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[HP] Wie man einen Job entflucht

Wehwalt
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Beitragvon Wehwalt » So 27 Aug, 2006 16:45

Warum denn diese Bedenken? Ein wunderschönes Kapitelchen. Ein bißchen "Kill-Bill"-mäßig. Sollen wir eine eventuelle Verfilmung der FF mit Uma Thurman zu besetzen versuchen?
Und außerdem ein gutes Kompendium an Zaubersprüchen für solche, die die meisten immer wieder vergessen :oops: und den Unterschied zwischen Stupor und Petrificus Totalis nicht parat haben.
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Zilla
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Beitragvon Zilla » So 27 Aug, 2006 16:52

So, nach dem ganzen Kapitel gestern gibt es heute nur ein Häppchen:


Kapitel 5 - Nette und weniger nette Leute
... und Leute, die absolut nicht nett sind!


So langsam fand Annekatrin Kontakt zu den anderen Menschen in Hogwarts. Bisher war nur McGonagall ihr Ansprechpartner gewesen. Die anderen Mitglieder des Orden des Phönix' schienen misstrauisch zu sein und redeten nicht viel mit ihr. Auch mit den restlichen Auroren und Freiwilligen hatte sie nicht viel zu tun. Doch nach den ersten paar Verteidigung-ohne-Zauberstab-Stunden hatte sich Annekatrin einigen Respekt von den anderen Erwachsenen in Hogwarts verdient; die Schüler waren sowieso begeistert von ihr (manche der jungen Männer sogar etwas zu begeistert).
Von den englischen Auroren fiel Annekatrin vor allem die Hexe, die geholfen hatte, Snape ins St. Mungos zu bringen, immer wieder auf, weil sie meistens mit pink gefärbten Haaren herumlief und etwa in ihrem Alter war.
Einmal begegnete Annekatrin ihr, als sie gerade zum See hinunter wollte, und schaute ihr wie immer mit einem amüsierten Lächeln hinterher. Doch diesmal drehte die andere sich um.
"Schöne Frisur!" sagte Annekatrin, bevor die Frau denken konnte, sie hätte was gegen sie, "Die Farbe gefällt mir!"
Die Hexe lachte ein bisschen und meinte: "Danke! Ich hätte sie sonst geändert." Das sollte wohl ein Scherz sein, aber Annekatrin hatte das Gefühl, etwas nicht verstanden zu haben.
"Nein." sagte sie zögerlich, "Ich bin sowas gewöhnt. In meiner alten Einheit wären Sie damit gar nicht aufgefallen."
"Wieso? War Pink da Pflichthaarfarbe?" fragte die Hexe belustigt.
Annekatrin lachte. "Nein, aber wir hatten eine Menge schräger Vögel dabei. Ich gehörte zu einer Sondereinheit, die nur aus Zauberern mit speziell ausgeprägten Kräften besteht. Wir haben..." Sie zählte mit den Fingern auf. "...zwei Zeitwechsler, einen Legilimentor, eine Seherin, eine Illusionsweberin und zwei Physiomagi, wobei der eine Zeitwechsler auch gleichzeitig ein Physiomagus ist. Und das - nunja - bin ich."
"Was ist ein Physiomagus?"
"So nennen wir Zauberer, die Magie benutzen, um ihre körperlichen Fähigkeiten zu verstärken.
Naja, auf jeden Fall sehen ein paar von den Leuten ziemlich ... ungewöhnlich ... aus. Gefärbte Haare sind da fast schon ein Muss, alles andere wäre ja langweilig. Jeder versucht, sich ein unverwechselbares Outfit zuzulegen; wahrscheinlich damit die Todesser sie wiedererkennen und weglaufen. So wie Warnfarben bei Wespen oder giftigen Salamandern, wissen Sie?"
Die Hexe lachte. "Wirkt es denn?" wollte sie wissen.
"Bei den meisten… Wir haben ja in Deutschland sowieso nicht solche Probleme mit diesem Gesindel. Kaum einer von denen hat wirklich Kontakte zu Voldemort oder dessen Vertrauten. Das sind alles nur Nachahmer und nicht besonders mutig. Meistens reicht es, wenn die EMG ein paar Leute hinschickt, und plötzlich vergessen sie all ihre rassistischen Überzeugungen und verdrücken sich." erzählte Annekatrin.
"Ich wünschte, hier wäre es genauso!" seufzte ihre Gesprächspartnerin, "Wir haben schon viele gute Leute verloren und noch mehr Zivilisten." Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Kein Wunder: Der größte Verlust – Albus Dumbledore – lag noch nicht lange zurück.
"Sind Sie eigentlich im Orden des Phönix?" fragte Annekatrin sie.
"Ja, ich gehöre dazu." bestätigte sie und als hätte sie Annekatrins Gedanken gelesen: "Sie denken wohl gerade an Dumbledore?"
Annekatrin nickte.
Die andere senkte den Kopf. "Hmmm, für uns war es natürlich besonders schlimm, weil Dumbledore für uns nicht nur eine Art Galionsfigur oder ..." sie gestikulierte unsicher "... Schutzgott war, sondern ein Freund. Und jetzt ist er weg." Ihre Stimme war leise geworden und sie wandte sich mit feuchten Augen von Annekatrin ab und sah über den See hinweg. "Verdammter Snape!" flüsterte sie.
"Glauben Sie denn, dass er daran Schuld hat?" forschte Annekatrin nach.
Die junge Hexe drehte ihr den Kopf wieder zu und sah sie nachdenklich an.
"Ich weiß nicht. Ich glaube, er hat das alles sehr geschickt eingefädelt und es irgendwie geschafft, dass alles so aussieht, dass es zu seinen Gunsten ist." erklärte sie.
"Sie können ihn nicht leiden." stellte Annekatrin mit sanfter Stimme fest, sprach aber eher zu sich selbst. Sie dachte über das nach, was die Hexe gesagt hatte.
Diese gab einen Laut von sich, irgendwo zwischen einem Schnauben und einem abfälligen Lachen.
"Sie etwa?" fragte sie.
Annekatrin antwortete nicht gleich. Sympathisch war Snape wirklich nicht, aber fast schon bewundernswert gerissen und eloquent. Das machte ihn irgendwieinteressant.
"Ich kann mir noch keine Meinung über ihn bilden." sagte sie schließlich, was die pinkhaarige Hexe, die sie erwartungsvoll angesehen hatte, nicht zu befriedigen schien.
Sie verzog das Gesicht und platzte heraus: "Er war so gemein zu...", brach dann aber ab und meinte: "Ach egal! Erzählen Sie mir lieber noch mehr von Deutschland; das interessiert mich!"
"Klar, gern!" stimmte Annekatrin überrascht zu, "Ich wollte eigentlich gerade zum See hinunter. Möchten Sie mitkommen? Wir könnten uns dort unten auf eine der Bänke setzten und weiterreden."
Die andere stimmte zu und die beiden Frauen gingen hinunter ans Ufer und suchten sich eine Bank aus.
"Ich bin übrigens Tonks." sagte die Hexe und streckte Annekatrin die Hand hin.
Annekatrin ergriff sie und antwortete: "Ich weiß. Wir haben uns doch schon auf dem Flug zum St. Mungos getroffen.“
„Ich wusste nicht, ob Sie sich meinen Namen gemerkt haben.“ meinte Tonks.
„Habe ich.“ sagte Annekatrin, „Er war so ungewöhnlich… Ist das ein Spitzname? Wenn ja – Woher haben Sie den? Und wie heißen Sie wirklich? – Achso, und ich heiße übrigens Annekatrin."
Tonks lachte. "Oh je! Das sind aber viele Fragen auf einmal." sagte sie, "Also – in Wahrheit heiße ich 'Nymphadora' und 'Tonks' ist mein Nachname. Ich habe ihn mir nicht ausgedacht."
"Ahh, so verhält sich das." sagte Annekatrin, "'Nymphadora' hat Ihnen wohl nicht gefallen?"
"Nein!" antwortete Tonks, als wäre das selbstverständlich, "Wie kann man sein Kind nur so nennen?"
"Ich finde ihn eigentlich sehr schön. Aber offenbar mögen viele Leute, die solche ausgefallenen Namen haben, sie nicht. Die Seherin aus meiner Einheit, von der ich erzählt habe, heißt 'Paracelsia', besteht aber darauf, 'Para' genannt zu werden." erzählte Annekatrin.
"'Paracelcia'? Oh ja – das ist genauso schlimm wie 'Nymphadora'!" erklärte Tonks mit Überzeugung.
Die beiden jungen Frauen sahen einander an und lachten.
Tonks sprach zuerst wieder: "Gibt es bei euch in Deutschland eigentlich viele reinblütige Familien?"
"Nein, eigentlich fast gar keine mehr. Vielleicht zwei oder drei. Aber es gibt eine Menge Halbblüter. Mich wundert, dass wir nicht schon längst aufgeflogen sind. Die deutschen Zauber bleiben nicht so sehr unter sich wie die englischen, wissen Sie!?"
"Was meinen Sie damit?"
Annekatrin erklärte es ihr: "Naja – die Kinder besuchen Muggel-Schulen und lernen Magie nur zu Hause und später im Studium. Außerdem haben wir keine eigene Währung und es gibt kaum einen Zauberer, der nicht einen Videorecorder bedienen oder Auto fahren kann. Wir gehen denselben Hobbys nach wie die Muggel, wir leben in denselben Häusern – meistens jedenfalls – und nicht wenige Zauberer haben ganz normale Muggel-Berufe und nutzen Magie nur für private Zwecke."
Tonks sah sie eigenartig an. Annekatrin erwartete schon, die andere würde sagen: 'Klingt langweilig!' oder: 'Wie können sie nur?', doch Tonks fragte lediglich: "Was ist ein Videorecorder?"

