Moderator: Weltenrichter

Der "historische" Gellert Grindelwald

Mahogany
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Beitragvon Mahogany » Fr 10 Dez, 2010 12:36

Zum "Karakoff-Problem":

Das Problem mit den slawischen Namen (und analog auch mit anderen slawischen Wörtern) ist die Transkribtion generell, insbesondere, wenn sie im Original mit kyrillischen Buchstaben geschrieben werden (was, mal angenommen, Karkaroff wäre tatsächlich, wie Krum, Bulgare, ja gegeben wäre). Es gibt eigentlich keine festgelegte Transkriptionsweise für die nicht-wissenschaftliche Literatur. Ein Beispiel: Der russische Dichter Алекcа́ндр Серге́евич Пу́шкин wird im Deutschen ohne diakritische Zeichen (das sind die lustigen Buchstaben mit kleinen Häkchen o.ä. drüber) transkribiert, liest sich dann so: Alexander Sergejewitsch Puschkin, die wissenschaftliche Transkription ist allerdings mit diakritischen Zeichen, lies: Aleksandr Sergeevič Puškin. Im Englischen sieht das dann wieder anders aus: Alexander Sergeyevich Pushkin. "Gültig" im Deutschen sind beide Schreibweisen, es gibt hier sozusagen kein "Falsch".
Eine Namensendung auf -off ist mir bisher in keiner slawischen Sprache untergekommen (gut, ich kann auch nur Russisch, also korrigiert mich bitte), diese Endung, die im Deutschen und, weniger häufig, im Englischen verwendet wird, lautet im Original zumeist -ow und wird im Englischen normalerweise -ov transkribiert. Die Endung auf -off (oder -eff) ist eine veraltete deutsche Transkription, im Englischen habe ich die bisher noch nicht gefunden (aber ich habe auch nicht danach gesucht!).
Rowling weicht also im englischsprachigen Original von der "üblichen" Transkription ab (was kein Fehler ist, sondern meiner Meinung nach bewußt gemacht wurde). Nachdem die -off-Form, wie gesagt, in meinen Augen für die englische Sprache eher untypisch ist, stellt sich die Frage, was damit wohl bezweckt werden wollte? Vielleicht wirkt der Name "Karkaroff" durch die, in englischen Augen eher ungewöhnlich aussehende Endung und die damit herausgeforderte harte Aussprache des Namens, phonetisch genauso fies wie der Charakter?
Und noch was: Das russische Wort каркать (karkat') bedeutet "krächzen" - keine Ahnung, inwiefern es da auch im Bulgarischen einen Zusammenhang gibt, ich fand einen Karkaroff, der wie ein Rabe krächzt, immer schon sehr passend.

Zum Thema Voldemot-Hitler:
Die angesprochenen Parallelen sind hier ebenso deutlich und ebenso gewollt wie die Parallelen zwischen Grindelwald und Hitler. Wie bereits gesagt, die Parallelen machen sich weniger an den Personen/ Figuren, sondern an der immer gleichen Struktur totalitärer Systeme (insbes. dem Schwarz-weiß-denken) fest.
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Beitragvon Wehwalt » Fr 10 Dez, 2010 13:03

Ich weiß schon, daß diese Transkribiererei ein Problem ist. Französisch ist der Dichter Puchkine ...
Das Verb karkat' ist interessant, das hieße, es wäre ein onomatopoetisches Wort, genau wie im Deutschen - kann unabhängig gebildet sein oder auf eine gemeinsame idg. Wurzel zurückgehen.
Aber nach meiner Alltagserfahrung werden bulgarische Namen eben häufig mit -off transkribiert ("Dimitroff"-Prozeß, der berühmte bulgarische Sänger Spas Wenkoff); russische mit -ow (Tschechow, Gorbatschow). Warum wir das so machen, wo doch beide Sprachen das kyrillische Alphabet verwenden, weiß ich nicht.

Zitat aus http://de.wikipedia.org/wiki/Kyrillisch ... Bulgarisch:
2. In Bulgarien wird regelmäßig mit в → v latinisiert, da dies für die meisten Sprachen mit lateinischem Alphabet am eindeutigsten ist. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde silbenauslautendes -в, vor allem in den Endungen -ов und -ев, oft als -ff transkribiert; diese Transkription ist heute nicht mehr üblich.
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Beitragvon Victor Krum » Fr 10 Dez, 2010 22:19

Würde die Tatsache, dass die Transkription heute nicht mehr üblich ist, nicht eher dafür sprechen, dass Karkaroff bulgarischstämmig, aber kein Bulgare ist?
Wenn das -в früher eher -off transkribiert wurde als heute, könnte er ja aus einer Familie stammen, die aus Bulgarien im 19./ frühen 20. Jhdt. ausgewandert ist, wo sich dann die -off-Schreibung verfestigt hat.
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Beitragvon Wehwalt » Sa 11 Dez, 2010 00:06

Aber wie gesagt, Spas Wenkoff (Спас Венков) war Jahrgang 1928 und ist so transkribiert worden, als er in den 50ern in Deutschland (DDR) seine Karriere begann.
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Beitragvon Victor Krum » Sa 11 Dez, 2010 13:04

Wie genau es in dem Fall ist, wissen wir ja scheinbar nicht (ich konnte nicht mal einen Eintrag über Wenkoff im bulgarischen Wikipedia finden), aber tendenziell wäre es ja schon so, dass die -off-Transkription eher älter ist, oder nicht?
Ich hätte meine Vermutung, dass Karkaroff nicht direkt aus Bulgarien kommt damit belegt, dass er vollkommen akzentfreies Englisch spricht. Alle anderen Bulgaren im Buch haben die typischen Probleme beim Sprechen vom Englischen, die von JKR auch so dargestellt werden, aber Karkaroff hat keine Probleme. Außerdem war er ein Todesser. Ich würde vermuten, dass er in GB geboren wurde.
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Beitragvon Mahogany » So 19 Dez, 2010 14:41

Möglich wärs, Herr Krum.
Gestützt würde das auch durch die Schreibweise der Namen des bulgarischen Quidditsch-World-Cup-Teams, die da lauten: Dimitrov, Ivanova, Zograf, Levski, Vulchanov und Volkov (Krum schenk' ich mir jetzt, der endet ohnehin nicht auf -ow).
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Beitragvon Zoe St.Claire » Sa 25 Jun, 2011 03:22

Hach, jetzt muss ich doch nochmal diesen Thread herauskramen.
Ich wollte gerade für Nyros Thread etwas über das von Grindelwald erbaute Nurmengard herausfinden und hab folgendes gelesen:

Nurmengard may be a reference to Nuremberg, the city in Germany that was the site of many important Nazi rallies, and also the place where the anti-Semitic Nuremberg Laws were promulgated. Later the city was famous as the site of the prison used to hold infamous Nazi war criminals, and the Nuremberg Trials where they were tried for war crimes and crimes against humanity. Likewise, Nurmengard was created as a monument to Grindelwald's oppressive regime, but later became a symbol of his downfall.


Wie seht ihr das`?
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