Freitagmorgen ging schnell herum. Die Lehrer hatten sogar etwas Erbarmen angesichts des nahenden Quidditschspiels und so bekamen sie kaum Hausaufgaben. Lily stand den ganzen Tag etwas neben sich, aber James nahm es mit Fassung und beschränkte sich aufs Händchenhalten. Er wollte Lily nicht bedrängen und sie zu sich kommen lassen.
Lily versuchte unterdessen Patricia mal unter vier Augen zu erwischen, aber der Vormittag war einfach zu ereignisreich, da sie andauernd irgendwelchen Angriffen aus dem Weg gehen mussten.
Erst als Lily zusammen mit Patricia ihr Schulzeug nach oben brachte, waren sie allein. Patricia wirkte an diesem Tag außergewöhnlich fröhlich, obwohl sie wegen des Quidditschspiels nervös war. Lily ahnte, wer und was für diese Fröhlichkeit verantwortlich war…
“Sag mal, ist wirklich alles in Ordnung mit dir, Lily?”, fragte Patricia von sich aus, als die Schlafsaaltür hinter ihnen ins Schloss gefallen war.
Lily blieb nichts anderes übrig, als die Frage zu stellen, die sie seit mehreren Tagen immer mehr beschäftigte. Sie fixierte ihre Freundin für einen Moment und kniff die Augen zusammen.
“Wie sieht es bei den Zauberern aus, was Verhütung angeht?”, presste sie heraus und Patricia bemühte sich zwar, nicht zu lachen, aber es gelang ihr nicht so recht. Lily setzte sich auf ihr Bett und sah frustriert zu Boden. Patricia nahm neben ihr Platz und stupste sie in die Seite.
“Hey, man könnte ja meinen, du wärst prüde…”, stachelte sie und Lily lächelte.
“Also?”, wollte Lily immer noch wissen.
“Hm… Ich bin einfach zu Madam Pomfrey gegangen und habe sie gefragt. Sie hat mir einen Verhütungstrank in die Hand gedrückt“, meinte Patricia Schulter zuckend. Lily zog die Augenbrauen hoch. Sie musste also noch einmal jemanden fragen.
“Hey, schau nicht so”, lachte Patricia. “Du bist ein Zaubertrankass und kannst den dir auch gut selbst zubereiten. Auch wenn ich glaube, dass er nicht in unsrem Schulbuch steht…”
Lily grinste.
“Hey, wie lange braucht ihr eigentlich, um eure Schultaschen abzustellen?”, kam es nun von der Tür.
“James hat wohl Hunger”, meinte Patricia schmunzelnd.
“Danke”, murmelte Lily und sie ging zusammen mit Patricia und den drei Jungs zum Mittagessen.
“Sag mal, hat uns Peter eigentlich die Freundschaft gekündigt?”, maulte Sirius und starrte den Griffindortisch hinunter zu Peter, der bei seiner Julie und ihren Freundinnen saß.
Die anderen zuckten nur mit den Schultern.
“Ich hatte nie das Gefühl, dass er wirklich so zu euch gehört”, meinte Patricia ehrlich. “Die meisten sehen ihn eher als ein Anhängsel von euch.”
“Wir sind mit ihm nicht so dick befreundet wie wir drei untereinander, aber er ist unser Freund”, erklärte James und gluckste, als er Peter beobachtete, wie er seine Freundin küsste.
“Naja, ich gönn ihm den Spaß”, lachte Sirius und widmete sich seinen fünf Würstchen, die er sich auf den Teller geschaufelt hatte.
“Auf die Idee, dass er sie vielleicht liebt, seid ihr noch nicht gekommen, oder wie?”, fragte Lily und klang dabei etwas vorwurfsvoller, als es ihre Absicht gewesen war.
“Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das länger anhält als bis zum Ende dieses Schuljahres”, meinte James zweifelnd.
“Julie ist eine Muggelgeborene und Peter war nie der mutige, der sich für andere einsetzt”, kam Remus James zur Hilfe. “Zu den Heldentaten mussten wir ihn in der Regel eher überreden…”
Lily schwieg. Sie schenkte Remus in der Regel mehr Glauben, als den beiden anderen, besonders wenn es um Menschenkenntnis ging, aber sie war sich nicht sicher, ob Peter Julie wirklich nur rein aus Vergnügen bei sich hielt. Schweigend löffelte sie ihre Suppe zu Ende.
“Morgen wird’s ernst”, sagte James, nachdem er endlich fertig gegessen hatte und sie sich auf den Weg zurück zum Griffindorturm machten.
“Jap”, antworteten Sirius und Patricia im Chor.
“Die Bedingungen sind nicht gerade berauschend, oder?”, mischte sich Lily ins Gespräch ein und sah aus dem Fenster. Viel zu sehen gab es allerdings nicht. Ein dichter Schneesturm fegte seit drei Tagen über das Schloss hinweg und am Tag zuvor war Kräuterkunde ausgefallen, weil die Gewächshäuser eingeschneit waren.
“Seid wann interessierst du dich für Quidditsch?”, lachte Patricia und die stimmten mit ein.
“Naja, also das man in einem Schneesturm schlecht Quidditsch spielen kann, weiß sogar ich”, antwortete Lily etwas beleidigt und schwieg für den Rest des Weges, während die anderen vier weiter fachsimpelten. Selbst Remus hatte die Aufregung auf das morgendliche Spiel nun erwischt.
Lily jedoch machte sich hauptsächlich Sorgen um James, Sirius und Patricia. Sie war bei den meisten Quidditschspielen als Zuschauerin dabei gewesen und hatte schon einige üble Verletzungen gesehen. Ihrer Meinung nach war es eigentlich sinnlos bei dem Schneegestöber morgen überhaupt zum Spiel zu gehen, da man wohl kaum etwas sehen würde, aber sie wollte James den Gefallen tun. Außerdem fand Lily, dass ihm die Quidditschroben außergewöhnlich gut standen.
Den Nachmittag verbrachten sie alle damit, ihre Hausaufgaben zu machen. Die Lehrer hatten ihnen in der Tat so wenig aufgegeben, dass sie bis zum Abendessen mit allem fertig wurden.
“Hach”, seufzte James. “Ich könnte jetzt etwas Essen vertragen.”
Sirius nickte begeistert und sie erhoben sich.