Die beiden verbrachten noch eine Weile am See und unterhielten sich. Annekatrin erklärte Tonks die Funktionsweise einiger Muggel-Geräte und führte ihr ihren Discman vor. Natürlich war es ein magisch verbessertes Modell: Es war auf einen Bruchteil seiner normalen Größe geschrumpft worden und schwebte mit winzigen Flügeln wie ein Kolibri in der Nähe des Kopfes des Trägers, während es ihm die Musik vorsang. So wurde man nicht durch Kabel behindert und konnte den Discman sogar beim Schwimmen mitnehmen – er blieb immer über der Wasseroberfläche.
Tonks erzählte ihr dafür von der Auroren-Ausbildung in England und von den Missionen, die sie schon durchgeführt hatte. Es klang ziemlich spannend, aber auch gefährlich. In Deutschland war nur halb soviel los.
Irgendwann wurde es ihnen zu kalt und außerdem hatten sie beide noch zu tun, deshalb gingen sie wieder hoch zum Schloss und versprachen einander, sich später weiter zu unterhalten.

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Beitragvon Zilla » Mo 28 Aug, 2006 14:04

Ah, du hast es verschoben...

Warum diese Bedenken... Erstens, weil Anne 'ne Show abzieht, und zweitens, weil es eben so Kill-Bill-mäßig (naja, eigentlich eher Matrix- oder Appleseed-mäßig) ist, was vielleicht nicht jedem im HP-Universum willkommen ist.
Verfilmen will die FF bestimmt auch keiner und schon gar nicht Uma. :-)

Trotzdem vielen Dank für die Aufmunterung!
Das Feedback ist des FF-Schreibers Brot.

Auch dir ganz lieben Dank, Fee!

Azrael
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Beitragvon Azrael » Mo 28 Aug, 2006 14:29

Hallihallo,
Zilla ich find deine FF echt klasse, freu mich schon drauf wie's weitergeht, vor allem das Snape da is gefällt mir ^^ Ich schau jeden Tag rein ob es schon ein neues Kapitel gibt. ^^ Bin ja mal gespannt auf den Rest.
LG, Azrael

Zilla
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Beitragvon Zilla » Di 29 Aug, 2006 02:49

So, auf Bitten einer einzelen Dame kommt der heutige Teil mal rund 13 3/4 Stunden früher als sonst.


Die zweite Person, die den Sprung in Annekatrins Bekanntenkreis schaffte – wenn auch nicht auf so positive Weise wie Tonks –, war Argus Filch. Eigentlich tat er nichts Unrechtes, aber sein übertriebener Hang zu Ordnung gepaart mit einer Abneigung gegen selbstständiges Denken ließ ihn bei Annekatrin einen schlechten Start erwischen.
Es war nämlich so, dass all die tollen Fähigkeiten, über die die junge Frau verfügte, ihr nicht einfach in den Schoß fielen, sondern stetiges Üben erforderten. Das war der Grund, weshalb Annekatrin sich jeden Morgen bereits kurz vor sieben aus ihrem Himmelbett quälte, sich in ihre Sportsachen warf und durch die stillen Gänge nach unten lief.
Die Morgendämmerung begann gerade erst und Nebel lag über den Wiesen um das Schloss. Allmählich setzte Annekatrin sich in Trab und lief zum Haupttor. Der diensthabende Auror war noch ziemlich müde und hielt sich an einer Tasse heißem Kaffee fest, die ihm ein Hauself gebracht hatte.
Die Straße nach Hogsmeade war ebenfalls von Nebel bedeckt, der jedes Geräusch schluckte. Es schien, als wären sämtliche Lebewesen aus der Welt verschwunden. Noch nicht einmal Vögel waren zu sehen.
Hogsmeade selbst lag auch noch tief im Schlaf, nur eine einsame Eule landete auf einem Dachfirst und steckte den Kopf unter den Flügel um zu warten, bis jemand ihren Brief in Empfang nehmen könnte. Sie kam wohl von weit her und hatte die Flugzeit überschätzt.
Annekatrin lief die leere Hauptstraße entlang.
Am Ortsausgang schlossen sich weite Wiesen an, auf denen sie ein bisschen querfeldein laufen konnte und so ihre Umsicht in hügeligem Terrain schulen.
In einem weiten Bogen kehrte sie zur Straße zurück, auf der sie am Anfang des Schuljahres in einer Kutsche vom Bahnhof zum Schloss gefahren worden war.
Langsam ging die Sonne auf und warf ihr blasses Licht auf die kleine Bahnhofshalle und das Gleis, das sich hinter den Ausläufern des Verbotenen Waldes verlor.
Annekatrin überquerte die Schienen und lief ein Stück am Waldrand entlang. Hinein konnte sie nicht, weil der Zaun, der die Hogwarts-Ländereien umgab, auch dieses Stück des Waldes einschloss.
An einer großen Fichte, die durch mysteriöse Umwelteinflüsse all ihre Äste auf der einen Seite verloren hatte, machte die junge Frau kehrt und rannte Richtung Bahnhof zurück.
Kurz nachdem sie ihn erneut passiert hatte, verließ sie die Straße und lief zum Ufer des Sees, auf dessen anderer Seite Hogwarts lag.
Sie verharrte einen Augenblick und atmete tief ein und aus.
Die Aussicht war herrlich, auch wenn es der Sonne an Kraft fehlte, die Szenerie richtig zu beleuchten. Das Schloss thronte auf der Klippe, die von einem durch den See abgeschnittenen Berghang gebildet wurde, und wurde nur von den schroffen Gipfeln im Hintergrund überragt.
Das Dorf lag irgendwo links davon hinter einem flachen Hügel verborgen.
Annekatrin holte eine Plastiktüte und eine Schwimmbrille aus der Bauchtasche ihrer weißen Trainingsjacke und zog diese dann aus. Die Schwimmbrille setzte sie auf und in die Tüte packte sie ihre Schuhe, bevor sie sie mitsamt der Hose und den Socken in die Jacke einknotete. Dann zog sie ihren Zauberstab aus einer schmalen Hülle, die mit einem Riemen um ihre Hüfte geschnallt war, und translokierte das Paket ans andere Ufer, unterhalb des Weges, der hinauf zum Schloss führte.
Jetzt trug sie nur noch ein Bustier und kurze Hosen in Neongrün und Schwarz.
Langsam watete sie in den See hinein. Das Wasser wurde schnell tiefer und schon nach wenigen Metern verlor sie den Boden unter den Füßen.
Annekatrin begann zu schwimmen. Immer abwechselnd Brust, Rücken, Kraul, dann wieder Brust, Rücken...
Hogwarts rückte allmählich näher. Ab und zu tauchte die Sonne in einem der seltenen Wolkenlöcher auf und ließ das Wasser verführerisch glitzern. Natürlich war es trotzdem eiskalt, aber dank einer einfachen physiomagischen Technik konnte Annekatrin ihre Körpertemperatur konstant halten.
An manchen Tagen schwamm der Tintenfisch ein Stück mit, aber heute ließ er sich nicht blicken. Annekatrin fragte sich immer wieder, wie dieses Salzwasserwesen im See überleben konnte und was es fraß, doch ganz offensichtlich ging es ihm hier ausgezeichnet.
Das Tier war gewaltig und hätte sie leicht ertränken oder zerreißen können, doch es zeigte schwimmenden Menschen gegenüber nur sanfte Neugier.
Wenn sie gerade wieder mit den Beinen paddelnd auf dem Rücken dahintrieb, redete sie gern mit dem grauen Kopffüßer, der mit nach hinten gestreckten Tentakeln neben ihr das Wasser durchschnitt wie eine schwimmende Insel.
Vielleicht verstand er sie sogar.
Inzwischen hatte sie fast das andere Ufer erreicht und freute sich bereits auf eine heiße Dusche und ein leckeres Frühstück.
Dann fühlte sie ihre Zehen den Grund berühren und stieg aus dem Wasser. Ihre Sachen lagen immer auf einem Findling und warteten auf sie.

