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[HP] Wie man einen Job entflucht

Denkarius
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Beitragvon Denkarius » Mo 11 Sep, 2006 02:12

Die hohen Erwartungen ergeben sich aus dem Teil der FF, den wir schon kennen automatisch.

Ich glaube, unter Druck setzt Du Dich selbst ein bisschen, was Du aber nicht musst. Mir hat der neue Teil auch sehr gut gefallen, und ich bin mir sicher, dass Du die Geschichte ohne Qualitätsverluste sehr interessant weitererzählen wirst.

Darauf freue ich mich schon :wink:
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Zilla
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Beitragvon Zilla » Mo 11 Sep, 2006 02:39

In den kommenden Tagen fragte Annekatrin mehrmals McGonagall, ob der Spion schon etwas herausgefunden hatte, doch sie bekam jedes Mal die Antwort, es hätte sich noch nichts ergeben und sie solle Geduld haben.
Doch obwohl die Bedrohung durch die unbekannte Substanz wie ein Schatten auf dem Gemüt aller lag, die davon wussten, wollte McGonagall die Schüler nicht beunruhigen und mahnte die Ordensmitglieder und Annekatrin zum Stillschweigen. Der Schulalltag sollte wie gewohnt weitergehen.
Mit den Erstklässlern nahm Annekatrin gerade den Nebula-Zauber durch, der relativ einfach zu wirken und nützlich als Ablenkung und Deckung war. (Nicht, dass es bei dem zur Zeit herrschenden Wetter nötig gewesen wäre, Nebel selbst zu produzieren.)
Neben einem geschichtlichen Abriss über berüchtigte schwarze Magier und wie man sie los wurde, beinhaltete ihr Lehrplan für die erste Klasse vor allem Zauber, die einem ein schnelles Entkommen ermöglichten, wenn man angegriffen wurde, sowie allgemeine Verhaltensregeln in einer solchen Situation.
Es war zum Beispiel günstig, nicht den Helden zu spielen, sondern den Gegner in dem Glauben zu lassen, man wäre ein hilfloses, verängstigtes Kind, bis sich eine Möglichkeit ergab, zu fliehen oder ihn zu überwältigen.
Da die Todesser allesamt Erwachsene waren und Erwachsene dazu neigten, Kinder zu unterschätzen, war diese Taktik für Annekatrins Schüler leicht anzuwenden.
In den höheren Klassenstufen lehrte sie Flüche und Gegenflüche, und im siebten Jahr auch die psychologischen und soziologischen Prinzipien, nach denen Gruppierungen wie die Todesser funktionierten, und wie man diese für sich ausnutzen konnte.
Schon seit einiger Zeit spielte sie mit dem Gedanken, Snape auszufragen, wie es bei ihnen gewesen war, aber sie hatte sich noch nicht dazu durchringen können. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass er sie wegjagen würde, bevor sie den ersten Satz zuende gesprochen hätte.



Kapitel 8 - K.O. in der letzten Runde

Das erste Quidditch-Spiel der Saison fand an einem Samstag Mitte November statt.
Als Annekatrin am Morgen in ihrem kuscheligen Bett die Augen aufschlug und noch im Liegen aus dem Fenster schauen wollte, war dieses seltsamerweise undurchsichtig geworden. Es brauchte eine Sekunde, bis ihr klar wurde, dass das gesamte Fenster von Schnee zugeweht war.
Sie krabbelte auf die andere Seite des Bettes zu ihren Schuhen und überlegte, wie sie das Fenster öffnen könnte ohne den ganzen Kram dann auf dem Teppich zu haben.
Schließlich nahm sie ihren Zauberstab vom Nachttisch und richtete ihn mit den Worten "Evanesco nicem!" auf das Fenster.
Der Schnee verschwand und Annekatrin konnte das Fenster gefahrlos öffnen. Es war frostig draußen, aber die Luft war so klar wie nie zuvor. Hogwarts war unter einer Schneedecke von mindestens einem halben Meter begraben, die in der Sonne verführerisch glitzerte.
Der ganze Nebel war über Nacht gefroren und zu Boden gefallen, sodass sie ausgezeichnete Bedingungen für das Spiel hatten.
Vor Freude ganz hektisch zog sich Annekatrin an und rannte hinaus in das weiße Wunder. Sie versank sofort bis zu den Knien.
Mit gerafftem Rock stapfte sie zum Haupttor und meldete sich bei der Wächterin ab. Sie wollte kurz nach Hause und ihren Wintermantel, sowie ein paar warme Pullover und Unterröcke, holen. Und außerdem ihre Schlittschuhe, in der Hoffnung, dass der See zufrieren würde.

Beim Frühstück beobachtete sie ihre Schüler. Sie schienen ein bisschen nervös zu sein, aber nicht allzusehr. In diesem Spiel trafen Gryffindor und Slytherin aufeinander; die Kombination mit dem größten Konfliktpotential in Hogwarts. Annekatrin hatte schon lange kein Quidditch-Spiel mehr gesehen, und wusste auch nicht, wie hart es hier gespielt wurde. Während ihres Studium hatten sie nur zweimal im Jahr ein Turnier abgehalten und zwar jeweils im Rahmen eines Festes zum Ende des Winter- und Sommersemesters, wo sich die Mannschaften selbstständig zusammenfanden und sich lustige Teamnamen gaben, und wo es eigentlich nicht auf das Gewinnen ankam.
Als Hauslehrerin hoffte sie natürlich, dass ihre Mannschaft nicht allzu stark gefoult würde, aber wenn sie sich ansah, welchen Blick schon Snape den ganzen Morgen spazieren trug, wurde ihr Angst und Bange. Gott sei Dank spielte er selbst nicht mit.

Die Lehrertribüne war schon voll besetzt, als Annekatrin kurz vor elf zum Quidditchfeld hinaus ging; nur ein Platz war noch frei, nämlich der neben Snape. Das Schicksal meinte es gut mit ihr.
"Erlauben Sie?" fragte Annekatrin höflich und deutete auf den Sitz.
Snape hob den Kopf und musterte sie einen Moment lang. Dann begann er, zu lachen. Natürlich nicht laut, sondern kalt und spöttisch.
"Ich sehe, Sie haben sich Ihr Winterfell zugelegt, damit Sie im Schnee besser getarnt sind und die Todesser Sie nicht finden." machte er sich über Annekatrin lustig.
Sie trug nämlich einen lammfellgefütterten Mantel aus weichem, weißem Leder, der an Kapuze, Kragen und Ärmelsäumen mit dem fluffigen, silberweißen Pelz einer ihr unbekannten Tierart besetzt war. Sie liebte dieses Kleidungsstück, weil es sehr elegant und auffällig war, und hatte ein ganzes Jahr lang dafür gespart.
"Ich tarne mich nur, um Ihnen besser den Rücken freihalten zu können, liebster Severus, denn Sie werden garantiert entdeckt!" antwortete sie ihm zuckersüß und lächelte ihn gekünstelt an.
"Also, was ist? Darf ich mich hierhersetzen?" fragte sie erneut. Nicht, dass er eine Wahl hätte – sie würde den Platz sowieso beanspruchen.
"Aber natürlich!" gab er ungewohnt freundlich zurück – sein Äquivalent zu Annes zuckersüßem Tonfall, "Ich will doch Ihren Gesichtsausdruck sehen, wenn Gryffindor verliert."
"Wenn Sie überhaupt etwas sehen können vor lauter Tränen über Slytherins Niederlage..." hauchte Annekatrin voll geheucheltem Mitleid und sah ihn unschuldig an, während sie sich setzte.
"Slytherin wird nicht verlieren!" lautete Snapes überzeugte Antwort, "Gryffindors Hüter kann ja nicht mal einen Torring bewachen!"
"Das braucht er auch gar nicht. Slytherins Jäger werden sich ohnehin nur bei ihrem eigenen Tor aufhalten – wo der Quaffel ist, verstehen Sie?" prophezeite ihm Annekatrin.
"Da sehen Sie mal, wie weit unsere Jäger werfen können!" parierte Snape sorglos, während er das Spielfeld in Augenschein nahm.
Annekatrin fiel keine gute Antwort ein. Er hatte wirklich Talent darin, ihr das Wort im Munde umzudrehen. Aber dieses Gespräch amüsierte sie. Das war ja fast freundschaftlich!
"Tja, ein Punkt für Sie." gestand sie schließlich großmütig ein, "Der letzte in diesem Spiel, schätze ich!"