“Bring mir zwei Toasts mit, okay?”, flüsterte Lily Patricia zu und trennte sich ohne ein Wort von den anderen, die hinunter zum Abendessen gingen.
“Hey!”, rief James ihr hinterher. “Hey, wo willst du hin?”
“Bibliothek”, antwortete Lily und verschwand um die nächste Ecke. Sehr zu ihrer Erleichterung schien Patricia es geschafft zu haben, ihn davon abzuhalten, ihr hinterher zu rennen. Lily hatte eigentlich keine Lust unangenehme Fragen zu beantworten.
Die Bibliothek war sehr zu ihrem Glück fast leer. Nur Jonnathan brütete über einem besonders dicken Wälzer, bemerkte Lily aber nicht einmal.
Lily durchforstete die Abteilung der Zaubertrankbücher und fand den gesuchten Trank schließlich in einem Buch namens “Die 100 nützlichsten Tränke in ihrem Alltag”.
Der Trank war für Lily nicht allzu schwierig zu brauen und die Zutaten hatte sie alle in ihrem Zaubertrankset in ihrem Zimmer. Man musste ihn auch nicht lange köcheln lassen und Lily schätzte, dass sie gute zwei Stunden brauchen würde ihn fertig zu stellen.
Glücklich nahm sie das Buch mit hinauf in den Griffindorturm und setzte sofort Wasser auf.
Sie war gerade dabei ein Stück Einhornherzfaser in den Trank zu geben, als die Tür aufflog und Patricia hineingestürmt kam.
“Kleine Warnung: James ist ziemlich übel gelaunt, weil Chealsey, eine unserer Treiberinnen im Krankenflügel liegt und noch nicht klar ist, ob sie morgen spielen kann”, sagte sie genervt und schloss die Tür hinter sich. “Außerdem will er wissen, was du machst und ist misstrauisch.”
“Aha”, meinte Lily nur und fragte sich, warum Patricia ihr das alles erzählte.
“Bis eben konnte ich ihn noch davon abhalten zu dir hinaufzugehen”, erklärte ihre Freundin deswegen weiter.
“Dann wird er jetzt wohl kaum hochkommen”, nuschelte Lily geistesabwesend, während sie den Trank dreimal in Uhrzeigerrichtung umrührte. “Die Treppen befördern einen Jungen sofort wieder hinunter, wenn er alleine hier hoch kommt.”
Patricia sah sie zweifelnd an, sagte aber nicht weiter. Stattdessen beäugte sie neugierig den roten Trank, der in Lilys Kessel blubberte.
“So, noch eine Stunde kochen lassen und dann ist er fertig”, stellte Lily nach einem Blick in das Buch zufrieden fest. “Das reicht für ein Jahr für uns beide.”
“Sehr schön”, sagte Patricia erfreut. “So, und wo das jetzt geschafft wäre, kommst du vielleicht ein bisschen mit runter, um deinen Freund ein bisschen aufzuheitern? Mit der Laune fängt er den Schnatz morgen nie…”
“Bei dem Wetter wird er das sowieso nur mit sehr viel Glück”, meinte Lily und sah skeptisch aus dem Fenster. Der Schneesturm tobte immer noch.
“Du unterschätzt unseren lieben James, Lily”, antwortete Patricia lachend und verließ gefolgt von Lily das Zimmer.
James hatte in der Tat eine sehr üble Laune, die sich aber schlagartig besserte, als Lily ihn ausgiebig küsste, was sie seit guten zwei Tagen nicht getan hatte.
“Nehmt euch ‘n Zimmer!”, lachte Sirius, woraufhin Patricia ihn böse anfunkelte. Er hob nur entschuldigend die Hände, doch Lily hatte sowieso nichts mitbekommen. James Hand war von den anderen unbemerkt unter ihr Oberteil gerutscht und Lily bekam eine Gänsehaut. Er hatte es offenbar bemerkt und ließ grinsend von ihr ab.
Nach einer Stunde verschwand Lily zusammen mit Patricia hinauf in die Schlafsäle mit der Entschuldigung, dass sie dringend mal etwas mehr Schlaf brauchten.
In Wirklichkeit jedoch füllten die beiden den Verhütungstrank in mehrere kleine Fläschchen ab und verstauten diese sicher in ihren Koffern.
“Hm, nur einmal im Monat”, stellte Lily erfreut fest, als sie nachsah, wie oft man den Trank nehmen musste.
“Luxus”, seufzte Patricia und ließ sich grinsend auf ihr Bett fallen.
“Luxus?”, fragte Lily irritiert, während sie ebenfalls in ihr Bett plumpste.
“Nur einmal im Monat dieses Zeug da runterkippen und du kannst so oft du willst…”
Lily lachte.
“Na, Sirius hat’s dir aber angetan, was?”, gluckste sie und konnte gerade noch dem Kissen ausweichen, das Patricia nach ihr geschmissen hatte.
“Lily Evans, ich entdecke ja ganz neue Seiten an Ihnen”, sagte Patricia und hob tadelnd den Finger. “Potter hat dir dein Höschen entknotet.”
Jetzt flog das Kissen in die andere Richtung, verpasste Patricia aber knapp und flog stattdessen in die Arme von Alice, die gerade hereingekommen war.
“Wer hat wem das Höschen entknotet?”, fragte sie lachend. Lily lief etwas rot an, lachte aber genau wie die andern beiden.
“Wie kommt es, dass wir schon so früh die Ehre deiner Anwesenheit haben?”, wollte Lily belustigt wissen, als Alice die Tür hinter sich geschlossen und begonnen hatte sich umzuziehen.
“James hat die Quidditschspieler ins Bett geschickt”, maulte Alice und legte sich in ihr Bett. Frank Longbottom war der Hüter der Griffindormannschaft.
“Pfeif deinen Freund mal ein bisschen zurück”, sagte Patricia, bevor sie sich die Decke über den Kopf zog.
“Was riecht hier eigentlich so komisch?”, fragte Alice und rümpfte die Nase. “Ist das… Verhütungstrank?”
Lily nickte.
“Aaaah”, war dann alles, was Lily von Alice noch zu hören bekam, denn dann drehte auch sie sich mit einem “Gute Nacht” um und deckte sich zu. Sie war allem Anschein nach ebenso müde, wie Patricia und da Lily nicht wirklich wusste, was sie noch hätte machen sollen, legte sie sich ebenfalls hin und schlief erstaunlich schnell ein.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 11:02, insgesamt 2-mal geändert.