Annekatrin starrte auf den Stein und glaubte es einfach nicht: Da waren keine Sachen.
Sie waren weg. Oder vielleicht nie dagewesen? Hatte sie vielleicht einen Fehler beim Translokieren gemacht? Hatte sie ihre Sachen woanders hin gezaubert? Oder vielleicht ganz und gar ins magische Nirvana geschickt?
Seltsam. Würde denn jemand in der Schule Sportkleidung stehlen?
Letztendlich kam sie zu der Entscheidung, dass sie sich erstmal anziehen gehen sollte, und ihre Sachen später suchen. Also lief sie hoch zum Schloss.
Inzwischen waren viele Schüler bereits aufgestanden und die ersten fanden sich in der Großen Halle ein um zu frühstücken. Entsprechend belebt war auch die Eingangshalle.
Die Kinder staunten nicht schlecht, als sie ihre Lehrerin barfuss, halbnackt und immer noch nass über den Marmor tappen sahen. Vor allem die jungen Männer der Klassen 4 bis 7 staunten.
„Hat jemand von Ihnen meine Sachen gesehen?“ fragte sie die Schüler. Die schüttelten den Kopf.
„Was stehen Sie hier herum? Haben Sie vergessen, wie man läuft?“ hörte man plötzlich eine tiefe Stimme sagen, deren Besitzer wohl der Erfinder des Wortes 'Sarkasmus' war.
Snape schob die Schüler beiseite und trat in den freien Raum zwischen ihnen und Annekatrin.
Er schaute seine Kollegin an.
Seine Gesichtszüge entgleisten.
Das war bestimmt das erste Mal seit langer Zeit, dass Severus Snape schockiert war. Es verschlug ihm sogar die Sprache, was Annekatrin bisher für unmöglich gehalten hatte.
„Haben Sie meine Sachen gesehen? Die waren unten am See.“ fragte sie ihn unschuldig.
Da kam wieder Leben in den Zaubertränke-Meister.
Snape vollführte eine ausladende Geste mit gestrecktem Zeigefinder.
„Verschwinden Sie hier, los!“ herrschte er die Schüler an, die sich schleunigst aus dem Staub machten.
„Hundert Punkte Abzug für den, der Mrs Schützer nackig sieht.“ legte ihm Annekatrin in den Mund. Es machte ihr irgendwie Spaß, Snape zu ärgern. Er war so leicht reizbar.
Snape schaute zurück zu ihr und konnte es nicht fassen. Seine linke Hand schwebte noch immer in der Luft; sein Blick war entsetzt.
„Wie können Sie es wagen...!?“ keuchte er, „Hat ihnen die Direktorin etwa nichts über die hiesige Kleiderordnung erzählt?“
Der Arm sank herab.
„Oh doch,“ antwortete Annekatrin, „aber ich nahm an, das beziehe sich nur auf Situationen, in denen mich jemand sehen kann. Dort unten am See war ich bisher immer alleine und ich habe mich stets wieder angezogen, bevor ich hierher zurück ging. Bis heute – als plötzlich meine Kleider verschwunden waren.“
„Warum müssen Sie sich überhaupt ausziehen?“ fragte Snape überflüssigerweise.
Annekatrin lachte leise. „Ja, Sie würden natürlich in Robe schwimmen gehen, aber ich verspüre keine gesteigerte Lust, zu ertrinken.
Und wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden – ich möchte mich gern anziehen gehen.“
Sie schritt an ihm vorbei und steuerte auf die breite Marmortreppe zu.
„Warten Sie!“ rief Snape ihr nach.
Erstaunt drehte Annekatrin sich um. Snape schälte sich gerade aus seiner Robe.
„Ich kann Sie so nicht herumlaufen lassen. Ziehen Sie das über!“
Er reichte ihr die Robe und stand jetzt nur in weißem Hemd und schwarzer Weste da.
Annekatrin lächelte verblüfft. „Danke.“ sagte sie irritiert.
Sie nahm das Kleidungsstück an und zog es über. Natürlich war es viel zu lang, aber sie hielt es mit der einen Hand vorne zusammen und raffte es mit der anderen, sodass es nicht auf dem Boden schleifte.

Sofort nach dem Frühstück hängte sie eine Notiz an die Tür der Großen Halle und in jeden Gemeinschaftsraum, mit dem Inhalt, wer die Kleidung entwendet habe, solle sie bitte zurückgeben. Als Anreiz stellte sie Straffreiheit in Aussicht, im Gegensatz zu dem Fall, dass die Sachen später bei dem Verantwortlichen gefunden würden.
Es dauerte keine Stunde, da stand Hausmeister Filch vor dem VGDK-Klassenzimmer und reichte Annekatrin ein weißes Bündel.
Er hätte heute seinen morgendlichen Kontrollrundgang etwas früher gemacht und das Bündel am Ufer gefunden. Und weil Kleidungsstücke nichts am Seeufer zu suchen haben, hätte er es konfisziert.
Annekatrin hätte Filch am liebsten durchgeschüttelt und einen Idioten geschimpft, weil er nicht mal auf die Idee gekommen war, der Besitzer der Kleidung könnte sich im See befinden und sie vermissen, doch statt dessen bedankte sie sich mit einem gequälten Lächeln und bat ihn, sie das nächste Mal liegen zu lassen.
Wahrscheinlich hatte Filch geglaubt, die Kleidung gehörte einem Schüler, und hatte sie deshalb extra mitgenommen.