Weiter kamen Sie nicht in ihrem Wortduell, denn in diesem Augenblick sausten die beiden Mannschaften ins Stadion. Sie drehten eine Runde auf ihren Besen und ließen sich vom Publikum bejubeln.
Sie landeten gar nicht erst wieder, sondern hielten ihre Besen in der Schwebe, als sie in zwei Reihen Aufstellung nahmen.
Die Kapitäne schüttelten einander die Hände und dann stiegen die vierzehn Spieler hinauf in den klaren, blauen Himmel.
In diesem Jahr war Ginny Weasley Mannschaftskapitän geworden und führte ein Team mit zwei völlig unerfahrenen Spielern – dem Hüter und dem Sucher.
Harry Potter und Ron Weasley mussten ersetzt werden, sowie Katie Bell, die im letzten Jahr ihren Abschluss gemacht hatte. Ginny hatte mit dem Gedanken gespielt, selbst die Stelle des Suchers einzunehmen und einen neuen Jäger auszuwählen, aber dann hatte sich Lilian Donahue, eine Zweitklässlerin, so gut angestellt, dass sie sie als Sucher behielt.
Die Slytherin-Mannschaft hatte es schwerer. Drei der Spieler wurden angeblich von ihren besorgten Eltern zu Hause behalten, und drei weitere hatten die Schule verlassen, sodass lediglich ein einziger Spieler aus dem Vorjahr geblieben war, einer der Jäger. Er musste nun als Kapitän eine völlig neue Mannschaft zusammenstellen und war dabei selber keine große Leuchte im Quidditch. Annekatrin hatte fast Mitleid mit Snape.

"Und da ist Gryffindor in Ballbesitz – ja, Weasley will es wissen: Sie eröffnet das Spiel!" rief Nandini Chandrasekhar, eine Hufflepuff-Viertklässlerin, die den Kommentar führte.
Mit angehaltenem Atem beobachtete Annekatrin, wie Ginny auf das gegnerische Tor zustrebte. Sie flog zwischen zwei Slytherin-Jägern hindurch, die kurz hinter ihr zusammenprallten und warf den Quaffel durch den mittleren Torring noch bevor der Hüter wusste, wie ihm geschah.
Annekatrin musste lachen, als die beiden Jäger zusammenstießen, verzog aber gleich darauf Gesicht. Das tat ja schon vom Hingucken weh. 'Die Armen!' dachte sie und gleich darauf 'Der Arme!', als sie zu Snape hinüberschaute, der aussah, als würde er diesmal am liebsten seinen eigenen Schülern Punkte 'für himmelschreiende Dummheit' abziehen.
Natürlich applaudierte Annekatrin begeistert, als Nandini lauthals das "10:0 zu Null für Gryffindor!" verkündete.
Da kamen schon Demelza und der dritte Slytherin-Jäger, Julius Park, angeschossen und versuchten, den fallenden Quaffel vor dem jeweils anderen aufzufangen.
"Park hat den schnelleren Besen, deshalb manövriert er Robbins aus – er hat den Quaffel und strebt auf Gryffindors Tor zu."
Doch er kam nicht weit. Seine Kameraden schwebten immer noch, sich die Köpfe und diverse andere Körperteile haltend, ein paar Meter über dem Boden und Parks Alleingang fand ein schnelles Ende durch einen gezielten Klatscher von Seiten Ritchie Cootes.
Es war eine rituelle Hinrichtung!
Slytherin kam nicht mal in die Nähe von Gryffindors Seite des Feldes und selbst die beiden Treiber sahen nicht viel von ihren Bällen – außer kurz bevor sie sie auf die Nase kriegten.
Dean Thomas und Ginny brachten mit schnellen Pässen die gegnerischen Jäger völlig auf die falsche Bahn und Demelza trickste Vincent Shelley, den Hüter, aus, indem sie auf den mittleren Torring zielte und durch den linken Torring warf.
Immer mehr Tore erzielte Gryffindor und mittlerweile tat Snape Annekatrin nicht nur fast, sondern ganz schön dolle leid.