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Beitragvon Leia » Mo 25 Jun, 2007 16:25

*g*
genial
Lily verhält sich genau richtig...

Dan sind wir ja mal aufs Quidditchspiel gespannt :wink:

Hoffe die prüfung is gut gelaufen
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Beitragvon Schizuoka » Mo 25 Jun, 2007 19:58

ja, ich bin dann auch mal auf das quidditchspiel gespannt^^
und lilys verhalten ist wirklich genau richt, da kann ich mich dir anschließen, leia :D

freu mich auf die fortsetzung!!
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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Mi 27 Jun, 2007 21:41

Meine Leser werden weniger :-O
Oder seid ihr alle im Urlaub? :D
Viel Spaß bei diesem Chap!
Alles Liebe,
Tonx

_____________

Konflikte, Klatscher und Karambolagen (9)
Wie durch ein Wunder hatte der Schneesturm über die Nacht etwas nachgelassen und Lily konnte sogar beide Seiten des Spielfeldes ausmachen, als sie sich am nächsten Morgen zusammen mit Remus in die erste Reihe einer der Tribünen setzte.
Zu ihrem Glück war auch Chealsey wieder voll genesen und so stand das gesamte Gryffindorteam völlig wohl auf unten auf dem Spielfeld. Trotz des eisigen Windes und des Schnees, der immer noch unaufhörlich vom Himmel fiel, war die ganze Schule zum Spiel erschienen. Sogar die Spieler selbst waren allerdings in Schals eingewickelt und trugen Mützen, um sich vor der durchdringenden Kälte zu schützen, ebenso wie die zahlreichen Zuschauer.
“Und auf geht‘ s”, hörten sie Alice, durch das Mikrofon sagen. “Curly hat den Quaffel, passt ihn zu Black. Oh, das war knapp.”
Ein Klatscher hatte Sirius so eben fast vom Besen gerissen. Er hatte es aber noch geschafft den Ball vorher an Roman, einen quirligen Viertklässler mit blonden Haaren, abzugeben und so blieb Gryffindor weiter im Quaffelbesitz.
Lily ließ ihren Blick über den Himmel schweifen und konnte durch den dichten Schnee James ausmachen, der hoch über den anderen das Feld umkreiste und ab und zu hinabstürzte, um eine Runde am Boden zu drehen.
“Und Griffindor trifft!”, rief Alice da plötzlich. “Zehn zu null für Gryffindor durch Black.”
Sirius klatschte mit Patricia ab. Da entdeckte Lily etwas, was ihr gar nicht gefiel: Bella, die für Slitherin als Jägerin spielte, raste mit ihrem Besen auf Sirius zu. Dieser bemerkte es gerade noch rechtzeitig und drehte seinen Besen so, dass er mit dem Kopf nach unten hing und Bella über ihn hinwegraste.
“Hey, das war Foul!”, schrie Lily aufgebracht. Remus gluckste amüsiert, doch Lily beachtete ihn nicht weiter. Professor Howel, der Schietzrichter, hatte Gryffindor soeben einen Strafstoß zugesprochen.
Sirius schien ihn selbst ausführen zu wollen, schnappte sich den Quaffel und trickste den Hüter der Slytherins, einen stämmigen Sechstklässler, gekonnt aus.
“Zwanzig zu null für Gryffindor. Und da ist Black, also die Black - man ist das verwirrend - im Quaffelbesitz und rast völlig allein auf Longbottom zu. Wird er den halten können? Und ja, neeeeiiin, doch nicht…”
Ein Johlen der Slytherins war zu vernehmen. Franks Finger hatten den Quaffel gerade noch berührt, aber er war durch den rechten der drei Torbogen geflogen und so stand es zwanzig zu zehn für Gryffindor.
Das Schneegestöber ließ etwas nach und Lily konnte gut beobachten, wie Gryffindor noch sieben Tore und Slytherin weitere fünf erzielte. Es stand nun neunzig zu sechzig und weder James noch Slytherins Sucher Cookley hatten den Schnatz bis jetzt ausgemacht.
Lilys Aufmerksamkeit wurde von dem umherkreisenden James wieder ins Spielgeschehen gelenkt, als Alice erschrocken ins Mikrofon schrie.
Patricia war offenbar von einem Klatscher erwischt worden und von ihrem Besen gefallen. Lily stockte der Atem. Wie in Zeitlupe sah sie Sirius, der seinen Besen herumgerissen hatte und hinter seine Freundin in die Tiefe stürzte. Aber würde er rechtzeitig bei ihr sein?
Lily atmete erleichtert auf, als er Patricia mit einem Arm einfing und gerade noch seinen Besen hochziehen konnte, damit sie nicht beide mit auf den Boden knallten. Dort ließ Sirius Patricia allerdings los, sodass sie etwas einen Meter tief zu Boden fiel, denn er flog geradewegs auf die Wand einer Tribüne zu. Hektisch versuchte er seinen Besen herumzureißen, doch es war zu spät. Mit voller Wucht raste er seitwärts in die Holzwand und blieb bewusstlos am Boden liegen.
Lily war erschrocken aufgesprungen und einige hatten aufgeschrieen.
“Damit liegen jetzt zwei Gryffindors K.O. am Boden”, hörte Lily Alice Stimme. “Potter schaut offenbar nach seinen beiden Mannschaftskollegen”, fuhr sie fort, denn James raste mit vollem Tempo zu Sirius hinunter. Lily dachte zuerst, dass Alice Recht hatte, doch dann sah sie Cookey, der James mit verbissenem Gesichtsausdruck folgte.
“Nein, Potter hat den Schnatz gesehen!”, rief Alice dann auch und ein Raunen ging durch die Zuschauermenge.
Lily sah ihn jetzt auch, den kleinen goldenen Ball. Er fegte dicht über Sirius durch die Luft und für einen Moment dachte Lily, James würde ebenfalls in die Tribüne rasen. Gekonnt lenkte er dann aber seinen Besen nach links und hetzte dem Schnatz hinterher. Cookey allerdings hatte nicht schnell genug reagiert und war genau an der gleichen Stelle wie Sirius in die Tribüne geknallt und lag nun, ebenfalls bewusstlos, auf ihm.
James war inzwischen mit seiner Hand nur noch Zentimeter entfernt vom Schnatz und endlich schlossen sich seine Finger um den Ball. Ein Johlen ging durch die Menge und auch Lily konnte nicht umhin und schrie kurz vor Freude auf.
“Und Potter hat den Schnatz gefangen!”, rief Alice. “Gryffindor gewinnt! Gryffindor gewinnt mit zweihundertvierzig zu sechzig Punkten gegen Slytherin!”
Lily und Remus nahmen sich keine Zeit zum Jubeln, sondern eilten sofort hinunter auf das Feld. Auch die Gryffindorspieler stiegen sofort von ihren Besen und rannten zusammen mit Lily und Remus hinüber zu Patricia und Sirius.