In der Stunde danach hatte sie die Hufflepuff-Drittklässler. Sie mochte diese Klasse, weil sie sich besonders anstrengte. Es waren keine großen Talente unter ihnen, aber sie waren auch nicht völlig unfähig und übten sehr fleißig.
„Hallo, ihr Lieben!“ begrüßte sie die Kinder gutgelaunt, nachdem sie ihre Tasche auf den Lehrerstuhl gestellt hatte.
„Als Aufwärmübung verwandelt ihr alle mal eure Schulbänke in weiche Matten. Und die Stühle in Kissen.“ wies sie die Schüler an.
Die guckten ein bisschen verwirrt, fingen aber gleich darauf an, mit diversen Zaubern zu experimentieren. Sie hatten längst aufgehört, sich bei Annekatrin über irgendetwas zu wundern.
Nach einiger Anstrengung hatten sie es immerhin geschafft, die Tischplatten mit einer Stoffhülle zu versehen.
„Na, das ist doch schonmal ganz gut, dafür dass ihr den genauen Zauber nicht kanntet. Eigentlich ist er auch noch viel zu schwer für euch, aber: Wer sich hohe Ziele steckt, erreicht zumindest die niedrigen.“
Annekatrin zog ihren Zauberstab und zeichnete ein liegendes Oval in die Luft.
Culcita.“ intonierte sie deutlich.
Die Beine der Schulbank schnipsten nach oben, als wären sie aus Gummi und im nächsten Augenblick krachte die Tischplatte auf den Boden. Sie war jetzt etwas dicker und ganz weich.
Die Schüler sprachen den Zauber nach und es verwandelten sich immer mehr Schulbänke in Matten, bis sie den Raum damit auslegen konnten. Natürlich geschah dabei das eine oder andere Missgeschick, was im besten Falle eine prächtige Federkernmatratze ergab und im schlechtesten dazu führte, dass die fragliche Schulbank plötzlich wie wild durchs Klassenzimmer sauste und mehrere Schüler umwarf.
„Nein, Roberta, es heißt ‚Culcita’ und nicht ‚Concita’.“ korrigierte Annekatrin das Mädchen, das den Zauber gewirkt hatte, freundlich, nachdem sie die Schulbank mit einem gezielten „Impedimenta!“ davor bewahrt hatte, sich aus dem nächsten Fenster zu stürzen.
Schließlich fuhr sie mit ihrer Lektion fort.
„Heute bringe ich euch den Limp Limb Jinx bei – den Fluch der schlaffen Glieder.“ kündigte sie an. „Er lähmt die Skelettmuskeln und macht den Gegner bewegungsunfähig. Er ist nicht so stark wie die Ganzkörperklammer, dafür aber einfacher. Und man kann im Gegensatz dazu die Leute danach platzsparend zusammenrollen.
Mit etwas Konzentration kann man die Wirkung auch verzögert einsetzen lassen, was in manchen Situationen vielleicht nützlich ist. Die Inkantation lautet: 'Artus laxus'“
Annekatrin wies die Schüler an, sich paarweise zusammenzufinden und den Fluch aneinander auszuprobieren.
Zehn Minuten später fingen die ersten an, wie Gummipuppen auf die Matten zu sinken – unfähig zu sprechen oder auch nur den Arm zu heben – und dort zu verharren, bis ihre Übungspartner sie mit einem Finite erlösten.

Padfoot201182
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Beitragvon Padfoot201182 » Di 29 Aug, 2006 03:46

Das Feedback ist des FF-Schreibers Brot.

Kommt mir bekannt vor *lacht*

So und nun bin ich mal wieder an der Reihe. Erst einmal: Entschuldige, das ich nicht was geschrieben habe, aber ich hab gar nicht mitbekommen das die Geschichte schon so weit fortgeschritten ist. Und danke für das extra Kapitelchen für mich um halb vier nachts.

Was soll ich sagen ausser: Wow. Wirklich die Recherchen über das Potterversum haben sich gelohnt. Das Kapitel über den Wizgamot, als hätte es in Kooperation mit JK statt gefunden.
Ich liebe Snapes herablassende, arrogante Art und die hast du perfekt rüber gebracht.
Das selbst er mal sprachlos wird, finde ich auch sehr toll und läßt ihn nur weiter an mein Herz wachsen.

Ich frag mich nur gerade ob ich die Robe wieder abgegeben hätte an Annekatrins Stelle *unschuldig pfeift* und das trotz fettigen Haaren.

Auch diese kleine Anekdote passt zu Snape. Wirklich toll.
Finde die kleine Sache mit dem Riesenkraken auch sehr schön, mochte den schon die ganze Zeit und das du ihn nicht vergißt find ich klasse.

Resultat: Beide Daumen energisch nach oben.
Menschen mögen vergessen,
was du ihnen gesagt hast,
aber sie erinnern sich immer daran,
welches Gefühl du in ihnen ausgelöst hast.

Zilla
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Beitragvon Zilla » Di 29 Aug, 2006 14:08

Vielen Dank für das Lob, Azrael und Pad! *kriegt das gerührte Freudenfeixen nicht aus dem Gesicht*

Doch, sie muss die Robe wieder abgeben, das ist ganz dolle superwichtig!
Werdet ihr morgen sehen... ;-)

Azrael
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Beitragvon Azrael » Di 29 Aug, 2006 19:02

was? erst morgen? :( naja Geduld ist auch ne Tugend ^^ freu mich schon.

Zilla
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Beitragvon Zilla » Mi 30 Aug, 2006 02:24

Als Annekatrin nach der letzten Stunde in ihr Zimmer zurückkam, fiel ihr Blick auf Snapes Robe, die sie zum Trocknen auf einem Bügel an die Querstange des Betthimmels gehängt hatte. Sie sollte ihm das Kleidungsstück am besten gleich zurückbringen.
Mit der zusammengefalteten Robe über dem Arm lief sie den Gang entlang zu Snapes Zimmer.
Sie klopfte an und wartete.
Niemand antwortete.
Sie klopfte noch einmal, doch alles blieb still.
Daraufhin eilte sie hinunter in die Verliese, wo sich Snapes Büro befand.
Doch dort war er ebenfalls nicht.
Ratlos stand Annekatrin eine Minute lang vor der verschlossenen Tür, bevor sie sich entschloss, in den Klassenzimmern nachzusehen, obwohl sie sich keinen Erfolg davon versprach.
Das reguläre Zaubertränke-Zimmer war leer und totenstill, und ein weiteres, viel kleineres, war abgeschlossen. Es blieb also noch das dritte, welches nur selten benutzt wurde.
Etwas eingeschüchtert durch die tiefe Stille, die im Keller herrschte, versuchte Annekatrin unbewusst, selbst ebenfalls keinen Laut zu verursachen. Vorsichtig drückte sie die Klinke des Klassenzimmers herunter und bemerkte zu ihrer Überraschung, dass die Tür unverschlossen war. Sie öffnete sie einen Spalt und spähte hinein.
Und tatsächlich hielt sich Snape in dem Raum auf. Er stand am Lehrertisch und rührte versonnen in einem zierlichen Messingkessel. Wahrscheinlich war der Schreibtisch in seinem Büro mit Papierkram überladen, so wie bei Annekatrin, deshalb hatte er sich einen anderen Ort gesucht, und dann dieses Zimmer gewählt, weil er hier seine Sachen auch mal über Nacht stehen lassen konnte, ohne dass sie am nächsten Tag beim Unterricht störten.
Annekatrin war drauf und dran, die Tür weiter zu öffnen und hineinzugehen, doch dann zögerte sie.
Snapes Gesicht sah ungewohnt aus. Es dauerte einen Augenblick, bis sie bemerkte, dass es daran lag, dass er ausnahmsweise nicht böse guckte.
Er war völlig in seine Arbeit versunken und wirkte dabei so ruhig, dass Annekatrin ihn wie gefesselt anstarren musste. Sie war völlig fasziniert von der Tatsache, dass Snape offenbar auch eine Seite hatte, die Freude empfinden konnte. So hatte sie ihn bisher noch nie erlebt.
Unwillkürlich machte sie es sich an ihrem Platz bequem. Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und bereitete sich darauf vor, den Mann länger zu beobachten.
Eigentlich war es nicht besonders interessant, was er tat. Die nächste Viertelstunde verbrachte er damit, diverse Pulver, Flüssigkeiten oder Granulate abzumessen und in den Kessel zu geben, und dazwischen umzurühren.
Annekatrin nutzte die Zeit, sich ihn genau anzusehen. Er trug wieder eine weite, schwarze Robe und strich sich des Öfteren das lange Haar aus dem Gesicht; eine Geste, die Annekatrin sonst überhaupt nicht von ihm kannte. Ihr kam der Gedanke, dass er sich gern hinter seinen Haaren verstecken wollte, und sie ihm deshalb immer ins Gesicht hingen, wenn er unter Menschen war.
Seine Handgriffe waren alle zielgerichtet und konzentriert. Nie erwischte er das Falsche oder stieß gar etwas um, obwohl etwa ein Dutzend Flaschen und Gläser eng um den Kessel herum standen. Es war ein Genuss, ihm bei der Arbeit zuzusehen.
Annekatrin bekam fast nicht mit, wie plötzlich eine kleine Wolke violetten Rauches vom Kessel aufstieg und Snape ihn vom Feuer nahm, weil sie in diesem Moment mit Erstaunen beobachtete, dass ein freudiges Lächeln über sein Gesicht glitt, weil er seine Arbeit mit Erfolg beendet hatte. Sie stand immer noch unbewegt da, als er die Flammen löschte und den Kessel abdeckte.
Doch als er sich auf den Weg zur Tür machte, schreckte sie hoch und bemerkte, dass es ziemlich komisch aussehen würde, wenn er die Tür öffnete und seine Kollegin dahinter fand.
Noch schaute er zu Boden, deshalb wechselte sie schnell den Zeitrahmen und schloss die Tür innerhalb weniger Millisekunden möglichst geräuschlos. Dann klopfte sie laut an und wartete auf ein „Herein!“.
Doch das kam nicht.
Statt dessen riss Snape die Tür auf und hätte sie Annekatrin beinahe gegen die Stirn geschmettert, wenn die junge Frau nicht geistesgegenwärtig zurückgesprungen wäre.
„Ja!?“ fuhr er sie an, „Was kann ich für Sie tun?“ Er klang nicht so, als würde er irgendetwas für Annekatrin tun wollen.
Da war er wieder: Der wohlbekannte, stets feindselige Snape.
„Ich habe Sie gesucht. Wollte Ihnen Ihre Robe zurückgeben.“ hauchte Annekatrin erschrocken und hielt ihm das schwarze Stoffbündel hin.
Überrascht musterte Snape sie und das Bündel. Dann nahm er es mit einer knappen Handbewegung und sagte unfreundlich „Danke.“, bevor er die Tür zuwarf und an Annekatrin vorbei den Gang hinunterschritt.
Diese schaute ihm mit großen Augen nach, in der Hoffnung, er würde bemerken, dass er die Fackeln angelassen hatte, und zurückkommen, aber er verschwand mit wehendem Umhang hinter der nächsten Biegung.
Annekatrin zuckte mit den Schulten, löschte das Licht in dem Klassenzimmer und tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie Snape einfach erschreckt hatte und er deshalb so unfreundlich gewesen war.