Doch so nach und nach schienen die Slytherins etwas sicherer zu werden.
Nicht, dass sie plötzlich Punkte erzielt hätten, aber wenigstens dauerte es immer ein bisschen länger, bis das nächste Tor für Gryffindor fiel.
Es stand bereits 120:0 für Gryffindor, als es Edgar Urquhart endlich gelang, Dean Thomas den Ball aus der Hand zu schlagen, als dieser zu einem Torwurf ausholte, und damit Richtung Gegnerseite abzuhauen.
Ginny wendete abrupt und raste auf ihn zu, doch bevor sie ihn erreichte, schob sich Julius Park dazwischen und blockte sie ab. Ginny konnte gerade noch ihren Besen hochziehen, sonst wäre sie mit Höchstgeschwindigkeit gegen den Jungen gestoßen, was dieser aufgrund seiner kräftigeren Statur wesentlich besser verkraftet hätte.
Urquhart wurde inzwischen von Demelza angegriffen, die sich wacker an seiner Seite hielt und versuchte, den Quaffel mit einem gezielten Faustschlag unter seinem Arm hervor zu boxen. Doch Urquharts Griff war nicht zu sprengen. Er geriet langsam gefährlich nahe an das Gryffindor-Tor, während Frederic Wroclawski zusammen mit den beiden Slytherin-Treibern Coote und Peakes beschäftigte.
Urquhart befand sich bereits in einer guten Wurfposition, als plötzlich die beiden Sucher Seite an Seite vom Himmel heruntergeschossen kamen und Urquhart nur durch eine halsbrecherische Wendung einem Zusammenstoß mit ihnen entgehen konnte.
Die Situation war ziemlich gefährlich und das Stadion hielt geschlossen vor Schreck die Luft an, aber abgesehen davon, dass Urquhart den Quaffel und damit seine Torchance verlor, kam niemand zu Schaden.
"Tja, dieser Zwischenfall macht das schöne Zuspiel zunichte. Robbins hat den Quaffel – sie umfliegt Wroclawski und passt zu Thomas. ... Ah! Das wär' beinahe schiefgegangen, aber Thomas hat gefangen! – He, das reimt sich sogar ... Ja, jetzt steht Weasley frei, sie fliegt auf Shelley zu, doch da kommt ein Klatscher von Scantlebury – Schade!"
Die beiden Slytherin-Treiber fanden auch langsam ins Spiel. Sie holten Ginny fast von ihrem Besen und brachten Slytherin wieder in Ballbesitz.
Es dauerte zwar eine Weile, aber dennoch lagen Gryffindor letztendlich mit 160:0 weit vorne. Jetzt war Slytherin geschlagen, selbst wenn ihr Sucher den Schnatz fing, denn es sah nicht so aus, als würden sie es noch zu einem Tor bringen.
Trotzdem versuchten sie es weiter. Snape hatte wirklich Recht mit seiner Aussage über die Wurfweite – Urquhart hatte einen enorm kräftigen Arm und verlegte sich jetzt darauf, den Quaffel über das ganze Spielfeld hinweg zu seinen vor Gryffindors Tor wartenden Kameraden Wroclawski und Park zu schleudern.
Beim ersten Mal klappte es, nützte ihnen aber nichts, da Demelza Park den Quaffel vor der Nase wegschnappte.
Beim zweiten Mal klappte es nicht ganz, weil Jimmy Peakes den großen roten Ball mit einem hart geschlagenen Klatscher aus der Bahn brachte, aber leider fing Mordred Hazlewood, der Slytherin-Sucher, ihn ganz beiläufig auf und gab ihn an Wroclawski weiter, während er mit den Augen weiter nach dem Schnatz suchte.
"Langsam zeigt sich ja sogar soetwas wie Taktik bei Ihrer Mannschaft, Severus!" sagte Annekatrin zu ihrem Sitznachbarn, der mit finsterem Gesicht das Spiel verfolgte.
"Tun Sie bloß nicht so, als wüssten Sie, was das ist!" fauchte er sie durch zusammengebissene Zähne an.
"Pöh!" erwiderte Annekatrin. Sie war beleidigt. Seine Rhetorik verlor gerade ziemlich an Eleganz.
"Und da versuchen es Park und Wroclawski erneut. Sie fliegen in einer Schraube umeinander und spielen sich den Quaffel zu. Der ist unberechenbar! Interessante Taktik – was wird daraus wer-Ah! ... Ja, da war der Torversuch. Sehr schöner Block von Finnigan! Sein erster Auftritt als Hüter und als Quidditch-Spieler überhaupt."
Der Quaffel fiel herunter und wurde von Ginny in einem atemberaubenden Sturzflug verfolgt. Doch sie war zu langsam und der Ball schlug einen Krater in den Pulverschnee.
Ginny bremste und beugte sich vorsichtig hinunter um den Ball wieder aufzuheben, ohne dabei vom Besen zu fallen. Annekatrin bemerkte, wie Peter Scantlebury einen Klatscher, der auf ihn zugeflogen kam, fing und unter seine Robe steckte. Das war bestimmt nicht zulässig, doch Madame Hooch sah Ginny zu und merkte nichts.
Ginny saß inzwischen schon wieder auf dem Besen und zischte nach oben, wobei sie den Quaffel lässig zu Dean Thomas warf.
Natürlich machte der sich sofort auf in Richtung Slytherin-Tor, wurde aber von einer eilends formierten Mauer aus Park, Urquhart und Wroclawski aufgehalten. Urquhart riss ihm den Quaffel förmlich aus den Händen und jagte mit den beiden anderen den ganzen Weg zurück. Sie flogen in einer engen Dreiecksformation mit Urquhart unten in der Mitte, sodass der Quaffel für die Gryffindors fast unerreichbar war.
Ein Klatscher von Coote traf Park an der Schulter, doch er biss die Zähne zusammen und flog weiter.
Wie ein Geschoß raste die Gruppe auf Seamus Finnigan zu, der es offensichtlich mit der Angst bekam. Kurz vor dem Tor drehten Park und Wroclawski zu beiden Seiten ab, sodass Urquhart freie Bahn hatte.
Er holte aus und warf und – Finnigan bekam einen Klatscher an den Kopf, geschlagen von Scantlebury.
Der Hüter kippte von seinem Besen und der Quaffel ging durch den Torring.
Dies war das erste Tor für Slytherin.
Das Stadium hatte sich aufgespalten in eine große Gruppe, die erschrocken aufschrie und sich die Hände vor den Mund schlug, und eine kleine Gruppe – in Grün und Silber – die jubelte und grölte.
Madame Hooch blies in ihre Pfeife und schaute in den Himmel, während sie zu Seamus flog, der bewusstlos im Schnee lag.
Annekatrin machte sich zwar teuflische Sorgen um den Jungen, schaute aber trotzdem ebenfalls nach oben. Da schwebte Lilian Donahue und starrte entsetzt auf ihren abgestürzten Mannschaftskameraden, während Mordred Hazlewood einige Meter neben ihr gemütlich den Schnatz aus der Luft pflückte.
Die restlichen Slytherins brauchten eine Weile, bevor sie mitbekamen, dass sie soeben ein Unentschieden gegen Gryffindor erzielt hatten. Wahrscheinlich hatten sie mit einem so schnellen Spielende gar nicht gerechnet und hofften, das Tor sei nur der Auftakt zu einigen weiteren.
Als Hauslehrerin war Annekatrin verantwortlich für Seamus und sollte schnell bei ihm sein. Also stand sie auf und eilte zur Brüstung der Tribune. Sie stützte sich mit der linken Hand auf dem schmalen Holzrand ab und schwang sich darüber. Hinter sich hörte sie die erschrockenen Rufe ihrer Kollegen verhallen, während sie etwa zehn Meter tief fiel und dann sanft auf der Oberfläche des Schnees landete. In wenigen Sekunden war sie bei dem Verletzten und kniete sich neben ihm nieder.
So langsam bemerkte auch das Publikum, dass das Spiel zuende war, nicht zuletzt weil Nandini Chandrasekhar mehrere Male lautstark wiederholte, dass Hazlewood den Schnatz gefangen hatte. Es erhob sich eine Melange aus Jubel, Buh-Rufen und erhitzten Diskussionen über den Zustand des Gryffindor-Hüters.
Madame Hooch versuchte gerade, mit Sean zu sprechen, doch der Junge blieb reglos. Sie legte zwei Finger an seinen Hals und sagte nach einem Moment: "Glück gehabt, er ist nur bewusstlos.“ Sie atmete auf.
Der Schnee hatte Seamus Aufprall gedämpft, aber an seinem Kopf war eine hässliche Platzwunde. Sie sah wohl schlimmer aus, als sie war, denn Kopfwunden bluten immer sehr stark; trotzdem zückte Annekatrin schnell ihren Zauberstab und heilte die Wunde. Dann weckte sie Seamus auf, damit er ihr sagen konnte, wo er Schmerzen hatte und welcher Art. Nicht dass sie ihn bewegte, wenn er vielleicht seine Wirbelsäule verletzt war.
Es zeigte sich, dass er sich nichts gebrochen hatte, und so hob ihn Annekatrin hoch und trug ihn hinauf zur Krankenstation.

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Beitragvon Wehwalt » Mo 11 Sep, 2006 22:37

Oh Zilla, Du übertriffst dochmit jedem Post alle bereits vorhandenen Erwartungen! Zum ersten Male fand ich Quidditch spannend.
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Zilla
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Beitragvon Zilla » Sa 16 Sep, 2006 02:12

Tut mir leid, dass ich euch gerade so auf dem Trockenen sitzen lasse, aber ich habe ein bisschen viel zu tun. -_-°
Dafür gibt es diesmal ein längeres Stück.