James zerrte Cookey von Sirius hinunter und beschwor zwei Tragen herauf. McGonnagal kam ebenfalls zügig über das Spielfeld und wies James, Lily und Remus an mit den beiden in den Krankenflügel zu gehen. Die ließen sich das nicht zweimal sagen und machten sich auf den Weg. Remus und James ließen jeweils die Tragen von Sirius und Patricia vor sich herschweben, während Lily ihnen vorauseilte.
Sirius hatte eine schwere Kopfverletzung und Patricias Schulter, an dem sie der Klatscher getroffen hatte, stand in einem etwas komischen Winkel von ihrem Körper ab.
Kaum waren sie durch die Tür, rannte Madam Pomfrey bereits auf sie zu. James und Remus platzierten Sirius und Patricia vorsichtig auf zwei Krankenbetten, als die Tür zum Krankensaal abermals aufging und Bella und Lestrange zusammen mit einem humpelnden Cookey hereinkamen. Seine Augen waren ungewöhnlich verdreht und er sabberte leicht.
“Quidditsch”, knurrte Madam Pomfrey genervt und wies auf ein Bett am anderen Ende des Saales, zu dem Bella und Lestrange den Slytherinsucher bringen sollten.
Zuerst kümmerte sie sich um Sirius, dessen Wunde selbst in der kurzen Zeit sein Kissen schon mit reichlich Blut durchnässt hatte, das aus der Wunde an seinem Kopf strömte.
James, Remus und Lily beobachteten ungeduldig, wie die Krankenschwester einige Formeln sprach und mit ihrem Zauberstab komplizierte Bewegungen über Sirius machte. Der Blutfluss stoppte und die Wunde wurde kleiner, bis sie schließlich ganz verschwand. Zurück blieb eine kahle Stelle.
Madam Pomfrey verschwand kurz in ihrem Büro. Dann drückte sie Remus mit einem Lächeln eine Schüssel mit einer rosafarbenen Paste in die Hand, die er auf die Stelle auftragen sollte.
“Die Glatze steht ihm”, meinte James lachend, als Sirius langsam wieder zu Bewusstsein kam.
“Für was ist das Zeug eigentlich?”, fragte Remus laut.
“Haarwuchs”, kam es nur von Madam Pomfrey, die inzwischen dabei war Patricia zu beäugen. Sie winkte Lily zu sich hinüber, die auf Geheiß die Vorhänge um Patricias Bett zu zog und der Krankenschwester dann half Patricias rechte Schulter freizulegen. Das war mit den feuchten, dicken Quidditschroben gar nicht so einfach und sie mussten schließlich zu einem Messer greifen.
Als sie die Schulter endlich ganz betrachten konnten, erschrak Lily. Sie war durch und durch blau und eine leichte Wölbung war auf der Höhe des Schlüsselbeines zu sehen.
“Kein Problem”, beruhigte Madam Pomfrey die leicht zitternde Lily. Wieder schwang die Krankenschwester einige Male ihren Zauberstab und murmelte etwas vor sich hin. Lily konnte sehen, wie sich etwas unter Patricias Haut bewegte und wandte etwas angewidert den Kopf ab.
“Versuchen Sie bitte die Kleidung irgendwie von ihr runter zu bekommen und ziehen sie ihr ein Nachthemd an”, sagte Madam Pomfrey kurze Zeit später und Lily traute sich wieder den Kopf zu wenden. Patricias Schulter war immer noch blau, aber wirkte wieder gerade.
Während sie mit einiger Mühe versuchte Patricia die nassen Roben vom Leib zu reißen, konnte Lily hören wie Madam Pomfrey sich am Bett von Cookey zu schaffen machte.
“Geht das nicht schneller? Für was werden sie eigentlich bezahlt?”, hörte sie Bella motzen. Jedoch nicht lange, denn die Krankenschwester warf sie und Lestrange kurzerhand aus dem Saal hinaus, unterstützt von James und Remus.
Endlich hatte Lily es geschafft, Patricia einigermaßen sanft von den nassen Sachen zu befreien und zog ihr nun das Nachthemd an. Dann deckte sie ihre Freundin zu und streichelte ihr sanft über das Gesicht. Sie sah friedlich aus und Lily lächelte, als Madam Pomfrey wieder durch den Vorhang zu ihnen hinein schlüpfte.
“Sehr gut”, sagte sie zufrieden zu Lily und drückte ihr eine Tube in die Hand. “Wenn Sie das auf ihre Blutergüsse schmieren würden, dann könnte ich die Tränke zubereiten”, wies sie Lily an. “Etwa zwei Millimeter dick.”
Lily tat wie ihr gehießen und trug vorsichtig die durchsichtige Salbe auf die blauen Stellen an Patricias Schultern auf.
Während sie das tat, hatte ihre Freundin unbemerkt die Augen geöffnet. Dies bemerkte Lily jedoch erst, als sie das Nachthemd wieder über Patricias Schulter strich und diese leise stöhnte.
“Hey”, sagte Lily sanft und streichelte ihr übers Gesicht. Patricia lächelte kurz. Dann kam Madam Pomfrey zurück und flößte ihr eine neblige Flüssigkeit ein. Diese schien augenblicklich Wirkung zu zeigen, denn Patricia schloss die Augen und ihre ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge verrieten Lily, dass ihre Freundin eingeschlafen war.
Lily stand deswegen auf, schlüpfte durch den Vorhang und lief hinüber zu Sirius, wo auch James stand.
“Wo ist Remus?”, wollte sie von James wissen, als Sirius gerade ebenfalls einen nebeligen Trank zu sich nahm.
“Irgendwas mit Madam Pomfrey besprechen hinten im Büro”, antwortete er und Lily hatte alle Mühe ein Lächeln zu unterdrücken.
“Patricia”, krächzte Sirius auf einmal und richtete seinen Oberkörper auf.
“Ihr geht es gut. Sie schläft”, beruhigte Lily den mittlerweile wieder normal behaarten Sirius und drückte ihn sanft zurück ins Kissen. Augenblicklich war auch er eingeschlafen.
“Lass uns gehen”, meinte Lily zu James, der kurz in Richtung der geschlossenen Bürotür sah, Lily dann aber nach draußen folgte.
“Remus wird schon zurecht kommen”, sagte sie, als James die Tür zum Krankensaal hinter ihnen geschlossen hatte.
“Wenigstens hat es mich diesmal nicht erwischt”, seufzte James. “Ich war schon so oft im Krankenflügel, dass ich aufgehört habe zu zählen…”
“Naja, wenn du da wegen jedem Sonnenbrand hingehst”, meinte Lily schnippisch. James drückte sie sanft gegen die nächste Wand. Sein Gesicht war nur Millimeter von ihrem entfernt.
“Ich warne dich, Evans”, hauchte er. Lily bekam wieder eine Gänsehaut und als sie das Funkeln in seinen Augen sah, küsste sie ihn.
“Oh mist!”, rief James plötzlich und schlug sich mit der Hand an die Stirn. Lily seufzte. Es war gerade so schön gewesen.
“Was ist?”, wollte sie wissen und sah ihn traurig an.
“Hab meinen Besen im Krankenflügel vergessen”, grummelte James und lief davon.
“Quidditsch”, murmelte Lily genervt und setzte ihren Weg zum Griffindorturm fort.