Wenig später saß sie wieder an ihrem Schreibtisch und plante die Stunden für die nächste Woche. Zumindest versuchte sie es.
In Wahrheit dachte sie immer noch an Snape.
Immer wieder sah sie vor sich, wie er an seinem Kessel gestanden hatte – seine Züge viel weicher und entspannter als sonst, und irgendwie auch … angenehmer. Vielleicht lag es an dem gedämpften Licht, aber er hatte gar nicht so hässlich ausgesehen wie sonst.
"Verdammt, der Typ geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf!" sagte sie ärgerlich zu sich selbst. 'Er fasziniert mich. Ich wünschte, ich könnte ihn besser kennenlernen.'
'Und das hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass du ihn anziehend findest?' fragte eine höhnische kleine Stimme in ihrem Kopf.
'So ein Quatsch, der Kerl ist potthässlich!' dachte sie erschrocken.
'Aber er hat tolle Augen!' zog sie die Stimme auf.
'Das haben viele Leute. Deswegen stehe ich doch nicht gleich auf ihn!'
'Aber du stehst doch sowieso auf düstere Typen. Und du findest lange schwarze Haare schön!'
'Ja, aber seine sollten dringend mal gewaschen werden!'
'Aber seine Stimme macht dich an!'
'Hör auf mit dem Quatsch! Es gibt absolut keinen Grund für mich, ihn anziehend zu finden. Ich kenne ihn ja gar nicht und das bisschen, was ich von ihm weiß, ist nichts Gutes.'
'Gib's zu, du bist in ihn verliebt!'
'Er ist widerlich! Für so einen muss man sich schämen, wenn man den zum Freund hat.' dachte sie wütend.
'Und trotzdem willst du ihn haben!'
Annekatrin gab einen weinerlichen Laut von sich und schlug vor Verzweiflung die Stirn auf die Tischplatte. Das tat weh, machte die Dinge aber nicht einfacher.
Sie hätte ihm niemals so lange zusehen dürfen! Das war ein so intimer Moment gewesen, dass er ja irgendwelche Gefühle in ihr hervorrufen musste. Es war ein Fehler gewesen!
'Na gut, ich bin in ihn verliebt! Bist du nun zufrieden?' dachte sie resigniert.
'Hmmmmm!' antwortete die Stimme mit einem breiten Grinsen und verschwand.
"Verflucht – ich bin wirklich in ihn verliebt!" sagte sie ernüchtert und hob den Kopf. "Na das kann ja was werden!"
Als hätte dieses Eingeständnis einen Schalter umgelegt, durchfuhr sie plötzlich eine brennende Aufregung. Dieses Gefühl war ähnlich wie das, was sie ergriffen hatte, als sie Snape im Gerichtssaal gesehen hatte, aber noch viel stärker.
Innerhalb weniger Sekunden war die Zukunft plötzlich ein wilder Garten geworden, süß und verlockend, aber auch gefährlich und voller Ungewissheiten. Alles war möglich.
Mit klopfendem Herzen saß Annekatrin an ihrem Schreibtisch und fragte sich immer wieder, ob das, was sie jetzt fühlte, real war oder doch nur Einbildung.
Schließlich sprang sie auf, voller Drang, die Dinge voranzutreiben. Am liebsten wäre sie sofort losgestürmt und hätte Snape freudestrahlend ihre neuste Erkenntnis über sich und ihn mitgeteilt, aber sie konnte sich gerade noch bremsen.
Wahrscheinlich wäre er zwar im ersten Moment platt gewesen, aber dann hätte er sich vermutlich schnell gefangen und Annekatrins Gefühle für ihn als ihre Schwäche erkannt. Wenn sie ihm jetzt schon sagte, was sie für ihn empfand, konnte er sie tödlicher treffen als mit jedem [i]Avada Kedavra[i]. Er mochte sie einfach noch nicht genug und würde es sicherlich genießen, sie abzuweisen. Genau genommen mochte er sie gar nicht.
Seufzend ließ sich Annekatrin auf die Armlehne ihres Bürosessels sinken. Langsam verebbte ihre Erregung wieder. Das Prickeln in ihrer Brust und in ihren Gliedern verschwand und ihr Herz schlug wieder ruhiger.
Sie atmete tief durch und überlegte, was sie nun mit dem Rest des Abends anfangen wollte. Weiterhin die Stunden für die nächste Woche zu planen erschien ihr so banal angesichts der Tatsache, dass sie seit langer Zeit zum ersten Mal wieder richtig verliebt war.
Schließlich kam ihr die Erleuchtung…
Wenige Minuten später stand sie vor einem der vielen leerstehenden Klassenzimmern, die zu Unterkünften für die vielen Gäste – Auroren und freiwillige Helfer – umgewandelt worden waren, und überredete Tonks dazu, mit ihr nach London zu apparieren und ins Kino zu gehen.
Die pinkhaarige Hexe war anfangs skeptisch und völlig verdattert, weil Annekatrin sie so überfiel, aber dann sagte sie zu.
Zum Glück konnte Annekatrin ihr „Austin Powers“ ausreden und sie statt dessen in „Das 5. Element“ schleifen, wo Tonks extrem beeindruckt war von der Fähigkeit der Mangalores, sich als Menschen zu tarnen.
Annekatrin hoffte, dass sie nicht auf die Idee kommen würde, es andersherum zu versuchen.

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Beitragvon Illuminata » Mi 30 Aug, 2006 10:39

Hallo Zilla!
Ich find deine FF einfach toll!
Macht so einen Spaß sie zu lesen!
Und jetzt bin ich ja mal sehr gespannt, wie das mit Annekatrin und Snape weitergeht...
Ich musste so lachen, als sie die Stirn auf den Tisch schlug, das hat mich irgendwie an mich erinnert :lol:
Freu mich schon auf das nächste Kapitel!!

