Brianna blinzelte nicht mal. Sie hatte etwas in der Richtung erwartet, das war oft so bei Menschen, sie öffneten sich wildfremden, das fiel ihnen oft leichter, diese Fremden nahmen immer ihre Position ein, waren ganz auf ihrer Seite. "Es war sicher richtig. Sie lieben ihn doch! Oder nicht? Es ist sicher sehr stressig und so viel verändert sich, wenn ein Kind da ist, alles muß neu sortiert werden. Sie werden das sicher schon hinkriegen." sie lächelte zuversichtlich, zuversichtlicher als sie es selbst war..irgendetwas an dieser Frau machte sie nachdenlich. Über ihr schien eine dunkle Wolke unausgesprochener Gefühle zu hängen. Dann sah sie den kleinen jungen an und grinste. Sie streckte ihm ihren Zeigefinger entgegen, "Na, Draco, dann wünsche ich dir mal alles Gute zum Geburtstag!" Er gluckste wieder. Gott wie süß.. schnell wischte sie diesen Gedanken fort, hatte ja doch keinen Sinn. Dann blickte sie wieder Narcissa an. "Wollen Sie reden? Manchmal hilft das. Vielleicht geht es Ihnen nachher besser und die Geburtstagsfeier können Sie ganz unbeschwert genießen."

„Gerne, nur könnten wir an einen etwas ruhigeren Ort gehen?“ Brianna nickte und so zahlten beide Frauen ihren Kaffee.
Wenig später liefen sie durch einen kleinen Park außerhalb Londons. Draco war mittlerweile eingeschlafen und so konnten sie sich ungestört unterhalten, wenn Narcissa nur wüsste wo sie anfangen sollte. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her, bis Cissy das reden anfing.
„Sie haben im Café gefragt, ob ich meinen Mann liebe – das tu ich nicht und das habe ich auch nie.“
Sie merkte wie Brianna sie überrascht ansah und ein kurzes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Was hatte sie auch erwartet? Normalerweise heiratete man auch aus Liebe...
„Es war eine Zwangsheirat. Unsere Familien bestanden auf die Reinblütigkeit und so war ich ihm versprochen, bevor ich überhaupt gehen konnte. Es kam nie ein anderer Mann für meine Familie in Betracht und ich hatte nicht den Mut, mich gegen sie und ihre Entscheidung zu wehren.“
Draco ließ ein Seufzen hören, schlief aber weiter.
„Nein, er war kein Wunschkind, zumindest nicht im gewöhnlichen Sinne. Mein Mann wollte einen Erben, das war alles. Ich bin mir nicht mal sicher, ob er ihn liebt, so selten wie er ihn sieht.“

Brianna mußte ein wenig Schluckten ob des freimütigen Geständnisses. "Ja,ich habe davon gehört, dass es reinblütige Familien gibt, die solchen Wert darauf legen, es auch zu bleiben." Es bleibt zu hofen, dass ihnen diese unvermeidliche Inzucht nicht irgendwann zu Kopf steigt...fügte sie in Gedanken bitter hinzu. "Mich betrifft dieses Problem nicht direkt, da mein Vater aus einer Muggel-Familie stammt." Sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört, sich deswegen zu schämen und blieb deshalb niemals damit hinterm Berg. Wobei sie schon ein wenig auf die Gesellschaft achten sollte, wo sie das tat, sie hatte sich schon ein paar blutige Nasen damit geholt. "Ich verstehe diese Haltung nicht so richtig, aber ich verstehe, dass es ihnen sehr wichtig ist. Ihnen auch?" Sie sah Narcissa neugierig an.

„Ehrlich gesagt... nicht so sehr wie meinem Mann. Für ihn gibt es nichts wichtigeres. Die Reinblütigkeit, das Ansehen und der Ruf der Familie. Naja, er lebt das Leben, wie er es von seinen Eltern gelernt hat. Ich war dafür wohl zu oft bei meinem Cousin.“ Brianna sah sie interessiert an und zum ersten Mal seit langem lächelte Narcissa, aber es war nicht gezwungen, wie sonst. „Mein Cousin ist die Schande der Familie, weil ihm das alles egal ist, daraufhin wurde er aus der Familie verbannt, genauso wie meine eine Schwester. Sie hat einen Muggel geheiratet... sie hatte Glück.“ Wieder schlich sich die Trauer und Bitterkeit in ihre Stimme. Sie schüttelte leicht den Kopf.
„Ich will mich nicht nur über meine Familie und vor allem meinen Mann beschweren. Er hat sicher auch seine guten Seiten, nur konnte ich die noch nicht entdecken. Wie auch? Er ist ja nie da. Regelmäßig bricht er seine Versprechen. Alles was ich von ihm hab sind Blumen und Schmuck. Gestern hab ich ihm zum ersten Mal gesagt, was ich davon halte und ich habe nur zu hören bekommen, das er das alles doch nur für Draco und mich macht. Er begreift nicht, das wir ihn auch brauchen, vor allem Draco. Auch wenn er seinen Daddy so gut wie nie sieht, er liebt ihn. Verstehen Sie jetzt, warum ich glaube, die Hochzeit war ein großer Fehler?“
Wieder stiegen Tränen in ihr auf, die sie versuchte zu unterdrücken, aber es gelang ihr nicht vollständig. Eine einzelne Träne rollte ihr langsam über die Wange.