Kapitel 9 - Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier

Langsam näherte sich der November dem Ende und es schneite immer mal wieder, aber meistens herrschten starker Wind und Regen vor.
Annekatrin vertrieb sich ihre Freizeit damit, bei Kakao und Kerzenschein die unzähligen Bücher der Hogwarts-Bibliothek zu lesen, oder Spaziergänge durch die Berge zu machen, wenn das Wetter es mal gut meinte.
Einmal begleitete sie auch Hagrid, der nach seinem Bruder sehen wollte, und lernte so ihren ersten Riesen kennen.
Am Samstag vor dem ersten Advent spielten Gryffindor gegen Hufflepuff und zum Glück hatte sich Seamus vollständig erholt und war bereits, sich erneut ins Spiel zu stürzen.
Das Thermometer zeigte fünf Grad und ein ekelhafter Nieselregen ging hernieder, als Annekatrin morgens aus dem Fenster sah.
Die Decke in der großen Halle zeigte ein einheitliches Grau und so richtig hatte niemand Lust, das Spiel zu verfolgen. Die Stimmung war nicht mal halb so enthusiastisch wie beim vorherigen Match.
Snape hingegen hatte nichts von seinem Enthusiasmus verloren, wenn es darum ging, Annekatrin unter die Nase zu reiben, dass Slytherin trotz seiner unerfahrenen Spieler Gryffindor ebenbürtig gewesen war.
Mit wehendem Umhang kam er in die große Halle geschritten, als Annekatrin gerade ein Honigbrötchen verzehrte, setze sich neben sie und musterte sie abfällig, während sie versuchte, den Beschmierungsgrad ihrer Hand- und Mundregion in erträglichen Grenzen zu halten. Natürlich geschah es in genau diesem Moment, dass ihr das Brötchen beim Abbeißen aus der Hand rutschte und das äußere Stück gegen ihre Nasenspitze klappte.
Jetzt half nur noch eines gegen den zu erwartenden Spott: Snape tief in die Augen sehen und ganz aufreizend die Fingerspitzen ablutschen. Soetwas verunsicherte ihn immer zutiefst und nahm eventuellen Bemerkungen über ihre Unfähigkeit, ein Brötchen zu essen ohne sich das Gesicht einzusauen, den Wind aus den Segeln.
Gerade wollte Annekatrin zum Gegenschlag ausholen, da raunte er:
„Na, haben Sie es geschafft, sich ein paar beleidigende Sätze auszudenken, mit denen Sie Sprouts Mannschaft schmähen können?“
Annekatrin schaute zu ihm hinüber. Er blickte auf dem Tisch umher und hatte den Angriff des Killerbrötchens gar nicht gesehen.
„Nein. Die fallen mir immer nur ein, wenn ich Sie sehe!“ sagte sie lächelnd.
„Sie verletzen mich zutiefst!“ spottete Snape.
„Tja – ich lerne halt von den Besten.“ antwortete Annekatrin spitz.
„Da waren Sie aber eine schlechte Schülerin!" behauptete er und wollte wohl andeuten, dass ihre 'Gemeinheiten' langweilig und harmlos waren.
Doch Annekatrin fasste es bewusst anders auf.
„Selbstironie, Severus? Das passt ja gar nicht zu Ihnen!" Sie nahm einen Schluck Kakao für eine dramatische Pause. „Ich habe Sie wohl falsch eingeschätzt. Ich dachte immer, Sie seien sich gar nicht im Klaren darüber, wie furchtbar Ihr Verhalten wirklich ist.“
„Mein Verhalten richtet sich ganz nach dem Gegenüber.“ meinte Snape kühl und nahm sich ein paar Löffel gebackene Bohnen.
„Das würde ja bedeuten, es könnte auch Menschen geben, zu denen Sie nett sind.“ überlegte Annekatrin, „Die würde ich gern mal kennenlernen.“
Snape erwiderte nichts. Er starrte mit zusammengebissenen Zähnen auf seinen Teller.
„Alles okay?“ erkundigte sich Annekatrin besorgt.
„Sie werden sie noch früh genug kennenlernen und ich glaube nicht, dass Sie es genießen werden.“ prophezeite der Mann mit düsterem Gesicht. „Fast alle, die ich für meine Freunde hielt, sind Todesser und damit jetzt meine Feinde. Und die, die ich nicht ausstehen konnte, arbeiten jetzt mit mir zusammen. Ich gebe zu, es fällt mir schwer, mein Verhalten anzupassen.“
Snapes Tonfall war schneidend und voll unterdrücktem Zorn. Aber es schwang auch Verbitterung darin mit. Annekatrin hatte das Gefühl, dass er es im Innersten bedauerte, seine früheren Vertrauten verraten zu haben und jetzt ohne Freunde oder Kameraden auskommen zu müssen. Sie wünschte sich, sie könnte ihm zur Seite stehen.
Oder war dieses knappe Eingeständnis gar ein verdeckter Hinweis darauf, dass er immer noch den Todessern gegenüber loyal war?
Beunruhigung stieg in Annekatrin auf. Hoffentlich war er wirklich auf ihrer Seite.
„Warum sind Sie überhaupt ausgestiegen?“ wollte sie wissen.
„Ich hatte meine Gründe.“ lautete Snapes Antwort. Seine Stimme war wieder kalt wie immer. Der kurze Moment, in dem sie einen Blick auf seine Gefühle hatte erhaschen können, war vorüber.
„Übrigens ist unser Spion, der nach Fortescue und der unbekannten Substanz Ausschau halten sollte, ist inzwischen zurückgekehrt.“ meinte er nach einem Bissen Toastbrot.
„Und? Ist etwas dabei herausgekommen?“ fragte Annekatrin aufgeregt.
„Nein.“ Snape schnaubte verächtlich, „Er hat es zwar geschafft, Greyback zum Dunklen Lord begleiten zu dürfen, doch er ahnte, dass sie ihn bereits verdächtigen. Und als er zum zweiten Mal zum Dunklen Lord eingeladen wurde, witterte er eine Falle. Er hat also aufgehört, herumzuschnüffeln und ist mit eingezogenem Schwanz zu McGonagall zurückgekrochen. Er wollte offenbar kein so großes Risiko für unsere Sache eingehen...“
''...wie ich' meint er wohl.' dachte Annekatrin
Snapes Stimme war voller Abscheu gegenüber dem anderen Spion. War er etwa eifersüchtig? Fühlte er sich irgendwie in seiner Position bedroht? Oder steckte etwas anderes hinter seiner Abneigung?
„Einen Hinweis auf die Substanz oder auf Fortescue hat er nicht gefunden.“ fuhr er fort, „Ich hatte wohl Recht und der Plan, der Fortescue beinhaltete, wurde längst verworfen.“
‚Na hoffentlich!’ dachte Annekatrin, immer noch beunruhigt.