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Beitragvon Zilla » Do 31 Aug, 2006 19:19

Kapitel 6 - Zusätzliche Aufgaben

Nach zwei Wandless-Defence-Stunden beschloss Annekatrin, es mit der Geschwindigkeit gut sein zu lassen und zum nächsten Punkt überzugehen. Die Kraft.
"Ich begrüße euch recht herzlich zur heutigen Stunde." begann sie, wie immer auf dem erhöhten Teil der Halle stehend.
"Zu Beginn werden wir ein paar Übungen machen, die für den kommenden Themenkomplex sehr wichtig sind. Alle Personen unter 50 Jahren und 100 Kilogramm nehmen bitte diese Position ein:"
Sie hockte sich hin und ging dann in den Liegestütz.
Die Schüler guckten irritiert, folgten dann aber ihrer Anweisung. Die jüngeren Lehrer und Gäste brauchten ein paar Sekunden länger und einige blieben ganz stehen.
Bei McGonagall verstand Annekatrin das ja, sie war über 50, und Hagrid war schwerer als 100 Kilogramm, auch wenn sie ihn eigentlich gar nicht gemeint hatte, sondern eher Leute vom Typ Slughorn, aber warum stand Snape immer noch?
"Mein lieber Kollege," sprach sie ihn an, "Sie wollen doch nicht behaupten, dass Sie ein fetter, alter Knacker sind, oder? Also bitte machen Sie mit! Glauben Sie mir – es wird Ihnen nicht schaden!"
McGonagall presste die Lippen zusammen um nicht zu schmunzeln, als sich Snape unter den Augen der versammelten Mannschaft sehr zögerlich hinkniete und dann die geforderte Position einnahm, während er Annekatrin mit brennenden Blicken beschoss.
"Hagrid, Sie können auch mitmachen. Es ging mir eher um die Statur und nicht um das Absolutgewicht." rief sie dem Wildhüter zu, um die grinsenden Schüler von Snape abzulenken. Der Arme musste schon genug Schmach und Schande ertragen, weil sie ihn so herumkommandierte.
"So – und jetzt ... runter!" rief sie und beugte die Arme bis ihr Kinn fast den Boden berührte.
Die Kursteilnehmer taten es ihr nach.
"Und wieder hoch!"
Annekatrin drückte sich schnell wieder nach oben und beobachtete, wie ihr Publikum reihenweise auf dem Bauch liegenblieb. Snape strengte sich rechtschaffen an und war tatsächlich einer der wenigen, die es schafften, den Liegestütz zu vollenden. Er machte aber nicht den Eindruck, als würde er einen zweiten hinbekommen. Annekatrin schenkte ihm einen anerkennenden Blick.
Dann kniete sie sich hin und setzte sich auf ihre Fersen.
"Wie die gestrandeten Wale!" rief sie gespielt tadelnd, "Nein, so kann das nicht weitergehen. Ich wollte euch eigentlich einen Zauber beibringen, der die natürliche Muskelkraft verstärkt, aber ihr habt ja gar keine! Deshalb werden wir erstmal noch ein paar andere Übungen machen."
Sie erntete allgemeines Stöhnen bei dieser Ankündigung.
Und nach ein paar Rumpfheben, Kniebeugen und Laufübungen konnte sie auch nicht anders, als ihre Schüler in Ruhe zu lassen, weil sie sonst zusammengebrochen wären.
Einige von ihnen saßen schon am Rand – auch Snape, aber wohl nicht aus Gründen der Erschöpfung, sondern des Stolzes. Er bedachte Annekatrin mit einem Blick, der eines Basilisken würdig war.
„Nun ...“ begann sie erneut, „... es ist mir durchaus klar, dass in unserer Welt die Geisteskraft mehr zählt als Körperkraft, doch angesichts der Tatsache, dass die wenigsten von euch der Geisteskraft von Voldemort und seinen Anhängern gewachsen sind, möchte ich vorschlagen, dass ihr von nun an auch eure Körper stärker trainiert.
Es wäre schön, wenn ihr euch dazu durchringen könntet, jeden Abend oder Morgen ein paar dieser Übungen zu machen, dann haben auch die Zauber, die ich euch gleich beibringen werde, mehr Effekt.
Wer möchte, kann sich auch meiner persönlichen Trainingsstunde anschließen. Jeden Morgen um sieben geht’s los: Eine Runde um den See laufen und dann einmal durchschwimmen.“
Die Schüler schauten einander leidend an und gaben Laute der Unlust von sich, aber vielleicht würden doch einige ehrgeizige Jung-Physiomagi auftauchen.
Um sie alle etwas aufzuheitern, erklärte Annekatrin ihnen schließlich den kraftverstärkenden Zauber, den sie auch benutzt hatte um Snape ins Schloss zu tragen und später dann um seine Mauer einzuschlagen.
Damit konnte man nicht nur schwere Sachen heben und Dinge kaputtmachen, sondern auch die Sprungkraft verbessern, vor allem wenn man gleichzeitig einen Antischwerkraftzauber anwandte.
Letzterer kam bei den Kursteilnehmern besonders gut an und machte die Qualen vom Anfang der Stunde fast wieder wett.
Lachend und juchzend sausten die Schüler durch die Große Halle, sprangen an die Decke, stießen sich von den Wänden ab oder machten Salti und Rollen in der Luft. Natürlich gelang es den wenigsten von ihnen gleich – die meisten standen noch immer mit beiden Füßen fest auf der Matte und kniffen die Augen zu um sich besser konzentrieren zu können, oder sie hüpften auf und nieder in der Hoffnung, plötzlich einmal langsamer wieder herunterzufallen.
Die Lehrer beschränkten sich zumeist nur darauf, würdevoll einige Meter über dem Boden zu schweben und die Vorteile dieser Technik zu diskutieren. Bei Snape sah das besonders beeindruckend aus und in seinen langen schwarzen Gewändern wirkte er wie Dracula persönlich. Annekatrin schmiss sich innerlich weg vor Lachen. Sie machte ihn natürlich nicht darauf aufmerksam, dass die Schüler sich heimlich irgendwas in der Art von „übergroße Fledermaus“ zuflüsterten.
Als sich die Stunde dem Ende neigte, fragte sie wie üblich, ob noch Unklarheiten bestanden oder jemand Fragen hatte. Normalerweise war das nicht der Fall, oder es handelte sich um Kleinigkeiten, doch heute wollte ein Mädchen wissen: "Wie kommt es eigentlich, dass man überhaupt ohne Zauberstab zaubern kann? Und warum zaubern wir dann nicht immer ohne?"
Das war ein kompliziertes Thema und eigentlich wollte Annekatrin sich nicht mit grauer Theorie aufhalten, doch hierzu musste sie jetzt wohl ein paar Worte verlieren.
"Hm. Na gut.“ begann sie, "Ich erzähle euch jetzt etwas, das ich mal in Magietheorie gelernt habe – das war eins unserer Fächer im Studium.“ Sie machte eine kurze Pause um sich zu räuspern. Dann dozierte sie: „Und zwar – ist der Zauberstab nur ein Vertreter einer Gattung von Gegenständen, die wir 'Fokus'* nennen. Fokusse dienen dazu, die magischen Kräfte zu bündeln und zu kanalisieren. Dadurch entfalten sie natürlich auch eine viel stärkere Wirkung.
Außerdem unterstützen die magischen Eigenschaften des Stabes die Magie, die aus uns selber kommt in einer Art – ähm – Resonanzerscheinung."
Hier erntete sie viele verständnislose Blicke.
"Da wir uns alle in unseren magischen Kräften etwas unterscheiden, müssen auch unsere Zauberstäbe unterschiedlich sein, daher die individuelle Kombination aus magischem Kern und Holz. "
Hier hingegen ging ein sanftes "Ah!" durch die Menge. McGonagall nickte zustimmend.
"Trotzdem kann man auch mit dem Stab eines anderen akzeptable Ergebnisse erzielen, wenn die Übereinstimmung groß genug ist, wie es vor allem bei den Stäben von engen Verwandten der Fall ist.
Man kann statt eines Zauberstabes auch einen komplett anderen Fokus verwenden. Die Schamanen zum Beispiel benutzen Fetische und die asiatischen Magier Spruchkarten, auch Bannbriefe genannt."
Sie verfiel in einen Plauderton: "Mein Kumpel Senshi schleppt immer einen ganzen Packen Papierstreifen mit sich herum, auf die er vorher in einer speziellen Zeremonie Bannsprüche und andere Zauber geschrieben hat. Wenn er diese Zettel auf einen Gegner oder ein Objekt wirft, bleiben sie haften und erzeugen eine bestimmte Wirkung."
"Wie kann man denn Papierzettel werfen?" ertönte eine Frage aus den hinteren Reihen, "Die flattern doch weg."
"Och, das geht schon. Die Zettel sind ja durch die Zeremonie selber zu magischen Objekten geworden und verhalten sich nicht mehr wie normales Papier. Sie können steif wie Blech werden. Manchmal hängt Senshi ein paar von denen vor sich in die Luft. Sie schweben dann in einem Halbkreis vor ihm und er schickt sie mit einer kurzen Berührung los."
Sie sprach nun in einem formaleren Tonfall weiter: "Wir können also Zauber nicht nur in 'verbal' und 'non-verbal' einteilen, sondern auch in 'mit Fokus' und 'ohne Fokus'.
Ihr habt übrigens alle schon mal einen Fokus hergestellt, seit ihr hier in Hogwarts angefangen habt.“ eröffnete Annekatrin den Kindern. Die guckten verwirrt und überlegten, wann sie schonmal einen Zauberstab oder etwas Ähnliches gebaut hatten.
„In ‚Zaubertränke'.“ erklärte sie ihnen schließlich, „Dort stellt ihr eine Flüssigkeit her, die Magie bündelt und dann damit einen bestimmten Effekt erzeugt.“
Annekatrin machte eine kurze Pause um diese Information eindringen zu lassen, dann fügte sie abschließend hinzu: „Sollte sich einer von euch für das Thema Fokusse interessieren, so lege ich demjenigen Werkzeuge der Magie von Wilhelm Alexander Gottheiß ans Herz. Das wurde sogar ins Englische übersetzt."
Mit dieser Empfehlung und einer weiteren Erinnerung, sich in der Freizeit mit Leibesübungen zu beschäftigen, entließ sie die Kursteilnehmer und begann, die Große Halle wieder so herzurichten, wie sie normalerweise war.