Sie wiegte ihren Kopf hin und her. Was sollte sie dazu sagen? Schwierig. "Ich kann verstehen, dass sie unglücklich sind, aber sicher hat Ihr Mann seine Gründe. Die gibt es schließlich immer." Brianna beobachtete sie beklommen. Sie wußte nicht so recht, wie sie dieser Frau einen halbwegs objektiven Ratschlag geben konnte, wo sie doch so ganz und gar nichts mit solchen engstirnigen Zauberern anfangen konnte. Sicher, sie war anders, aber ihr Mann... "Manchmal haben die Männer eine seltsame Art uns iher Zuneigung spüren zu lassen und manchmal handeln sie aus falschen Motiven. Wer weiß, was er alles für Sie und Ihren Sohn tut, wenn er nicht da ist?" Es war ein Schuß ins Blaue aber Narcissas Augen weiteten sich und sie war nun sicher, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Um sie etwas abzulenken, wechselte sie das Thema. "Was ist mit Ihrem Cousin? Sie sagen, die Familie hat ihn verstoßen? Was ist mit Ihnen? Was halten Sie von ihm?"

„Guten Tag, Mr Malfoy, Entschuldigen Sie meine Unachtsamkeit!“ Diese Stimme. Er kannte sie von irgendwo her, er hob seinen Blick und sah der jungen Frau in ihre grüngrauen Augen. Und in dem Moment erinnerte er sich. Euphemia Neyris. Er hatte sie schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen, was auch an ihren Reisen lag. Wenn er ehrlich war überraschte es ihn sie hier anzutreffen, denn das würde bedeuten, sie würde in dem Haus ihrer Eltern leben. Und wenn er sich richtig daran erinnert, waren sie sich nicht immer freundlich gesinnt gewesen.
Das sie ihn überhaupt ansprach, ja sich sogar entschuldigte überraschte ihn noch mehr. Schließlich waren sie nie gut mit einander ausgekommen. Was ihm jedoch ins Auge stach war, dass sie sich zu einer sehr hübschen Frau entwickelt hatte.
Er bemerkt wie er sie anstarrt und die peinliche Stille die damit entstand. „Miss Neyris. Ich nehme doch an das es noch immer Miss ist. Aber sie brauchen sich doch nicht entschuldigen, auch ich war gerade sehr abgelenkt gewesen. Also verzeihen sie mir.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an, wobei ihm seine langen Haare über die Schulter fielen.
An ihrem Blick erkannte er, dass sie ihre Meinung über ihn immer noch nicht verbessert hatte und dennoch hatte er das Gefühl das da doch mehr war, etwas wie Neugier. „Wenn ich fragen darf, wie lange sind sie denn schon wieder zurück von ihrer Reise? Sie müssen in den neun Jahren viel rumgekommen sein.“ Er erwartete keine freundliche antwort, wenn er ehrlich war erwartete er gar keine. Doch es sollte hin und wieder vorkommen freundlich zu sein.

„Ja, wenn er nicht da ist...“ Narcissa fuhr sich leicht mit der Hand über die Wange und wischte die Träne weg.
„Mein Cousin... Blutsverräter und Schande der Familie.“ Narcissa musste lächeln, was aber schnell wieder verschwand, als ihr die Bilder vom Vortag in den Sinn kamen.
„Wir haben uns mal sehr gut verstanden, bis er abgehauen ist und ich sein Angebot ausgeschlagen hab, mitzukommen und stattdessen meinen Mann geheiratet hab. Er hat es mir nie verziehen. Seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört, zumindest nicht persönlich. Das ein oder andere bekommt man ja doch mit.“
Sie sah Brianna an und wusste, das sie sich die Frage stellte, wie sie zu Sirius stand. Ob sie ihn auch für einen Blutsverräter hielt, wie alle anderen.
„Ich bewundere ihn dafür, das er es durchgezogen und seine Familie hinter sich gelassen hat. Für mich ist er weder ein Blutsverräter, noch eine Schande. Er ist jemand, der seinen Weg gegangen ist.“
„Auch wenn ihm das viele Probleme eingebracht hat.“ Fügte sie in Gedanken hinzu und nahm Draco, der das Weinen angefangen hatte, auf den Arm um ihn zu trösten.
„Da hat wohl jemand zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.“

Sie kicherte, angesichts dieser willkommenen Ablenkung. Ihr war noch immer nicht ganz klar, was sie von der ganzen Sache halten sollte. Gedankenverloren zwirbelte sie eine ihrer Haarsträhnen mit Daumen und Mittelfinger. "Haben Sie je wirkich in Erwägung gezogen mit ihrem Cousin zu gehen?"