James holte sie kurz vor dem Porträtloch ein. Er war völlig außer Atem und sehr zu Lilys Verwunderung hatte er auch seinen Besen nicht dabei. Stattdessen grinste er bis über beide Ohren.
“Was ist denn in dich gefahren?”, fragte Lily belustigt.
“Rat mal, wen ich gerade zusammen erwischt hab”, gluckste er und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Lily ahnte schon, wen er meinte, sagte aber vorsichtshalber nichts.
“Unser Remus hat sich die Krankenschwester geangelt”, fuhr James fort und brach in schallendes Gelächter aus.
“Ich weiß”, sagte Lily schlicht.
“Was? Du wusstest es?”
Lily nickte. James sah sie entgeistert an.
“Warum bekomm ich die wichtigsten Sachen von meinen Freunden nie mit?”, fragte er dann verärgert.
“Weil du nicht nachfragst”, antwortete Lily ihm schlicht und lächelte.
James war etwas verwirrt über diese Belehrung, zuckte aber nur mit den Schultern und stieg gefolgt von Lily durch das Porträtloch.
Im Gemeinschaftsraum war natürlich schon eine Party im Gange. Butterbier und kleine Snacks wurden zahlreich herumgereicht. Als James den Raum betrat, verstummten alle und bombardierten ihn dann mit Fragen nach Sirius und Patricias Befinden.
James beruhigte sie lachend und versicherte ihnen, dass sie bald wieder völlig wohl auf sein würden. Dann griff er nach zwei Flaschen Butterbier und sah Lily für einen Moment nachdenklich an.
“Wir sollten reden”, sagte er schließlich und sah sie ernst an.
Lily konnte schon ahnen, worum es ging und folgte ihm wortlos hinaus. Der ohrenbetäubende Lärm, der die beiden bis eben umgeben hatte, erstarb schlagartig, als sich das Porträtloch hinter ihnen schloss.
“Was gibt’s?”, fragte Lily nachdem sie eine Weile schweigend neben einander her gelaufen waren und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu klingen.
James atmete einmal tief durch.
“Ich war nicht ganz ehrlich zu dir.”
Lily sank das Herz in die Hose. Dies konnte definitiv nicht das sein, was sie erwartet hatte. Sie schwieg. James sah sie kurz unsicher an und nippte an seinem Butterbier.
“Kannst du dich erinnern, als Padfoot und ich euch unser… ähm… anderes Ich gezeigt haben?”, fragte er und es war offensichtlich, dass er wollte, dass Lily ihr Schweigen brach.
“Wie könnte ich das vergessen”, antwortete Lily leise.
“Wir haben damals gesagt, es sei noch nie etwas passiert, als wir mit Moony unterwegs waren…”, fuhr James zögernd fort. “Keine Angst, es ist noch nie jemand zu Schaden gekommen”, setzte er hastig hinzu, als er Lilys entsetzten Gesichtsausdruck gesehen hatte.
“Nur fast… einmal…”
Lily war stehen geblieben und sah sich um. Weit und breit war niemand zu sehen, doch James flüsterte, als er weiter sprach.
“Und es war meine Schuld.”
“Wer?”, hakte Lily nach und sah James eindringlich an. Sie konnte an seinem Gesichtsausdruck sehen, dass, was immer passiert war, es ihm unheimlich Leid tat.
“Snape”, murmelte James nach kurzer Zeit und sah zu Boden. Er schien auf eine Art Wutausbruch von Seiten Lilys zu warten, aber sie schwieg. Sie war schockiert, wollte ihm aber die Chance geben sich zu erklären und außerdem wissen, was genau passiert war.
“Er hat mich aufs Übelste beleidigt und ich wollte es ihm heimzahlen”, erklärte er mit zitternder Stimme. “Ich – ich habe ihm seinen Zauberstab geklaut und ihm gesagt, er kann ihn sich um Mitternacht bei der Peitschenden Weide abholen… Ich habe in Menschengestalt auf ihn gewartet und wollte ihn mit Moony erschrecken, der unter der Peitschenden Weide nicht hätte hervorkommen können. Aber Peter hat die Wurzel gedrückt und Moony kam herausgehechtet. Sirius konnte ihn gerade noch zurückhalten. Ich hab Snape gesagt, er soll um sein Leben laufen. Aber er hat sich einfach nicht gerührt. Ich habe ihn geschockt und hatte mit Padfoot zusammen alle Mühe Remus von Snape fern zu halten. Als wir ihn dann irgendwann in den Verbotenen Wald gejagt hatten, habe ich mich zurückverwandelt in Menschengestalt und Snape in die Eingangshalle gelegt, zusammen mit seinem Zauberstab.”
Lily hatte die ganze Zeit still zugehört und sah James nun traurig an. Der hielt das offenbar nicht aus und senkte wieder den Kopf.
“Wie… wie kommt es, dass ihr nicht von der Schule geflogen seid?”, brach sie dann endlich die Stille.