* Die Idee stammt aus dem Rollenspiel „Shadowrun“ von WizKids Inc. und Fantasy Productions.

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Beitragvon Wehwalt » Fr 01 Sep, 2006 01:23

Die FF wächst rasch, da hat man Mühe, nachzukommen. Nun habe ich die Beiträge dieser Woche endlich nachholen können.
Welch ein Variantenreichtum, welche Fleißarbeit, nicht nur eine hübsche Handlung zu erfinden, sondern auch die Zaubererwelt durch so viel interessante Magie zu bereichern. Klingt bei Dir meistens sogar logischer als die Zaubereilehren der Großen JKR daselbst. Erinnert mich ein bißchen an das "Komponieren" in Doktor Faustus: Seitenweise wird da eine Musik beschrieben, die nie je erklungen ist oder deren Noten ein Stück Papier gefüllt hätten ...
Und daß sich die in den Snape verknallt, hab ich mir zwar schon seit dem Aufeinandertreffen in der Bibliothek gedacht, aber Du hast es wirklich sehr nachvollziehbar sich aufbauen lassen.
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Beitragvon Zilla » Fr 01 Sep, 2006 01:33

Gott sei Dank ist mir das gelungen. Ich finde, es ist immer noch ein bisschen unverständlich, aber naja - Der Liebe verschlungene Pfade...

Auf jeden Fall vielen Dank für eure Lesetreue und eure lieben Kommentare! *freu*

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Beitragvon Denkarius » Fr 01 Sep, 2006 09:43

Hallo Zilla,

lese seit ein paar Tagen immer mal wieder Stück für Stück Deine FF durch und wollte so quasi als Zwischenstatement schonmal meine Begeisterung zum Ausdruck bringen...

Hatte die Kommentare der anderen gelesen und muss sagen, die haben alle nicht übertrieben !!

Die Idee, aus der Sicht einer neuen Lehrerin zu schreiben bringt für das ganze eine ganz neue Perspektive und ich bin gespannt, wie es weitergeht....

*sich hastig die passende Stelle zum Weiterlesen sucht*
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Beitragvon Zilla » Sa 02 Sep, 2006 16:43

So, nach einigen Tagen Umbauarbeiten kommt mal ein neues Stück von der FF. Falls ihr euch fragt, wann endlich mal was passiert: Im Februar.
Aber ihr dürft euch schonmal auf die Quidditch-Saison freuen.


McGonagall kam nach vorn und begann, Annekatrin zu helfen. Sie ließen die Matten verschwinden und erschufen die vier Haustische und den Lehrertisch wieder.
„Haben Sie darüber nachgedacht, Hauslehrer zu werden?“ fragte die Direktorin.
„Ja, habe ich.“ antwortete Annekatrin, während sie einen Kerzenleuchter, der mit einem Schwebezauber zwischen den Kerzen an der Decke gelagert worden war, wieder zurück auf den Lehrertisch stellte, „Und ich glaube, ich kriege das hin. Ich mach’s!“
„Dann wünsche ich Ihnen viel Glück!“ sagte McGonagall, „Sie sind ab sofort die neue Hauslehrerin von Gryffindor. Herzlichen Glückwunsch!“ Und dann lächelte sie sogar.

Beim Abendessen gab die Direktorin den Umstand den Schülern bekannt. Unter den Gryffindors brach sofort Jubel aus und auch die Ravenclaws und Hufflepuffs applaudierten.
Die Slytherins klatschten unenthusiastisch ein paar Mal in die Hände und wandten sich dann den gerade erschienenen Platten voller Essen zu.
Annekatrin drehte den Kopf nach rechts, weil sie wissen wollte, was Snape davon hielt. Er schaufelte sich mit grimmigem Gesicht Kartoffeln auf den Teller. Als er Annekatrins Blick bemerkte, hielt er inne und sah sie an.
„Warten Sie darauf, dass ich Ihnen gratuliere?“ fragte er, „Tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber es ist keine außergewöhnliche Leistung, Hauslehrer zu werden.“
Annekatrin zog pikiert die Augenbrauen hoch.
Snape nahm sich die Schüssel mit den Bohnen und redete ungerührt weiter, ohne Annekatrin überhaupt anzusehen: „Besonders nicht in Ihrem Fall. McGonagall tut mir fast leid, dass ihr keine bessere Alternative zur Verfügung stand.“
„Sie sind ein Ekel ohne Gleichen.“ teilte Annekatrin Snape kopfschüttelnd mit, so voller Staunen über seine Gemeinheit, dass sie ihm nicht mal böse sein konnte.