Cissy setzte sich auf die Bank, bei der sie stehen geblieben war und nahm Draco auf den Schoß, der fasziniert einem Schmetterling nachsah. Einige Sekunden sah sie ins Leere und erinnerte sich an den Tag, als Sirius gesagt hatte, sie solle mitkommen.
„Mehr als einmal und zu oft habe ich bereut, das ich es nicht getan habe. Ich hab es damals nicht über mich gebracht, meine Familie hinter mir zu lassen, egal in welche Rolle sie mich gesteckt hatten. Ich hab mir immer eingeredet, das es gar nicht so schlimm sein kann, einen Mann wie Lucius zu heiraten und ich hatte genug Zeit dazu, immerhin hatten sie mir gesagt, das ich ihn heiraten werde, als ich 14 war.“

Brianna ließ die Haarsträhne fallen und verfolgte ebenso den Schmetterling. Wo bin ich nur wieder hineingeraten Es war shcon ein bisschen lustig, sie zog Probleme an wie Obst Fruchtfliegen. Aber Narcissa tat ihr so unglaublich leid, schon ab dem ersten Augenblick hatt sie sie gemocht, das war echt ein hartes los für eine so junge Frau. "Und was ist jetzt? Wenn sie jetzt zu ihm gehen? Jeder ist seines Glückes Schmied, nichts ist fest oder unabänderlich. Nehmen Sie ihr Leben selbst in die Hand! Lassen Sie sich nicht so von Ihrer Familie bestimmen. Ja, Familie ist sehr wichtig, das weiß niemand besser als ich.." sie seufzte, "aber es gibt Grenzen. Suchen Sie sich Ihre Familie selbst aus, das habe ich auch getan!" Sie lächelte hab ich das gesagt?

„Ich...ich war gestern bei ihm. Er will mich nicht sehen und nichts von mir hören. Es geht ihm nicht so gut und als ich bei ihm aufgetaucht bin hat er gedacht, ich bin nur gekommen um ihn leiden zu sehen.“
Narcissa sah Draco an und strich ihm sanft über den Kopf.
„Und für uns wäre es zu gefährlich, Lucius zu verlassen. Mindestens einer von uns würde das nicht überleben.“
Brianna sah sie geschockt an und Narcissa fügte schnell hinzu: „Nicht das Sie jetzt etwas falsches von meinem Mann denken. Er hat uns nie etwas getan, aber sein...“
Sie brach ab und wandte ihr Gesicht zur anderen Seite. Allmählich wurde sie leichtsinnig und fast wären ihr Dinge über die Lippen gekommen, über die sie mit niemandem reden durfte. „...seine Familie. Sie würde es nicht dulden.“

Brianna musterte sie erneut, diesmal eingehender. Sie hatte da einen Verdacht, wagte aber nicht diesen Gedanken zuende zu denken. "Aber, wenn Sie sich verstecken. Es gibt gute Verstecke, wissen Sie. Und es gibt... es gibt gute Menschen. menschen, die Ihnen helfen würden." Gott, was tat sie da nur? Was, wenn sie eine Spionin war, das sollte öfter vorkommen als man denkt. Wenn sie gleich heute Abend zu ihrem Mann ging und ihm das erzählte...nein, nein das würde sie nicht tun. Sie sah in ihre Augen, dort war keine Lüge oder Unaufrichtigkeit zu entdecken. Sie mußte ihr helfen.

Narcissa lächelte. Noch nie hatte sie einen Menschen getroffen, der so nett war und ihr anscheinend wirklich helfen wollte, aber vielleicht war es deswegen, weil sie sie nicht kannte.
„Sie kommen nicht von hier oder waren schon lange nicht mehr hier, kann das sein? Die Menschen, die mir helfen könnten, würden es nicht tun und dafür gibt es viele Gründe.“

Brianna zuckte mit den Schultern. "Nein, ich war nicht weg. Aber ich denke Sie schätzen manche Menschen vielleicht falsch ein.." sie setzte kurz ab, wurde sich der Bedeutung ihrer Worte bewußt und schämte sich, "hmm..also so meinte ich es jetzt nicht.." sie wurde rot, fasste sich aber wieder, "Also, was ich sagen will, Sie sollten es drauf ankommen lassen. Ich kenne niemanden, dem Hilfe verwehrt worden wäre." Sie setzte ein schiefes Lächeln auf. Dann streckte sie Draco ihren Zeigefinger ihn, den er sofrot umklammerte. "Sie wollen doch sicher, dass er nicht so wird wie sein Vater oder?" fügte sie leise hinzu.

„Nein, will ich nicht, aber ich will ihm auch keiner unnötigen Gefahr aussetzen. Er ist alles was ich hab, wenn ich ihn verlieren würde...“ Sie brach wieder ab. Nein, daran wollte sie nicht denken, was dann wäre.
„Ich weiß nur nicht, ob es richtig wäre, Lucius zu verlassen. Ich hab angst, das ich mir damit noch größere Probleme schaff, welche, die nicht wieder verschwinden und die ich nicht rückgängig machen kann.“