Das Spiel gewannen Gryffindor mit 170:60 und alle waren erleichtert, dass sie endlich wieder ins Warme konnten. Den Rest des Tages verbrachten die meisten vor den Kaminen in ihren Gemeinschaftsräumen.
Glücklicherweise hielt diese kurze Schlechtwetterphase nicht lange an und es wurde schnell wieder kälter. Eigentlich viel zu kalt für diese Jahreszeit. Bereits zum dritten Advent war das Eis auf dem See dick genug, um einen Menschen zu tragen.
Also, warum nicht aus der Not eine Tugend machen?
Die Mädchenclique um Romilda Vane betrat zuerst die jungfräuliche Eisfläche, aber sobald Annekatrin ihre Stundenplanung für die nächste Woche fertig hatte, schnappte sie sich ihre Schlittschuhe und ging ebenfalls zum See hinunter.
Viele Kinder – vor allem die Erstklässler – hatten keine Schlittschuhe mitgebracht, aber nun, da sie den anderen zusahen, bekamen sie auch Lust und hatten schließlich die glorreiche Idee, sich mit Hilfe ihrer Zauberkräfte selbst Schlittschuhe zu erschaffen.
Leider waren die Transfigurationsversuche an einigen trockenen Ästen nicht besonders erfolgreich, aber zu ihrem Glück kam gerade Professor McGonagall vorbei und versorgte nach einiger Überredungskunst den ganzen bettelnden Haufen mit den Objekten ihrer Begierde.
Nach und nach kamen immer mehr Schüler aufs Eis und letztendlich versammelte sich fast die gesamte Schule am Seeufer.
Professor Sprout stellte ihnen ein altes, verzaubertes Grammophon aus ihren Jungendtagen zur Verfügung, das den See mit Mozart, Hayden und Tschaikowski beschallte, und Hausmeister Filch installierte auf McGonagalls Anweisung hin mehrere Laternen am Strand, die ihr weiches Licht auf die Eisläufer warfen, als es dämmrig wurde.
Die Lehrer saßen auf den Bänken, schauten dem vergnügten Treiben zu, unterhielten sich über dieses und jenes und ließen sich von den Hauselfen, die an einem Tisch Glühwein, Tee und warmes Butterbier an frierende Schüler ausschenkten, heiße Getränke bringen. Annekatrin war bald bei ihnen, bald auf dem Eis, wo sie den Mädchen Pirouetten und einfach Sprünge beibrachte oder den Heerscharen derer, die sich auf ihren Allerwertesten gelegt hatten, wieder aufhalf.
Sogar Snape gesellte sich zu seinen Kollegen, auch wenn die Schüler der Meinung waren, er täte das nur, weil jetzt keiner mehr im Schloss war, dem er hätte Punkte abziehen oder Strafarbeit aufbrummen können, und ihm da oben langweilig geworden war.
Naja, und weil die Damen und Herren Professoren nun schon mal da saßen, dauerte es natürlich nicht lange, bis sie von den Schülern aufgefordert wurden, doch ebenfalls aufs Eis zu kommen.
Unter Johlen und Applaus erhob sich McGonagall endlich seufzend und erschuf sich ein paar Schlittschuhe. Sie setzte vorsichtig einen Fuß auf das Eis.
"Darf ich Ihnen behilflich sein?" fragte Annekatrin höflich und reichte der Rektorin ihren Arm.
"Danke, meine Liebe." antwortete diese und hielt sich fest.
Gemeinsam liefen sie eine Runde über den See. McGonagall war nicht ungeschickt, nur ein bisschen aus der Übung und auch nicht mehr die Jüngste.
Die anderen Lehrer folgten nun. Professor Sinistra war ziemlich gut, während Professor Sprout sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte. Sie lachte, als sie mit ausgestreckten Armen über das Eis rutschte und dabei die Balance zu halten versuchte. Zwei Hufflepuff-Siebtklässler ergriffen ihre Hände und sorgten dafür, dass sie nicht hinfiel.
Professor Flitwick huschte behände zwischen den Schülern hindurch und forderte Professor Trelawny auf, mit ihm ein Stück zu laufen, anstatt sich an ihren Schal zu klammern und ständig zu prophezeien, dass jemand einbrechen würde.
Es war ein Heidenspaß für alle.
Die einzigen, die sich von der Eisfläche fern hielten, waren Hagrid, der zu schwer war, Madame Hooch, die keine Lust hatte, und Snape, der um seinen Ruf fürchtete. Er saß mit verschränkten Armen da und ließ sich von Madame Hooch berieseln, die ihm gerade erzählte, welchen berühmten Quidditch-Talenten sie allen das Fliegen beigebracht hatte.