“Snape hat es Dumbledore natürlich gesagt”, erklärte James mit bitterem Unterton, als ob er mehr Ehrgefühl von ihm erwartet hätte. “Aber Dumbledore konnte sich keinen Reim darauf machen, weil er mich für klug genug hielt, während Remus verwandelt ist, nicht in seine Nähe zu kommen… Ich glaube nicht, dass er weiß, dass wir Animagi sind.”
Lily nickte.
“Ich… ich bin nicht stolz darauf - im Gegenteil!”, versuchte sich James zu verteidigen, aber Lily merkte, dass sie ihn mit ihrem Schweigen unheimlich quälte.
“Ich glaube, ich habe noch nie etwas so Dummes gemacht”, meinte er weiter. “Außer vielleicht dich dauernd zu nerven.” Er lachte unsicher. Lily verzog keine Miene. Sie schaute ihn weiter wortlos an.
“Kannst… kannst du bitte etwas sagen?”, bettelte James schließlich, nachdem Lily immer noch schwieg.
Sie sah ihn traurig an und seufzte tief.
“Wann war das?”, fragte sie trocken. Sie wollte ihn damit nicht einfach davon kommen lassen, auch wenn es ihr Leid tat, ihn so zappeln zu lassen.
“Anfang Fünftes Schuljahr”, murmelte James und fuhr sich durch die Haare.
“Und das nur, weil er dich beleidigt hat?”, hakte Lily enttäuscht nach. “Ich hatte dir etwas mehr Rückrad zugetraut, wenn ich ehrlich bin, James…”
Er sah sie kurz prüfend an.
“Er hat nicht mich beleidigt, sondern vor allem dich”, antwortete er schließlich und wandte den Blick nicht von ihr ab.
“Was - was hat er gesagt?” Lily war etwas verwundert über diese Antwort.
“Er hat mich gefragt, wie dieses Schlammblut es geschafft hat, mir die Hose zu verdrehen und ob ich nicht langsam etwas frustriert wäre, dass ich mein Blut nicht mit ihrem unreinen vermischen kann”, erklärte James und sah betreten zu Boden.
Das war jetzt zu viel für Lily. Sie hatte gewusst, dass Snape ein Slytherin war und das mit gutem Grund. Er hatte sie auch schon einige Male beleidigt, aber immer nur in der Gegenwart anderer und sie hatte immer vermutet, dass es eine Handlung zum Selbstschutz war. Sie war sich ziemlich sicher, dass er in sie verliebt war. Hatte sie sich so in ihm getäuscht. Verwirrt sah sie James an.
“Ich weiß, ich habe überreagiert, aber ich war sauer…”, verteidigte James sich weiter. Lily sagte wieder nichts und nahm nur einen Schluck von ihrem Butterbier.
“Bitte schau mich nicht so an”, bat James sie und nahm ihre butterbierfreie Hand. Lily lächelte kurz und entschloss sich dann endlich ihm zu sagen, was sie dachte.
“Ich bin ehrlich enttäuscht, James.” Sie hielt kurz inne und sah in seine traurigen Augen.
“Aber das machst du eigentlich wieder wett damit, dass du es mir von dir aus gesagt hast…”
Ein Schimmer von Hoffnung zuckte durch seine Augen, als sie weiter sprach.
“Ich kann nicht gut heißen, was du gemacht hast und das werde ich auch nie. Aber es ist lange her und ich kenne dich eigentlich nicht so.”
James wartete geduldig, ob noch etwas kam, doch Lily stand nur milde lächelnd vor ihm und sah ihn an. Sie war nicht sauer, nur etwas enttäuscht, aber sie sah, dass es James ernsthaft Leid tat, obwohl es sich um Snape handelte. Außerdem musste sie sich eingestehen, dass es ihr insgeheim etwas gefiel, dass er so überreagiert hatte, weil jemand sie beleidigt hatte und nicht ihn selbst.
Wieder einmal stellte Lily fest, dass James nicht so arrogant war, wie die meisten dachten und sie auch selbst immer davon ausgegangen war.
Als sie James so hilflos vor sich stehen sah, konnte sie nicht anders und umarmte ihn. Er war erst etwas überrascht, drückte sie dann aber so fest es ging an sich.
“Danke”, flüsterte er ihr ins Ohr und Lily schmunzelte, als sie wieder eine Gänsehaut bekam.
“James, ich glaube, mir ist nicht so nach feiern zumute”, meinte Lily entschuldigend, nachdem sie sich von ihm gelöst hatte. “Ich denke, ich werde normal in der Großen Halle zu Mittag essen.”
“Mittagessen? Da bin ich dabei”, antwortete James grinsend und bot ihr seinen Arm an. Lily war milde überrascht, denn eigentlich war sie davon ausgegangen, dass er mit seinem Team zusammen feiern wollte.
“Und deine Mannschaft?”, fragte sie ihn deswegen verwundert.
“Die Hälfte liegt im Krankensaal und die andere hat wahrscheinlich mittlerweile zu viel Butterbier getrunken”, lachte James und hielt ihr weiter seinen Arm hin. Lily zuckte mit den Schultern und hakte sich bei ihm unter.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 11:02, insgesamt 1-mal geändert.

