- Insgesamt wirkt die Welt stimmiger. Weniger "Plastik", weniger "billiger Superheld*innenenfilm" als die HP Verfilmungen (genauer 3-6). Das liegt sowohl an der Beleuchtung, der gekonnteren und (stellenweise) subtileren bzw. immersiveren Verwendung von Spezialeffekten. Letzere kommen zwar wahrlich nicht zu knapp vor, sind aber besser in die vorhandene Szenerie integriert und fügen sich so deutlich natürlicher ein, als die aufgesetzten Effekte aus der Vorgängerreihe.
- Die Freiheit von einer konkreten und sehr detailreichen literarischen Vorlage hat es offenbar ermöglicht Elemente aus dem bestehenden Lore-Universum herauszugreifen, die sich besonders gut für eine Leinwandumsetzung eignen.
- Der Film verpasst es leider an vielem Stellen das magische und das magische New York der 20er Jahre besser in Szene zu setzen. Gelungene Ausnahmen sind die Schiffs-ankunfts/abfahrtsszenen, die Untergrundkneipe [eine der zwei stellen im film, die Gelungen auf die Prohibition der 20er Jahre anspielen] und die Wahlkampfveranstaltung des potentiellen Präsidentschaftskandidaten.
- Der Film setzt viel und vielleicht zuviel auf Slapstickeinlagen. Diese sind zwar immer wieder äußerst gelungen (der Niffler), werden aber häufig überreizt (ebenfalls der Niffler, die Koffertauschkomödie) oder sind von vornherein all zu durchschaubar und nicht wirklich komisch (besagte Koffertauschszene).
- Um dem Titel gerecht zu werden begeben sich die Protagonist*innen immer wieder auf Jagt nach entflohenen magischen Kreaturen. Leider wirkt jede dieser Jagten so schön sie auch inszeniert sind zu isoliert und fast wie eine Mission in einem Computerspiel. Ähnlich wie im vierten Film werden hier quasi-herausforderungen relativ schmucklos hintereinander geklatscht. Tragen soll das eine nicht ungelungene Mischung aus Aktion und Komik, die aber weder über die Pacing Probleme dieses Filmabschnitts, noch über die Tatsache, dass wir leider kaum (theoretisches) wissen über die Tierwesen sammeln, hinwegtäuschen können. Positiv anzumekren ist, dass Kenner*innen des Buches viele wesen schnell erkennen und zuordnen können.
- Wirklich schön inszeniert ist hingegen die umfangreiche Kofferwelt in der Newt seine Schützlinge hält.
- Sicherlich ungewöhnlich ist die Wahl der ersten zwei Szenen, die uns direkt mitten in jenen Konflikt wirft, den Grindelwald in Europa vom Zaun gebrochen hat, nur um diesen in keinster Weise zu erläutern und sofort für einen Großteil des Films fallen zu lassen (tatsächlich sind immer wieder mehr oder weniger subtile verweise auf diesen Konflikt zu finden, das thema bleibt aber recht lang im Hintergrund).
- Eine der Gelungensten Szenen der Haupthandlung ist in meinen Augen jene in der ein wunderbar zwielichtiger "Ministeriums"beamter einem jungen mit bis dato ebenfalls nur bedingt geklärter Rolle einen Anhänger mit dem Symbol der Heiligtümer gibt - jenem Symbol das auch Grindelwald und seine Bewegung als identifikationszeichen benutzen....
- Leider verpufft die hier aufgebaute Spannung, dass Grindelwald einen Agenten im amerikanischen Ministerium haben könnte im voreiligen und uninspirierten Finale: Der Ministeriumsbeamte ist schlicht selbst Grindelwald - gespielt von Johnny Depp und in der chlichéigsten Bösewichtsaufmachung seit Voldemort selbst: warum müssen alle "Bösewichte" schlohweißes/ garkein haar und übermäßig blasse Haut haben? Weil Böse menschen nicht aussehen wie normale? Sodass jede*r ihnen das böse sein direkt ansehen müsste? Hier verflacht der bis dato vielversprechende Plotauftakt und lässt nur mäßig Spannung für die Folgeteile: Grindelwald deutet dann bei seiner festmahne dann auch direkt an, dass er vermutlich wird fliehen können. Es bleibt also SUUUUper spannend wie es weiter gehen wird... -,-'
- Den Abschluss bilden zwei seichte Szenen, in denen ein Muggle (und in meinen Augen einer der absoluten Stars des Films) aus unerklärten und reichlich esoterisch anmutenden Gründen "ich gehöre einfach nicht in diese Welt *seufzt*", die seiner bisherigen Charakterentwicklung fundamental widersprechen freiwillig seine Erinnerung verliert und die zwei Protagonist*innen die scheinbar obligatorische aber ebenso unnötige wie übertriebene Liebesszene in Form eines tränenreichen Abschieds zelebrieren.
Der Film macht also einiges besser als die Vorgängerfilme, schafft es aber nicht eine komplexe Handlung zu liefern, die dem gelungenen Aufbau an Handlungssträngen und Charactären die nicht schlicht gut oder böse sind gerecht werden und schwächelt an einigen Stellen die Balance aus Aktion/Humor/Handlung/Stimmung zu finden.
Soweit mein "Urteil" nach dem ersten konsum des Films in Originalsprache. Nächste Woche schau ich ihn mir noch einmal an (und dann möglichst nicht in 3D -,-'). Wenn ich meine Finger an eine Digitale Version kriege, dann versuche ich auch mal mehr als nur die überschriften der Zeitungen am Anfang des Films zu lesen - hier ist vermutlich viel Raum für Easter Eggs. Und nun würde mich natürlich der Eindruck anderer Forenuser*innen interessieren, die den Film bereits gesehen haben =)