Auch die Auroren, die keinen Wachdienst hatten, und die freiwilligen Helfer waren mit von der Partie. Tonks lief Hand in Hand mit einem Mann über das Eis, den Annekatrin noch nie gesehen hatte. Sie fuhr zu den beiden hinüber und begrüßte Tonks fröhlich.
„Wotcher, Anne!“ sagte diese, „Tolle Stimmung hier, nicht?“ Sie lächelte glücklich.
„Ja, schön, dass es schon so kalt geworden ist.“ stimmte ihr Annekatrin zu und rieb sich etwas fröstelnd die Hände.
„Ach ja, hier, jetzt lernst du ihn endlich mal kennen!“ bemerkte Tonks und schob den Mann neben sich ein Stück zu Annekatrin hinüber. „Das ist mein Schatz, Remus Lupin."
"Professor Lupin?" fragte Annekatrin freudig erstaunt nach. Sie hatte schon von ihm gehört.
"Das war ich mal, ja." bestätigte er verlegen lächelnd.
Annekatrin strahlte. "Schön, Sie mal persönlich kennenzulernen. Meine Schüler sind voll des Lobes über sie. Ich erinnere mich da an Aussagen wie '... der einzig gute VGDK-Lehrer, den wir je hatten ...'"
Lupin wurde noch verlegener und sagte schnell: "Da wurde aber bestimmt noch ein '... außer Ihnen natürlich ...' angefügt."
"Äh ... ja." jetzt war es an Annekatrin, verlegen zu werden, auch wenn sie sehr stolz darauf war, dass sie bei den Schülern gut ankam.
"Das waren sicher die Siebtklässler..." vermutete Lupin; dann wurde er von Tonks unterbrochen.
"Also, wenn ihr noch 'ne Weile braucht um euch gegenseitig zu versichern, wie toll ihr doch seid, dann gehe ich uns mal Glühwein holen.“ verkündete sie schmunzelnd und drehte sich um.
„Du bist klasse, danke!“ rief Annekatrin ihr nach, als sie zum Ufer fuhr.
„Das ist sie wirklich.“ murmelte Lupin mit einem sanften Blick auf seine Liebste, die sich gerade wortreich bei einem Drittklässler entschuldigte, den sie versehentlich umgefahren hatte.
„Sie aber auch.“ sagte Annekatrin anerkennend. “... Als Lehrer, meine ich. Das meiste, was meine Schüler wissen, haben sie von Ihnen gelernt, oder zumindest die Grundlagen. Ich habe mich bei meinem Lehrplan teilweise auf ihren gestützt, auch wenn ich aus aktuellem Anlass ein paar Veränderungen vornehmen musste.“
„Was bringen Sie ihnen denn so bei?“ wollte Lupin wissen.
„Naja, in der ersten Klasse vor allem, wie man sich bei Gefahr aus dem Staub macht, und ansonsten kleine, bösartige Viecher wie Kappas und Erklinge. Später kommen dann Dunkle Humanoiden dran, also Vampire, Werwölfe et cetera; auch Banshees und Inferi. Dann halt je nach Klassenstufe Gegenflüche, Abwehrzauber und immer wieder Möglichkeiten, den Gegner abzulenken und zu überraschen. Außerdem mache ich in jeder Klasse ein paar Stunden zu Schwarzen Magiern in der Geschichte.“
„Faszinierend! Das gibt mir richtig Hoffnung, dass sie nicht ganz so wehrlos sind, wenn es hart auf hart kommt.“ sagte Lupin und löste damit in Annekatrin wieder eine Welle aus Stolz und Verlegenheit aus.
In dem Moment kam Tonks zurück, eine volle Tasse in der Hand und ihren Zauberstab in der anderen, mit dem sie zwei weitere Tassen vor sich her schweben ließ.
"Hier, nimm mir die mal ab, bit- Oh verdammt!" Tonks hatte Annekatrin die eine Tasse in die Hand drücken wollen, doch war etwas zu hektisch gewesen und gegen Annekatrins Finger gestoßen, sodass sich der Wein über Annekatrins weißen Mantel und ihre Schlittschuhe ergoss.
„Oh, das tut mir Leid, entschuldige.“ sagte sie schnell und machte ein unglückliches Gesicht.
„Halb so wild. Zum Glück habe ich das Zaubern noch nicht ganz verlernt.“ sagte Annekatrin und entfernte den Fleck mit einem Evanesco von ihren Sachen.
„Wieso 'ganz'?“ fragte Tonks verwundert, während sie und Lupin die beiden anderen Tassen vorsichtig aus der Luft nahmen „Bist du gerade dabei, es zu verlernen?“
„So ungefähr.“ meinte Annekatrin lachend und steckte ihren Zauberstab weg. „Es scheint so, als würden Physiomagi immer schlechter im normalen Zaubern, je stärker ihre anderen Fähigkeiten werden. Die Magietheoretiker der EMG sagen, das läge...“ sie stellte sich in Positur und äffte ihren Magietheorie-Professor nach, „... ‚an der zuuunehmenden Fokussiiierung des bi-o-ma-gischen Fel-des, was ... eine Separiiierung einzelner Wirk-men-gen ... behindert’. Heißt: Die Magie konzentriert sich im Körper und lässt sich nicht mehr so leicht in Zauber packen.
Mein Vorgesetzter bekommt als einziges noch einen Patronus hin, ansonsten ist er selbst mit einem einfachen Schwebezauber überfordert. Aber dafür kannst du ihm zehn Betäubungszauber vor den Latz knallen oder ihn anzünden oder aus einem Flugzeug werfen und er lacht dich nur aus. Ich warte nur darauf, dass er anfängt, durch massiven Fels zu gehen.“
Die drei plauderten noch eine Weile über alle möglichen magischen Absonderlichkeiten, während sie ihre Tassen lehrten. Es war auch äußerst interessant, mehr über Tonks Metamorphose-Fähigkeiten zu erfahren.
Annekatrin wurde ein bisschen neidisch, als sie sah, wie vertraut Tonks und Lupin miteinander waren. Sie schienen sehr glücklich zu sein und jeder von ihnen war bemüht, dem anderen Gutes zu tun, sei es mit Worten oder Taten. Es waren kleine Gesten, die ihre tiefe Liebe füreinander zeigten.
Annekatrin wünschte sich, es wäre zwischen Severus und ihr genauso, aber ob es jemals soweit kommen würde, stand in den Sternen.
Snape machte natürlich keinerlei Anstalten, nett zu ihr zu sein. Zur Zeit saß er immer noch auf der Bank und beobachtete das Treiben, wobei jedes Mal, wenn jemand hinfiel, ein amüsiertes, etwas bösartiges Lächeln seine Lippen umspielte.
‚Lustige-Pannen-TV für böse Zauberer.’ dachte Annekatrin, halb belustigt, halb missbilligend und spürte sofort wieder das vertraute Kribbeln durch ihren Bauch rieseln, als sein Blick sie streifte.
Sowohl Hagrid als auch Madame Hooch hatten ihn verlassen. Hagrid stand direkt am Ufer und unterhielt sich mit ein paar Schülern und Madame Hooch war nach drei Tassen Glühwein doch in Stimmung geraten und stand jetzt auf dem Eis, wo sie mit den Armen ruderte und nicht von der Stelle kam.
Annekatrin hatte eine Idee. Sie entschuldigte sich bei Tonks und Lupin, und glitt dann mit kleinen Schritten dicht am Ufer entlang hinüber zu Snape; in der Hand noch immer ihre Glühweintasse. Es war eine echte Leistung, nichts zu verschütten, vor allem auf dem kurzen Stück zwischen Eis und Bank.
"Hier, großer Meister der Schadenfreude, trinken Sie, damit Sie nicht noch erfrieren!" forderte sie Snape lächelnd auf, als sie ihm die Tasse reichte.
Er zögerte und antwortete dann mit einem Seitenblick auf Madame Hooch: "Wollen Sie etwa, dass ich so ende wie sie?"
"Dann könnten Sie wenigstens Besen fliegen." entfuhr es Annekatrin, bevor sie darüber nachdenken konnte.
Snapes Augen verengten sich. "Wer hat behauptet, ich würde das nicht können?" fauchte er. Offenbar hatte Annekatrin einen Nerv getroffen. War das Fliegen etwa eine seiner Schwächen?
Annekatrin setzte sich jetzt an Snapes Seite auf die Bank.
"Ach Severus, ich mache mir doch nur Sorgen um Ihre Gesundheit. Es ist kalt und Sie sitzen schon ziemlich lange hier. Sie sollten sich aufwärmen." sagte sie jetzt und schaute ihn mit großen Augen an. Er musterte sie als überlege er, was sie mit dieser Vorführung bezwecke, aber dann nahm er die Tasse und nippte daran.
Nachdem er, den Blick steif nach vorne gerichtet, einige Schlucke getrunken hatte, setzte er sie wieder ab und hielt sie in den Händen um sich daran zu wärmen.
Annekatrin beobachtete ihn von der Seite. Sie fand, dass er entschieden zu reserviert war und wollte ihn gern ein wenig necken.
"Wussten Sie, dass ich das Motiv des Überreichens eines Bechers schon öfter in Liebesgedichten als Zeichen romantischer Zuneigung gefunden habe?" fragte sie ihn ganz im Tone leichter Unterhaltung.
So leicht ließ sich Snape nicht schockieren. Zwar sah er sie schnell an, doch er schaffte es, sein Gesicht unbeteiligt erscheinen zu lassen.
„So? In welchen denn?“ fragte er skeptisch.
„Nunja,“ begann Annekatrin und legte den Kopf schief, „Bei Goethe zum Beispiel, im 'König von Thule', ist ein goldener Becher das Geschenk einer liebenden Frau an ihren Gatten. Und dann gibt es auch ein Gedicht von Hugo von Hoffmannsthal. Das habe ich mal irgendwo gelesen. Moment...“
Sie zog ihren Zauberstab aus dem Gürtel und vollführte eine zierliche Geste damit.
Translare“ sagte sie und deklamierte dann:

Sie trug den Becher in der Hand
- Ihr Kinn und Mund glich seinem Rand-,
So leicht und sicher war ihr Gang,
Kein Tropfen aus dem Becher sprang.


Ähm ... – ach ja, genau:

So leicht und fest war seine Hand:
Er ritt auf einem jungen Pferde,
Und mit nachlässiger Gebärde
Erzwang er, dass es zitternd stand.

Jedoch, wenn er aus ihrer Hand
Den leichten Becher nehmen sollte,
So war es beiden allzu schwer:
Denn beide bebten sie so sehr,
Dass keine Hand die andre fand
Und dunkler Wein am Boden rollte.


Das ist schön, nicht?“
Snape schaute wieder starr nach vorn. „Wie gut, dass ich nicht auf einem Pferd sitze, sondern auf einer hölzernen Bank, sonst könnte ich ja fast auf die Idee kommen, Sie wären in mich verliebt.“ sagte er schneidend.
„Wenn Sie ein bisschen netter zu mir sind, überleg' ich's mir vielleicht.“ meinte Annekatrin lieblich.
Snape stand auf, drückte ihr die Tasse heftig in die Hand, sodass der Glühwein fast herausschwappte und fauchte: „Dann sollte ich mich wohl geehrt fühlen.“
Dann stapfte er davon.
„Och, Mann!“ grummelte Annekatrin verärgert, „So ein gefühlsblinder Volltrottel!“

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Beitragvon Wehwalt » Sa 16 Sep, 2006 03:09

Nun mß ich leider einen Doppelpost anbringen. Weiß der Geier, warum sonst niemand was zu sagen hat: So ein hübsches Winterkapitelchen wieder, dessen Überschrift ich allerdings nicht recht verstehe.
Zum Tranküberreichen hätte Anne auch aus dem ersten Akt Walküre vorsingen können: "Des seimigen Metes süßen Trank mögst du mir nicht verschmähen." Darauf er: "Schmecktest du ihn mir zu" Tiefe ernste Blicke .. und die Dinge nehmen ihren Lauf. Aber der Hoffmannsthal ist auch süß.
Ich hoffe, daß mit der mißglückten Lupin-Mission die Fortescue-Waffe noch nicht aus der Welt ist. Die war so ein grandioser Einfall.
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Beitragvon Zilla » So 17 Sep, 2006 04:08

Zum Thema Überschrift: Vergiss die Überschrift! Ignorier die Überschriften einfach! Ich bin darin echt nicht gut... -_-°

Hey, das ist toll. Noch ein Beispiel für die Verbindung zwischen dem Überreichen eines Trankes und der Liebe...
Ich glaube aber nicht, dass es gut gekommen wäre, wenn die beiden plötzlich angefangen hätten, Arien zu trällern. (Oder sind's Rezitative? Ich kenne diese Oper nicht.) Ich glaube, dann hätte man ihnen den Glühwein ganz schnell weggenommen.