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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Do 28 Jun, 2007 13:48

Hallöchen zusammen...
Hier trotz keinem feedback das nächste chap...
Grüßle,
Tonx


___________

Ein Blick (10)
Das restliche Wochenende verbrachten Lily, James und Remus hauptsächlich damit, sich zu entspannen. Sirius und Patricia wurden am Sonntagabend wieder aus dem Krankenflügel entlassen und verpassten wenigstens keinen Unterricht. Sehr zu Lilys Verwunderung hielt sich James, was Annäherungen anging, die ganze Zeit völlig zurück und so lag es immer an ihr die Zärtlichkeiten zu beginnen…
Sie fühlte sich auf diese Weise völlig frei und wurde wieder ungezwungener. Außerdem liebte sie das Funkeln in James Augen, das sie sah, wann immer sie ihn berührte.
Hatten ihnen die Lehrer über das Wochenende wenige Hausaufgaben gegeben, gaben sie in den kommenden Wochen bis Weihnachten umso mehr und besonders die Siebtklässler steckten bis zum Hals in Arbeit.
James hatte das Quidditschtraining nun auf einen Abend in der Woche beschränken müssen, weil er sonst einfach nicht mehr mit seiner Arbeit hinterherkam, doch seine Mannschaftskameraden dankten es ihm.
Am Montagabend vor den Weihnachtsferien saßen Lily und James völlig erledigt zusammen im Whirlpool des Schülersprecherbades und entspannten sich. Die Atmosphäre war völlig ungezwungen und Lily fühlte sich einfach wohl, während sie so neben James in dem warmen Wasser saß und sie sich unterhielten.
“James”, sagte sie nach einer Weile und richtete sich etwas auf. Sie hatte schon mehrere Wochen mit dem Gedanken gespielt und sich endgültig entschieden.
“Hm?”, machte James nur und sah sie interessiert an.
“Ich… ich würde dich in den Ferien gern meinen Eltern vorstellen.”
James sah sie überrascht an, aber da war wieder das Funkeln in seinen Augen und Lily lächelte.
“Klar. Sicher. Gern”, antwortete er und richtete sich ebenfalls etwas auf. “Aber nur wenn du dir sicher bist, dass du das wirklich machen willst.”
“Bin ich. Hundertprozentig sicher”, meinte Lily entschlossen und nahm seine Hand.
“Darf ich umgekehrt auf das selbe hoffen?”, hakte James nach kurzem Zögern vorsichtig nach. Lily hatte damit schon gerechnet, denn Sirius hatte ihr erzählt, dass er bei sich zu Hause schon öfter von ihr geredet hatte.
“Natürlich”, antwortete sie und gluckste leise, als sie James erfreutes Gesicht sah. Seine Müdigkeit war wie weggeblasen und sie hatten noch an diesem Abend die Planung vollendet, wie wann und wo sie sich treffen wollten.

Die letzten vier Tage vor den Weihnachtsferien kosteten die Siebtklässler endgültig ihr letztes Bisschen Energie und so herrschte ruhige, wenn auch ausgelassene Stimmung im Abteil des Hogwartsexpresses, in dem Lily zusammen mit James, Patricia, Sirius und Remus saß. Peter war anfangs ebenfalls bei ihnen gesessen, war allerdings nach einiger Zeit zu seiner Freundin verschwunden.
“Ich mach jetzt eine Woche absolut gar nichts”, stöhnte Sirius, der den Kopf in Patricias Schoß gelegt hatte und sich von ihr durch die Haare streicheln ließ.
“Ich zumindest mal zwei Tage nicht”, meinte Lily zustimmend. “Dann mach ich aber meine Hausaufgaben. Dann hab ich wenigstens die restlichen Ferien meine Ruhe.”
“Falls da noch ein Rest übrig bleibt”, maulte James und sank noch etwas tiefer in seinen Sitz. Die anderen lachten.