Gemein blieb er auch weiterhin. Wie immer drangsalierte er die Gryffindors in seinen Stunden und zog ihnen ohne jeden Grund Punkte ab.
Doch jetzt lag das in Annekatrins Verantwortungsbereich. Und als sie einmal den kleinen Shannon Langley weinend auf der Treppe sitzen sah, war das einmal zu viel.
Fünf Minuten später stürmte sie wütend den Gang zu Snapes Büro entlang.
Ohne anzuklopfen riss sie die Tür auf und stand in der Mitte des Zimmers, noch bevor er den Kopf gehoben hatte und sie ansah.
"SEVERUS!" donnerte sie.
Er erhob sich und trat hinter seinem Schreibtisch hervor, an dem er gesessen hatte und Aufsätze gelesen, auf seinen rechten Arm gestützt und die Nase kaum zehn Zentimeter über dem Papier.
Obwohl Annekatrin sich sicher war, dass ihn ihr unvermitteltes Erscheinen erschreckt hatte, fragte er jetzt mit gelangweilter Stimme: "Was wollen Sie?"
'Dass du mich heiratest.' dachte sie, 'aber abgesehen davon...' "Dass Sie aufhören, die Schüler meines Hauses so schlecht zu behandeln."
"Vielleicht sollten Sie die Schüler Ihres Hauses dazu anhalten, sich besser zu benehmen. Ich setze nur die Schulregeln durch." antwortete Snape in einem so gut gespielten Tonfall, dass es klang, als ob er fast selbst dran glaubte.
"Natürlich." schnaubte Annekatrin. "Und was war mit Shannon Langley? 'Zwanzig Punkte Abzug für himmelschreiende Dummheit'? Er hat lediglich Nesselwurzeln mit getrockneten Plimpy-Beinen verwechselt." beschwerte sie sich.
Ein schmieriges Lächeln erschien auf Snapes Gesicht: "Wenn Sie etwas von Zaubertränken verstünden, wüssten Sie, dass diese Verwechslung gleichbedeutend ist mit himmelschreiender Dummheit."
"Und Ihre Strafe ist gleichbedeutend mit himmelschreiender Ungerechtigkeit!“ brauste Annekatrin auf, „Ich werde es nicht tolerieren, dass Sie meine Schüler weiterhin für jede Kleinigkeit bestrafen, während die Slytherins andere Leute verhexen und damit davonkommen."
"Was wollen Sie tun? Zu McGonagall gehen? Sich bei ihr ausweinen, dass Sie nicht mit ihrem bösen Kollegen fertig werden?" spottete Snape.
"Sie war noch vor wenigen Monaten selbst in meiner Situation, nicht wahr?" antwortete Annekatrin mit einem feinen Lächeln auf den Lippen, "Ich bin sicher, sie wird meinen Standpunkt verstehen. Und angesichts der Tatsache, dass Sie ihr Ihre Freilassung verdanken, könnte gerade sie in der Lage sein, Sie zu ... überzeugen."
Snapes hämisches Grinsen war verschwunden. Er schaute Annekatrin jetzt abschätzend an. "Sie erpressen mich." sagte er langsam.
"Wie überaus scharfsinnig Sie doch sind."
"Ist das nicht unter Ihrer Würde?"
Offenbar hatte er zu einer neuen Strategie Zuflucht genommen und wollte jetzt an Annekatrins Prinzipien appellieren, doch die hatte nicht vor, sich hereinlegen zu lassen.
"Wen kümmert's?" fragte sie kalt und zuckte mit den Schultern, "Solange ich mein Ziel erreiche..."
Snape schien jetzt wirklich ein bisschen besorgt zu sein. Doch dann musterte er Annekatrin skeptisch und meinte, nicht ganz überzeugt: "Sie denken nicht wirklich so."
"Ich würde mich nicht drauf verlassen." antwortete sie spitz.
Sie schaute ihn noch einen Moment lang fest in die Augen um ihm zu zeigen, dass sie es ernst meinte, und marschierte dann mit energischen Schritten davon. Sie vollführte eine Bewegung mit ihrem Zauberstab und die Tür flog von ganz alleine auf, sodass sie ohne langsamer zu werden hindurchstolzieren konnte.

"Ein gelungener Abgang." dachte sie, als sie den düsteren Korridor entlang lief. Das Ende ihres Gesprächs war tatsächlich nur gespielt gewesen, wie Snape ganz richtig vermutet hatte. Sie war natürlich kein Mensch, der seine Ziele ohne Rücksicht auf Verluste durchsetzte, aber vielleicht war es ganz gut, wenn Snape das glaubte.
Sie dachte wieder an die überaus gemütliche Einrichtung seines Büros, vor allem an die originelle Wandgestaltung aus konservierten Tieren.
Ihr wurde bewusst, wie gestört ihr Liebster eigentlich sein musste, um sich in einem solchen Raum wohlzufühlen.
Bisher hatte sie immer gedacht, die Regale im Zaubertränke-Klassenzimmer, in denen ebenfalls Glasgefäße mit eingelegten Kreaturen standen, wären schon Jahrzehnte alt, aber offenbar hatte doch Snape sie dorthin gestellt, wenn auch sein Büro so aussah.
Woher hatte er die alle? Sammelte er die etwa so wie andere Leute Schmetterlinge?
Ziemlich krankes Hobby.
‚Hoffentlich besteht er nicht darauf, unser Schlafzimmer auch so einzurichten, falls wir mal zusammenziehen.’ dachte Annekatrin. Eine tote Feuerschnecke über ihrem Bett würde sie nicht gerade anmachen.


Das folgende Kapitel widme ich zwei Freundinnen, die unbedingt ein Kostümfest zu Halloween haben wollten.

Am Tag darauf gab sie sich mit weniger gestörten Leuten ab. Wieder einmal saß sie mit Tonks auf einer Bank am See und unterhielt sich mit ihr. Sie hatten sich eine mit einem Warmhalte-Zauber belegte Flasche voll heißem Tee mitgenommen, damit sie trotz des nasskalten Wetters ein bisschen frische Luft schnappen konnten. Dies war der erste Tag seit zwei Wochen, an dem es nicht regnete. Die Wolken hingen dunkel und schwer über dem See und obwohl es erst halb vier war, herrschte ein düsteres Licht.
Annekatrins Stimmung war ähnlich düster. Sie machte sich ein bisschen Sorgen um die Kinder.
"Die Schüler langweilen sich.“ klagte sie Tonks ihr Leid, „Normalerweise findet um diese Zeit der erste Hogsmeade-Ausflug statt, aber die wurden alle gestrichen. Dazu versaut ihnen das eklige Wetter den Spaß am Quidditch und dann noch die ständigen Schreckensnachrichten... Ich glaube, viele wären lieber zu Hause bei ihrer Familie. Sie tun mir so leid."
Tonks versuchte, sie zu beruhigen: "Dafür ist ja bald Halloween. Das wird sie aufmuntern."
Annekatrin war nicht überzeugt. "Ja, aber was ist Halloween schon ... ein paar Fledermäuse und Kürbisse und viel zu Essen, so weit ich gehört habe. Ist zwar nett, aber wenn man's dreimal mitgemacht hat, ist es auch nicht mehr so spannend."
"Hm... Hm..." meinte Tonks und biss sich auf die Unterlippe. Nach einer Weile sagte sie: "Weißt du, was ich gehört habe?"
"Nein, woher?" fragte Annekatrin trocken. Sie war ja kein Legilimentor.
"Von meiner Mutter. Sie hat eine Brieffreundin am Hexeninstitut von Salem in Amerika." berichtete Tonks aufgeregt weiter, ohne Annes Ironie zu bemerken, "Dort verkleiden sich die Kinder zu Halloween als Gespenster und Vampire und irre Axtmörder und was weiß ich nicht alles. Das könnten wir doch auch machen!
Sie werden damit beschäftigt sein, sich ein Kostüm zusammenzustellen und das Fest wird sicher viel aufregender - Meinst du nicht, das wird sie ablenken?"
"Ein Kostümfest? Hm ... interessant ist die Idee schon. ... Eigentlich sogar ziemlich gut! ... Auch wenn ich befürchte, dass einige der älteren Schüler es vielleicht albern finden... Lass uns mal McGonagall fragen!"

Die Direktorin war skeptisch. Das Halloweenfest hatte lange Tradition in Hogwarts und es war noch nie anders verlaufen. Außerdem war ihr zu viel Ausgelassenheit angesichts von Voldemorts Machenschaften nicht geheuer.
Doch sie sah ein, dass gerade etwas Ausgelassenheit den Schülern gut tun würde.
„Gut, ich erlaube es.“ sagte sie schließlich, nach einem Blick auf Dumbledores Portrait, das ein amüsiertes Schmunzeln zur Schau trug. Annekatrin hätte schwören können, dass es soeben noch ermutigend genickt hatte.
Während sie und Tonks einander triumphierende Blicke zuwerfend McGonagalls Büro verließen, hörten sie sie noch murmeln: „Hoffentlich wird das kein zweiter ... Valentinstag!“





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O


Halloween mal anders


Das diesjährige Halloween-Bankett
wird zu einer Kostümparty ausgedehnt
werden.
Alles Gruslige, Schräge, Erschreckende,
Erstaunliche, Lustige oder Seltsame
ist willkommen.
Das beste Kostüm gewinnt einen Preis.


Lasst euch was einfallen!


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