Natürlich ist die nicht aus der Welt! Die Fortescue-Waffe taucht schneller wieder auf, als uns lieb ist.

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Beitragvon Wehwalt » So 17 Sep, 2006 11:48

Hihi ... stimmt. Solange unsere Lehrer nicht etwa eines Tages darauf verfallen sollten, uns als Hausaufgabe ein Opernlibretto verfassen zu lassen, würde mich ein singender Snape sehr verblüffen.
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Beitragvon Denkarius » Di 19 Sep, 2006 02:21

Hallo Zilla, gratuliere zu einem weiteren gut gelungenen Kapitel. Das mit Snape am zugefrorenen See ist ja wirklich köstlich...

Freue mich schon auf den nächsten Teil... :D aber lass Dich nicht drängen...
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Beitragvon Zilla » Fr 22 Sep, 2006 12:18

Zur Zeit sieht es leider nicht so aus, als könnte ich noch vor dem 30.09. ein neues Kapitel veröffentlichen. :-(
Ich bin hier gerade bei so einem Praktikum und hier stehen die I-Net-Computer für die Schüler mitten im Gang und es gibt keine Stühle davor, und andauernd rennt jemand hinter einem vorbei und schaut einem über die Schulter - da habe ich echt keine Ruhe.
Ich muss mal noch ein bisschen was basteln, dafür brauche ich etwas Ungestörtheit.
Vielleicht kann ich heute Abend nochmal, aber ich kann euch nichts versprechen...

Vielen Dank für Ihr Verständnis.

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Beitragvon Darco » Sa 23 Sep, 2006 22:38

und weiter
Darco
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( Hauslos )-give me a house plz-

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Beitragvon Illuminata » Fr 29 Sep, 2006 11:22

*Auf morgen, den 30.09. freu* ;-)

Ich hoffe, Zilla, du hast dann wieder mehr Ruhe und postest uns was neues! :D
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Beitragvon Wurmschwanz » Sa 30 Sep, 2006 10:38

So, bin dann auch malö auf deine FF gestossen! Zum Glück! denn sie gefällt mir wirklich sehr sehr gut, weil die idee auch echt klasse ist und so... mach weiter so! freue mich auf den nächsten Teil!

If you don't live for something you will die for nothing...

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Beitragvon Zilla » So 01 Okt, 2006 17:45

Vielen Dank für die nette Rückmeldung euch allen!
Ja, jetzt bin ich wieder zu Hause und kann mal ein bisschen weitermachen.


Achso, Wehwalt: Die unverständliche Überschrift bezieht sich auf einen Kindervers. Mir fiel gerade ein, dass du den vielleicht nicht kennen könntest, auch wenn ich das für sehr unwahrscheinlich halte.
Trotzdem für alle Fälle:

"Advent, Advent,
ein Lichtlein brennt.
Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier,
dann steht das Christkind vor der Tür."

Ggf. wird noch angefügt:

"Und wenn das fünfte Lichtlein brennt,
dann hat's das Christkind wohl verpennt."

Bzw. das ganze mit dem Weihnachtsmann in nichtchristlichen Haushalten.

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Beitragvon Zilla » So 01 Okt, 2006 17:52

Dieser Vorstoß in Richtung romantischer Beziehung war reichlich missglückt.
Frustriert nahm trank sie einen tiefen Schluck Glühwein. Wie konnte sie Snape ein bisschen gnädiger stimmen? Und ihm zeigen, dass ihr wirklich etwas an ihm lag? Es schien ja so zu sein, dass er ihre - zugegeben meistens in Neckereien verpackten - Hinweise als Spott auffasste und nicht glaubte, dass sie es ernst meinen könnte.
‚Ein Beweis meiner aufrichtigen Liebe…' überlegte Annekatrin, 'Na klar: Ich könnte ihm etwas zu Weihnachten schenken!'
Nur was?
‚Irgendwas Kleines, Nettes, Nützliches reicht sicher schon... Ein totes Tier für sein Büro vielleicht?' dachte sie nicht ganz ernsthaft. Ihr fiel ein Zeitungsartikel ein, den sie vor einigen Jahren mal gelesen hatte. Darin ging es um eine Maus, der ein menschliches Ohr auf dem Rücken implantiert worden war.
'In Formaldehyd eingelegt wäre sie zweifellos eine Bereicherung für seine Sammlung. Und es wäre auch sicher kein Problem, in ein Muggel-Forschungslabor einzubrechen...' Annekatrin grinste sardonisch und etwas angeekelt vor sich hin und schüttelte dann den Kopf. 'Nein - Nie im Leben!'
Doch dann kam ihr plötzlich eine Idee. Ein Tier, ja, und weiß könnte es auch sein, allerdings...

In den nächsten Tagen apparierte Annekatrin häufig in ihr Haus in Deutschland, wo sie sich für lange Zeit in das Bastelzimmer im Erdgeschoss zurückzog.
Sie stattete auch einem gewissen Zoohändler einen Besuch ab und zeigte ihm ein paar Fotos, die bewiesen, dass er auf einem Treffen eines verbotenen schwarzmagischen Zirkels gewesen war.
Die Fotos hatte sie natürlich gefälscht. Sie wusste, dass der Mann dort gewesen war, konnte es aber nicht beweisen. Hätte sie echte Fotos gehabt, hätte sie sie sofort ihrem Vorgesetzten gegeben.
Aber zum Glück fiel der Zoohändler darauf herein und so verließ Annekatrin den Laden mit einem kleinen, aber sehr kostbaren Tütchen.