Lily verabschiedete sich von James bereits im Zug. Sie hatten beschlossen, das Vorstellen ganz auf den ersten Weihnachtsfeiertag zu verschieben und so blockierten die beiden kurz den Gang, als Lily James zum Abschied ausgiebig küsste.
Auf dem Bahnsteig konnte Lily ihre Eltern bereits von weitem sehen und stellte erfreut fest, dass ihre Schwester Petunia nicht mit dabei war.
Sie umarmte ihre Eltern zur Begrüßung, verabschiedete sich kurz von Patricia und sah James noch ein letztes Mal an, bevor sie mit ihren Eltern das Bahngleis verließ und nach Hause fuhr.
Während der Autofahrt überlegte sie krampfhaft, wann sie ihren Eltern die Sache mit James am besten beibringen sollte. Sie konnte nicht wirklich sagen, wie sie reagieren würden, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass sie sich für sie freuen würden.
“Was ist los, mein Schatz?”, fragte ihre Mutter plötzlich, die Lily trotz Fahren beobachtet hatte. “Du bist so still.”
Lily überlegte. Jetzt wäre eigentlich ein passender Moment, um es ihnen zu sagen, auch wenn es ihr nicht ganz behagte, dass ihr Vater dabei war. Er hatte sich umgedreht und schaute sie freundlich mit seinen grünen Augen an. Lily holte tief Luft.
“Mum, Dad, ich würde euch gern etwas fragen…”, setzte sie schließlich an. Ihre Mutter sah schmunzelnd in den Rückspiegel.
“Das hat nicht zufällig etwas mit dem gut aussehenden, jungen Herrn mit Brille zu tun, oder?”, wurde sie von ihrer Mutter unterbrochen.
“Woher -?”, wollte Lily irritiert wissen und dieses Mal antwortete ihr Vater.
“Er konnte seine Augen nicht wirklich von dir lassen”, gluckste er vergnügt. “Nicht das er da der einzige war auf dem Bahnsteig, aber…”
“Dad”, sagte Lily genervt.
“Er war der einzige, dessen Blick du erwidert hast”, erklärte ihre Mutter mit einem amüsierten Zucken um die Mundwinkel, während sie in eine Seitenstraße einbog.
“Öhm, okay…” Lily war immer noch etwas verwundert, fuhr aber unbeirrt fort und ignorierte die Wärme, die ihr immer mehr in den Kopf stieg.
“Ich habe ihn für den ersten Weihnachtsfeiertag zum Mittagessen eingeladen. Ich würde ihn euch gerne vorstellen.”
Sie wartete auf eine Reaktion, aber ihre Eltern schmunzelten einfach beide nur munter, als sie vor einem Reihenhaus in der Eagerstreet hielten.
Etwas genervt stieg Lily aus.
“Ist das okay?”, fragte sie schließlich, um endlich eine Antwort zu erhalten.
“Natürlich, Schatz”, sagte ihre Mutter und strich Lily über das samtweiche, rote Haar. Sie selbst hatte dunkle, eher lockige Haare und braune Augen, glich Lily also in keinster Weise.
“Ich weiß, ich habe es dir schon hundert Mal gesagt, aber du -”, begann ihre Mutter.
“Siehst aus wie deine Mutter”, brachte Lily den Satz zu Ende. “Ich weiß, dass ich aussehe, wie Grandma, Mum.”
Mrs. Evans lächelte und folgte ihrem Mann ins Haus, der mit Lilys Gepäck bereits hineingegangen war. Lily atmete noch einmal tief ein und trat ebenfalls in das ihr so vertraute Heim.
Sie war seit sechs Jahren kaum hier gewesen, aber es war ihr zu Hause und trotz ihrer Schwester Petunia fühlte sie sich hier wohl. Lily fragte sich oft, warum Petunia so ganz anders war als sie und auch anders als ihre Eltern. Es machte sie traurig, dass sie sich dauernd stritten und Lily hätte gerne den Grund für die große Abneigung gewusst, die Petunia ihr gegenüber hegte. Sie wusste, dass ihre Eltern ihre beiden Töchter gleich liebten, aber es tat Lily jedes Mal weh, wenn Petunia ihre Eltern verletzte. War das wirklich nur Eifersucht auf Lily, die sie so hatte werden lassen? Lily war sich sicher, dass Petunia auch schon bevor Lily den Brief von Hogwarts bekommen hatte, anders gewesen war.
“Hallo Petunia”, begrüßte Lily ihre Schwester, die gerade von oben die Treppen hinab stieg. Sie machte keine Anstalten Lilys freundliches Lächeln zu erwidern, sondern lief nur mit einem kurzen “Hallo” an ihr vorbei in die Küche, wo ihre Mutter gerade das Essen richtete. Lily folgte ihr wortlos.
In London hatte es offenbar nicht allzu viel geschneit, aber auch der kleine Garten der Evans war mit einer dünnen, weißen Schicht bedeckt und die letzten Sonnenstrahlen des Tages glitzerten im Schnee. Verträumt sah Lily hinaus und lächelte.
“Normalerweise essen wir ja nicht so früh, aber du hast sicher Hunger”, sagte ihr Vater, während er einen großen Topf Nudeln auf den Tisch stellte. Der angenehme Duft stieg Lily in die Nase und erst jetzt merkte sie, wie hungrig sie war.
“Ja, danke”, antwortete Lily erfreut und schöpfte zuerst den anderen und dann sich selbst etwas auf den Teller. Petunia setzte sich wortlos an ihren Platz und begann zu essen. Es hätte nicht deutlicher sein können, dass sie es überhaupt nicht genoss, dass Lily wieder da war. Lily sah traurig zu ihren Eltern hinüber.
“Lily, willst du Petunia nicht mal erzählen, wen du zu Weihnachten zum Essen eingeladen hast?”, versuchte ihre Mutter ihre beiden Töchter zu etwas Konversation zu bewegen. Lily wusste, dass ihre Eltern Petunia noch nicht aufgegeben hatten und so überwand sie sich und tat ihnen den Gefallen.
“Ich würde euch gerne James vorstellen”, sagte Lily, doch Patricia aß ohne eine Reaktion weiter ihre Nudeln.
“James?”, meldete sich ihr Vater nun überrascht. “James Potter?”
Lily lief etwas rot an, nickte dann aber und lächelte.
“Ich hab’s dir doch gesagt”, flötete Mrs. Evans triumphierend. “Und damit darf ich den nächsten Urlaubsort aussuchen.”
“Sagt jetzt bitte nicht, dass ihr gewettet habt”, sagte Lily entgeistert und sehr zu ihrem Erschrecken nickten ihre Eltern. Lily hatte ihre Gabel fallen lassen und zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts. Ihre Eltern kicherten amüsiert und Lily nahm kopfschüttelnd ihre Gabel wieder in die Hand une fuhr fort mit dem Essen.
“Ach, und noch was, Mum”, meinte Lily nach dem Essen, während ihre Mutter bereits am Abräumen war. Petunia war irgendwohin ausgegangen und ihr Vater saß im Wohnzimmer und las Zeitung.
“Ja?”, antwortete Mrs. Evans.
“Ich werde an dem Tag abends bei seinen Eltern zum Essen sein”, erklärte Lily und wartete auf eine Reaktion. Ihre Mutter hatte derweil ihre Küchenarbeit beendet und sah Lily eindringlich an.
“Du magst ihn sehr, oder?”, sagte sie sanft und strich ihr abermals durchs Haar.
“Mehr als das”, flüsterte Lily und lächelte nervös. Ihre Mutter nahm sie in den Arm und drückte sie fest an sich.
Lily war erleichtert, dass ihre Eltern diese Sache so völlig locker aufgenommen hatten. Sie hatte sogar das Gefühl, dass sie sich unglaublich für sie freuten und das machte Lily glücklich.
Viel nervöser machte sie in den nächsten Tagen der Gedanke an James Eltern. Auch wenn sie von Sirius erfahren hatte, dass sie äußerst gütige und nette Menschen waren, hatte Lily doch etwas Angst vor der Begegnung.
Sie überlegte auch, ob sie mit James vielleicht noch ein paar ordentliche Muggelsachen einkaufen gehen sollte. Ihre Eltern hatten zwar gesagt, dass das nicht nötig sei, aber Lily hielt es irgendwie für angebracht.
Als sie James das in einem Brief eröffnete, war er begeistert und sie verabredeten sich für den ersten Mittwoch in den Ferien um gemeinsam ein paar passende Muggelkleider für James einzukaufen.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 11:03, insgesamt 1-mal geändert.

Anna Valerious
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Beitragvon Anna Valerious » Do 28 Jun, 2007 16:07

suuupi tonx^^ sry dass ich bei den anderen beden chaps nicht gepostet habe, aber ich hab nich mitbekommen dass du die gepostet hast^^ find deine ff echt super^^ vor allem find ich supi, dass lily und james so glücklich sind^^ schreib schnell weiter :wink:
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Beitragvon Leia » Do 28 Jun, 2007 20:01

Hey, ich hab noch keine ferien...Leider :D
sry...gar nicht gemerkt dass du schon wieder nen chap gepostet hattest...
Könntest du vielleicht wirklich mal die Anzahl der Kapitel in Klammern schreiben... :)
Schöne chaps...bin mal gespannt was die Evans so von James halten :wink:

LG
Leia
~Proud to be a Ravenclaw~


-Bis zum 12. August im Urlaub-