Das Schloss wurde immer heimeliger, je näher Weihnachten rückte. In ihrem Zimmer stellte Annekatrin einen Lichterbogen und eine Pyramide und andere Erzgebirgische Holzkunst auf, damit sie wenigstens ein Stückchen Heimat in Hogwarts hatte, während der Rest der Schule fest in der Hand von Mistelzweig und Stechpalme war.
Die Gänge wurden nun fast nur noch vom Fackelschein erleuchtet, weil es selbst während der kurzen Tage nie richtig hell wurde. Tiefhängende, dicke Wolken bedeckten den Himmel und es schneite unaufhörlich. Der Schnee war unangenehm nass und wenn man auch nur zum Gewächshaus ging, hatte man danach völlig durchweichte Schuhe.
In der letzten Woche vor den Ferien fand endlich die Simulationsstunde im siebenten Jahr statt. Ilka, die Illusionsweberin aus Annekatrins Einheit, reiste nach Hogwarts und erschuf in dem leergeräumten VGDK-Raum Illusionen von all den finsteren Dingen, gegen die die Schüler Abwehrzauber üben sollten.
Die Stunde wurde einträchtig als ‚supertoll' eingestuft und war wohl das Aufregendste, das je im Unterricht gemacht worden war. Annekatrin freute sich, als sie merkte, dass ihre Schüler sich wirklich effektiv gegen die von Ilka simulierten Bedrohungen wehren konnten. Mittlerweile konnten alle einen Patronus beschwören und einen mittelschweren Feuerzauber wirken, und sogar eine zeitlang dem Imperius-Fluch widerstehen.
Und Ilkas Illusionen waren nicht nur bloßer Schein… Schmerzen, Trauer und hypnotische Befehle - alle Effekte, die ein Dementor oder ein Fluch oder der Angriff eines Inferius hatte, konnte sie vollkommen realistisch nachahmen.
Annkatrin war stolz auf ihre Schüler, dass sie sich auch in Ernstsituationen so hervorragend schlugen.

Auch die letzte Verteidigung-ohne-Zauberstab-Stunde war ein Erfolg.
"Uff!" keuchte Annekatrin, nachdem Snape sie beim freien Training mit einem Handballenstoß unters Kinn und einem Schlag in die Nieren auf die Matte geworfen hatte. (Natürlich hatte sie sich nicht gewehrt - er sollte es ja üben.)
"Ausgezeichnet!" lobte sie ihn, während er triumphierend auf sie herabgrinste.
Schnell ergriff sie Snapes Fußknöchel, schlang ein Bein von vorn um seine Hüfte und brachte das andere hinter seine Kniekehlen, sodass er - als sie mit dem oberen Bein drückte - nach hinten umkippte und auf dem Rücken landete. Wie war das mit dem Hochmut und dem Fall?
"An Ihrem Stand müssen Sie noch arbeiten!" meinte sie lächelnd, als sie einen Beinhebel andeutete, um ihm zu zeigen, dass sie ihm jetzt ziemlich wehtun könnte, "Aber schöner 'Sturz rückwärts'!"
Annekatrin war erstaunt, wie gut Snape geworden war. Nach den ersten drei Kursstunden hatte sie nicht geglaubt, dass er wiederkommen würde, aber er war tatsächlich am nächsten Samstag wieder aufgetaucht und hatte sich verbissen daran gemacht, jede Technik zu üben bis er sie perfekt beherrschte. Vielleicht tat er das, um es ihr irgendwann heimzahlen zu können, dass sie ihn lächerlich gemacht hatte, und um zu verhindern, dass sie es wieder tun konnte, und vor allem, um dafür zu sorgen, dass den Schülern der Spott verging. Oder vielleicht tat er es auch nur, weil es ihm ein Gefühl der Überlegenheit gab, anderen Menschen mit wenigen Handgriffen große Schmerzen zufügen zu können.


Kapitel 10 - ... dann war die Anne vor der Tür


Nachdem sie morgens geholfen hatte, die Große Halle zu dekorieren - sie hatte wieder mit Hagrid zusammengearbeitet und mit ihm zwölf makellose Tannen aus dem Wald geholt - verbrachte Annekatrin den Heiligen Abend in Deutschland zusammen mit Senshi, Ilka, Para und Anton. Sie alle genossen Ilkas ausgezeichnete Kochkünste und spielten danach diverse Gesellschaftsspiele. Es wurde sehr lustig und der Abend verging wie im Fluge.
Es war schon um drei, als Annekatrin sich verabschiedete und wieder nach England apparierte. Hogwarts lag still und friedlich unter einer dicken Schneedecke. Der wachhabende Auror am Haupttor war erst misstrauisch, aber nachdem die üblichen Sicherheitsprozeduren durchgeführt worden waren und er sie mit einem Geheimnissensor überprüft hatte, ließ er sie ein. Sie wechselten noch ein paar Worte und Annekatrin erzählte ihm, dass sie mit Freunden in ihrer Heimat gefeiert hätte und deshalb so spät nachts noch unterwegs sei. Sie erörterten kurz die Unterschiede zwischen Deutschland und England in Bezug auf die Bedeutung von Heiligem Abend und erstem Weihnachtsfeiertag und dann ging Annekatrin in ihr Quartier zurück.
Obwohl sie todmüde war, öffnete sie eine Schublade in der Kirschholzkommode und entnahm ihr einige seltsame Sachen.
Sie schlich damit vor Snapes Zimmertür und platzierte die Gegenstände auf dem Boden. Nach kurzem Überlegen wirkte sie einen Unsichtbarkeitszauber darüber, sodass nur Severus die Sachen würde sehen können, solange sie dort lagen und er sie nicht wegnahm. Ihren Namen hatte sie doch nicht darangeschrieben; irgendwie hielt sie es nicht mehr für eine gute Idee.

~*~*~*~*~*~*~~~*°*~*°*~~~***~~~*°*~*°*~~~*~*~*~*~*~*~

Was am nächsten Morgen passierte, bekam Annekatrin nicht mit, weil sie noch immer in ihrem Bett lag und selig schlummerte.
Severus hingegen war schon relativ früh munter und hoffte, in aller Ruhe das Frühstück einnehmen zu können, bevor die Schüler in die Große Halle einfielen wie die Heuschrecken.
Als er die Tür öffnete, wäre er fast über ... Dinge ... gestolpert, die kurz hinter der Schwelle lagen. Er verharrte und hockte sich dann langsam hin, um sie in Augenschein zu nehmen.
In einem sorgfältig arrangierten Häufchen Tannenreisig saß ein Wesen, das wohl eine Art Hasen darstellen sollte. Es war aus feinem, weißem Frotteestoff genäht, hatte übertrieben lange Ohren und trug zu allem Überfluss eine Weihnachtsmannmütze. Es saß mit ausgestreckten Hinterbeinen da wie ein Mensch und lächelte ihn an!
Vor dem Hasen lag ein Geschenkpaket, das genauso groß war wie das Wesen selbst; trotzdem sah es aus, als würde es Severus das Paket überreichen wollen. Dieser besah sich diese eigenartige Ansammlung eine Weile und nahm dann seinen Zauberstab zur Hand.
Das war mit Sicherheit eine Falle!
Er sprach einige Zauber, die eventuelle Gefahren aufspüren sollten, aber seine Überprüfung ergab, dass die Gegenstände völlig harmlos waren. Hatte Albus das in Auftrag gegeben? Zuzutrauen wäre es ihm, aber irgendwie entsprach es nicht ganz seinem Stil. Zu wenig nützlich und zu wenig symbolhaft, auch wenn Albus manchmal eine ähnlich schwer nachvollziehbare Auffassung von Humor hatte. Gehabt hatte.
Severus griff den Hasen mit zwei Fingern am Genick und hob ihn hoch. Die Weihnachtsmannmütze fiel herunter. Das Tier hatte große, glänzend blaue Augen und einen aufgenähten rosa Mund. Offenbar war es mit einem Zauber belegt, der es zu einfachen Bewegungen und einer stilisierten Mimik befähigte, denn es schaute jetzt ernst und hielt Severus mit der Pfote ein kleines Kärtchen hin. Der nahm das Kärtchen entgegen und schlug es auf.
Zuletzt geändert von Zilla am Mo 04 Dez, 2006 01:01, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Illuminata » Mo 02 Okt, 2006 12:16

*freu*
Hatte ja schon Entzugserscheinungen ;-)
Jetzt hoffe ich mal, dass es so schön regelmäßig weitergeht wie am Anfang :D
Was steht wohl in dem Kärtchen...?
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